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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.08.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-08-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188408181
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840818
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840818
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-08
- Tag1884-08-18
- Monat1884-08
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.08.1884
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Erscheint täglich früh 6'/,Uhr. Vk->r1ion nnd Lrprßitisa IohanaeSgass« 33. Splrchkundrn trr Rkdarlisn: BarmittagS 10—13 Uhr. Nachmittag» ü—6 Uhr. >«,»» «t»e,»^ «.nolcrt»«, «ch» ßch »u U-ticki», »M «r»mdU4. «nuu»»e der s»r »«« »1«fts»l«e»»e Nummer deftlmmte« Inserut» «» Ksckentagei, »t» S Utzr Nachmttt»,», «n Lau»-Feftt«,e« früh dt»'/,» Uhr. 3n de» Filisiru str Ius.-Ag«,l,«e: vtt« Me««, UntverstiütSstrahr 31, Louis Lösche, Kalharinenstraße 18, p. nur »t» '/.» Uhr. ^-231. Anzeiger. Organ fiir Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Montag ven 18. August 1884. Auflage L8,««0. Ädonnemrntsprris oiertelj. 4V, Mk. incl. Bringerlohn 5 Mk.. durch die Post bezogen K Mk. Jede einzelne Runimer 30 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilage» (in Tageblatt »Format gesalzt) ohne PoslbrfSrderuiig 33 Mt. «tt Postbrförderung 48 Mt. Inserate -gespaltene Petitzeile 80 Pf. Größere Schriften laut unserem Preis» verzrichniß. Tabellarischer o. Zissernsatz „ach hoher» Tarif. Reklamen unter dem Redactionsstrich die Spaltzeile 50 Pf. Inserate stnd stet« an die tikepebttio« zn senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeaiuuerauäo oder dura, Post- uachnahme. 78. Jahrgang. »»W»»>»»»>»»>»»W»»»W»WW»WW»W»W>>» Amtlicher Theil. Vrkllnntmachllng. Wir bringen hiermit zur allgemeinen Kenntniß, daß auf dir Dauer der Sperrung der über den AugustuSplatz führenden Fahrstraße den nach und von der innen, Stadt verkehrenden Droschken und anderen leichten Geschirren gestaltet werden soll, in der Richtung der IohanniSgasse über den AugustuS- vlatz und zwar aus der an der Bauplanke deS Museum- liegenden, durch eine BarriLre begrenzten Strecke zu fahre». Leipzig» den 1b. August 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Trvndlin. Kretschmer. Manntmachnn^ Der vom fffleischerpla- «ach den» -kannd-rfche« führende Pteißensteg wird wegen UmbaneS für die Dauer der Arbeiten vom 88. lanfeadea Monat- ab für allen Verkehr gesperrt. Leipzig, am 2. August 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. Vr. Tröndlin. Kretschmer. Vekailntmachimg. Dir verkieken hiermit jede- ««berechtigte Ätsche« in dem von morgen an zur Abtastung kommenden Pleißen« Mühlgraben unter Hinweis aus die in tz 370,4 des ReichS- strasgesetzbuckS enthaltene Strafbestimmung. Leipzig, den 15 August l884. Da- Poltzeiamt der Stadt Leipzig. I. V. Iunck, Pvl.-Rath. Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 18. August 1884. * Tie traurigen Vorgänge, welche in der letzten Zeit den Zustand der politischen Moral in Deutschland in ein so üble» Licht gesetzt haben, scheinen in ihrer dauernden Wirkung zum Vorlhcile eben dieser politisch«« Moral aus- schlagen zu sollen. Wer nicht in der Voreingenommenheit deS „freisinnigen" Parteihaflc- befangen ist und den Schmutz, den er verabscheut, gleichwohl zur Verunglimpfung anderer Parteien verwenden möchte, muß anerkennen, daß der Blick in den drohenden Abgrund überall in den politischen Kreisen Deutschland- einen liefen Eindruck gemacht hat. Man bat gesehen, wohin die gedankenlose Erregung der Leiden schaften wider den politischen Gegner, wohin die Bekämpfung der Parteien ohne Wahl in den Mitteln führt und in allen Kreisen unsere» Volke« ist dock noch genug sittliche- Gefühl lebendig, um vor solchen Eonsequenzen zurückzusckrecken. Selbst da- Sigl'sche ,.Vaterland" bringt der verletzten Moral den schuldigen Tribut und giebt seinem Bedauern und seiner Entrüstung Ausdruck. Aber auch in denjenigen Regionen, in welchen einer Ausartung der politischen Sitten mebr in Folge de« lebhafteren Temperament- als mangelbastcr Grundsätze vorgeardcitrt wird» hat da- Borkommniß stutzig gemacht und zur Selbstprüsung und Einkebr angeregt, wir meinen in dem „fretsinnigen" Liberalismus. Wir wollen da- Verdienst daran nicht dem Umstande zuschreiben, daß man auf jener Seite die Wirkungen einer ausgearteten persönlichen Kampsweis« in dem vorliegenden Falle am eignen Leibe hat empfinden müssen, sondern nehmen an, daß die Empfindung dafür ebenso stark sein würde, wenn der schurkische Streich vr. ^hre eine-kon servativen oder gar nationallideralen ManneS ge golten Kälte. Daß der deutschsreisinnigen Partei eine Selbstpriisung hinsichtlich der Behandlung politischer Gegner notb thut, beweist ihre Presse täglich, und cS lst erfreulich, wenn au- der Mitte der Partei ein durch die erschreckende Erfahrung geweckter eriister Mahnruf laut wird. Eine» solchen erbebt Herr Brümel in der »Nation-, Er kleidet ihn allerdings in die Form einer verurtheilenden uad durch aus unberechtigten Kritik der nationalliberalen Partei, aus welche eiuzugeken wir verzichten; aber der Autor mag sich doch wobl nicht verhehlen, daß eS nicht die Tugenden seiner eigenen Partei sind, welche ihn zu der Mahnung an dieselbe veranlassen. Jever möge immer und immer wieder bei dem Eintreten für dcutschfreisinnige Candidaten prüfen, ob er nicht Gefahr lause, »die Grenze zu überschreiten, welche bei aller unvermeidlichen Schärfe deS politischen und sach lichen Kampfes doch die zulässigen von den verwerflichen Mitteln trenne". Wir können Herrn Brömcl unseren Beifall nicht Verlagen, wenn er weiter auSsührt: .WerlhloS jede Wahlrede, welche die Zubörer nickt über da« enge dumpfe Leben deS täglichen ScharwerkenS hinauSbebt zu dem Gefühl einer geifiigen Gemeinschaft mit den Trägern der Ideen von religiöser Duldsamkeit, politischer Freiheit, wirthschafklichcr und sittlicher Verantwortlichkeit, sestgearündeter StaatSsorm und wahrer Vaterlandsliebe; ver werflich jeder Artikel und jede Flugschrift, die den großen Kamps politischer und socialer Gegensätze herabwürdigen zu einem kläglichen Streit um Mein und Dein und im Gcmülh de- Leser» nicht- binterlassen als Haß und Gereiztheit gegen AadrrSgestellte und Andersgesinnte. Gerade je wirrer und betäubender der Lärm der Parteivarolen und Interessen- forderungen in die politische Di-cnssion hineintönt, um so dringlicher wird für die deulsch-freisinnige Partei die Pflicht, auch in der Hitze der Wahlagitation dem idealen Gehalt deS Liberalismus zu seinem Reckte zu Verbelsen. Diese Pflicht kann sie aber nur erfüllen, indem sie bei den Wählern auch da- verständniß für den Wertb und die Nothwendigkeit eines ehrlichen politischen Kampfes wackhält und die volle Erkenntniß der Gesabr, mit welcher unser politisches Leben durch eine wachsende verleumderische Verhetzung be droht ist. allerorten zu fördern sucht." TaS sind Worte, denn» wir nicht- h»,zuzufügen wissen und um deren willen wir e» dem Verfasser gern zu Gute halten, daß er im Uebrigen in seinem Artikel nur die von uns bereit- eingebcuder ge kennzeichneten Angriffe gegen die nationallideralc Partei wieder, holt, welche seit einiger Zeit durch die deutschsreisinnige und demokratische Tage-presse geben. Allerdings glauben wir. daß bei der .freisinnigen" Presse seine Mahnung zu einer ehrliche« Kampfesweise, welche sich von verleum derischer Verhetzung fern hält, mehr Erfolg haben würde, wenn er sich gleichzeitig bemüh» hätte, mit einem guten Beispiele voranzugehen. Uns scheint, die Unbefangenheit deS Blickes ist, wo rS sich um die nationalliberale Partei bandelt, tn den Reihen der deutschsreisinnigen Partei schon so weit verloren gegangen, daß selbst der beste Wille der einsichtigsten Mitglieder derselben uickt mehr im Stande ist, die Gerechtigkeit deS Urtheils zu verbürgen. * Mit dem eigrnthümlicken Dementi der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" in der Angelegenheit der kirä> en- politischen Verhandlungen dürste die Sacke wohl für die preußische Regierung und specicll für Herrn von Schlözer erledigt sein. Während alle Welt darüber einig ist, daß jene- förmlich abgedrungene Dementi viel eher eine Bestätigung dessen war, wa» die „Kreuzzrituna" voreilig ge nug eine nationalliberale Erfindung genannt yatte, als daS Gegentheil. beharrt daS hochconservative Blatt bei seiner Auf fassung. Der „ReichSbote" scheint sich der Taktik der „Kreuzzeitung" anzuschließen, wenigsten- veröffentlicht er römische Eorrespondenzen über die Beziehungen Deutschlands zur Eurie und zur italienischen Regierung, welche ebensogut »n der „Germania" stehen könnten. Indem aber die con- servativen Blätter sich für die Wahlintcressen deS CentrumS erwärmen, sehen sie sich von diesem in ihrer wehlberechnete» BertuschungSlaklik nicht einmal unterstützt. Die „Germania" macht kein Hehl daran-, wa- sie von dem Dementi der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" denkt, und richtet die deftigsten Angriffe gegen die Regierung, specicll gegen den Reichskanzler. Derselbe, meint sie. sei „ein StaalSomni- potenzler durch und durch"; da- Reckt deS Staates zu ein seitiger Regelung auch aller kirchlichen Verhältnisse stehe bei ihm heute noch ebenso fest wie vor l2 Jahren, als er jenes Reckt zuerst verkündete. Zu der Angabe, daß die Verhand lungen im Herbst „aus veränderter Basis" wieder aus genommen werben sollen, bemerkt die „Germania": „Wir glauben daS erst, wenn wir eS sehen". Eine Verschärfung de- CulturkampfeS belebt da- Interesse der ultramonlane» Wöbler für die CentrumSpartei, und darum darf man die skeptische Auffassung de« EentrumSdlatteS wohl nickt zu ernst nehmen. Immerdin aber ist eS bezeichnend, baß die klerikale Presse gegenwärtig so eifrig daraus bedacht ist. den Rechts anspruch de« Staate- aus selbstständige Regelung seiner Stellung zur Kirche zu bestreiten. * Nach einem Erlaß de» preußischen Minister- für Handel und Geiverbe vom 17. v. M. ist die Vorschrift im tz. 2 Abs. 1 der Bekanntmachung über den Befähigungsnachweis der Maschinisten aus Seedampfschiffen der Handels flotte vom 30. Juni >879, welche wörtlich folgendermaßen lautet: »Ein BcsäbigungSzeugniß für Maschinisten dritter Elaste berechtigt zur Leitung der Maschinen von Schlepp- dampi'schifsen und solchen Seevampsschiffen, deren Fabelei, sich nicht über fünfzig Seemeilen von der Küste erstrecken-, dahin auszufassen, daß der Ausdruck »Küste- im Sinne der angeführten Vorschrift ausschließlich die deutsche Küste be deutet. Die Maschinisten dritter Elaste sind hiernach zur Leitung der Maschinen nur auf solchen Seedampsjchifscn berechtigt, deren Fahrten sich nicht über fünfzig Seemeilen von der deutschen Küste erstrecken * In den nordsckleSwigschen Districten mit vor wiegend dänisch redender Bevölkerung bricht sich da« Deutsch- tbum zwar langsam, aber sicher Bahn. ES fehlt nicht an Beispielen, welche diese Wahrnehmung bestätigen. So ist im Kirchspiel Norderlügum zuerst in Westerterp, daraus in Loilwitt und neuerdings in Norterlügum in den Schulen rein deutscher Unterricht mit Ausnahme der NeligionSstunden auf Wunsch der Bewohner eingesübrt worden. Ein Gesuch um älmlicken Unterricht für die Schule zu Lügumgaard wird demnächst eingereicht werden. Trotz aller Gegenrede und Anfeindung gewinnt der deutsche Unterricht immer weiteren und festeren Boden nach Norden hin, und zwar auf Wunsch der Mehrzahl der Bewohner. * Die »Kölnische Zeitung- schreibt: Es ist schwer zu verstehen, wie Angesicht- de« offenkundigen Wunsche« de- Fürsten BiSmarck und der Bemühungen säm ml sicher ge mäßigten Kreise der Bevölkerung, die radikale Oppo sition der Deutschsreisinnigen im Reichstage verringert zn sehen, die Eonservativen in einigen LanbeS- thcilen daraus trachten, die einzige Möglichkeit, den deutsch- freisinnigen Candidaten zu verdrängen, vernichten. In Nassau siegt in vielen Fällen die politische Lage so, daß gegen einen Deutschsreisinnigen rin Nationalliberaler in die Stichwahl gebracht werden könnte, wenn bei der ersten Wahl die in der auSsichlSlosen Minderheit befindlichen Eonservativen für den Nationalliberalen stimmen würden. Statt dessen wollen die Eonservativen von vornherein eigene Candidaten ausstellcn, sodaß daS sickere Ergebniß die engere Wahl zwischen einem Dcutschfreisinnigcn und einem Ultramvntanen ist. Eonservative und Nationalliberale fallen auS. Daß ein Nationalliberaler keinen CentrumSmann wählt, ist selbstverständlich. DaS Verhalten der Eonservativen in solchen Fällen wäre so kurzsichtig, so feindselig gegen die Regierung und förderlich für die Oppositionspartei de- Herrn Richter, daß wir noch immer die Erwartung nicht aufgeben wolle», e« werde die Vernunft siegen und ein Einverständniß der Eonservativen mit den Nationalliberalen gegen di« Opposition gleich für den ersten Mahlgang zu Stande kommen. Wir meinen wenigsten«, da- muffe de» Eonservativen gerade zu eine Pflicht sein. * * » * Wie vorauSzuseben war, sind die Landtag-Wahlen in den Städtebezirken in Karnlhen sämmtlick in deutsch-liberalem Sinne ausgefallen. Die klerikale Partei hat c« nickt gewagt, auch nur in einem einzigen Bezirke einen Gegenkandidaten auszustellen. * In der »Neuen Freien Presse" wirk über die Maß regelung österreichisch-ungarischer ttnterthanen durch türkische Beamte Klage geführt. Nach Berichten, die au- Nbodu« und Konstantinvpel eintrasen, wurden mehrere österreichisch.ungarische Unlertbanen, welche dorl Handel treibe», al« sie die nur türsifchen Unterthane» aus- erlegten sogenannte» Temctuai- »nk Aekerie Steuer» zu zahlen sich weigerten, durch Polizei-Agenten in ibron Kaufläden ver- bastel und ebne Kopfbedeckung durch die Straßen geichttppt. Erst nach vierzehn Tagen gelang eS den B in Übungen vc- ösierreickisch - ungarischen ViccconsnlS, die Enltzait mg der selben zu erwirke». In jüngster Zeit ereignete sich rin neuer Zwischenfall. Ein gewisser granco, ösierreickikchungarischer Unterthan. verlangte aus Grund eine« von der österreichisch- ungarischen Botschaft in Konstantinopel ausgestellten regel rechten PaffcS einen Reise-Te-krre. der ihm von der türkische» Behörde verweigert wurde, weil der Onkel Franco'« für ihn die vbbezeickneten Steuern entrichtet hatte» Franco demnach al- türkischer Unterthan anzusrhen sei. Der Viceconsul sah sich genvthigt, abermals die Intervention seiner Botschaft in Anspruch zu nehmen. * Ja der Eapcolonie scheint man sich jetzt darüber zu beruhigen, daß England eS gestattet hat, daß Angra Pequena in deutschen Besitz üdergegangen ist. Nach einem in East - London erscheinenden Blatte sieht man e- dort jetzt sogar lieber, daß sich deutsche Eolonisten, die im Eaplande die besten Erfolge erzielt haben, ansiebeln, al» holländische und englische. Dagegen ist man etwa- be sorgt bezüglich der Folgen der Reise der TranSvaal-Depnta« tation nach Deutschland; der warme Empsang. den die Depu tation in Berlin gesunden, läßt die Eapläuder fürchten, daß VaS TranSvalland germanisirt werden und der deutsche Ein fluß über da» ganze Capland sich au-dehnen möchte. Professor vr meä. Julius Eohnheim li.VVK. Leipzig, 17. August. Aus ven Reihen der ordentlichen Professoren unserer Hochschule hat der Tod eins der sechs erst in dem letzten Lustrum eingelretenrn Mitglieder unerwartet abgerusen, den seit dem 24. December 1877 unserer Universität als Professor der allgemeinen Pathologie »nd pathologischen Anatomie und Direktor deS pathologische» Instituts angebvrenden vr. msck. IuliuS Eohnheim, Prosector am städtischen Krankenbause. Im Somnirrscmesier. daS vor wenigen Tagen z» Ende ging, hatte er einen demonstrativen Eursu« der pathologischen Anatomie, ver bunden mit SectionS-Uebungen (viertägiges Collegium), sodann einen mit Professor vr. mack Weigert, gemeinschaftlich abzuhaltenden praktisch-mikroskopischen Cursu« der pathologischen Histologie (dreitägig) angezeigt, außerdem ein krivatisüimum «xperünsntell« und mikroskopische Arbeiten im pathologischen Institute (täglich, vor- und Nachmittag»). Ueberkommene schwere Körperleiden verhinderten ihn leider, seiner Lehrlhätiqkeit sich mit der alten Frische und Elasticitäk zu widmen. Auch für da» Wintersemester 1884/85 batte Eohnheim bereit« Collegien angekündigt, die er Iheil» allein, theil« mit Prof. vr. Weigert, seinem ersten Assistenten, ab halten wollte. Der jähe Tod hat dies« Pläne vernichtet, und die Hochschule, wie die Wissenschaft überhaupt eine» Forscher», einer Lehrkraft ersten Range» beraubt. Julius Friedrich Eohnheim war von Geburt ein Pommer. Er wurde am 20. Juli 1839 zu Temmin geboren, erhielt seine Elementarbildung auf der Bürgerschule daselbst, seine Gymnasialbildung zu Prenzlau, seine akademisch-praktische als Mcdiciner seil 1856 auf ven Universitäten Berlin, Würz burg. Greifswald und Prag. Nach Vollendung seiner medi- cinischen Studien widmete er sich der ärztlichen Praxi-, und zwar 1862 und 1863 in Berlin. Vor zwanzig Jahren kam er dort al» Assistent zu Birchow, an das pathologische Institut de» Charit-krankenhause- und machte sich in dieser Stellung so verdient. Laß er nach vier Jahren eine» Ruf nach Kiel erhielt und annahm, und war al-ordentlicher Professor der allgemeinen Pathologie und pathologischen Anatomie. Schon nach vier Jahren verließ er Kiel, um einem Ruse nach BreSlau zu folgen. Bon BreSlau kam er nach fünfjähriger Lehrthätigkcit hierher nach Leipzig, wo seine Wirksamkeit eine ungemein erfolgreiche war. Eohnheim hat sich in der wissen schaftlichen Welt durch seine Arbeiten auf den Gebieten der normalen und pathologischen Anatomie und Histologie, ins besondere der experimentellen Pathologie einen großen Namen erworben. Eine seiner epochemachendsten Entdeckungen ist der experimentelle Nachweis de- Zusammenhang« der Ent zündungen mit den weißen Blutkörvercken. Eohnheim'- Forschungen sind theilS in Aussätzen für Virckow'S „Archiv für pathologische Anatomie", theil- in selbstständige» Schriften wie die „Untersuchungen über die embolischen Proccsse", „Neue Untersuchungen über die Entzündung", „Die Tuber kulose vom Standpuncte der InsectionSlehre" (Leipzig, vor drei Jahren neu ausgelgt), namentlich aber „Vorlesungen über allgemeine Patbologie" (Berlin 1877—80, zweite Aus lage >882), niedergelegt. Die mtdicinisch« Facuttät hatte ihn zn ihrem Deputaten in den akademischen Senat gewählt. Er gehörte außerdem der königlichen PrüsuiwScommission für Aerzte an. Sein allzusrUhe« Ende ist für die ganze Hochschule ein bcchtragischcS Ereigniß, da« noch mehr Aussehen macken würde, wenn eS nicht in die großen Ferien fiele, wo die Mehrzahl der Lehrer und Lernende» in Leipzig nickt an wesend ist. Neues Theater. * Leipzig, den t7. August. In seinem einst vielgelesenen idvlliscken Roman .,v» räpubligno cke» philaonzchos" führt Fontenelle einen jungen Prinzen ein, der e» sich zur Lebens aufgabe gestellt, da- Glück und den Frieden der Bewohner jene« utopistischen Lande- zu fördern, und zwar dadurch, daß er verkleidet und unerkannt hier mit seinem unermeßlichen Schatze die Noth der Armen lindert, dort unglücklich Liebende zusammeusührt. bier di« anmaßende Unfähigkeit entlarvt, dort daS bescheidene Verdienst an- Tageslicht bringt. An diese Erzählung gemahnt unS da» gestern hier ausgesiihrte Lust spiel .Rose und RöScken- von Charlotte Birck-Pseiffer. Auch hier spielt rin reicher, junger Westindier, Felix von Warden, eine äbnlicke Vorsehung. Er läßt «icht nur eine arine Dillwe eine bedeutende Summe erben, sonder» er deckt auch die zwciselhaste Vergangenheit eine» stolzen und hart herzigen ParvenuS aus und zwingt ihn so seine Zustimmung zu geben zur Verbindung seiner Tochter mit dem heiß Ge liebten und er fördert die Sacke noch dadurch, daß er dem wankenden Hause diese- BaronS durch seine Mittel wiederum eine feste finanzielle Basi« giebt. Und er selbst? Wie der Prinz im Fontenelle'sche» Roman ffeigt er für einige Zeit von seiner gesellschaftlichen Höbe berab, um im Volte zu leben und se.ne Verbältnisse und Bedürfnisse kennen zu lernen. Und liier in gemeinem Sand« sinket er eine Perle von unschätzbarem Wertbe. Lang« wabrt er ver schwiegen seine» kosibare» Fund, bi» er dann mit demselben beglückt in die Gesellschaft zurlicktrhrt. Klingt da» nicht ganz märchenhaft? W>r wissen im Moment nicht, wie alt da» Stück der Birch-Psriffer ist. Aber da- steht fest, daß e« den heutigen Zuschauer doch schon sehr altfränkisch anmuthet. Solche edle junge Millionäre, so wünschenSwcrth sie auch wären, gehören ganz unzweifelhaft dem Gebiete der Fabel an; in der modernen Gesellschaft wird man sie vergeblich suchen. Ans gleicher Höhe mit dieser unwahrscheinliche» Voraussetzung steht dann noch in dem Lustspiele so manche» Andere, wa« aus einen längst überwundene» theatralischen Geschmack hin weist, so z. B. die Art, wie die abenteuerliche EnlsührungS- geschichte de» BaronS mit der Haupthandlung verwebt ist: gewiß, wa« ja bei der Birch - Pfeiffer selbstverständlich ist. mit vielem Geschick und dramatisch sehr wirksam; aber da» bessere moderne Lustspiel operirt doch mit anderen, weniger abenteuerlichen Mitteln. Nichts kann uns überhaupt so sehr den Abstand unsere- heutigen literarischen Geschmacks, wie er im Roman, im Drama wie im Lustspiel zum Ausdruck gelangt, von dem etwa in den vierziger Jahren herrschenden klar machen, als wenn man z. B. eine Erzählung von Spindler mit einem Product eine« aus gleich niedrigem Niveau stehenden RomandichterS der Gegenwart vergleicht. In ähnlicher Weise Verkält eS sich mit den meisten (nicht allen) Stücken der Birch«Pfeiffer. Manche Scene wird unS noch sehr wirksam erscheinen, manche Einzelheiten unS noch anspreche», aber über das Ganze hat sich bereit- der Schimmel gelagert. Gespielt wurde durchgängig gut. Herr Hänselei (Helix von Warden) war wie immer frisch, aber er würbe seinen reichen Erben weit wirksamer gestalten, wenn er ihm nock etwa» gewissermaßen Exotische- geben würde. Felix verträgt noch einige weitere Ziige eines liebenswürdigen Sonderlings. In zweiter Linie muß heute Frau Baumeister genannt werden, deren Gertrude wirklich eine Meistcrleistnng war. Frl. Petri können wir mit wenigen Worten charakterisiren: sie war von bezaubernder Natürlichkeit. Sie darf diese« .Rö-chen- in ihr Album reizender Mädchenköpfe etn- reihen. Herr Meyer (Baron von Hermenstein) führte seine Partie sorgfältig durch. Hat man sich erst an daS fürchterlich dröhnende Organ 'diese- Darsteller gewöhnt, so bemerkt man, daß sein Spiel, in-besondere ui solchen RepräsenlationSrollrn, vornehm und durchdacht ist. Frl. Truhn hielt ihre Baronin in den seinen Linien der kalten, etwa» koketten Weltdame. Die ErkennunqSscene mit Gertrud wirkte dann um so ergreifender. Frl. Schneider indeß deckte diese» Mal ihre Ausgabe nicht. Eine gewisse Unzulänglichkeit machte sich entschieden geltend. Die junge Darstellerin (wohl in Vertretung de» Frl. Salbach) ver mochte den au sich nicht bedeutsamen Gehalt der Rolle nicht zum Ausdruck zu bringen. Die übrigen Partien sind un bedeutend und stellen an die Darsteller keine schmierigen Auf gaben. Herr Rimbach (Theodor Saldo«) scheint nach Sprache. Haltung und Bewegung noch in den ersten Ele menten der Anfängerschaft zu stecken: dabei keine üble Figur und Erscheinung. Moritz Brasch. Sachsen. * Leipzig, 17. August. Der Vorstand de» Deutschen Buchdrucker-Verein-, mit dem Sitze in Leipzig, hat sich mit der Angelegenheit der Unfallversicherung der Arbeiter seit dem Beginne ihrer gesetzgeberischen Behand lung beschäftigt, in den früheren Stadien derselben Enausten veransialtet und seinen Standpunkt wiederholt durch Denk schriften und Resolutionen zu erkennen gegeben. Jetzt, nachdem die Unfallversicherung zum gesetzlichen Abschluß ge langt ist, kracktet der Vorstand de« obengenannten Verein es für seine Pflicht, bei der Ausführung de» Gesetzes im Interesse und zum Wohle de« Deutschen Buchdrucker-GewerhcS nach besten Kräften mitzuwirkcn. Er hat d»her die schon von einer früheren Generalversammlung deS Vereins für die Unfall-Versicherung-- Angelegenheit eingesetzte Commission veranlaßt, mit der fraglichen Sacke sich zu beschäftigen und über die demnächst zu ergreifenden Maßnahme» Vorschläge zu macken. DieEommission hat kürzlich in Hannover getagt und dem Vorstände de« deutschen Buchdrucker-VereinS da« Resultat ihrer Verhandlungen mitgetheilt, Letzterer aber hat die von der Commission ausgesprochenen Anschauungen und Vorschläge einer nochmaligen Beratlmng unterzogen und ist. nachdem diese Erwägungen auch seiten» de» Präsidenten deS RcichS- BrrsicherungSamte» in einer Unterredung desselben mit dem Secretair de» Verein«, Herrn vr. P. Schmidt, allenthalben Zustimmung und Billigung gefunden, i» Uederclnstin'uiung mit der Commission zu der Ueberzeugnng gelangt, daß die Bildung einer BerusSgenossenschast für da« Buch druckereigewerbe a»S eigener Initiative und für da» ganze Reich allein den Interessen und der Würde deS Stande« entspricht. Ter mehrerwähnte Vorstand de« Verein- hat deshalb und in der Hoffnung, hierbei ans die Zustimmung aller BerusS- genossen rechnen zu dürfen beschlossen, die Einbernsung der con- slituirenden General-Versammlung beim ReichS-Ver- sicherungSaintrzu beantragen. Wa- die Hin zuziehung anderer verwandter Betriebe betrifft, so ist in einem Schreiben de« Reich»-BersicheriingSamleS besonder» daraus hingemiesen worden, daß durch den Antrag von der Ausnahme in die Berus-genosseiischaft keine Betriebe ausgeschlossen werden dürfen, welche wegen ihrer geringen Zahl over wegen der geringen Zahl der in ihnen beschäftigten Arbeiter eine eigene leistungsfähige BerusSgenossenschast zu bilden außer Stände sind »nd auch einer anderen BerusSgenossenschast zweckmäßig nicht zugetbeilt werde» können, und daß, wenn die- dennoch geschehe, da» ReichS-Bcrsicherung-amt die ausgeschlossenen Betriebe zu der beantragten Generalversammlung von AmtS- wegen einzuladen habe, wodurch aber die Bildung der Berus-- genossenschast nur erschwert und verzögert werde. Nach der ReichS-BerusS-(Sewerde.)Stat>stik kommen in Verbindung mit dem Buchdiucker-Gewrrbe noch eine Anzahl von Betrieben -vor, bei welchen die obigen Voraussetzungen zutreffen, »ie z. v. die Schriftgießereien, Stein-, Zink-, Kupfer-, Stahl-, Farben- und Licht-Druckereien. Die bezüglichen Einladungs schreiben de» Verein- zu der beantragten Generalversammlung sind bereit» erlassen worden; eS müssen jedoch die mit ver sendeten AnmeldungSsormiilare bi« spätesten» zum 1. September dem Vorstand de» Verein» eingesckickt werden D Leipzig. 17. August. Der aus der Magdeburger B ahn heule Morgen 5 Uhr 5 Minuten nach Thale abgelassene Extrazug war von 181 Personen besetzt. — Gestern Nackmitag unternahmen vier iunge Leute eine Gondelsabrt aus d«^ "''eiße. Unterwegs kam die Gondel in heftige» Schaukeln »nd schlug um, wobei die Insasse» sämmllich i»S Wasser stürzten. Während nun drei sich wieder herausarbeiteten und glücklich da» User erreichten, kam der
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