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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.08.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-08-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188508246
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850824
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850824
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-08
- Tag1885-08-24
- Monat1885-08
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.08.1885
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Evschsinl tä-klch früh SV, Uhr. Lr-arttill un- LrPkdUiou JohauueSgaffe 8. Lprechkun-rn -rr ReSartion: vormittag- 10—IS Uhr. Nachmittag» 5—8 Uhr. «» »n »»»«»»« M.miicri»«, du tk»,«»», »u,t »rrdUt^ch. A«n«»«r »er für »e nL«ftf,I,e»»e Nn««er »eftt««ten Inserate an W»chr«ta,en ti» » Uhr «achnnna,». an E«nn- und Arftta,»u fr«» bl»Uhr. 3n den Filialen für 3ns.-)lnnahme: Ott« Ale««» Universitätsftraße 1. Laut» Lösche, katharinrnstr. 23, p. unr »t» V.S U»r. Eger.TagMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- and Geschäftsverkehr. Extrabeilage» ty 2ZK. Montag den 24. August 1885. Auflage LVLV0. ^lionnementspreis vienelj. 4V, Mü. incl. Bnngenohn 5 Mt., durch die Post bejvgeo 6 Mt. Jede einzelne Nummer 20 Ps. Belegeremplar 10 Lebüdren für Extras lin Tageblatt-Format ohne Postdesörderung ZS Mt. «lt Postbeförderung 48 Mt. Inserate sigespaltene Petitzeile L0 Pf. Größere Schriften laut uni. Preieoerjeichniß. Tabellarischer u. Ziffernsatz nach höherm Tarif. Reklamen »Mer dem Redaetioa»strich die4g»fpalt. Zelle 50 Ps., vor den Familiennachrichtea die Sgejpaltene Zeile 40 Pi. Inserate sind stet- au die Ervebltian »a senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prneouniernoüo oder durch Pvst- uachnahme. 78. Jahrgang. Amtlicher Theil. Steckbrief. Gegen de» »ntea beschriebenen Dienst kn echt Marlin Le»ano«ic; Hl ' V«ff»> gebaren am 11. vetaber 1880. in Arbeit, welcher flüchtig ist, ist die Unter. »egen »n« Mrawtna. Aret uUetzt in Aörbt»d«rf . . «chu»g»bast wegen schwere» Diebstahl« verhängt. E< wird ersucht, denselben zu verhaften und in da» Gerichte Gesilagatß zn Halle a/S. abjnliefern. Halle a/v., den »0. August 1885. Röntgltche Sta«t»an»altschaft. von Moer». Beschreibung: Llterr 24 Jahr». Statur: mittel. Nase gewöhnlich. Auge«: bla». Mnnd: gewöhnlich. Nichtamtlicher Theil. Deutschland und Spanien. * Den» e» auch von dem feiner Zeit in der französischen ffsreife so eifrig befürworteten Bündnisse zwischen den latei» aiscyen Nationen wieder ziemlich still geworden ist, so darf mau deshalb ja nicht glauben, daß diese Bündnißidee von den Franzosen endgiltig aufoegeben worden sei. Sie wird vielmehr, ze nach Zeit und Umständen, wieder hervortrrten, weil diese« Bündniß den Franzosen al» ein starke« Gegen gewicht nothwendig scheint, durch welche» Deutschland- Macht and Einfluß in Europa wieder herabgedrückt und Frankreich untergeordnet werden könnten. Die Richtigkeit dieser Behauptung erhellt schon au» der Thatsache, daß kein Franzose, welcher politischen Partei er auch angehören maa. sich mit den Veränderungen, die au- dem deutsch- französischen Kriege des Jahre» 1870/71 hervorgegangen. be freunden kann, illle Franzosen, ob Legitimisten. Orleanisten, Bouapartisten, gemäßigte öder radikale Republikaner, beklagen den politischen Niedergang Frankreich- und di« Schädigung seines militairischen Ruhmes seit 1870/71 auf da» Lebhafteste und sinnen fortwährend aus Mittel und Wege, durch welche Frankreich wieder eniporgerichtet und sein Gegner, Deutsch land, besiegt werden könnte. Diese Mittel und Wege scheinen freilich, je nach der Richtung der französischen Parteien, sehr verschieden, aber in dem Endziele, welches den Rachekrieg gegen Deutschland bedeutet, treffen alle zusammen. Das wird Jedermann unschwer entnehmen können , IVr nur mit einiger Aufmerksamkeit die Aeußcrungen der politischen TageS- presie Frankreichs ohne Unterschied lbrer Parteistellung ver folgt. Die radikal republikanischen Organe halten bekannt lich mit ihrein Haffe und ihren Nachcgedanken gegen Deutsch land keinen Augenblick zurück; vie gemäßigten öder osficiellen republikanischenKreise äußern sich freilich viel vorsichtiger. aber eS gab und giedl dennoch Augenblicke und Anlässe, welche die Grenzen dieser Mäßigung plötzlich überschreiten und einen Einblick in die Gefühle und Neigungen thun lasten, deren Erörterung nicht für die Oefscnllichkett bestimmt ist. In ähnlicher Weise verhalten sich auch die Organe der monarchischen Parteien, kurz, man wird sich jedenfalls sagen müssen, daß sich alle Franzosen in ihrem Haste und ihren Rachegedanken gegen Deutschland begegnen. Ob diese letzteren von einer Seite offen und laut in die Welt geschrien oder von der anderen mühsam zurückgehalten und gewistermaßen diplomatisch ver schnörkelt werden, das ändert im Grunde an der Thatsache selbst scbr wenig. Selbst die ernste und angesehene Pariser Monatsschrift, die ..Revue des deur MondeS" hat unlängst einen längeren Aufsatz gebracht, der, mit dem Aufwanbe eines großen historischen Materials, sich die Mühe giebt, den Beweis zu führen, daß der Germanismus in Europa keinerlei Zukunft habe, weil er für die hohen Ausgaben der Eivilisatio», Ge sittung und de- Fortschrittes völlig unproductiv sei. Der Sieg „Preußens" über Frankreich im Jahre 1870, heißt cS weiter, sei durchaus kein Sieg des Germanismus, sondern ein nur vorübergehender militairischer Erfolg einer ganz speciellen Rare, der „rucs pi-ussieonö'', welche. auS einer ge waltsamen Bcrmischung slawisch-litauischer BclkSstämme mit deutschen Eindringlingen entstanden, von den eigentlichen Deutschen gar nicht zu ihrem Volksstamme gerechnet werde. Um sich davon zu überzeugen, brauche man bloS nach Bayern zu gehen, wo die Preußen höchst unbeliebt und nicht als Deutsche betrachtet wären. — Der Schluß dieses merkwürdigen Artikels gipfelt in der Behauptung, daß Preußen seiner moralischen Schwäche und Vereinzelung in Europa sich ganz wohl bewußt sei und gerade deshalb ungeheuere Anstrengungen zu seiner militairischen Bertheidizung mache, die c» aber schließlich vor seinem Falle nicht bewahren werde. Auch die Pariser TageSblättcr haben seit einigen Tage» wieder Gelegenheit gesunden, sich mehr mit Deutschland und ihrem vorder erwähnten LieblingSgedanken, beziehungsweise mit dem Bündnisse der lateinische» Nationen zu beschäftige». DaS Scblazwort, welches diesmal „Deutschland und Spanien" beißN bezieht sich auf die Besitzergreifung Deutsch lands im Carolincn-Ärchipel. Das hat. wie auch schon in deutschen Blättern berichtet worden ist, in der spanischen Opposition-Presse eine gewaltige Aufregung hervorgcrnfen. Dieselbe beklagt sich i» heftiger Weise, daß Deutschland durch seinen Handelsvertrag mit Spanien dieses nickt allein wirlh- schasllich ausbeute, sondern es durch jene Besitzergreifung auch »och schwer beleidigt habe. Das dürfe daS stolze spa nische Volk nichl ruhig hinnehmen, wenn cS aus seine Würde nicht ganz und gar verzichte» wolle. Mindestens müsse es in der Angelegenheit ein europäisches Schiedsgericht fordern, welches Spanien wieder in seine Rechte ei»z»ietzen und vo» Deulschland Geniigtl'uiiiig für sein gewalllhätigcS Vorgehen im Carotincn-Archipel zu verlangen habe. Man kann sich le ckt denke», »ist welcher schadenfrohen Befriedigung dieser Zwischenfall vo» de» republikanischen Pariser Blättern aller Schatliruiigen ausgenommen wird. Die .Röpublique Fran^aise" weist bereit» daraus hi», daß Spanien diese Tci»illhig»»g nur sich selbst zuzuschreiben babe weil seine äußere Politik eine den LauoeSinleresien völlig widersprechende, daher antiimtioiialc unk unwürdige sei. Der natürliche Bundesgenosse Spaniens in geographischer unk politischer Beziehung sei das republikanisch: Frankreich, daS an der Spitze der lateinischen Nationen die Freiheit und civilisatorische Entwickelung Europas bedeute. So lange diescs natürliche Bündniß zwischen Spanien und Frankreich nicht zu Stande komme, werde sich letztere«, trotz seiner inneren Partei, kämpse, ganz vergeblich abmühen, irgend ein praktische» u erreichen. De-Halb müsse der ganze Patriotismus paniscben Patrioten auf den tbatsächlichen Abschluß dieses Bündnisse» gerichtet sein. — An diese Ideen des genannte» französischen Blattes, deren Spitze natürlich gegen Deutsch land gerichtet ist, schließt sich noch eine Schilderung der gegeu- wärtig in Spanien herrschenden Stimmung und Lage, wobei elbstverstänvlich die düstersten Farben nickt gespart werden. Gewisse Einzelheiten u»b angebliche Enthüllungen in dieser Schilderung lasten übrigen- vermulhen. daß sie auS den in Pari« befindlichen spanischen Flüchtlingskreisen hcrvoraegangen ist, deren Führer seit je zu den intimen politischen Freunden der „Rspublique Frangaise" gezählt haben. In maßlos heftiger Weise äußern sich aber über die er wähnte Angelegenheit die radical republikanischen Pariser Blätter, .Le Rappel". .Le Röpublicain". .Le Radical", .Le Clairon" und Rochesort'S „Jnlransigeant". Der „Radical" veröffentlicht einen förmlich revolutionairen Ausruf „ä tous los Liif'agools", worin diese zu einer allgemeinen Erhebung und Vertreibung de- „Dilluu pimssieiL' ausaefcrdert werden. Mit einem Worte, die im Eingänge unseres Artikels erwähnte Aufregung der spanischen Oppositionspresse hat wieder einmal den ganzen Deutschenhaß der Franzosen entfesselt, der im Laufe der Jüngstzeit leider auch in Blättern von gemäßig terer Richtung zum Ausdrucke gelangt ist. Man wird daher gut thun, diese Erscheinung zu beachten, wenn auch daS von den Franzosen angestrebte „Bündniß" mit Spanien Deutschland — mindesten» vorläufig — keinerlei Sorgen zu bereiten vermag. Leipzig, 24. August 1885. * Au» Anlaß de» 70. Geburtstages und 50jährigen Dienst- >ubiläumS de« Reichskanzlers sind demselben bekanntlich innerhalb und außerhalb des Reiche- gesammelte Geldbeträge behufs Begründung einer Stiftung, deren Bestimmung dem Jubilar überlassen wurde, zur Verfügung gestellt worden. Diese Stiftung ist nunmehr begründet worden, wie die nachstehende Allerhöchste CabinetSordre ergiebt. Dieselbe lautet: Aus Ihren Bericht vom 6. August d. I. will Ich die vom Reichskanzler Fürsten von Bismarck mit der auö Anlaß seine- 70. Geburtstages gesammelten und ihm zur freien Beringung ge- stellten Summe gegründete „Schönhauser Stiftung" aus Grund de- anliegende» Statut», ä. <l. Schönhausen, den 21. Mai d. I., unter Verleihung der Rechte einer juristischen Person, hier durch genehmige». Bad Gastein, den 8. August 1885. (gez.) Wilhelm. Dertz. 1 des Statuts sagt Uber den Zweck der Stiftung: Zweck der Stiftung ist, deutschen jungen Männern, welche sich dem höheren Lehrsache an deutschen höheren Lehranstalten widmen, vor ihrer besoldete» Anstellung Unterstützungen zu gewähren, auch im Jnlande wohnenden Witiwen von Lehrern des höheren Lehr- sachcs Beihilfe für ihren Lebensunterhalt und für die Erzi hung ihrer Kinder zu leisten. * Aus preußischen Abgeordnetenkreisen schreibt man der .Nativnalliberalen Correspondenz": „Die neueste deutsch conservative Kundgebung, die gleichzeit g einen Wahlaufruf bildet, erregt in mehrfacher Beziehung Be fremden. Schon die Unterschrift: „der Vorstand der con- servativeu Fraktion deS Abgeordnetenhauses" erweckt in dem weniger kundigen Leser re» Glauben, daß die Kundgebung gleichzeitig von der sreicoilservativen Partei auSgebe, um so mehr, als bei dem Passus über daS LehrcrpensionSgesetz gesagt ist. baß dasselbe wesentlich auf der Initiative der con- servativen Parteien beruhte. Aber hiervon abgesehen, ist es unrichtig, wenn die deutschcoiiservative Partei sich hin sichtlich deS LehrerpensionSgesetzes dieser Art in den Vorder grund stellt. Sie hätte weit mehr Veranlassung gehabt, Viesen Tbeil ihrer Wirksamkeit etwas mehr in den Hinter grund treten z» lassen. Die Initiative ist bekanntlich allein von der freiconservativen Partei ausgegangcn, welcher sich die deutjcbconservative und nationaltiberale Partei nur anschloffen. Während die letztere durch die bekannten von Schcnckendorsi'ichen Anträge, welchen sich Lurch den Abgeordneten Lilckkoss die Freiconservativen anschloffen, Verbesserungsaiiträge eiubrachte, haben die Tcntschconservativen einige Anträge durchgcsetzk, die einer Verschlechterung deS Gesetzes sehr ähn lich sehen. Wir erinnern nur an den Clairon b'Haussonville'schen Antrag über die Beseitigung der Minimalpcnsion; an die Bekämpfung de- QuotisirungSvrincips und an den von Rauchh.rupt'schen Antrag hinsichtlich der weiteren Heran ziehung deS Stellen-Einkommens. Gerade durch den letzteren Punct, dessen Beseitigung von der nationalliberalcn Partei beantragt war, ist dem Gesetz eine V.stimniung einvcrleibt worden, welche das Staatsbeamtcnpens onSgesetz. woraus sich die deutschcoiiservative Partei in ihrem Ausrufe bezieht, nicht kennt, und die niit vollem Recht den Unwillen de- ganzen LcbrerstandeS hervorgerusen hat. Dabe taffen wir gerechter- weise nickt unerwäbnt, daß einige auS der Initiative der nationalliberalen Partei bervorgegangenen VerbefferungS- anträge allerdings auch die Unterstützung der Deutfch- conservaiiven gesunden haben. Wenn diese in ihrem Auirus ihre Jnitialive zum Lebrerpennonsgesetz hervorkeben wollte, so mußte sie gerechterweise auch der .nationalliberalen Partei" Erwähnung thun. Der PaffuS über die „Eisenbak» Politik" vcrmeidet zwar vorsichtig den gleichen Fehler. Der Schlußsatz erweckt in dem Leser indeß de» Glaube», a>S be ruhe die Einsühruiig deS Staatöbahnsyitciiis nur ans dem Eiiilrcten der coiiservatwen Parten Auch hier hat die »ationalliberale Partei bekanntlich ihren hervorragenden An- theil, da obne ihre Mitwirkung das Staalöbabnsystei» nicht zur Dnrchsiibrug gekommen wäre. Hätten wir es hier nur mit einem einfache» Artikel der „Kreuzzeitung" zu thun, so batte uns die Hervorhebung der Verdienste der dcutschconser- valiven Partei, die wir in mehreren Puiictcn anerkenne», wenig berührt; vo» einem vssictellen Schriftstück der Partei bältei, wir iudeß mit Recht eine größere Objektivität er warten dürfen." » * * Die Bewegung unter den schweizerischen Arbeitern zur Abwehr de» Verdachts der Gemeinschaft mit de» Anarchisten scheint langsame, aber sichere Fortschritte zu machen An mehrere Grütlivereine ist nun der Allgemeine Arb.'itervcrri» Bern gefolgt, welcher iu einer Zuschrift a» die schweizer Presse sich über ein allzu strenges, ja »»gerechtes Unheil der selbe» bezüglich gewisser Vorgänge und Aeußerunge» i» einer Arbeiterversammlung beklagt und dann wörtlich sagt, er irtei-1 „müsse zum Voraus gegen jede Behauptung eine» gleich- Ziel I gesinnten und gemeinschazllichen Vorgehens und irgend eines aller I Zusammenhanges in der Lösung der socialen Frage zwischen oen schweizerischen Socialdemokraten und den sog. Anarchisten protesliren ; wenn er eine Versammlung über die Anarchisten- AuSweisungen einberufen habe, so sei e» ihm hauptsächlich darum zu thun gewesen, womöglich eine bester- Aufklärung und Belehrung über die für eine große Anzahl armer Arbeiterfamilien verhängten Maßregeln zu erhalten, welche oen Arbeiterkreisen Weber opportun noch klug schienen." * AuS Konstantinopel wird geschrieben: .Aus dem Dunkel ihres Dasein- und Wirken- ist kürzlich die Spar kasse oder vielmehr die SichcrheitScasse von Kon stantinopel durch einen Bericht deS Handel-minister» gerissen worden, welcher diese in der Türkei einzig dastehende Anstalt einer Reform zu unterziehen gedenkt. Diese Spar- cafle besteht seil Anfang 1868, wurde im Jahre 1875 vom Staat-bankerott zwar in ihrer Entwickelung gehemmt, doch nicht unmittelbar betroffen und hatte seit dem Jahre 1878 jährlich zwischen 850,000 und 1,250,000 Einlagen und zwischen 600,000 und 850,000 Auszahlungen, so daß ihr im Jahre 1884 ein angesparteS Capital von 1,250,000 geblieben war. Da- ist allerdings unbedeutend für eine «ladt von etwa einer Million und für rin Reich von 22 Millionen Bevölkerung. Allein der kleine Mann in oer Türkei erübrigt jetzt weniger al- je und vergräbt lieber seinen kleinen Sparpfclinig, anstatt denselben einer öffent lichen Casse anzuvcrtrauen, was er schon oft bitter zu bereuen gehabt hat. Der vornehme Türke dagegen zog eS ehedem vor. al- er noch überflüssiges Geld batte, dasselbe armenischen Bankiers in Aufbewahrung zu geben. Au- den Berichten der türkischen Sparcasie in Konstantinopel läßt sich i» Bezug aus die Höhe der Einlagen und die Zahl der Einleger nichts Näheres ersehen. In Ermangelung einer sickern Ünterkunst scheint vie Sparcasie zahlreiche Einleger abgewiesen zu haben. Ungleich werden auch die angenommenen Einlagen behandelt, nur die Hälfte derselben wird »ach dem Statut mit 9 und 6 Proc. verzinst, aus die übrigen Gelder wcrden geringere oder gar keine Zinsen gezahlt. Zur Verwertbung bringt die Sparcasie ihre Einlagen in ihre Psandleihanstalt, welche in der Regel mir auf bewegliche, ausnahmsweise aber auch auf unbewegliche Sachen gegen Bürgschaft Darlehen ertheilt. I» dieser Hinsicht ist sie vom Staate mit wichtigen Privilegien bei Verkäufe» und Exemtionen versehen worben. Näheres über dir Ergebnisse diese« ZiveigcS der Sparcasie fehlt. * 7'er Pariser Corrcsondent der „Time»", der sich einüildet, er könne durch seine Flunkereien dein deutschen Reiche schavc», und zu diesem Zwecke bei jcoem Zwischenfall der Weltpolilik eine seiner „Informationen" bekannten Kalibers zu Markte bringt, bat jetzt „von einem Freunde i» Zanzibar" einen Brief erkalten, den er den Lesern der „TimcS" tele graphisch ausbinvct. Es ist überflüssig, zu sage», daß darin England vor den schwarzen Anschlägen Deutschlands gewarnt wirk; dieselben werden folgendermaßen specialisirt: „Die Zanzibar-Frage wird die nachstehenden Folgen haben: 1) dc» Lulinii zu zwingen, de» Transit frcizugeben; 2) »ach Tanga- nytka, Ntwiiza n»d Maiiyeniena Deutsche zu i'eudcn, deren Ausgabe es sei» nnrd, den Eisendeinhaudcl vai» Congo abzuleite» und dessen Monopol für Deutschland zu sicher»; I) die Araber zu be wegen, die von der Loiiserenz nieder,gelegten Grenzen zu über- schreiten und den ganz » ElsenbeinhanLel den Deutictien zu über liefern; 4- den Besitz eines geiunden Landes >m Herzen Afrikas, wo eine Handelscolonie gegründet werden dürste, für Deutschland zu sichern; 5) die Deutsche» zu befähigen, ln- zu den Seen eine Eiienbah» zu bauen und somit Herren des Gebietes zu werden, ohne dem Sultan irgend eine Entschädigung in Anerkennung dieses Pro leeloralS zahle» zu müssen. Deutschland wird lomit von der Ein iubr, der Ausfuhr, vo» Evloinal-Niedeelassunge» und möglichen Allianzen mit den großen Potcnlalcn des Inneren de- afrikanischen Eontineni- profitiren; kurz gesagt, von einer Eentral-Stellung, welche eS in dc» Stand setzt, den Longo, Tripolis und den Nil zu controlire» und in dieser Weise einen größeren Halt über den Bniiicn-Handcl Afrikas zu habe» als irgend eine der anderen europäischen Mächte. England hat angesaugcn zu verstehen, was sich ereignet hat, aber ein wenig zu spät, und augenblicklich sagt man hier, es möge eine Folge des Regierungswechsels sein, daß England Ken deutschen Plänen keinen Widerstand leisten wird." Wenn diese Enthüllung des Herrn „von Blowitz" da» Ministerium Salisbury nicht warnt, so ist Hopfen und Malz au ihm verloren. * Die Uebergabe von Kassala erfolgte am 30. Juli. .Durch Hunger ausgemergelt," so meldet die .Daily NewS", .capilulirte die Besatzung". DaS Reuter'sche Bureau sucht die leidige Nachricht durch allerlei Zusätze dem englischen Gaumen schmackhafter zu machen; e« spricht von einem .srenndschastlichc» Abkommen mit den feindlichen Stämmen" lind will glauben macken, daß Os»,an Digma, empört über diesen milde» Ausgang, Vorbereitungen treffe, um nach Kassala z» eile» und daS Abkommen zu hiiitertreibeu. Die Bedingungen der Uebergabe sind nicht bekannt. In Eng la»d mischt sich in dös Gefüllt der Scham über bä« Schicksal der Tapscrn, weiche im Vertrauen aus englische Versprechungen so lange Stand hielten, das Gesübl der Erlviuiig; denn der heiße Sudan ist zum Grabe deS englischen Kriegsruhm« geworden und man spricht in London nicht gern mehr von den stolzen Eroberungsplänen, mit denen man sich Jahr« lang getragen hat. So ist man halbwegs srok, daß der blutige Schwamm de» Aufstande« da« letzte flackernde Licht der egyplffchcn Herrschaft verlöscht und damit England seiner sudanesischen Sorgen entledigt bat. Obscho» erst vor 45 Jahren gegründet, hatte Kassala als die Haupt stadt der reiche» und srucktbare» Provinz Taka und als KicuzungSpunct der alten Handelsstraßen »ach Maffauab, Suakin. Abessinien und dem Nilthal sich zur zwcitwichligste» Handelsstadt deS Sudan ausgeschwungen. Mit der Ucber- gabe dieser Stadt endet ein wenig ehrenvolle« Capitel der englischen Geschichte, ein Capitel. welche» lehrt, wie ein un.- sälsiger Ministerpräsident durch die ängstliche Rücksichtnahme aus die Launen dcö englischen Parlament» von Fehler zu Fehler und von Grausamkeit zu Grausamkeit getrieben wurde Neues Theater. Leipzig. 23. August. Die gestrige Ausführung von Lelsing's .Nathan bei» Weisen" zeigte einige Neu besetzungen. deren wir hier mit wenigen Worten erwähne» »iüffcii. Da in zunächst Salabin. der stolze, hochherzige, edle Fürst. Herr Treutler ist (wie neulich auch sein Herzog Alba in „Don Carlo»" zeigte) für solche männlich. kräftige Charaktere wie geschaffen. Persönlichkeit und Haltung maßvoll reservirtcS Spiel und kräftige- Stimmorgan weise» den Dar- teller aus da» Gebiet solcher impoilirender Repräsentations- rollen hin, in denen er unzweifelhask etwa« ganz Tüchtiges leisten würde, wenn eS ihm gelänge, in den moiiotoncn Gleich klang seiner Sprache einige Modulation zu bringen. Außer dem mischt sich in seine Rede vielfach ein singender Ton ein, der alle Höhe und Tiefe, wie die feinere Schattirung der dichterischen Sprocke und im Metrischen sogar die natürliche Gliederung de« BerseS beeinträchtigt. Saladm's Schwester und vertraute Freundin, die kluge Siltab, nimmt hier, da sie für die Handlung selbst überflüssig ist, die Stelle der „6outi«ieats" i»r altfranzösischcn Lustspiel wie bei Moliüre ein. Frl. Martha Baumgart wußte sich mit der Siltah leidlich abzusinden, wenn sie auch ihrem Spiel noch einige geistige U eber legen heit wird heimischen müssen, um diese orientalische Prinzessin, die sie äußerlich in anmuthigster Weise reprä- entirte, auch innerlich zu erreichen. Neu waren uns auch Herr Herbst al» Klosterbruder, der die ehrliche und schlichte Beschränktheit ohne die hier so übliche Uebertreibung zeichnete. Ueberrascht hat uns Herr Bischer in der RoÜe deS Patriarchen: ein scharf gezeichnetes, wenn auch hart au die Grenzen des Erlaubten streifendes Bild deS fanatischen Prälaten. Herr Bischer weiß immer durch seine Masken ungemein treffend zu charakterisiren; auch seinen gestrigen Patriarchen vergißt man nicht so leicht, wenn auch die rotben Flecken in dem weingedunfenen Gesicht diese» Kirckensürsien etwa- zu stark ausqetragen schienen. Alle diese Genannten haben freilich nur Nebenpartirn zu repräsentiren. Die Träger der Hauptrollen sind an dieser Stelle wiederholt gewürdigt worden. So die künst lerisch hervorragende Leistung de» Herrn Door al» Nathan. Nicht minder bemrrkenSwerth ist der Tempelherr des Herrn Hosmann. Auch Fräul. Salbach al- Recha darf die reizvoll-träumerische Adoptivtochter Nathan'» zu ihren besseren künstlerischen Darbietungen zählen. Dasselbe gilt von dem Al-Hasi des Herrn Borcherdt. Die treffliche Frau Ban» meister hatte als Dajah gestern die Lacher auf ihrer Seite. Daß auch Lessing'» weihevolle und doch so sinnig-heitrre Dichtung vor halb leerem Hause gespielt wurde, sängt nun nachgerade an. selbstverständlich zu sein. Warum aber auch Lessing vor Schiller und Shakespeare bevorzugen? Doch, fragen wir, wo ist jene Zeit hin, wo, wenn unsere klassischen Dichtwerke über die Bühne gingen, unsere Jugend, in», besonder« die akademische, in dichtgedrängten Echaaren jedem idealen Wort« und jeder poetischen Wendung, die dem KeisteSadel und der Seelengrvtze, der Freiheit und de» Menschenthume galt, begeistert zujauchzte? „War e» immer wie setz«? Ich kann da» Geschlecht »icht begreife». Nur da- Alter ist jung, achl und di« Jugend ist alt. Moritz Brasch. Vas Schachturnier zu Heresord in England. An dem Meisterturnier der Lountie« Sheß Association, deren die»« iähriger Tonareß in der altberühmten, cidertrinkenden Stadt Heresord in Wale« atigehalten wurde, brtheiligtea sich im Ganzen 11 Spieler, nämlich onßer den Engländern (10) H. L. Bird, I. H. Vlackburne, I. Günsberg, Laptain Geo. H. Mackenzie (Amerika), I. Mason, Rcv. I. Lwen, W. H. K Pollock, Rkv. E. E. Ranken, Reo. A. B. Skipworlh und E. Thorold auch ein Deutscher, Emil Schallopp au» Berlin. DaS Resultat war ein für Deutschland dielmal nicht un erfreuliche», denn Herr Sckallopp, besten Spielweise merkwürdig variirt, hielt diesmal glänzend Stand, ähnlich wie schon einmal 1880 in Wiesbaden. Er besiegte sämmilicke stärkste Gegner Mlickenzie, Blackburne, GünSbrrg (den ersten Preisträger von Hamburg), ferner Owen, Ranken, Skipworth und Pollock, machte Remis gegen Mason und setzte daraus mit an ihm nicht un gewöhnlichem Leichtsinn sein Spiel mit Bird aus- Spiel, indem er vorzog, auf Gewinn zu spiele», anstatt durch ewige- Schach Remis zu halten. Diese Partie mit Bird und seine außerdem einzige Ber- lusipartie gegen den bedeutend schwächeren Kämpfer Thorold kosten ihm den ersten Preis und sind Ursache, baß er zusammen mit H. E. Bird nur zum Siechen und zur schließlichen Theilung in den II. und Hl. Preis gelangte. Den vollständigen Verlaut de« recht in- leressanlcn Turniers zeigt die folgende tabellarische Uebe» sicht: ! « !8 2 2 S) N L « L -v ,s s s r: I ^ ^ ^ ^ I? 1^) s o « « Q Preise »Bird 0 ' 1 1 1 1 ?'/. ll und lll.Prew, 2 25 u. 15. (s. " > Blackburne '/. — 1 1 i I 0 l 1 8 l. Preis, /60. Günsberg 1 0 — 0 i 1 " 1 ü'/. Mackenzie V. 1 — 0 i i 1 " l 1 7 IV. Preis, / IO. Mason 0 1 — 0 0 '/. l 1 5'/. Owen 0 0 '/. 0 0 — 1 0 0 0 l'/. Pollock 0 0 0 0 l o — 1 0 0 1 3 Ranken 0 0 0 u 1 1 0 — 0 1 0 3 'Schallopp 0 1 1 1 >, I 1 — 1 0 ll.unblll.Pieis. / 25. u. 15. (s. ") Skipworlh 0 0 'i. 0 0 1 1 0 0 — 1 3'- Thorold 0 0 0 0 0 l 0 1 1 0 — 3 Der Engländer Blackburne Hai sein altes RenommSe behaupiet; nicht minder Capiain Mackenzie. GünSberg hingegen ist im Ver gleich zu Hamburg beträchtlich abgesallen; ebenso Mason. Die Ei», iätze, zusammen 22 LstrI., wurden unter die Nichipreisträger im Bcrhüliniß zu ihrem Resultat als Enlschädigung vertheill. Erfriulich ist, daß endlich einmal in einem britischen Meisterturnier ein Deutscher wieder sich betbeiligl und rühmlich mitgekäiiipsi Hali in ffentlich ein Anfang zmn Bessern, welches Ziel jedoch in Anbelrachl des prosrjsionsmäßigeii Betrieb- deS Schachspielens seitens der großen Mehrzahl d-r Ausländer für die Deutschen, durchgängig Amateur), überaus schwer zu erreiche» ist. Gleichwohl besitzen die Deutschen eine erhebliche Anzahl von Schachspielern ersten Ranges, welche in ihrer Spielstürke (aus Grundlage der Mnsterturnierc der letzten Jahre) etwa folgendermaßen rangiren. Erstens: C v. Bardeleben, I. Minckwitz, L. Pnilien, F. Ricmaun und I>r. Tarraich; zweitens: A. Fritz. H. v. Gotti'chall, W. Paulscn und A. Schott änder; drittens: M. Bier, E. Lesfmann und Vr. Schmid. Die Spielstärke E. Sckallopp's variirt, wie schon bemerkt: manchmal hält er sich kaum in Hl., manchmal wieder erhebt er sich über I. der ioeben Genannten. Außerdem giebt eS noch einige recht und noch einige lehr starke Spieler, welche sich in den Turnieren der letzten Jahre gar nicht oder nicht erheblich genug betheiligt baden, um den Obige» »nns tai^r, eingereiht werden z» können, nämlich: vr. S. Flechsig, vr. M. Lange. Nr. L. Schwede, I. Duiresne. L. Kockelkorn. v. Heyde- brand u. d. Loja, PH. Hirschseid, Prosesior vr. L. grämte, <l von Schütz u. A. ***
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