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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.08.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-08-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188408099
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840809
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840809
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-08
- Tag1884-08-09
- Monat1884-08
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.08.1884
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4219 Nachtrag rum poliUjchcn Tagksbericht. j * Wir der',.Vossiichc>i Z ltung" miig.-lheül wirk, ist der Capitain zur Ser der deutsche« Marine, Freiherr von! Hollen, für den türkischen Marinediens« gewonnen! worden und kirnt dessen Ad'chiek-gcsuch bereit» dein Kaiser ' oor. Freiherr.Äuinitd»» George von Hollen, ein gedorner Holsteiner, der zur Zeit Inspekteur der Marineartillerie in Kcl ist, wird mit dem Range eines Pascha i» da» türkische Marineministerintn eintreten. Er ist am >3. Juni 1845 ge boren. am 2l. Juni 1859 in die preußische Marine ein- getreten und wurde u. A. für sein bejonder» lapsere» Ver halten im Seegesecht während de» dänische» Feldzüge» mit rer österreichischen TapferkeilSinedaille t. Elaste decorirt. Freiherr von Hollen ist seit 1876 mit der einzigen Tochter kc» früheren Ehes» der Admiralität und StaakSminister» a. D. von Stosch vermählt. E» »st die» der einzige prsußische Marineojsicier, der in den türkische» Dienst Übertritt: Mit ihm zugleich ist auch ein preußischer Regierung-Hgiliueister berufen worden, um in da» türkische Bcrkehr»miiusteki»m al» oberster Eisenbahn-Eommistar einzutreteu. * Wie in Marinekreiseu verlautet, hat der Reichs kanzler Fürst Bismarck sich in energischer Weis« der Geestemünde» Firma „Radien" angenommen, deren Proviant- kntter von englischen Fischern auSgeraubl worden. Ter Reichskanzler soll nicht allein in dieser Angelegenheit eine ernste Note nach London gerichtet, sondern auch direcle Weisung an die kaiserliche Admiralität ertheilt haben, io Folge deren diese da» WilhelmShavener StativnScommand» angewiesen hat. schleunige maritime Maßregeln zur weiteren Vcrsolgnng der Angelegenheit zu ergreifen. * Neber die Eonserenz der preußischen Bischöfe wird un» weiter au» Fulda vom 7. August geschrieben: Dle Thatsache, daß bei der dietmaligen Eonserenz di« „ver waisten" ErzbiSthümer Köln und Posen nicht vertreten sind, wird »ach zwei Richtungen commentirt: Die Einen wollen hierin eine Rück sichtnahme aus die vreuhische Regierung erblicken, während Ander« die wohl zutreffende Ansicht vertreten, daß mit diese» Lücken in demonstrativer Weise gegen die „Absetzung" der Herren Melcher» »ad LedochoivSki protestirt «erden solle, klebrigen» verlautet, daß >err Melcher» die Absicht zu erkennen gegeben habe, an der Eon- ereaz theilzunehnien und lediglich durch eindringliche Borstellungen iemer Lollegeu in Breslau und Fulda von diesem Plane abgebracht .vordeu sei. Noch den un» aus bewährter Quelle gewordenen Jnsormatione» ezogen sich di« gestrigen Berathungen der Prälaten, die nur sehr lurze Zeit währten, gleich den heutigen aus 1) die vollständige Wieder- 'ksetzung oller erledigten Seelsorgerstellen» sowie 2) die Gründung acholisch-theologischer Facultäten aus protestantischen Hochschulen seriell zunächst in Marburg) und damit die Borb.ldungssrage im itllgemeinea. — Ls ist bekannt, daß es das Bestrebe» der Kirche ist, in» dem gegenwärtigen Stadium der Friedensverhandlunge» als oraktischrn Nutzen wenigsten» den zu ziehen, daß die erledigten Psarr- telleu inSglichst rasch besetzt werden und damit wieder eine -cordnere Seelsorge erwächst, die als die Grundlage sür das esammte Kirchenregimcut gilt. Ebenso bekannt ist aber auch, aß di« hierzu rrsorderlicheu Dispense keineswegs vollzählig er- heilt wurden, da» EuliuSministerium vielmehr aus diverien gründen zahlreiche Präsentationen zurückwie» und so den Bischöfen nd bezw. Tomcapiteln die Möglichkeit genommen hat, jeder Ge- ii«inde den regelmäßigen Gottesdienst und das Spenden der Sacra- nente zu bieten. Air hören nun. daß die Eonserenz die Abseudung iner Jmmediat-Eingabe au den Kaiser und König beschlossen dqt, n welcher unter eingehender Schilderung der kirchlichen Nothlage ieler Gemeinden und der hieran« erwachsendes sittlichen Schädigungen tebeten wird, aus dem Gnadenwege auch die ziirückgcwiesenen vispeulation-gesuche zu genehmigen und bannt dte tühlbarste Folge des LulturkampseS, den Rückgang de< kirchlichen Leben«, dauernd zu oaraliisireu. — Was nun die Frage der Vorbildung der Geistlichen betrifft, die ja den Kernpunkt in de» Verhandlungen zwischen Berlin nd Rom bildet, s» steht dieselbe unzwciselhaft im innigsten Zn- iammenbange mit der soeben berührten Angelegenheit. Werden auch sich den Auaenblick wirklich die vakante» Pfarrstellen definitiv oder srovisorüch besetzt, so ist damit doch immer nicht für die Zukunst gesorgt, zumal hie Zahl der vorhandenen jungen Ideologen keine allzu -große genau«» werden darf. Diese Erwägung ist e« denn, welche >a« Projecj der Errichtung bezw. Wiedererrichtung einer katholisch. !,«alogischen Fakultät in Marburg (für Hesseil-Nassau und Hannover) ,ur Reife gebracht hat. Diese Nachricht, welche mit geradezu ächerlichem Eifer von obskuren, mit den kirchenpolitische» Ber- 'Mussten absolut unbekannten Skribenten dementirt wurde, hat nzwische» . durch die klerikale „Schlesische Volk» - Zeitung" ,nd ein amtliche« Kasseler Blatt direct« Bestätigung erfahren, io daß an dem Plane, eine solche Fakultät zu errichten, ebensowenig lezweiselt werden darf wie daran, daß gegenwärtig sür eine der- artige Institution die Auspicien günstiger sind als im Jahre 1871. Die VorbildungSsrage icheint überhaupt auch in kirchliche» Kreisen n ein gänzlich andere- Stadium getreten zu sein und sehr viel von d m schroffen Eharakter verloren »u haben, der ihr früher, besonder- '.inter der tonangebenden Herrschaft des Bischof» Kettcler von Mainz, il« Haiiptbcmmnib für eia« friedliche Lösung des KirchenftrclteS onliaitcte. In dieser Hinsicht braucht man nur aus zwei Brochuren liinzuwcise», von denen die Autorschaft der einen wohl nicht mit Unrewt dem Bischöfe Korum von Trier, die der anderen abgL dem Bischose Kopp dahier zugeschrieben wird. Die crstere stellt sich ganz aus den Kettcler'schen Standpunkt und fordert eine exklusivere AuS- bildunq der Kleriker in den Priesterseminarien, während die letztere ein« Lanze sür das Unlversitätsstudium bricht und gerade hierin eine Gewähr für die Erhaltung des Ansehens de- geistlichen Stande» erblicken will. Hierzu kommt dann die notorische Unmög lichkeit der Errichtung einer katholischen Universität in Fulda, welcher ideelle Plau seit drefteba Jahren vergeblich sructiflcirt worden ist. Die gesammelten Geldbeträge, die deu Fonds für die Realffiruug d.» Blaues bilden sollten, sind recht gering, immerhin aber och bedeutend im vergleiche zu deu Aussichten, daß je die Staat», regierung eine derartig« Eaclav« specifisch römischer Geistesherrlchast dulde» werd«. Eine als Manuskript gedruckte, nur ia engere« Kreisen bekannt gewordene Schrift — deren Autorschaft man- mit Rücksicht aus das Pseudonym „E. v. Borbeutel" dem Dichter des Prinz Eugen" rc., Rechtskonsulent E. v. Boxberger in Fulda, zu- ,»schreiben geneigt ist. — gipfelt ebenfalls in dem Satze, daß da» :anze Projekt als ein durchaus unau-fükrbares erscheint. Freilich können wir die in der Schrift angeführten Motive keineswegs als zu- reffend billige», »nd zwar am wenigsten dasjenige, welches sich au die angeblich zu geringe, einer Universitätsstadt nicht zum Bor zuge gereichende DurchschnittSbildung der Fnldaer Bevölkerung be> zieht. Gerade Fulda« höhere Schulen habe» zu allen Zeiten dis in die Gegenwart dem öffentlichen Lebeu zahlreiche Männer von hoher Gelehrsamkeit und praktischem Wirke» gegeben, wie denn auch gerade der Fuldaer Elerus tu Deutschland einen hervorragenden Rang behauptet. — Welch« Stellung nimmt nun die Büchofsconferenz zu dem sensationellen Projekte ein, die jungen Kleriker der Bis- ihümer Fulda, Limburg und Hilde-Heim aus der ersten, ohne päpst liche Privilegien gegründeten deutschen Hochschule in die katholische Theo logie einzusühren? Nach unseren Informationen beschlossen die Kirchen« fürsten heule eine abwartend« Haltung, bis nähere Instructionen von Rom eingelaufen sein werden. Betont wurde aber, daß die Fakultät al« eine unmittelbare kirchliche Institut!»» «»erkannt und >»»sichtlich der Bestellung der Lehrkräfte und der Festsetzung de» Lehrplanes lediglich dem Kirchenregimente unterstellt werden müsse. Man sieht, genau die 183ler Forderungen, die damals da« Absterbea der Fakultät nach kurzer Lebensdauer zur Folge hatte» l Ob Preußen heute diese Bedinguugen acceptiren wird? Wir glauben-«» nicht, indesseu — wir wollen sehe»! — Morgen «erden ldi« Be- rolhungen der Prälaten, die täglich fünf bis sich» Stunde» i» Au- spruch nehme», zu End« geführt werde». * Zn der belgischen Deputirtei^ßA»er erklärte am Donnerstag der Minister de» Znnerw/vvcüb», ohne vorherige Interpellation, daß er angesichts der Erregung der letzten Tage Truppen rcquirirt habe: indeß habe er in Folg« ber formellen Erklärung der Eommunalverwaltung, di« Ordnung ausreckt zu erhalten. Gegenbefehl gegeben. Rolin' und Lippen» (Linke) greisen da» Cabinet heftig an. Bara bringt eine Tagesordnung ein. in welcher in Erwägung, daß die Eommunalverwaltung bei deu Vorgängen der letzte» Tage ihre Schuldigkeit getban babe, sowie m Erwägung, »aß da» Ministerium sich durch da» Reguiriren von Truppen «ne Zurücksetzung der Bürgergarde babe zu Schulden kommen lasten. eine Mißbilligung de» Ver fahren» de» Ministerium» ausgesprochen wird. Die von Bara branlragte Tagesordnung wurde mit 8l gegen 39 Stimmen adgelehnt. — Ille Straßen, welche aus da» Kammer- gebäude münden, sind durch starke Polizeimannschasten be wacht. Zur Ausrechterhallung der Ordnung ist die Bürgrr- garve autgedoten, die Truppen sind », den Kasernen consignirt. — Tie Beralbniig der Vorlage über die Wiederherstellung diplomatischer Bezieh»»geu ^nm päpstlichen Stuhl wurde schließlich »erlagt. An allen Zugänge» zu dem Kammer- gedaude waren Polizeiuiannschasren ausgestellt, um Mani- sksl.itionen verzubeugen. * Au» Bellowa. 29. Juli, geht un» über die Gilt st hrung Binder'» nachslcl'ciitcr autbcutischer Bericht zu: Herr Binder, der als Beamter der Gesellschaft der Orieut- batziien die Functionen eines Dolmetsch bei der Directio» de» Forstes von Bellowa betteidel, begab sich am Abend des 21. Juli in Begleitung seiner Frau und cuie« Kindes zu Wage» voa der «tatioa Bellowa nach dem ungefähr 6 Kilometer von dieser eutserntea Torfe Bellowa. Er hatte sich jedoch kaum aus SM Meter vou dem Bahu- hose eatsernl, als sechs Räuber, welch« albanesisches Loftüm trugen und griechisch sprach««, den Wage» auhieltea. Frau Binder schrie um Hilft und klammerte sich au ihre» Gemahl. Die Räuber ließe» jedoch Mutter uud Krad in de» Wage» zurück, gaben dem Kutscher de» Beseht, uach der Station zurückzukehreu, uud ent» sührlea Hrrru Binder in» Gebirge. Der Forftdirector von Bellowa. Herr Berageß, der selbst vor uugesähr zwei Jahre» das Unglück batte, vou Räuber» uud zwar ebea iu Gesellschaft Binder'« «ut- sühn zu werde», berichtet« noch am selbe» Abend telegraphisch da» ill au die oftrumelisch« Regierung. Der Generalgouverneur, avril Pascha, gab losort Befehle zur raschen uud energische» Verfolgung der Räuber, jedoch mit der nachdrückliche» Mahaung, daß hierbei das Leben des gesaugeaeu viudrr uicht gefährdet werde. Gleichzeitig ließ er dt« Behörde» vou Nevrokop (Makedonien) uud sene vou Samokon (Bulgarien) von dem Borsall« telegraphisch ver ständigen «ad zur Lrgreisung voa Maßregel» aussordrra, welche dir Räuber a, der Ueverschreituug der betreffende» Grenzen ver hindern sollten. Inzwischen vrrgtage» sechs Lage, oha« daß über das Schicksal Binder'» etwas bekannt und der Puact, »ach welche« er von den Räubern gebracht wurde, eruirt worden wäre. Die Besorgnisse wegen des Leben- Binder'» stiegen, uud insbesondere die Unglück- liehe Frau Binder befand sich ia einem Zustaude der Verzweiflung. Die Joclw erhielt deu Anschein, als ob es sich hier nicht um eine» aus die Erzielung eine- hohen Lösegeldes berechneten Raub, sondern um einen Äcr persönlicher Rach« handele. Ja dieser Ansicht koaute man durch da« Gerücht bestärkt werden, daß ein Montenegriner NaineuS Dimilri, der vor Kurzem eiue Kerkerstrase wegen Meuchel mordes »> Tatar-Bozardschik adgebüßt und schoa vor Jahre« Binder mit dem Tode bedroht hatte, sich kürzlich m der Umgebung voa Sofia gezeigt Hab«. Eden dieser Dnnitri, erzählte man sich, soll an der «pitze der Band«, welche Binder entführte, stehen. Am Abend de» 26. Jul« kam jedoch eine Nachricht, welche die ersreu- liche Gewißheit verschaffte, daß Binder am Leben ist. An den Forstdireclor Berngeß langte nämlich eia griechischer, von Binder und dem Haupt der Räuberbande Unterzeichneter Brief «in, iu weichem für die Freilassung Binder'« ein Löftgeld von 4000 türki schen Psuvd verlangt wird. Es wurde hieraus sofort ein Bote zur Einleitung von Unterhandlungen entsendet, welcher deu Räubern «in Lösegeld voa 2000 türk. Psd. anzubieieu beauftragt war. Dir Räuber beharrten jedoch aus der gesordertea Summe uud erklärte», daß sie, weua ihnen nicht innerhalb acht Tagen nach dem Eintreffen des Boten in Bellowa da- verlangte Lösegeld übermittelt wird, der Gattin Binder'« erst die Ohren, dann die Rase und schließlich den Kops des Entführten zusenden werden. Binder soll — nach weiteren Nachrichten — ia Folg« des auSgestandeaea Schrecken» und der Mühseligkeiten der langen Wanderung erkrankt ieia und muß von zweien der Räuber in eincm Traadeiie getragen werde». Es soll soeben der Gendarmerie gelungen sein, die Räuber zu cernire«, so daß dieselbe» sich zwischen zwei Feuern befinden. Der unglückliche Binder schwebt somil in Todesgesahr, da die Briganten im Falle eine- offenen Angriffes seilen« der Gendarmen sich wahrscheinlich vor Allem ihre- Gefangenen entledigen würden. Musik. Neues Theater. Leipzig, 8. August. Mit durchgehend» neuer Besetzung wurde gestern Verdi'» .Troubadour" gegeben und zwar unter Mitwirkung de- königlich bayerischen Kammersänger» Herrn Franz Nachbaur als Manrico. War die gcsang- ltche LeMung de- genannten Künstler» in dieser Rolle von glekstimägigerer Beschaffenheit al- in der de- Postillon», so leigten sich auch hier, wenn auch seltener, dieselben schon berührten Mißstände, die an einem Sänger, den man mit anderem Maße zu messen berechtigt ist, doppelt auffällig sind. Daß Herr Nackvaur, abgesehen davon. Treffliche» bot und mit der ersten Romanze hinter der Scene sowie in den Solo- Ensemble - Sätzen und dem Schlußsatz de» dritten Acte- bedeutende Wirkung und lebhaften Beifall erzielte, mag besonder- Hervorgehoben werte». Was die Darstellung de- Manrico betrifft, so hielt sich dieselbe in zu gemäßigte» Grenze»; etwa- mehr Feuer, Leidenschaftlichkeit und sicht bare Autheilnahme an der Handlung wären hier auch dem Sänger sehr zu statten gekommen. Al- Azucena über raschte un- Frau Sthamer - Andriessen mit einer außergewöhnlich zu nennenden Leistung, die auch seilen de- Publicum- gerechte und vollkommene Würdigung fand. Da» Organ zeigte sich gestern weit ausgeglichener al- bei früheren Vorstellungen, die Stimme reichte bi» in die tiefste Alllage ebenso aus wie nach oben hin und wurde von der Künstlerin auch in Beziehung aus den Vortrag vollkom men beherrscht: außerdem aber kciiiizeichnete dir ganze Leistung eia zwar maßvolle», aber charakteristische- Spiel, da» überall voll feine Wirkung that; die Erzählung im Zigeunerlager, sowie da» Zusammentreffen mit Gras Luna können al- vor zugsweise gelungen bezeichnet werden; eine etwa- dunklere Färbung de- Organ-. auch in der Mittellage, wäre der Rolle allerding» noch angemessener gewesen. Frau Bau mann behandelte ihre Partie al» Leouore im Ganzen zu sanft und vermochte deshalb und da auch die elementare Kraft der Stimme sich nicht gut hier entbehren läßt, dir Frau Baumann nur bi» zu einem gewissen Grade eigen ist, nicht überall vollkommen durchzuschlagen. Auch da- Spiel zeigte nicht genug Lebhaftigkeit und Energie; im Gesänge leistete die Künstlerin durchweg Gediegene» und war der Bortrag der Scene zu Anfang de- vierten Arte», die mehr elegischen Charakter hat, ein außerordentlich sympathischer. Zu erwähnen sind noch Herr Köhler al» Ferranvo, der seiner Ausgabe mit gewohnter Sicherheit ge recht wurde, und Herr Perron al» Gras von Luna. Herr Perron, der diese bedeutende Partie wobt überhaupt zum ersten Male sang, belunvete darin wiederum, daß man die döcksten Erwartungen an seine Künstlerlausbahn knüpfen kann. Vorläufig erreicht der junge Künstler feinen Erfolg durch verschwenderische Ausgabe seiner sehr schönen Mittel, sowie durch eine große Bcrve de» Bortrag-, wovon man manchem Sänger einen kleinen Theil wünschen möchte. Die große Sicherheit im Ensemble sowohl wie in de» Soli garantirt außerdem eine bedeutende musikalische Be anlagung. Die schon einmal erwähnte Manier de» Bibriren» trat allerding- auch gestern wieder auffällig hervor; möchte doch der Sänger mit der Anwendung diese» so hervorragenden Kunst- und Bortrag-mittet- etwa» sparsamer umgebe». Herr Perron wurde für seine relativ ausgezeichnete Leistung vielfach durch lebhaften Applaus geehrt. Tie Besetzung der übrigen kleinen Rollen genügte, keines wegs aber die Direction; die ganze Vorstellung hatte etwa durchgängig Wackelnde» und vermißte man die»mal di« An Wesenheit eine» der Herren Caprllmcister schmerzlich. G Schlemülker. Nachtrag. * Leipzig, August. Se. Majestät der Kaiser von Deutschland traf beute Morgen 5 Uhr 12 Minuten mit bobem Gefolge und Diener'chasl niittelst Extrazuq» der Bayerischen Bahn aus d-r Rückreise vou Bad Gasleia auf hiesigem Berliner Batznhos ein. Nach 8 Minuten Ausentbalt reiste Se. Majestät, ohne den Wagen verlassen zu haben, weiter »ach Schloß Babelsberg. E» fand keinerlei Empfang hier statt. * Leipzig. 8. August. Im Lause der jüngsten Tage sind abermal» von Privatpersonen sehr schätzen-werthr Preise für Gegenstände de, bevorstehenden Gartenbau-AuS- stelluag angemeldrt worden, klebrigen» ist v« der Au»- siellungt-Commisston beschlossen worden, den Termin zur Ab lieferung der AuSstellung-objecte aus den 21. August festzusetzen, so daß di« Ausstellung am EröffnungSlage, deu 2S. August, ein fertige- Ganze bietet und die Preisrichter ihre» Amte» unbehindert walten können. Nur abgeschnittene Blumen. Bindereien »c. dürfen noch in den Frül,stunden de» 23. August «ingelirfert werden. Zn der neuesten Sitzung der Commission und der Aussteller stattete übrigen» Herr Möack s«u., der Vorsitzende de» hiesigen Äärtnerverein» und der Garteubau-Gesellschaft, dem Landschast-gärtn-r Herrn O. Moßborf-Lindeaau, welchem die schwierige Ausgabe ver Umwandlung de« Au»stellungsplatze» iu üue landschaftlich schöne Gartenanlage rugesallen war. den wohlverdiente» Dank im Namen der Anwrjenden sür die meisterhafte Durchführung dieser Ausgabe ab. Zur Bequmlichkeit sür da» die Au»- stellung besuchende Publicum werden vom 22. August Abend» ab AbonaemrntsdÜcher mit je lv Villet» zu 5 so- wohl an den Cassen wie auch an den Bitletverkaus-stellen, welch« im Anzeigentbeil seinerzeit noch näher bekannt gemacht werde«, verkauft. Wesentlich ist, daß die Abonnementsbücker auch am Haupttage der Ausstellung (23. August) zum Ein- tritt berechtigen. — Di« Entlassung der in diesem Jahre zur Reserve zu beurlaubenden Mannschaften hat bei denjenigen Truppen, welch« an de» Hcrbstübungen theilnehmen, am ersten oder zweiten Tage uach Beenbigung derselben, bezw. nach dem Wiedereintreffen in den Garnisonen statt,unnden. Der 29. September ist der späteste Enllaffung»-Termin für alle übrigen Reservisten. Die zu halbjähriger activer Dienstzeit am 1. Mai d. Z. eingestellten Trainsotdaten sind am 3l. Ok tober d. Z., die Oekonomie-Haudwerker am 29. September zu entlasten. — E» ist bereit» aus die billige Ertrasahrt, welche am morgenden Sonntag früh 6 Uhr vom Dresdner Bahnhose au» nach Grimma und Rochlitz veranstaltet wird, aufmerksam gemacht worden; wir fügen hieran nun die Mittheilung, daß Billet» zu dieser Fahrt auch noch im Cagarrengewölbe von Herm. Dittrich, Hallesche Straße 4, a^egeben werden. — Am morgenden Sonntag findet, wie auch au» den wiederholte» Anzeigen in diesem Blatte ersichtlich geworden, da» die-jährige Sommersesi der Deutschen Reich»« fechtschule, selbstständiger Verband Leipzig, in den sämmt- licken Räumen de» KrystallPalastes statt; wir hatten einen besonderen Hinweis daraus um so mehr für geboten, al» auck noch in den letzten Tagen mancherlei Vorkehrungen ge trosten worden sind, um da» Fest sür alle Tbeilnehmer durch Aufstellung eine» überaus reichhaltigen Programms zu einem ber hervorragendste» während de» Bestehen» de» hiesigen Verbände» zu gestalten und namentlich auch während der Nachmittagsstundcn sür die Kinderwelt vielfache, abwechselnd« Unterhaltung zu schaffen. Da» Eintrittsgeld sür den Besuch de» Feste», da» bei den weilen Räumen tes-'Krystallpalaste» selbst bei ungünstigem Wetter keine Unterbrechung erleidet, ist sehr mäßig i>erechnet. H Leipzig. 3. August. Gestern Nachmittag betraf in einer Buchhandlung der ÄönigSstraße den dösigen Laujburschen Voigt au» Neuschönesetd ein reckt bedauerlicher Unglück»- fall. Ter Bursche war bei seiner Beschäftigung ia der Niederlage aus Papierballen gestiegen und wollte von den selben nachmal» herabspringen. Dabei ließ er aber einen >bm im Weg« stehenden GaSarm gänzlich außer Acht, stieß beim Herabspringen an denselben und zwar unglücklicher Weise mit dem einen Auge derart an, daß die gauze Umhüllung de» Auge» ausgeristen und Vastelbe schwer verletzt wurde. Der arme Bursche niußte sofort nach dem Krankenhause ge bracht werden. — Wiederum haben wir einen Fall der Be schädigung durch «inen bissigen Hund zu verzeichnen. Zn der Thälstraße wurde gestern Nachmittag ei» 8zährige» Mädchen von einem Hunte, der obne Maulkorb frei herum lief, in beide Arme gebissen. Da» Kind mußte in ärztliche Behandlung genommen werde». — In der Tauchaer Straße hatte sich gestern Abend ein Kohlenabträger auf di« Deichsel eine» beladenen Kohlenwagen» gesetzt, um so mitzu- sahren. Er verlor aber bald den sicher» Anhalt und stürzte von der Deichsel herab, wobei er mit einer leichten Verletzung der Schulter davoukam, da ihn ein günstige» Geschick vor dem Ucbcrsahrcn bewahrte. — Recht gewissenlos handelte gestern Nachmittag der Bier fahrer eine» hiesigen Flaschenbiergeschäfts. Er nahm nämlich einen 8zährigen Knaben mit in den Bier keller und ließ ihn dort so viel Bier trinke», daß der Knabe total betrunken wurde. Da aus Miltbeilung von Privat leuten ein Schutzmann binzukam und sich von der Thatsache Überzeugte, dürste die Sache sür den Bicrsahrer noch ein kleine» Nachspiel haben. — In vergangener Nacht in der dritten Stunde bemerkte ein am ZohanncSplatz postirter Schutz mann. wie sich ein junger Mensch bemühte, an dem dort aus gestellten Luthcrdenkmat in die Höhe zu klettern. Ereilt« hinzu und angelte natürlich den Jüngling wieder herab, welcher sich damit entschuldigte, daß er nur dem Melanchthon au» lauter Verehrung habe einen Kuß geben wollen. Der sonderbare Denkmalverebrer mußte aber zur NamenSscststrllung mit nach der nächsten Polizeiwache wandera. * Leipzig. 8. August. Von ver Ferien-Straskamme» ^ de» hiesigen königlichen Landgericht- wurden heut« verurtheilt: 1) der Sckulkiiabe Ernst Oscar Degen au» Volkmarsdorf wegen Diebstahls zu 1 Tag, 2) der Maurer geselle Friedrich Hermann Franz auS Brand,» wegen ver suchter Bestechung zu 2 Wochen, 3) die ledige Arbeiterin Helene Margarethe Bert hold au» BolkmarSdorf wegen Diebstahl» zu l Jahr 8 Monaten und 4) der Fabrikarbeiter Arthur Ennl Oswald Büttner ans Wurzen wegen Ver brechen» gegen tz. 176, 3 de» N.-Str -Ges -B. zu 1 Jahr Gesängniß und 3 Zähren Verlust der Ehrenrechte. * Connewitz. 8. August. Zn dem nahen LöSnig hat sich seit ganz kurzer Zeit nunmehr auch »och ein Turn verein gebildet. Derselbe besteht aunäbernd au» 45 Mit gliedern und hält seine Ucbuugen im Gasihos zum »goldenen Stern" in LöSnig ab. — Nächsten Sonntag begeht der diesige Allgemeine Turnverein sein zehnjährige» Stiftungsfest in solenner Weise. — Der hiesige Eonsum- verein hat sich seit Kurzem ein eigenes Grundstück erworben. * Zwickau. 8. August. Die mit dem zehnten sächsischen Fcuerwehrtag verbundene Ausstellung von Gegenständen aller Art. welche auf da» Feuerlösch- und NettungSwesen Bezug haben wird heute Nachmittag eröffnet und verspricht sehr reichhaltig zu werden. Die Ausstellung findet aus dem westlichen Theile de» Schieß mger» statt und werben die auSzustcllcndcn Geräthe und Utensilien in einem noch vom Vogelschießen her stehenden, sehr großen uud zu diesem Zwecke besonders geeigneten Zelte, sowie in einer über 86 Meter langen, nach Osten offenen, nach Westen aber verdeckten Hall« placirt werden. Zur Unterhaltung der A»»slrll»»gSbesuchcr wird Conccrtmusik am Platze sein, und daß auch zur Ge nehmigung de» nvthige» seuchten Stoffe» ein bübsche» Plätz chen hergrrichtet ist. versteht sich wohl von selbst. Der Au»- stellung-catalog weist bi» jetzt 44 Aussteller nach, davon au» Leipzig die Firma Osk. Böklncr. Mechaniker Wilh. Hofs mann. Feuerwebr-Requisitcn-Fabrik Nick. Zungmann und außerkem verschiedene Gegenftanke von Herrn Oberstabsarzt ! vr. Rüblmann. Wie wir «riabren. sind vom Central-Au«. l schuß zur Tkeilnahme am Feste eingeladen 486 sächsische i und 7 Feuerwehren benachbarter Staaten (elltenburg, Rc»ß). ' Davon haben ihr Eintreffen gemeldet gegen 315 mit bi» jetzt gegen 3440 Mitgliedern. I ß Dresden, 8. August. Der hiesigen Polizei ist es gestern endlich gelungen, eine schon lange verfolgte Gau ne rin dingfest zu inachen. welche ia letzter Zeit in einer große» Anzahl von Fällen kleine Kinder aus der Straße an 'ich gelockt und denselben die Ohrringe, sowie Geldbeträge abgeiiomnie» halte. Die Verbastele ist ein erst 17 Jahre alles Mädchen, welches wegen Eigeiilhumtvergehen schon mcbrsache Strafen erlitte» hat. S.e wurde in dem Augen blicke sestgeuoinmen, al» sie im Begriffe war. eia ia eine Hausflur gelockte» Kind um die goldenen Ohrgehänge zu er leichtern. Vermischtes. — E» läßt sich nickt leugne», daß e« ostmat» in kauf- männlich«» Geschäften nicht möglich ist, de» Lehr lingen eine besondere Ausbildung m den Comptoirwissen schaften. also der Buchhaltung. Correspondenz, kaufmännischem Rechnen, Wechselkunde rc.. zu Theit werben zu taffen. Noch welliger ist dies der Fall in den sogenannten kaufmännischen Hilfswissenschaften, der HanvelSgevgrophie, der Waarenkunve, ver kaufmännischen GesetzeSkunte, VolkSw.rlbschast, Maß- und Gewichtskuiide. Verkehrswesen rc. Diesem Mangel eine» Mittels zur theoretischen Ausbildung hat seit Zabren Rothschild'» Taschenbuch sür Kaufleute abgeholsen, und wie sehr dasselbe beliebt geworden ist, beweist, baß cS nun bald in zweihunderltauseud Exemplaren Verbrei tung gesunde» hat uud allcrwärtS al« ein sehr paffendes Geschenk für Lehrlinge angcsche» wird. Allein vermöge der Ausdehnung, welche ihm die Verlag-Handlung vou G. A. Glöckner in Leipzig gegeben, eignet eS sich auch trefflich sür jede» Comptoir al» Nachschlagewerk, wo rS durch seine mannigfachen Tabelle» sehr bald seine praktische Brauchbar keit erweisen dürste. Seine Mannigfaltigkeit docuinentirt sich auch in der Seitenzahl. die tausend weit überschreitet. Trotz diese» vielfachen Znhallö hat die auch durch andere» kaufmännischen Verlag — wir wollen blo» an die Grammatiken vieler Sprachen und die Lehrbücher ver Handel»-Corrcsvou- Venz in allen Cullurspracken erinnern — bekannte strebsame Verlag-Handlung den Preis dieses Bucke» (6.50 ^2) niemals erhöht. Rothschild'» Taschenbuch hat in seiner Weise eben falls Anlheil an den, Erfolge de» deutschen Handel». — Berlin. 7. August. Zn welchem llnijaiige in der Umgebung Berlin» daSWcgsangeu dcrSingvögel betrieben wird, geht daraus hervor, daß im Lause dieses ZahreS 22 Ge»baru>e» aus de» Kreisen Teltow nub Nicder- barnim 87 Personen wegen Vogelfängen» zur Beslrasuug an- gcreigt und 732 bereits gefangene Vögel wieder in Freiheit gesetzt haben. Unter den 87 Personen befinden sich t4. die mehrere Male beim Vogelfang abgesaßt worden sind. Der Matador der Berliner Vogelfänger ist ein in der Lützowstraße wohnender Mensch. Derselbe behauptet, er liefere die Futter- vögct sür die Raubvögel im zoologischen Garten und im Aquarium. Er ist bereit» mehr al» 46 Mal wegen Vogel fängen» bestraft. — Berlin, ü. August. Boc der Ferien-Lirafkaunner de» hiesigen Landgericht« l wurde beute gegen die in Hast befind lichen Lientenont a. D. und Gutsbesitzer Karl Ohleaschläger und Prinz Benjamin Rohon, der für gewöhnlich iu Pari» wohnt und dort al« mittellos bekannt «st, wegen versuchte» Betrug» verhandelt. Ohlenschläger mochte im April diese« Jahre» den ver such, eine» vom Prinzen Rohan acceptirten Wechsel über 80,000 bei dem Buchdruckcreibesitzrr G. »u diScoiitiren, iudem er den Priuzrn al« einen überaus begüterten Monn schilderte, besten Sicherheit da durch zunehmt, daß er sich End« Mai mit der drrißigsachen Millionärin Gräfin Sirrnberg. geb. Gräfin Sichingen-Hoheiidura »« Schloß Raudnitz, verehelichen würde. Ohlenschläger zeigte auch nu« »legau« auSgestaltite Karte, auf welcher sich die Gräfin «ad der Prinz al» Verlobte empfahlen. G. zog jedoch Erkundigung«» eia u»d ersubr, daß die günstige Finanzlage sowie die Verlobung erdichtet sei. Der Güterinlpecior der genannte» Gräfin traf Ende April iu Berlin ein, um die Sache auftullären; ergab sich hier sür einen bei Königsberg ansässigen Gul^-fitzer ou« und zeigte sich nicht abgeneigt, de» frag lichen Wechlel Kuflich an sich zu bringen. Durch G.'S Bermittelnag fand zunächst eine Zusammenkunft zwischen dem Inspektor »nd de« ersten Angeklagten m deu „Drei Raben" statt und hier soll Ohlen- schläger die Angaben über tea Prinzen Rohan wiederholt haben. Der Inspektor erklärte aber, daß er vor der Abwickelung de» Ge- schäft» deu Prinzen persönlich kenne» leruen müsse, uud es wurde aus de» nächsten Tag eiue Zusammeakuast im LenlralHotel an- beraamt, wo der Prinz Wohnung genommen hatte. Diese Ver sammlung. an welcher außer den Angeklagten uud dem Ia- spector noch mehrere Agenten thrilaahmca, dt« bet der versuchten Discoutirung de» Wechsel» thätig gewesea, endete in tnßrrst lärmender weise. Der Jnspeclor ließ sich zunächst mit de» Prinzen in eine Unterhaltung ein, in welcher der letztere seine Berlobung mit drr Gräfin Eteruberg bestätigte m»d an gab, daß er soeben von einem Besuche in Raudnitz zurückgekehrt sei. Al« die Frage, ob er den Inspektor drr Gräfin kenne» bejaht wurde, ließ der Inspektor die Maske falle». Da die Ltaats- anwolijchaft alle Beraulassung zu der Auuahm» hatte, daß die falsche» Vorspiegelungen nur gemacht seien, um die Dtseoutirnua de» Wechsel» zu ermögliche», so uahm sie beide Herren fest. Beide stellen jede Schuld in Abrede, namentlich behauptet Ohleaschläger. im besten Glauben gehandelt zu haben. Den Prinz«» Hab« er bet einem Rennen in Wien kennen gelerat und es sei Lhatsache, daß der Oheim deffelbrn, der 84jährige Prinz Lamtllo Rohau^iunneaer, ein Vermögen von mindestens 4 Millionen «sitze, welch«» dem An geklagten Prinzen Rohaa zusallen müsse. Er sei mit demselben näher bekannt geworden uud habe ihm de» Vorschlag gemacht, behufs schließlich» Berheiraihung mit drr verwtttwrten Gräfin Sternbcrg in Verbindung zu treten. Da dieser Plan non Setten des Prinzen mit Freuden augeuomme» worden, Hab« er selbst dt« ersten Schritte eingele>tet und bei der Gräfin Aufrage gehalten. Da« Rerhältniß -wischen beide» Persour» sei denn auch bnld sehr freundschaftlicher Natur geworden. Interessant ist die Mittheilnng, die der Angeklagte Ohlenschläger über di« Ent stehung de» fraglichen Wechsel« machte. Danach feie» beide Angeklagte mit mehreren andern beauftragt gewesen, mit dem Herzog von Lumberland ia Verbindung zu trete», »m mit demselben über die Abfindungssumme sür Ausgabe seines Anspruch» aus den hannoverschc» Thron zu unterhandeln. Deu Unterhändler» lei eine Geiammtprovisioa von etwa 500,000 ia Aussicht gestellt. Iu« dessen seien zur AuSsühruag diese- Unternehmens bedeutrud« Mittel nöthig gewesen und Prinz Rohan Hab« nun als Deckung des aus ihn fallenden Anlheil« ihm den Wechsel über 80,000 accepttrt. Bald daraus sei der Buchdruckereibesitzer G. mit dem Vorschläge au ihn herangetreten, mit ihm zusanimeu ein» Theater - Programm- Zeitung zu gründen, welche gleichzeitig zu Annoneru benutzt werden sollte, und da eine sehr günstige Berechnung des Projects ausgestellt worden war, so sei er demselben näher getreten. Als G. nun al« erste Einlage ein Lavital von 15.000 ^l beanspruchte, Hab« er mit Einwilligung des Prinzen Rohan besten Wechsel i» Umlauf zu setzen veriucht. Auch der zweite Angeklagte, Prinz Rohan, bestritt mit Entschiedenheit, über seine pekuniären Verhältnisse sowie über seine Beziehungen zur Gräfin Slernberg unwahre Angaben gemacht zu habe». Er habe seine Verlobung al« eine vollendete Lhatsache betrachtet, die jeden Augenblick an die Oeffeutlichkeit treten konnte, und daraukhia habe er auch im Voraus die Bcrlobungskarten ansertigea lasse«. Wenn dieselbe» durch unberufene Hand oder voreilig an dritte Persoueu gelangt leien, so babe er keine Schuld daran, auch Hab« er seinerzeit dem Mitangeklagten Ohlenschläger davon Kenutuiß gegeben, daß sein Berhältniß zur Gräfin erkaltet sei. Uebrigens sei seine Ber- mögenslage eine ganz geregelte und seiae Apanage «iu« so auS- reichende, daß die Di-contirung des von ihm acceptirten Wechsel« ganz außerhalb seine« Interesses gelegen und er auch »hatsächlich keinen pekuniären Vorlheil dadurch erzielen kannte. Bon eiuiaen Zeugen wurde auch auSgejag», daß Prinz Rohan das schriftlich« Angebot eines sich sür die DiScontirung der Dechlels intereisirendeu Lgeateu, welcher eine bestimmte Erklärung über dte Verlobung mit der Gräfin Sternberg verlangte, mit Entrüstung znrückgewiesen habe. Die Gräfin Sternberg erklärte, daß Prinz Rohan allerding« direkt ober indirekt al« Bewerber um ihre Hand auigetrrt-n lei. st« babe aber niemals demselben irgendwelche Aussichten eröffnet, sei anch niemals mit demselben verlobt g> wesen, noch weniger habe sie demiclbe» Erlaubniß ertheilt, Berlobungskarten anzusertige«. Sir Hab« nie mals in einer irgendwie vertraulichen Lorrespondenz mit dem Prinzen gestanden, lieber seinen Aufenthalt in Berlin Hobe der Prinz ihr gesagt. „BiSinarck verwende ihn zu einer politischen Mission, über welche er Gekeimniß bewahren müsse." Der Staats anwalt erachtet die verlpiegelung falscher Thatiachen für vorliegend und beantragt« je drei Jahre Gesängniß und Ehrverlust aus gleich« Dauer. Der Gerichtshof erkannte aus schuldig aegra Ohlenschläger nnd vernriheilte denselben zu neu» Monaten Gefängmß, sprach da gegen de» Prinzen Rohaa frei, da er nicht für erwiese» erachtete, daß et» gemeinschaftliche« Handeln zwischen beiden -»geklagte» dar»
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