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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.08.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-08-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188508232
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850823
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850823
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-08
- Tag1885-08-23
- Monat1885-08
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.08.1885
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brsckeinr täglich früh 6',, Uhr. Nröartion und Erorüttla:: JobanneSgasse 8. Lprellillinids» der Nrüacliou: BormutugS lO—12 Uh:. NachnmraqS—6 UUr. ^Ur die RUügadc emsteiintter ManuicriVle «acht stch tie Vtedacitvu nrchi verduu-iutz. Annodme «er sür Sie nS»,t»«l,en»r Nuinmer brstiiittiiten Iu, ernte an WochciUiiftcil d,s 3 Uvr Nachmittag«, au Lo,,»- u»t> Festtage» früh t»S '/,V lttzr. 3n V5N ^iliairn kur 3 ns.-^ II »ahme: Otto Klcium, llnioersitäisstrahe 1. Lauts Lösche, Kalharineuslr. 23, p. nur diü '/,L Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Auflag» LS,L00. 3donnrme>taPrri» vterulj. 4V, tncl. vringertohn 5 Mt. durch dt» P»ft bezogen 6 Mt. Jede einzelne Shxmmir 90 Pb Belegeremplar 10 Ps. Gebühren sür Extrabeilo«»» sin Tageblatt-Format gesalzt) ohne Lofib-lörderung 39 Mt »it Postvesörderung 48 MI Inserate 6gc,pattem Petitzeile 20 Pf. Größere Lchrisren lam uni. PreiSverzeichaiß. Tabellarischer u. Zisserniatz nach höher»! Tarn. Nerlamrn unter dem RedactlonSstrich die4geivalt. Zeile 50 Pf., vorden Fam ilien Nachrichten die bgespaltene Zeile 40 Pf. Ioierate siud nelS an die Eppröltiou zu senden. — Rabatt wird ncchl gegeben. Zahlung prunouwerimüo oder dura, Post- Nachnahme. 235. Sonntag den 23. August 1885. 79. Jahrgang. Amtlicher Tbeil. SeSentliche Sitzung der Stadtverordneten Mittwoch, den 2<». August I88S, Abends tt'/, Uhr im Gaule der I. Bürgerschule. Tag'cSord nung: I. Bericht deS Verfassung«-, StistuugS- und Oekonomie» auSschuffes über die Bcgräbnißordnung für die Stadt Leipzig. II. Bericht deS Bau- und Oekonomienu-schuffeS UberStraßen- verdrnckung am Roßplatz infolge de« Baue« eines GescllschastshauseS für die hiesige Harmonie-Gesellschaft. III. Bericht des Gas» nnd LöschauSschuffe« über Ankauf einer bei der Feuerwehr entbehrlich werdenden Karrenspritzc für die Gasanstalt II. IV. Bericht de« Finanzausschusses über: u. Rückäußerung de« Natbeö auf v>e Anträge des Collegiums zu Conto 32 der Stadtcaffen-Rechnung pro 1883; b. die Hunoesteuer- Rechnung pro 1883; o. die Rechnungen der Stadt bibliothek pro 1882 und 1883; ck. fünf verschiedene Rechnungen über Legate für da« Museum. V. Bericht deS SkislungS- und bez. Finanzausschusses über: L. die Rechnung sür da« städtische Krankenhaus pro 1882; d. verschiedene Stiftungs-Rechnungen. Bekanntmachung. Die Herstellung eines Fußwege« au» Cemenlbeton an der Lutherkirche soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werken. Die Bedingungen sür diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, Ratbhau«, II. Etage. Zimmer Nr. >4, au« und können daselbst ringeseben, resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Ausschrist: „Cementbetonweg an der Luthcrkirche" versehen ebenkaselbst und zwar bis zum 4. September dS. JrS. NackmittagS 5 Uhr einzureicben. Leipzig, am 20. August l885. DeS RatkS der Stadt Leipzig Straßenbau-Deputation. Bekanntmachung. Die diesjährige Leipziger MiehaeliSmeffe beginnt osficiell an, 28. September und endigt den 17. Qctober Während dieser drei Wochen können alle in- und auS ländischen Handelsleute, Fabrikanten und Gcwerbtreiben den ihre Waare» hier öffentlich seilbieten. Doch kann der Großhandel in der bisher üblichen Weise bereits in der zum AuSpacken bestimmten Borwoche vom 21. September an betrieben werden. Da» AuSpacken der Maaren ist den Inhabern der Meßlocale r.i de» Häusern ebenso wie den in Buden und aus Slänkri, feilbnltencen Verkäufern in der Woche vor der Böttcherwoche gestattet. Znm Einpacken ist daS Offenhalten der Meßlocale in den Häusern auch in der Woche nach der Zahlwoche erlaubt. Jede frühere Eröffnung, sowie jede« längere Offcnbaltrn eines solchen BcrkaufSlocaleS, ebenso daS vorzeitige A«S- packen an de» Ständen und in den Buden wirb mit der sofortigen Schließung und außerdem jedesmal, selbst bei ter ersten Zuwiderhandlung, mit einer Geldstrafe bis zu 73 Mark oder entsvrechender Haststrase geahndet werden. Auswärtige» Spediteure» ist von der hauplzollamtlichen Lösung des Waarenverschlusses an bis mit Ende der Woche nach der Zablwoche das Speditionsgeschäft hier gestattet. Leipzig, den 28. Juli 1885. Der Nath der Stadt Leipzig. vr. Tröndtin. Krumbiegel. Bekanntmachung. Die Anlieferung und Beilegung von Granitschwrllen sür die Fußwege an der Luthcrkirche soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werben. Die Bedingungen sür diese Arbeiten liegen in unserer Tiesbau-Berwatlung, Ratbhau«, II. Etage, Zimmer Nr. 14, aus nnd können daselbst eingeschen. resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Ausschrist: „SchweUenliefcrung für die Fußwege aa der Lurherkirche" versehe» ebendaselbst und zwar bis zum 4. September d. I., Nachmittags 5 Uhr, einzureichen. Leipzig, am 20. August 1885. DeS RathS der Stadt Leipzig Straßenbau - Deputation. Bekanntmachung. Die Anlieferung von I,2äO,UilU Schleußeusteineu z» de» in, Jahre 1886 auszusührenden städtischen Schleusen baulcn soll an einen oder mehrere Unternehmer in Accord vergeben werden. Die Bedingungen für diese Lieferung liegen in unserer Tiefbau Benvaltung, Rathhauö II. Etage Zimmer Nr. 14, ans und können von dort entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Ausschrist „Lieferung von Lchleußensteinen im Jahre 188«" versehen ebendaselbst und zwar bis zum 5. September VS. Io Nachmittags 5 Uhr einzureichen. Leipzig, am 2l. August 1885. Des RathS der Stadt Leipzig Straßenbau-Deputation. Bekanntmachung. Tie Ausführung von Erk- und Pflastcrarbeiten in der Umgebung der Lutherkirche soll an einen Unterneh mer in Accord verdungen werden. Tie Bedingungen sür diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, RathhauS, II. Etage. Zimmer Nr. 14 auS und können daselbst cingeseben. resp. entnommen werden B-züglicbe Offerten sind versiegelt und mit der Ausschrist „Erd- und Bflnstrrarbeitru an der Lutherkirche" versehen ebendaselbst unk zwar bi« zum 4. September d. I Nachmittag- 5 Ubr einzureichen. Leipzig, am 20. August 1885. DeS RathS der Stadt Leipzig Straßenbau-Deputatioa. Die Lieferung von circa 2000 Lir bülimischc Nußkohle silr hiesige Schule 50 . döhm. Stückkohle s Gemeindeamt soll dem Mindestiordernden, vorbchältüch der Auswahl unter den Bewerbern, überlragc» werden. Die Liejerung bat je »ach Bedarf und iranco Keller zu geschehen Offerten mü der Ausschrist „Kohlenliescrung" sind bi« zum 2S. August 1885 verschlossen hier einzureichen. Eonnewitz, deu 22. August 1885. Der Ge«e1nde»»rfti«V. I. «»K. Hahn, Ge«^»eltrstrr. Bekanntmachung. Die Pflasterarbeitc» bei der Trottoirlegung am Neubau der II. Bürgerschule aus der Norkstraße sollen an einen Unter nehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen sür diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, Rathbau», ll. Etage, Zimmer Nr. 14, au« und können daselbst eingeschen, resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Ausschrist: „Pflasterarbeiten an der II. Bürgerschule" versehen ebendaselbst und zwar bi« zum 5. September dieses Jahres, Nachmittag- 5 Uhr, einzureichen. Leipzig, am 21. August 1885. DeS RathS der Stadt Leipzig Straßenban-Deputatton. Königliche Akademie der bildenden Künste und Kunstgewcrbeschule zu Leipzig. Frequenz im letzten Jahre 331 Schüler. Di« Studien im Wintersemester 1885/86 beginnen Donner-tag, den I. Oktober ». v., die Tageskurse srük 8 Ubr, die Abendcurse um 5 Uhr. Der Lehrplan »msaht alte NnterrichtSqebiete der btld«»- deu Künste unv de« Kiinstgcwerbr». und berücksichtigt spretril die Ausbildung in deu graphischrn Künsten. Anmeldungen zur Ausnahme siud in der Zett vom 14. bis mit 26. September d. I. tn der Expedition der Akademie, westl. Flügel der Pleißenburg, 2. Etage, Nachmittag« zwischen 4 und 5 Uhr zu bewirken. Leipzig, den 17. August 1885. Der Director: Or. Llldw. Nieper. Bekanntmachung. Bei hiesiger Gemeinde.Verwaltung finde» 2 Scholaren» welche gute Schulzeugnisse auszeigen können, sofortige Anstellung. Gohlis, am 17. August 1835. Der «emelndevorstand. Singer. Nichtamtlicher Thetl. Die Zusammenkunft in Lremfier. Morgen, Montag, wird da« russische Kaiserpaar in der Sommerresidenz deS Cardinal-Fürstbischof- von Oimütz, Grasen Fürslenberg, mit dem österreichischen Kaiserpaar zu- sammkntreffen und durch diese Zusammenkunft vor Europa "eugniß ablegen, daß die Freundschaft, welche Rußland mit >estcrreich-Unaarn seit mehr denn einem Iabre verbindet, un getrübt sorlbestcht und sich im Laufe der Zeit mehr und mehr besestiat hat. Auch die beiderseitigen Thronfolger, die leitenden Minister Rußland« und Oesterrcich-UngarnS. sowie die Bol schaster beider Mächte in Wie» und St. Petersburg werden in Kremsier gegenwärtig sein und vurch ibre Anwesenheit die lwbe politische Bedeutung der Begegnung bekräftigen. Die Reise beS russischen KaiserpaareS nach Oesterreich wurde be reits in Skicrniewice verabredet, wenngleich Ort und Zeit noch näherer Bestimmung Vorbehalten blieben. Daß der Gegen besuch »och vor Ablauf eines Jahres nach de» Tagen von Skierniewice statlsindct, ist ei» untrügliche- Zeichen von der Herrlichkeit der Beziehungen zwischen de» beiden Kaiserhäusern. Der Bedeutung de« Ereignisses entsprechend sind die Bor bcreitungen zu dem Empfang, welcher durch den Hinzutritt der Gemahlinnen beider Herrscher und der beiden Thron folger einen noch innigeren Charakter erhält, als die Z» sammcnkunst in Skierniewice halte. Kremsier hat sein Fest kleid angelegt, daS Schloß ist neu in Stand gesetzt worden, der Bürgermeister von Kremsier hat einen Ausruf an die Stadt erlassen, daß sie durch eine allgemeine Illumination ihre Theilnahme an dem Ereigniß kunkgebe, die Landbevölke- rung der Umgegend wird dem Herrschcrpaarcn ibre Huldigungen darbriiigen, und Theatervorsiclluugen unv Jagten werden sür die nöthige Kurzweil und Abwechselung der kaiserlichen Gäste bienen. Die Jahreszeit ist noch günstiger al- vorige« Jahr ge wählt. wo der Herbst sich bereits ankünvigtc; der herrliche Park von Kremsier prangt noch in grünem Blättrrschmuck und die berühmten Blumenterrasien spenden noch den vollen Duft sommerlicher Btüthensülle. Die Oesterreichcr haben überhaupt ein besondere« Talent für die Anordnung von Festlichkeilen, ihre heitere Lebensauffassung ist weltbekannt, und wenn Wien mit Recht als die Stadt des Vergnügens gilt, so wird daS russische Kaiserpaar erkennen, baß der Geist, welcher da« Aber waS Rußland und England mit einander in Asien auSzumachen haben, kann nicht Gegenstand der Ver handlungen in Kremsier sein. daS ist eine häusliche Angelegen heit beider Mächte, welche in ihre» Wirkungen da« übrige Europa kaum in Mitleidenschaft ziehen und wesentlich aus Asien beschränkt bleiben wird. A» der afghanischen Grenze werden sich die Kämpfe zwilchen Russen und Engländern ab- lpicle», und wenn die englische Flotte auch die Osileeküste in den Bereich ihrer kriegerischen Bewegungen ziehen sollte, so braucht deshalb der Friede Europa- noch keine Störung zu erleiden. Verbündete würden die beiden Nebenbuhler iu dem etwaigen Kampfe, wenigstens in Europa, nicht haben, dieser Stritt muß zwischen beiden allein zum AuStrage kommen. Bei Weitem fühlbarer macht sich der Einstuß der drei Verbündeten Rußland. Oesterreich und Deutschland in der egyptlscbe» Frage. England hat bei Ausnahme EgvptenS unter seine Schutzherrschast, welche c«. offenbar beabsichtigt, mit den drei großen Mächten zu rechnen; ohne die Zu stimmung derselben wird die egyptische Frage nicht gelöst werden, selbst wenn die Türkei sich gefügig zeigen^ sollte. In dieser Beziehung kann die Begegnung ui Kremsier sich wirksam erweisen, um der englischen Anuexionsbegier Zügel anzutegen. Bon den drei verbündeten Mächte» hat Ruß land da« nächste Interesse an der egvptische» Frage, weil ihm daran gelegen sei» muß, daß der Suezcanal eine alle» Seemächten zugängliche Wasserstraße bleibt. die auch im Kriege nicht verschlossen wird. Gerade an dieser Folterung ist bekanntlich die Suezcanalconferenz in Paris gescheitert, die Theilnehmer sind unverrichteter Same auseinander gegangen, weil England bestimmte Sonderrechte aus den Canal für den Kriegsfall nicht a»S der Hanv geben wollle. Rußland be findet sich hinsichtlich der Neutralität deS Suezcanal« in voller Uedereliislimmung mit Oesterreich und Deutschland, sämmtlicke drei Mächte werden niemals zngeben, daß der Suezcanal eine englische Wasserstraße wird. WaS au» Egypten selbst wird, bleibt der Uebcreinkunst zwilchen England und der Türkei unter Zustimmung Europas überlassen, und gegen die Wieder- eroberung de« Sudans wird sich auf europäischer Seite auch kein Einspruch erheben. Eine Hauptfrage ist da« Verhältniß deS Dreibundes zu kränklich. Diese Macht hat ihre Hoffnungen, Rußland der einst alS Verbündeten zu gewinnen, noch nicht ausgegeben, VaS haben die Vorgänge bei Enthüllung de- Cbanzv-DeukmalS in Le Mans klar erwiesen. Die Huldigung sür den russischen Militairbevollmächtigten Baron FrederickS war ein deullicber Wink nach St Petersburg, der ater aus eine entsprechende Erwiderung nicht zu rechnen hat. Daö Verbältniß zwischen Deutschland und Frankreich ist in neuester Zeit kühler ge worden, al« eS zur Zeit der Berliner Conferen; zur Rege lung der Verhältnisse in Westasien war, daS ergiebl sich auS der Polemik der .Nordd. Allg. Ztg." gegen den .TcmpS" wegen der Verstärkung der französischen Cavallerie an der Ost grenze Frankreichs und a»S der Ausnahme, welche die Aus weisung deS Herrn Rolban auS Elsaß-Lothringen bei der sranzvsitchen Presse gesunden Kat. Die Gruppirung der Mächte ist aber der Art, daß ein Umschwung zu Gunsten raukreich« kaum möglich erscheint. Welches Interesse könnte tußlaiid a» der Wiederherstellung deS französische» lieber aewicblö i» Europa haben? Deutschland und Oesterreich bereiten ihm keine Hindernisse bei Ausführung seiner asiatischen Pläne, und an der Aufrechthaltung der Türkei hat Frankreich daS gleiche Interesse wie Deutschland und Oesterreich, wenn eS auch die Aufrichtung der Schutzherrschasl Uber Tunis damit zu vereinigen vermochte. WaS Rußland von Deulsch land zu erwarten bat, weiß eS; dagegen ist ein starkes Frankreich unberechenbar, und der Verbündete von heute wird leicht der Feind von morgen, daS hat die Vergangenheit Frankreichs klar bewiese». Rußland hat einschen gelernt, daß abeittencrliche Pläne, wie sie Skobeleff im Kopse führte, wohl zu blutigen Kämpfen, aber schwerlich zu einem Gewinn sür Rußland führen können, deshalb hat es seinen Groll wegen teö Berliner Friedens von 1873 niedergekämpsl und mit seinen Nachbarn Oesterreich und Deutschland Bündnisse ge schlossen. Die Kämpfe der Zukunft werden sich vorauHsichtiich nicht in Europa, sondern in Asien und Afrika abspiclenx und damit das ungestört geschehen könne, ist die Befestigung des Friedens in Europa selbst »ölhiz. Dieser dient die Begegnung ui Kremsier ebenso, wie ihr die Zusammenkunft von Skiernie mice zuträglich gewesen ist. Deutschland unv Oesterreich wollen ihren europäische» Besitzstand nicht vergrößern, sondern nur DaS, was sie haben, behalten. Die Colonialpolitik ist eine davon gänzlich unabhängige Frage. WaS Rußland in Ccntralasien und Dculschland in Afrika unv Australien zu thun sür »ölhig halten, ist ihre Privalsache. Das deutsch österreichisch-russische Bündniß ist nur sür Europa geschlossen und i» dieser Beschränkung wird e« seine Bedeutung bewähren trotz England, Frankreich und — Italien. * Leben im Mittelpunkte Oesterreichs beherrscht, sich auch sonst im Lande überall geltend mackt Die Tage von Kremsier werden hinter denen von Skierniewice sicherlich in keiner Be ziehung zurückstehen. Die Zusammenkunft in Kremsier wird allgemein in dem Sinne ausgesaßt, daß sie neue FriedenSbürgschäften gewähren soll. DaS ist nur dahin zu verstehen, daß die drei großen Reiche Deulschland. Oesterreich-Ungarn und Rußland sich im Einversländnisse befinden, den Frieden unter einander aufrecht zu erhalte», und ihren Emfluß ausbieten werden, auch, den Friedensbruch anderer Völker zu verhindern. An dieser Absicht ist nicht zu zweifeln, aber der Einfluß der drei Hauptmächte von Europa ist. wie die Erfahrung gelehrt hak, doch nicht stark genug gewesen, uni jede Störung deS Friedens zu ver meiden, ja die Interesse» Rußlands in Asien sink der Art, daß ein seinvlicher Zusammenstoß dieser Macht mit England auf die Dauer wohl nicht zu vermeiden ist. Leipzig, 23. August 1885. * In Erwiderung der außerordenllicheii Gesandtschaft welche sich im vorigen Jahre im Austrage des Kaiser« von Berlin nachTeheran begeben hatte, sendet jetzt der Schab von Persien gleichfalls eine außerordentliche Gesandtscbast I„ach Berlin, welche bereits heute in Berlin einlreffcn dürste. Wie die .Natioiial-Zeitung" meldet, besteht dieselbe auö dem außerordentlichen Botschafter Mvbsin Kban und 4 Begleitern, de» Generalconsuln Mirza-Mabomev-Kban. Hadji-Mirza-Hnssein Khan und Hadji-Mirza-RLzi-Kban, sowie dem Dolmetscher Oberst Mirza-Hassan Khan. Wie man bört, gedenkt die persische Gesandtschaft mehrere Wochen in Berlin zu verweilen. * Man schreibt unS au» Wilhelmshaven, 21. August Seit mehreren Tagen ist der Lhef der Admiralität. General lieutenant von Lavrivi, in Begleitung, höherer Marincosficicre ,»r Jnspection hier anwesend und hat sich »m Laufe derselben die einzetnen Marinetheile i» ihren verschiedenen Exercitien vorsühren lassen. Auch da« mächtige Artillerikschiilsch ff ,.MarS", welches den Sommer über auf der Rhede von Sckillig bei Wangeroog liegt wurde von dem Lhes während der Schießübungen »n'vicirt. Heute begab sich Herr von Caprivi nach der Nordsecinsel Wangeroog. um die daselbst marineseitig ousgesübrten großartigen Userschutzbauten zu besichtigen. Die säst drückende Stille im Hasen und aus der Rhede hat sich gestern mit einem Schlage in eia lebhaftes Bild verwandelt durch die Indienststellung von 3 Panzersahrzeugen, der ,.We«ve „Biper" und de« ..Salamander«", welche mit dem schon In, Dienst befindlichen Panzerkananenboot „Mücke" und dem in diesem Jahre ost genannten Avii'o „Pommerania" zu einer Flotille zusaminengezogrn worden, deren Flaggschiff die „Pommerania" ist, aus welcher sich der znm Flotillenchef ernannte Lapikaln z. S. von P-uvel-ki einschifft. Die genannte Flotille hat heute Morgen bereit« die hiesige Rhede vcr- asse» und ist vorläufig zur Bornadme von Evolutionen und Schieß- Übungen in See gegangen, um demnächst in den großen Geschwader- verdand al« besondere Division zu treten. Heute früh lies auch da durch den bestigen Nordwestguem e.nige Tage zurückgebalt e ,'wei'e TurpedobootSdiuision, so zu sagen die Avautgardc deS ltnde bien» Monats folgenden gesainniten UebnngSgelchwaders, hier wohlbehalten cm. Die Division besteht aus dem Panzerfahrzeug „Bruncnei", dem Tbornikrostboot Tb l und de» BiUkanlovvttobooten V 2 b s V 10. Es muß hier bemerkt werde», daß mait u.i der große» Zahl der vorhandene» Torpedoboote sich folgender Benennuno le- dient. Jedes Boot trägt de» Name» derjenigen Firma, welche es geliefert hat mit der fortlaufenden Nummer. ES bedeutet ca!:.r V: Vulkan, IV: ActiengescUjchast Weser, 8: Schichatt, 1I>: Tho - ikrost und V: Narrow. Emen unheimlicheren nnd gleichzeitig interessanteren Anblick, al« eine unter Dnmpi besliidlichc Torvedo- -lotille ist kaum zu denke»; wie der Blitz jage» die kleine» schwarzen Gesellen durch das Wasser und entziehe,, sich schon »ach kurzer Ze,l den Augen deS Beobachiers. Bei den hier vom t. bis 5. Sept. stattfindenden Manövern werden die Torpedoboote eine hervorragende Rolle spielen, um so mehr, als unsere Marine zum erste» Male über eine solche Anzahl verfügen kann. Gleichzeitig tras auch der sür den Gouverneur von Kamerun bestimmte Dompser „Nactztigal" hier ein. Derselbe ist ein ganz reizendes Schiff mit schönen Salons und bequemen Räumlichkeiten sür die Mannschaften und empfängt aus der hiesigen Weril leine »olle Ausrüstung, um demnächst »ach Westasrsta übeegesiibr» z» werden. Aus der kaiserlichen Werst herrscht jetzt auch ein sehr reges Lebe», welches die Vorbereitungen zu de», am 5. Sepibr. erfolgenden Llapellaui S. M. Ecia» „Vicioria" Hervorrust. Leider hat sich die Nachricht, daß Verdeutsche Kronprinz hier zu dieser Feier e,müssen und den Taufact selbst vollziehen würde, nicht bewahrheitet, obwohl schon die Vorbereitungen z» seinem Empfang begonnen Hallen. Tie über den Verbleib der Evrvctte „Augusta" immer noch fehlenden Nachrichten lassen den vermulhete» Verlust des Schiffes znr Gewißheit w rben und eS liegt aus der Hand, daß während die Marine aus der einen Seite eineu lo Herden Vertust zu beklage» hat, aus der andere» nicht eine hohe Festlichkeit begehen wird. Die Stapellauffeierlicdkciieir werden sich daher weniger glänzend gestalten, als ursprünglich beabsichtigt war und statt des Kronprinzen wird die Prinzessin Charlotte zur B grüßung ihres Bruder«, de- an Bord der Fregatte „Stein" befindlichen Prinzen Heinrich, hier anwesend sein »nd auch ehr wahrscheinlich den Tausact übernehmen. — D-w russische Eapitnin. Lieutenant und Marine-Bevollmächtigter bei der kanerlich inijiicheu Botschaft in Berlin, von Domojeross, ist hier cingct. offen, um die hiesigen Marine-Etabllssemeuts tn Augenschein zu nehmen. * Der „Vossiscben Zeitung" wird au- Kiel vom 20. August geschrieben: „Die Beiürchtuugen über da« Schicksal oer Kreuzer-Corortte „Augusta^ Commandaiil Eor- velten-Capitain v. Gloeden. sind fast zur Gewißheit ge worden. Obwohl »och immer, Gott mag wissen au« welchem Grunde, Notizen in die Blätter lancirt Werve», baß daS Schiff glücklich in Sidney eingetrofsen, oder daß eS nur eine schwere Havarie erlitten habe, gilt die „Augusta" iu Marinekrcisen sür verlöre». Wie wir hvren.stnd auch die Ange hörige» der Besatzung in Keiuitniß gesetzt worden, oaß die Hoffnung, noch eine gute Botschaft von der „Augusta" zu erkalten, sehr gering sei. DaS Schiff wird der furchtbaren Gewalt deS CyklonS zum Opfer gefallen unv mit Mann und MauS von den Wellen verschlungen sein. Der Verlust von 238 Männer», welche die Besatzung bildeten, ist außer- ordcnlitch derb; er wird selbstverständlich zunächst von den Familien der Verunglückten aus da« Schwerste cinpfunken, aber er drückt auch alle Kreise, die mit der Marine m Ver bindung stehen, und das ganze Volk wird ihn betrauern. Möge sich auch die Theiliiahme sür die Hinterbliebenen wie bei dem Verluste deS „Großen Kurfürsten" werkll'Ltig er weisen. Von den Officeren des Schiffe« war der Cominan- dant, Corvellen-Capitain v. Gloeden, früher Hafcn-Capilain in Wilhelmshaven, also eigentlich schon au« dem aclivcn See dienst auSgescdieden; der erste Ossicier, Capilain-Lieulcnant Rasche, war vor seiner Coinmanvirung aus die „Augusta" AbtheilungSofficicr der SchiffSjunqe>i-?lbtheiIung in FriedrichS- ort. Bon den wachthabenden Ofsicieren war Capitaiii-Licutc- nant Hilgendors zum erste» Ossicier aus „Albralroß", Lieute nant z. S. HabermaaS für Vas Kanonenboot „Hyäne", und Unterlieulenanl z. S. Müller III. sür die Krcuzersregalle „Gneisen«»" bestimmt. Die Baukosten deS Schiffe« habe» s. Z. 1,701,513 betragen; dazu kommen die Kotten der Reparatur, beziehungsweise Neubeschaffung seit 20 Ichren mit 1,970,67t so daß da« Schiff mit 3,672,181 ->k zu Buche kommt. Rechnet man dazu noch die gesaiumle Aus rüstung, so ist der Verlust auch nach der iiiatericllen Seit: hin nicht unbedeutend." * Tie am 7. August in Fulda versammelt gewesenen Bischö.fe Preußen« haben, wie schon erwähnt, einen gemeinsamen Hirtenbrief an ihre Diöccsaneil erlaffen, welcher, der „Rheinisch Westfälischen Zeitung" z»sol.,c am Sonntag, den 23. d. M., von allen Kanzeln der Tiöeei.» verlesen werden wird. Unter dem lO. resp. II. Angnst haben sia> die Bischöfe von Pidcrbvrn und Culm, die z. Z. nicht in Fulda waren, den Worten der am Grabe tos hl. BoiilsaziuS versammelten Oberhirten durch ihre Unter schrift angeschloffen. Ter Hirtenbrief lobt die Kakßolilcn Preußen- wegen ihrer Einheit, Festigkeit und Treue zur katholischen Kirche lm innizsten Anschluß an den Epi ikopat und den hl. Stuhl. Die katholische .'kircbe in Preuße» sei ..ein Schauspiel für die Engel, die M'nsckien und die Welt geworden", geeint seien „die Gläubigen mit ihren recht mäßigen Oberhirle» i» Gehorsam »nd Liebe", geeint seien „diese Hirten untereinander in Wort und Tdat z» >:„el- scdütterlicber Eintracht", geeint seien, „alle mit tcw "bertten Hirten". Im weiteren Verlause des Hirlcnbriese« c„,.- dien die Bischöfe besonders die bcranwachs nkc Jugend ter Obbut der Seelsorger nnd Ellern nnd beklage» tan» tic cu .h eie Zeitverbältnisse verschuldete mangelnde Seelsorge. „Tuub ude". beißt eS, „die im Dienst.' einer übermächtig wachsenden Industrie sich abmnhen. inüssen die Gnadeiiintttcl, deren sie am meisten bedürfen, entbehren." * Gestern ist die erste Probenummer der „Freisinnigen Zeitung" erschienen, deS „BlaltcS, am Baum des F">üsi„„s entsprossen", wie eS der poetische Abgeordnete Aibe-.l T .acgcr in seinem EinsubrungSgedickt näher charakterisirt. Es war aber keine glückliche «tunke, in welcher der zweifellos begabte Lyriker in die Sailen griff, ui» kaS ureigenste Organ der deulschsrcisinnige» Parteiführer »itt VerS und Rin : > lc- grüßen. denn er kommt damit nicht über kie platte»'> Ge meinplätze hinaus. Pbralen wie: „dem deutschen Freisinn will Uebermacbt und Niedertracht rin schmähliches Ende be reiten." „jeder echte deutsche Mann ist von Geburt freisinnig" u. s w., ziehen doch beute zu Tage nicht mehr; ..ach der „Freiheit unsterbliche Seele", „die kurzsichtige» Thoren", „ter eigennützige Knecht", der „freizügige Gedanke" und daS >
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