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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.08.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-08-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188408055
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840805
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840805
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-08
- Tag1884-08-05
- Monat1884-08
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.08.1884
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Erscheint täglich früh 6'/.UHr. Let«rtio» na- Lrprditioo JohanneSgasse 33. Aprtchliuudtll drr LrSsrtiou vormütag« 10—13 Uhr. Nachmittag« b—6 Uhr. kl>«e »»«,,». kw,a-»I>lrr «»mUcriw, wi »»««»» »>chr »«»uitiuH. Nnmwer* tzefttmmte« I r "«« W«chenta>en tzt« 8 Ntzr Nachmtkk«^, «n S»«»-««tz Fes«a,r>> früh tzt«Uhr. 3« ünt /iiialrn str Zns.-^nnahme: )tt« Klemm, UinversiiätSstraß« 21, v> L. ««t» Lösche, Kathannenstraß« 18, p. «ur bis '/.» Uhr. KtzMer ImtzchlM Anzeiger. Lrga« für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Auflage IS,«GG. Ldonannentsprris oiertelj. 4^/,uMA. ivcl. Bringerlohn b M., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer SO Pf. Belegexemplar IO Ps. Gebühren für Extrabeilage» (in Tageblatt-Format gesalzt) ahne Postbesörderung 3S Ml. »tt Poslbesörderung «8 Ml. Inserate bacspaltene Petitzeile 20 Pf. chroßere Schrlste» laut unserem PreiS- verzeichnib- Tabellarischer n. Ztsserusatz nach HSHerm Tarif. Lkliamrn unter dem lledarlion,strich die Spaltzeüe bO Ps. Inserate sind ster« an die Erpedttta« zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeoumerancko oder durch Psl- nachnahme. ^e 218. DievStag ven 5. August 1884.; 78. Jahrgang. ählen Amtlicher Thetl. vrkanlllmachllug, de» Berl»st der Tttmniberechtigung »ege» Al»g«bearü«kftänden betreffe»». Nach Vorschrift der Revidirten Skädt««Ordnungtz. »nter e. find von der Stimmderechtigung bei den Was «lle dlezenigen Bürger, Welche die Abenlrichtung von Staat«. «nd Ecmeindeabgaben, einschließlich der Abgaben zu Echul- »rnd Armencassen, länger all zwei Jahre ganz oder thrilweise im Rückstände gelasten haben, ausgeschlossen. Unter Hinweis auf diese gesetzliche Bestimmung fordern Wir daher auS Veranlassung der in nächster Heil Vor- zunehmenden Aufstellung der Stadtverordnetenwahllistr und d«r bann bevorstehenden Ergänzungswahl d«S Stadtverordneten- collegiums alle Abgaben-Restanten, welche davon betroffen werden, »ur ungesäumten Abführung ihrer Rückstände aus. Leipzig. a« 38. Juli 1884 Der -iath der Gt«tzt Leipzig. ' vr Grorgi. Vrkanntmachnng. Di« Lieferung und Legung von Grauitplatten, dergleichen Schwellen und die Herstellung von Mosaikpflaster auf deu Straßen am »e»e» iko«certha»fe, sowie die damit ver- bundenen Erdarbeiter» sollen au einen Unternehmer in Accord verdungen werben. Die Bedingungen «rd Zeichnungen für diese Arbeiten liege« tg unserer Tiefbau-Verwaltung. Rathhau«. II. Stage, Zimuwr Nr. 1«, au« und käunen daselbst »ingesehen «sp. rntnomme» werde». Bezügliche Offerten sind versiegelt und «it der Aufschrift: „Trottstr» «uw Loarerth«»s«" dersehen ebendasetbst und zwar bi« zum 18. August «?»., -kachmittag- 8 Vhr einzureichen. Leipzig, am SS. Juli 1884. Die» Raths der Stadt Leipzig Straße«daa-Deputatt»». und Sla-MliolheL. Zu der alljährlich vorzunehmendau Reinigung Revision der.Ot-dtbi«rli,1b-r ist die«««» di« Woche »»« IL. dt» zrütt 18. August beffturmt worden. Au«leihungen finden in dieser Woche nicht statt. Leipzig, den 1. August 188«. vr. wustmaa» . vor Mt».; » ^l iu div. Münze», et» goldener Taschrtttuefser mit mehreren Klingen "irrer Wohnana tn Nr. 33 der Vlücher- von hützensej t« mtt fünf ver- am »0. vor. Mt«. Airbsahls - vekannlmachuilg. Gestohlen wurden aühter erlraitekrr »wrelae »utolge: I) Ltn schwarzseldener gemusterter Sonnenschirm mit rothem otter »nd gelbem Stab, aus dem Schützensestplotz«, »» 33. vor. Mt«, bend«: 3) rin Partrmannatr von brannem Leder, mit gelbem Bügel, enthaltend zehn Markstücke, mittelst TaschentztetzstapI«, anf dem- selben Platze, am 3?. vor. Mt«. Na »mittag«: 3) eine gelbwollen« rothgestreifte Pferdedecke, von einem Droschkengcschirr am Thüringer Bahnhof, zu derselben Fest; 4) ein Wa»rerh««»er, ziemlich groß, ge». 0. ll. L. 1., aus einer Baubude an der Partbe ta der Nähe de« Thüringer Nah»« hvs«, vom 3«. bi« 28. vor. Mt«.; d) fünf Stückchen Putte« «nd zehn Flasche» Apfelwet«. mit- tclst Nachschlüssel« an« einer Krller-Abtheiluug tu Nr. 4 der Iber- hardtstrabe, vom 37. di« 38. vor. Mt«. 5) eine Geldsumme von glatter Traurtu, und ein und Schtldkrotfchaleo, au« einer Wohnung tn Nr. SS der Vlücher straße, am 38. vor. Mt« vormittag«; 7) zwei »Meinen- Frauenhrmde«. aez. S. V. 1. «. 3.. au« einer Sommer tn Nr. 3 der Marschnerstrap«, tm Laufe de« letzt- vergaugeae« Monat«: 8) ein Sommerützerzteher von glattem schwarzen Stoff, mit einer Reih« schwarzen HornknSvfen, Settentalche, mtt Patten nnd schwarze» Futter, au» einer Kammer t» Nr. 40 am Nenmartt, vom >8. bt« SO. vor. Mt«.; g) siebe» «eldkaftru-Piusl». lchtedene» Abthetlungen, vom Echt Nachmittag«; 10) «in 8eh»»arlvück, au« einer Kammer t» Nr. v der ThomostuSstrobe, vom SO. bt» 31. vor. Mt».; II) et» Stück 8t«»r»tr, etwa 6 Meter laug »ud ca. 1 Irutt. mettr t« Durchmesser, sowie ela Mefstugßah«, au« einem Poden- raume tu Nr. Sk der Nordstratze, tu der Jett vom 18. dt« 31. vor. Mt«.: 13) et» vterrSdriger tkaugeür!chener VNUdWaaeU «st Lastrn- aufsatz, welcher ln der NLH« der Leutra lhalle gestanden hat, am 31. vor. Mt«. Mittag«: 18) eine hölzern» Kinderdadewaune. brau, ^strichen. an« dem Vorsaal einer Wohnung in Nr. 8 am König-Platze, vom 31. dor. bi« 1. ds«. Mt«.; 14) eine goldene Brache, runde Fagoa, mit rvthem Stein und ein silbernes Armband, schmaler Reis, sowie ei» Frauenrock von schwarzem Kaschmir, mtt Plissösalbel nnd Sammetbesetz, au« einer WMw^t, Nr. IS der «iudmühlengage, Mitte var. dez. am 15) ein Zehnmarkstück, au« einer Schlaskammer tn Nr. 38 d«r Sophienstraße, am 1. ds«. Mts. früh; 16) eia« Geldsumme von SS >1» tn einer Krone, gwelmark- und Markstücken, au« einer Wohaong tn Nr. 11 der Llisenftrabe. vom 1. bi« 8. df». Mt«.; 1?) eine silberne Lpintzelntzr mit dentsche» Zahle», nebst Neta- glledriger Talmtkette, daran eine Deukmünze vom 8. Deutlchen vuudesschießen »ad ein ln Talmi gefaßter blauer Stein, au« einem Aacderobcraum« tu der städtischen Turnhalle, am 3. ds«. Mt«. Abend«; 18) eine Laffette von Blech, enthaltend K» ^s, l» einem Fünf- Markstücke in Sold, einigen Thalera. einem Zwetmarlstücke »nd Markstücken, au« einem Parterrrlocalr in Nr. 16 der Ulrichsaasse, tu der Nacht vom 3. zu« 3. ds«. Mt«.; IS) «tu vierrädriger Handwagen, bllmgestrichen, da« Nnke Vorderrad mit neuen Speichen, dir Deichsel am untern Lnd» mtt Blech beschlagen, au« dem Hosranm tu Nr. 31 der Tauchaer Siraß- am 3. di«. Mt«.; 20) eine silberne Ctzlindernhr mit Seeunde, Goldrand, vlnmen- graviruug aus der Rückiette, im Inner» de« Gehäuse« di« Fabrik- nummer 16466, au« eurer Schlaskammer irr Nr. 3 der Thomastu«» straße, in der Zeit vom 25. vor. bi« 3. ds«. Mt«.: 31) eia Regenmantel von dnnkrlbraunem Stoffe, «st einer Reihe branzrrte, Knäpsen. breite« Kragen, am Nückeatheil «tt drei Aosestr» «nd Schnorenbesatz — t» den Teschen besolde» fich ein Schlieffrl und ein Paar iLwarzlriden« Handschntze —, »,« dem Taazjaal un Tivoli, am S. dl«. MM. «bend«: 32) ein alte« ichwarzlederoe' Partemannate »b»e Schloß, »vt- haltend » L -L- in etaem Zweimarkstücke und kleiner Münzr. au« einem Garderoberanm» in Händel'» Vad, am 8. ds«. Mt». Etwaig« Wahrnehmnnge, über de» verblieb der gestohlenen Sache» »der den Thäter find »«gesäumt bet unserer Lrtmiaal. «bthetlnn, zur Anzeige »» brtnae». Leipzig, am 4. «ugust 1884. Da« P»l<>et»A»t der Stadt Letpztg. Jnnck, Volizei-Rath. Hohlseld. Nichtamtlicher Thetl. Lischofswahleu. Eamburgischen Herrn von Scklüzer Eor- E« dürfte angebracht sein, sich unter die Bischofswahlen in ihrer Entwickelung und selben nach de« jetzt geltenden Rechte * Der römische Eorrespondent des „ respondeuteu" hat eine Unterredung mit über die Neubesetzung de« Posener erzbischöflichen Studie« gehabt. Au« dem Berichte, welchen er Uder diese Unterredung feinem Blatte übersendet, gebt hervor, daß Herr v. Schütter an einem befriedigenden AuSgange seiner Missroa so ziemlich verzweifelt. Eine baldige Erledigung der bercgten Frage, so erklärte der Preußische Gesandt« beim Balican dem genannten Blatte zufolge, sei nicht zu hoffen, weil der Curie gar nicht« daran lieg«, dieselbe und de» Kirchenzwist überharrpl zu beseitigen; leiste der letztere doch de» Jntrignen Borschub, welche gegen da« deutsch« Reich und dessen Regierung in der päpstlichen Residenz fortwährend gesponnen würden. Die Interessen der Religion und die der S Millionen deutscher Katholiken lägen dm di« Euri« dirigirenben Prälaten wenig oder gar nicht am Herzen. Aste» handele sich bei ihn«, um hierarchische, um politisch« Interessen. Der Eorrespondent schließt seinen Bericht mit der Be merkung, daß di« Curie vermuthlich die vollständige Besei» tigung der Maigesehe verlange, ehe sie in die gewünschte iederdesetzung veS Posener ErzbiSthumS willige. diesen Umständen die und dm Mvdu« der» nach de« jetzt geltenden Rechte wieder einmal in Erinnerung zu rusm. ' o - D«« Besetzung ver bischöflichen Stühle erfolgt« seit der Auübildung de« Eviskepat« zu einem besonderen kirchliche» Regierung«amt durch Wahl de« Kleru« und der Laien der Bifchofrstovt mS:fvud«re de« angesehenen Theil« der letzteren. Z» dieser tzatt^ver die Prüfung und Genehmigung der benachbarten Bischöfe, später die de« Metropotilm und min desten« dreier Bischöfe hinzukreten, welch« demnächst dem Gewählten die bischöfliche Weihe oder Consecration ertheilteu. Auch oedurfte r< im Römischen Reiche der Zustimmung de« Kaiser«. In den germanischen Länder» haveu di« Könige nicht nur diese« Bestätigung« recht — »ud zwar war die königliche Genehmigung vor der Weih« de« Ean- didalen einmholm — geübt, sondern dasselbe, wie vor Allem im Merovingerreich, zu einem direkten Ernennung«. recht erweitert. Zur Zeit der Karolinger galt die königlich« Besetzung der BiOthümer schon al« ein au« der königlichen Gewalt herfließende«Recht, und wenngleich Ludwig der Fromme auf Drängen ver kirchlichen Resormpartei wieder eine Wahl durch Kleru« und Volk zugestandm hatte, so wurde doch nicht nur an der königlichen Bestätigung festgehallen, sondern e< bedurfte auch, sofern der betrefsendm Kirche nicht eia be sondere« Wahlprivilra rrthrilt war, zu jeder Dahl einer be sonderen königlichen Genehmigung. Im deutschen Reich ist bi« zum tt. Jahrhundert da« principiell niemals ausgegeben« königlich« Ernmnungörecht in umfassenderem Umfange geübt worden. Allerding» find hier auch aus Grund von könig lichen Privilegien ober zufolge einer besonderen königlichen Erlaubniß oder einer königlichen Dessgnation de« Eandwaten Wahlen durch die Domcapttel, den sonstige» Stift«kleru«, dir Großen,vasallen undDimstmanuende4Bi«thum<vorgenommea werde», indessen blieb dem König« hierbei stets di« definitive Ent» scheidungüber die Vergebung de«Bi«thn»s. L» ihn wurde de, Tod de« Bischof« durch eia« Gesandtschaft de, Bischofsstab» aater gleichzeitiger Ueberbringuna de« Bischofsstäbe« «nd Bischof«, ringe« berichtet und de« ihm die Wiederbesetzuaa aachgesucht, we«halb fich gewöhnlich der etwa schon gewäokte Eändidat gleichkall« bei ibm etnfaad. llebrr di« aaderwetttgi Verleihung de« vi«rhum« oerieth der König «it de» U«ich«großen und srtnm Rätheu. Er Übertrag vemaächfi de« ausersehenen Laadidaten mite, Ueberreichaag de« B»schof«st«be» hei gleich, zeitiger Ableistung de« Treaeide« and der Mannschaft seiten« de« Letzterm da« erledtgte vt«th«a. ei» Act, welcher seit Mitte de« 1l. Jahrhundert« al« iomatttnr» bezeichaet wird. Damit war da« Bischofsamt, welche« damal« al» eia zu. sammmgehöriger Complex geistlicher «ud weltlicher Rechte betrachtet wurde, erworben E« folgte demnächst „och di« Besitzeinweisung de« Belehnten i. Form de, Inthronisation, der Besteigung der bischöflichen Kathevra. nnd dann dp Tonseeratioa. Bald nach Mitte de» N. Jahrhundert«, al« die zu Rom Do« angebende Nrsormparlei die Kirche von dem Einfluß der weltlich« Gewalt zu befreien unternahm, wandte sich da« Papstlkum mit seinen ver» boten zunächst indtreet gegen da« künigliche Investitur, recht, bi« Gregor VII. 107« diese« dem König Heinrich IV. direct absprach und dmnit de« deutschm König, thum und Kaiserthu« «in« seiner Hauptstützen tnfofera z» entziehen suchte, al« »nech Uu«fchlvß der königlichen Besetzung nnd Einsührung eine« dom Papste zu beeinflussen dm Naht versadrm« da« die Abhängigkeit und dir Rrtchsleistange» der geistlichen Fürsten bedingende rechtliche Baad zerrissen und di« durch die materiellen Besitzungen und politischen Hobeil«. recht« der Bisthümer gewährt« bedeuteude Macht dm Händen von Bischöfen. welche oh»e jede Unterordnung unter dm König in enger Beziehung zum Papste standen, überliefert werden mußte. Dn beinah, »0 Jahre während« Kamps (der sogen. Jnvefliturstreit) hoi seinen Abschluß in den, 1122 zwischen Ealixt II. und Heinrich V. «inqraangenen sogenannten Wormser Eoncorda» gesunden. Jo demselben der; chtrle der König und Kaiser aus di« di«herige Investitur de« Bischosöamte« in seiner Totalität durch Stab uud Ring und gestattete die Be- srtzuna der Bislhümer durch Wahl, der Papst macht» dagegen da« Zuqeständniß, daß letzter» tn Deutschland in Gegenwart de« Kaiser« vorqenommen werde und dieser befugt sein sollte, vor der Consecration bi« Investitur der Regalien, b. h. der zum Bi«thum gebvrigm Gütermassm und Rechte, nnter Entgegennahme der Leistung der kebnspflnbt und unter Gebrauch de« Scepter« zu gewähren, während bei zmiespäl. tigen Dahlen der Kaiser nach dem Concordate in Gemäßheit de« llrlheil» de« Metropoliten und der Tomprovindialbischöse der verständigeren Partei znzustimmen hatte. Die Zweifel- Hastigkeit der letzteren Bestimmung machte e« dm Pävsten möglich, im Lause de» 13 Jahrhundert« da« noch inzwischen in Anspruch genommene und geübte kaiserliche Entscheidungs recht bei streitigen Wahlen zu beseitigen und ihrerseits au«- zuübm. Nachdem e« auch mit Ablauf der «rstgedachten Zeit gelungen war. die Antheilnahme der Laien an Ver Wahl au«zuschließe» und die Wahlberechtigung allein aus die Domcapitel zu beschränken, war durch di» erwähnten Veränderungen da« Recht de» Kaiser» auf Beiwohnung der Wahl, welche« ihm früher einen nicht unerheblich» Einfluß auf dieselbe gewährt halte, bebeutungslo« geworden. Immer» hin hat sich derselbe damals bi« zur Auslösung de« deutschen Reiche« dabei noch manchmal durch Wadlcommissarim vertreten lassen. Was nun da« jetzt geltende Recht betrifft, so werden nach gemeinem katholischen Sirchenrecht di« bttchöslichm Stühle durch Wahl der Domcapitel besetzt. Dieser Modus gilt heute noch in der ganzen preußischen Monarch»« und i» der Ober- rheinischen Klrchenprovinz. während be» dem größeren Theil der katholischen Bi-thümrr die Besetzung therl« Lurck den Papst (>u Italien und in den Misston-ländrrn), lhci!« aus landesherrliche Ernennung (in Bayern, für di« Regel in Oester reich, in Frankreich. Spanien) erfolgt. Die Wahl steht den nicht der großen Excommuuication uns nicht der Luspauslo ab otsteio unterliegenden Domherren (in Altpreußen und in Lim burg auch den Ehreudomherren) z». Sie muß binnen drei Monaten nach ver Kunde von ver Lacanz vvrgenommrn werden. Die Wahl kann «rsolam durch Abstimmung («umti- llluw), bei welcher absolute Majorität erfordert wirb, oder per oowprowttmuu, so daß die sämmtlicheu Wähler ihr Wahl- recht auf andete Personen (nothwendiger Deist aber Geist liche) übertragen oder quasi per lnsplraliouew (Arclamation). Durch die Annahme der Wahl, worüber fich der Gewählte binnen Monatsfrist zu erklären hat, erlangt derselbe da« so genannte tu» »ck rem auf da- Bi-thum, d. h. ein feste« An- recht auf Verleihung de« bischöflichen Amte». Er bat weiter binnen 3 Monaten nach der Annahme di« väpstlich« Be stätigung (couürmatlo) in Rom uachzusuche» und da« Capitel die Wahlakten dorthin rinzusrndew Von dort an« wird die Vornahme de« sogenannten Insormakivprocesse« angeordnet. Srgwbl dieser ein günstige« Resultat, so erfolgt di« päpstliche Bestätigung, und der Bestätigt« erlangt damit tie bischöfliche Jurisdiction, von welcher er aber crst von «er ZspsAllung der Co»firmakion«bulle Gebrauch machen darf. Ist er noch nicht Bischof, so hat er ferner binnen 3 Monaten di« Eouseerakion. welche >m päpstlichen Auftrag von eine» andere» Bischof unter Assistenz von zwei Bischöfen oder zvm Gebrauch »er Pontificakion verechtiaten Prälaten ertheilk wird, za empfangen, damit er auch die vischoflichen Weiherechte auttuüben im Stande ist. Wenn die Wahl auf einen mit einem kanonischen Hioverniß behafteten Condidalen gefallen ist, so ist bst Be» stätigung Gnadensackc de« Papste«. Nach der Bulle ck« salut« »nlmvi-iuv und dem Breve: tzn«i «io b'ickelluw für Altpreußen vom lk. Juli t82l, der Bulle: ^ck ckominlet gregi, «ud dem Breve: ks «um» von 1827 für die Oberrheinische Kirchen» Provinz, sowie der Bulle: Iwponmi liownuorum von l834 für Hannover haben vie betressenden Regierunaen da« Recht, von fever Wahl dem kanvesherrn mißliebige Personen ans- zuschließen. Daher müssen die Wähler zunächst vor der ent- scheidenden Wahl eine Vorwahl zur Feststellung der über- Haupt bei der ersteren in Betracht kommenden Eaadidaten ausstelle» und da« Resultat derselben de, Regierung durch eiue Eandibatenliste, welche in Altpreußen unr herkömmlich, in der oberrheinischen Kirchrnprovinz «nd Haunover aber obli gatorisch ist, dehus« Ermöglichung der Ausübung der Exklusion eiarrichen In deu beiden zuletzt gedachten Ländern ist die Regierung aber verpflichtet, zwei Eaudivateu aus der Liste stehen zu lassen, sofern da« Eapitel ui<üt absichtlich nur pvr«o»« wioan xruttw oder allein ein« nicht mißfällige oder weniger als vier Eauvidate« auf die Liste gesetzt hat. Leipzig, 5. «yg-ß 1884. * Wie mau der.Nationalzeittmg* schreibt, war »ach ungefähren, seiten« der Berliner russischen Botschaft angestellten Schätzungen di« Berliner russische Eoloai, bi« z« da, jüngst erfolgte« Nn-weisuaaen 1»,000 Köpfe stark. usweifi Die Zahl der »isher verfügten Ali«wasungen wird aus 1800 geschätzt; e« sind darunter Personen beiderlei Geschlecht«, aller Confessiouen, der verschiedensten Berufsarte» und Ledenö- stellunge». * In Dar» stadt hat di« durch dl« Heiralh de« Groß- Herzog« mit Frau Kolemine hervorgerusene Ministerkrisi« jetzt ihren Abschluß gesunden. Der zunächst nur interimistisch mit den Geschäften de« zurückgetretruen Staat-minister« Starck betraute Miuisteriaipräsident Finger ist zum taatsmintster ernannt Word». Damit ist die Hoffnung der * Die »eueste Nummer de« .Militairwochenblatts" «uthält in saaem nichtamtlichen Theil« einen Aussatz, de, sehr erhebliche Gewichlserleickteruug fü, »usere Tatzal- lertspsertz« »»rschlägt. Er kommt au der Hand ein. gebender Verbesserungen ,, dem Ergebniß. daß sich ohae jeden Schaden «ine Erleichterung de« Ärsammtgewicht« vo» l7.7 Kilogr. durchsühren lasse, so daß dem Pferde, bei vollkowmrnrr richtige Belastung nur noch etwa lOO Kilogr. zu tra^n der. bleiben. Dabei würde der Soldat »iel schneller packen, leichter aus uu» adsstzeu, freier im Sattel fein uud zugleich würde rin« bedeutend« einmalig« Erspar»,ß erzielt werden, die für eine Schwatze», von 18?. P-erven über 4600 ^ auOmachrn würde. ' Unter de, Ncherschrift „Die Politik der Abstinenz" schreibt di« in W'«n erscheinentz« „Deutsche Wochenschrift": Di, Deutsch.Böhm,, Hatzen tzt» Paltttk »er Adftlnenz b». »innen, und damtt ,ft ew» nene. ernst, Pdalr ch, der V-'chicht, der inneren «tmv'e Oesterreich« emgeleitt«. I, letzter Lmi« sind fie an» dem Landeteulenrrattz« durch da« hochmütdt». delttdigende Bargehea de« Präsideoie, Fürste» Karl Schwarzmbera b,nnue>,rd ünqt worden, welcher de» densschen londwirttzschastliche» Vereinen Lüg», und Ver leumdungen vonoarf, woran? tziesr betnah« einhellig erflärten. dab sie mlt der von Ihm geleiteten Corporation alle und jede Verdi», dnng abtzrechen mügien Nickt die Vürgrr, sondern die Bauern Böhmen« sind die erst-n. welche zur Tho» geschritten find, well fie nicht länger einer willkürlichen Majorifirung ausgesetzt sein wollten. Der deutsch-böhmische Stamm ist der einzige katho lische volkstheil deutscher Nation, der sich völlig vom klerikalen Sinslnsse ferngehalteu bat und dessen Land- dev »lk er nng mit Wehr uud Waffe im nationale »Kampfe voranschreitet. Ja Westfalen und Schlesien, in Bauern «nd in den Sllprnländern — überall ist drr kalbolische Bauer geneigt, der Reaktion zu bleue»; Deutsch-Böhmen bildet die einzige culturhisto- risch wichtige Ausnahme von dieser unerfreulichen Regel. Da bat jüngst ein Blatt tm Deutschen Reiche die Bemerkung ge macht, ln Deutsch-Böhmen habe sich die nationale Bewegung „über schlagen". Aber die guten Leute, welche die Politik nur in Klacö- handschuhen treiben möchten, übersehen eden, daß der Bauer über- Haupt keine Handschuhe trügt und nur daun für eine Sache zu gewinnen ist, wenn sie ihm loSgeschält vou allem ..Wenn" und „Aber" entgegentritt. Laßt heute in Deutsch-Bökmrn noch einmal die Fahne der Versassuag und StaalSeinhcit — sehr respektable Ideen ohne Zweifel — statt der uatio- nalcn Flagge entrollen, und ihre Bannerträger werden bald ganz allein um dieselbe ln interessanten politischen Attitüden qeschaari sein. Und eö ist Gefahr vorhanden, daß di« ältere» Führer der Deutsch-Böhmen trotz ihrer früheren Verdienst« bald ganz vereinsamt dastehen werden, denn sie wollen die neue Zeit nicht ganz begreifen und stehen eben drr nationalen Bewegung in Nordböhmeu immer noch mit ihren „Wenn" uud „Abrr" gegenüber. So lange die Bevölkerung spricht, tönt e« wie eine frisch« Berglust vou den böhuiiicheu Randgcbirgeu herab; sobald die RechenichasiSberichte der Abgeordneten beginnen, kommt, mtt wenigen Au-Znahmeu, der hinkend« Bote auch, k« muß eben ein nrue« Geschlecht nach- wachsrn, welche« die überflüssigen Bedenke» de« alten hinter sich geworfen hat. In all' dem Licht fehlt auch der Schatten nicht ganz. Da war Herr Anton Schneider, Lckerbauschul-Directve einer LaodeSanstalt, früher einer der hitzigste« Deuisch-Nationaleu, so lange der Laades- ausjchust eine deutsche Mehrheit besaß; jetzt, seitdem der rzechisch- feudale Fürst Lobkowitz sein oberster Vorgesetzter geworden ist, ist er auf Parleiengründung auSgegaugen, welche den Lzechea zu Lieb« eine Spaltung im deutschen Lager hervorrnscn soll. Solch et» schmach- vollerAbsall wird bikligerwelse mit der — Geringschätzung der vou ihm verrathenen Parteigenosse« gelohnt. Ein Beamter, Herr Steuerinspektor Aßmann ln Leipa, hat sich zu ihm gelchlage», und die „Letpaer Zeel nng", welche von der edlen Gesellschaft gewouue» wurde, »er- tritt dcrra sehr deutlich« selbstische Ziele. So aiebl »« immer einige zweifelhast« Naturen, welch« tnmittea einer hochherztgr» Erreguug ihr Süppchen an dem Fenrr kochen wollen. Aber bet der strammen PartelblSciplia «a Deui'ch Böhmen wird e« de, Herren aur müglith sei», entweder sich offen zur ministerielle» Partei zu schlage, »ud ihre» osflciösrn Charakter ohne Weitere« ettizngcsteh a, oder atzrr nach kurzer Thüngkrtt »om politischcn Schauvlatze abzutretrn. Irgend welch« allgemeinere Bedeutung ist die,er traurige» Erschei nung nicht delznmesse»; den» Deutsch-Böhmen ist kein Boden tzte »om Volkswitz sofort al« „Schuetdrr-Partei" gelauste RnibUduug. Der A»«tritt der Deutsche» atz« de« dshmssche, Landetcuttur- rot- ist olle« «laschet« muh »ur der erste Schratt zar Atstiuenz au« anderen Verttrtuugskürvrr». «Leu» dte Dinge so fort gehen, wie sie vor fünf Jahre, begönne» haben, so werde» dte Deutschen es endlich müde werdea, dem srciolistisckien System and setuen Erfolgen passive Assistenz za leisten. Die Regierung rüsttt sich, «n bei den^rächsten Wahlen in den RclchSrath der ruug rüstet sich, i deutschen Oppofitt so viel Mandate wle möglich abzunehmcn Ans den lebten Wahlen tton tt» Mähren ist ersichtlich, welche Anstrengungen gemacht werden dürften. Da« Ziel der föderalistische» Partei besteht darin, eine Zweidrittel-Mehrheit im ReichSrathe zu gewinnen »nd die Vers-issum, dann in ihrem Sinne zurück zu rrvidireu. Haben al«dann die Deutschen auch »ur da» geringste Jutereffe, im Rcicha- raihe zu verbleibe»? Durch»»« nicht! Mögen daun die slawischen und klerikale» Parteien ganz unter sich sein; die Deutschen werden als Glieder einer große» Nation auch diese Prüfung des Schicksal« übersiehe». - Die grausige Hinrichtung in Oesterreich, ven der kürzlich berichtet wurde, veranlaßt die österreichische Presse von Neuem, die Abschaffung der Hinrichtung durch den Strang und die Einsührung zumindest einer rascheren und in ihrem äußeren Anblick weniger Arauenhasten Todesart. welche die Wiederkehr solcher Gräßlichkeiten unmöglich machen würde, zu verlangen. Die geschilderte Hinrichtungsscene hat in den Chroniken der Justiz kaum ihre« Gleichen. Vom Beginn der Gegenwehr bi« zum Eintritt de« Tode- dürften wohl lS—18 Minulen verflossen sein, eine Zeit, die Jedem, der diesem Acte beiwohnte, ewig im Gedächtniß bleiben wird. Die Seclion ergab eine hochgradige Lungentuberkulose und Wasser im Gehirne. Der Hofraum, in welchem die Hin- richtnng vollzogen wurde, bildet ein vou Gesängnißmauer» umgebene« Viereck, welche« mit Bäumen bepflanzt ist. Bo» den vergitterten Fenster» sahen diele Sträflinge der Hin- richtuug zu. * Zur Biltbum-frag« in der Schweiz wird der .Allgemeinen Zeitung" von dort vom 3l. Juli geschrieben: „Nachdem die BiSlhum«sraae sich wenigsten« in der Weise abgeklärt hat, daß die dabei interesstrlen Cantone dev Bunde« rath ersuchten, feine Vermittelung beim Vatikan zur Ordnung der Angelegenheit rintreten zu lassen, und d?r Bundesraih diesem Ansuchen enlgegengekommen ist, scheint die Sach« rascher vorwärts gehen zu sollen. Von de» Diöcesan- ständen de« ehemaligen BiStbum» Basel haben sich die Can tone Aargau, Thurgau, Baselland und Solothurn i» diesem S,»ne an den B»nde«rath gewendet; Baselstadt hat sich dem Vorgeben eventuell für den Fall, daß cs doch noch in ein freundlichere« Berhältniß zu der aus seinem Gebiet« a»- gestedellen römisch-kalbolischen Gemeinde treten könnte, an geschlossen; dagegen bleibt Bern, als Vorort der National- diöcese der chnstkatl'olischen Kirche der Schweiz, dem pro- jectirten neuen Verbände fern, in der Meinung wohl, dem Jura di« Freiheit zu lassen, sich dem neuen BiS- tbun, faktisch anzuschließen. Der Staat verlangt, daß die Katholiken Vorschläge zur Regelung der BiSIHumSverhältnisse machen und sie den Landeödehvrde» zur Genehmigung vor legen, im klebrigen wird er die römisch-katholische Kirche gleich halten wie vie christkalholische, doch soll jene an der allge meine« Synode theilnehmcn — eine zweischneidige Bedingung, da einerseits die römische Kirche eine Synode nicht kennt, anderntbeil« aber sie im Jura die Mehrheit bildet. Der Plan dürste deswegen noch mancherlei Modifikationen auögcsetzt sein, bi» er znr Geltung gelangt. Al» dcsignirter künftiger Bischof dieser Diöcese wird bereit» Herr Fiala von Solothurn, Dompropst de« disberlgea Basler Domkapitel«, genannt — eia Mann, der den Ruf eine» ausgezeichneten Priesters» ge lehrten und toleranten Geistlichen genießt Erst dieser Tage hat ihn die philosophische Facultät der Universität Zürich mit dem Titel eine« Dortor« der Philosovbie beehrt, seiner ver- dienst» um di« schweizerisch« Geichichtssorschnna wegen. Aehnlich wie die Cantone der Diöcese Basel hat auch der Canton Tessin die Intervention de« BundesratbeS angerufen, und dieser hat nun die Angelegenbe-t so wefl gebracht, daß eine Covserenz in B-rn zwischen ihm unv einem Delegirt-n de« päpstlichen Stuhle« in
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