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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.08.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-08-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188408019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-08
- Tag1884-08-01
- Monat1884-08
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.08.1884
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Erscheint täglich ftüh 6»/.UHr. Nedarlion und Lrpkditiou IohanneSgasse 33. Sprechstunden der Krdaction: BoimillagS 10—12 Uhr. Nachmittag» 5—6 Uhr. lllti» eiückgad» ein-ei-ndier Manuicrivil Müchl stch tu Sirdaclio» nicht »crdUlttlch. Annahme der für die nüchftfal,e«de Nummer bestimmten Inserate an Wochentagen bi» » Nvr Nachmittag», a» Sann- und Festtagen früh ln»' ,S Uhr. 2» den Filialen für Ins.-Tinnahme: Otto Alemm, UniversitätSstraße 21, L«uts Lösche, Kalharinenstraße 18, p. nur bis '/jS Uhr. WM.TlUMaü Anzeiger. Organ für Politik, Localgcschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Auflage LK,tt00. Zidounementspreis oiertelj. 4'/, KUr. incl. Bringerloha 5 Mk.. durch dir Post bezöge» 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Ps. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen (in Tageblatt-Format gefalzt) ohne losibesörderung 3!» Mk. Mit Poslbesorderung 48 Mk. Inserate ffgespaltene Petitzeile 20 Ps. Srögere Schriften laut uujerem Prei«- vcrzeichniß. Tabellarischer u. Ziffernsatz »ach HSHerm Tarif. Reklamen unter dem Nrdaclionvstrich die Lvalizeile 50 Ps. Inserate sind sins an die vpprditto« zu senden. — Rabatt wird n.chl gegeben. Zahlung prneuunieranilo oder durq Post- Nachnahme. 214. Freitag ven 1. August 1884. 78. Jahrgang. Amtlicher Thetl. Vrklmlitmachung. Der zweite Ter«in der städtischen Grundsteuer ist am t. August d. I. nach CinS vom Tausend deS im Kataster eiugestellten Grundwerthe» nebst der Kirchenanlage für die evangelisch.luthertscheu Kirchen vom Grundbesitz nach Höhe von Zwölf PfennigenanfeineEinheit — LUUO Mark fällig. Diejenigen Gruiidslücksöesitzer, welche Mitglieder einer andern mit eigenem GotlcShauS am Orte bestehenden an- erkannlen Religion»- oder ConscssionSgemeinsckasl sind, haben nur den dritten Tbeil kcS sonst aus ihre» Grundbesitz bez. Anlheil salleuden Beitrages zu ven Parochialanlagen zu ent richten. Die Steuerpflichtigen werden deshalb aufgefordert, ihre SleuerbetrLge von dem Termine ab bis spätesten- l< Tage nach demselben an unsere Stadtsieuer-Einnahme. Stadthaus, Odstmarkl Rr. 3 parterre rechts, zu entrichten, widrigenfalls »aa> Ablaus dieser Frist gegen die Restanten das BeitreibungS- drrsahren ringeleitel werben wird. Leipzig, den 28. Juli 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. I)r. Gcorgi. Koch. VckanntinaitllMß. Der am I. August «. v. fällige zweite Termin der StaatSgrnndfteuer ist in Gemäßheit de« Gesetze- vom S. September 1843 in Verbindung mit der durch da« Gesetz vom 3 Juli 1878 getroffenen -lenkerung nach Zwei Pfennigen von jeder Stenerrinhett zu entrichten n»v werden die Steuerpflichtigen hierdurch ouf- gesordert. ihre Steucrbciträze von genannte« Tage ab bi» spätestens läl Tage nach demselben an unsere Sladtslcuer Einnahme, Slaktbauö. Obstmarkt Nr. 3 parterre recht-, abzuführen, da »ach Ablauf dieser Frist die gesetzlichen Mahnahmen gegen die Sänmigen eintrcten müffea. Leipzig, den 28. Juli 1884. Der Rath der Stadt Leipzig I)r. Georgi. oL. Vekanntmachung. Nachdem wir die Vermessung der Stadtstnr Leipzig nnd deren Umgebung beschlossen haben, bringen wir dieses mit dem Bemerken zur allgemeinen Kenntniß, daß dem von unS mit Auftrag versehene» und legitimirteu VermeffungS- personale das Betreten der Grundstücke zu Der- messnngSzwecken unweigerlich zu gestatten, dem ge nannten Personale auch auf Verlangen die Flur und Privatgreuzen nachzuwcifen, sowie jede sonst etwa »öthige Auskunft darüber zu erthetlen ist. Die eigenmächtige LLcguahme oder Verletzung der anSgestcckten Signale, Absteckpfähle u. s w. wird hiermit bei Strafe verboten. Leipzig, am 3. Juli 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. CickoriuS. Vekanntmachung. Wegen Neupflasterung wird der PeterSstrinweg von der Pleigrnstrasie bis zur Burggasse I.Auanst laufenden Jahre» bl» zur Fertigste für allen unbefugten Fährverkehr z Leipzig » unbefugt . den 28. Juli 1884 ten Fährverkehr gesperrt vom ellaag Der Rath der Stadt Or. Georgi. etsckmer. Bekanntmachung. Der Straßcntbeil der Großen Aleischergass» zwischen der Kleinen Fleischergaffe und dem Eingang« zum Neukirchhos wird wegen Wafferleitungsarbeitcn vom K. August lausen den ZahreS ab aus ca. 3 Tage für allen unbefugte« Fährverkehr gesperrt. Leipzig, den 28. Juli l884. Der Rath der Stadt Leipzig. Kreisch Vr. Georgi. schwer. Vönigt. Vaugewerkenschnle zu Leipzig. Der Unterricht in der königl. Baugewcrkenschul« beginnt «» 2 Lrtober früh 8 Uhr. Montag. den 2S. September früh 8 Uhr findet t« Gchul- locale (Nvrdstraße, Realschule II. Ordnung) die Prüfung der für den 1. Eurs Neueintretenden statt. Dienstag, den Lv. September früh 8 Uhr die Prüfung der- jenigen, welche sogleich in einen höheren Eursu« eintreten wollen und derer, bei welchen das Ausrückeu von einer Nachprüfung ab. hängig ist. Die Ausnahme frühcre?>Schüler für höhere Corse ist Dien-tag, den 30. September Vormittags 10—11 Uhr. Drosvecte, die da» Nälicre über die Organisation der Schul« »nd die sonstigen Aufnahmebedingungen enthalten, sind gratis von der Direktion zu beziehe». Neiianmeldungen können bis 28. September beim Unterzeichneten iO'cibuizftrafie 2», III.» oder bei seinem Vertreter, Architekt virtzweger, Ptagwitzer Strohe 16, mündlich oder schriftlich bewirkt werden. Die Direktion der königl. vaugewerkeuschnle »» Leipzig. Will,. Hey. Den 2. August 1884. Nachmttiag» » Uhr, sollen im Restaurant zum Tchloßkcllcr in Reudnitz 2 PianinoS, 1 Partie amerikanische- Nußbaumholz »nd einige Möbel zur Versteigerung gelangen. Leipzig, am 30. Juli 1884. Ginger, Berichtsvollzieher. Nichtamtlicher Thetl. vie klerikalen ächnlgesehe in Lelgien. * Man muß eS den i» Belgien zur Regierung gelangten Klerikalen lasten. Laß sie mit Vorsicht und Vermeidung jeder lärmenden Ueberstürzung Vorgehen, was freilich an ibren I eigentlichen Absichten wenig ändert. Zu den ersten Schritten, j welche da- neue Ministerium in Brüssel gegen die liberale Hinterlcissenschast des abgetretenen CabinelS unternommen, zählt bekanntlich die Reform de- VolkSschuluntcrrichtS, der aus seinen bisherigen liberalen Grundlagen den belgischen Klerikalen ganz besonder- ein Dorn im Auge war. Sie beeilten sich deshalb, gegen die ihnen mißliebige liberale Volks schule mit möglichster Beschleunigung vorzugeben, beziehungs weise der Kammer einen Gesetzentwurf zur Reorganisation de- VolkSschnlwcsenS vorzulegen. Diese Borloge ist. wie wir schon an anderer Stelle gemeldet haben, bereit» erfolgt und scheint bei oberflächlicher Betrachtung durchaus nicht so klerikal und rückschrittlich, wie man sie erwarten durste. Wir bedienen unS hier absichtlich de- Au-drucke- „scheint", weil man von der ganzen Vorlage, sobald man da- innere Wesen derselben genau betrachtet und zwischen den Zeilen zu lesen versteht, einen wesentlich anderen Eindruck erhält. Bor Allem ist zu bemerken, baß der neue Entwurf die vollständige Decentralisation de« BolkSschulunterricht« und seine Ueberweisung an die Gemeinden beabsichtigt. In Zu kunft soll jede Gemeinde mindesten- eine Schule besitzen; eS steht ihr invetz auch frei, eine oder mehrere Privatschulen zu Übernehmen oder solche finanziell zu unterstützen, wodurch die betreffende Gemeinde von der Verpflichtung, eine neue Volksschule zu errichten, befreit würde. Tiefe Befreiung findet aber nicht statt, wenn mindesten« 20 Familienväter der Gemeinde mit schulpflichtigen Kindern dagegen wären. Mit dieser Etausel will sich natürlich da» klerikale Schul gesetz eine HinterthUr offen Hallen; dürfte e« doch in manchen Gemeinden der Geistlichkeit nicht allzu schwer fallen, die vom Gesetze bedingten 20 Familienväter zusammenzubrmgen. Weiter heißt e« in dem Entwürfe, daß jede Gemeinde die Zahl ihrer Schulen nach Belieben ohne ;ede Beschränkung bestimmen könne. Was den Religionsunterricht betrifft» so soll e« den Gemeinden überlasten bleiben, diesen in allen oder einigen Schulen einzusühren, eine Bestimmung, die wohl geeignet ist, in einem von der klerikalen Partei au-gehenven Schulgesetze zu überraschen. Wenn man wdeß weiß, welche» großen Einfluß die Geistlichkeit und übrigen Klerikalen in vielen belgischen Gemeinden, zumal auf dem Lande, besitzen, so darf mau sich späterhin wohl aus eine Agitation zu Gunsten der Einführung de« Religionsunterricht« gefaßt machen, der nach dem Entwürfe zu Anfang oder Ende der übrigen Lehrstunden ertbeilt werden soll. Ein noch größere« Zngestänvniß al« da» eben erwähnte enthäl'^di^ Bestimmung, daß auf Verlangen der Ottern die Kinder vvtn Religionsunterricht befreit werden können. Eia klerikale« Brüsseler Blatt meint bereit», da« sei eine sehr weise Verfügung, welche von den christlichen Schulen den Unglauben und die Verworfenen fernhalte; e- werde sich dato zeigen, wie rasch sich im Lande die atheistisch-liberalen Scbulhöblen vermindern werden. Es folgen nun noch Bestimmungen über die staatliche Subvention der Gemeindeschulen, über die Inspektoren, deren Befugnisse sich daraus beschränken, die Schulen zu besuchen, Prüfungen zu veranstalten und über da- Wahrgenommene Bericht zu erstatten. Als höchst überraschend muß aber der Umstand bezeichnet werden, daß im ganzen Gesetzentwürfe mit keiner Silbe der Beaufsichtigung der Schulen durch die Geistlichkeit erwähnt wird. Bekanntlich ist diese Beaufsichtigung ein Hauptpunct de« klerikalen Schulprogramm-, wc-halb man einigermaßen zweifeln könnte, ob der Entwurf mit dieser Lücke die Billigung de- Kleru» finden werde. Darüber Verhalten sich auch die klerikalen Organe »och ganz schweigsam, wa« vielleicht dadurch erklärlich wird, daß zwar da« neue Bolk-schulaesetz die kirch liche Aufsicht nicht wieder eiuführt, dieselbe aber auch nicht verbietet, weihalb e- damit die Gcmeinven ganz nach Be lieben halten können. An einem entsprechenden Drucke zu Gunsten der kirchlichen Aussicht wird c- natürlich nicht fehlen und dann dürft« diese in den klerikalen Gemeinden um so bedenklicher werden, weil sie dort, keinerlei Controie unter worfen, den gesammten Botk-fchulunterrichl in die Hände der Geistlichkeit bringen würde. Au- dem bisher Gesagten ist also zu entnehmen, wie be rechnend und schlau die belgischen Klerikalen ibren Sieg zu verfolgen beabsichtigen, den sie ohne dem Zerwürfnisse im Lager der liberalen Partei niemal- errungen halten. E» ist eine überaus bedauerliche Wahrnehmung, daß >n einem großen Theile Europa- die entgegengesetztesten Parteien, welche nicht- gemeinsam haben, al- ihren Haß gegen den LiberaliSmu», sich gegen diesen verbünden, wahrend die Liberalen, in feind liche Fraktionen zersplittert. Schritt für Schritt zurückweichen und dadurch eine ganze Reihe wichtiger Erfolge einbüßen. «elche sie seit Jahrzehnten errungen haben. In Belgien, da« bekanntlich ein formell mustergiktiger vrrsaffnng-staat ist. mag allerding« in nicht zu langer Zeit ein Tag kommen, an dem die liberale Partei die Niederlage, welche sie durch die Mähten vom tO. Juni erlitten, wieder wettmachen dürfte, ja eine solche Wendung ist in Belgien fast mit Sicherheit zu erwarten. Die gute Sache erfährt aber immerhin einen Verlust, der jedenfalls nicht so leicht wieder rinzubnngen ist. Leipzig, 1. August 1884. * Die Berichte über die nunmehr beendigten Sitzungen de- Reich-aesundheitSamte«. in denen Herr Geheimralh Koch über seine Reise nach Marseille und Toulon berichtet«, werden demnächst in der „Deutschen medieinischen Wochenschrift", hcrau»gegebea von vr. P. Börner, ln «rtvnvo »ertssentlicht werden. * Da- von un» bereit« ckarakterifirt« Verhalte» der Deutschsreisinnigen im Wahlkreise Alzey-Vinarn sinket auch bei unbetbeiligtrn Parteien die gebührende Wür digung. So bemerkt die .Kreuzzeitung", der man gewiß keine vesoadere Neigung zutrauen wird, sich der Nativnal- liberalen anzunehmen, zu dem deutschsreisinnigen Flugblatt«, welche» vor der Alzeyer Versammlung vom letzten Sonntag vertheilt worden ist: .Da« berechtigt ja »n den erfreulichsten Hoffnungen für die fernere Führung de« Wahlkampsei» seilen der .Freisinnigen!" E- entspricht der wahren Bedeutung dieses schonen Namen« in der Thal durch«»-, schon jetzt zur Bildung von Spreng-Eolonnen auizuruse». Jedenfalls gebürt da« auch zu den .anständigen Mitteln", mit denen diese Partei nur zu kämpft» gewohnt ist, wie unS besonders Herr Rickert so oft versichert hak. WaS würde er wohl lagen, wenn ihm z. B. in seiner westpreußische» Heimath die Eonservativen den für den 16. Au »ist in Marienburg an- gesetzten Parteitag der Deutsch-Freisinnigen mit einer ähn lichen Proclamation zu stören suchen würden? Freilich braucht er auch schon deshalb davor keine Sorge zu hegen, weil die freisinnigen gegen öffentliche Versammlungen schon lange arke Abneigung an den Tag gelegt haben." * In den österreichischen Kronländern Kärnthen. Salzburg, Steiermark und Oberösterreich beginnen in den nächsten Tagen die Landtag-wahlen, aus deren Ausfall man um so gespannter ist, als in einem größeren Theile dieser Aronländer zum ersten Male die vielumworbencn Fünsgulcen- Männer zur Wahl zugelassen werden. Man sieht in dem Resultat der Wahlen in Salzburg und Steiermark eine kleine Probe für die Einwirkung diese- neuen WahtcensuS auf die künftigen ReichSlagSwahle». * Ter jüngste bulgarische Ministerwechsel hat sich ohne sichtliche Verwickelungen im Innern und jedenfalls völlig geräuschlos nach außen vollzogen. Die osienlliche Meinung des Auslandes hat von der Umwälzung nur ge ringe Notiz genommen. Da- nimmt der „Pestcr Lloyd" für kein ganz unerfreuliche- Zeichen, da e» nicht nur beweise, daß keine fremde Macht aus den Gang der Ereignisse Ein fluß genommen bat, sondern auch umgekehrt, daß man von denselben keine Rückwirkung auf da- Verhältniß der an den politischen Erscheinungen de« Orient- besonder« interessirten Mächte besorgt. „Vielleicht — fährt da« genannte Blatt so« — ist die« ein Ergebniß der vollkommen freundschastilchen und entgegenkommenden Weise, in welcher Oesterreich-Ungarn, Deutschland und Rußland die Ordnung der lerbisch-bulgarischen Differenzen in die Hand genommen habe». Immerhin glaubt man zu erkennen, daß ein grmriniamer conservativer Wille über den Berbülttiifft» der Balkan-Haldinjel schweb», der sich von den Bestimmungen de« Berliner Friedens sichcrlich nicht leichtsinnig loslöse» wird. Ipsolern hat Bulgarien ausgehört, da« BeriuLSseld für neue radiale Lösungen, nnd jedensall« aufgehört, der ergiebige Boden auS- wärtlger Machttrivaliräleu zu sein. Schwerlich wird irgend eine Thatsach« mehr zur Beruhigung der tpemülhcr und zur B"chwichtigung der von Zeit zu Zeit noch auszuckenden politischen, nationalen und religiöse» Leideuschastea aus der Balkan H.ilbnisel beilragen können al« diese. L« ist doch nicht ganz undenkbar, daß e« möglich sein aird, die orientalische Frage in «nein Stadium relativer Ruhe zu erhalten. Und wenn die Ueberzeugung von dieser Möglichkeit von den maßgebenden Machtsactorra Europa- sestgchalien wird, so werden sich die Lonsequenzen davon namentlich auch jenen Persön lichkeiten aufdrängen, welchen unter den neuen Berhä'nnffen aus die Geschicke de- bulgarischen Lande- unmittelbarer. Lii^as, zu nehme» gestattet Ist. Wenn Europa den Berliner ausgiebt, so wird er durch di» jepl ,ur Herrschaft g.'.u^.A'Zuh rricat.,. Partei schwerlich in Frage gestellt werden. -- * Der »Pester Lloyd" veröffentlicht ferner den Wortlaut de« Memorandum«, welche» die serbisch« Regierung bezüglich der mit Bulgarien aufgetauchten Differenzen an die Mächte gerichtet hat. Da« sehr umfangreiche Aclenstück giebt eine pragmatische Darstellung der zwischen den streitenden Parteien entstandenen Situation, verbunden mit einer detail- lirlen Begründung de« serbischen Reht-standpuncteS. Am Schluffe der Auseinandersetzung werden die serbischen For- vrrungen wie folgt formulirt: 1) Daß ei vermieden werde, dir serbischen Emigranten tu der Näh« der gemeinsamen Grenze anzusledela; 2) daß da- Territorium von Bregovo nicht durch bewaffnete Macht occupirt werde, ohne daß vorher jene- Borget»» beobachtet wird, welche- io gleichen Fällen zwischen besreundeten Nachbarstaaten desolat wird; 3) daß da- fragliche Gebiet einen lategrlrrnden Bestandtheil d«< Königreiche» auSmache. Der Denkschrift beigegeben ist ein Anner, bestehend au« der bereit« bekannten diplomatischen Eorrespondenz, welche zwischen Serbien und Bulgarien vor der Abberufung de- serbischen Agenten auS Sofia gepflogen wurde, ferner auS dem "atti-Scherif vom November 1883 und den auf die serbische irenzregulirung bezüglichen Artikeln de- Berliner Vertrage», sowie de» Protokolle« der internationalen Grenrreguliruiigs- Eommission. Zwei Karten illustriren den Laus de» Timok- flusse- und die Lage der strittigen Grenzstation Bregovo. * Unter der Ueberschrist .Ebolera und Politik" wird der.Allgemeine» Zeitung" au- Wien vom 29. Juli geschrieben: Die von der österreichischen Regierung an der italieni- scheu Grenze streckenweise angeordneten Lorsl geordneten «orsichtSmaßregeln sind in Folge eine« Gutachten« der obersten Sanitätsbehörde» wiederum ausgedoben worden. Oesterreich hatte allerding« triftige Gründe zur Ergreifung von Borsichr«moßregeln, indem Italien aus weilen Laad- strecke» au Frankreich grenzt und der Schiffsverkehr ln den Mittel- meerbäsen «m sehr lebhafter ist; dir Möglichkeit einer Einschleppung der Tholera von dieser Leite war in jedem Falle vorhanden. Solo« aber ordnete Italien di« rigorosesten Maßregel» gegen die öfter- reichische Grenze an, obgleich Oesterreich nicht an Frankreich grenzt und vollständia cholerasrei ist. Die Italiener gaben al- Mono an, daß ja Iranzömche und andere Reisende üoer die Schweiz und Tirol nach Malle« kommen könnten. Die vexatorischen Maßregeln, welche schon gegen Frankreich und die Schweiz ungeordnet worden waren, sollten auch in Oesterreich inscenirt werden. Heute verlautet aber, daß der österreichisch« Vertreter in Rom, Gras Ludols, angewiesen worden ist, gegen di« von Italien über Ssterretchiiche Provenienzen verhängte lilnf- oder siebenlSgige Quaranlaine eindringlich« Vor- ftellungen zu machen. Da zu gleicher Zeit von sra» Micher und Schweizer Seit- ähnliche Schritte gemacht werden, so wirb Iialiea sich schwerlich tem gemeinschaftlichen Druck entziehen können. Zahlreiche Berichte von Reisende» der verschiedenste« Nationalität schildern da- Vorgehen der Italiener an den Grenzen als ein im höchsten Grade lästige« nnd gerade»» Widerwärtige«. Die an- den, gesunden Tirol und an« der reinlichen Schweiz kommenden wohl- habende» Fremden werden wie Pestkranke behandelt, unter Quaran- taiu« gestellt und isolirt, während »an dir armen, in großen Trupp- kommende» La»d«le»tr »»belästigt, oft ans Seitenwegen, durch- schlüpfen läßt. Offenbar hat man e« da «lt EHIkane» z» tkmn, welche absichtlich m»d mit guter Uederlegnng in Seene gesetzt werden. Welchen Zweck dteselde» haben mögen, kann theilweise nur errathe» werden. Die Animofität der Italiener gegen die Schweiz ist in der letzten Zeit zn wiederhalten Malen an »er Tessin-Grenze zum Ausdruck gekommen, wobei die jüngste Großmacht der kleinen Etdgenossenschast ihr »alle« Gnoicht spüren taffen wollte. Die Schweizer ober, resolut und durchau« nickt furchtsam, stellten sosort miliiairische Maßregeln unv ourwaus man lurchllam, »euien lotort nnliiairncye Maßregeln in AoSsichl. und man weiß bi« zur Stund« »och nicht, welche Wen. düng di« Geschick,,e nedmen mag. Noch kritischer lagen die Dinge an den ftanzöstsch-italtenische» Grenzen. Hier kam dre R valiiäl der beiden Mächte in da« Spiel und e« entwickelte sich da« bedauerliche Schauspiel, daß zwei Staaten eine eminente Eptdemiegesahr für ihre politisch« Rancune auszudeuien sachten. Da» allgemeine Urlheil aber gebt dahin, daß Frankeeich sich in diese« Fall ungleich vernünfitger und nobler erwiesen bat als Italien. Auf allen Punkten ging da« jung« Känigreich mit einer gewissen, aufdringlichen Wichtigmacherei zu Werke, um wenigsten« den ver einzelten Touristen eine gehörige Vorstellung von sciner staaltichen Krasl be-zudringen. Noch aber ist die Epidemie in Marieille und Toulon nicht erloschen und schon hör« ma», daß die Italiener an der französischen Grenze und In den diversen Hafenplätzen gegen französische Provenienzen andere Saiten nuiziel ea, und da liegt die Vcrinullmng nahe, daß hier neue und besonders geartete Motive zur Geltung kommen. Die Tyalsache, daß sich aus der Londoner Conserenz eine bedeutsame Annäherung zwischen Frankreich und Deutschland lierausgel'ildet hat. muß zunächst ziemlich depriinirrnd aus die italieimch,.' Zuversicht ein- wirlen. Ohne Zweisel steht heule Italien uoch wie vor Monaten im besten Einvernehmen mit den deutsche» Vormächten und im Bunde mit denselben. Aber Italien muß e» sich gefallen lassen, daß sein intimster Rivale plötzlich „Schulter an Schiiller" mit seine» besten Freunde» erscheint, und es kann diese Thaljache nicht ander« als »lil sehr ge mischten Gesühlcn ausnehmen. Zunächst ist jetzt ossendar die heraus- fordernde Haltung, welche e« gegen Frankreich eingenommen hatte, nicht mehr am Platze. ES könnte sich ja leicht ereignen, Laß die ge hässige und chikanöle Rolle, we'chc durchgesuhrt hätte werden sollen, in ihrer ganzen Kleinlichkeit ausgedeckt wurde? Das Klügste war d-mnach im Angesicht solcher Gefahr, eine» möglichst schnellen und vorsichtigen Rückzug anzutrelen. Gewiß finden sich »och Mittel und Wege, denselben ,.in allen Ehren" anzulrrlcn. Zum Glück für Italien hat Frankreich noch einen mächtigere» Rivalen im -luge zu behalten, dem gegenüber so vielerlei Anlaß zu Mißbelligkcilen vorbandcn sind, daß man fürwahr der Heranziehung der Cbolera entralhen könnle. Da» stolze Albion kann sich dieser chikauü'cn Zeit, in welcher die Nationen sich in kleinlicher Weise aneinander reibe», so wenig freuen wie der kleinste Duodezstaat. In den Seehäfen werden seine Schiffe in Quaranlaine genommen, untersucht und de-inflcirt. und aus den diversen LandeSgreuzen werden seine fahrenden Bürger schlimmer behandelt als die ein- heimischen Landstreicher. Der italienische und französische Douanier, der Corpora! und „DetiiificirungSbeainlc" schüttelt gleichgültig de» Kopf, wenn der Reisende seine» englischen Passepartout Hervärholt und sich auf da- eivi» rnmanun »um beruft. Häüfig qrnug muffen die Engländer den Vorwurf hören, daß sie durch ihr lieder liches Gebahren im Schiffsverkehr den ganzen Choleraschreeke« hervor» geruien haben. All diese Vorgänge können gleichwohl bisher nur als Symptome ausgesaßt werden, daß die Gefühle der verschiedenen Nationen gegen- eiuander nicht derart sind, wie es zu wünschen wäre, und für die Deutschen spcciell ka»» c« unter diese» Umständen immerhin ein Trost sein, daß ihre Regierungen sich in der Sache so kühl und vernüulti> al» möglich verhalten haben, ohne dabet die nöthige Vorsicht anßrr Acht zu taffen. * Man wird e« dem deutsche« Botschafter l« London überall in Europa Dank missen, daß er aus der Conserenz dir Reform de- egyptischen Gesunbhell«- wesenS angeregt hat. Alle ärztlichen Autoritäten sehen in dein Suercanat da« große Tbor. durch welche- Hie Ebvlera, dieser unheimliche Gast an- Affen, seinen Emzug nach Eurvpa h,.lie Ta- europäische Interesse erdeis 't also, daß an dieser wichtigen Einbruch-stellr der Seuche starke internationale Gemalten aufgerichtet werden, welche den Verkehr wirkfom zu überwachen vermögen. Denn die Erfahrung hat gelehrt, daß die private Gewiffenhastigkeil auf diesem Gebiete allzu leicht den Reize» de- Haupel-geisie- unterliegt, dem gerade die Schnelligkeit der Waarcnbesörderung, welche durch die Gesundheil-behörde oft beschränkt werden muß. sein Ein- und Alle- ist. Es ist bekannt, daß in der HandelSwelt sich leicht Bräuche au-bilden, welche sich ursprünglich kaum rechtfertigen lasten, aber eben al« Bräuche auch weniger grobe Gewissen betäuben. Der Brite »un ist den stärksten Versuchungen, sein Handel-Interesse im Kamps gegen die Vor schriften der GesunkheilSbehörke» zu wahren, au-gesetzt, nicht etwa weil der Brite selbstsüchtiger ist als andere Leute, son dern weil in der englischen Nation als dem ersten HandelS- volke der Welt der HanvelSgeist erklärlicher Weise am mächtig sten entwickelt ist. Lord Granville. der englische Präsident der Conserenz. wollte jedoch eine Erörterung de- egyptischen Gesundheitswesen- nickt dulden, da dieselbe da- Conserenj- Prcgramm überschreite. Formell war Granville damit im Rechte, aber sein Vorgehen war sicher höchst unklug, denn die europäischen Interessen, welche in der Cholerafrage aus dem Spiele stehen, wiegen doch wahr haftig schwerer al- läppische Formfragen. England be nutzte diese Formschwierigkcit auch nur, um die ihm politisch unbequeme Stärkung einer internationalen egyptischen Anstalt zu hintertreibcn. In den internationalen Einrichtungen Egypten- besteht nämlich da- Hauplhinkcrniß. welche- sich der mehr oder weniger vollständigen Einverleibung de- Nil- landcS in da« britische Reich cntgegcnsteinmk. England hat unter Andern« auch de-halb die internationalen GcsundheilS- vorricbtungcn in Egypten verkümmern taffen und damit allerding- gezeigt, daß seine Thatcn, welche aus Einverleibung abzielen, mit seinen Worten, welche eine möglichst schnelle Räumung Egvkten- in Au-sicht stellen, in einem schneidenden Widerspruche stehen. Vorgänge wie der Einspruch Granville'- gegen den Antrag Deutschland- ans der Conserenz können nur den Erfolg haben, die Abneigung gegen die Anglisirung Egypten- in Enrcra zu verstärken. * Die englischen Whigs können sich von der Bcsorg- n'ß nicht loSmachcn, daß Gladsionc die Wühlerei gegen da- Oberhaus nur dazu benutze, um an dem von den BaumwollpoUtikern herbeigcscbnlen Sndanseldzng vorbeizu- kommen. Die .Time-" beeilt sich dcökalb, Gladsione die Bcbauplung zu Gemülbe zu führen, daß daö Land sich nur wenig um die Wahlresorm kümmere unv sich von der Cutansrage nicht ablenkcn laste; cs sei Zeit, daß man An stalten zum Entsätze Gordon's, d. h. »i deutscher Sprache, zur Eroberung des Sudans treffe. Tie Art, wie die Radikalen die Agitation ge.-en da- Oberhaus be treiben. ist in der Thal sehr geeignet, die Rcsorniwühlcrri lächerlich zu machen und wieder in den Hintergrund zu drängen. So kündigte ein radicalcr H">ßspor» unter dem Gelächter und ironischen Beifall seiner College», denen die Benennung „rabical" noch immer »ach der Vater Weise für ein Schimpfwort gilt, »in Uuterhause an, er werde demnächst den Antrag stelle», daß da- OberliauS durch d>e Verwerfung der Wahlresormvorlage behufs Erzwingung einer Parlaiiient-- auflvsung seine Autorität mißbraucht, die Vorrechte der Krone angetaslct, die Unabhängigkeit de- Hauses der Gemeinen an- aegrifsc» und die grundlegende» Rechte und Privilegien de- UnlrrhauseS, zu bestimmen, in welcher Ordnung eS Uebclstänke abstellen wolle, verletzt babe. Man ist <,espa»»l daraus, wie die Regierung sich zn diesem Anträge ihres radikalen Ver ehrer- stelle» wird. * An- Lima wird der .Kölnischen Zeitung" von Ende Inn» geschrieben: .Es scheint, daß der bewaffnete Bürger krieg in den mehr friedlichen Wahlkamps der Parteien über geben soll. Die« würde eine Niederlage unserer jetzigen Regierung de« Präsidenten IglcsiaS bedeute» insofern, al- nian der oppositionellen Strömung »nd dem General Cacere« Zugeständnisse machen mns.'c. Be: den in dm letzten Monate»
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