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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.08.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-08-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188408244
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840824
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840824
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-08
- Tag1884-08-24
- Monat1884-08
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.08.1884
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Erscheint täglich früh SV,Uhr. UeterU»» mü ErPedMo JohanueSgasse 33. Sprechst«»-»» »er UrS«rii«u Bormitta»» 10—IS Uhr. Nachmittag» 5—8 Uhr. N>»HW» her sRr hh» yIGLk<lA»>D» *»»«er hestt««tt» I» fr rate « Pövchrutaqru »t» t Uhr Nachmtttaa», «« Lvnn- ,»h Keftlqgr» srüh »t» ,S Uhr. 3« den Filiale« für I«s.-A»nah«t: Ltt» <>»««, Universitättstraßr 21, L«nt» LH sch«, Katharinrnftraßr 18, p. mnt hl« Uhr. Mip.rigcr.Tageblatt Anzeiger. Organ für PoM, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Auflage 18,8««. IboimementSPreio oierlelj. 4V, inel. Bringerlohn 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Mt. Jede einzelne Nummer 20 Pf. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilage» (in Tageblatt-Format gesalzt) «H»e Postbeförderung SS Mk. «it Postbeförderung 48 Mk. Inserate -gespaltene Petüzeile 20 Pf. Größere Schriften laut unjerrm PrriS- verzeichnlß. Tabellarischer u. Ziffernsatz nach höherm Tarif. Nerla»k« nnter dem Uedartionastrich die Spaltzeile 50 Pf. Inserate sind fte» an die Er»c»ittan zn senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prnenuwernmio oder durcy Post. Nachnahme. 237. Vormtag den 24. August 1884. 78. Jahrgang. Amlltcher Thetl. VtklNNttUgchMS. Inf dm letzten hiesigen Wochenmtirkten sind nnter der Dqeichmrng »deutsche Trüffeln- Pilze seilgehalten »ud der- kaust worden, welche, wie die Untersuchung ergebm hat, zu de» giftigen oder mindesten» schädlichen Pilzen gehören. Wir find« uns hierdurch veranlaßt, aus da» Reichtgesetz, detr. dm Verkehr «it Nahrm»g«mitteln, Genußmitteln und Gebranch»g«grnständ«n, vo« 14. Mai 187- hinzuweisen, deffm tz. IS, Absatz 1 am Schluffe denjenigen mit Gesängniß. »edm welchem auf Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte er kannt werden kann, bedroht, welcher wissentlich Gegenstände, deren Genuß die menschliche Gesundheit zu beschädigen ge eignet ist, al» Nahrung»- oder Genußmittel verkaust. seilhalt oder sonst in Verkehr bringt, uud dessen tz. 14 auch schon fahrlässig« Begehung dieser Handlung mit Geld« und Krei- heit«strasen bedroht und bemerken hierzu, daß wir demgemäß da» Feilbieten «nd Verkaufen rc. der obenbezeichneten schält lichen Pilz« uunachsicktlich verfolgen werden. Leipzig, am 23. August 1884. Der 9k«th der Stadt Leipzig. vr. Georgi. etsch«er. Vekannlmachung. Wegm Legung von Gasröhren aal Bayerische» Platz« werde, von DiruStag, de» I«. lfd. Mo«. ab. den, Fortgang« der Arbeiten entsprechend, die Au-gänge der Bayerische», Albert-, Windmühle«» «nd «Ar»« derger Stratz« zum Bayerischen Platze für allen »»befaate» Fährverkehr gesperrt. Leipzig, dm 22. August 1884. Der Vlath drr Stadt Leipzig. Krelschv vr. Georgi. hmer. erledigt . unsere den Schuhmacher Friedrich Eduard lllt»>»er au» «lzschaa betreffende Bekanntmachung »o« S. diesr» Monat» durch A-sareifuna de- Genannten. Leipzig, am 18. August 1884. Das Poltzeiinnt der Stadt Leipzig. I. V.: I unck, DoHth. Rfdr. Faldix. Vekamstmachmg. A« ». »apt«u,l»«e a. 4., pr« »rutsche« Natioal- kttttnse, »leibt die »«»etil»»»»«»». TW aas Dienstag, »en 2 Serie «»er, fa»m»e Vrnppete»- »örfe wir» ans Mantag, dm 1. Seple«»er, »erlegt. Leipzig, »eu SS. August 1884. Ter vörse«tz»rfta«d 1. und II. Seelion. LSnigliche Akademie der bildenden LSn-r nad rnnstgemerbeschnle z« Leipzig. Frequenz im letzte« Jahre S2S Schüler. D!e Studien im Wintersemester 1884/85 beginnen TonucrSlaa, de» 2. Oktober ». or^ die Tagescnrse früh 8 Uhr, die Abeubmrse um 8 VHr. Ter Lehrplan umfaßt aste L»terr«cht»ge»tete der bildende» Künste »»V de» Kunst,«werbe» und berücksichtigt speeiel die Ausbtlbnng in bm graphischen Künste«. Anmeldungen zur Aufnahme sind in drr Zeit da« 8. »iS «it 22. September d. I. iu der Expeditton der Kunstakademie, west licher Flügel der Picitzenburg, 2. Stage, Nachmittags zwischen 4 »«- S Uhr »n bewirken. Leipzig, den 18. August 1884. Ter Direktor. vr. Lndw. Nirpee. Vekanntmachnng. Ti« Llrfrrnna de» Bedarf- an Steinkohle» bester Sorte bei der Kaiserlichen Ober-Postdirertton uud bet den hiesige» Stadtpost, austalte» sür die Lest vom 1. Oktober 1884 bi» Ende September 1885, welcher auf etwa 304,500kx sich belaufen wird» soll im llbegr de» Anbietung-verfahren» vergeben werde«. Eine Zusammenstellung der LieferungS-Bedingunge» kan« bei drr Kanzlei der Kaiserlichen Obrr-Postdirection» sowie bei den Post ämter» in Chemnitz und Zwickau i. S. eingesehen, auch gegen Ei> stattnng der Abschreibgebühren von der gedachten Kanzlei bezogen »erde». Geeignete Uniernehmer wollen ihre Angebote bi» zmu 1b. September diese- Jahre» schriftlich bei der Ober-Postdireetiml tu Leipzig anmelden. Die Auswahl unter den Bewerber« wird ohne entscheidende Rücksicht auf die Mindestforderung Vorbehalte». Leipzig, den SO August 1884. Der Kaiser«^ Vber-Poßtdtreetor. Versteigerung! Im Hofraume bez. im Auction«locale de» hiesigen Amtsgerichts sallen TtmStag, de« 28. ds«. Mt», 2 llhr Nachmittag», «in« sildern« Taschenuhr, zwei Wmterüberröcke, zwei Lan»««er» fü»s Laftmagr«. drei Pferde, zwei eomplette Geschirre »nd ein Futterkgstm verfteigen werden. Leipzig, am SS. August 1884. yieitz, Gerichtsvollzieher. -ea soll ans Beschluß der Jagdverpachtung 8. September b. ». Nachmittag» 2 Uhr, . »er hiesigen Jaadgenossenschatt im «oftHofe »» , iltttz die Iagdnntzunq de» dasigen AlurbezirSe», ra. «7 Liker «atbalttnd, ans 8 hinterrinander folgend« Jahre, »nd zwar vo« 1. September 1884 bi» mit 81. Augnft 1890, »sfenilich meistbietend, pdoch mit Vorbehalt der Lu-wahl nnter de» Ltrttanwn ans Grund der im Termin« bekannt zu machende. Beding»»,«» ver pachtet «erden. Großmiltttz, de» S4. August 1884. G. «abtsch, Ia^vorstand. Nichtamtlicher Thetl. Der ftmyöstsch-chiuestsche Lrieg. Dl« Würfel find gefallen, am 2l. August hat China da» französische Ultimatum zurlickgewiese« und seinen Gesandten Li-Fona-Pao an» Pari» abberusen. Gleichzeitig hat der fran zösisch« votschastlseeretoir SemaNev. zur Zeit der einzige Ber- tretrr Frankreich- in der chinesischen Hauptstadt, Peking verlassen; China befindet sich also jetzt erklärtermaßen mit Frankreich im Kriege. Ans diese» Ziel bereitete schon da» Treffen zwischen Back «md Längs«, vor, dort haben sich die chinesischen Trnppen zum ersten Male mit den französischen im offenen Felde gemessen, und der Erfolg scheint die Chinesen befriedigt zu haben. Sie haben bei dieser Gelegenheit gesehen, daß eine bedeutend« Uebermacht der Ihrigen den Franzosen gefährlich werde» kan«, »nd da» genügt ihnen vorläufig. DK Chinesen haben ihrer Natur und Gewohnheit gemäß gegen di« Franzosen nicht mit offenem Visir gekämpft. son dern durch Zögern und verrath, durch Hinterlist und Wortbruch die Dinge allmälig zum Bruche getrieben Da» gereicht ihnen zur Ullehre und macht sie eigentlich unfähig, fernerhin mit europäischen Mächten diploma tische Beziehungen zu unterhalteu, aber ihre Handlungs weise erscheint m einem milderen Lichte, wenn man erwägt, daß sie sich den Franzosen gegenüber im Stande der Nolh- wehr befanden, daß sie von diesen gezwungen worden sind, wohlerworbene Rechte bloS au» dem Grunde auszugeben, weit die Franzosen die Macht auf ihrer Seite haben. Es scheint den Chmeseu niemals Ernst gewesen zu sein mit der Abtretung de- Protektorats über Anam au Frankreich, der Friede von Tientsin galt ihnen nur al» da« Mittel, um die Franzosen über Chma« wahr« Absichten zu täuschen und sie in den Hinterhalt von Back zu locken, damit dort Rache geübt werden konnte für die Wegnahme von Bacninh und Sontap. Ein« solche Handlungsweise läßt sich wie gesagt nack europäischen Anschauungen nicht rechtfertigen und noch weniger mit den Satzungen de» Völkerrechts in Einklang bringen, aber verstehen kann man sie. und deshalb werden die unbetheiligten Mächte auch ihre Beziehungen zu China nicht ohne Weiteres abbrechea, sie werden sich vorläufig darauf be schränken. da« End« de« Lcnflictes abzuwarten und zu sehen, wie sich China ferner verhalten wird. Gerade durch die Ausrecht- haltuna de» diplomatischen Verkehr» zwischen China und dem neutralen Europa wird eine G-sahr abgcwendet, welche de, dem auf- Neue wachgrrufenen Laß der Chinesen gegen alle Fremden dringend genug erscheint. Es hat nickt an Sym ptomen dafür gesehlt. daß die Chinesen bk französischen Gewaltthaten in Tonkin mit einem allgemeinen Blutbad« unter den Europäern aller Nationalitäten beantworten wollten, aber dk Chinesen mußten bei ihrer welt bekannten Schlauheit einsehen, daß sie dadurch ihre Lage nur verschlimmern und eine europäische Coalition gegen sich Hervor rufen mußte«, welche eine schwere Demüthigung und einen großen Machtverlust zur «nauSbleibliche» Folge haben mußte. China will sich aber da» Schutze» oder wenigsten« der mora lischen Unterstützung de» neutralen Europa gegen über mäßige Forderungen Frankreichs bedienen, und deshalb wird e« sich wohl hüten, dk nichtfranzösischen Europäer zu reizen und zu beleidigen Für Frankreich ist ein Krieg mit China sehr unerwünscht. Al» die Dttrutirtenkammer in jener stürmischen Iunisitzung dcö vorigen Jahre» die Mittel bewilligte, nm den Tod de- CapitänS Rivisre durch eine exemplarische Züchtigung der Anamiten zu rächen» dachte man in Pari» wohl schwerlich daran, daß ein Jahr später sich darau» ein Krieg zwischen Frank reich und China entwickeln würde. Mit verhältnißmäßig geringem Krastaufwande ein blühende» Land in Ostasien zu erobern und an der Südgrenze China- die Fahne der Repu blik zu entfalten, da» war ein lockende- Bild, für welches da» französische Parlament mit Vergnügen eine Anzahl Millionen opferte, um so mebr, als da- neu erworbene Gebiet die Aus sicht auf reichen Gewinn ervffnete, aber auf unabsehbare Zeit in einen Krieg mit dem wcltauSgrdehnten chincsischeu Reich verwickelt zn werden und dadurch genvthiat zu sein, große Truppenmasseu über den stillen Ocean zu senden, das war nicht dk Absicht. Darum gab sich auch auf verschiedenen Seiten der Kammer großer Unwille kund, al» de« Bombarde ment« von Keelung in der Sitzung vom 13. August Erwähnung geschah; dk Opposition befürchtete mit Recht, daß sich daraus der Sneg mit China entwickeln werde. Die Feinde der Regierung bedachten freilich in jenem Augenblicke nicht, daß sie durch die Kundgebung ihrer Empfindungen in öffentlicher Kammersitzung und in Gegenwart des Vertreter« China« gerade die Wirkung herbeiführen halsen, welche sie vermieden zu sehen wünschten. Die nachfolgenden Abstimmungen vom 15. und 18. August haben die Entscheidung zu Gunsten LeS Kriege- gelenkt nnd Ferry befindet sich jetzt in der unangenehmen Lage, den Krieg gegen den Willen von 152 Mitgliedern der französischen Volksvertretung zu führen. Angesicht« der vollendeten That fache der chinesischen Kriegserklärung würde freilich die Abstimmung der französische« Kammer ander» auSfallen, die Opposition würde entweder verstummen oder ihre Stimmen mit der Majorität vereinigen, um China die volle Einniütbigkeit Frankreich« bei dem bevorstehenden Kampfe zum Bewußtsein zu brigen. Unbegreiflicherweife scheint Ferry auf den vortheil einer solchen Kundgebung Verzicht leisten zu wollen. Statt die Kammern unverzüglich wieder einzuberufen, damit sie Gelegen heit erhalten, siw über ihre Stellung zu der veränderten Sachlage auszusprechen, ist die Regierung bestrebt, sich nach dem unzureichenden Votum der Kammer vom 1«. August, welch«« da» vertrauen ausdrückt, daß die Regierung den Vertrag von Tientsin mit Festigkeit durchführen werde, ein- »rrichten und den Kamps in der bisherigen vorsichtigen Form sortzusctze«. Der »LempS", da« Organ Ferry'«, erklärt au»- drücklich» daß sich Frankreich und China trotzdr«, wo» geschehen, nicht im Krieg« befänden, und daß daher di- au» de, gegenwärtig«» Lage sich ergebenden Folgen nicht Uber die Vollmacht hinausgehen. welche dk Kammer der Regkruna gewähr» hat. Hier befindet sich der «Temp»' fammt semen Auftraggebern offenbar im Irrthum, denn da« Votum de, Kammer dem 18. Angnst hatte zur vorutBsetzung, daß die Verhandlungen zwischen Frankreich »nd China zum Frieden führen würden. Dk Kammer hat 88 Mitli—en be- willigt kür dk Expedition nach Tonkin, aber sie hat keinen Credit sür einen großen Krieg geacu China gewährt. Diese Sachlage wird sicherlich von der Op-Vsitionspreffe znm Nacki theil der Negierung verwerthet werden, und diese würde nur im eigenen Interrffe handeln, »enu sie ihre sehkrhafi« Politik schleunigst änderle und die Kammern einberiese, damil sie ihre Zustimmung zur energischen Kriegführung gegen Chma er- theilten und die dazn erforderlichen Mittel bewilligten. Es kann an» gar nicht fehlen, daß Ferry sich früher oder später »u solchem Entschluß ermannt, kenn jeder Tag de» Auf schub«» kann die Chinesen nur in der Meinung bestärken, daß di« französische Regierung bei dem bevorstehenden Kampfe nicht daS französische Volk hinter sich hat. E» ist eine durchaus künstliche Betrachtung der Sachlage, wenn der „TempS" sich damit tröstet, daß eine gegentbeilige Strömung Li-Hunq-Chang ebenso schnell wiedrr an- Ruder bringen werde, wie ihn die heute zur Oberhand gelangte davon entfernt habe. China hat an dem Vorgehen de» Admiral» Courbet vor Keelung ermessen können, wa« ihm be vorsteht. wenn dk Derhaudiimgen abgebrochen werden und der Kriegszustand in Kraft tritt. ES ist drr chinesischen Re gierung nicht verheimlicht worden, daß Admiral Courbet da» Arsenal von Foutschou und andere ibm geeignet erscheinende Punkte besetzen wird. Der Tsung-Li-?)c>inen weiß aber anderer seits, daß die Interessen drr übrigen mit China in Handels verbindung stehenden Mächte Frankreich die Zerstörung und Blokade chincsiscker Häsen verbieten, und daraus pockt eben die Hartnäckigkeit der Kriegspartei. Zum Ueberfluß bat der „TcmpS" bereits erklärt, baß die Zerstörung und Blokade offener chinesischer Häsen von Frankreich nickt beabsichtigt sei, man werde solche Punctc wählen sür die Psandnabme, deren Besetzung dem Handel keine Hemmnisse bereite. Nanking und Honkong sind also beispielsweise von vornherein gegen Blokade und Bombardement gesickert. Dagegen hat China freie Hand, seine Truppen nach Tonkin zu senden und die Franzosen au» Hue und Hanoi zu vertreiben, wenn eS dazu die erforderliche Macht und Geschicklichkeit besitzt. Der Krieg zwischen Frank reich und China ist keine Lappalie, die sich kurzer Hand er ledigen läßt, Frankreich wird dazu Zeit und Geld gebrauchen und schließlich wird der Erfolg koch nicht den ausgewcndeten Mitteln entsprechen. Das ist der Ernst der Sachlage, welchen sich dk französische Regierung nicht verhehlen kann. * Leipzig, 24. August 1884. * Ein Correspondent, welcher im „Reichsbote»" Vati kanische Inspirationen ablagert, verräth, daß man in Rom sich durch da« Gerücht beunruhigt fühlt, „Preußen beabsichtige der Revision der Maigesetze im Sinne der Note vom 5. Mai 1883 näher zu treten und diese Frage selbstständig und unter prmripieller Umaehuna de« heilige» Stuhl« zu regeln". Da würde, kurz gefaßt, heißen: Einseitige Regelung der kirchen politischen Verhältnisse in Preußen unter Ucbergang von, maigesetzlichen Präveutivsystei» zu einem Regressiv system. Ob nun rin« solch« Absicht besteht oder nicht, e« ist jedenfalls interessant, daß die Curie derartige Befürch- tungcn in Eonsequenz der gegenwärtigen Situation hegt. Den hier angedeuteten Weg bezeichnete Herr v. Goßler in der denkwürdigen HerrenhauSsitzung vom vorigen Jahre, in welchem da» kirchenpolitische Gesetz zur Annahme gelangte, gewissermaßen al« da» letzte Auskunftsmittel, wenn auch auf dem neuen gesetzlichen Boden die Herbeiführung eine» fried lichen Zustande« in Folge de« Widerstande» der Curie nicht möglich sein sollte. Er lehnte e- ab, sein Programm für diesen Fall eingehend darzulegen, fügte aber die vielsagende Bemerkung hinzu: „Wenn die Anzeigepflicht über Bord fliegt, dann fliegt auch Manches mit, wa« ich gern conserviren möchte." ES ist begreiflich, daß in Rom der Wunsch nicht allzu lebbaft ist, diese« Programm des CultuSministerS in der Ausführung kennen zu lernen. Ob die preußische Re gierung sich durch neue Winkelzüge wieder wird Hinhalten lassen, muß man abwarten. * Der „Politischen Correspondenz" wird au« Berlin und zwnr anscheinend aus diplomatischer Quelle geschrieben: In der Presse beginnen allgemach schon „Enthüllungen" über die Gegenstände avfzutauchen, welche in Barzin die Aufmerk samkeit der leitenden Staatsmänner der beiden verbündeten Kaiser reiche beschäftigt hätten und über die Beschlüsse, die bei dieser Ge- legenheit gefaßt worden seien. Man sollte freilich glauben, daß der niedrigste Grad kritischer Vorsicht auSreichen müßte, um allen irgendwie iu positiver Weise austretenden Angaben mtt gründlichem Mißtrauen zu begegnen. Man bars getrost annelinien. daß die einander so eng befreundeten Staatsmänner ihr mehrtägiges Beisammensein benützt haben, um alle Perspectiven, welche in der europäischen Politik sich dem geübten Blicke öffnen, in- Auge zu soffen und ein gemeinsames Verhalte» in allen in Sicht befindlichen und voraussichtlich austauchende» Fällen scstzustellen. Diese Thatsache ist an sich überaus grwichtvoll. Wer darüber hinaus sich intimerer Blicke in die in Varzm stattge- habteu Unterredungen rühmt, belügt Andere und vielleicht nuch sich selbst. Daß der enge Bund zwischen Deutschland uud Oester reich-Ungarn bei Allem, wu- in der Vergangenheit geschehen ist oder in naher Zukunft geschehen könnte, der ruhende Pol in der Fluckit der politischen Erscheinungen geblieben ist und bleiben wird, ist die bedeutsamste Lehre, die sich a«S den Begegnungen in Ischl und Barzin ergiebt. Eine zweite ist wohl die. daß bei einem Ber- holtniß engster Looperattvn auf dem ganzen Gebiete der internatio- nalen Politik, wie es zwischen den zwei Lentralmächten besteht, zeit weilig wiederkehrend« Begegnungen der leitenden Staatsmänner gerade»« eine Forderung der politischen Zweckmäßigkeit bilden. Aller auSzuiäten, waS an politischem Unkraut in letzter Zeit in die Höhe geschossen ist, mag nicht eben leicht sallen. Namentlich Italien mußte e« sich gefallen lasten, zumal in Leu verschiedenen englischen Blätter» allerlei Unbill seitens deS Fürsten Bismarck für sein« Haltung aus der Londoner Eonserenz uno seine angebliche Hinneigung zu England erfahren zu haben. Man ging weit genug, um eine Unterredung zwischen Grasen Hatzfelv und dem hiesige» italienischen Botschafter, Grasen Launay, zu erfinden, in welcher Erster» Letzterem bemerkt haben soll, daß unter solchen Umständen Italien in der „Trippelallianz" zwischen Deutschland, Oesterreich- Ungarn und Rußland keinen Platz finden könne. Sicherlich würden diese aehässtgeu Erfindungen weniger Raum »nd g«-engere Verbreitung gefunden haben, wenn der italienische Bevollmächtigte in London sich fester zur Tritt der übrigen Lollegen gehalten hätte. Man kennt hier aber die don» Sei«, Italien» in diesem Falle und weiß Ne von der «»1» lick« Derjenigen, die au« einem im Ganzen un- schuldige» Zwischenfalle et» polittlche« Profitchen herau«schlagen »vllten. sehr wohl za unterscheiden. E» gehört ein« starke Phantasie dazu, d»m «rase» Hatzfeld finnlo« erfnudene Worte, wie die obigen, in den Mund ,, legen. An dem «erhältniffr Italien» an Deutsch- land nad Oesterreich-Ungorn hat sich, man möge sich da» an der Themse gesagt sei» lassen, absvlut Nicht» geändert. * DK .Nationalliberale Correspondenz" erörtert vte Überseeische Politik Deutschland» iu de« folgenden zutreffenden Ausführungen. Mit den neuesten erfreulichen Nachrichten über ba» »nshtssen der deutschen Flagge au der Westküste von Afrika tritt die Eeloulalpolitlk und die überseeisch« Politik Deutsch, land- Überhaupt noch mehr in den Mittelpunkt der Dahl- beweg an a al« biSber. Zum ersten Male wieder, nachdem da» Nationalgefüdl ln Deutschland dnrch die Widrigkeiten eine« kleinlichen Partei- und Jntereffenkampse« — ganz zu schweigen von den tief- greifenden Wirkungen eine« erbttterien Kirchenstreite» — ganz zurück- gedrängt z» sein ichien, weht e« wieder wie e>» frischer Hauch nalio- »alrr Begeisterung, nationalen Lebens- und Thatcndranges durch unser Bolk. Freilich, die subalterne Kritik, welche im letzten Reichs- tage so höhnisch von der „Schützenfeststiiiiinung" sprach und. ihre Zahlentabelleo in der Hand, die „Phantasie" in der Politik der Nationen veripottete, wird darüber lächeln. Das deutsche Bolk aber wird sich dadurch nicht irre machen lasten. Es fühlt, daß da-, waS in Afrika geschieht, die ersten, wenn auch winzigen, so doch bahnbrechenden Schritte einer znkunit- reichea deutschen Lolomalpolitik sind. Ueder die „Schützensest- stimmnna", in welcher die liberalpatriotische Berevtsamkeit des Herrn Bamberger und seiner Freunde einstmals gedieh, sind diejenigen Kreise de» deutschen Volkes glücklich hinaus, deren patrio- tiiche Empfindung sich gestählt hat in der ernsten Schule einer Politik der That. Wo BiSmarck'sche Politik zugreist, da gilt e» zumeist mehr al« ein Schützenfest. Und diese« Be- wußtsein ist e« eben, waS die Nation in so lebhafte Bewegung »er- setzt in dem Augenblicke, in welchem der Reichskanzler, wie aus so vielen anderen Gebieten, so auch aus dem neuen der überseeischen Politik die Ziele steckt, die Wege bezeichnet und mit bewunderns- werthrr Sicherheit die Hindernisse hinwegräumt, welche sich dem Beschreitrn dieser Wege cntgegenstellcn. Die deutschsreisinnige Presse steht, wie die klerikale, den Dingen mit Scdweigen gegenüber. Der Hohn ist verstummt, und man suhlt wohl, wie ge- sährlich es wäre, eine oppositionelle Haltung einzunehmcn. Tie dentschsreisinnige Partei — Herr Bamberger hatte den Muth. diese Wendung nickt mit zu machen — hat es ja auch im Reichstage sür gerathcn gehalten, ihr principielles Einverständniß mit de» vom Reichskanzler entwickelten colonialpolitischen Grundsätzen au-znsprechen. Diesem principiellen Zugeständnisse steht die Ber- schl^ipnng drr Dampfervorlage als That gegenüber, al- eine That, deren sich freilich ihr« Urheber so wenig rühmen, daß sie e- sogar al« einen Schimpf empfinden, wenn man dafür ihre Namen in ganz Deutschland bekannt macken will. Und doch erklärte, al- der Rrich-kanzlrr der sreisinnig-klerikalen Opposition die Berantwortlichkrit sür ihre Handlungsweise zuwieS. Herr Bamberger sich bereit, die Verantwortung vor der Nation zu übernehmen. Ein stolze- Wort. Wir wollen sehe», wie eS eingelöst werden wird. I« den Zeitungen ist dieser Tage eine Erinnerung ausgesrischt worden, welche die Bedeutung jener Verantwortung in ein demerken-werthe- Licht setzt. Im Jahre 1844 ist mit staatlicher Subvention die erste Dampferliuie zwischen Deutschland »nd Amerika iu- Leben gerufen worden. Bremen,. Preußen und zahlreiche andere deutsche Staaten bewilligten namhafte jährliche Zu schüsse. E« gelang, wie Duckwitz in seinen Denkwürdigkeiten sich an-drückt, die Sach« al« eine nationale anerkannt zu sehe». Dir „Deutsche Lolonialzeitnng" neunte- bezeichnend eine Reminscrnz an« Deutschland« Zerrissenheit. Lber diesr Re miniseeuz ist in «»betracht de- Verhalten« drr dnttschfreisinntgrn Partei im Rrich-tage nickt nur nach der nationalen Sette intrreffant, sondern auch noch drr wtrthschaftlich-rommrrrtelle». Denn gerade sie wirft die kleinlichen Argumente der Bamberger »nd Richter vollständig über den Hausen, indem sie beweist, daß eine Berechnung de- Nutzen» der Subvention a«S den Verhältnissen de« bestehenden Handelsverkehr« nicht herzuleiten ist. „Diese Gesellschaft", so schrieb seiner Zeit Dnckwttz, „hat die Bahn gebrochen für ei» spätere» Unter nehmen, man hatte von der Ocean Strom Navigation Company gelernt, wie man, um bessere Resultate za gewinnen, verfahren, nnd auch wie man nicht verfahren müsse: der Zug der Güter uud Personen hatte sich auf Bremen gerichtet. Postverhiltnisse waren geordnet, Postvertrüge, aus die Postdampferlinie berechnet, nach allen Richtungen abgeschlossen, so daß durch du- Unternehmen, auch wenn e« wiedrr unterging, der Grund gelegt worden ist, auf welchem später Wetter gebaut werden konnte." In wenigen Jahren war demnach durch dir neue Verbindung ein Berkehr zur Entfaltung ge kommen, welcher die Entstehung und Entwickelung der größten deutschen Rhederci-Sesellschaft ermöglichte; wie selbst die Verwaltung deS „Norddeutsche,! Lloyd" in ihrem Prospecte eS linerkennt, daß durch jene Linie „der Weg für da- neue Unternehmen gebahnt sei". Aber noch mehr. Bor dem Bestehen der direkten Verbindung be trug der Export von Indiistrieerzeugnisscn über Bremen nach den Bereinigten Staaten nur 10 Millionen Mark, acht Jahre nach der Errichtung jener Dampscrlinic war die Wcrtbsumme der bezeichnete» Wnarenausfubr auf 48 Millionen Mark gesteigert und schwankt in den letzten Jahren zwischen 65—70 Millionen Mark. Auch hier fand anfänglich nur eine monatlich« Dampserexpedition statt, und trotzdem sind durch dieselbe so bedeulendc Resultate erzielt worden, daß bald eine mehrmalige Verbindung inS Ange gefaßt werden konnte. Ein schlagenderBewci- für das alte und gewiß auch Herrn Bamberger bekannte Wort, daß der Handel der Flagge folgt. Sehr treffend bemerkt dazu dir „Deutsche Eolonialzeitung'^: „Ein eigenthüm- liches Licht wirst diese Rcminiscenz au« Deutschlands politischer Zerrissenheit aus die jüngste Behandlung einer gleichen Frage im Schoße der Volksvertretung des geeinten, mächtigen neuen deutschen Reiches! Ta- .tlülo wurde die Angelegenheit allgemein als eine eminent nationale ausgesaßt, man steifte sich nicht auf kleinliche Berechnungen, man belonle nur die großen Gesichtspunkte, welche in der Errichtung einer direclen Dampferverbinduna mit der Union die Förderung des deutschen Handels und der deutschen Industrie erwarten ließen; ein- müthig erklärte» sich die deutschen Regierungen zu finanziellen Opfern bereit, — und heute sollte das deutsche Bolk ein geringeres Nation,il- bewußtsein, ein vollständiges Verkennen der mit seiner Weltstellung ibi.l gewachsenen Ausgabe» bekund«»?! Dir Antwort aus viele Frage wird das deutsche Volk bei den bevorstehenden Wahlen zu geben haben. Wir sind nicht in Zweifel, wie sie au-falleu wird. » * « - Gegenden serbischen Ex-Metropolitcn Michael, der gegenwärtig Bulgarien angeblich blos z» seinem Ver gnügen bereist, herrscht unter dem bulgarischen Kleruö leb hafter Unwille. Msgr. Michael liest nämlich in Bulgarien die Messe und ertheilt sogar daS Sacrament der Taufe, ohne hierzu die Ermächtigung der bulgarischen Kirchenbehörden eiu- zuholen. Selbst wenn der Ex-Metropolit die Bulgare» als Schismatiker ansieht und eS demzufolge nickt sür seine Pflicht erachtet, diese Ermächtigung zu verlangen, wäre cs, wie die bulgarischen Blätter betonen, jedenfalls ein Gebot der Con- veiuenz, um die Erlaubniß zu den bezcickncten priesterlichen Functionen anrusuchen. E» sei bei dieser Gelegriibcit bemerkt, daß die griechisch-orthodoxe Kirche die bulgarische seit deren LoStrcnnnng von der erstercn als eine fchiSinatisckc nnsieht. Den bulgarischen Metropoliten ist eS dabcr alö Ketzern, wenn sie m Rußland reisen, nicht gestattet, die Messe zu lesen. Die» war auch anläßlich de- Aufenthaltes deS ersten bulgarischen Exarchen» Antime, in Rußland im Jahre 1879 der Fall. * Zur Lag« in Albanien meldet dk „Politische Correspondenz" an« Scutari vom 12. August: „Tie türkijch-montenegrinischeu Grenz-RegnlirungS- Arberten sind noch immer nicht beendet, obgleich in letzter Zeit wiederbolt versichert wurde, daß zur Beendigung de« RegulirungSwerkcS nur mehr gewisse Formalitäten zu er füllen seien. In hiesigen türkischen Kreisen wird geradezu behauptet, daß di« RegulirungS-Arbeiten in Wirklichkeit noch gar nicht ernstlich in Angriff genommen seien und daß die Bulletin» über drn Fortschritt dieser Arbeiten bloS darauf berechnet waren, den unüberwundenen Widerstand kcr albancsischeu Bergbewohner der öffentlichen Meinung in Europa gegenüber zu maSkiren. Montenegrinischer-
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