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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.08.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-08-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188508179
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850817
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850817
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-08
- Tag1885-08-17
- Monat1885-08
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.08.1885
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>UL» «sbij 18«.- Nö.w 72.« SL- Srfedeint täglich früh SV, Uhr. Nr-arlion und Expedition IohanneSgaffe S. Sprrchltundrn der Krdaetion: Vormittags 10—12 llhr. NachnLllagS 5—6 Uhr. YUl d» »ua»a>» ku,,rj»adt«r vi-imic,,»«, »u »>e»,lrutt> u»t »«»»»Uch. Annahme der für die nächftf«I«e»»e -inmiuer bestimmten Inserate a» Wochentagen bis L Uhr Nachmittag», an Sonn- unv Festtagen früh Ht»'/,S llhr. 2u den Filialen siir Ins.-^nnahme: Ltto klemm, UnivrrsitLtSstrahe 1. LoniS Lösche. Kalharinenstr. 23, p. nur dt» '/,S Uhr. MMrIaMM Anzeiger. Drgan für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Auflage I?d,lOO. ^bonnemrnlspreis vimels. 4', SNK. mcl. Bringenobn 5 Mk., durch die Post bezogen ü Mt. Jede einzelne Nummer 20 PI- Belegexemplar 10 Pi. Gebühren ,ür Extrabeilagen l«n Tageblatt-Format gesalzt) ahne Lostbeiörderung 39 Mt. «nt Poftbesorderullg 48 Mk. Inserate ügefpaltnre Petitzeile 20 Ps. Gröbere Schriften laut uui. Prei-verzeichulb. Tabeüanjcher n. Zifferniatz nach höher»» Tarif. Kerlamrn oMer dem Redactionöstrich dieSgelvalt. Zeile öO Pf., vor den Familien Nachrichten die stgefpaltene Zeile 40 Pi. Inleraie find fiers an die t-ppeSitiou za lenden. — Rabatt wird mcht gegeben. Zahlung prasuuuiarauao ober dura, Post, oocynahine. ^ 229. Montag den 17. August 1885. 79. Jahrgang. »G.« 88.« SL M.w Sb.- u»«o ll»« lüg« t ru^- «goo 47b ,,0b0 i tU.- ISO di, ovsmdor lO.— ^l. 43.50^1. ,'t Llatt. > ^i, pm näixuntk; ptemder- »»»: —. 7.bO ^1. l.) dlickäl. «rlrttiiler- c-äanuar aar-ULr, oodso- »msrilra- llon. tste anmitt»!- >, Import > Lallen, l Lallen, n mneri- lLnte, immune! »t, SOOO rerlrankl. ! 0 .14. -Dampfer r..Royal. 13/8) der i Lbester", e«. (l4/S) iocketlahrt- Yal-Mall- Amtlicher Tbeil. vriliiiliilnuichllilg. Bon dem unterzeichnelen Armenamte sollen im Stadthause allhier (Eingang Mühtgaste Nr. 7) Mittwoch, den LS. August ». «. Vormittags von 8 Uhr an eine Partie getragene Kleidungsstücke, Möbel. Hau»- und Kückengeräthe, Betten und dergleichen mehr meist bietend versteigert werben. Leipzig, den 13. August 1885. DaS Armenamt. Winter. Iunghähnel. wurde. 2m Iabre 1873 erfolgte die Annahme dcS Antrag» mit 145 gegen 85 Stimmen. 1874 mit der enormen Ma jorität von 229 gegen 79 Stimmen. 2m folgenden 2ahre stellte sich das Berhältniß für den Antrag von 179 zu 58 und 1876 erzielte er in dritter Berathung eine Mehrheit von 145 gegen 85 Stimmen. Et würde zu weil führen, wenn wir die Abstimmungen hier sämmllich aufzählen wollten, und cS genügt, zu constatiren, daß die Majorität deS Reichstag-, welche sich für di« Bewilligung von Diäten auSsprach, bis in die jüngste Zeit eine sehr erhebliche geblieben ist. Hieraus ergirbt sich, daß diese Frage allgemein noch als eine offene betrachtet wird und sich die ganze Sachlage einem Versuche, au» d»r vielbekämpften BersastungSbestimmung überraschend neue Confequcnzen zu ziehen, wenig günstig zeigt. * Durch die bayerische Presse geht gegenwärtig ein vom I man vielleicht die Entschuldigung gellen lassen, daß der Schmerz Fürstbischof 2ohannc» von Seckau an seinen DiöcesankleruS um den Tod de» Freundes dem Rcdacleur de-„Intranstgeanl" gerichteter Erlaß vom 12. V. M., welcher die Thcilnahme f den Verstand getrübt habe, der Geistlichen .an den politischen Wahlen, sowie Nichtamtlicher Thetl. Zur Diatenfrage. üb.6. Berlin. 15. August. Die jüngste Nummer de» „Neichrsreund' bringt (wie schon von uns erwähnt. Die Rev.) die sehr befremdlich klingende Nachricht, daß in den letzten Tagen de« 2uli gegen Reichstagsabgeordnete der früheren Fortschrittspartei und der socialistischen Partei seiten» de» königlich preußischen FiScu» Klagen aus d e Herausgabe der angeblich aus den betreffenden Partei fonds seit 188t bezogenen Diäten angestrengt worden seien. Tie von den Bezirksregierungen vertretenen unv bei den Land gerichten eingereichten Klagen berufen sich auf das allgemeine preußische Landrecht. Tbeil I. Titel 16. 88 N2, 173. 205 und 206 Danach hat der FiScus das Recht, dem Empfänger von Zahlungen aus einem Geschäfte, welches gegen ein ausdrückliches Berbotsgesetz läuft, den verbotenen Gewinn zu entreißen. Nach tz. 205 kann nur der FiScu» zurücksordern, was zu einem unerlaubten Zweck gegeben Worten und ß. 206 besagt: .Ein Gleiches gilt von dem, was zu einem Wider die Ehrbarkeit laufenden Zwecke gegeben worden, sobald dieser Zweck und da» Verwerfliche desselben auch dem Empfänger bekannt war. Ob die Be ssin, inungen dieser Gesetzesparagraphen aus die auS freiem Willen gewährten Unterstützungen von Abgeordneten überhaupt anwendbar sind, muß die richterliche Entscheidung lehren; sicherlich dürste e» aber ziemlich schwer fallen, diese im be rührten Falle freiwillig geleisteten Zahlungen unter den Begriff des „Geschäft-" zu fassen. Für das „VerbotSgcsetz" und den .unerlaubten Zweck" läßt sich allerdings Artikel 32 der Verfassung ansühren, wonach die Mitglieder deS Reichs tag- als solche keine Besoldung oder Entschädigung beziehen dürfen, nur fragt eS sich, welche civilrechtlicke Interpretation man diesem „Berbotsgesetz" angedeihen lasten wird. AlS einen nach 8- 206 wider die Ehrbarkeit lausenden Zweck kann man die Gewährung von Diäten aber wohl kaum bezeichnen, denn was in Preußen und den übrigen deutschen Staaten verfassungsmäßiges Recht ist, läßt sich dock uninbglich in die Rubrik deS „Verwerflichen" emreiben. 2st nun schon vom juristischen Standpuncte au» diese neue Borgeben der Regierung gegen ihr mißliebige Elemente ein wenig glückliche-, so wird es in politischer Be ziehung noch schwerer irgendwelche Billigung finden. Die Gewährung von Diäten ist eine der am heftigsten umstrittenen Fragen iinsercr deutschen Verfassung, sie bildete von Anfang an einen Difsercnzpunct zwischen dem Reichskanzler und der Volksvertretung unv ist noch keineswegs zum Abschluß gelangt. ES handelt sich hierbei lediglich um eine praktische Angelegen heil, über welche die Anschauungen in den betreffenden Kreisen sehr weil auseinandergehen. Wie diese Anschauungen aber noch ständig wechseln, erkennt man an den verschiedenen Ab- siimmungen über den Diätcnantrag, welcher regelmäßig, wie die Schwalbe im Frühling, in jeder Session deS Reichstag« wiebcrkehrt. BeinerkcnSwerth ist dabei, daß Vie Majorität sür den Antrag stetig im Wachsen begriffen ist, und wenn ihn der Bundesrath bisher immer abgelebnl hat, so muß doch erwähnt werden, daß sich auch Männer, welche der Reichs- regierung durchaus freundlich gesinnt sind, sür die Ge währung von Diäten ausgesprochen haben Der Reichs kanzler erblickt in der Diätealosigkeit da» einzige Correctiv des allgemeinen direclen und geheimen Wahlrecht», während man selbst in gemäßigten politischen Kreisen sich mehr und mehr der Ansicht zuneigt, daß dadurch manche intelligente und tüchtige Kraft, welche in ersprießlicher Weise an der Ge setzgebung Mitarbeiten würde, dem Reichstag entzogen wird. T>e Befürchtungen, daß mit der Diätenzahlung eine größere Verstärkung der radicalcn Parteien eintreten werde, verlieren im Lause der Jahre an Begründung, indem man erkennt, daß gerade diese Parteien auch bei der Diätenlosigkeit nie mals über Candivalenmaiigel zu klagen haben. Wenn wir einen Rückblick auf die Diäleiisragc werfen, so tritt sie uns schon bei Beratbung der norddeutsche» Bundesverfassung als eine der beiten Puncte entgegen, in welchen der Reichskanzler sür die vom BundeSrath zu gewährende Abänderung in der Verfassung die Nachgiebigkeit de» Reichstag» verlangte. Dennoch beschloß der letztere am 30. März 1867 zwar nur unk 136 gegen 130 Stimmen, daß die ReichstagSabgeordneten .aus der Bundescasse Reisekosten und Diäten nach Maßgabe teS Gesetzes erhallen sollten". Als i» der Debatte die Frage über die Zulässigkeit der Zahlung von Diäten aus Privalmilteln berührt wurde, er klärte Bismarck, die Regierung könne nach dem Vcrfastungs« artikcl doch nur denen etwa» verbieten, denen sie Uberbaüpt clivas z» befehlen habe. Zu dem Antrag selbst erklärte der BundeScominisiar: „Die Regierungen halten die Nick tbewilli- gung von Diäten für ein Stück de» ganzen Gebäude-, auf welchem die BnndcSderfastung rubt, und welche» sie nicht aufgeben können, ohne über di« Erfolge der Verfassung ins Unsichere zu geratbcn. Es würde di« Bundesverfassung jetzt nickt zu Stande kommen, wenn der Reichstag sich anders auSsprächc.' Nach dieser Erklärung wurde sodann am 15. April der Artikel 32 in der Regierungssastung mit 178 gegen 80 Stimmen angenommen. 2m Jahre 1868 wurde der Diätenantrag, den damals stets Walbeck eindrachle, in der Schlußberalbung mit t04 gegen 100 Stimme» abgetehnt, wähend er 1869 die gleich« Minderheit von 100 gegen 110 Stimmen erzielt; 1870 wurde der Antrag, welcher nach dem Tode Waldeck'S Schulze-Delitzsch ausnahm, noch abermals abgelehnt, während er in, daraus folgenden 2ahre. allerbing« nachdem die deutsche ReichSversastung mit dem Artikel 32 genehmigt worden, mit 186 gegen 128 Stimmen angenommen Leipzig, 17. August 1885. * Ueber die Lösung der Zanzibarsrage schreibt die „Colonialpolitiscke Eorresponvenz", drS Organ der „dcutsch-ost- asrikanisckcn Gesellschaft": Die deutschen Kanonen vor Zanzibar haben ihre Wirkung sehr schnell aethan. Der Sultan von Zanzibar, welcher sich von der RechimSbigkeil der Erwerbungen unserer Gesellschaft gegenüber seiner Residenz anfänglich nicht gleich überzeugen konnte, hat nach dem Er scheinen de« deuischen Geschwader«, wie ein Teiegramm des Com- modore Paschen gestern meldet, sehr bald eingesehen, daß er mii Deutschland als einer Großmacht zu rechnen babe. Er hat die Schutzberrschast Seiner Majestät deS Kaiser» über alle von Deutschen in Besitz genommene» Gebiete bedingungeloS anerkannt und auch sofort Beseht ertheilt, die betreffenden Landschaften zu räumen. Dieser schnelle und durchschlagende Erfolg wird nicht nur der dentsch-ostasrikanischen Gesellschaft, er wird allen Deuischen in Ost- asrika, überhaupt dem Prestige unsere» großen Vaterlandes aus der ganzen Erde zu Gute kommen. Zum ersten Mal in der Geschichte haben sich auch die Eingeborenen an den westlichen Gestaden de» Indische» Ocean« durch Augenschein davon überzeugen können, daß das mächtige centraieuropäische Reich im Stande ist, mit starker Faust über die Weltmeere Hinüberzugreisen. Ter Sultan von Zanzibar, zu dem die Muhamedauer Ostasrika« al» »u ihrem geist licken Oberhaupt emporzuschauen gewohnt sind, hat sich den bcrech- tigteu Forderungen der hohen deutschen ReichSregierung ohne Writere- bedingung«Io» unterworfen: der moralische Eindruck dieser Thalsache wird «in gewaltiger sein und er wird weit über die Zanzibar-Gestade hinaus reichen. Damit ist Deutschland zum ersten Mal al- Well macht im Indischen Ocean etablirt. Die deutsch. ostafrikaatsche Gesellschaft steht durch diese Aktion ihre ersten Erwerbungen nunmehr al- unbestrittenen Besitz „ater der Oberhoheit Sr. Majestät unsere» Allergnidigsten Kaisers an erkannt. Dies giebt ihr zuversichtliche Hoffnung, daß auch ihre neueren und neuesten Erwerbungen al-bald die berechtigte «necken- nung finden werden. Wie dem auch sein möge, sie wird niemals vergessen, daß eS die Macht dcS Reiche- gewesen ist, welche ihr in ernster Zeit den erforderlichen Schutz dargeboten bat. Den Dank dafür wird sie abzutragen suchen dadurch, daß sie fortdauernd voll und ganz im Dienst der nationalen Idee stehen wird und mit ar. beiten Hilst zum Segen und zur Ehre de- deuischen Volke- auf dem Arbeit-selde, welche- ihr im Zusammenhang de- großen Ganzen zu- gefallen ist. Die Nachwelt aber wird eS erst gebührend zu würdigen missen, wa» der deutschen Nation durch die Entschließung unsere« greisen Kaiser- und die geniale Einsicht seine- großen Kanzler- in diesen Lagen in Ostasrika errungen ist. * Nachdem die Zanzibarfraqe ihre schnelle und befriedigende Erledigung gefunden hat, wird die Auslösung des ost« afrikanischen Kreuzergeschwaders unter Kommodore Pascken, welche» eben erst noch durch den Kreuzer „Möwe", Commandant Corvetten-Capitain Hoffmann, verstärkt worden ist. nicht lange aus sich warten lasten. Die Kreuzersregatten „Prinz Adalbert", „Elisabeth" und „Stosch" werden alübann in die Heimath zurückkcliren, ihre Ankunst in Kiel, resp. Wilhelmshaven ist Ende Oktober oder Anfang November zu erwarten. Die hier und da ausgesprochene Vermuthung, daß die diesjährigen deutschen Flottenübungen al» zu der Demon stration gegen Zansibar in Beziehung stehend zu fasten wären, ist nickt battbar. Die Zusammensetzung de» Uebungsgeschwa- ders ist schon am 3. März d. 2. durch Allerhöchste Cabinetö- orvre genehmigt worden, als an eine Flottendcmonstration gegen Zansibar noch nicht gedacht wurde. Die Kreuzersregatte „Bismarck", Commandant Capitain z. S. Karcker. wird sich nach Regelung der Differenz mit Zansibar aus die ostasiatische Stalion begeben, und ebenso wird das Serradellen-Schulschiff „Moltke", Commandant Capi tain z. S. Stubenrauch, welches »n 2uni der 2nsel Island einen Besuch abstattetc und später an der englischen Küste kreuzte, aus die ostasiatische Station begeben, die dann im Anfang des nächsten IabrcS wieder, wie üblich, mit zwei Kreuzersregatten, einem Kreuzer unv einem Aviso besetzt bleiben wird. Die Kreuzersregatte „Gneisenau", Commandant Capi tain z. S. BaloiS, wird, wie man hört, bis aus Weiteres an der ostasrikanischen Küste stalionirt bleiben nno wahrschein, lich werden im nächsten Elat schon die Mittel sür eine ständige Station an der ostafrikanischen Küste gefordert werben. An der Westküste Asrika» befindet sich augenblicklich nur der Kreuzer „Habicht", Commandant Cor- velten-Eapitain v. Dchuckmann 1.; im Sommerseniester wer den dir Freiwilliacn-Schutschisse „Stein", „Sophie" und viel leicht auch „Olga" im Nordatlanlic kreuzen und also immer zur Hand sein, wenn ihre Anwesenheit in den deutschen Schutzgebieten erforderlich sein sollte. Der Kamerun Dampfer „Nackligal" hat aus dem Germania-Werft eine schnelle und gründliche Teckerleichterung erfahren und ist jetzt in Dienst gestellt. Zum Commandantcn ist Lieutenant z. S. Vanselow von der I. Matrosrndivision ernannt worden; die Besatzung besteht au- 17 Mann. Sobald die Probesahrken beendet sein werden, soll die Uebersührung de» Dampfer« nach Kamerun erfolgen. — Schon am 1. Mai wurde in Wilhelm-Häven eine Reserve-Division auS den Panzerfahrzeugen „Mücke", „WcSpe" unv „Salamander" gebildet, koch wurde nur da- Panzerfahrzeug „Mücke Commandant Capitain-Lieutenant Kobihauer. in Dienst ge- stellt, während die drei letztgenannten Fahrzeuge in der ersten Reserve blieben. Jehl ist auch die Indienststellung von „Viper", „WeSpe" und „Salamander" zum 26. August besohlen, da die Reserve-Division bei den großen Flottenmanövern in der Zeit vom 1. bi» 6. September Mitwirken soll. — Das Cadctteiischnlschiff „Niobe", Commandant Cavt.z. S. Schröder, welche» seit dem >9. Juli an den englischen Küsten kreuzt und vor einigen Tagen bei Eowe» (Insel Wight) eingetroffen ist, tritt Anfang der nächsten Woche die Heimreise nach der Ostsee an. Angelausrn wird zunächst Ehnstiansand (Norwegen). — Die diesjährige AdniiralltabSreise aus dem Aviso „Grille wird sich ans die deutschen Gewässer der Nord- unv Ostsee erstrecken. Die Expedition steht unter Leitung deS Capitain z. S. Köster, Chef des Stabe- der Admiralität. .an den überhaupt am politischen Leben bespricht und diel zu denken giebt. Denn eS tritt darin in nackter Schärfe der Grundzug de- Ultramontanismu» hervor: die Absicht der Beherrschung des ganzen StaatslcbenS durch die Kirche. Der Erlaß erklärt, nach dem Bericht der „Badischen Lande«- zeitung" wörtlich: „Die Geistlichkeit hat sich nicht in die Politik zu mischen! ist ein Schiagwort, welches der kircken- seindliche Liberalismus auSgegebcn unt dadurch selbst einige Gutgesinnte getäuscht hat, freilich nur Anfang-. Man braucht bloS zu beachten, waS der Liberalismus unter Politik ver letzt und war er dadurch erreichen will; dann wird eS augenblicklich klar sein, daß die Geistlichen nicht bloS ein Recht haben, sich an der Politik zu betheiligen, weil sie Staatsbürger sind, sondern auch eme wahre und dringende Pflicht, weil sie Priester sind, ja hauptsächlich gerade deSbalb, weil sie Seelsorger sind, d. h., weil sie auch den Gläubigen behilflich sein müssen, ihre GewistenSpflichten zu erfüllen." Da- Rundschreiben führt sodann weiter auS, daß die Libe ralen daS Ehristenthum verfolgten und auch auf sccialpoli- tischem Gebiet übet wirkten. Daher müsse der Priester seine Aufmerksamkeit auch aus die Tagesprcsse richten und bei dieser, wie bei den politischen Wahlen milwirke», um aus diese Weise den Staat der Kirche dienstbar zu machen und Staat, Familie, Ehe, Schule, Arbeit, Verkehr, Handel und Wandet" nach ultramonlancr Anschauung zu gestalten. ES wird al» die Ausgabe der rLmisch-kalhülischen Kirche ver kündet, von religiösen Ideen auS und im Dienste kirchlicher Autoritäten den Staat unv daS politische Leben zu leiten, wobei den Geistlichen die Fübrerrolle zukomme gerade um deswillen, „weil sie Priester sind!" Ter wükbendste „Hctz- caplan" erfüllt also am besten seinen geistlichen Berus! » * » Man schreibt unS auS Brüssel vom 15. August. „Ter Bürgermeister von Nazareth in Ostflandern, Baron Kervyn de Volkaersbeke. hat dieser Tage erfahre», daß es noch Richter in Gent giebt. Der Genannte, einer der ärgsten klerikalen Heißsporne LeS Landes, halte «in Februar d. I. die Verscharrung eines Selbstmörders in einem außer, halb des GemeinVe-KriedhosS und in unmittelbarer Nähe einer öffentlichen Bcbürfnißanstalt gelegenen Winkel anbesohlen und war deshalb von ^der Strafkammer zu Gent zu einer Buße von 50 Fr. verurtheilt worden. Hiergegen erbob die Staatsanwaltschaft Einspruch und eS hat nunmehr da- Gentcr Appellgerichl aus eine Gesänguißstrase von 8 Tage» er kannt. Die ullramonkane Presse ist natürlich in größter Auf regung über daS Gericht, weiches statt der erhofften Frei sprechung einer Stütze der Partei in so empfindlicher Weise zu verstehen giebt, daß die Lanbesqesetze auch für klerikale Barone Geltung baden. — Eine gleich scharfe Ahndung wird hoffend lich den Helden eines andern Stückchens zu Thcil. AuS der Ge meinde Lau esse (Prov. Namur) hatte eine Anzahl Ein wohncr kürzlich an einer Wallfahrt nach dem benachbarten Walcourt theilgenommen, wo sich ein weitberühmtcS, wunder» Ihäligcs MultergoltcSbilv befindet. Ein junger Bauer halte sich ain Abend des WallsahrtStageS, wahrscheinlich in der Trunkenheit, in einer Scheune erhängt. Aus Anslisten drS Geistlichen von Lascnnr verweigerte die Mutter dcö Selbst Mörder» besten Ausnahme in ihr Haus; einige Kreaturen Le« Priesters luden den Leichnam in eine Kiste, die sie nothdürftig vernagelten und an einem Stricke bis zur Kirchhossmaucr schleiften. Durch ein Loch derselben ward alsdann die Kiste in eine Grube geworfen und.mit Unrath bedeckt, nachdem man vorher allerlei Unfug an Ort und Stelle getrieben hatte. Die Gemeindebehörde sah dem ruhig zu. und der einzig- Polizist sowie der Friedhosswächter ergriffen beim Herannahen der hatbtrunkcncn Rotte die Flucht * Nach Lemberger Meldungen soll die russische Grenzwache läng» der russischen Grenze in letzter Zeit bedeutend verstärkt worden sein, so daß gegenwärtig in einer Distanz von je hundert Schritten ein Wachposten ausgestellt ist. Tie Veranlassung zu dieser Maßregel habe die große Ueberhandnahme deS Schmuggels gegeben. Der Umstand, daß zu dieser Grenzüberwackung zum Theile wenig routinirte Soldaten auS verschiedenen Regimentern commandirl wurden, bat zu einigen unliebsamen Vorfällen längs der österreichischen Grenze Anlaß gegeben; — so hat em Grenzsoldat am 20. v. M. eine in einer Entfernung von 300 Schritten von der Nordbabnstation Szczakowa aus österreichischem Tcrri toriuin befindliche Persönlichkeit angehalten unt, unter der Drohung, von seiner Waffe Gebrauch zu machen, zur so fertigen Entfernung von der Grenze gezwungen. Ebenso wurden einige österreichische Slaalsangebörige, welche au österreichischem Gebiete theils dem Iagdvergnügen oblagen theilS mit dem Sammeln von Pilzen beschäftigt waren, nächst der russischen Grenze beanstandet und zurückgewiesen. Ueber die von österreichischen Grenzorganen hierüber gemachten Bemerkungen haben übrigen- sowobl Lei Hauptmann der russischen Grenzwache, als auch der russische Gendarmerie Eoininanbant die bündigsten Versickerungen gegeben. Alles aufbieten zu wollen, um ähnliche Vorfälle hintanzuhalten. * Bor einiger Zeit hat Henri Rochefort, der Heraus geber deS Pariser „Inlranstgeant", gegen die englische Ne gierung und ihre Heerführer im Sudan die Anklage erhcbciz daß sie an dem angebliche» Tobe seines Freundes Olivie Pa in. eines abenteuerlustigen französischen Journalisten, der einer der Ratbgeber de- Mahd» gewesen sein soll, die Schuld trügen. Die Anklage ist seiner Zeit im englischen Parlament zur Sprache gekommen und von den Vertretern der Regierung nicht nur alS völlig hinfällig, sondern geradezu aiS absurd bezeichnet worden; auch sonst hat außerbalb Frankreichs kaum Jemand an die Behauptung Rochesort'S geglaubt. Dieser selbst aber scheint den Zeitpunkt de« Schlusses de« englischen Parlaments, der eine west dringende amtliche Widerlegung vor der Hand aussckließt, für geeignet zu halten, abermals aus die Angelegenheit zurückzukommen, denn, wie ein Privat lelegramm der „Vossscken Zeitung" auS Paris meldet, ver kündet heul« der „Intranstgeanl", er werde morgen einen Brief publicirrn, der den formellen und unbestreitbaren Be weis enthalte, daß die englischen Heerführer einen Preis au den Kopf de- Olivier Pain gesetzt hatten, ihn durch Emissäre > verfolgen unv ergreifen ließen, und daß die summarische Hin richtung aus Beseht des englischen GcneraistabcL im Einver ständniß mit der englischen Regierung erfolgt sei. Handelte > eS sich nicht um den sensationshedürstigeu Rochesort, so könnte Zu den bisherigen ofsiciellen Kundgebungen de» Ministe riums Salisbury ist eine weitere in Gestalt der Tkron- ede getreten, welche den Scklnßact der Parlamenkssesston bildete. DaS telegraphische Resuinä derselben nimmt sich ziemlich sardloS aus. Mr. Glavstone liebte eS, die Farben desto Heller auszutragen, je tristere Geschäfte das Auswärtige Amt unter seinem Regime machte. Lord Salisbury gehl ehrlicher zu Werke. Er legt einen Ausweis vor, der zwar nur summarisch gehalten ist, aber trotzdem den Charakter der Lage ungleich treffender und überzeugender kennzeichnet, als alle gleißncrischen Redewendungen eS thaten, deren stick sein Vorgänger bei äbnlichcn Anlassen bediente. Ten Grundzug der Thronrede bildet eine weilgehende Zurückballung und Behutsamkeit sowohl der AusdruckSweise al« des Inhalts Wichtige schwebende Fragen werden entweder gar nickt oder doch nur ganz im Vorbeigehen erwähnt. Wenn die Tbron- rede constalirt, daß Englands Beziehungen zu den Mächten reundschastlichcr Natur sind, so braucht wohl kaum bervorgehoben zu werden, daß diese Versicherung im Munde der jetzigen Negierung einen ganz anderen Sinn und eine viel umsaffendere Tragweite hat, alS zur Zeit Gladstone'S. unter besten Regime die internationalen Miß verständnisse an der Tagesordnung waren. Lord Salisbury hat die Aufrichtigkeit seines Wunsches, mit de» Mächten gute Beziehungen zu pflege», nicht bioS in Worten verkündet, und dementsprechend sind seiner GcschästSsübrung auch bereits Er folge beschieden gewesen, welche das Ministerium Glavstone wohl schwerlich jemals verwirklicht haben dürste. Auch hat eS daS Cabinel Salisbury in der seit seinem Regierungs antritt verstrichenen kurzen Frist schon zu einem solid be gründeten europäischen Credit gebracht, welcher auch auf die Stellung desselben im eigenen Lande befestigend zurückgewirkt u haben scheint. Das entscheidende Wort wird freilich erst in den allgemeinen Wahlen gesprochen werken, deren Ausfall sich diesmal allen Berechnungen entzieht. Wenn aber die neuberuscilen Wählerkalegorien ein Fünkchen des dem Eng länder im Privatleben eigenen gesunken Menschenverstände- mit zur Urne bringen, so dürsten sie es sich zweimal über legen, ehe sie die vitalsten Interessen deS Staates wieder zum bloßen BersuckSgegenstanv eine- schrullenhaslcn politischen DoclrinariSmus hergcieii. Line yechische Akademie der Wissenschaften. * Wir hatten erst jüngst Gelegenheit zu berichten, daß die leitenden czcchischen Kreise sich allen Ernstes mit der Absicht tragen, die Errichtung einer besonderen czcchischen Nationalbank zu verlangen, ru deren Sitz natürlich daS .goldene slawische" Prag in Aussicht genommen ist. Seit Wochen hat die gesammle czcchiscke Presse, an ihrer Spitze Pokrok", „Politik" und „Narodni Lisly", diese angeblich sür ganz Böhmen so wichtige nalionalökonomische Frage in zahl reichen Artikeln behandelt, die selbstverständlich in cen übrigen, in den Landstädten erscheinenden nationalen Blätter», sowie m sämmtlichen czechlschen Bereinen ein sehr lebhaftes Echo gefunden haben. Wenn man nun den Versicherungen deS ..Pokrok" und der „Politik" Glauben schenken darf, die allerdings ihre Mitlhcilungen direct auS dem leitenden „CzeSky-Club" er halle». so würde die czechische Nationalbank-Frage schon den nächsten NcichSrnth beschäftigen. Wiewohl also diese neue Forderung der Czechen sich gegenwärtig noch in der Schwebe befindet, so hindert sie das keinen Augenblick, mit einer aller- neuesten bervorzutrete». Diese letztere Forderung bezieht sich aus nichts Geringeres alS aus die Gründung einer czechlschen Akademie der Wissenschaften, die selbstverständlich aus Staats kosten errichtet werden soll. Die jungczcchischen „Narodni Listy" schriebe» seiner Zeit, daß das „nationale Wissen" und der Fortschritt Böhmen» vor Allem von dem „häßlichen und drückenden deulschcu Alp" sich befreien müßten, der leider schon Jahrhunderte im Wege der brutalsten Gewalt aus dem Lande liege. Die Tcukschen, hieß eS in dem jungczechischcn Organe weiter, gesotten sich zwar in dem lächerlichen Dünkel, ein hocheivilisirle» Volk zu sein, aber das sei einfach nicht wahr, denn weder die Romanen »och die Slawen wollen elioas von dieser benlschen EiviUsation wissen, ja die deutsche Rohheit und Gcwallthäugkcit seien bei Romanen und Slawen sogar sprichwörtlich geworden. Mit einem Worte, das genannte Prager Btalk gab leicht zu ver stehen. daß die Czechen Alles ausbicten müßten, um jode Spur de» DeulschthuiuS in Böhmen auszutilgen, daS nur ein Pfahl im nationalen Fleische sei. Wenn nun auch sonst in manchen Fragen die altczechischen. Führer und ihre Presse mit den Anschauungen und Forderungen der Iung- czochon keineswegs llbereinstunmen, ja »ul diesen oftmals in harlei» Kample liegen, so machen diese Meinungsver schiedenheiten zwischen beiden Partien doch sofort einem innigen Verständnisse Platz, sobald e-^sich darum handelt, gemeinsam gegen daS Deutschthuin Böhmens vorzugehen. Dieses Berstänbniß herrscht auch wieder hinsichtlich der neuesten Forderung der nationalen Heißsporne, die sich, wie erwähnt, aus die Gründung einer czcchischen Akademie der Wissen schaften in Prag bezieht. Nur fasten die attczechiscken Blätter diese neue „nationale Frage" in einer etwas anderen Weise als die jungczcchischen a». Tic ersteren geben sich nämlich den Anschein, die ganze Angelegenheit mehr vom ge lehrten, akademischen Slanbpuncle ans zu behandeln und vermeide» vorläufig gegen die Dculschen den polternden, ge hässigen Ton. welchen die „Narodni Listy" und andere jung« czechische Organe anscklagen. Da bemerkt beispielsweise die „Politik", daß mit der Er richtung der czechische» Universität noch lange nicht Alle» sür die Wiederentwickelung und daS Gedeihen der nationalen Wissenschaft Böhmens gelhan worden sei. jene Wistenschaft, die «inst i» glücklichen Tagen weit über daS Land hinaus geleuchtet habe. Wenn daher daS wissenschaftliche Lebe» der czechische,, Nation sich wirklich sammein und einen kräftigen Aufschwung nehmen soll, so müsse eS vor Alle», eine» Millel- punct haben, der nur in der Errichtung einer Akademie der Wissenschaften genommen werden könnte. Es wird nun noch aus die „nicht zu leugnende große patriotische Thätizkeit der Ungarn aus wissenschaftlichem Gebiete" hingewiesen, die be- reilS eine ganze Reihe höchst achlungSwerthe» Ersvlgc errungen habe, wicwobl bekanntlich daS magyarische Ioivm ein in ganz Europa völlig vereinzetles sei. „Umsomehr", schließt die „Politik", „müßte ein solcher wissenschaftlicher Ansschwung un»
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