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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.08.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-08-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188508209
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850820
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850820
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-08
- Tag1885-08-20
- Monat1885-08
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.08.1885
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Erfckelnt täglich früh 6'/, Uhr. Nrdaklion und Lrprditiov Johanne-gasse 8. Sprechlinndru der Nr-actiou: Vormittag- 10—12 Uhr. Nachmittag- 5—6 Uhr. PS« dl« »iua,ad, emgrl-udlcr Maiimcriyte »»cht ftch t>« dlrd»ciu>» »ich, »«rd»dl>ck. Annahme der für die nächM»1,ende Nummer bestimmten Auserake an Wochentagen bis S U»r Nachmittags, an kann- und Frfttagen früh -iS' ,9 Udr. In drn Filialen für Ins.-Annatimc: Otto Klemm, Universitätsstraßc 1. LouiS Lösche, Katbarineastr. 23, p. nur bis '/,S llhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Auflage 1!d,I«>0. ^bonnemrntspreis vienclj. 4", sTüt. incl. Bringenodn 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Mk, Jede einzelne Nummer 20 P . Belegexemplar 10 Ps. Gebühren »ür Extrabeilagen (in Tageblatt-Hormal gesalzt) ohne PostdciSrderung 30 Ml. mit Poftbesvrderunq 4« Ml. Inserate 6gejpattene Pckitzeile 20 P'. Gröbere Schristcu laut uns. Preisverzeichqih. Tabeüanjchrr u. Zisserniatz nach höher,» Taris. tlrclamrn »ater dem Redactionsftrich dieSqelvalt. Zeile 50 Ps., vor den Familien Nachrichten di» KgespLlienr Zeile 40 Pi. Inserate sind stets an die Kxpeölttan za senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prneuumerunito oder durch Pest. Nachnahme. ^ 232. , .m — . Donnerstag den 20. August 1885. 79. Jahrgang. Amtlicher Tlieil. Vekanntmachung. Die Au-sührung der Troltoirarbetlcn in der PeterS- strafte soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werde». Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, Rathhau-, ll. Etage, Zimmer Nr. 14, auS und können daselbst eingesehen, resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Trottoirlrgung in der PetcrSstrafte" versehen eben daselbst und zwar biS zum 20. dieses Ptonats Nachmittag- 5 Uhr einzureichen. Leipzig, am 10. August 1885. DeS RathS der Stadt Leipzig Straftenbau-Deputation. Beim uaterzeichneten Polizeianite wurde am 9. ds. MlS. ein Huuvertmarkscheiit, als am 27. vor. MtS. iu einem hiesigen Geschäftllocale gesunden, etogeliesert. Der unbekannte Eigenthümer desselben wird hierdurch auf- gefordert, sich zur Empfangnahme rechtzeitig zu melden, andernfalls darüber nach g. 239 des Bürgert. Ges. - Buchs versügi werden wird. Leipzig, am 11. Juli I88S. Das Polizriamt der Stadt Letprig. Brets chneider. M. Zntmiiskoil. Die Lieferung de- Koblenbedarss der hiesigen öffentlichen Ge- bände für das Winterhalbjahr 1885/86 und zwar: etwa 38,000 Kilogramm OelSnitzcr Steinkohle (Würfel I) und etwa 76,000 . Böhmische Braunkohle (I. Sorte) soll an den Mindestfordernden vergeben werden. Offerten sind aus dem Gemeindeamte bis 27. August diese» Ia-rr» niederzulegen. Gohlis, am 19. August 1885. Der Gemeindevorstand. Singer. Nichtamtlicher Theil. Die Enthüllung des Chanzy-Venkmals. Die Feier in L'c Man- zum Andenken an den bedeutendsten sraiizösischcn General aus dem deutsch-französischen Kriege von 1870 uiiv 1871 hat den daran geknüpften Erwartungen nicht entsprochen, der französische Chauvinismus ist nur sehr verschämt ausgekrelen und der Minister des Innern hat sogar bei dem auf die Enthüllung felgenden Banket gesagt, daß die militairischen Vorbereitungen nur zur Vertheidigung deS Landes getroffen würden und daß man durch freie Einrichtungen baö Land vor Abenteuern behüten müsse. Der Minister des Auswärtigen war überhaupt nickt erschienen, dagegen war der russische Militairaltachö Baron FredcrickS anwesend und Gegenstand einer Huldigung der Menge, welche ein Hoch aus Rußland aus- brackte. Für Das. was in Frankreich geschieht, kommt allerdings in erster Linie in Betracht, ob Paris oder eine Provinzialstavt der Schauplatz des Ereignisses ist. In letzterem Falle entbehrt die Handlung regelmäßig deS GlanzeS, welchen die Hauptstadt auch bei geringeren Anlässen entsaltct. Wie großartig waren beispielsweise die Leichenbegängnisse von Gambetta und Victor Hugo! Aber bei der Enthüllung deS Denkmals für Gambetta in seiner GcburtSstadt CahorS ging cS ziemlich dürftig zu. nicht aus Mangel an Interesse für die Person de-Verewigten, sonder» auS rein örtlichen Gründen. Ganz ander- siet die Entbüllung des Denkmal- für die Stadt Straßburg aus dem Eintcacklsplatze in Pari- auS und die deS Denkmals der Republik. Zu verwundern bleibt nur, daß sich die Palrioten- liga die Gelegenheit entgehen ließ, ein Lebenszeichen von sich zu geben; Tcroulsde Pflegt doch sonst die Trommel zu rühren, wenn die Pflicht der Rache dem Gcdächtniß des Volke- ein- gcschärst wird. Vielleicht ist ihm angedeutct worden, daß der gegenwärtige Zcilpunct nicht günstig sei für derartige Kundgebungen, und dann ist ja auch der Hauptsitz der Patriolciiligc» Paris und die Reise nach Le Man- mit Um ständen u»i> Kosten verbunden. Die Stimmung der Zuschauer menge wäre einer „patriotischen" Kundgebung günstig ge wesen, wie das Hoch aus Rußland beweist, aber diese Stimmung ist von der Regierung nicht zur Erregung der Massen benutzt worden, ein Zeichen, daß man die Zeit noch nicht für gekommen halt, um de» Racherus von maßgebender Stelle auS ertönen zu lasten. Campenon begnügte sich, in seiner kurzen Rede zu betonen, daß Frankreich in den Tagen der Gefahr ans die Mitwirkung Aller rechnen müsse; damit war nur Das wiederholt, was in Frankreich bei jeder öffentlichen Knntgcbung seit sünfzehn Jahren immer auss Nene ausgesprochen wird. Eine ausfallende Erscheinung darf eö genannt werden, daß dis Radicaien von Le Man- der Feier feindlich gegenüber standen und daß VaS Denkmal gegen nächtliche Verstümmelung geschützt werden mußte. Gegen Chanzy selbst kan» sich die feindliche Gesinnung der Radikalen von Le Ma»S wohl kaum richte», es scheint also, daß sie damit gegen den Krieg Ein spruch erheben, von dem Le ManS im Jahre 187t viel zu leiten batte. Aber dann stimmen sie nicht mit ihrem Führer Clemcnceau, der ihre Sacke im Parlament vertritt, überein, den» dieser war bei der Beralbung deS Credits für Mada gaskar trotz seiner sonst zur Schau getragenen Friedensliebe rache-durstig genug, um den Vergeltungsselkzug gegen Deutsch land durchaus nickt als überflüssig zu bezeichnen. Dock wer kann die Beweggründe der „Radikalen" von Le ManS hin- reichend versieben und würdige», »nv wer vermag zu sagen, ob cs nicht in der Hauptsache der Unverstand und Ucbermuth deS Pöbels war, welcher daS Denkmal gefährdete. Thatiache ist, daß die Vertreter der französische» Negierung sich bei der Feier in Le ManS sehr maßvoll benommen haben und daß sic sich der Nolbwendigkeit bewußt sind, den deutschen Nachbar nicht durch unzeitgemäße ZornesauSbrüche zu reizen, wie das noch vor zwei Jahren in so bockst unziemlicher Weise geschehe» ist. Diese« Maß war »m so mehr geboten, als erst vor Kurzen, ein hervorragende- Pariser Blatt durch Empfehlung der Verstärkung der Ostgrenre durch Cavallerie in Berlin An stoß erregt Halle. Die uitiltairischen Vorbereitungen, von welchen der Minister de- Innern Allain Targ-, sprach, haben so lange nicht viel zu bedeuten, als sie mit der Tüchtigkeit und Verwend barkeit der französischen Truppen so wenig Hand in Hand gehen, wie die- der letzte Krieg in China bewiesen bat. Der Krieg-minister Campenon hat sich überzeugen müssen, daß seine Bemühungen bei Weitem nicht den Erfolg gehabt haben, der seinen Wünschen entspricht, und daß ihm noch sehr viel zu thun übrig bleibt, wenn er die militairische Leistungsfähigkeit b" französischen Armee auf da- Niveau der deutschen bringen will. Die Franzosen können sich natürlich über diese heikle Angelegenheit nicht offen auSsprechen, aber daß die militairischen Einrichtungen Frankreichs noch in vielen Beziehungen im Argen liegen, darüber kann ein Sachverständiger wie Campenon nicht >m Zweifel sein. Die Unternebmung m Tonkin war für ihn -"b" heilsame Lehre; er hat eingestehen müssen, daß Frankreich am besten gelhan hätte, wenn eS sich aus daS Delta des Rotben Flusse- zurückgezogen hätte, denn waS auS den in Anam liegenden französischen Truppen werden soll, wenn die Schutzherrschaft über diese- Land aufrecht erhalten wird, entzieht sich der Beantwortung. Als ein großer Gewinn der deutschen Politik gegen Frank reich nach dem Kriege muß e« erachtet werben, daß die fran- zöjlsche Regierung zu der Einsicht gelangt ist, daß jede Herausforderung Deutschlands unterlassen werden muß. weil die Rüstungen der letzten fünfzehn Jahre noch nicht den Erfolg gehabt haben, den Frankreich davon erwartet hat. Ob die Franzosen den Rachekrieg vorbereitcn, kommt dabei wenig in Betracht, entscheidend fällt nur in- Gewicht, daß der Friede von Jahr zu Jahr verlängert wird. In weiteren fünfzehn Jahren ist die Generation, welche den Krieg gegen Deutschland geführt hat, zum größten Theile auS- gestorben und die große Menge de- französischen Volke« hat da- Rachegeschrei nur von den Vorfahren überkommen, daher kein unmittelbare- Interesse mehr daran, eS in die Thal zu übersetzen. Auch der Krieg von 1870 war ein Rachefelbzug für den deutschen Freiheitskrieg von 1813—1815, wenn- gleich der Name Sabowa noch ein neue- Moment zu der alt überlieferten Rache hinzufügte. Die Erinnerung an da vor 70 Jahren Geschehene ist jetzt im Volke so gut wie auS- gclöscht unv nur die Wunden von 1870 und 1871 schmerzen r .'ch Wenn wir unsere leicht erregbaren und unruhigen west lichen Nachbarn nicht so vorsichtig behandelten, wie da- von Seiten de- Fürsten BiSmarck mit außerordentlicher Geschick lichkeit seit sünszehn Jahren geschehen ist, dann wäre schon zehn Mal Anlaß zum Wicderau-brmH- de- Kriege- gewesen, aber da eS bis jetzt gelungen ist. die kriegerischen Leidenschaften der Franzosen niederzuhalten, so wird' hoffentlich der Rachekrieg überhaupt über den Wunsch nicht hinauskommen. Vorläufig ist Frankreich durch die bevorstehenden Wahlen zum Parlament so sehr in Anspruch genommen, daß eS zu den auSwärligen Verwickelungen, die schon bestehen, unmöglich noch neue größere hinzusügen kann. Wenn die Franzosen von Bertbeidigung deS Vaterlandes reden, wie Campenon und Allain Targü in Le ManS gethan haben, so wissen wir in Deutschland ganz genau, wie da« zu verstehen ist. Wir haben so wenig die Neigung. Frankreich anzugreisen, wie irgend eine andere euro päische Macht, aber Frankreich würde lieber heute al- morgen über un- berfallen. wenn eS sich nicht sagen müßte, daß ihm ein solcher Ucberfall noch schlechter bekommen würde als in den Jahren 1870 und 1871. General Chanzy war bis zu seinem Tode die Hoffnung Frankreichs, wer eö heute ist, hat sich noch nicht ermitteln lassen, denn die in Tonkin verwen deten Generale haben sich nicht bewährt und von den in Frankreich verbliebenen hat nur Gallisct at« Reitergcncral einen Namen. Die Strategen der Zukunft führen heute in Frankreich noch ein verborgene- Dasein. * Leipzig, 20. August 1885. * Wie die „Vossische Zeitung" zuverlässig vernimmt, hat eS sich aus der jüngsten Bischossconserenz in Fulda in erster Linie um die Frage der Vorbildung der Geist lichen gehandelt. Bekanntlich hat da- Gesetz über die Vor bildung und Anstellung der Geistlichen vom 1l. Mai 1873 durch da- Gesetz vom 31. Mai 1882 eine Milderung ersahren, indem eS in dem letzteren heißt: „Von Ablegung der im 8- 4 de- Gesetzes vom 11. Mai 1873 vorgeichriebcncn wissenschaftlichen SiaalSprüfung sind diejenigen Landidaten befreit» welche durch Vorlegung von Zeugnissen den Nachweis führen, daß sie die Entlassungsprüfung aus einem deutschen Gymnasium abgelegt, sowie ein dreijährige- theologisches Studium aus einer deutschen Universität oder aus einem in Preußen bestehenden kirchlichen Seminare, hinsichtlich dessen die gesetzlichen Voraussetzungen für den Ersatz des UniversilätsstudiumS durch das Studium aus diesem Seminare erfüllt sind, zurückgelegt und während dieses Studiums Vorlesungen aus dem Gebiete der Philosophie, Geschichte und deutschen Literatur mit Fleiß gehört haben. Der Minister (des Lultus) ist ermächtigt, auch im klebrigen ran de» Erfordernissen deS ß. 11 deS Gesetzes vom 11. Mai 1873 zu dispensiren, auch ausländischen Geistlichen die Vornahme von geistlichen Amtshandlungen oder die Ausübung eines der im 8- 10 erwähnten Aemler (an Schulen) zu gestatten." Durch diese Bestimmung hatte die prenßische StaatS- regierung gehofft, die Frage der Vorbildung de« Klerus dauernd geregelt zu haben, wogegen die römische Curie die vorgesehenen Di-Pense nur für ein Mal bewilligt und bei den neuesten Verhandlungen den Grundsatz voraugcstellt hat, daß die Kirche die Vorbildung der Geistlichen allein zu regeln babe. ES liegt nun in der Absicht der StaatSrcgierung, durch andere Maßnahmen dem Nachwuchs der jungen Geistlichen die Möglichkeit der Einrückung in die vacant gewordenen geistlichen Stellen zu gewähren. Die- Vars au» dem Umstande gefolgert werken, daß bereit- im vorigen Jahre im preußischen CultuSministerium eine Denk schrift über die Erziehung de- KlcruS in anderen Ländern auSgearbeilet worden ist. Hierin werden die Bischöse die Veranlassung gefunden haben, auf ihrer jüngsten Conserenz der Frage der Vorbildung der Geistlichen »über zu treten. Wahrscheinlich wirb sich die Regierung im Punkte der Wiedereröffnung der Seminare zunächst zum Entgegen kommen entschließen. Der Cultusminister empfahl bereit-in der Sitzung de- Abgeordnetenhauses vom 4. Februar v. I. die Wiederherstellung der geistlichen Seminare, indem er sagte: „Wenn Sie sich unsere Bestimmungen ausehen und auch die Bestimmungen anderer Staaten, auch derjenigen, wo die Bildung-anstalten volle Staatsanstalten sind, wo die Mitwirkung der katholischen Kirche nur eine sebr begrenzte ist, so werden Sie finden, daß von einem Verbot der Er richtung derartiger Anstalten nickt die Rede ist, sondern daß eS sich um eine Erfüllung gewisser Voraussetzungen handelt. Ein Tbeil dieser Voraussetzungen ist meine- Erachten- nur in der Theorie vorhanden, und ich bleibe dabei: wenn man wollte, könnte man eine große Zahl dieser Anstalten ruhig eröffnen, so gut wie heute bereit- an verschiedenen Orten des Staate- sogenannte Knaben - Alumnate durch die Bischöfe eröffnet worben sind." Hiernach scheint der Cultusminister nicht abgeneigt zu sein, die nach seiner Ansicht nur in der Theorie vorhandenen Voraussetzungen de- Gesetzes vom N. Mai 1873, z. B. die Bestimmung auch formell zu beseitigen, daß zur Anstellung an einer für die theologische wissenschaftliche Vorbildung bestimmten Anstalt die Befähigung erforderlich ist, an einer deutschen StaatSuniversilät in der DiSciptin zu lehren, für welche die Anstellung erfolgt. * Zu den Reich-tag-abgeordneten, welche vom preußischen FiScuS aus Herausgabe empfangener Partcidiäten verklagt worden, gehört der ArntSgerichtSrath Lerche in Nord- Hausen. Derselbe hat aber die „Nordhäuser Zeitung" zu der Erklärung ermächtigt, „daß er e- gleich von vornherein ab- gctehnt hat, Diäten oder Entschädigungen aus PartcisondS anzunchmen, und daß er dergleichen niemals bezogen hat." — Hiernach scheint eS, daß behus- Ermittelung der wirklichen Empfänger die Klage zunächst gegen alte außerhalb BerlinS und dessen nächster Umgebung wohnhaften, früher zur Fort schritt-Partei gehörigen Abgeordneten — die nach dem betr. Parteibeschluß zum Empsang der Parteidiäleu berechtigten Personen — eingeleilet worben ist. * Von kompetenter Seite geht der .Schlesischen Zeitung" über da» Vorgehen der königlichen Regierung in BreSlau in der Angelegenheit de- Abgeordneten Kräcker folgende Mittheilung zu: Das Verbot der socialdemokratlschen Buchdruckerei Dilesia wird in der hiesigen oppositionellen Presse bemängelt, weil damit daS Socialistengesetz auch aus offene Handelsgesellschasken anwendbar erklärt wird. Diese Bemängelungen sind als grundlos zu bezeichnen. In dem betreffende» Commissionsberichte des Reichs tages ist ausdrücklich anerkannt, daß auch offene HandelSgeiell- schasten zu den nach 8- 1 de« SocialistengesetzeS zu verbietenden Ver bindungen gehören können. Im klebrigen kann mitgeikeilt werden, daß Herr Kräcker den Nachweis geführt hat, daß die offene HandetSgesell- schüft Silesia al» solche im Gesellschaslsregister schon vor Erlaß deS VerbolS vom 11. d. M. wieder gelöscht war und Herr Kräcker sich als alleiniger Inhaber der Firma „Buchdruckerei und Verlagsgeschäst Silesia, W. Kuhnert L Comp." hat eintragen taffen, — und daß hiernach das an »ine thalsächlich nicht mehr zutreffende Adresse gerichtet g ^esene verbot von der LandeSpouzeivehörde dahtu ab- geändert ist, daß e« jetzt gegen diejenige Personenverbiudung ge- richte! worden ist. wc'che die Druckerei in- Leben gerufen und die Mittel zu ihrer Erhaltung beschafft hat oder beschafft. Sachlich ist di« bisherige Verfügung durchweg aufrecht erhalten, insbesondere durch jene rein formelle Acndcrung die Beschlagnahme der Druckerei nicht sortgefallen. Es ist nichl zu bezweifeln, daß diese Entscheidung aus durchaus zutreffender Begründung beruht. Wem die Ver hältnisse näher bekannt sind, dem konnte es nicht entgehen, daß Herr Kräcker aus seine» eigenen Mittel» eine eigene Buch druckerei sich nicht angeschaffl haben konnte, sondern daß sich eine Anzahl Socialdemokralen verbunden haben mußle, um die Mittel zur Gründung der Druckerei zu beschaffen und damit Propa ganda iür die Partei zu mache». Eine solche Verbindung fällt zweifellos unter die Bestimmungen des 8. 1 des SocialistengesetzeS, zumal eine so große Anzahl verbotener Druckschriften in der be- treffende» Druckerei hergestellt worden ist. In einer Zuschrift vom 12. d. M'S. an die „Vollszeitung" behauplei Herr Kräcker noch, daß die Druckerei durch Darlehne s. Z. gegründet worden sei, welche grvßtenlheil« zurückerstattet worden seien; die Beträge an Per- fönen, welche nicht' ermittelt werden konnten, seien bei der Hinter, legungsstelle hinterlegt worden. Daß diese Angaben thatiächlich zu treffend seien, kann nicht aiigcnommen werden, da cs offenbar an jedem Rcchtsgrunde zur Hinterlegung solcher Gelder fehlt. Wann und in welcher Höhe die Hinierlegung ersolgt sei. daraus dürste man schwerlich von Herrn Kräcker eine ausreichende Antwort erhalten können. * Die siegen die willkürliche Slowcnisirung deutscher Namen in Kärnten gerichteten Beschwerden des Landes- ausschusscS von Kärnten haben die entsprechende Würdigung gesunden. Die Regierung bat verfügt, daß nur jene deutschen und slowenischen Ortsbczeichnungen in da» statistische Orts- reperlorium de- Lande- ausgenommen werden, welche that- säcklich bestehen, im Lande bekannt und im Verkehre üblich sind. Zugleich hat sie sowohl da- sürstbischöfliche Ordinariat als auch die BezirkSbauptmannschasten beauftragt, darauf zu sehen, daß die Matriken stet- in deutscher Sprache geführt werden. Selbst in ganz deutschen Gegenden de- Landes, wo sich mitunter sehr national gesinnte slowenische Geistliche als Pfarrer und Capläne befinden, ist eS vorgekommcn, daß bei Ausstellung von Taufscheinen u. s. w. die deutschen Geschlechtsnamen corrumpirt wurden. In einem Prager Briefe der .Germania" wird der Nachweis zu liefern gesucht, daß da« NalionalitätSprincip, wird eS nicht durchs echte Christrnthum gemäßigt, in Oesterreich immer ccntrisugaler wirken muß, diese centrisugalcn Kräfte könne nur noch die katbolische Kirche Zusammenhalten, welche einigt, aber nicht centralisirt. Dem gegenüber ist jedoch zu consta- tiren, daß namentlich die Geistlichkeit in nationaler Hinsicht fanatisch gesinnt ist, so der czcckische unv der slowenische KlcruS, welcher seine Hauptaufgabe darin sieht, die Bevöl kerung gegen die Deutschen zu Hetzen. Wie weit man hierin geht, zeigt z. B. die Sprache de- in Unterstcicrmark erschei nenden klerikalen „Slovcnski GoSpodar". In demselben heißt es gelegentlich der Besprechung ver Wahlen: „Der Patron aller Deutschen, der unselige schwarze Lucifcr, wird sich vor euch nicht schrecken, wenn ihr ihm aus deutsch vormusiciren werdet, wenn ihr ihm einmal in die Krallen kommt!" I» diesem Tone geht eS fort. Zu bemerken ist, daß der Hcrau-geber jener Zeitung ein Geistlicher und Professor in, Seminar ist. * Wenn man in Belgien mit dem gegenwärtigen Regime im höchsten Grade uuzusrieden ist, so darf das nicht gerade Wuider nehmen; Veranlassung dazu ist in Hülle und Fülle vorhanden. Neuerdings wird eine solch- wieder durch die lawinenartig anwachsenden Schullastc» gegeben, welche den Ge meinten anferlegt worben sind. Der Staat bat seine Zuschüsse vermindert, eine Legion von Lehrern ist aus Warlegelv gesetzt, da- die Gemeinden bezahlen müssen. Unv reckt abenteuerliche Mittel sind es. wodurch der Staat der drohenden Zer- rüttung der Finanzen, namentlich der kleineren Gemeinden, zu begegnen sucht. Derselbe hat z. B. die Gemeinden er mächtigt, aus Telephon-Abonnement- und Bureau» Steuern ni legen, sowie in Arbeiterbezirken .per Kopf aus jeden Arbeiter und Arbeiterin 3.25 Frc«. al-Exlrasteucr zu erheben." Einen weiteren berechtigt-» Anlaß zur Unzusriedenbeit liescrt die Frage der Wieberberstelluna de- Nationalpalastes, für die die Kammer 1»/« Millionen Franc- bewilligt hat. Dieser Palast kostet indeß, wie sich jetzt herausstellt mindesten» 2^/, Millionen, wozu noch die Summen für künstlerische Aus stattung treten. * In Schweden trat vor einigen Tagen die Staats revision zusammen. Dieselbe hat bereit- AbtheilungSwablen vorgenommen und beginnt sodann ihre Arbeiten. Die dem nächst statlsindenten Nachwahlen für die Erste Kammer werd-n ziemlich umfangreich sein, da eine größere Anzahl von Ab geordneten mit Tode abgcgangen oder ausgetreten ist, wahrend da- Mandat anderer mit der letzten Session abgclauscn ist * In einem Separatabvruck au- de» Mitteilungen dcr Geographischen Gesellschaft in Hamburg vereisem- licht L. Friederichscn genauere Angaben über den Um sang de- unter Verwaltung der Neu-Guinea-Cvm- pagnie gestellten deutschen Schutzgebiete« im west lichen Theile der Südsee. Hiernach beträgt das ge- sammte, unter das Proleclorat deS deutschen Reiches gestellte Gebiet im Kaiser-Wilhelms-Land und im BiSma ck- Archipel 231,427.48 Quadratkilometer oder 4203.13 deutsch: Ouadratmeilen. Hiervon entfallen auf da-Kaiser-Wuhelm - Land 179,250 Quadratkilometer unv aus die Inseln des BiSmarck-ArckipetS 52,177.43 Quadratkilometer. Tie Inseln des letztgenannten Archipels, welche sich unter deutscher Schutz- Herrschaft befinden, sind folgende: Commersoninsel 15 Quadratkilometer; Anachoreten 3 40 Quadrat kilometer; Hermitinseln 11.45 Quadratkilometer; L'chchiqnieriniclit 50 Quadratkilometer; Tiger-, Matt»-und Dourourinsel 55 Quadrat kilometer; Bonteuseinsel 10 Quadratkilometer; Adniirnli: u..d Purdyiuseln 1982.60Quadratkilometer; St. Matihlasinscl 730 Quadrat kilometer: Stürmische Insel 100 Quadratkilometer; Neu-Siaunover 1376.50 Quadratkilometer; Inseln i» der Byron- und Stcssenstrase zwischen Neu-Hannover und Neu-Irland 133.58 Quadrattnoiiiiter; Neu-Jrland 11,690 Quadratkilometer; Vischertnsel» 82.00 Qua rat kilometer; Gardncrinsel 247.80 Quadratkilonieter; Gerril-Tenie-Iiii t 165.20 Quadratkilometer; S. Franciöko, S. Joseph, S. Bruns, S. Antonio, Kaa-Jnseln, St. John-Inseln ca. loO Qnadralkilc .i.lce, Sandwichinseln UH.20 Quadratkilometer; dlorkniseln 71.05 O.iiuSra!- kilometcr; Neubritannien 32,170 Quadratkilometer; Willaunuzinseln 236.80 Quadratkilometer: Gicquelinsel I26.M Quadratkiloinel -: die übrigen vor der Nordküste von Neubritannien liegenden Inseln 269.80 Quadratkilometer; Rookinsel 705 Quadralk lometer; L a - injel 544 Quadratkilometer; Dampieriaiel 272 Quadratkilometer; die übrigen vor der Küste de- Kaiser-WilhclinSIandcs und in ön. Viiiaz- und Dampierstraße belegeneo Inseln, geschätzt zu ca. 800 Quadratkilometer. Interessant ist ferner eine Vergleichung dcS Umfange- dieser deutschen Schutzgebiete mit demjenigen der unter eng lischem und holländischem Protcctorat siebenden Ländcrstrcck-n im westlichen Theile der Südsee. — Unter eng lisch ei» Schutze befinden sich aus dem Festlande von Neugninca ine: der vor dem Fly-Flusse liegenden Inseln 225,463 Quadro: kilometer, aus den im Süvostcn liegenden Inseln 7575 Quadratkilometer, zusammen somit 233,038 Quadrat kilometer, während unter holländischem Schutz ein aus Neiiguinea gelegene- Gebiet von 390,560 Quadratkilometer steht. * Nach einem der „Frankfurter Zeitung" zugehcndcu Telegramm der «Daily News" auS Simla sind 3000 Arbeiter bei den Befestigungsarbeiten von Herat beschäsligtz an Truppen befinden sich dort >2.000Mann. Die Russen mtn- guiren und suchen die Treue der Einwohner gegenüber dem Emir zu untergraben und eine der russischen Politik günstige Partei zu schassen. Ter «StandarS"-Corresvondent in Teheran spricht die Befürchtung aus, daß eine Empörung unter de» Turkmenen sich vorbereite, da die Russen den Einfluß der Häuptlinge zerstört haben und die Einnahmen der Letzteren durch die Unterdrückung der Plünderungen geschmälert sind. vie Untersuchung über die Zonntagsarbeit. i. 8.1-. 6. Berlin, 18. August. Manchmal wird es dcr Negierung sehr sauer gemacht, sich auch nur die geringste Anerkennung zu erringen; sie mag thun und lassen, waS se will, dcr vernichtenden Kritik, daß sie Alle- vcrkcl-rt ansaugc, knnn sie im Voraus gewiß sein. Die Führung diese- großen CerpS von Besserwissern übernebmcn zumeist die extremen Elemente, gleichgillig. ob sie aus demokratischen oder ullra- montanen RedactionSsiüklen ihre kundigen Federn spitzen So sind jetzt wieder «Frankfurter Zeitung" und aus dcr andern Seite die „Germania" über die Art und Weise, w: - von der Regierung die Untersuchung über die Sonn tagsruhe angecrdnet worden ist, im höchsten Grade nnru- srieden. Zuerst findet da- ultramontane Blatt sehr überflüssig, daß eine Untersuchung überhaupt ausgeschrieben wurde, uuc rust mit emphatischem Tone auS: „Eine Untersuchung über ei» Gebot Gottes! Es soll durch eine Untersuchung eruirt werden, ob daS Gebot Gottcö erfüllt werden darf!" Nach der «Germania" muß ein Staat, der ein christlicher sein will, dafür sorgen, daß seinen Angehörigen die Heiligung deS Sonntage wögüch gemacht wird durch eine gesetzlich vorgeschriebene Sonntags ruhe. und olS klassischer Zeuge wird der Abg. Windtliorst mit seinem Ausspruch citirt: „Die Regi-runge» sind da, um die Gebote GokleS zur Ausführung zu bringen." Sehr wobl. wenn nur die Gebote GotleS. unv zwar auch in den chntt- tichen Staaten, nickt in gar zu verschiedener Weise inlcrpretirl würden. Nach Herrn Windtliorst müßten sich die Regierun gen b > c lediglich an Papst unv S yllabus halten, wäbrcnk die Protestanten, denen man doch den Namen «Christen" nichl absprechcn kann, die Lehren Luther'- und Calvin'« als einzig richtigen M ggiab ausstelle». Außerdem ist man wohl zu der Frage berechtigt, warum die katholische Kirche, als die „berufene Hüterin ter göttlichen Gebote", in Sachen der Sonntagsruhe nicht inebr auS eigener Machtvollkommenheit zu deren Beiolgung geth n hat, und warum sie in diesem Falle an VaS SlaalSgesey, an die Beihilfe der Regierung appellirt? In ülcrwieg, „d katholischen Ländern, wie Frankreich, Italien und Spanien, kennt man eine strenge Sonntagsruhe nach Art der englischen aar nickt, und wenn die „Germania" aus rein agitatorischen Gründen eine solche in Deutschland anstrebl, so kann man mit Recht verlangen, daß sie zuvor dort, wo ihre Auftrag geber sitzen, nämlich ultra moiitos, Wandel schasse. Nirgends werden in einem katholischen Lande am Sonntag die m-th wendigen Arbeite» eingestellt uns die Vergnügungen untersag!, denn man geht dort von der a z richtigen Ansicht auS, daß der Ruhetag, nachdem dem r .sen Sinne Genüge gethan ward, sich auch zum Freu' .g gestaltet. Tie strenge, in tolerante Sonntag-ruhe, - wir sie in England und den Bereinigten Staaten sin' ist eine Frucht dcr puritanischen Anschauungen, welche siu. nsallS hier, wie in vielen anderen Fragen, mehr dem alten Testament a - den» neuen »ädern
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