Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.08.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-08-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188508284
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850828
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850828
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-08
- Tag1885-08-28
- Monat1885-08
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.08.1885
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. rir-allion un- Lrprditiou Johannesqasse 8. SprrMlUidril der Nk-actiou. Vormittags 10—12 Uhr. Nachmittags 5—6 Uhr. tzt-i tie »tu<I»at! «mzriantlkk M»nu>ci>»t, »»ch» Ich t>l iUcrcuu!» »u»l »crdutLUch. Annahme Ser sür Sie nächsts«>>e«»e Nummer bestimmten Inserate an Wochentag,» bis L Uhr Nachmittag». »» Sonn- u»v Festtage» früh bl»'i,VUdr. 2 ii tir» /iiialrn sür Zns.-^nnahme-. Lila Klemm, NniversitätSstraße 1. LoulS Lujche, Katharinenstr. 23, p. nnr bis '/,L Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Auflage ?^ri'.:ltUieiitov>kis vierteil. 4' z Mk. >ncl. Lriiiqcnvbn 5 Alk. orrch die Post bezöge» 6 Ml. Jese enizelne Nummer 20 P Belegexemplar 10 Pf. Gebühren lür Extrabeilage» lin Tagevlatt-Foomat gesalzt) oüitc Pvstdnörderung 3!i P!k. mit Postresorderung *8 Ml. Inserate 6geip.ilttne Pelitzeile 20 Pi. Größere Schrille» laut uni. Preisverxeichniß. Tabellarrichcr u. Zifferniatz »ach HSHerm Tac-.j. tlectamen unter dem Redacl io ns strich die 4 gespult. Zeile 50 Ps., vor Len Fan>, liennachrichle >i die 6gespaltcne Zeile 40 Ps. Inserate und stets an die Epproitivn zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prueonmerunäo oder Lurcy Post- uachnabme. Freitag den 28. August 1885. <8. Jahrgang. Amtlicher Tlieil. Vtklinntmaihnng. Da eS wünschenSiverih ist. daß de»! dtntionalfesttafte Deutschlands, Lein 2 September, in unserer Slavl auch äußerlich ein festliches Gewand gegeben werde, so richlen wir a» die Bewohner unserer Stadt daS Clinchen. an diesen! Tage die Gebäude in würdiger Weise mit Flaggenschmuck zu versehen. Leipzig, den 24. August 1885. Der Rath der Ltadt Leipzig. vr. Georgi. Hentschel. Vckanntmachung. Die Gntschad>,iuu,z sür d e vom 2V. biS mit 20. August dieses ZabrcS in hiesiger Stadt einguarliert ge- weseneu Truppen vo»n Königl. X. Jnfanterie- Reqiincnt 4tr. IA4 ist emgegangen und kann in den näcknen Tage» bei unserem Ouarlieramte, TtadthauS, 2. Vetage, Aimmer Nr. 107, erhoben weroe». Der den Ouartterzcttel Borwcisende gilt zur Empfang nahme berechtigt. Leipzig» am 26. August 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. L. Veklmntlimchimg. Die Herstellung der Trottoirs an dem Neubau der II. Bürgerschule auf der Porkstraße soll an einen Unter nehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen siir diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, Rathhaut, v. Etage, Zimmer Nr. 14, auS und können daselbst eingeschen, resp. entnommen werken. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „TrpttoirS au der H. Bürgerschule" versehen eben daselbst und zwar bis zum 5. September LS. ZS. Nachmittags 5 Uhr cinzureichcn. Leipzig, am 21. August 1385. DeS RathS der Stadt Leipzig Straßenbaudeyutation. Veklmlitmachimg. Tie zur engeren Submission ausgeschriebene Lieferung der beim Neubau deS ConservatoriumS hier benöthigten Schmiede arbeiten ist vergeben und werben die unberücksichtigt geblie benen Submittenten ihrer Offerten hiermit entlassen. Leipzig, den 19. August 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Krumbiegel. Deklinnlmalhllng. Nachdem Herr Fabrikant und Kaufmann C. Jung. Griinmaiscke Straße Nr. 1 hier, die aus ihn gefallene Wahl zum DistrictSvorsteber im 4 Districte angenommen hat. ist derselbe am 2 t. August d. I. in diese- Amt cingclreten. Leipzig, Le» 25. August 1885. DaS Arineadirectorium. Winter. A. Zn Gemäßheit de- ß. 1 der Instruction für die Aus führung von Wasscrrohrleitungen und Wasseranlasten in Privatgrnndstücken vom 1. Juli 1880 machen wir hierdurch bekannt, daß der Schlaffer Herr Paul H«rnnS, Sternwartenstraße Nr. 45, zur Uebcrnahme solcher Arbeiten bei uns sich anzemcldct und Len Besitz der hierzu erforderlichen Vorrichtungen nach gewiesen hat. Leipzig, Len 24. August 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Wolfram. Zn Gemäßheit der tztz. 2 und 7 de- Regulativs sür GaS« rohrlcitungen und Gaööeleuchtung-anlagen in Privatgrund- siücken vom 2. März 1563 machen wir hierdurch bekannt, daß der Schlosser Herr (5n«l Zeibig, Töpserstraße Nr. 1. zur Uebernahme solcher Arbeiten bei un- siH angemeldet und den Belitz der hierzu erforderlichen Vorrichtungen nachgo- wicsen hat. Leipzig, Len 26. August 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Wolfram. Der Hantarbciler Johann Friedrich Hubert aus Wcißenselo, welcher >n den letzten Zähren in der Um gegend von Leipzig sich ausgebalten hat. und welcher seit 1882 von seiner hier der öffentlichen Unterstützung anheim- gesallcnen Ehefrau Friederike Hubert geb. Keller getrennt lebt, ist über seine AusenthaltSvcrhältittffc und die Art der Trennung von seiner Ehefrau gemäß tz. 17 de- UntcrstützungS- Wovnsiy-Gesetzcs vom 6. Zum 1870 zu befragen. Wir bitte», falls der jetzige Aufenthaltsort Hubert'» be kannt sein sollte, unS denselben gefl. umgeheuv milzutheilen oder die Bciragung de- Genannten in vdengedachtci» Sinne gefl. selbst vorzunehmen und da- Resultat unS mikzulheilcn. Leipzig, den 22. August 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. tArmenamt.) Winter, Dolge. Leklinntmachung^ Nachdem die sämiiilliche» Pferde, welche Hierselbst in dem Stalle de- Fubrwerksbesitzers ^ T. BarthelS, Berliner Straße 19, zur Zeit unserer Bekanntmachung vom II.Zuni dieses ZahrcS, durch welche wir den AuSbruch der Rotzkrankbeit unter denselben zur öffentlichen Kcnntniß brachten, eingestellt waren, tlieil- gefalle», thcils aus unsere Anordnung qclödtct worden sind, nachdem auch die vorschrislSinüßigc DcSinseclion des betreffenden Stalle- und der gesammlen Slallulensisien, sowie der Geschirre und der Deichseln an den Wagen, »n denen die Pferde gegangen sind, bewirkt worden ist, so erklären wir hierdurch die erwähnte Seuche sür erloschen. Leipzig, am 25. August 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Scheck». PekainitnilulMg. Nachdem H-rr Konrad Ferdinand Sernau, Kauf mann hier, Ncuniarkt Nr. 28 Part., die aus ikn gefallene Wahl zum Armeiipsleger im 4. Districte angenommen hat, ist derselbe am 2l. August d. Z. durch Herr» DistrictSvorstcher Kaufmann C. Jung in diese- Amt eingewiesen worden. Leipzig, den 25. August 1885. DaS Arniendirectoriuin. Winter. A. Aufforderung zur beschleunigten ve- und Entladung der Eisenbahnwagr». Aus Grund uns zugegangener Mittheilunge» über den steigenden Verkehr und den dadurch bedingten starken Bedarf a» offenen Güter wagen sehen wir un- veranlaßt, unS an die Betheittqten mit der Aufforderung zu wenden, in ihrem eigenen Interesse sür möglichst rasche und regelmäßige Be - und Entladung der Wagen Sorge zu tragen, da sonst bei fortdauernder Verkchrssteigerung, wie sie ersahrungSmäßg um diese Jahreszeit einzutrcten pflegt, wieder eine allgemeine Verkürzung der Ladelristea zu besürchlen sein würde. Leipzig, den 24. August 1885. Tir Handelskammer. vr. WachSmuth. Vors. vr. Gensel, S. Nichtamtlicher Theil. Vie Absetzung der Bürgermeister von Riga und Beval. Mitten in die Feste von Kremsier fällt al- schriller Miß ton die Nachricht von der AmtScntsetznng der Bürgermeister von Riga und Reval, Büngner unb Greiffenhagen, wie die Namen beweisen, Deutscher, welche sich gegen den Gebrauch der russischen Sprache im amtlichen Verkehr aufgelehnl haben. DaS „Journal de St. PSterSbourg" schließt einen Artikel über die Kaiserbegegnung in Kremsier mit den Worten: „Wir haben sicherlich nicht nöthi^ besonders hervorzuheben, daß die Abwesenheit deS Kaisers Wilhelm und de- Fürsten BiSmarck keinerlei Abschwächung in den herzlichen Beziehungen bedeutet, welche in so glücklicher Weise zwischen Deutschle.no und den beiden anderen Reichen bestehen." Dieser Satz ist in dem Sinne, in welchem er gemeint ist, sicherlich richtig, aber gerade weil das herzliche Einvernehmen der drei Hauptmächte Europas sür die Aufrechthaltung des Frieden- von der größten Wichtigkeit ist, deshalb darf man nicht Thatsachen mit Stillschweigen übergehen, welche die Keime ernster Zerwürfnisse für die Zukunft in sich schließen. Wenn man von den Beziehungen zwischen Deutschland, Oesterreich und Rußland spricht, so denkt man dabei in erster Linie an die drei Kaiser und an die Armeen, über welche sie de» Oberbefehl führen, in zweiter an die Beziehungen der drei Verbündeten Mächte zu Frankreich, England unb Ztalicn. Man läßt aber gänzlich außer Acht, wie die Bevölkerung der drei mitteleuropäischen Reiche sich zu einander verhält. Nu» ist cs eine sattsam bekannte Thal- sacke, daß seit dem Regierungsantritte Ale^anker'ö III. damit begonnen wurde, daS in den Ostsceprovinzen seit Jahrhunderten seßbaste Deutschthum zu unter drücken ES ist »och üi frischer Erinnerung, welchen schmerz- licken Eindruck die sogenannte Revision deS Senators Manaffein in den russischen Ostsceprovinzen hervorgerusen hat, daß eS in Folge derselben in diesen so sliedlicken LandcStheile» zu Aufruhr, Mord und Todtschlag kam. Die lettische unb esthnische Bevölkerung wurde gegen die deutsche ausgereizt, deutsche Grundbesitzer wurden von der ausgchetzlen Landbevölkerung ermordet, die griechisch-katholische Religion wurde durch List vielen Tausenden, die bisher anderen Eonsessioncn angebörle», ausgezwungcn. und eS bedurfte langer Zeit, bis sich die gc- ängsiigte deulsche Bevölkerung von den Schrecknisse» der RcvisionsperioLc erholte. AlS dies endlich mit Noth unb Mühe geschehen, kam die Verordnung, welche den deutschen Bewohnern der Ostseeproviuzen die Erletnung der russischen Sprache zur Pflicht machte und die deutsche Sprache auS dem amtlicke» Verkehr verdrängte. Das steht mit den verbrieften Rechten der Deutschen in den Osiseeprovinzen in schroffem Widerspruch, und deshalb brach sich eine Bewegung Bahn, welche gegen kiesen offenbaren RechlSbrnch Widerstand leistete. Zwei unter den Vertretern der in der Hauptsache deulsche« Hauptstädte der drei Ostseeprovinzen Liv-, Esth- und Kurland thaken nur ihre Pflicht, wenn sie sich der verletzten Rechte der ihrer Fürsorge anvertrautcn Bürgerschaft von Riga und Reval annahmen und thetkräslig sür die Aufrechthaltung deS amtlichen Gebrauchs der deutschen Sprache eintraten. Zn Rußland macht man mit solchen Leuten aber kurzen Proceß; Reckte haben nur Anspruch aus Achtung, wenn sie in den Nahmen der Regiernngspolitik hincinpasseu, was. sich damit nickt in Einklang befindet, wird rücksichtslos unterdrückt unb beseitigt. Zn Rußland kann man nur Bürger meister gebrauchen, welche so tanzen wie die Regierung pfeift, ob damit die Interessen der Bevölkerung vereinbar sind oder nicht, daraus kommt cs nickt an. Bei der Krönung in Moskau erlaubte sich der Bürgermeister dieser Stadt eine bescheidene Anspielung darauf, daß eS wohl an der Zeit sein möchte, Rußland allmälig auS dem absoluten Staate in den Ver- saffungSstaal überzuleiken. DaS Wort mißfiel und der Bürgermeister mußte zurücktreten. Bei dieser Maßregel kommt eS nicht in Betracht, daß der Bürgermeister vielleicht Unrecht hat, weil Rußland für eine Verfassung noch nickt reif ist, soktdern wesentlich ist, daß überhaupt für die freie Meinungsäußerung in Rußland kein Platz ist. AlS Deutsche können wir unseren Stammesgenostcn in den Ostsceprovinzen nur die innigste Theilnavme zuwenven. Die Presse aber hat daS Reckt und die Pflicht, die allgemeine Aufmerksamkeit aus die Gefahren zu lenken, welche dem Deutschthum im AuSlande droben. Wir haben das stets als eine unserer vornehmsten Aufgaben betrachtet und wir erbeben deshalb lauten Widerspruch gegen die Vergewaltigung unserer Brüder in den Ostseeprovinzen. Zn diesem Puiicle berühren sich die Interessen der seil fünf Zähren in Oesterreich am Ruder befindliche» Regierung mit denen der russischen Regierung. Die Schädigung dcö Deutsch» lhumS zu Gunsten deS SlawenthumS ist auch die Richt schnur sür da- Ministerium Taaffe. Während man sich in Kremsier auf den Empfang der kaiserlichen Gäste au» Rußland vorbercilcte, wurden die deutschen Turner auS Traulenau in Königiuhos von den Czcchen überfallen und zum Theil schwer durch Sleinwürse verwundet. Dieser Vorfall steht nicht vereinzelt da, auch bei dem Sängerfest in Brünn kam eS zu Reibungen zwischen Deutschen und Ezcckcn und auch kiese» Mal waren die Slawen die Angreifer. Ganz dieselben Erscheinungen wurden schon bei der Kalserrcise in Kärnlbcn und Krain beobachtet, so daß selbst Franz Joses sich veranlaßt sah, zum Friede» und zur Eintracht zu ermahncn. Die deutschfeindliche Politik in Rußland und Oesterreich birgt schwere Gefahren für die Zukunft. ES kann u»S im deulsche» Reiche nicht gleickgiltiz sein, wie man mit unseren Brüdern in den Onieeprovmzen. in Böhmen unb Mähren, in Ungarn und Siebenbürgen verfährt, früher oder später muß die Frage brennend werden, was geschehen soll, um die Inter esse» der Deutsche» in den außerdeulschen Ländern zu schütze». Wir sind seit Jahresfrist in eine Bewegung eingetreten. welche als oberste» Zweck den Schutz deutscher Kausleutc in über seeischen Ländern verfolgt. Dieser Schutz ist eine Pflicht, welche wir als solche siel- anerkannt und ihre Erfüllung nach Kräften gcsördert haben; aber waS wir unseren Stammes brüdern in Westasrcka und Australien schulden, können wir ihnen in Rußland und Oesterreich-Ungarn nicht vorenl- ballen. AIS Schranke für die Hilfe, welche wir de» Deutschen in beiten Ländern angedeiben lasten können, ist freilich die StaatSangekörigkeit gezogen. Die deutsche Negierung ist nicht in der Lage, der russische» Vorschriften darüber zu machen, waS sie in den Ostseeprovinzen thun oder lasten soll, ebenso wenig kann sie sich in die Kämpfe mischen, welche in Oestcr- reich-Ungarn zwischen der deutschen und den übrigen Nationa litäten sich abspielen. Hal doch der slawische Bürgermeister Czerny in Prag erst neulich bei der Inthronisation deS Erz bischofs von Prag diesen als den PrimaS bezeichnet, welcher den König von Böhmen zu salbe» Hai; man erkennt auS dieser Thatsache, daß die Regierung in Oesterreick selbst alle Hände voll zu thun hat, um sich der zu weit gehenden An sprüche der slawischen Nationalitäten zu erwehren. Aber fort und fort dllrsen und müssen wir als Vertreter der öffent lichen Meinung aus die Folgen aufmerksam macken, welche die Unterdrückung deutscher Rechte in Rußland und Oesterreich- Ungarn srüber ober später nach sich ziehen muß. Zn Oester reich-Ungarn ist daS deutsche Elemeiil stark genug vertreten, um seine Reckte selbst kräftig wahrzuuehme»; anders liegt die Sacke in Rußland, wo Deutsche hauptsächlich nur in den Ostseeprovinzen in größerer Menge zusammenwohncn. Hier gilt cs daher rechtzeitig einen Riegel vvrzuschieben und unsere Verbündeten in Osten voran zu erinnern, daß eS unser Fleisch unb Blut ist, wa« in den Ostsceprovinzen verletzt wird, wenn man den Deutschen den Gebrauch ihrer Sprache beschränkt. Die Absetzung der Bürgermeister von Riga und Reval ist ein Schlag ins Gesicht deS deutschen Volkes, da« muffe» wir in dem Augen blick öffentlich seststellen, da die Kaiser Alexander unb Franz Josef, unsere Verbüiivele, in Kremsier an der Befestigung des europäischen Friedens arbeiten. * Leipzig, 28. August 1885. * lieber daS mögliche Schicksal der „Augusta" werden immer betrübendere Nachrichten verbreitet. Unserm gestrigen Berichte aus Wilhelmshaven lasten wir heute die nachstehende Eorrcspenden, der „Vessischen Zeitung" auS Kiel vom 25. d. M. folgen. Es heißt darin: Die Betrachtungen einiger Blätter über die unwahrscheinliche Möglichkeit, daß die Kreuzercorvelte „Augusta" bei irgend einer einsame» Insel „zimmere", gebären wieder Gerüchte, die sich schnell verbreiten und sich dann zu allerlei positiven Mittlieilunge» vor- dichten, die dann schließlich auch von ernsthasten Leuten ernst ge nommen werden. So sollte gestern ein Telegramm eingelause» sein, daß die „Augusta" in Sicherheit sei, man svrach davon zu Wasser und zu Lande, auch aus dem Geschwader wurde die Nachricht ver breitet , aber er konnte noch vor der am Nachmittage erfolgenden Absabrt nach WühelmSdaven iestgestellt werden, daß daS Telegramm einfach erdichtet war. Ties- triigernchen Hoffnungen, die so schnell wieoer vernichtet werden, bilden sür die Hunderte von Familien, welche durch daS Verschwinden der „Augusta" betroffen sind, eine wahre Tortur. Bon allen Möglichkeiten ist keine unwahrscheinlicher, al- daß die „Augusta" a>S Wrack bet einer ferne» Jnsef in der Südsec liege. Wäre die Eorvette dem Lhkloue im Meerbusen von Aden entgangen, wenn auch mit schwerer Havarie, so würde sie ohne Zweifel Zanzibar, die Seychellen oder Madagaskar angelausen sein. Denn wenn die Takelage auch zerrisse» und die Masten gekapvt wären, so wäre doch die Maschine geblieben: denn es ist nicht denkbar, Laß dieselbe längere Zeit unklar bleiben konnte, wenn das Schiff über haupt dein Sturme entkam. Die „Augusta" batte Kohle» genug, um Zanzibar oder irgend einen Nothhasen zu erreichen, ja cs giebt Kenner, welche berechnen, daß die „Augusta" von der Insel Perm, aus »och ganz gut 1000 Meilen hätte dampsen können. Alles, waS über die kleinen Kohlenbunker der „Augusta" gesagt ist, in Fabel. Das Schiff war von vornherein als Kreuzer gebaut, die Vorialhskainmcr» s»r Kohlen waren sehr groß angelegt; dns Schiss war auch ei» schnei diger Segler und vollkommen seetüchtig: es war durch die AuS- rüstuiigssache» sür „Gneiscnau" u. s. w. keiueswegS stark belastet, de»» cs brachte de» in der Südsee stationirteü Schiffen weder Mu- nition, noch Proviant; eS war auch nicht zu schwer getakelt und keineswegs zu schars gebaut. Es ist ja vollkommen erklärlich, daß die Frage, wie das Unglück hat entstehen können, sich immer wieder ausdrängt. Das Schiff war nicht mehr jung, aber durchaus see tüchtig und vollkommen in Ordnung. Das Commando war einem Oiffcier, dem Lorvetten-Capilain von Gloeden, anvertraut, der den Ruf eines hervorragend tüchtigen Seemanns genoß und dem eine brillante CarriSre bevorstand. Den Posten eines HasencapiiainS in Wilhelmshoven hatte er im vorigen Winter nur interimistisch ver waltet, war also keineswegs aus dem activen See-Oificiercorvs aus- geschieden, wie es die jetzigen Inhaber der Stellen in Kiel und Wilhelmshaven sind. Torvetten - Capttain von Gloeden hat eine 15jährige Seedienstzeit hinter sich, er ist in den Tropen wohlbekannt, er war dort u. A. zwei Jahre als Commaiidant des Kanonen boots „Hyäne". In den Sommern 1882, 1883 und 1884 hat Eorvette» - Capitain von Gloeden den wichtige» Posten eines ersten OsficierS innegehabt; 1882 an Bord des Panzerschiffes „Sachsen", welches damals zu Probefahrten in Dienst geletzt war, 1883 an Bord der Kreuzcrsregatte „Giieisenau", die damals Flagg schiff unseres Mittelmecrgeichwaders unter Commando von Frhrn. v. d Goltz war, und im vorigen Sommer an Bord des Panzer schiffe- „Baden", Flaggschiff des UebungsgcschwaderS unter Befehl von Vice-Admiral Gras v. Monts. Ein Osficier, der drei Jahre nach einander zu solchen Stellungen eommandirt wird, muß das be sondere Vertrauen seiner Vorgesetzte» haben. Nun wen», was wir mit aller Bestimmtheit behaupten, daS Schiff gut war und die ührung in guten Händen lag, wie konnte da das Unglück geschehe»? er Seemann weiß ja, wie er einem Cyklon zu begegnen hat — wenn er ihn rechtzeitig entdeckt. Es ist in einem hohen Grade wahrscheinlich, daß die „Augusta" von dem Cüklon überrasch! ist. Ma, wolle bemerken, daß es zu den größten Seltenheiten gehört, daß Lyklone bis zur Straße von Bab el Maooeb oder bis Aden ge lungen: läuft die Bewegung des kommenden Lyklons gegen den Bug. I io hält es bisweile» sehr schwer, rechtzeitig das Herannahen des WirbelsturmeS zu bemerken, den« eS giebt bisweilen kein anderes wahrnehmbare« Anzeichen, als ein ganz langtames Fallen deS Baro meters. Denkt man sich nun, daß die „Augusta" möglicherweise NachiS von dem Wirbelsturm überfallen und keine» Demps auf- gel.abl hat, um noch eulriu.ieu zu können, so kann man leider üccr de» Verlust des Schiffes nicht mehr in Zweijcl sein. Wäre W: „Augusta" überhaupt mit leidlich heiler Haut dem Eyklone vom 3. Juni entgangen, so wäre sie ganz sicher »och im Juni in Albany eingetroffen; und wäre das Schiff durch den Orkan wrack geworden, o hätte es die Maschine klar gemacht und wäre zum nächsten Hasen gedampst. * Seiten- deS Berliner Polizeipräsidiums war auch an dc>S Aeltestencollegium der Berliner Kaufmann- chast eine Aufforderung ergangen, sich bis zum 25. August bezüglich der SvnnlagSarbcit zu äußern. Das Aetteücn- collcgini» berief die Sachverständigenkommission für gewerb liche Angelcge»heiten und hat in seiner letzten Sitzung deren fast einstimmiges Volum in Betreff der Groß- und Fabrik industrie »ach der „Bossiscken Zettung" sich vollständig an geeignet: Die Commission ist der Ansicht, daß der bis jetzt bestehende gesetzliche Zustand (8- 105 der G.werbeordnilng). nach welchem zum Arbeiten an Soun- nud Festtagen, vorbcl'altlich der anderweiic» Vereinbarung in Dringlichkeilssülleu, Niemand verpflichtet ist. eiusach auirccht erhallen werden sollte. Unter diesem gesetzlichen Zustande haben sich die Verhällnisie der Großindustrie in Berlin dahin ge staltet, daß SonutagSarbeit im Wesenil ehe» aus die für daS Werk elbst und sür die Knuden desselben ncll wendigen Reparaturen und aus ausnahmsweise der Beschleunigung bedürscudc Neubestellungen eingeschränkt ist. Da, wo die Sonntagsarbeit noch über dieses Maß hinausgsht, baden es die Arbeiter mittelst des ihnen gesetzlich zustehciidcn EoalitionsrechteS in der Hand, die Sonnlagsbeschas- tigiing in de» Fabriken aus ein vernüusiigeS Maß zu reducircii. Weiler zu gehen und den Arbeitern gesetzlich zu verbieten, am Sonn- tage zu arbeite», auch wen» sie es für sich und ihre Familie sür nothwendig erachteten, hält die Comnttssio» nicht sür gercckitiertigt. Weiter ist sie der Ansicht, daß daS Verbot der Sounta lsarbeit eine Verminderung in den Einnahmen der Arbeiter im Gcsolge haben werde. Die Industrie befinde sich keineswegs in der Lage, den AuS- sall an Arbeilsstunden, welchen das Gesetz ihr auserlegen würde, sür ich zu tragen unb die Arbeiter durch Erhöhung des Werktagelohnes sür den Ausfall schadlos zu ballen: an Stelle der Sonntagsarbeit würde eventuell Nachtarbeit treten müssen und dies« wurde für die Arbeiter noch weniger zuträglich sein. Ferner würde ein gesetzliches Vcrborder Sonntagsarbeit, wie auch die Verhandlungen der Reichstags- commissionvon 1885Nachweisen, nichi olmcvic.erle:. »ereile Au. nahmen und lischt ohne das Reck» der Orlsbehörden zur Euli ilung von Speeial- diSpenseu ertasten werde» könne». Damit entstehe die Gesa.jr uu- gleichmätziqcr Anwendung deS Gesetzes und einer gewiss'» Willkür- lichkeit. Thatsächlich treten Nachtheile der Sonntag-aibeit in de» Fabriken nur in geringem Umsange hervor; ganz anders liege die Sache in der Hausindustrie; aber aus diesem Gebiete sei ein Erlaß gesetzlicher Bestimmung ebenso schwierig als ihre Ausführung und Uebcrwackiuiig. Innerhalb eines MenschcnalierS hätte sich ohne einen gesetzliche» Zwang die Zahl der täglichen AroeitSstiinden in den Fabriken von 12 meist aus 10 ermäßigt; dies weise daraufhin, daß sich auch aus dem Wege der Sitte das allseitig als wünschenswerth erachti te Ziel der möglichsten Einschränkung der Sonntagsarbeit erreichen lassen werde. — Diesem Vottini der Commission trat, wie gesagt, das Aeltesteucollegiui» durchaus bei und sägte in Betreff der Handelsgeschäfte, in denen gegen Gehalt uud nicht gegen Tagelohn gearbeitet wird, »och hinzu, daß hier zwischen Großhandel und Kleinhandel und wiederum zwilchen verschiedenen Gattungen deS Kleinhandels so Vielsache und erhebliche Unterschiede bestände», daß eine schablonenhafte Behand lung der Frage, betreffend Beschäftigung am Sonnlag, ganz unaus- sührbar sei. Im Kleinhandel, soweit er sich in seiner Verkaufsstelle direct an die Consuincnic» wende, würde cs nicht gar viele Branchen geben, welche am Sonntag die Arbeit einstcllcn könnten, weil zum Theil die Lonsunienlcn auch am Souniag die Zeit zu Ein käufen haben. Im Großhandel dagegen gebe eS Zweige, welche ihre Correipondenz uud ihre Geschäftsabschlüsse am Sonntag pausiren lassen könnten; andere seien genöihigt, wenigsten, einen Theil ihrer Gehilsen und auf wenige Stunden zur Eomptoirarbcit heranzuziehen; auch sür das gcsammte HaudclSgewerbe müsse man dem Einfluß der Sitte die Herabminderung der SonutagSarbeit überlasten, wa- um so leichter sei, als das Verhältnis; zwischen Principal und Gehilfe doch immer ein anderes sei als zwischer Fabrikherr und Arbeiter. Aus diese allgemeinen Gmchispmicte glaubte sowohl das Aeltestencollegium als die gewerbliche Eonimission sich beschränken zn sollen, da die aiigcordnclc Befragung der Arbeit geber und Arbeitnehmer ja sich aus alle einzelnen Arbeilsbeiricbe erstreckt und den Ergebnissen dieser Enquete in keiner Weise vor- gegriffen werde» sollte. * Die Kreuzzeituncz ist beute bereits soweit, zu er klären, daß sie das Vorhandensein von Differenzen iunerbalb des katholischen Episkopat« deshalb betone, damit sich der Ausgleich um so rascher vollziehe und der Eultur- kampf so bald und so friedlich als möglich beigc- lcgt werde; „wir erkennen auch," sagt die „Kreilzzeilmig" dann weiter, „in dem neuesten gemeinsamen Hirtensck.> iben der preußischen Bischöfe ein Symptom, daß der prc»' sche Episkopat sich der Versöhnlichkeit mehr und »irbr z>inc>gl." Tie „krcuzzeitung" dürste wirklich mit dieser Auffassung des neuesten Hirtenbriefes der katholischen Bischöfe allein stehen; in dem Briese steht nichts als die Betheucrung, das; inan einig sei unb bleiben muffe. DeS Pudel? Kern liegt anderswo: die „Kreuzzeitung" läutet. nachdem sie fick de» Rücke» von den letzte» Prügeln, die sie von der Cciltrumspresso eiapsnig, etwas adzeneben hat, die conservativ-klcrikale Ver einigung wieder ein. » * >» * Die russische Regierung bat bekanntlich den Ent wurf einer die Ausländer betreffenden Verortnung aus» arbeiten lasten, der dem General-Gouverneur Fürst'.» Don- tukow-Korsakow zur Begutachtung vorgelcgt worden ist. Nach der »Nowoje Wremja" bat der Entwirr) folgenden Wortlaut: l) Den ausländischen lliilertdancn ist eS untersagt, Immobilien außerhalb der Slädte der Gouvcrncnienlö vom Königreich Polen, der nördlichen und südwestlichen Gegend und Bestarabiens anzukaufeii. ohne daß sic zugleich russische Unter- tbanen werden. 2) Diejenigen Ausländer, die bereits im Besitze von Immobilien in den erwähnten Gouvernement« sind, haben persönlich daS Neckt, neue Grundstück - zu erwerben. 3) Nack dem Tode von Ausländern sind als Erben deS be ständigen Besitzes von Immobilien in den lin ersten Puiicle ermähnten Gegenden nur russische Untertbanen und lene Aus länder anzuerkennen, die sich im russische» Reiche vor dem Er scheinen LeS Gesetzes, welches VaS Recht deS Bcsitzthums von Zinmobilien den Ausländern beschränkt, niedergelassen habe». 4) Wenn dem Ausländer als Erb: eine Persönlichkeit folgt, die unter fremder Uulcrthaiischasl sievt uno taber kein Recht hat, in den erwäbnle» Gouvernements Grund»»».' zu bcsthc», so ist diese Persönlichkeit verpflichtet, entweder die russische Unterthanschast anzunchmen oder die geerbten Grundstücke innerhalb dreier Jahre an Personen zn verkaufen. die das Reckt haben, dieselben zu besitze». 5) Für diojciiigrn Aus länder, die Immobilien i» de:: erwähnten Gonvcrncmcntü ankausen, ist jetzt der festgesetzte Termin zum einstweiligen Aufenthalt im russischen Reiche zur Annahme d<kr russischen
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite