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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.08.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-08-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188508190
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850819
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850819
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-08
- Tag1885-08-19
- Monat1885-08
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.08.1885
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153t z, »erückstchUgen sei, Ist eine Nenze, die wobl wert- ist, nicht Okel» 1 gangen zu werden. Eine im Vorjahr in Berit» erichiencne Broschüre i „Neulateia" von A. Siurmhoesel schlügt alle» Ernstes und voller! Wärme sür die Sache schlechtweg die obligatorische Lmsührung dcS ' Lateinischen vor mit dem Hulas, in diesem Weltlatein Alles, wa« demselben sür die Ansprüche der modernen Zeit mangele, auS dem Italienische» zu ergänzen. Der Meinung, daß da- Latein eine längst internationale Sprache ist, läßt sich nicht- entgegeastellen, aber wec-- bald hat sich denn da- Latein, welche- ja bereit» vor mehreren Jahr- hunderteu eine neue Literaturperiode entfaltete, die man ihrem Werthe »ach ohne Weitere- der alten klassischen an die Seite zu setzen hat, und welches da- ganze Mittelalter hindurch dem Kinde, man kann jagen, mit der Muttermilch eingeflößl wurde, sobald eS einer »ur Halbweg- besseren Familie angehörte — weshalb hat sich denn das- selbe nicht aus der Oberfläche unserer ilultnrbewegung erhallen oder gar zur Universalsprache weiter entwickelt? Etwa weil e- bezüglich de- Wortschätze- der Zeit nicht mehr hätte genügen können? Bom Gegentheil zeugen die massenhasten, oft komischen Neubildungen, welche da- lateinische Idiom jener Zeit aufwcist, und in denen es in erschreckender Weise verwilderte und verkam, jo daß der Ausdruck Mönchslatein un» noch heutzutage weltschmerzähnlich anmuthct. Unter den mehrfachen Gründen de- Bersall- der lateinischen Sprache war sicherlich der ihrer schweren Erlernbarkeit nicht der letzte. Man denke »ur an den Schweiß, welchen der Esementarschüler der Gymnasien bei der Erleruoog der Fundamente de« Lateinischen vergießt, zumal wena er nicht bejonderS beanlagt ist; ganz abgesehen »och von der Syntax! Man denke an die Mühe de- Lehrer-, der seinen Schülern den Unterschied zwischen ut conseculivum und ut Knute erklärt oder die eouaeeutio towporuw exvlicirt. Mir fällt hierbei ei« Lehrer eia, der die letztere an der Wandtafel de- Schulzimmer» durch eine Anzahl immer kleiner werdender Kreise erklärte; der größte stellte den Hauptsatz dar, der kleinste den letzten Nebensatz. Diese Kreise verband er durch Striche, und da» Ganze machte un- dann den Ein druck, als hätte er Seisenblasen steigen lasten. Seifenblasen deshalb, weil da- eben Borgesührte sehr bald in den jugendlichen Köpfen wieder zersprang nad in der nächste» Stunde von Neuem vorge- nommen werden mußte. Auf deu Unterricht der Jugend im Lateinischen legt nun der Verfasser de-, Neulateiu" da-Hauptgewicht; er will den lateinischen Unterricht in allen Schulen obligatorisch sehen, als Lehrgrgcnstand sür Alle — auch in den Mädchenschulen, und hier sogar ganz besonder-! Arme höhere Tochter! — Wenn schon die Gymnasien 9 Jahre lang la teinisch lehren, um den letzten Schliff der Vollendung doch noch immer erst von der Universität geben zu laste», wie soll eS da um die Mädchen-, die Volksschulen stehen? Und der Verfasser meint wärt- lich: „Bon deu Frauen ist ganz besonder» zu doste», daß sie mit leicht erregbarer Sympathie die Bedeutung der Sache ersasten und thatkrästig dafür wirken werden. Ist die Frau doch im Allgemeinen begeisterung-fähiger sür alle- sittlich Große und Wahre" rc. Aus da- Erstere ein überzeugungsvolle» „Nein"! Was den Schluß satz betrifft, so gilt hier eine Beschränkung. Gewiß ist die Frau be geisterung-fähig, sür alles sittlich Große und Wahre aber ist e- im Grunde nur die deutsche Frau, nicht die Frau der Erde — und auch jene vermag infolge ihrer natürlichen Bestimmung sür das Edle und Gute meist doch nur im Princip zu wirken, nicht aber in der Eiazelthat, am allerwenigsten aber in gelehrten Dingen, wie eS eine Piopaganda sür das Lateinische, welches sie obenein noch selbst kennen soll, unvestritteu wäre. Wo bleibt auch bei solchen Vorschlägen eines warmsühlenden Allerwelt-sreunde- die Rücksicht aus die ohnehin so traurigen dygieinischen Verhältnisse der lernenden Jugend? Haben wir noch nicht genug UnterrichtSzweige, oder meint man, daß mit der Erlernung des Lateinischen als der Weltsprache den Anforderungen der Schulbildung genügt sei? Noch einige Worte über die Schrift der Weltsprache. Der Er- finder der Pasilingua deutet in seiner neuen Grammatik an, daß er später möglicherweise seine Sprache nicht mehr in den latei- Nischen Buchstaben, sondern mit stenographischen Schristzeichen, etwa deu Gabelsberger'scheu, schreiben werde. Also auch da- Bestreben der Schristvereinsachung tritt damit zum ersten Mal in Deutschland allgemein gefaßt auf, und in der That ist wohl nicht» gerechtfertigter als der Wunsch, die 26 nun bald antediluviauisch gewordenen Rumpelkammcrfiguren de» Alpha bet» im Geist unserer auf allen Gebieten machtvoll vorwärt-- schreitenden Lulturentwickelung vereinfacht zu sehen, an welchen sich die um Minuten geizende Gegenwart die Finger müde kritzelt. Daß Steiner gerade die Gabelsberger'schen Schristzeichen sür leine Idee im Auge hat, erklärt der Umstand, weil er in Süddeutschland lebt: eS gibt entschieden logischer und schöner gebaute Schrislzeicheo aus dem Gebiet der Tachygraphie al» die genannten! Sei dem aber wie ihm wolle, wir müssen immer wieder aus unsere Ueberzeugung zurückkommen, daß das Neuenglische in Pib maa'lcher Klangschrist am geeignetsten sein dürste, sich im inter< nationalen Verkehr einzubürgern, spricht doch auch nach der oben citirten Stelle Steiner selbst von dem Löwenanteil, der der eng lischen Sprache bei Ausstellung der Weltsprache zufiele. Der tiese sittliche Kern, welcher daS treibende Moment sür die ganze Bewegung ist, und welcher darum auch die Träger der Idee außer halb des Kreises von nichtzubeachteaden Phantasten stellt, ist leider von einem solchen Wust von Schwierigkeiten und notorischen Un- Möglichkeiten im Lichte optimistischer Träumereien unikleidet, daß man nur dem Laus der Zeit die Entscheidung überlasten darf, ob die eine oder andere der vorgesührten Ideen e- zu einer bemerkcnSwerthen Geltung bringen werde, oder nicht. Entscheidungen des Reichsgerichts. Albdruck ohne Angabe der Quelle wird gerichtlich verfolgt^ Die Mühlendauer und Zeugarbeiter Schott und Mißler in K. sind vom Landgericht wegen fahrlässiger Körperverletzung verurtheilt; wie dasselbe sestftellt, haben die beiden Angeklagten, welche in der Schneider'schen Pappjabrik «inen zum Herauf- und Hiaunterwinden von Lasten aus den Parterreräumen nach dem Ob<rboden bestimmten Fahrstuhl in Ausübung ihres gewerblichen Berus» al- Zeugarveiter hergestellt, dergestalt fahrlässig Körperver- letzunqen der verehelichten Kühn und des Pächters Raabe verursacht, dag sie durch regelwidrige Benutzung einer runden, auS nicht ganz trockenem Holz gesertigten Welle für da- Triebrad die TragsShigk des Fahrstuhls gefährdet, die Verbindung zwischen Welle und Trieb rad unsicher gemacht, hierdurch ein plötzliches Niedergehen de- von dem in seinem Verbände gelockerte» Triebrade nicht mehr sestge- haltenen Fahrstuhl» und ein Herunterstürzen der mit dem Abladen beschäftigten beiden vorerwähnten Personen bewirkt haben. Die vou dev Angeklagten gegea ihre Lerurtheilung eingelegte Revision bat da- R.-G. III. Strafsenat am 2. Februar d. I. ver worfen unter folgender Ausführung: Ob die Angeklagten von ihrem Austraggeber sür die Herstellung de- Fahrstuhl» nach lagelohn, Stücklohn oder wie sonst bezahlt worden sind, ist ebenso glrichgiltig, wie der Umstand, daß der Auftraggeber Fabrikbesitzer Schneider die Idee, wie er sich die Eonstruction de- Fahrstuhls gedacht, in e.uer rohen Kreideskizze vorgezeichnet hat. Entscheidend für die straf- rechtliche Verantwortlichkeit der Beschwerdeführer ist allein, daß Schneider die Herstellung der gesummten Fahrstuhl einrichtung dem Schott, dieser die Ausführung der Arbeit dem Mißler übertragen hat, die beiden Letzteren den Auftrag ausge führt haben und die Benutzung der untauglichen Welle lediglich aus der gemeinsamen Thäligkeit der beiden Angeklagten beruht. Daß hiernach die letzteren iu Ausübung ihre- ge werblichen Berus- als mit der Herstellung derartiger baulicher Anlagen beschäftigter Zeugarbeiter thätig gewesen sind, kann nicht zweiselhast sein. Welches Maß von Mitverantwortlichkeit hierbei der nur wegen Mangels dcS Strafantrag- sreigesprochene Fabrik- besitzer Schneider zu tragen hat, berührt die selbstständige Fahrlässigkeit-ichuld der Angeklagten nicht. Kannte inSbe sondere Schott die Gefährlichkeit der Einrichtung und hat er Schneider von vornherein daraus aufmerksam gemacht — jedoch, wie die Urtheil-gründe ergeben, nicht mit Rücksicht aus die Beschaffenheit der Welle, sondern wegen anderer Eon- structioa-theile —, so bleibt seine Verantwortlichkeit iür da» trotzdem von ihm oder durch ihn au-gesuhrte sehlerhajte Werk um Nicht- weniger, seine Fahrlässigkeit-!chuld aber um so evi- deiner bestehen. Ebenso ist eS bedeutungslos, daß Schott und Mißler nach Fertigstellung de» Holzwerk- die Anbringung des Seils und die Inbetriebsetzung der Maschinerie Andere» überlassen haben. Denn auch die» war die naturgemäße, noihwendia von ihnen vorbergescheae Folge ihre- Thun«. Zu Bedenken könnte die Schlüssigkeit der Urtheil-begründung nur in einem Punkte Anlaß geben. Da» Herunterstürzen de- Fahrstuhls und der geschädigten Personen ist unmittelbar verursacht durch eia theilweise» Betreten de- Stuhl» abseiten der letzteren nnd die dadnrch herbeigefüdrte Mehrbelastung. Er steh« ferner zu Gurten der Angeklagten iest, daß irgend eine bestimmt« Trag- sä hi >kei« de» Fahrstuhl« nicht verabredet, von den Angeklagten also auch nicht übernommen worden ist. Da» Landgericht begnügt sich mit der Erwägung, daß ein derartige- Betreten des Fahr stuhl» beim Ausladen unvermeidlich, daß e« von deu Angeklagten vorherqesehen werden mußte, und daß ein durch Auftreten der Verletzte» aus den Stuhl erfolgter Zuwachs zu der von letzterem nach obigen Feststellungen im fraglichen Augenblicke »» trag»» gewesrae» Last (b Lentner 80 Psund Pappe) eine bei normaler Eonstruction erzielte Tragfähigkeit de» Stuhl» nicht übeischrstlea habeu würde. Die letztere Erwägung ist offenbar unschlüssig gegenüber dem Ei»wande Scholt's, der Stuhl sei »ur aus 2 Etr. Tragfähigkeit berechnet ge wesen. oder der Einrede Mißler», K Etr. seien zu viel sür den Stuhl gewesen. Denn wa- die Angeklagien geltend machen wollten, ist, daß ihre, an sich fehlerhafte Eonftrnctlon lmmer- hin zur Tragung geringerer Lasten autreichend gewesen, daß beispielsweise eine zu nur 2 Etr. todter Last hinzulreteade Mehrbelastung durch Menschen der Tragfähigkeit keinen Abbruch gethan hätte, eine zu ü Etr. 80 Psd. aber hinzutretende mensch liche Mehrbelastung außerhalb der von ihnen gewollten Irag'ähigkeit, folglich auch außerhalb einer von ihnen zu vertreten den Vorhersehbarkeit gelegen hätte. Es liegt aus der Hand, daß solche Einrede nicht durch eine normale Eonstruction vorau». setzende Erwägung widerlegt werden kann. Indessen andere Stellen des Unheil- lassen jedenfalls soviel deutlich erkennen, daß die Beschaffen- heit der Welle jo schlecht war. daß dieselbe unter allen Umständen, auch bei geringer Belastung früher oder später ihren Dienst gegenüber dem aus ihr gehenden Treibzeuge versagen mußte, daß ferner den Angeklagten bekannt war, wie der fragliche Fahrstuhl jedensall- die Bestimmung hatte, Lasten, oder, wie e» gelegentlich heißt, schwere Lasten zu tragen, und eine Belastung mit 5 Lentner 80 Pfund Pappe diejenigen Grenzen nicht über schritt, innerhalb deren nach der den Angeklagten bewußten Bestimmung de» Fahrstuhl» derselbe denutzi werden sollte. Trifft die» zu, dann ist damit die obige Schutzeinrede der Angeklagten für deu hier vorliegenden concreten Fall that sächlich beseitigt, d. h. e« ist sestgestcllt, daß sie auch eine zu 5Lentner 80PIuud hinzutretende Mehrbelastung durch menschliche «öroer vorhersehe» mußten, und daS eiagetreteue schädigende Ereigniß ihnen zur Fahrlässigkeit zuzurechneu ist. H Leipzig. 18. August. Wegen zw-cklosen HerumtreitenS f — Einen neuen Beleg für den frischen, thatkrästigen Zug. wurdegesl.'rncin Golv^rbciler alisNanmbnrgimRoseiilhale der egenwärtig durch da- Handwerk gebt. Kat »encrdingS polizeiüch anzeballc» und nach dem Naschmarkt gebracht. Dort ; die Dresdner T isch > e r i» n u n g geliefert. Die Jnnungs- steltte sich heraus, daß derselbe im Besitz gefälschter LegitimationS-. mcisier haben, wie die „Dr. N." beuchten, eine grniein'aiue Papiere war. Unter diesen Umstände» verblieb er in Hast. — ! Verkaufsstelle, JokaniieS-AUee l. errichtet, »m eS eines- Als gestern Vormittag ei» Gartenbesitzer a» der Eutritzscher! lheilS dem kaufenden Publicum zu erinoglichen, direct init Straße feinen Garten daselbst betrat, fand er zu seinem Er-1 den Verfertigern zu verkehren, anker»tl'rils auch, uni den staunen in dem Gartenhause, welche» verschlossen war, bereu« s kleineren Handwerksmeistern die Füglichkeit zu bietin, il rr Leben und einen unbekannten Mann darin vor. der sich ge-! Arbeiten direct an de» Plan» zu brniae», SkaliNeiigemaß wattfam in da» Gartenhaus Eingang verschafft hatte. Ter. werde» »ur solide Arbeiien nach vorbergegang.iier Prüiuig Eindringling, ein Handarbeiter auS VolkniarSdorf. wurde in das Magazin auigeuoinine». wovon man sich bei euiem Nachtrag. * Leipzig, 18. August. Se. Hoheit. Prinz Albert von Sacbsen-Altenbnrg traf gestern Nachmittag '/,6 Ubr von Großheringen kommend hier ein und fuhr um 6 Uhr 15 Min. auf der Bayerischen Bahn weiter nach München. * Leipzig» 18. August. Nachdem in der jüngsten Zeit die Truppen der Regimenter Nr. 106, 107 und 134 aus dem großen Exercierplatz bei Connewitz im Regiment exercirt batten, beginnen die Hebungen in der Brigade auf dem selben Terrain am 20. August und werben diS 25. desselben MonalS fortgesetzt. Am 26. August ist Rasttag und am 27. August erfolgt, wie wir bereits vor einigen Tagen mit- gethcilt haben, der Abmarsch der Regimenter in die Can- tonnementS bei Grimma und Umgegend. * Leipzig. 18. August. Die während der letzten Monate auSgesübrte Renovirung des Inneren der hiesigen katho lischen Kirche ist nunmehr in schönster und edelster Weise vollendet. Zugleich sink auck zwei Fenster dcS Kirchenschiffes mit kostbaren GlaSsenstern versehen worden, welche i» ihrer künstlerischen Ausführung einen prachtvollen Schmuck in dem GolteShause bilden und ihrem Verfertiger Ehre macken. Einen schönen Anblick gewäbrt ferner der aus farbigen Cementplatlen hergestellte Fußboden vom Cementsabrikanlcn Herrn Otto Schulz-Plagwitz, von welchem auck die Stufen zum Hochaltar geliefert worden sind; überbaupt findet die Benutzung farbiger Cementplatlen gerade zu Fußböden immer mehr und mehr Anwendung. Zu bedauern bleibt nur» daß der sehnliche Wunsch so vieler Klrchenbesncher. die Kirche bei der Renovirung gleichzeitig mit einer Heizung-anläge zu versehen, unberücksichtigt geblieben ist. * Leipzig, l8. August. Wir gaben an anderer Stelle die Mittheilung, eS sei begründete Hoffnung vorhanden, daß einer der am österreichischen BundeSschießen theil- nebmenden Leipziger Schützen einen der ersten Preise mit nach Hause bringen werde. Nach heute eingegangener tele graphischer Nachricht hat sich diese Hoffnung verwirklicht, in dem bei dem gestern zu Ende gegangenen BundeSschießen in Innsbruck der betreffende Schütze, Herr Bäckermeister G.Langehier(Pekersstraße29),den besten überhaupt zuerlan senden Preis, den ersten auf Feldsesischeibe,,Kaiser", errungen hat. Die österreichischen Zeitungen bezeichnen Viesen von Sr. Maj dem Kaiser von Oesterreich gestifteten Preis als ein herrliche- Product einbeimischcr Kunst. Auf einem schwarzen Marmor- sockcl in Säuleniorm, reich mit vergoldetem Silber gezie der aus zwei Schilden die Inschriften: „MaximilianuS Prunn» und Innsbruck 1885" trägt, erhebt sich eine 30 Centiineter hohe Statuette des Kaisers Max in mattem Silber. Dem Künstler hat wohl die Erzählung von Kaiser Mar aus der MartinSwand vorgeschwebl. Der Kaiser siebt aus Felsen, die linke Hand aus den Spieß gestützt, in der erhobenen Neckten daS Hüslhorn, mit dem er eben den Ruf hat erschallen lasten, leicht vorgebeugt, lauschend, ob ihm Antwort werde. Er ist im Iagdgewanv dargestellt, da» Feuerrohr a»s dem Rücken, die historische Iagdkappe aus dem Haupte. DaS Kostüm ist getreu bis in die kleinsten Details, die Portraltähnlichkeit frappant. — In dem Artikel in gestriger Nummer, betreffend das Begräbniß dcS ViccbürgermcisterS a. D. vr. Stepbani, inuß eS in der Trauerrede des Herrn Pastor Grundmann im dritten Absatz, zweite . Zeile statt „großen" ersten Traum der Kindheit, und im vierten Absatz, dreizehnte Zeile statt „innigen" vorigen Zeiten heißen. * Leipzig. 18. August. Die hiesige Hof-Apotheke zum weißen Adler ist, wie auch bereits aus dem Anzeigen- tbeil bekannt geworden, in den Besitz des Herrn Apotheker R. Lux übergegangen. Nächst der Löwen-Apolheke, deren Be gründung bekanntlich in Vas 15. Jahrhundert zurücksällt, und der SalomoniS-Apotheke ist die Adler-Apotheke eine der ältesten in Leipzig. — Eine besondere Anziehungskraft wird daS heutige dritte große Sommernachlöscst im Zoologischen Garten dadurch erhalten, daß bei Gelegenyeit desselben außer dem bereit» rühmlichst bekannten Reckkurner und Katapultenflieger Herrn Adolfe Morro noch ein zweiter nickt minder geschickter Equilibrist. Herr IameSFaue auS London, dem Publicum zum ersten Male seine flaunenSwcrtheu Leistungen, deren besondere Besprechung wir unS Vorbehalten, vorsübren wird. Ferner wird die Illumination dcS Garten» eine noch bei Weitem glänzendere und vollständigere werden als die beiden ersten Male, und auch die bengalische Be leuchtung wird eine noch brillantere sein als lnSher. Don 8 Ubr ÄbendS ab findet Concert von drei MnsikcorpS statt: im Vordergartcn concertirt die Capelle der reitenden Artillerie aus Riesa, Dirigent Herr SlabSlrompeler Linke, un Wild park (Vesten Eröffnung, beiläufig gemerkt, gerade heute vor 2 Iabren erfolgte) die Büchner'sche Capelle und in der Rollschuhbahn die Capelle des Herrn Direktor Anger. Nach Beendigung deS Garteuconccrlcs findet in dem letzterwähnte» Locale großer Ball statt. Alle diese Genüsse versprechen den Aufenthalt in dem im Glanze des elektrischen Lichte« strahlen den Elablifsement zu einem höchst angenehmen zu machen. — Am künftigen Sonnabend veranstaltet da« Comm er» ComitL der Kreuzbrüder-Stamintische von Leipzig und Umgegend m der hiesigen Central-Halle eine größere Festlichkeit, bei welcher die musikalische Ausstattung die Capelle des l34. Insanlerie-NcgimenlS übernommen hat. Nach dem entworfenen Programm steht den Theilaehmern eia heiterer Abend bevor. — Bei der überaus lebhaften Betbeiligung, deren sich die ersten beiden Waldseste im Bierba um'schen Wald Casü zu Connewitz zu erfreuen ballen, hat sich Herr Bierbaiim. einem vielseitig geäußerten Wunsche nachkoinmend. entschlossen, am heutigen Mittwoch Abend noch ein dritke» und letztes derartige» Fest zu veranstalte», bei welchem die Besucher ganz dieselbe Ausstattung vorsinden, wie bei den vorangegangencn beiden Festen. DaS Concert führt wiederum die Capelle de? 96. Insanteri e-N cgi men lö unter Leitung de» HerrnMnsikvircclor» Schulz auL Da»Nähr« rrgiebt sich au» dem Anzeigentheil polizeilich scstgcnommen und nach dem Naschmarkt gebracht. — Aus dem Kabrgleise. welche» von der Wenk'scben Bausabrik in Eutritzsch nach dem Berliner Bahubos führt, verunglückte gestern Abend ein Arbeiter, Namens Köhler au» Eutritzsch, dadurch, daß er beim Jvrlscdieben emeS leeren Wagens zum Fallen kam und übeisabren wurde. Er war schrecklich verletzt u«d st a r b aus dem Transport nach dem Krankenbause. — Gestern Abend wurde in der Dresdner Straße ein seinen Ellern in Reudnitz entlaufener lOjäbriger Knabe und heute Morgen aus einer Treppe in der Ulrichsgasse ein seinen Ellern ebenfalls entlaufener 12jäbrigcr Knabe polizeilichausgegrifsen. — Ein Schneider auS Tiepbolz im Hannoverschen, den die StaalSanwallsckasl zu Camburg wegen Diebstahl» steckbrieflich vcrjolgl. siel heute Morgen ln der Tbalstraße unserer Polizei in die Häute. — Ebenso wurde ein von der SlaalSauwallscbasl zu Noßla wegen schwerer Körperverletzung steckbrieflich versolgier Schlosser auS BreSlau tcnsclbei, Voriniltag hier ausgegnffe» und zur Hast gebracht. — Wegen Ungebührlickkeilen wurde gestern Nachmittag ein Gast in einer hiesigen Nenauratlvn von dem Wirkke berausgewiesen. Hierbei hatte letzterer ein BierglaS ergriffen, welche- der Gast ebenfalls sefibiell. Plötzlich brach der gläserneHenkel deS BierglascS ab und schnitt Beide in die Hand, so baß sie erheblich verletz! wurden und ärzllicb verbunden werden mußten. — I» der Klvslergasse fiel beule Nachmittag von einem Grundstück, woraus Tackreparaturcn vvrgenomme» wurde», ein Dachziegel aus die Straße herab und traf einen gerade dort siebenden Restanraleur aus den Kops. Derselbe wurde nicht unbedeutend verletzt. — Zn der Babnhossstraße wollte beule Nachmittag der Führer eine» HundcgeschirreS, ei» Handarbeiter auS Gautzsch, einem Psertebahnwagen durch aus nicht auSweiche». Der Kutscher mochte pfeifen, soviel er wollte, der Gautzscber blieb aus dem Gleise und der Pserdc- babnwagen mußle ballen. Nun machte der Handarbeiter Sca»kal, das; ei» Auslaus entstand, schimpfte cinen hiiizu- gekoinmenen Schutzmann und veranlaßte endlich seine Arretur. Er wurde »ach dem Natchmarkt gebracht und kort eingesteckt. — Wir Ihcilten kürzlich mit, daß ein Kürschner au» Schweidnitz wegen verdächtigen Besitzes einer Gelvsumme von l l.000 --k von der Polizei hier angcbalte» und vorläufig in Hast genommen woidei, sei, auch daß die criminalpolizeilichen Erörterungen zur Aufklärung der Sache sorlgesührt würben. In Folge dieser Erörterungen ist man nunmehr zum Ziele gelangt; denn eS ist sestgestellk, daß diese Summe in Jüter bog k aus einer Kiirzwaareuhandlung mitleist Einbruch» ge stohlen worden ist. — In den Bericht über dar 25 jährige Stiftung-fest deS „Vereins ehrenvoll verabschiedeter MilitairS in GohliS" hat sich insofern ein Irrlhui» eingcschlichen. als daS gespendete Jungfrauen-Geschenk nicht von den Jung» srauen von GohliS, sondern nur einzig und allein von den Fest-Jungsrauen gestiftet worden »st. 1- Thonbrrg-Neureudnitz. t8. August. Vorgestern fand hier die Ucbergabe und Vorführung einer neuen mechanischen Rettung»- oder Stützenleiler, sür die hiesige freiwillige Feuerwehr statt. Unter der Bcthciligung von vier nachbarlichen Feuerwehren durchzog man zunächst mit dem Gerälh alle Ortsstraßen. woraus eS der hiesige Feuerwehrhauptmann. Herr Schröter, sriner Bestimmung übergab und gleichzeitig allen Gebern, welche zur Beschaffung der Leiter freiwillige Beiträge geliefert hatten, herzlich dankle. Daraus wurde mit der neuen Leiter eine Uebung vorgenommen und zwar bei einem Sturm angriff aus die Niebcck'sckie Brauerei mit sämmtlichen Gerälhen; als die Leiter l'/« Minute nach dem Sturmsignale aus- gerichlet war, sah man nach weiterer '/« Minute vom dritten Stockwerk auS auf daS Dach deS angenommenen Brandobjectes einen kräftigen Wasserstrahl sich ergießen. Die rasche Handhabung ersreute allgemein. --- Schleußig, l8. August. Am gestrigen Nachmittag machte der hiesige 62 Jahre alte Handarbeiter August W. durch einen Schuß in den Mund seinem Leben ein Ende. Schwermut!» wegen AlterS und Kränklichkeit ist daS Motiv dieser traurigen That. ** Chemnitz, 18. August. Hinsichtlich der kürzlich er wähnten Allgemeinen Krankencasse sür die'Maschinen fabriken und Gießereien der Sladl Cbemnitz, welche 98 Be triebe mit ca. l l.000 Versicherten umsaßt und so daS beste Zeugniß sür daS Blühen der Industrie >n unserer Stadt giebt, >lt zu berichten, daß der XXII. Jahresabschluß einen Ueberschuß von 14,574 ^ 5l answeist. Die Eiiinabmen betrugen in den vierzehn Monaten de» Geschäftsjahres 158,224 ^ 68 denen an Ausgaben 143.650 ^ 17 ^ gegeiiilbcrstanden. Davon entfielen aus Kranken- und Begräb- nißgelber 132,752 72 ^s. Die Zahl der Verpflegten be trug inSgesammt 4071. Jedenfalls ist diese BelriebScasse eine der größten im ganzen deutschen Reiche und nur Werke, wie da» Krupp'scke in Essen oder ähnliche, dürsten einen höheren Umsatz auszuwcisen haben. * Zwickau. 18. August. Für da» erledigte zweite Diakonat an der hiesigen St. Marienkirche ist i» der gestrige» Sitzung deS KirckenvorstanveS Herr DiakonuS Müller zu Glauchau gewählt worden. * Crimmitschau, l7. August. Daß an Abenden und in Nächten, welche den Lohntagen folgen, in der Regel stark gezecht wird, ist bekannt. Leider werden Van» bisweilen auch Roheiten und Gewaltthätigkeiten verübt. So wurde in der Nacht zum letzten Sonntag der Wirlh de» GastkauseS „Zur Sonne" daliier von einem der in seinem Locale zecvenden und schließlich i» Streit gerathene» Ziegeleiarbeiter in dem Augenblicke, als er Nutze gebieten wollte, mit einem Stocke dermaßen aus de» Kops geschlagen, daß derselbe ärztliche Hilse in Anspruch nebmen mußte. In derselben Nacht wurde ein hiesiger Bewohner von einem Stellmacher gesellen aus offener Straße geschlagen und »»ßbandelt „Seine lauten Hilferufe", so schreibt daS hiesige AinkSblatt, „lockten mehrere Bewohner genannter Straße (der oberen Neustadt) herbei, und war eS nur deren kräftigem Eingreifen zu danken, daß der Ucbersallene vor weitere» Mißhandlungen geschützt wurde. Der Stellmacher wurde srstgcilommcn und nach der Polizeiwache gekrackt. — Der .Freib. Anz." lheilt mit. daß die bei dem Feuer in der Sckulze'scken Lacksabrik in Freiberg an- gerichteten Vcrbeerungen nickt so bedeutend sind, al- sie in der ersten Notiz dargestellt wurden. Alle Hauptgebäude sind vollkommen unversebrt. während nur da» kleine Siedereigebäude mit ca. 8 Centnern Lack Inhalt, sowie ein kleiner theil» offener Bretterschuppen mit geringwerlhigen Zu- thaten und eineni Quantum vrdinairer Lacke verbrannten, resp. zerstört worden sind. -s-Dresden. 18. August. Bei einer kiesigen Trödlerin wollte gestern ein unbekannter junger Mann eine Anzahl guter Billard-Bälle verkaufen. Da der von ibm ge forderte Preis ein sehr geringer war »nd in gar keinem Bcr- hällniß zu dem Werthe dcS DcrkausSobjecteS stand, so schöpfte man Verdacht und zeigte die Trödlerin da» Vorkommnis; an Der danach angkhaltene Verkäufer, ein durchreisender Kell ner. gestand zu. daß er die Balle in einer ibm unbekaiinlcn Wirlhschasl eine» Dvrse» au der Chausser nach Meißen ge stohlen habe. Besuch kessclbe» aus den ersten Buck überzeuge» kann. vermischtes. * Gößnitz, l8 August. Der BerbanvStag alten- burgischer Feuerwehren wird in hienger «ladt kommende» Sonnabend und Sonntag, den 22 »nd 23 August, abgchalten. Seiten» der srnwstl gen Feuerwehr hi.r lblt sind auch die Kameraden der deiiachbailen sächsische» Ort- ichasten zu dem Feste eingeladen. HosjentUch w rv Ictzteres von der Witterung begüuiligl sein und sich eines recht zahl reichen Besuches von nah und sern zu erfreuen haben. --- Altcnburg, l7. August. Das zwanzigste Stistun gssest der hiesigen B o gensch utzengcsel lj ch a s t. an welchem sich, nebst anderen Gästen von auswäns, auch Mitglieder der Bogenschützen der Leipziger Schuyen- gesellscbast beiheiUgten, hat einen durchweg würe gen und erhebenden Verlaus gehabt. Mit dcniseli-e» verband sich auch die Weibe einer neuen Fahne. T»e Fc»er begann mit einem Frühconcert im Garten des Hotels „Stadt Golka", wo sich gegen Mittag auch der Feslzug ordnete. Tel selbe bewegte sich durch einige Straßen der Stadt nach dem Bereinslocalc der Bogenschützen, dem Etablissement „Tivoli". Voran ritt, im mittelalterlichen Kostüm, ein Herold; dann kamen Tromniclschlägcr, ein MustkcorpS, drei Sleru- träger in rothen und weißen Farben und der Wagen »int den Vorstand-mitgliedern und Ehrrumitgliedern. Ihnen selglen hübsch tostümirte Knappen, von welchen zwei den Vogel trugen, die von de» Franc» AUciiburgs der Bogcn- schützengkseUschast gestiftete Fahne und hinter ihr die Bolzen zungen. Die zweite Gruppe des Zuges bestand aus einem ven zwei Pserden gezogenen, reich decorirten Festwagen, in welchem unler Andern, auch ,derMc>sle»schuß Tests" dargestellt war, AlleS gut erdacht und sinnig in Aursükrung gebracht. Den Schluß oes Zuges bildeten eine lange Reihe festlich geschmückter Wauen, deren Insassen die fremden Gäste, sowie Älleuburger Bogenickützen mit ikreu Damen waren. In, Tivoli an- gekammen verschnitt man alsbald zur Fahnenweihe. ZoUa- boralvr Peipelmaiin hielt Vre Wcibereve. Hieraus traten die Abgeordneten der BogeuschützcilgeseUschast zu Chemnitz und der Bogenschützen zu Leipzig, die Herren Kaufmann Heinrich und Dccorativiieinaler Dröher, zur Fahne, um in dieselbe prachivolle Fahnennägel cinznschlagcn. Dassclbe tbatcn auch zwei Älleuburger, dir Herren Schlossermeislcr Heyn, als Freund der Bogenscbützcngesellichaft, und MörSderger, als deren Mitglied. AlS die Fahne aus ihren Standort ge bracht worden war, begann die Festtafel, bei welcher ossicielle Toaste aus Se. Majestät den Kaiser Wilhelm, de» regierenden Landesherr», Se. Hoheit de» Herzog Ernst und Se. Maje stät de» König Albert auSgebrachl wurden. Den Schluß der Festtafel bildete ein solennes Feuerwerk. Am nächsten Morgen begann LaS Vogelschießen, wobei -Herr Hosmann au» Chem nitz aus den ersten Schuß die Iubclkrone erhielt und Herr Klcmpncrmcisler Wende den Königsschutz that. Dann begann da» Stcriischicße». welches AbcndS 7 Uhr endete und den» bi» Millernachl ein Ball folgte. Tie neue Fahne der Bogen- schutzengesellschaft in Altenburg zeigt aus grün und weißem Grunde in prächtige» Stickereien Las Wappen mit Inschrift. --- Ueber den Aufenthalt de» Wiener Männer- esangvereins in Berlin wird der „Bossischen eitung" vom Montag noch Folgende« geschrieben: Bevor die österreichischen Gälte Berlin verlassen, wollten sie auch noch Potsdam mit seiner Umgebung kennen lernen und erlnellen von der hiesigen österreichischen Botschaft die hochersreuliche Mitlheilung, daß die Majestäten aus eine Anfrage den Wunsch geäußerl, die Sänger in Babelsberg zu empfangen. Ilm 10 Ubr Voriiiitlags führte ein Zug der PoiSdamer Bahn den Verein mit dem Präsiventen Rnrer von Olichbaur und seinem Dirigenten Kremser, dem österreichischen Gejchasisrräger Ritter von Tavera, dem öster- reichiiaien Coiisul Baron o Czika». de», Präsidium deS österreichischen Hilssvcrems und einer Anzahl geladener Gäste bis zur Station Äannsee. Hier wurden die Länger von der Musik des 1. Gardc- Rkglnient- mit dem JlibilLumsmarsch von Strauß empfangen, und traten dann unter den Klängen des Radetzkqmarsches den Weg zu de» sestiich geschmückten Dampfern an, aus welchen eine Rundfahrt durch die Havelsecn umernomme» wurde. Leider begann es bald sein, und dann immer stärker zu regnen, doch das störte unsere Gäste keineswegs. Der gute Humor unter dem Regenschirm und unter freiem Himmel dehicll überall die Oberhand. An der Langen Brücke in PolSdam ibcille sich die Gesellschaft, um die Sehen-würdigkeilen »u Augeu schein zu nehmen, und icnid sich um 3'/, Uhr wieder an der Lange» Brücke ein. um auf den beiden Dampfern die Ueberfahrt nach Babelsberg zu machen. Kaum waren die Sänger aber am Portal angelangt, als der Rege» anshürte, die Sonne durch das finstere Gewölk brach und Schloß und Park mit goldigem Schrill beleuchlete. Zunächst wurden die Sänger durch da- Schloß geleitet und dann in den großen Spciselaal geführt, wo Gras Perponchcr sie empfing und bald daraus den Majestäten Meldung machle. Puncl 5 Uhr trat der Kaiser in den Saal, nach ilnn die Kaiserin am Arme des Kronprinzen. Durch de» BonchaslSrath Ritter von Tavera wurde» den hohen Herrschaften die bereits oben genannten Herren vorgestcllt, mit denen sich die Majestäten aus da« Leut seligste uiiterdlelten und auch einzelne der Sänger durch Fragen aus- zeichneten. Dann zog sich das Kaiservaar in eine Nische zurück, um von dort aus de» Gesang zu hören. Zum Vortrage gelangte zuerst: „Meine Mnllerspracve" von Engelbert, es solgten „Kärnlbuer Volkslied: .,O Tiarndin ties brunt im Thal" von Johanne- Hcr- beck, „Die Post", Chor mit Piston, und „FrühliiigslaudscbaN" von Otto. AIS die letzten Töne verklungen waren, ging der Kaiser, welcher mit seiner Gemahlin die ganze Zeit über gestanoen balle, aus den Dirigenten Kremser zu, um diesem sein vollstes Lob über das Gehörte au-zusprechen und reictne ihm und dem Ritter v. Olichbaur die Hand. Die Kaiserin, stets vom Kron prinzen begleitet, sagle zu den Heiken unqeähr: „Iu kann m ch nicht enthalten, meiner Freude Au-vrnck zu aeben über DaS, wa- ich hier genossen dabe; leider kann ich dies niwl e>ncn> Jedem von Jbnen sogen, wie ich es wohl müwle." Nachdem den Sängern noch Erjrischnngen gereicht waren, ging eS gegen 6 Uhr zum Abschied. Der Kaiser, über desien »nd der Kaiserin Überaus wodles Au-lehen, die Frische und deren Liste und Hub die Länger später nichr genug erzählen konnten, schied mit den Worten: „Aus baldiges Wicdeilenen: ich bin zwar »lt und kann nichiS mehr versprechen, aber ich hoffe »ennoco aus Wiedersehen!" An den Sw sie» angrkomnien, enibivßicn Alle ihre Häupter und ein vielhl»iderrst>m!»iqes Hoch aus den Kaiser, die Kaiserin »nd da» ganze kaiserliche Haus erklang bei dem Rauschen der großen Fvnla,nr neben den Tamp rrn zum Schlosse bilians. Mn dein allen W»h>- spiuch, der noch in den Park h»i?>nhallie: „Frei »nd treu in Lied und That" setzten sich die Schiffe »uw der Gzikiucker Brücke in Be wegung, begleite» von einer großen Anzahl beflaggier und bekränzlcr Boole, Ei« fröhliches, durch ernste und bei ere Rrcen gewürztes Mabl bildete den Beschluß, und um 10 Uhr kehrte die Gesellschaft nach Berlin zuück. — Nack der soeben cruSgegebenen Einladung p» der 28, Versammliinq deutscher Philologen und Schulmänner, welche de» 30. September b>« 3. Oclober in Gießen statlsinden wird, haben die vorbereitenden Ge schäfte übernommen: 1) sür die pädagogische Sectio» Real» gymnasialdireckor Nodnagel in Gieße»; 2- sür die orientalische Professor Slade in Ei-gen; 3) 'ür die de»k'ch-r»ma»>sche Professor Braune und Piolessor Birch-Hirschielb in Gießen; 4) sür die archäologische Prosrsior Oncken in Gießen; 5) sür die pbilologische Gv>»>'analkircctor Schiller in Gießen; 6) sür die malheinakisch-nakurwiffe'ibastliche Prosessor Baltzer m Gießen; 7) sür die neniprachliche Prosessor Victor in Mar- dnrg; 8) ftir die neu zu aründende bifionschc Pros.ssor Oncken in Gießen, Von Vorträgen sind di» jetzt iür die allgemeinen Sitzungen angenielket: lieber den gegenwärtig'«
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