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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.08.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-08-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188408099
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840809
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840809
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-08
- Tag1884-08-09
- Monat1884-08
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.08.1884
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Erscheint täglich früh 6'/,Uhr. Uei»rtion und Erpr-itioa Iohannesqaffe 33. -Pkechkundtn der Kedaction: Bormiltags 10—13 Uhr. Nachmittag- ü—6 Uhr. lt> v» »itiiijad, e>n,rland«er M-nuicr>»«e «acht ftch tu Kiedaclio» nicht «erbultiich. >»u«H«e »er für »te nächstfolgend« >«n«er bestimmten Inserate an Wochentagen bis S Nhr Nachmittags, anP«uu- nn» Festtage« früh bis'/,» Uhr. In den Filialen für Ins.-Annahmn Otto Ulemm, Universität-straße 21, LoniS Lüsche, Kaiharjnknftrabe 18, p. nur bi» V.L Uhr. MMr.TagMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgrschichte, Handels- «nd GMstSverkehr. 2LL. Sonnaben- ven v. August 1884. Auflage IS,«««. ÄsoilnrmrntgPrei» olertelj. 4V, Klk. iacl. Brmgerloh» b ML, durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer SO Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen (in Logeblatt-Format gesalzt) otzne Äostbefürdcrnng 3S Mk. mit Postbesörderung 48 Mk. Insrratr Sgespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut unserem Preis- Verzeichnis. Tabellarischer n. Ziffernsatz nach höherm Tarif. llerlamen unter dem Nrdartionsstrich die Spaltzeil« bO Pf. Inserate sind stets an die tfxpeditio« zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praenumerunäv oder durch Post, nachoahmc. 78. Jahrgang Zur gesillligen Vklllhtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den IO. August, Bormittags nur bis >,0 Uhr geöffnet.. Lxpeältlon 468 LlSlpLlxer l'aMdlattes. Amtlicher Theil. Vtkannlmachn»-. Der a« 1. August ». e. fällige zweite Ler«in der Staatägrundsteuer ist in Gemäßhett de» Gesetzes vom 9. September 1843 in Verbindung mit der durch da- Gksetz vom 3. Juli 1878 getroffenen Äendcrung nach Zwei Pfennigen von jeder Steuereinheit zu entrichten und werden die Steuerpflichtigen hierdurch ous- aesordert, ihre Steucrbeiträge von genannte»» Tage ab bis spätestens lül Tage nach demselben an unsere Stabtsteuer-Einnahme, Stadthaus. Obslmarkt Nr. 3 parterre recht», abzuführen, da nach Ablauf dieser Frist die gesetzlichen Maßnahmen gegen die Säumigen eintreten müssen. Leipzig, den 28. Juli 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. ^ vr. Georgi. Koch. Der zweite Ternitu der städtischen Grundsteuer tst »u» 1 August d. I. nach Eins von» Tausend des In, Kataster eingestellten GrundwertheS «ebst der Ktrchenanlage für die evangelisch-lutherischen Kirchen vom Grundbesitz nach Hohe von Zwölf Pfennigen aufetae Einheit --- 1000 Mark fällig. Diejenigen Grundstücksbesitzer, weiche Mitglieder einer andern mit eigenem Gotteshaus am Orte bestehenden an» erkannten Religio»«- oder Confession-gemeinsckaft sind, haben nur den »rillen Thelt de« seist ans ihren Grundbesitz bee. Autheil fallenden Beitrages zu ven Parochialanlagrn zu ent richten. Die Steuerpflichtigen werden deshalb ausgefordert, ihre Steuerbeträge von dem Termine ab bis spätestens 14 Tage nach demselben an unsere Stadtsieuer-Einnahme, Stadthaus, Obstmarkt Nr. 3 parterre rechts, zu entrichten, widrigenfalls nqch Ablaus dieser Frist gegen die Restanten da« Beitreibung-- versahren eingeleitel werden wird. Leipzig, den 28. Juli 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Koch. Vckanntmachung. Da« auf der Kreuzung der Reitzenhaiaer Ehauffee und der ehemaligen Bayerischen Verbindungsbahn in Reuvnitzer Flur gelegene mit Nr. 146, Abtb. 0 deS Brand« Katasters bezeichnet« ehemalige Bahnwärter-««- der alten Verbindungsbahn soll DienStag, den 0. September «v. Bormittag» 11 Ubr aus dem Rathhause, 1. Etage, Zimmer Nr. 1« aus den Abbruch versteigert «erden. Die LersteioerungSbedingungen können bei unserer Tiefbau- Verwaltung, RathhauS, 2. Nage, Zimmer Nr. t4 eingesehen, resp. von da gegen Erlegung der Copialien bezogen werden. Leipzig, den 26. Juli 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. - vr. Georgi. Eichorius. Die Entschädigung für die in der Zeidvom 17. bi» mit 28. Juni d. I. allhier am Fleischerplatz, au der Frankfurter, Gustav Adolph-, Leibniz-, Lrssingstraße, am Naundörfchen, an der Poniatowskystraße, am Nanstädter Steinwcg und an der ThomasiuSstraße einquartiert gewesenen Truppen vom König lich Sächf. 8. Infanterie-Regiment Nr. 107 und Königlich Sächf. 10.Jufauterte-RegtmentAtr.1SL kann in den nächsten Tagen bei unserem Quartier-Amte, Stadt haus, 2. Etage, Zimmer 107, erhoben werden. Der den Ouartierzettel Vorweisende gilt zur Empfang nahme berechtigt. Gleichzeitig bringen wir, einigen Anfragen begegnend, zur Kenntniß der Betheiligten, daß die Auszahlung der Ent- schädiguug für das am 30. März/t. April o. hier rinquartiert gewesene Königlich 8. Ostpreutztsche Infanterie- Regiment Nr. LS vorläufig noch beanstandet werden muß, weil die Entschädigung noch der Feststellung der betreffenden Rechnunasbehörden unterliegt. Leipzig» am 1. August 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. Lw. Tröndlin. L. In Gemäßheit deS tz. 1 der Instruction für die Aus führung von Wasserrohrleitungen und Wasscranlagen in Dnvatgrnndstücken vom 1. Juli 1880 machen wir hierdurch bekannt, daß der Klempner Herr Friedrich Wilhelm Rtühter, Windmühlenstraße Nr. 2üc, zur Ucbernahme solcher Arbeiten bei nn« sich angemeldet und den Besitz der hierzu erforderlichen Vorrichtungen nachgewiesen hat. ^NpZig, den 6. August 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Wolfram. Ver Neubau einesLchulhallses in Paunsdorf soll «i»»m Baumeister, bi- zur Schlüssel-Uetergab« fertig zu stellen, «lndestsordernd, jedoch unter Borbedalt der Auswahl unter den LtetMuM», »ergeben werden. Plantet» zur Ausfüllung für daraus Nefleetirmd« sind von heute an bei den Unierzeichnetrr. in Empfang PI nehme», «ud sind die Anschläge versieqelt Mil der Aufschrift: „Schulneubau 8. 8. Ardette« ' aus dem Gemeindebureau in Pauu»dors bi» zum 22. Augnft ». A-, K Ubr. etnzureichen. Mnm«doN. de, 7. August 1884. Lte v««r«mmisst,n. Näß,er, Gem -Vorst. Nrkanntmachnug. Die Maurer-, Schloffer- und Pflaslerarbeiten bei Her stellung »er Sivonien- und Hohe Slraßen-Brücken sind ver geben und »erden die unberücksichtigt gebliebenen Submittenten deshalb hiermit ihrer Offerten entbunden. Leipzig, am 1. August 1884. Der Rath -er Stadt Leipzig. Eich vr. Tröndlin. üchorius. Velmuntumchung. Das NnSkitten und der Anstrich hölzerner Ufer» und BrückenbarrtBreu soll» an einen oder mehrere Unternehmer in Accord ver geben werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten und da» Derzeichniß der BarriSrrn können von unserer Tiefbau-Verwaltung. Rath hau». 2. Etage, Zimmer Nr. 14 bezogen werden, woselbst auch dir versiegelten und mit der Aufschrift: „Anstrich hölzerner Barrieren" versehenen Offerten dis zum 18. August lausenden Jahre», Nachmittag» 5 Uhr einzureichen sind. Leipzig, am 6. August 1884. Der Rat- der Stadt Leipzig. , vr. Tröndlin. Cicborius. Nekanntmachung. Die Herstellung der TrotloirS in der Grimmaischeu Strasse soll an ei» ca Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung. Rathhau». 2. Et., Zimmer Nr. 14 aus und können daselbst eingefehen resp. entnommen werden. Bezüge he Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: ,^rottotikeguag tu der Grlmmatschen Straße" versebea ebendaielhtt und zwar b»S zum IS. lanfenden Monat» Nachmittag» S Uhr einzureickcu Leipzig, am S. August 1884. DeS Rath» -er Stadt Leipzig Straßeubau-Depntatiön. . Vekanlitmachnng. Die ^-steflima der Erdarbntc» bei der Regulirung de- BayertWe« Platze» soll an einen Üalernchmer m Accord verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, RathhauS, II. Etage. Zimmer Nr. 14, aus und können daselbst eingesehen resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Erdarbeiteu am Bayerischen Platze" versehen ebendaselbst und zwar biS zum 18. laufende« Monat» Nachmittag- S Uhr einzureichcn Leipzig, am 7. August 1834. DeS Rath» der Stadr Leipzig Straßenbau-Deputation. Nichtamtlicher Theil. Der Friedenskongreß in Lern. * Es hat niemals an allerlei Leuten gefehlt, die, wenn auch sonst bei gesundem Bcrstanvc, ja sogar mit einer gewissen Gelehrsamkeit ausgerüstet sind, eine fixe Idee ver folgten, deren Verwirklichung schon deshalb unmöglich ist, weil sie der menschlichen Natur ganz und gar widerspricht. Zu diesen sonderbaren Schwärmern zählen auch die sogenannten ^Friedensfreunde", welche nichts Geringere- beabsichtigen, als den Krieg au« der Well zu schaffen und daS gesammte Menschen geschlecht durch einen ewigen Frieden zu beglücken. Der Hinweis, daß gegen die Herstellung eine» solchen idyllischen Zustande« da« ganze Wesen und di« tausendjährige Geschichte der Völker sprechen, vermochte dir Friedensfreunde noch immer nicht von der Unerreichbarkeit ihrer philanthropischen Idee zu über zeugen und sie einem nützlicheren Unternehmen geneigt zu machen. So kommt e» also ab und zu noch immer vor, daß sich die geringe Zahl der Anhänger deS ewigen Frieden» au irgend einem Ort versammelt, um. von der undankbaren Menschheit ziemlich unbeachtet, gut zu diniren und allerlei wunderliche Reden zu halten, di« natürlich bisher nur mit Achselzucken und Heiterkeit ausgenommen werden konnten. Eme solche Versammlung, die sich stet» den pomphaften Titel „Frieden-congreß" beilegt, tagt Heuer wiederum, und zwar die-mal in der schweizerischen Bundeshauptstadt Bern. Die selbe ist aber, wie von dort gemeldet wird, überaus spärlich besucht, wa« gerade nicht al» ein Bewei» erscheint, daß die verschiedenen Völker für da« FrievenSwerk deS »EongresseS" sich in besonderem Maße interessiren. D>« Versammlung fand im Saale de» Berner NationalratheS statt und ward durch eine Rede de» Frieden-freunde» und schweizerischen BundeS- ratbc» Ruchonaet eröffnet. Dieser Poliliker bezeichnet« den Krieg al« ein Unheil, das viel schrecklicher Hause al» die Phylloxera unter den Rebstöcken und die Cholera unter den Menschenkindern. Und trotz dieser Schrecken beendige der Krieg nicht einmal die Streitigkeiten der Völker; gerade in der Neuzeit, die auf ihre Eivilisalion sich so viel einbilde, folg« ein blutiger Krieg dem andere», ja man stehe vielleicht schon wieder vor einem neuen. Die Bewaffnung müsse deshalb aus dir Bedürfnisse beschränkt werden, wie sie di« Bertheidigung der Ruhe und Ordnung im Inneren imd dt« Behauptung der Unabhängigkeit ^«r» jeden Staate« nach außen gebieten. Da könne die Schweiz al- nachahmung-würdige« Muster gelten, wa» auch s. Z. der berühmte Schweizer Blnnlschli betonte, der für die Idee» de« FriedenScongresse» so Hervorragendes geleistet habe. Nun ergreift der Präsident deS englischen ComitS«. Mr. Hodgson Prall, da- Wort und bemerkt, daß er gern eine zahlreichere Bethriligung an dem Congreffe gesehen hätte. Zumal vermisse man die französischen Freunde, die wohl al« Abgeordnete den Verhandlungen über die französische Ver- saffungSrevision beiwohnen müssen. ES müsse dahin gewirkt werden, io allen Städten Vereine zu gründen, um im Wege der öffentlichen Meinung einen Druck auf die Parlamente und Regierungen zu Gunsten de» allgemeinen Frieden- zu üben. Die Herstellung und Befestigung desselben sei Überaus schwierig, weil zu seinen Feinden die Vorurtheile aller Jahr hunderte und die Gleichgiltigkeit und persönlichen Inter essen vieler Menschen zählen. Aber deshalb solle man sich nicht entmuhigen lassen, sondern nur um so rast loser arbeiten; die Wahrheit und di« Menschenrechte werden schließlich dennoch siegen, wen« ihre Vorkämpfer der großen Idee treu bleiben. Seit der Brüsseler Eonserenz vom Jahre 1882 habe da» englische ComitS nicht geruht und gelegentlich mehrerer Anlässe, wo internationale Conflicle zu entstehen drohten, mittelst Adressen gewirkt. Bezüglich de« Streite- wegen de- Suezcanal» und Egypten» habe da» englische ComitL die Freunde in Frankreich zu einer „Be sprechung" eingelavrn, die aber leider noch nicht stattgefunden habe. Da» englische ComitS agitire für die FriedenSibee in verschiedenen Ländern und mache dabe! die erfreuliche Wahr nehmung. daß ihr zumal die Arbeiterbevvlkcrungen (vielleicht die Socialdemokraten? Die Revaction.) warme Sympathien entgegenbriugen. Nu» kommt der württembergische Gebeimrath und deutsche ReichstagSabgeordnete v. Bühler an die Reihe, welcher ver sichert, da« gesammte demsche Volk sei ohne Ausnahme für den allgemeinen Frieden höchst begeistert. Die vorliegenden Fragen seien allerdings verwickelt und schwierig, aber sie würden sich von selbst lösen, wenn alle Kationen so fried liebend wären wie die deutsche. Redner b4wrkt, er sei an fänglich im deutschen Reichstage mit seinem Luc trage bezüglich der militairischen Abrüstung fast allein gestanden, aber gegen wärtig schlicßen sich schon vierzig Mitglieder der Frieden»« Idee an. BemerkenSwerther al» die bisher erwähnte« Reden ist ein Antrag de» dänischen ReichstaqSmitgliede» Bajrr, der im Namen vou dreißig dänischen Abgeordneten sprach. Er be- zeichnete die Neutralisation der skandinavischen Königreiche al» eine Forderung de» Weltfrieden», welcher Ansicht sich dir Versammlung natürlich anschloß. Ebenso wurde die Neu tralisation Rumänien» und der Lonau vo» Eisernen Thore bi» zur Mündung gefordert. Schließlich meldet noch rin Berner Telegramm, daß ein französischer Antrag aus Be sprechung der Neutralisation de» Elsassc» von den deutschen Mitgliedern der Versammlung vertagt und ein Protest gegen die Besprechung oder Veschließung angemeldet worden fei. Daraus scheint sich also zu ergebe», daß man selbst in der Versammlung der Friedensfreunde über gcw' ^ heikle Fragen der internationalen Politik keine Elm^kcirzHtz^rzitteu ver mag» «ine Wahrnehmung, di« scb«n . AAw. jer-^css nu»g auf «»-Gelingen de» allgemeinen FrfevenSwerkeS auS- schließen muß. Der „ewige Friede" ist, wir die Geschichte aller Zeiten und Völker lehrt, eine Utopie, trotz der idealen Bestrebungen Eiihu Burritt'S uuv der Cvngresse der „Friedensfreunde." Leipzig, 9. August 1884. * „Ein Erinnerung»tag". unter dies-r Ueberschrift schreibt die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" vom Donnerstag: Am heutigen Tage vollenden sich siebzig Jahre lm Leben Sr. Majestät de- Kaiser» und König», seitdem der hohe Herr als junger Osficier nach glorreich beendigtem Feldzuge gegen Frankreich an der Seite seine- königlichen Baier» seinen ersten Siegeieinzug in Berlin hielt. Man halte die Rückkehr König Friedrich Wilhelm'« IH. erst am 7. August erwartet; mwermutbet erschien jedoch der Monarch schon am b. und war in seinem Palais adgeftiegen, eh« die Bewohner der Hauptstadt e» ahnten. Alsbald wurden die Minister, die obersten Militair» und der Magistrat ent boten, und der König sagte ihnen in seiner schlichten Weile, daß er früher gekommen, al» man erwartet, weil er vernommen, welche Anstnllen zu seinem Linviange getroffen wurde«. Alle Feierlichkeiten, di» mit Glanz und TiegcSgeprängc verbunden seien, müsse er von sich ab- lehnen, da die Annahme von Huldigungen dieser Art seinen Lharakter und seinen Grundsätzen widerstrebten. Wenn aber da» dankbare Vaterland dem Heer« und seinen ruhmreiche» Führern durch die vorbereitete Feier eiuen Beweis der Anerkennung Dessen, wa» sie geleistet, zu geben wünsch«, so wolle er gerne der Erste sein, der sich an da- gerechte und di« Nation ehrende Gcsühl anschließe; in dieser Borau»- sicht wolle er nicht nur die getroffenen Einleitungen mit cioigen Veichrinkungrn genehmigen, sondern auch die Generale und vor Allem den Fürsten Blücher um sich versammeln und mit ihnen die königlichen Garden, al» Repräsentanten aller ihrer Waffenbrüder, in die Hauptstadt einsühren. Frcitaa, den 7. August, crsolgle alsdann der hochsestliche Einzug. Lom Brandenburger Thor bi» zu dem Schlosse bildete die Linden entlang die Garnnon Spalier; im inneren Schloßhose war die Bürgergarde ausmarschin und batte daselbst die Wach«. Da» Brandenburger Thor war festlich geschmückt; in der Still« der Nacht war die Victoria, die nach der Eiuoahme von Pari» t» Triumphzuge zurückqesührt war, wieder ausgestellt worden. Noch aber stand das Kunstwerk verdeckt, dean die Hüll« sollt« erst im Augenblick de« Einzug« fallen. Bor dem Thore standen tm Halbkreise zehn dorische Säulen, die Siegesgöttinnen trugen, welche deu elnzlehenden Kriegern und Siegern den wohl- verdienten Lorbeer entgegenhielten. An dem Schafte der Säulen, von schwarzweißen Fahnen umrauscht, hingen runde Schilder mit jene» stolzen Namen, welche da- so theuer errungene Anrecht zum Triumph bekundeten. Zwischen de» Säulen standen Eandelaber mit großen Feuerbecke»; Laubgewind« und Blumenkränze vollendeten t«u Frstschmuck. Der Triumphwagen der Bictoria war mit zwöls Treifüßeu umstellt. Statt des antiken Palladium», da» sie ehemals trug — Helm, Panzer und zwei Schilder an einer Stange be- semgt — führte die Siegesgöttin von diesem Tage a» da» eiserne Kreuz mit darum geschlungenem Eichrnkranze, über den sich der gekrönte Adler emvorschwingt. Die Lindeupromenad« war mit Landelabern geschmückt: a» der Overnbrücke waren zwei mächtig« Trovhäensäulen er- richtet. Der Zielpunkt dieser Siege»straß« war »in mächtiger, aus einem hohen Uatervau ruhender Altar vor dem Schloss». Während di« Truppen die Ankunft de» König» au» Lbarlottenbura erwarteten, überreichte ein« Deputation der Dienftmädch«, der Residenz dem ObrHe» der Garde, Herr, v. Mdeutleben, die bekannten vier sil- bernen Trompeten, welche sie aas ihre Kosten hatten ansertigen lasten, zum Geschenk. Am klemrn Ster, empfing« di« k-aigllche» Prinzen — unter ihn«, der sieb^hn jährig« Prinz Wilhelm, unser jetziger kaiserlicher Herr — und di, Generalität den KSnlg. In dem Augen- blicke, al« d« König sich dort an di« Spitz« der Truppen setzte uud der Einzug begann, sank die Hülle unier de» jauchzenden Hochrusen der ungezählieu Meuschtiimasjen von der Siegesgöttin; in neu errungener Glorie strahlt» Viktoria I Aus dem Platz« vor dem Branden- dnrger Thore hatten sich der Magistrat and die Stadtverordneten zur ehrsurcht«v»llen B-gruyu,g versammelt: eine Ansprache an de» König sand nicht sinkt. Mit dem Könige nnd den Prinzen ritten noch Fürst Bliich-r, General Graf Tauentzien nnd General Gras v. Bülow. Im Lustgarten sand die große kirchlich« Feier statt, welche der Eon- siftorialrath Offelömeper au» Potsdam abhielt. Während Gesang und Rede war jeglickie« Haupt entblößt; al» der Geistliche da« Schlußgebet sprach, sank König Friedrich Wilhelm HI. al« Erster seine» Bolke» aus die Kniee, ihm nach die Tausende — All« in in brünstigem Gebete zun, Höchsten, dessen Gnade neu geworden war au unserem Bolke. Nach beendigtem Gottesdienste ritt der König di« Front der Truppen ab uud empfing später im Schlöffe das diplomatische Torp» und die Behörden. Alsdann war große Gala- tasel in her Bildergalerie, und Abend» fanden in der Oper und dem Nationaltheater Festvorstellungen statt, denen der König, von brausendem Jubel empsangeu, lange Zeit beiwohnte. Um 9 Uhr ritt der königliche Herr noch mit dem Fürsten Blücher durch die Straßen Berlin», die iu ein Lichtmeer getaucht waren. * Die „Kölnische Zeitung" findet mit ihren Aus führungen über Wahltaktik und daS von ihr den Deutsch sreisinnigen angeborene Wahl-Cartel überall lebhaften Widerspruch. Den Entgegnungen nationallkberaler und deulsch- sreisinnlger Blätter svlgen Kundgebungen von Organen noch anderer Parteien. Auf conservativer Seite haben die beregtcn Artikel deS rheinischen Blattes sogar Spott hervorgerusen, von einer Seite, und Mar von der sreiconservativen „Post", wollte man sie al« nur auf die localen rheinischen Verhält nisse bezüglich ausgefaßt wissen, die ein Zusammenfassen aller nicht ultramontanen Elemente gegen die Ultramontanen be dingten. In dieser Beziehung ist jedoch beachtenswerth, daß Professor Jürgen Bona Meyer in Bonn von der Leitung der rheinischen Nalionalliberalen just in diesem Augenblicke deshalb zurückzutreten erklärte, weil ihm die Versumpfung de» Culturkampses die politische Thätigkeit verleide und er den Culturkampf nun aus dem Gebiete der Schule sortsetzen wolle. In Bezug auf diesen Vorgang erhält der „Ham burger Corrrspondent" folgende Zuschrift vom Nieder rhein : Professor vr. Jürgen Bona Meyer l» Bonn hat der „Ber- sumpk'unqspolitik" hinsichtlich de» Lulturkampse» nachgerade genug, er ist deshalb von der Parteileitung im natioualliberalen Eentral- wahlcomit» de» Rheinland«» in aller Form zurückgetrelen und motivirt diesen Schritt offen und ehrlich damit, daß, nachdem die Partei seine Ueberzeugung vo» der Nothwendigkett einer klaren, endgiltlgea Lösung de» Lulturkampse» durch die nationalliberalc Partei nicht theilt, er den „nässende» Boden sür seine acttve Mit wirkung in der Parteileitung" vermisse. Da» Letztere verspricht er so lauge zu ihun, al» da» Interesse der Partei für andere Probleme, deren Bedeutung der Herr Professor so aefälliß ist, „nicht zu ver- kennen", überwiegen wird. Eia trostlosere» Berranntsein in eine absolut haltlos gewordene Idee ist zu denken schlechterding« un- möglich. Go lauge die nattouallibrrale Partei die Mitwirkung an »er Löiung der nationale» uud seeialeu Aufgaben de» Reiche» zunächst für wichtiger hält, al« ein« offenst« Antheilnahme an dem nun doch einmal verkrachten sperietz preußischen Liilturkamps, so lange also ist di« nationalliberal« Partei der kostbaren Mitarbeit eine» Bonner Professor» nicht mehr werth. Aber der Herr Professor Meyer ist nicht der Einzige dieser Denkung-art am Rheiu, er ist nur der Erste, welcher die Toniequeuz seiner Erfahrungen iu der :mlung deS Elderseloer Parteitages nun als« gelogen hat. Virut sequsn,; möchte» alle Diekenigen, welche derselben Meinung sind uud in die veränderte Situation sich nicht schickcn können, den, loben-werthen Lesspiele de» Herrn Meyer recht bald folgen. Für die »ationalliberalr Sache in der Rheiuproviuz würde das lediglich von Bortheil sein. Der vor der Hand eine Rücktritt ist als erste« greifbare« Anzeichen von der Gesundung der national- liberalen Partei auch am Rhein freudig zu begrüßen: er ist die Bestätigung de» tolalen Stimmungsumschwung- binsichtllch de» Culturkampses innerhalb der uationalliberaien Partei. Die oattounl- liberale Partei hat jetzt auch am Rhein Bessere» zu thun, al» starr Tuliur zu kämpfen. Wenn sie für diese bessere Arbeit der Mithilfe der Bonner Professoren entbehre» muß, so wird sie da» mit Fassung zu ertragen wissen. Di« Thräueu um diese Herreu «erde» noch zu trockne» sein." Am Rhein selbst denkt man also über diese Ding, wesent lich ander», als e» die Artikel der Kölnischen Zeitung" sollten vernnilhen lassen. Al» Zeichen der Zeit rrgisirirea wir ein fach diese Vorgänge. * An der am 2. Mai 1885 zu eröffnenden Ausstellung in Antwerpen, die in Deutschland steigende» Interesse erregt, werden, wie wir schon uiitgetheilt, die überseeischen wie europäischen Länder fast alle vertreten sein. Oesterreich, Frankreich, Italien und die Niederlande werden sich officiell belheiligen; andere Staaten, u. A. Spanien, Schweden und Norwegen, Rußland, Griechenland werden von der Ausstellung nicht Zurückbleiben, wenn sie auch nicht unter Mithilfe ihrer Regierungen ausstellen werden. Diesen verschiedenen Be strebungen gegenüber muß Deutschland all seine Kräfte zu- sammennehmen, um sich al» ebenbürtigen Rivalen auf dem Gebiete der Industrie und der Künste zeigen »u können. In» ganzen Reiche fühlt man auch daS Bedürsniß einer regen Bethriligung: an verschiedenen Orten haben sich schon Sprcial- ComilSS gebildet,die es unternehmen, sich milden Interessenten in Verbindung zu setzen, so da» Rheinisch-Westsälische Eomit» inKöln. da» Mittelrheinische und Süddeutsche ComitS in Mainz und da« Comit» für Nord» und Ostdeutschland und daS Königreich Sachsen in Berlin. Behuf- Anmeldung haben sich die Interessenten an da- Centralbureau dieser Commissionen, Berlin 81V., Kochstraße 27, zu wenden. Etwa 30» deutsche Industrielle haben sich bi« jetzt gemeldet, welche die Anlwcrpener Aus stellung beschicken werden; von Tag zu Tag lausen weitere Anmeldungen ein, so daß dies Ergebniß in Hinsicht daraus, baß bi-her die Vorbereitung für die Ausstellung erst in ihren Anfängen ist, ein sehr günstige« genannt werden muß. Wenn die Anmeldungen sich nun so mehren, wie wir dies auzu- nehmen Grund haben, so wird sicherlich auch die deulsche NeichSrcgierung sich ossiciell an der Beschickung der A»i- werpener Ausstellung belheiligen und durch Unterstützungen die den Ausslcllern entstehenden Kosten möglichst zu mindern suchen, um so dazu beizutragen, daß die deutschen Gewcrb- treibenden, Kunsthandwerker und Künstler veranlaßt werden, sich in möglichst großer Anzahl mit den Erzeugnissen ihres Fleißes hier einzustnden. Hoffen wir, daß die deutsche Ab theilung eine der glänzendsten Vieser Ausstellung sein wird. « » « - * Die vom Kaiser von Oesterreich jüngst angeord neten Veränderungen in den Statuten mehrerer populärer Orden enthalten für die zahlreichen bürgerlichen Aspiranten auf da» „Ritterthum" in Oesterreich einen schweren Schlag. Namentlich der Orden der eisernen Krone war begehrt, weil schon die Mitglieder der dritten Classe in den „Ritterstand" erhoben wurden, während die Mitglieder zweiter Classe aus den Frciherrnstand Anspruch Hallen. Der Erlaß soll auf die directe Einwirkung de- Kaiser- zurückzuführen sein. * Zur Lage in Bulgarien meldet die „Politische Eorrespondenz" au-Sofia, 1. August: „Die Adresse, mit welcher die bereit- geschlossene Sabrani« die fürstliche Thronrede beantwortet hat, bietet nicht» Besondere» dar und unterscheidet sich nicht von de» bi«berigen Antwort«, adressen der Nationalversammlung. Insofern sie aber den Ausdruck ver Gesinnungen der gegenwärtig am Ruder be findlichen radikale»Partei bildet, kommt ihr immerhin Interesse zu. Sie lautet, wie folgt:
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