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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.08.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-08-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188508277
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850827
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850827
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-08
- Tag1885-08-27
- Monat1885-08
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.08.1885
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Erscheint täglich früh 6V, Uhr. Nrdarlion und LrpkdMon Johannesgaste 8. Sprechstunden der Redactiou: Vormittags 10—12 Uhr. Nachmittags ö—6 Uhr. ü»r tu Ninlgadi n»,claull«r M-Miicri«, «acht >ch tu »!«»»«>«» vlchl »rrduwru». Annahme ver sür »te «LchM*>»e«»e Nummer bestimmten Inserate an Wochentage» b»s L Uhr Nachmittag», an Sonn- nnv Arfttage« früh bi« 'i,»Uhr. 3« den Filialen für Zns.-^nnahme: Otto Klemm, UniversitLtsstrobe 1. konts Lösche, Kalharineustr. 23, p. »nr bi» V,S Uhr. eipMtr.TllgMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Gcschaftsverkchr. Auflage I»,rv0. IZbonnemrntsPreis vimelj. 4V, Mit. iucl. Bringenohn ö Mt., durch die Post bezogen 6 Mt. Jede einzelne Stummer Nv Ps. Belegexemplar 10 Ps. Bebüdren sür Extrabeilage» (in Tageblatt-Normal gesalzt) ohne tzostbcsörderung 39 Mk. Mlt Dostbesordcrunq 48 Mk. Inserate 6gejpaltene Petitzeile 20 Pf. Größere «chrislen laut uns. Prei-vrrzeichnib. labellariicher u. Zisterniatz nach höherm Tarij, Utllamen unter dem Redactionsstrich die4gespalt. Zeile L0 Ps.. vor den Iamiliennachrtchten die Ogejpaltenc Zeile 40 Ps. Jnierale sind n rs an die tz ppedition za senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praenuiiii-raiioo oder durch Post- nacvnahine. L3S. LZonnerStag den 27. August 1885. 79. Jahrgang. Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Für den Termin Michaeli« v. I. sind vier AuSstatti»n<zS- fttpeudte« im Betrage von 77 8 67 ^ 45 und zweimal 40 47 an hiesige arme, unbescholtene BürgerS- töchter, deren Berherrathung in die Zeit von Michaeli» vorigen Jahre» bis Michaelis dieses Äabres fällt, von uns zu ver geben, und sind schriftliche Gesuche darum unter Beifügung VerEheschließungSbescheinigung, eines von zwei hiesigen Burgern bei Bürgerpflicht ausgestellten Zeugnisses über die Unbeschollen- heit und Bedürftigkeit der Bewerberin, sowie, wa» da» eine nur an ehelich Geborene zu vergebende Wiederkehrer'sche Stipendium von 40.E47^s anlangt, einer Gcburt-bescheini- gung bis zum A. Oktober lsd. 9. auf dem Nathhause. 1. Etage, Zimmer Nr. 15. einzureichen. Leipzig, den 22. August 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Krumbiegel. Bekanntmachung. Die Entschädigung sür die vo n 2V. bi- mit 2tt. August dieses Jahre» m hiesiger Stadt einquartiert ge wesenen Truppen von» KSnigl. X. Infanterie- Regiment Nr. ist einargangen und kann i» den nächsten Tagen bei unserem Quartieramte, Stadthan», 2. Etage, Zimmer Rr. LV7, erhoben werden. Der den Quartierzettel Borweisende gilt zur Empfang nahme berechtigt. Leipzig, am 26. August 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. L. Bekanntmachung. Laut Angabe des am 18. November 1867 zu Thonberg geborenen Buchbinders Gustav Emil Krause ist Vesten ,m Jahre 1832 unter Nr. 737 von unS ausgestelltes Arbeit«» buch in hiesiger Stadt verloren gegangen. Wir bitten, dasselbe im Ansfindnngsfalle anher, Obst- markl 3. ll. Etagi, abliefern zu wollen. Leipzig, den 20. August 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. Or. Georgi. reiches. Bekanntmachung. Laut Angabe des am 25. Octvber 1868 zu Lindenau geborenen Laufburschen Wilhelm Rtch. Hedlich ist Vesten von unö im Jahre 1883 unter Nr. 10o6 ausgestelltes Arbeitsbuch in hiesiger Stabt verloren gegangen. Wir bitten, dasselbe im AusfindungSsalle anher, Obst markt 3, II. Etage, abliefern zn wollen. Leipzig, den 20. August 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Reichel. Bekanntmachung. Am 2. Te-tember ». IS., dem deutschen Natioualsesttage, bleibt die Börse geschloffen. Leipzig, den 22. August 1885. —^ Der Börsenvorftand. Lodlen-Lieferung. Für die Gemeinde Möckern soll der Bedarf an Kohlen und Holz, ca 40« «tr. böhmische Nntzftückkohle. 200 gtr. Pech» würfelkovlc, 200 Ltr. Meusrlwttzcr Braunkohle 1. -orte nnd 8 Mtr. tief. Scheitholz» an den Mindestsordernden ver geben werden. Offerten mit Beifügung von Proben sind bi- zum 30. August versiegelt und mit der Ausschrift „Kohlrn-LteferiMg" versehen im hiesigen Genicindeamte einzureichen. Möckern, den 23. August 1885. Der «rmeiude-vorftand. verkauf von Lichen-Buhlioh. In den Großhcrzogl. Forsten Allstedt, Landgrafroda und Hardisleben sollen ca. S20ddm Gtchen-Nutzftimme, zum Tchiffbau geeignet, welche im Jahre 1885/86 zum Einschlag kommen, vor deren Füllung auf dem Wege der Submission verkauft werden. Die Hölzer befinden sich 5 bis 121cm von den Bahnhöfen Oberröblingen a Helme, Sangerhansen und Büttstedt entsernt und werden aui Verlangen von den Grosth. Forstverwaltungen zu Allstedt bet Oberröblingen a. Helme und Hardisleben b. Büttstedt den Kauf liebhabern vorgezeiat. Die Gebote auf diese Hölzer sind aus das Cubikmeter schriftlich und verschlossen bis zum 16. Oktober d. I., Nachmittag 2 Uhr, hier abzugeben. Die Eröffnung der Schreiben findet LoniiabeiiS. drn 17. Oktober 0. I , Vormittag 10 Uhr, in der Expedition der Unterzeichneten statt und steht eS jedem Bieter frei, dem Termine beizuwohnrn. Die Auswahl unter den Bietern und der Zuschlag wird dem Grösst). StaalS-Ministerium, Dcpartcnient der Finanzen, Vorbehalten und werden Abschriften der Bcrkauss- bedingnnge» gegen Einzahlung von 60 Ps. aus Wunsch verabfolgt. Weimar, den 22. August 1885. Die «roftverzogl. T. Aorftinspection. Nichtamtlicher Theil. Jur Ztrcitfrage über die Carolineninseln. Die Meinungsverschiedenheit zwischen Spanien und Deutsch land bezüglich beS EigenthumSrechts an den Earolineninseln ist von französischer Seile benutzt worden, um ein ernste» Zer» würsniß zwischen beiden bisher so befreundeten Staaten her- beizusübren; cS läßt sich aber schon jetzt deullich erkennen, daß diese Bestrebungen erfolglos bleiben werben. Die ruhige und beionnenc Art, mit welcher da- mächtige deutsche Reich diese Streitfrage wie alle sonstigen internationalen Fragen behandelt, hat ihren Eindruck auch in Spanien nicht verfehlt, die stürmischen Klindgebiingcn, welche unter dem ersten Ein druck eines vermeintliche» an Spanien begangenen Un rechts stattgcsuiiden baden, sind einer ruhigeren Be trachtung der Angelegenheit gewichen, und die Sache kann heute bereits als beigelegl betrachtet werben. Am 24. August beschäftigte sich kaS spanische Ministerium unter vc»i Vorsitz veS Königs mit der Streitfrage, und in dieser Sitzung kam ein Telegramm der deutschen Regierung ur Verlesung, welche- ausdrücklich betont, daß dieser Zwischen all die guten Beziehungen Deutschland- zu Spanien nicht trüben könne, und baß sie demselben keine Wichtigkeit beilege. In, Ucbrigen hält die deutsche Regierung daran fest, daß sie die Earolineninseln bis zum Beweise 'beS GegentheilS als Niemand angchörig betrachte, weil Spanien dort keinerlei Behörde eingesetzt habe. Eine Meldung der „Köln. Ztg." aus angeblich zuverlässiger Quelle sUgl hinzu, daß die deutsche Negierung vorgeschlagen habe, die Streitfrage dem Schieds gericht einer besreuntclen Mackl zu unterbreiten. Damit ist die Sache in die Bahn der friedlichen Verbandlungrn ein gelenkt, und eS wird den Hetzversuchen Unbelheiligter nicht gelinge», das gute Einvcrnehmcil zwischen Deutschland und Spanien zu stören. Spanien wird sich sehr bald davon überzeugen, wen» da? nicht schon geschehen sein sollte, daß Deutschland nickt? ferner liegt, als die Reckte irgend eines anderen Lande-, am wenigste» eines befreundeten, zum eigene» Vortbcil zu verletzen. Der Erklärung der Schutzberrschast TculschlandS über die Caro- lineninseln lag einzig und allein die Absicht zu Grunde, die dort befindlichen deutsche» Handelsniederlassungen nicht schutzlos dem Ungefähr prciszugeben. Es lag hier dieselbe Ursache vor, welche die gesaniinte deutsche Eolonial- politik von Anfang an geleitet bat. Als die Samoa- srage aufgeworfen wurde, handelte eS sich darum, die deutschen Unternehmungen auf de» Samoainseln zu schützen, Angra Pcgucna, das Togoland, Kamerun, die Er werbungen in Ostafrika und die Besitznahme von Ncu- Britannien und eines TheileS von Neuguinea bienten säiiinillich nur dein einen Zweck, den deutsche» Handel in diesen fernen Ländern zu schütze». WaS kann dem »icichtige» delltscheil Reich daran liege», dem befreundeten Spanien ein Bcsiytbum von wenigen Quadrat»,eilen zu rauben, welches die Earolinc»- inseln darslellen? Die Handclsiiiedcrlassiingc», welche deutsche Kauflcule auf diese» Inseln errichtet haben, sind schon seit einer Reihe von Jahren in Thätigkeit, wie ver Streitfall im Jahre 1875 beweist. Hätte Spanien die ernste Absicht gehabt, die damals erhobenen Ansprüche ans eine feste Grundlage zn stellen, so wäre ihm däö ein LeichleS gewesen, eS brauchte nur sein vermeintliche» EigcnthumSrecht' an den Carolinen, inseln durch entsprechende Handlungen, wie Hiffung der Flagge. Einsetzung eine» Gouverneurs u. s. w.. kund zu Ibun, so wäre Deutschland gewiß die erste Macht gewesen, welche ein der artiges Vergeben anerkannt und geachtet batte. Da» ist aber nicht der Fall gewesen, bis ;uin heutige» Tage waltet aus den Earolineninseln keine spanische Behörde, eS besteht kein vertragsmäßig erworbenes Recht Spaniens aus die Inseln, wohl aber sind dort schutzbcdürstige deutsche HandelSnickcr- lassungen vorhanden, deren Beschützung die deutsche ReichS- rcgicrung alö ihre Pflicht ansehen inußle. Dieser Streitfall hat eine grundsätzliche Wichtigkeit, weil es dabei klar werden muß, daß Deulschland seine Neckte in jedem Falle geltend macht, sei der Gegner stark oder schwach, Auch England bat dem deutsche» Reiche seiner Zeit Schwierig keiten und Hindernisse in de» Weg gelegt, als Teuisckiand seine Rechte aus Gebiete geltend gcinacht, alö deren geborenen Herrscher sich England belrachlele. Es bat vieler Beinüüiingeu und großer Festigkeit aus vculschcr Seite bedurft, um den englischen Aiimnßungen enkgegenzillicten und sie auf ibre» Werth zurück,niübre», aber endlich hal sich da» zur See so mächtige England dock genötbigt gesehen, d»S Neckt Deutschlands auf die Ausübung der Schutzherrschast über Gebiete in Afrika und Australien anzucrkennc». Es lag ja der englischen Enipfinvlichkeit die menschlich sehr erklärliche Regung zu Grunde, welche immer dann sich zu zeigen pflegt, wenn ein bisher nickt als Wettbewerber ausgetretener Nebenbuhler aus dem Plane erscheint. Mit Unbehagen gemischte- Erstaunen ist in solche», Falle die natürliche Folge. Auch Portugal hat sich nicht von dem Jahrhunderte hindurch gehegten Dorurtbeilc loSmachc» können, daß zu irgend einer Zeit bestehende Neckte, auch wenn sie nur in der Einbildung deö angeblich Berechtigten bestanden, selbst durch Jahrhunderte lange Nichtane übuug nickt verloren gehen können. Portugal bat einsehen gelernt, daß eü mit solchen Anmaßungen nickt durckkoiiimt, und sich den Beschlüssen der Wcslasrikanisckcn Eonferenz in Berti» gefügt. Erft in neuester Zeit sind die betreffenden Aktenstücke auSgelanscht worden, welche diese Anerkennung enthalten. Bei Spanien liegt die Sache noch wesentlich ander-; den» diese Macht hatte tbatsäcklich im t5. und >6. Jahr hundert die Weltherrschaft in Händen. Die spanischen Schisse durchfiirchlen daS Weltmeer, und durch die Entdeckung Amerikas Halle Spanien sich zur erste» seebeherrsckeuöeu Macht cmpor- geschwungen. Bekanntlich siel diese Macht bald genug in Trümmer, und nur Euba bezeugt heute »eck, waS Spanien in Mfttclamerika einst gewesen. In neuester Zeit bat Spanien unter der klugen Regierung Alsonö' XII. da« Bestreben ge zeigt, wieder einzulrelen in die Reihe der Großmächte, und ist darin von Deutschland bereitwillig unterstützt worden. Wie Deutschlands Kaiser und Volk gegen Spanien gesonnen sind, hat sich mit unverkennbarer Deutlichkeit bei dem Besuche de« deutschen Kronprinzen in Spanien gezeigt. Wir freuen uns ausrichtig und neidlos deS Wiederausblübens de» einst so mächtigen Reiche» und möchten diese Eulwickclung i» jeder Weise fördern und begünstige» Wir können cs daher »ur als ein Zeichen unbegründeten Mißtrauens deö spanischen Volkes krackten, wenn cS die Verkündung der Schutzberrschasl Deutschlands Uber die Earolineninseln als eine Verletzung seiner Rechte aussaßt. Sind solche Reckte vorhanden, die unS unbekannt geblieben sein sollten, so sind wir kessen sicher, daß die deutsche NcichSregierung diese Rechte ebenso achten wirb wie die Reckte aller übrigen Nationen. Wir sehe» bei diesem Anlaß einmal wieder, wa- eS mit nationale» Instincte» au sich hat. Die Absicht kann die beste, die harmloseste sein, sie wird verkannt, wenn irgend ein nationales Gefühl dadurch verletzt wird, mag dasselbe noch so haltlos und unberechtigt sein. Die deutsche Reichsregierung hat zweifellos die spanische Negierung über ihre Absichten in Bezug aus die Earolinen- inseln nickt im Unklaren gelassen, sic hat gewiß den Schritt der Erklärung der Schutzherrschast »ur nach gewissenhafter Prüfung aller in Betracht kommenden Verhältnisse gethan und dennoch hat L>e Sache so viel Slaub auigewirbelt Allem Anschein nach ist die deutsche Eolonialpolitik schon wiederholt aus spanische» Widerstand gestoßen, und der Fall der Earolineninseln ist nur derjenige, bei welchem die Ver schiedenheit der beiderseitigen Auffassung zur öffentlichen Kenntniß gelangt. Zum AuStrage muß diese Streitfrage b ist e» kommen, und deshalb gut, daß es bei einem so ge ringfügigen Gegenstände geschieht, wie e» die Caroline,,, inseln sind. * Leipzig, 27. August 1885. * Nu» Wilhelmshaven wird un» vom 25. August ge meldet: „ES ist eine traurige Pflicht, dem Pnblicu», nach und nach die Hoffnung über den glückliche» AuSgang der Reise vrrCorvetle „Augusta" nehmen zu müsse», nachdem bis jetzt noch nickt die leiseste Andeutung über den Verbleib teS SckifseS aufgetaucht »st. ES sind dieses nickt Veriiiuthiingen, wie sie so leicht im Laienpublicum bei derartigen Gelegen- beiten austanchcn, sonder» die überzeugende Ansicht Sach verständiger, welche eine gründliche Kenniniß der obwaltenden Verhältnisse habe». So lange allerdings nicht daS Faclnin selbst pricht, wird man auch nickt mit pontiver Gewißheit sagen: da- Schiss ist verloren! ivenngleich die Umstände auch durchaus dafür sprechen. Zur Zeit der ersten Publieatione» über daS lange Ausbleiben der Eorvctte Halle dieselbe längst n Albany in Australien cingctroffen sein können, selbst wenn eS ausschließlich Segel benutzt hätte, unter der Vor aussetzung nalürlick, daß cö ohne ernstliche Havarie auS dem Orkan hcrvorgegangen sei, welcher Anfangs Juni, kurz nach dem das Schiff daS Rothe Meer verlassen und in welche» es wie auch der verlorene französische Dampfer „Nenard" ohne Frage gerathen ist. ES ist vielfach die Möglichkeit ansgestcllt. daß bei dem geringen Kohlensassungsvermöge» de« Schiffes die Vorrätbe auSgegangcn sein könnten und e» daher gänzlich aus seine Segel angewiesen sei I» der delikschcn Marine besteht jedoch die Instruction, daß kein Schiff, bevor eS unter Segel geht, seine Koblenvorrätbe aus- brauchcn darf, sonder» stets eine gewisse Menge Feucr»»gS- matcrial in Reserve halte» muß, nn, für besondere Fälle, wie Stürme, Passiren schwieriger Gewässer, Einlaufen in Häfen u. s. w., Dampf macke» zu könne». ES werden daher große Reise» von KriegSsahrzeuge» meist nur unter Segel zurnckgelegt, trotzdem sie glcickzcilig Dampser sind (aus genommen sind hiervon natürlich die schweren Panzer schiffe, die »eiierdingS entweder gar keine Takelage führen, oder denen ibre etwaigen Segel dock nur wenig zum Fortkommen helfe» würden), schon auS rein ökono mischen Rücksichten. Und im Gefechte selbst wird auS- schließs! h gedampft. ES ist daher gar keine Frage, baß die ..Augusta" eine genügende Menge Kohlen an Bord gehabt hat, mit denen sie eine beträchtliche Strecke, unabbängig vom Winde, hätte zurücklegen können. Auch wenn die Eorvctte »ach dem Teifun mit nördlichen» Winde südlich bis in die Region des a»S Westen kcininendcn Pasfaleö zuriickgcgangen wäre, und alSdann, um nach Australien zu komme», einen östlichen CvurS ciiigeichlageil hätte (ein Manöver, welches sehr viel von Segelschiffen gemackl wird), inüßte sie längst selbst bei langsainster Fahrt in Australien angekomiuen sei» und Nachricht gegeben habe», falls sie nickt geradezu rin Wrack geworden ist. Nur die Annahme, daß die Aiignsla" durch den Teisun, dem bekanntlich eine Anzahl von Schisst» ihren Nnlergang verdanken, so schwer an Takelage Mid Maschine beschädigt ist, daß sie ein Spiel der Wellen geworden und weil verschlagen ist, läßt noch die Hoffnung aus kommen, daß daS Fahrzeug noch erislirt und seine Besatzung noch am Lebe» ist. Aber auch diese Annahme hal wenig Wahr scheinlichkeit für sich, indem jene Regionen sehr viel von Schisse» durchkreuzt werde» und das eine oder andere Ver „Augusta" gewiß begegnet wäre. Immerhin ist die Annahme, daß daS Schiff im wracken Zustande weit nach Süden oder Süd- Westen verschlagen ifl, nicht unberechligt, da ein solcher Fall kein unmöglicher. Die „Augusta" wurde bereits am 27. Juni i» Port Albany im King ÄcorgcS Sund, an der Südspitze von Australien gelegen, erwartet; die Entfernung von Aden biö dort beträgt elwaS über l400 deutsche Meilen, welche Strecke sie bei einer mittleren Geschwindigkeit von 8 Knoten Anfang« Juli hätte zurückgelegt bade» müssen. — DaS ge- sammte llebungsgtfchwaver ist von Kiel nach bier unler wegS; die ganze Torpedostotille ist bereits cingetrosfen, so daß in dieser Woche noch sämmtliche Schiffe hier vereinigt sind lim de» FestungSkricg zu beginnen." * Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt osficiöS: „Die von der „Agence Havas" vor einigen Wochen gebrachte, auch in verschiedene kiesige Zeitungen übergcgangene Nach rückt, daß der in besonderer Mission jetzt i» Berlin ei» getroffene außerordenlliche persische Gesandte Marschall Mohsin Kban den Auftrag seitens der persische» Negierung bätte, hier Ossiciere und Civilbeainle sür Persien zu eiigagire», ist. wie unS von autoritativer Seite milgelheilt wird, durchaus unbegründet." * Die Auslassungen deS Vati ca nischen Correspondenten in einem neuesten Briefe der „Politischen Correspondcnz" lasten kaum hoffe», baß die Differenzen zwischen der Curie und der preußische» Negierung wegen der Besetzung deö Erzbisthums Posen-Gncse» vor der Hand zum Ausgleiche kommen werden. Der Correspondent schreibt: „Der heilige Stuhl bak keinerlei Anlaß, seine vor geraumer Zeit »i der erwähnten Richtung gcmachten Vorschläge ciegenwärlig irgendwie abzuändcr». WaS speciell daS Erzl»«Ihuin Poseii-Gnesen betrifft, so bat die Curie sür vastelbe Prälaten vorgeschlaaen, welche alle die für die würdige Ausfüllung dieses hoben Amtes erforderlichen Eigcnschaslcn besitzen und durch deren Ernennung die politische Ordnung im prrußischen Staate in keiner Weise tangirt oder gar compromittirt würde. Die preußische Regierung' will sich von dem Standpunkte, daß sie nur die Berufung eines Prä laten nicht-polnischer Nationalität aus den erzbischöflichen Stuhl von Posen «Gnesen zulasten könne, nicht abbringen lasten. Der heilige Siubl wird dadurch in di« Unmöglichkeit versetzt, diese Frage ihrer Lösung »äber z» bringen. Wenn die velnische Bevölkerung der genannten Erzdiöcese einen Ober- Hirten wünscht, der ihrer Nationalität ist und ihre Sprache spricht, so ist da« wohl kein Verlangen. daS die Grenzen deS Billigen und Vernünftigen überschreitet. Wie könnte nun der heilige Stuhl jener Bevölkerung einen nicht-nationalen Oberhirtcn aufzwingen, ohne sich selbst nickt nur in den Augen jener Bevölkerung, sondern gegenüber der ganzen katholischen Well überhaupt zu compromiiliren, indem dadurch der Sckein entstände, daß der beilige Stuhl sich dem Drucke einer Regierung gefügt habe. Würde eS die preußische Re gierung etwa gleichgiltig ansebe», wen» der heilige Stuhl z. B. den Diöcesen von Köln. Limburg oder Paderborn pol nische Bischöfe auszwingen würbe? Schließlich sei »och em- I mal die Frage ausaeworien- ob e» möglich ist, daß die preußische Regierung während der Tauer ibreS Regimes sich unter dem polnischen KleruS nicht einen Anhänger erworben hak, dem sie daS ErzbiStbum Posen-Gnesen anvertraucn möchte. E? ist dicS wohl kaum anz»»ehi»cn." * AuS OscherSleben wurde kürzlich berichtet, der bis herige Inhaber deS Reichstagsmandais. der ehemalige, aber der Fusion nickt bcigelrctene Secessionist Sommer habe sich im Falle seiner Wiederwahl verpflichtet, der national- liberalen Partei beizutrelen. Da« Gleiche meldet nun die L. C." betreffs deö ebenfalls nickt der Fusion bcigetretcnen Vertreter? für Wollinirstekt-NcubaldenSleben, deS Herrn Sackse. — Zu de» Parlcuneiilarier», welche bei den näch sten iKeuwablen zu», preußischen Landtage ein Mandat nicht wieder annchine» wollen, gehört auch der Senior des Abge ordnetenhauses, Herr von Bockum-Dolfs-, der ohne Unterbrechung seit 1852 Mitglied deS HanseS ist und zuletzt den Wahlkreis Hamm-Soest seit 1867 in, preußischen Land tag vertrete» hat. Herr v. Bockiim-Tolsfö bat sich mit Riick- icbt auf sein bohcS Alter — er ist um l9. Februar l802 zeborcn — entschlossen, sich von de» parlamentarischen Ar- peilen zuriickzuziehe». * Am Sonntag, den 30. d. MtS., findet in Fürth die LaiideSversaiiiinliing der Deutschen Bolkspartci in Bayern statt, ans welcher u. A. die Stellung der Süd deutschen zur Norddeulscken Demokratie berathen werden soll. Mit Rücksicht cuis die Vorgänge, welche sich auf dem letzten allgemeinen Parteitage in Mannheim abspielten, — wo sich eine Spaltung zwischen den bayerischen Demokraten und denen der „Frankfurter Zeitung" einerseits, sowie Karl Mayer-Stutt gart und !ze» übrigen VolkSparteilcrn andererseits bemerkbar machte — dürste diese Versammlung reckt interessant werden. In Bälde steht, dem „Bert. B.-C." zufolge, ein neuer all gemeiner Parteitag, welcher diesmal nach Hanau einberufcn ist, bevor, zu welchem aus der Fürther Landesversammlung die Delegirtcn auS Bayern mit Instructionen versehen werden sollen. * Am 25. August beging in Rißtissen bei Ulm der deutsch- freisinnige Parlamentarier Frhr. Franz Schenk v. Stauf- senberg mit seiner Gemahlin, einer geborenen Gräfin von Gelbern-Egmont, da» Fest der silbernen Hochzeit. Die Che ist mit drei Töchtern und einem Sohne gesegnet. « » « * lieber den bereits telegrapbitch aemeldeten Nebersall deutscher Turner in Königinbos seitens czechischer Flegel lheilt die „Neue Freie Presse" auö Königinhof Folgen des mit: „In unserer Sladl herrscht große Aufregung über einen heule Nacht- in Königinhol' erfolgten Uehersall deutscher Turner a»? Traittenan, welche an der Einweihung der deutschen Turnhalle in Königinbos lbcilgenommen hatten. Als die Trautenauer Festgäste LcS NachlS Köiiiqinhos ver ließen. wurden sic mtt Steinen beworfen. Elf Personen wurde» verwundet; ein Theilnehmcr der Turnsahrt üat nach ärzllicker Eonstaliriing eine bedenklick schwere Verletzung durch einen Sleiliivurf erhalten. Hutmacker Flöget in Trautenau hat mehrere solcher czechischer Wurssteinproben mit der Ueber- scbrif't „.Königinhofer Handschrift" in seinem Laden aiisgeslelll. I» Folge dessen saiiliiielken fick viele Menschen vor feilieni Lade». Die Ezecke» inacklen hiervon die Anzeige beim Bezirkshaliplnian», der mitllebergebnng beS BürgernicistcramteS die Beseitigung Vieser Steine-AnSslelliing anordncle. Der Bezirks- hauptniann wendete sich dann angesichts der in der Stadt herrschenden Erregung an den Bürgermeister und verlangte, dieser möge für die Erhaltung der Ruhe in der Stadt garantiren. Der Bürgermeister lehnte jckvck angesichts solcher Vorgänge ab, sich sür die Erhaltung der Ordnung zu ver bürgen. Glaubwürdige Augenzeugen deS llebersalls berichten, daß die Attaque der Ezecke» bereit« innerhalb der Stadt Königinhof begann. In Folge dessen verlangten die deutschen Gäste auS Trautenau behördlichen Schutz. Die Führer der Ezecken in Kvniginhos verlangten dagegen, die deutschen Gäste mögen paarweise und nicht gemeinsaul die Stadt verlassen. Daraus schließt man, daß sie von de» vorbereiteten Excessen in Kenntniß gesetzt waren. Gleichwohl wurde behördlicher seits der von den Deuls'chcn vcrlanglc Schutz sür überflüssig erklärt und verweigert. Die Kutscher der Lohniribrwerkc, welche gerüchtweise von den vorbereitete» Exccssc» Kunde er hallen halten, wurden angewiesen, sich nur getrost aus den Weg zu mache», man könne sür die Sicherheit ihrer Fahrgäste garantiren. Die Excekentcn hatten sohin leichtes Spiel, lieber den Vorfall wurde bereits die Strafanzeige erstattet." * In Madrid hat am Sonntaa Abend zwischen fünf nnd acht Uhr die angekündigte Massenkundgebung wegen der Besetzung der Carolinen in sein stattgrfunkc». Nach Madrider Telegrammen soll sich die Zahl der Thcil- nebmcr auf 150,000 belaufen haben, dock lasten selbst sran- zösische Blätter dieser Zahl ein Fragezeichen folgen. Der Zug. in dem sich etwa 60 Fahnen befände», durchzog vom Prado auS die Hauptstraßen der Stadt unter den beständigen Rusen: „E? lebe die Unverletzlichkeit Spaniens! Es lebe die svanische Armee! Nieder »>it den Usurpatoren!" Vor den AinlSgcbäuden deS Ministerpräsidenten und des Ministers de? Innern hielt der Zug eine Weile, um seinen Protest be sonder« laut hören zu lassen. Mehrere Mitglieder politischer und »nlitairisctier Vereine dielte» Ansprache» an die Masten. Tic Regierung hatte die nölhige» Maßregeln getroffen, »m Unordnungen zu verhüten; doch scheint die ganze Kundgebung ob»» störenden Zwischenfall verlausen zu sein. Die deutsche Gesandtschaft wurde in keiner Weise belästigt. Nach dem Verlaus der Kundgebung gewinnt man den Eindruck, daß die selbe zum Mindesten ebenso viel wie gegen Deutschland gegen die spanische Regierung selbst gerichtet war. weil diese so lange gezögert bat, die angeblichen Besitzrechte Spanien» aus die Earolineninseln durch äußere Zeichen und Handlungen unan fechtbar zu machen. In einem Tbeile der Madrider Presse wird die» in der Tbat au-gesprocken und man fordert von der Regierung nimmebr entschlossene? Austreten. Einige Blätter äußern dabei sogar eine KriegSlust, die in ihrer Ucderschwäng- ljchkeit manchem Lächeln begegnen wird. Da wird von den 600.000 Gewehren gesprochen, welche Spanien — auf dem Papiere — hat; ferner von dem Bombardement aller deut schen Schiffe, welche die Meerenge von Gibraltar durchfahren, von Erlknlung von Kaperbriesrn, um die deutsche» Handels schiffe zu vernichten, von Ankauf einer neuen Flotte und wa» dergleichen spanische» Strohfeuer mehr ist. DaS Erste, was verlangt wird, ist aber natürlich da« gewaltsame Her unterreißen ver deutschen Flagge aus den Earolineninseln oder vielmehr, wie man jetzt endlich erfährt, auf der Insel Ponap«.
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