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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.08.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-08-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188408027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-08
- Tag1884-08-02
- Monat1884-08
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.08.1884
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Erscheint täglich früh S'/.UHr. Krst«ti»> »»t Lrprdltisll Iohanoeögasse SS. Sprecht»»«» »er Kedacttsn: Vormittag« 10-12 Uhr. Nachmittag« 5—8 Uhr, ht.,»«, »tw»»»< wu>ei»-dter «»»-tcrtrr, »ach» sich »k ««.Id» »Ich, »a»t»dltch. Annaßmr her für »t« »stchstkpltzoß« N««»er ßestt«»te« L«ser,»e au Kocheutug«, »K L lltzr Nachmittag» ,« Sa«»- »ns Festt«,e« früh hi»' Uhr. 3u de« Miülr» str 3ns.-)i>n»h»e: Ott« Ule»». Universi«S»«straße 21, Lsuts Lösche, Kathariueustraße 18, p. n»r dt» '/^ Uhr. Wgtr.TllgMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. ^ris. Zur gchlligen Veachtllng. Unsere Expediüon ist morgen Sonntag, -en S Angust, Bormittags nur bis 1«» Uhr geöffnet. Lxpvelltlon 668 I^Iprlxyr l'ugvdlLttvu. Amtlicher Theil. vkkanuimilchlllß. Die Maurer« und Scbloflerarbttten behus» Herstellung v»n Nsermanern und Geländer am Schulplatze und kurgen- stein» Garten sind vergeben und werden die unberücksichtigt gebliebenen Submittenten deshalb hiermit ihrer Offerten entbunden. Leipzig, am 24 Juli 1884. Der Skat- der Stadt Leipzl«. vr. Gcorgi. Clchonu«. Sta'dlbibliothtk. Zu der alljährlich vorzunehmendea Rttnignng und Revision der Stadtbibliothek ist die-mal die Woche vor« LI. dt< zu« Lv. Mugust bestimmt worden. An«leihu»gen finden in dieser Woche nicht statt. Leipzig, den 1. Angust 1884. vr. Wustmaun. Vekanntmachll«-. Der tm hiesigen Georgenhause dekinirle, am 2. Ottober 1659 allster geboren« Dachdecker Georg Heinrich Richard Mäher ist von de« ihm «n N. d«. Mt«, «erstattete« >u«ga»ge nicht Mieder io da« Georgen Han« zurückgekehrt oud treibt sich vermnthlich ardeitslo« und bettelnd »«her. n»h »»« schieunigst^Mitthttl«.?^, mathnu^"^^ ^ verhaften Leipzig, de» SV. Anti 1884. vn» V-U^tamt »er Statzl Bretschneider. Rsbr. L«ctr-«. Mota«. da« 4. 1884, Barmittag« 1v Uhr solle» i« »uctionslocale de« hiesigen Ksaiglsthrn Amisgerichi« 5 Rollen Abziehbilder (Metochromatypir aaldbedeckt) mttstbittcud gegen sofortige Vaarzahlung Sffentlich versteigert werden. Leipzig, 86. Juli 1884.Singer, «erichttuollz-ch-r. Vsoverdlnsung. Dt« Sftftrn», der Haustrinsackel ^ud Schackstrine für den Renda« der Bürgerschule Hierselbst soll im «ege der öffentliche» Berdlnguag veraeben werden. Termin hier»« ist auf Mvtt»«ch. de« «. klnguft ». A», v«r»ittn»» U» Uhr im Rathhanssaale angesetzt. Zeichnung, Anschlag und Bedingungen könne« i« Stabt- secrrtattate während der Vurenustundrn etugesehen «erden, «ilenbnrg. de» S1. Juli 1884. Der Magistrat. Nichtamtlicher Theil. Jur verfassun-s-Revision iu Frankreich. * G» war mit ziemlicher Gewißheit vorau-znsehen, daß di« Frag« der BerfassunaSrevisiou in der französischen Kammer und zumal im Senate nicht so glatt verlaufen werde, wie e» die Regierung wünschen mochte. Um die in Lu«s,cht stehenden Schwierigkeiten zu beseitigen, welch« gegen die Absichten der Regierung zu besorgen waren, hat Herr Ferrh sich entschlossen, eine Versammlung der beiden großen Gruppen der Kammer, der demokratischen llnaum und republikanischen Union, einzuberuseu, welch« bereit» statt- gesunde» hat. In dieser Versammlung erklärte der französische Minister präsident, er könne sich nur al« Vermittler zwischen beiden Kammern bettachten. Wenn er die Revision fallen ließe, führte er weiter au«. so wäre eine überau« kostbare Zeit verloren, ja da« verhältniß zwischen beiden Kainwern würde ebenso beklagen-werth sein wie die Wahlsituatio». Ferrh betonte auch, er habe namentlich die Versammlung ei»berufen, um z« erfahren, welcher Meinung di« Kammer hinsichtlich de- Artikel« 8 sei, welcher sich aas di« finanziellen Befugnisse de« Senat» beziehe. Der Ministerpräsident erklärte al«dann, er würde eine Interpellation ao- nehme» »ud die verttanrutfrage nicht stellen, »eil er die«, nach de» vielen vertrauenskundgebungeu, welche er erhalten, nicht für »othwendig erachte. Er wünsche vor Allem nur zu wisse«, ob die Kammer geneigt sei. den Vorschlag, den er bezüglich der finanziellen Befugnisse de« Senat» gemacht, an- »UNkhmen; wäre die» nicht der Fall, so müßte eine bessere Lösung gesunden werden. Sei Letztere« nicht möglich, so würde sich die Regierung mit dem Artikel 8» wie ihn dt« Kammer votirte. einverstanden erklären. E» entspann sich nun ein« längere Verhandlung, deren B«schtlisse aber alle verneinend ««»fielen. Der Regierung wurde keinerlei Mandat ertheilt. im Namen der Kammer vor dem Senate irgend welche Erklärung abzugeben, da« Amendement Bcrlet bezüglich de« Artikel« 8 wurde vetworfrn, »ud auch der Vorschlag der Regierung abgelehnt. E« wurde beschlossen, nicht zu rnterpellireo, ja man einigte sich dahin, die ganz« Verantwortung dem Senate za überlassen. Man sprach di« Ansicht au«, wenn der Senat di« Aenderung de« Artikel« 8 verwerfe, so müßte ja. fall« die Regierung den Tongeeß wünsche, eine geänderte Resolution vor die Kammer gebracht werden, welche sich alsdann au-zusvrecben hülle. Der Ministerpräsident wurde durch diese« Verhalten der Mehrheit in «in« sichtlich peinliche Lage versetzt; er hatte dem Senat« versprochen, ihm die Meinung der Kammer mit» zntheilen, aber nun vermochte er keinerlei Bürgschaft zu über- aehmen, weil die Versammlung e« ablehnte, ihr Gutachten vor dem formellen Beschlüsse de« Senat« abzugeben Was nun die Verhandlungen de« Senat« betrifft, so b«G«m di« Sitzung desselben mit der Zurückziehung de« Sonnabend ven 2. August 1884. Amendement« Beriet, welche« sich aus den Artikel 8 bezog. E» kam nun zu längeren, ziemlich lebhaften AuSeinandcr- setzungea. So fragte Buffet den Minister, ob der Senat sich nun mit dem Artikel 8 zu beschäftigen Hab«. Der genannte Redner bemerkte unter Anderem, der Minister Hab« erklärt, ohne den Artikel 8 sei die Revision ein lebloser Rumps, dürftig und lächerlich, we-halb er sie nicht vor der Kammer vertreten könne. Buffet schloß mit der Frage, ob der Ministerpräsident seine eben angeführte Erklärung, die alle Welt kenne, noch ausrecht halt«. Ferrh erwiderte gereizt, er habe dem Senate über außerparlamentarisch« osficiöse Be rathungen keinerlei Rechenschaft zu geben. Diese Worte de« Minister» riefe» in der Versammlung einen großen Sturm der Entrüstung hervor. Nachdem derselbe sich einigermaßen gelegt hatte, «merkte Ferrh weiter, die Regierung wolle da« Amendement Beriet nicht aufrecht halten, trete aber für die Revision de- Artikel« 8 ein. Jedenfalls werde sich die Regierung die Freiheit bezüglich ihrer Entschließungen wahren. Nun wird zur Abstiuunung geschritten und die Revision de« Arlikel« 8 mit großer Mehrheit abgetrhnt; kaum vierzig Stimmen wurden für diesen Paragraph abgegeben, lieber den Eingangsartikel de« Entwurfes, welcher nur im All gemeinen die Versaffungsrevisioa empfiehlt, wurde geheim abgestimmt;«« ergaben sich dafür 145 und dagegen 118 Stimmen. Daraus wurde der gesammte Revision» - Gesetzentwurf mit 1S5 gegen 111 Stimmen angenommen. Was da« Schicksal de« Revisionsenttvurfe« in der Teputirtenkammer betrifft, so ist bereit« telegraphisch gemeldet worden, daß er dort von dem Ministerpräsidenten Ferry eingrbracht wurde, der auch die Dringlichkeit der Berathung empfabl. Nur der Bonapartist Ioliboi«, sowie Lockroh von der äußersten Linken «rhobeo sich mit dem Einwurse, die Kammer sei nicht drr Ort, um über die Vorlage zu berathen, irril jene und der Senat erklärt hätten, die Verfassung«, revisivn gehöre vor den Eongreß, welcher allein über die Puncle zn bestimmen habe, welche einer Revision unterzogen werden sollen. In dieser Richtung brachte nun Lockroh einen Antrag eia, der indeß mit 27S gegen 224 Stimmen abgelehnt wurde, woraus die Kammer die Dringlichkeit beschloß. Schließlich nahm dieselbe in ihrer Donnerstag-Sitzung, wie schon der Telegraph gemeldet hat. die Revistonsvorlage nach einer unerheblichen Debatte in Uebereiustimmung mit de» Senalsbekchlüssen mit 294 gegen 19t Stimmen an. Da diejenigen Deputaten, welche rhre No "ent« z. rückgezog«»^ Pie Erklärung ab- gabech sie im 1.. ^-effe weder einznbriner^ so wird in diesem die Revision«angelegenheit ihre Fortsetzung finde». Leipzig, 2. August 1884. * Die Geschichte der „deotschrn freisinnigen- Partei liefert ein lehrreiche» Beispiel dafür, wie schnell sich nicht nur Verhältnisse, sondern auch Auffassungen ändern, und e« ist zur Charakterisirung dieser eigenthümlichen Partei» bildung nicht ohne Interesse, gelegentlich einmal einen Blick aus eine noch gar nicht weit zurückliegende Vergangenheit zn werfen. Im April 188V machte LaSker für seine Person den Anfang mit der Secession au« der nationattiberalen Partei, und e« ist nicht mehr al« billig, daß da« neue „ABC-Buch für reich«treue Wähler" diese« zuvor von der Fortschrittspartei wegen seiner politischen Thaleu best- gehaßten und bestverleumdeten Politiker dafür al« einen »um die Entwickelung unsere« Vaterland«« zur Einheit und Freiheit hochverdienten deutschen Patrioten' seiert — eine treffende Selbstkritik der Fortschritt-Partei, die indessen nicht auffallrn kan» bei denen, welche es lieben, sich al« die Vertheidige, der gegen ihrrn Widerspruch von Anderen gemachten Errungenschaften aufzuspieleu oud dieselben nachlräglick gewissermaßen für sich zu annectiren. In der genannten officieücn deulschsreisinnigen Agitatioa-schrist heißt e«: LaSker trat au« der nationatliberalen Part« au», .al« sie ihr« liberale Vergangenheit immer mehr verleugnet«." In demselben April 1880 aber, in welchem La«ker au«trat. und in »oelchem die natioualliberale Partei nach jetziger deutsch freisinniger Verkündigung bereit« ihre liberale Vergangenheit verleugnet hatte, hielt Herr Rickert, jetzt neben Herrn Richter da« eifrigste Mitglied der vergrößerten Fortschrittspartei, jene wiederholt erwähnte fulminante Rede zur Militairvor- lage, iu welcher die Haltung der oatioualliberalen Partei gegen die Angriffe. Richter'« eine so glänzend« Vertheiviaung fand. Diese Rede ist besonder« werthdoll durch ihre Au», jubrungen über da« sogenannte Septennat und seine Ver träglichkeit mit dem liberalen Princip. »Meine Herren", sagt Herr Rickert, ..der Herr Abgeordnete Richter begrüßt «» mit großer Genugtuung, daß der Abg. La«krr die Grenze der liberalen Forderungen bezeichnet hat. an welcher er still steht. Nun, so soll r» doch offen gesagt werden, welche« ist diese Grenze hier? Ich wünsche, daß da« Volk darüber entscheide in seinem Uriheil. Mein verehrter Freund La«ker, über dessen Red« ich mich innig gefreut Hab« wegen ihrer Xnh«, ihrer Klarheit, ihrer Mäßigung — er hat für sich die Grenze bezeichnet bei der Bewilligung auf drei Jahre. Herr College LaSker hat für die einjährige Bewilligung gesprochen, er wird für die dreijährige stimmeü. Im Jahre 1»74 hat er für die siebenjährige, für da» Septennat gestimmt und gesprochen. — Die Grenze der liberalen Forderung ist hier für Herrn Richter die Bewilligung auf 3 Jahre; S Jahre oder 7 Jahre gehen darüber hinaus. Ja, meine Herren, wenn darin da« Wesen de« Liberali«mu« besteht, daß man auf Z Jahre bewilligen kann, 5 oder 7 Jahre nicht, dann quittire ich sehr gern mein Mandat und meine politische Stellung überhaupt." So im Jahr« l88ü. und heute ist Herr Rickert mit Herrn Richter vereinigt aus Grund eine« Programm», in welchem sich die Feststellung der Friedrnspräseni aus S Jahre al« einer der Hauptpunkte findet. Am lv. April >880 ries Herr Rickert seinem jetzigen Parteiführer die großen Worte entgegen: „ver langt denn der Herr Abg. Richter, daß ich mich seiner lieber, zeugung «nterordnen soll? Wäre denn da« ein Beweis eine« großen Cbarakter«, daß man der Ueberzeugung eine« Andern folgt, er mag immerhin überlegen sein? Nein, verehrter Herr, ich und meine Freunde werden unserer Urberzeugung solgen und nicht der Ihrigen. Da- wird jetzt und in alle Zukunft geschehen." Wir verzichten darauf, an diesen seinen eigenen Worten die Haltung ro messen, welche Herr Rickert mit seinen Freunden bewiesen hat. seitdem sie unter dem Vor wand«, die nationalliberale Partei fei zu nachgiebig gegen den llltramontaniSmu« — sie überließe» hinfort den National- liberalen die Verteidigung der wichtigsten Positionen gegen die Angriffe de« Centrum« allein — zu Herrn Richter ab« Auflage L8,6V0. Ilbonltrmklltiprki» oiertelj. 4V, Kvl. mcl. Briugrrloh» 5 Mk.. durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Ps. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilage» sla Tageblatt-Format gesalzt) «tz»e PostbesSederung W Mü «tt PostbesSrdern», 48 «k. Iüsrrrtr «gespaltene Petitzeile L0 Ps. Größere Schrifte» laut unserem Preis, verzeichniß. Tabellarischer n. gtffernsatz nach höhen» Tarif. Lrcttmr» unter he» Leßueti»»,strich die Spaltzeile 50 Ps. Inserat» find stet« an die lch;pe»ttt»n zn sende». — Rabatt wird nicht gegeben Zahlung prnanuweranäo oder durch Post- »achaahme. 78. Jahrgang. schwenkte». Jedenfalls sollte man auf dieser Seite durch die eigene Vergangenheit etwa« vorsichtiger gemacht werden hiu- sichttlch de« Vorwurf« de« politischen Gesmming»wechsel«gegen andere Parteien. Wenn jetzt die Genossen de« Herrn Rickert in dasselbe Horn stoßen, wie Herr Richter, dann antworten wir ihnen emsach mit den Worten de« Herrn Rickert: „Mit dergleichen Redensarten wird man uns nicht davon zurück- balten, zu befolgen, wa« wir al« da« A und Z unserer Politik betrachtet haben und nach wie vor betrachten werden, nämlich: die Vorlagen, di« di« verbündeteren Regierungen un« bringen, lediglich nach ihrem inneren Wcrthe zu prüfe» und lediglich »ach der Sach« zu entscheiden." * Herr Abg. Paul Majunke, unstreitig einer der interessantesten Köpfe der ultramontanen Partei, ist also vom Bischof Herzog zu feinem seelforgerischen Berufe zurückgerufcu worden und hat seine parlamentarischen Mandate niedergelegt. Wie der Genannte diesen seinen .seelsorgerischen Berus" aufsaßt und wa« er alles unter demselben begreift — daraus wirst rin seinerzeit an die Oeffentlichkeit gelaugte« Schreiben au« dem Jahre 1871 und ein sich daran an« knüpfender Zeilung-streit bri Gelegenheit de« letzten Wahlselb- zug« so Helle Streiflichter, daß e« der Mühe lohnt, gerade jetzt, wo Herr Majunke von der schriftstellerischen zu seiner amt liche« Thätigkeit zurvckkehrt, kurz daran zu erinnern. Im März l87t, also genau iu der Zeit, al« die .klerikale Mobil machung", wie Bi«marck e« nannte, gegen da« neugcgrlindete veulsche Reich in» Werk gesetzt wurde, richtete der damalige Eaptan Majunke an die Redaktion de» in Grotlkauerscheinenden .Oberschlesische» BUrgersreunde«" einen eingesckned n-n Brief, durch welchen er derselben gewissermaßen verbot, von Privaten andere al« geschäftlich« Anzeigen auszu nehmen. Diesem Verbote War folgende wörtlich« Drohung hinzugesügt: „Sollte ich also im ^Oberschlesische,, Bürger» freund" wiederum eine Annonce j)«g«n mich oder einen andern Geistlichen finden, so werde ich, eingedenk meine« schon vor Monaten an die Redactton einaesandte» Schreiben«, die Existenzsähigkeit de« .Oberschlesischen Büraerfreunde«" von der Kanzel herab vernichten." Damit drr arme Redactrnr genau erkenne, wie r« ihm im Falle de« Ungehorsam» an Hat» und Kragen gehen würde, war da« böse Wort „dermchicn" dreimal unterstriche» worden. An diesen interessanten Vorfall batte der Aba. Berger (Mit- ten) bei Gelegenheit der letzten LanttagSmahI in einer Rede erinn«»t und denselben al« einen bezeichnende-, zu Frage klerikaler Dahldeci<.nH.-«g, -a» der Kanzel durch die «tlramonta»« Geistlichkeit und Dessen, Mas sich dieselbe gegen ihr unbequeme Leute Hera»«nehme, gekenn zeichnet. Man hätte glauben sollen, der Verfasser jene« Schreiben« würde, so unangenehm ihm die Erinnerung an das» selbe auch sein mochte, vorgezogen haben, zu schweigen. Nicht so der streitbare Herr Majunke. In einer öffentlichen Erklärung nannte derselbe, weit entfernt, sein Vorgehen durch Ucbereilung oder Heftigkeit de« Streite« zu entschuldigen, e« geradezu seine Pflicht, .nachdem freundschaftliche Ermahnungen unbeachtet geblieben find, zn einer energischen Drohung zu schreiten, die ich auch ohne Bedenken au«gestthrt hätte, wenn nicht die Redactton von jenem Tage an ihr Verhalten ge ändert hätte". Da« Wort Gotte« verpflichte, fügte er hinzu, die Geistlichen, der kirchenseinblichen Presse aus der Kanzel entgegeuzutrete». Rach vorstehenden Autlassungen de« zu seinem . seeliorgerische» Berufe" zurückbesohlenen Herrn Majunke dar/ man gespannt darauf sein, wie derselbe, nach dem er in der Presse vorläufig auSgekämpst hat, nunmehr .die Vernichtung von der Kanzel herab" von Neuem in die Hand nehmen wird. « * » * Au« bester Quelle geht der „Kvlnischrn Zeitung" au« lern eine vollständig zuverlässig« Mittheilung über den Stand der italienischen Ouarantaine - Frage zu. welche hier wörtlich mitgetheilt sei: Aus die Bermendnag, welch« der Bu»de«rath durch de» schmelze- rische» Geläut»,«» bei der italienische» Rrgiernng rintrrtea ließ, bat diese die Verfügung getroffen, daß de» Tessinern, welche aus itali«. uischem Gebiet« Grundstücke besitze», der srrie Zutritt zu denselbe, gegen A»«weise gestattet werde. Lieft Erlaubniß wird außer den Ligenthümera amh de» Pächtern, Tagelöhnern und sonstigen Arbeitern en heilt. Ludere Erleichterung«» de« Giroverkehr« sollen aoch von «eitere» Untersuchungen abhängig gemacht werd«» und es wir» der Miuister de« Innern hierüber nächsten« mit dem Prä- ketten von Eomo persöulich verhandeln. Auch in ander» Weift kaben sich in den letzte» Tagen die Verhältnisse geändert. Mit Rücksicht ans eüm» Fal» in welchem die Kraukheit nach der fünf, tägig«, Qmirantaine ««brach, wurde die Doner für dir französische »u» schmeizerssche Grenze auf sieben Tage erhöht, aber gleichzeitig auch ein« ftlnftägig« Absperrung aus der ganzen Rorbgrrnz« gege» Oesterreich verficht, s» best e»« aü« Lanbzuqänge von Bentiiniali« im Westen bi« an de» Golf vo» Triest geschlossen find. Unzweifel haft leibet nuter den Folge« dieser M-ßreaeln Italien selbst ebeuso sehr wir seine Nachbar«, aber e« scheint di« Bevölkerung di« Ops« gern z» tragen in de» Glanbe,. dadurch die gesürchtete Seuche ab- zxhallen Nicht a«c im Juueru de« Lande«, säubern sogar in de« Grenzgebieten verlange« die Behörden die Aujrechikolinng der Onarantaiue. I« Weiteren hat sich heranSgestellt, daß dir an italienische Ungehörige «bgegebrnen, de» Schweizern dagegen verwei- gette» Passirscheine i» der großen Mehrzahl der Fälle ohne Vorwiffe» der »»ständige» Behörde» »«» mttergeorduetrn Stellen, wie von Ge- memdevorsirhern, Zolbeamten u. s.«., „»«gegeben worden find, «ns bi« diegiall« vv» der Schweiz erhobenen Vorstellungen «nrden alle diese Scheine für uugiltig erklärt, und e« soll dir Quarantaine mit Streng, aber gleichmäßig gegen alle, durchgesühtt werden. Noch i, den letzte» Taaeu hat da« Ministerium «iuer mit der känigkicha» Familie in nächiicr Beziehung ftrheuden Persönlichkeit den freie, Eintritt abgeschlagen. Zudem ist nicht zu vergesse«, daß die Italiener unter sich selber abgesprrrt sind; Sicilftn hat ein« Quarantaine vo» zehn Tagen gegen da« ganz« übrige Italien. Diesrbe wurde ans Verlagen der ficiltanischei, Bevölkerung eingeführt nnd die Regie- rung war nicht in der Lage, deren Errichtung und Fortbestand zu hindere Wie laug« diese Zustände andauern werden, ist nicht ab- zuleheu; die italienische Regierung behauptet, sie werde und könne sich nur durch de, Stand der Krankheit i, dea benachbarten Länder» de- stimmen lassen. E« ist obzuwatten. ob ein solche« Verhalten, wodurch ei» zraße» und vrrkehrrriche« Land sich von der übrigen Welt »hatsäch. lich adschi ^ßi. aus längere Zeit mäglich ist. Sehr wahrscheinlich werde« di« Dinge sich ander« gestalten, ftt r«, daß sich die Ouarautain« ak« unylo« erweist oder daß der Schade,, den sie im Verkehr »«richtet, nach und nach unerträglich wird. Wa« die infolge der Abioerrung stattgehabten Grenzverletzungen anbeiriff». so hat die bisherige Unlnkuchnnq herautgestellt, daß einzelne Bericht« theil« falsch, theil« übertrieben sind. In Bezug auf bi« btt der italienischen Regierung anhängig gemachten Vorfälle ha« diese unserem Gesandte« ihr Bedauern autgesprvchen und streng« uud uuerbittliche Bestraiuna der Schuldige» zugeiagt. Nie die Verhältnisse »«„ liege», kann die Schweiz die Maßregel» Italiens bedauer», «her st« wird di« Folge» derselbe» wie die übrige» in der gleichen Lage bestud- lichen Länder htuuehmeu müssen. Von der deutschen Rttchsrrgleruog, welche lnsolge de« Goiihardvertrage« dieselben Berkehrtrecht« zu beanspruchen hat wie die Schweiz, sind bi« jetzt alle diplomatischen Schritte uutrrlassen worden, obschon der dentsch« Handel nicht weniger geschädigt wird al- der schweizerisch« und obschon über die Nutz- losigkeit der Quarantaine in Berlin dieselben Ansichten bestellen wie i» Beru. Oss-nbar hält die deutsche Regierung Italien z» den der- hängtea kperrmaßregrlu grundsätzlich für berechtigt und erwartet von einer Einm>Ichnng keinen Erfolg. Ob Oesterreich «tuen solchen erzielen werde, ist nach den Ergebnissen der schweizerischen Verwendung mehr al« zweiseihai!, und in Wien scheint man aoch keine Hoffnung zu haben, daß die italienische Regierung sich vou ihrem Beschlüsse werde abbriugen lassen. Italien hat sich allerdings bereit erklärt, die Sperrmaßregeln aufzaheoen, aber e« knüpft daran die Bedingung, daß die Schweiz gegen alle ihre Nachbarn einen vollständig ab schließenden Militaircordon errichte; so lange Italien sich nicht von der vollkommenen Sicherheit ein« solchen Maßregel überzeugt habe, könne e« seine Sperre nicht aushebe«. Selbstvcr,ländlich konnte der Bllndttrath zu einer Anordnung nicht die Hand bieten, oft nach der Erklärung aller SachverstSadigen ihren Zweck nicht erreichen, dagegen da« Land tu noch höhere« Maße schädigen würde, al« die« durch die italienisch« Sperre geschieht. Der Bunde«rath wird die italienische Regierung zu fernerem Entgegenkommen, namentlich zu Gunsten de« Srenzverkrhr« zu bestimmen suche» und er darf um so eher aus Erfolg hoffen, al« et Italien überhaupt darau grleae» sei» muß, so bald al« möglich einem Susaahmezustand nu End« zu macheu, dessen Nutze» sür da« eigene Land zweiselhasi, dessen Ge- sahr« und Nachthttft aber sicher und groß stud. * In der Festsitzung der bayerischen Akademie der Wissen schaften in München am 25. v. M. hat Professor von Dvllinaer »inen Bortraa über „Spanien« politische und geistige Entwickelung" gehalten, welchen die Münchener „Allgemeine Zeitung" jetzt mittheilt. Den Scbluß-Au-füh- rungen, welche sich mit der Gegenwart beschäftigen, entnehmen wir Folgende«: Al« iä Karl V. Spanien nnd Deutschland durch Persmial. »ul«» verbunden waren, blieb man sich innerlich und äußerlich fremd, kein Deutscher wttlt« am Haft de« Kaiser« in Spante», und ihrersrit« wurde» Spanier nur durch Soldatenpflicht uud Krieg ad«, al« zum Gelolae ihre« Söuls« gehörig, zeitweilig »ach Deutschland geführt. Der verwaadtschastÜche »ud poittische Baud der beiden Zweige des HauseS Haböburg, de« deutsche» und de« spanischen, erregten btt de« Deutsche» nur Furcht nnd Abnei gung. Er führt« wohl einige Spanier »ach Wien, aber nnr Diplomaten. Zudem durfte ln der hatöburgischen Zeit tt» Spanier nicht leicht iuö Ausland reise»: that er «S, so erregte er verdacht gege» sich »ud »»»fiel btt der Rückkehr dem heilig«» Officium. Seit dem veaiuu diese« Jahrhundert« iß dies anders Spanier nutz Deutsch« kühlten sich als Schicksal«, brüder, da au als waffengeavffen dem geweidschastkichea Fein» und Unterdrücker «Muüder. Seitdem hat eiudttvaendr liebevolle Be schäftigung «ft spmttArr Literatur «ch Wefchtchle tu Deutschland das Urthett über bi» LtzuuuAur de« B»>e«, fttue reiche» Anlage», sei»« mauntasuche BegMbuug, fttua» s"m-tzf» Gehalt immer günstiger aestalttt» me«, euch meist die utedttgen Llasft» »nd nutzt die Vornehme», Reich« »ud Gebildete», e« sind, welche» jene Vorzüge zuerkauat werden. Wie bewundernd und mit weich begeisterter Vrrebtsomkett hat tt, so ernstrr und strenger Völker-.,chlrr wir E. Moritz Arndt sich über dtrft« Volk ver nehme» lassen. Ich darf »nr weiter au meine» Jnaendsrennd Victor Amadeus Huber, an Wilhelm ». Humboldt, ». Hügel, Alex. Flegier, >, jüngster Zeit an Gras Schack, öausar, Lhienen-Adlerflycht, Willkomm, Miuutvtt rrtnner». Fast «schtr ich behaupten, die Deutsche, seien geneigt, die Lichtseite» des Volkes bereitwilliger, sreudiaer auzuerkenue» al« die Spanier selbst. Wenigsten« schttut mir, daß so schärft uud ttzttl« verdammend«, thcilö beklagende Urtheile and düstere hoffuuna«lose Aeußernuaen über die Zukunft diese« Volker, wie sie mir in spanischen sowohl al« in sranzösischen und englischen Kuudaednnar« ausgeftoße, sind, bri deutschen Beobachtern keinen Widerhall finden. Frag,» wir »na, wie dir Spanier sich zu Deutschland stelle», sa muß freilich gesagt Werdau: ignoti null» eavicko — da« deulsch« Volk «tt sei»«» öS Millivue» sgegen 1b Millioueu Spanier), mit seiner Literatur, der reichste», die es i» einer Sprach« giebt, ist dem Spanier bi» »vr wemge» Jahren »eit wruiger bekannt geivesen al« Frankreich, Italien und England, kaum «ehr als da« türkische uud persische Volk. Hier war also wedrr zu Neigung, »och zu Haß Stoff uud Aulaß. Der nvch immer übrrmächiige Einfluß franzSiischer Literatur und Sinneswttse steht de» deulschen Ideen nnd geistigen Erzeugnisse» hemmend im Wege; e« fehlt au Raum sür sie; man darf nur die Ueberfttznugen aus dem Französischen mit de» so seltenen lieber- traaungeu deutscher Werke vergleichen. Daß tt» große« Vaud geistiger Liuhett dft romanische» oder lateinische« Natioae» um schlinge. daß Frankreich drr gebaren« Führer «ud geistige Vormund dieser Völker sei, daß Spauie» i» Ermangelung ttuer eigenen, dem heutigen vedürsniß entsprechend«» Literatur auf dft rttchrrr »ud originalere srauzSsische anaemiesen sei, da« ist. so viel ich sehe, auch heule noch die vorderrichende Ansicht der Gebildeten jenseit der Pyrenäen. Erst kürzlich kounte Lastelar erkläre», daß Epauien moralisch ein« französische Provinz sei, ohne Widersprnch zu erregen. Indeß ist doch sei» einigen Jahren auch dort der vlstk wenigsten» einiger dervorragnlder Minner aus da« deutsche Gttstr«leben ge richtet. vor Allem ist e« der Mann, der jetzt an der Spitze der Regierung steht. Tauava« del Castilio, deffea Stimm« unsere Be achtung verdient. Bereit« vor mehreren Jahr«« hat er tu einem zu Madrid im Athenäum gehaltenen Borirage ausgesührt: Schon zu Karl'« V. Zeit Hab« der Spanier Avila, der dach de» Sieg der Spanier über die Deutsche» btt Mühlberg beschrieben, geäußert, daß »ach mensch- lichem Ermessen die ganze übrige Li>risttnd>-it zusammen nicht mächtig genug scheine, sich gegen de» Germouismu« zu wehren. Er führte dann au«, wie vor Allem tu vvlitische» Dingen die ger manischen Böller de» lateinische» überlegen seft», indem tzrttheit, aber di« gezügelte, mit strenger kräftiger Zucht uerbuudene uud »urch da« Recht geschützte Freiheit, »nr bei Engländern und Deutsche» zu finden sei. wogegen di« Romane», dir Ettaveu willkürlicher Abstrac- tioue», sich iu ewigen versuchen und Unruhe» erschöpfte». E« ist ei» spanischer Suizot, zugleich gelehrter Historiker, Pro- fessor und Staat««,,»n, der sich so »»«qttprochru hat. oud es fehlt ihm dort nicht an Gesinnung-genossen, wogegen freilich dft Republi kaner, wie Eastrlar und Garrid», ans Frankrttch baneud uud van dorther ihre Impuls« empsangeud. von de» Demichen mit Haß aud Geringschätzung reden, ihueu de» Untergang wüusche» und th» daher auch prophezeie». Immerhi» mögen wir aus der Thattach« erfreue», daß dft Pforten Spauieu« der deutschen Wissenschaft »ud Literatur endlich erschlossen sind und daß die -enuer unserer Sprache dart mit jedem Jahre sich mehre». Zudem wird gegkuwätttg in sranzösischen Büchern nnd Zeitschriften den deutschen Leistungen »«hl fünf Mal »ehr Raum «nd Aufmerksamkeil gewidmet, al« die« «ach »ar > Deeennte» der Fall war. Die Spanier werden also auch ans diesem ihn»» so gelänsige. Weg« doch aus de» größere, Reich, hum den Ocher Gttßrs- producte und Forschungen bingewnsen und mit ihnen bekannt ge macht, wobei denn di« Hoffnung gestattet ist, daß btt wachsmder Wissen»- und Idernqemttnschaft auch tt« seftere« Band wechsttftitigrr Zanttgung nnd geistige« Austausche« sich knüpfe» werde. * Der Termin zur Beantwortung drr letzten nach Peking I gerichteten französischen Note läuft mit dem heutigen I Tage ab. gleichwohl verlautet noch in diesem Augenblicke > nicht« Bestimmte« über den Stand der sranzvsisch-
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