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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.08.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-08-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188508312
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850831
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850831
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-08
- Tag1885-08-31
- Monat1885-08
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.08.1885
- Autor
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Nachmittags 5—6 Uhr. gür d>« NUN,-»« «ui,rSui»l«r M-nalcriM« »>« Vi«d»c1l»» »ichl »admdlt«. »^» »» Annahme her sür »te ntchfttet,«»-« Nummer befttm»te« Anserate an Wochentage» bis 8 Uhr Nachmittag«, au so»»- und Festtagen srühbis '/,S Uhr. 3n den Filialen fiir 3ns.-Annah«e: Otto klemm, UniversftätSstraße 1. 1!«NiS Lisch«, katharinenstr. 23, p. >«r bi» '/.s Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Auflage I?>,!«». ^lionnemrnlsvreis viertel;. 4'/, Mk. incl. Brmgenoiin S Mt,, durch dis Post bezogen 6 Mt. Jrse einzelne Nummer 20 P' Belegexemplar 10 Pf. Gebüdren sür Extrabeilagen lin Tageblatt-Format geialzt) ahne Vostbetörberung 39 Mk. mit Postbejörderung 48 Ml. Inserate 6geipaliene Petitzeile 20 PI. Größere Schrillen laut uni. Prcisverzelchniß. Labellanlcher». Zisterniatz nach höherm Tarn. Krllamen »Mer dem RedactionSstrich die 4 qelralt. Zeile 50 Ps.. vor den Familien nachrichreii die Sgespaltenc Zeile 40 Ps, Inserate sind stet- an die trxprSltion za senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeuumerav-io oder dura, P st- nachnadine. L4Z. Montag den 31. August 1885. 79. Jahrgang. Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Da es wünschenswerth ist, dag dem Natioaalfesttage Deutschlands, dem 2. September, in unserer Stadt auch äußerlich ein festliches'Gewand gegeben werde, so richten wir an die Bewohner unserer Stadt daS Ersuchen, an diesem Tage die Gebäude in würdiger Weise mit Flaggeuschmuck zu versehen. Leipzig, den 24. August 188S. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Hentschel. Manntmachnng. SLmmtliche städtische BerwuUungS- und Caffenexpeditionen bleiben am 2. September geschlossen. Leipzig, den 24. August 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. Vr. Georgi. Hentschel. Vtkamitiuachung. Nachdem wir beschlossen haben, den Termin de- Inkraft tretens deS von unS unterm 9. Juni d. I. bekannt gemachten Regulativ», die Beleuchtaug der Treppen and Höfe in bewohnten Gebäuden betreffend, um 1 Monat hinauSzuschieben, bringen wir hierdurch zur öffentlichen Kennt- nig, daß dasselbe nunmehr am 1. Oktober 188S in Kraft treten wird. Leipzig, den 29. August 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Henuig. Vekamitumchulls» Wegen Neupflasterung wiro die Martenftrashe aus der Strecke von der Schichcnstraße bis zur Kreuzung mit der Salomonstraße nuv Siuschlicßlich der Kreuzung von Donucrütag, den 3. September d. I. ab bis aus Weile«- sür allen unbefugte» Fährverkehr gesperrt. Leipzig, den 29. August 1885. Ter Rath der Stadt Leipzig. Vr. Georgi. Heltr.ig. Vekannlnlachmig. ^ DaS Befahren des Weges zwischen dem ehemaligen Frank furter Thorr und dem neuen Schühenbause am 2. September während der Zeit von V,3—5 Uhr Nachmittags wird für Fuhrwerk jeder Art hiermit untersagt und wirk, der Fähr verkehr wahrend dieser Zeit auf den Weg vom Kuhthurme nach kem neuen Schützenhause verwiesen. Zuwiderhandlungen werden mit Geldstrafe bis zu 20 geahndet. Leipzig, den 24. Auaust 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. H, Vr. Georgi. Zentschel. Am Lrdnntage wird in den Volksschulen eine Aeftfrier abge- halien, welche in der 1. Bürgerschule sür Knaben und in der 6. Be- zirksichule sür Knaben nm 8 Uhr, in den übrigen Schulen ui» 9 Uhr ihren Anfang nimmt. Zu derselben laden alle Freunde und Äöniler der Volksschule ergebenst ein die Direktoren der Volksschulen. Aicolai-GWimKum. des Der Schulactus (Festrede des Herrn 11r. Votgt) zur Feier NalionalfesteS wird am Mittwoch, den 2. September, früh 8 bestnuen. Zu geneigter Theilaahme ladet im Namen deS Lebrer- calle.immS ergebenst ein vr. kika^Iiolk. Steuer-Zuschlag zur Deckung des Aufwandes der Handelskammer. Die Handelskammer hat beschlossen, zur Deckung ihre- Berwal- tungs-AuswandeS, einschlieblich deS AujwandeS der Börie, von ihren LSadlberechligicn, d. i. von denjenigen Kausleuien und Fabrikanten in Leipzig und im Bezirke der AmtShauptmaanschast Leipzig, welche in Spalie >1 deS Einkomme,isteuer-Lataster- (Einkommen auS Handel, Gewerbe rc.) mit mindestens 1900 u» eingeschätzt sind, für da» laufende Inbr einen Steuer-Zuschlag von Pier Pfennig aus jede Mark desjenigen Steuersätze«, welcher nack der in A. 12 d«S Einkommensteuergesetzes enihallenen Scala aus da- in Spalte ä des Emkommenstcucr-Caiasters eingestellte Einkommen jedes BeitragS« pslichttgen ciitialle» würde, mit dem ans den 8V. September A. anstehenden Hebclermi» erheben zn lassen, und eS wird dieser Zuschlag hiermit ausgeschrieben. Leipzig, de» 29. August 1885. Der Vorsitzende der Handelskammer. Vr. WachSmuth. vr. Bensel, S. Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 3l. August 1885. * Tie bereit« telegraphisch siAnalistrte Note der »Nord deutschen Allgemeinen Zeitung", dw Carolinen« frage betreffend, laulct: Die „Germania" vom heutigen Tage reprodncirt einen Artikel der „Nölniichen Zeitung", in dem auS spanischen wissenschast- liche» Werken der Nachweis geführt worden war, daß „die Frage, ob die geographische Wlssenichost in Spanien die Larolinen- Inseln bisher als spanische Besitzung behandelt Hab«, nach allem (dem Verfasser des Artikel«) zugänglichen Material unbedingt v«r> »eint werde» müsse". Dazu bemcrkl die „Germania"; „Es Ichemt, als ob die Gelehrten auch hier nicht einig wären Thatlächlich hat Spanien die Insel Nab im westlichen Theil« schon seit längerer Zcik im Besitze. Die» kann Deutschland nicht bestreiten, ebenso weiug, dast Spanien durch versuchsweise Enlsendvng von Eolon e» and Missionen, wenn nicht juridisch«, so doch faktische and moralisch« Rechte erworben hat." Vor einigen Tage» hat dasselbe Blatt an« d«r sriedlirbenden versöhnlichen Haltung der deutschen Regierung Spanien gegen über nicht« weiter dekwcireu könne», als ,,»S sei die« eia Beweis daß die Ansprüche DcmfchiandS nicht über allen Zweiscl erbaben seien ' ES ist bezeich nend für die Stellung der „Germania' i» deutsche» Angelegenheiten, daß sie da« einzige Blatt in der ganzen deutschen Presse ist. welche« die Partei de« Auslandes ergreift, und welche- die Rnhe und Sicherheit, mit der Deutschland die Carolinen- rage behandelt — indem r< sich birei t zeigt, eine chiedsrichterliche Lnischetdung darüber zu acceptiren — nicht al« Beweis drr Friedensliebe uadBersöhalich- kelt »nsrrer Politik aussabt, sondern darin Veran lassung findet, die Rechtmähigkeit unserer Sache an- uzwrtseln. — Dir Haltung der „Germania" überraichi u»S -doch nicht; denn di, „Germania" ist überhaupt kein deutsche« Blatt, sonder» der Bundesgenosse jede«, auch de« frivolsten Angriffe« aus daS Ansehen and die Interessen Deutschland«. Die öffentliche Mriuaag wird »oranSsichMch bald ln drr Lage ein, den Berdunkelongea der „Germania" gegenüber, die deutschen Rechtsansprüche in der Carolinea-Frage beurtheileu >u können: den» wir bezweifeln nicht, daß im Anschluß an die >ilherig« Behandlung der Lolonialpolitik auch die Episode der Carolinen durch Ber-ssrntlichung der darüber sprechenden Aktenstücke de« allgemeinen Unheil »nterbreitet werden wird. * Unter Bezugnahme auf die von den Regierungen der Bunde» « Seestaaten wegen der gesunkheilöpolizcilichc» Controle der Seeschiffe erlassenen Vorschriste» wird vom sleick-kanzler unterm 29. August bekannt gemacht, daß der Hasenplatz Toulon al» der Cholera verdächtig an- zusehen ist. * E» wird wieder einmal daS Gerücht von neuen Tran«, actione» mit der Curie bezw. einem neuen Gesetz gebungsakt« auf kirchenpolitifcbem Gebiete colpor- tirt, und es werden dafür allerlei au» der Reise de» Herrn von Schlözer sich ergebende kleine Anhait-puncte äußerlicher Natur geltend gemacht. Die .Germania" gicbt sich den Anschein aroßer Kühle gegenüber diesen Gerüchten, stellt aber doch sorgfältig Alle» zusammen. waS dafür zu sprechen scheint, daß dieselben begründet sein möchten. Wa« an dem Gerede wahr ist, muß aogewartet werden. Da« aber steht fest, daß die Haltung der ultramontanen Partei wie auch der kirch lichen Autoritäten in den letzten Monaten nicht« weniger al» einladend zu neuen Schritten de- Entgegenkommen- gewesen ist. Die jüngst in Fulda versammelten Bischöfe haben nicht daS Mindeste gethan. um den kirchenpolitischen Ausgleich zu fördern, und eine Stimmung im ultramontanen Lager, wie sie gelegentlich LeS Paderborner Erlasse» zum Vorschein kam, ist gewiß auch nicht geeignet, deu Staat zu neuen FriedenS- versucheu zu veranlassen. * Die „Nationalliberale Corresponden»" schreibt: „Die Er hebungen über die Sonatag-arbeit-frage scheinen nun mehr durch da- ganze Reich «m Gang« zu tem. Dabei zeigt sich denn nachgerade, daß die Kritik, weiche ein großer Theil der Presse an dieser Untersuchung üben zu müssen meinte, sehr voreilig gewesen ist. Ein Hauptvorwurs war, daß man sich in ganz bureaukratischer Manier auf eine kleine Anzahl schablonenhaft ausgestellter schriftlicher Anfragen beschränke, während doch ein wirklich brauchbare- Resultat solcher Unter suchungen nur au» dem mündlichen contradictorischcn Ver fahren zu erwarten sei. Jetzt erfährt man. daß öffentliche Versammlungen unter dem Vorsitze von RegierungS - Com» missarien veranstaltet werten sollen, in welchen die Frage untrr Betheiligung von Arbeitgebern und Arbeitern durch Rede und Gegenrede erörtert werden soll. Damit wird denn auch der andere Borwurf widerlegt, daß di- Regierung sich einseitig an die Classe der Arbeitgeber gewandt habe, a» die einzelnen Unternehmer sowohl, wie an Geiverbekammern. Handelskammern unv andere Vereinigungen. UebiigenS sollte man wenigsten- von ultramontanen Blättern nicht einen Tadel deswegen erwarten, daß man sich in erster Linie an diese Körperschaften gewandt hat. Sagte doch Herr Windthorst in der ReichStagSsitzung vom 9. Mai diese- Jahre»: „Ich meine, daß sie (die Regierungen) so viele Organe in der Verwaltung haben, daß sie in den Handelskammern, in den Gewerbckammern und in allen den verschiedenen bestehenden Vereinigungen so viel Intelligenz haben, daß sie durch einfache Berichterstattung von ihnen DaS leicht erfahren können, wa» sie zu wissen etwa nöthig haben " Man sollte also meinen, der CentrumSfÜhrer müßte mit der Bcsragung der Handelskammern sehr zufrieden sein. Sie allein aber würbe allerdings nicht genügen, und deshalb sind die Regierungen sehr viel weiter gegangen, als Herr Wiudt- borst sür ausreichend hält. Einen Mangel freilich hat diese Untersuchung: die Befragten,zum Mindesiendie Privatpersonen, können nicht zur Aussage gezwungen und sür falsche Aus sagen nicht mit Strafe bedroht werden. Aber wer tst schuld an diesem Mangel? Doch lediglich auch wieder Diejenigen, welche heute die abfällige Kritik üben. Denn ohne eine besondere gesetzliche Ermächtigung siehe» denRegierungen derartigeZwang-besugiiisse nicht zu. Wäre der UntersuchungS-Antrag der Nationalliberalen angenommen ivorden, so würde die NeichSregierung geiviß noch in der selben Session eine Vorlage gemacht baden, welche die möglichst rwcckmäßige und möglichst zuverlässige Vornahme der Er hebungen sichergestcllt haben würde. Wenn man e- übrigen» neuerdings den Socialdemokraten so schwer anrechnet, dag sic sich dem UntersuchungS-Antrage auS Leibeskräften widerseht habe», so sollte man doch die übrigen Belheiligte» nicht ganz un- herücksichtiat lasten. Centrum und Conservative haben öffentlich nicht ebenso laut declamirt wie die Socialdemokratcn, ihre Opposition gegen die Erhebungen aber war um kein Haar geringer. Man wird sich daran auch zu erinnern haben, wenn etwa demnächst von dieser Seite über Unbrauchbarkeit LeS gewonnenen Material» geklagt werden sollte." * Die sreieonservative Partei hat unter dem Titet „Die 15. Legislaturperiode de» preußischen Land tags" eine ausführliche Darstellung de» zunächst abge, scklosscnen Abschnitt« der gesetzgeberischen und parlamentarische» Thätigkeit in Preußen erscheinen lasten. Dir Schrift ist. wenn selbstverständlich auch die freiconservative Partei dabei im Vordergründe stebt, doch im Ganzen objektiv gebalte» und kann auch von Mitgliedern anderer Parteien zur Orien- tirung nnd Auffrischung de- Gedächtnisse» mit Erjolg benutzt werden. * Ein vor kurzem erschienene» statistische» Handbuch für Elsaß-Lothringen aieblfolgende Auskunft über die dortigen Nationalität». Verhältnisse: „In ganz Elsaß Lothringen gehören von den Gemeinden 72 Procent dem deutschen, 22 Procent dem französischen und 4 Procent dem gemischten Sprachgebiete an. Ein wesentlich verschiedene» Verhältniß aber erqiebt sich, wenn wir die einzelnen drei Bezirke >nS Auge sasten; den» während in Unter-Elsaß 95 Procent und in Ober-Elsaß 85 Procent der Gcmcinden aus daS deutsche Sprachgebiet entfallen, erreichen in Lothringen die deutschen Gemeinden nicht ganz die Hälfte; eS sind nur etwa» über 49 Procent, gegenüber 45 Procent französischen und 5 Procent gemischten. Wesentlich günstiger gestaltet sich da- Berbältniß. wenn wir nicht die Geuieiilden selbst, sondern die Civilbtvölkcrung berücksichtigen; von diesem GesichtSpuncte au- haben wir auch in Lothringen nicht nur Gleichgewicht, sondern ein kleines Ucbe.wiegen der deutschen: e» sind deren 52 Procent gegenüber 28. resp. 18 Procent, die dem franzö sischen, resp. dem gemischten Sprachgebiete angehörc». Die Zahl der Gemeinden endlich, bi« aus Grund de» Gesetze» vom 31. März 1872 vom Gebrauche der deutschen Sprache al» GrschäslSsprache diSpensirt waren, betrug am 1. Januar 1884 noch 417 bei eincr Gcsammtzahl von 1693." « * » * Ueber die Amt»ents«tzuug der Stadthäupter von Riga und Reval, über welche wir un« bereit» an leitender Stelle geäußert haben, schreibt die Berliner »Nationalzeitung": Al« nach der Niederlage KarN« M. bei Poltawa 1709 die da mals zu Schweden gehörigen beiden Ostseeprovinzen Livland und Ehstlavd sich im Jahre 1710 genötbigt sahen, sich der Krone Rußlands zu uulerwersen, machten sich die llv- und die esthlän- disch« Ritterschaft sowie die Städte Riga und Reval in den sage- nannten Capiiulationeu sehr weitgehende Privilegien auS welche ihnen unter Ander,» namentlich die Unantastbarkeit der lutheröchen L indeSkirche, der deutschen Sprach« in Kirche, Schule und Verwaltung, de« deutschen Rechtes und der LandeSversassung sür ewige Zeiten zusichertr», sowie 172t beim Abschluß des Nystädter Frieden» aus- drücklich sauctionirt wurden. Schon zuvor, gleich nach der Ueber- gäbe, hotte zwar Peter der Große sich sür sich und seine Nachsolger verpflichtet, baß diese Landesprivilegien stet- ousrecht erhalte» wer- den sollten, und sind dieselben in der Ihat von sämmtlichen russischen Kaisern, in der Regel bereit» bald nach ihrer Thronbesteigung, jede-mal durch besondere Dokumente „consirmirt" worden. In Folge besten war seit Einverleibung Livland» und Ehst- lano» in da« russisch« Reich die deutsche Sprache unbestritten die Amtssprache nicht nur der ritte» und landschaftlichen, sowie der städtischen, sondern auch der dortigen Siaalobehörden. Selbst nach Umwandlung der beiden Herzogthümer in zwei russische Gou vernements unter Kaiser Nikolaus verhandelten und correspondlncn ihres Regierungen ebenso wie die kurländische GouvernementS- mng in deutscher Sprache; nur die an die Cenlralbebördea in «bürg gehenden Schriftstücke waren mit einer ruistichen lieber» g deS deutschen Originale- versehen. Erst unter Kaiser nder II. fand — eine bedauerliche Rückwirkung de» polnischen indes und der durch ihn zu praktischer Bedeutung gelangten wistischen Bestrebungen — nachdem die bi« dahin immer mit Mndern besetzten GouverneurSpostta nach Beseitigung ihrer .igen de:..scheu Inhaber Natioualrnssen verliehen worden waren, d2 Nussificirung der betreffenden drei BouorrnemenlSregierungen statt. Ein Versuch, die russische Sprache auch schon den städ tischen Verwaltungen auszuzwinyen, mibloug damals durch den mannhaften Widerstand der Magistrate von Riga und Reval, welche, unter Hinweis aus ihre Privilegien, erfolgreich an den Kaiser appellirtcn. So blieb auf dem Gebiete der Berwaltung in den Ostsee- Provinzen Rußland» die Sprachensrag« bi« zum Beginn de» gegen- wärtigen Sommer« im Wesentlichen unverändert. Ui» diese Zeit erhielten Liv- und Ehstland neue Gouverneure: im erstere» trat a» Stelle de« GeheimraihS Schelmisch Herr Sinowjew, in letzierem wurde Geheimraih Poliwanow durch den Fürsten Schachowskoi ersetzt. Als die« geschehen war, legte der kurläadische Gou- verncmentSches auS eigenem Antriebe sein Amt nieder, welche« noch oacant ist. Die Lntsernung der Gouverneure Schewftich und Poli- waiiow, welche al« Nationalruffen die Ostsceprovinzen mit vielen Bor- urlheilen betralen, von denen sie jedoch nach näherer Bekanntschaft mit den dortigen Institutionen und Bewohnern im Lause der Jahre allinälig zurückgekommen waren, hängt offenbar mit der von den augen blicklich am Ruder deS russischen Staates befindliche» Machthabern beabsichtigten Vernichtung der deutichen Eigenart seiner baltischen Provinzen zusammen. Die beiden neuen Gouverneure nahmen bei ihrer Aclion iosort die Sprachensrage auf dem Gebiete der ge. iammten Administration in Angriff. Am rücksichtslosesten war hier bei da- Vorgehen de« esthiänbiiche» Gouverneur«, welche« wir daher in aller Kürze mittheilen wollen. Im Widerspruche mit den Landesvrivilegie» besaht er durch eine Lircularversügung vom 7./IS. Juni d. I. den esthländiichen Siadihäuplern (Bürgermeistern), üch sortan beim schriftlichen Verkehr ausschließlich de« Russischen als GeschäftSsprache zu bedienen. Al- das Rcvaljchc Siadlamt lMagistrat) sich hierdurch genöthigt sah, aus die Tagesordnung der zum 18./30. Juni onberaumten außerordent lichen Stadtverordnetenversammlung obenan die Berathung eincr in dieser Angelegenheit ebenso wie schon vor sechzehn Jahren unter Berusunq aus die Privilegien hüheren Orte« zu richtenden ehrerbietigen Vorstellung zu setzen, strich er diesen Punkt kurzweg. Diese und manche anderen verletzenden Maßregeln deS Fürsten SchachowSkoi haben die Bewohner der Provinz in große Aufregung versetzt. Dieselbe kam in der erwähnten Stadtverordnetenversamm lung dadurch zum Ausdrucke, daß da« Stadthaupt wiederholt inte» pellirt wurde, „aus Grund welche« Gesetze-" der Gouverneur zu einem io eigenmächtigen Verfahren berechtigt sei. Herr Bceiffen- Hagen erklärte sich zur Beantwortung solcher Ansragen nicht sür beiugt. Hieraus beschloß die sehr erbitterte Stadlverordaetenver- iammlung aus einen aus ihrer Mitte gestellten Antrag, das Stadtamt solle wegen drr die Einführung de» Ruistichen als GeschäftSiprache sür den Schriftwechsel der Stadlämter be> treffend.-n Circularverfüamig de« Gouverneurs beim dirigiren den Senate, der zuständige» Instanz, Beschwerde führen. Da» Stadtamt konnte selbstverständlich nicht umhin, diesen Auftrag auS- ufstdren. Gleichzeitig spielten sich ähnliche Vorgänge nn Riga ab sürst Schachowskoi reiste nach Petersburg, um die Gul> eißnng der von ihm geihanen Schritte z» erlangen. Wie die allgemein überraschende Absetzung der Etadlhäupter Greiffenhagen von Reval und Bünaner von Riga beweist, ist e« ihm mit Hilfe seiner einflußr, ichen Gönner leider gelungen, seinen Willen durch- zuietzen. Aus westen Seite sich da« gute Recht befindet, dürfte nach der im Eingänge gegebenen flüchtige» historischen Skizze Niemandem zweiselhaft sein. ES leuchtet ein, daß durch derartige» von höheren Beamten angcstistete beklagen-werthe Recht«- Verletzungen und Vergewaltigungen dem Ansehen der russischen StaalSregierung im Ja» wie im AuSlaade in gleicher Weise geschadet wird. * Der „kawkaS" macht aus ein wichtige» Versänmniß aufmerksam, besten sich die russische» Ingenicure bei der Voruntersuchung der gegenwärtig >m Bau befinvtichen Tran« ka-pibahn schuldig gemacht Kälten. Dieser VersSumniß bestehe darin, daß bei der Wahl der Bucht sür die Endstation der Tran-ka-pibabn die örtlichen Bedingungen nicht, wie e» sich gekörte, in Betracht gezogen seien unv der Umstand un berücksichtigt gelaffen wurde, daß der nördliche Tbcil de» KaSpiseeS in allmälizcm Versanden begriffen ist. ,.E» wäre sehr traurig" schreibt da» genannte Diatt, „wenn > ^ vcll ständiger Beendigung de- Handel-Hasen» am Endpuncl« drr TranskaSpibabn, dieser Hasen schließlich von allen Seilen von Sand eingeichlossen würde unv in Zukunft nur sür die Schiffe der Wüste — die Kameele zugänglich sein sollte Die Bucht von kraSnowokSk bat seit der Zeit, wo daselbst die ersten Rüsten unter Peter dem Großen erschienen, ihre herr lichen See-Eigenschasten und Vorzüge bis heute bewahrt und wird sie wob! auch noch Jahrhunderte lang bewahren. Hier kann man sicher sei», daß Alle», WaS im Meere gebaut wird, nicht später trocken zu liegen kommt. Wenn ina» z» dem Zwecke, um nach KraSnowodSk zu gelangen, fünf Millionen verausgabt, so wird die Transkaöpibahn an ihrem Entp»»ci einen guten Hase» erhalten. Wenn aber aus ökonomischen Rücksichten zur Begründung der Schifffahrt in einem bisher unzugänglichen, namenlosen Busen nur 313,000 Rubel be willigt werden, so wird diese Au-gabe ebensowenig Nutz n bringen, wie z.B. die Schifffahrt im Michailow'jchen Buffn, der nur au» SparsamkcitSrücksichten gewählt wurde." * Der »Niederländische Fraucnverein zur Hebung de- sittlichen Bewußtseins" hat einen Aufruf an die nieder ländischen Frauen erlaffen, in welchem dieselben a»s- gesorvert werden, eine Adresse zu unterzeichnen, in weicher die Generalstaaten ersucht werden sollen, die »ölkigen Millel anzuwenden. um den Handel mit »weißen Sklavinnen" an»- zurotten. Vor einigen Jahren wurde derselbe Gegenstand in der Zweiten Kammer zur Sprache gebracht und der da malige Iustizminister Moddermann halte auch versprochen, die Frage näher zu untersuchen unv womöglich einen inter nationalen Congreß zusammen zu berufen. Ter genannte Ausruf ist von Damen, welche der hohen Aristokratie an gehören, unterzeichnet. * Da die belgischen Gerichte fortfahren, die klerikalen Bürgermeister, die »ungläubige" Bürger im Kirchhosswinkel beerdigen lasten, mit Gesängniß zu bestrafen, >o haben die Führer der Klerikalen in der Kammer beschlossen, ein die Rechte der Kammer sichernde- Gesetz selbst anffnstclle!! und bei Beginn der Kammersession sofort einzubringe». Dein Ministerium, daS ganz der Anschauung der Parlci ist, ist diese parlamentarische Initiative sehr erwünscht nnd wird dem Zustandekommen de« Gesetzes, da« der „skandalösen" Rechtsprechung ein Ende machen soll, kein Hinberniß ent gegenstellen. * In Irland dauern die agrarischen Verbrechen fort. Ain 18. d. wurde einer großen Anzahl von Rindvieh, Eigenthum deS Farmer- Timothy O'Connor in Clashmillion, die Schwänze abgefchnitten. In derselben Nacht widerfuhr der ganzen Heerde eines anderen Farmer- daselbst, Namens Garrett Neill, ein ähnliches Schicksal. In der Nacht am 23. VS. betrat eine vermummte und bewaffnete Bande daS au» von Patrick Carroll in BallihaiSka, und da sie den iesitzer nicht fand, zog sie wieder ab, nachdem einig- Schliffe in das Innere des Hause- abgesruert worden waren. Zn derselben Zeit besuchte eine bewaffnete Bande die Häuier von William Leary, John Carroll und William Carroll in Garickaniska, und warnte dieselben, keine Pacht zu bezahlen. In jedem einzelnen Falle wurden Schüsse abgescuert, aber Verletzungen sind dabei nicht vorgckoiiimc». * Nach dem spanischen „Correo" vom 22. d. M. wird in amtlichen Kreisen als authentische Nachricht verbreitet, daß am lO. d. Ai., nach Bekanntwerden der deutschen Rati fication der „Manila" und der „San Quintin" von den Philippinen nach den Carolinen abgegangen sind, wo sie am 16. oder 17. d. M. haben cinirefsen müssen. Der VelaSco", welcher am 20. d. M. mit Instructionen der Madrider Regierung, sowie mit Landungstruppen und etwa- Artillerie nach den Carolinen segeln sollte, wird nach dem „Correo" die Reise in noch kürzerer Zeit zurückgelegt haben. * AuS Alexandrien schreibt man der „Kölnischen Zeitung" unter dem 17. August, daß die Auszahlungen der Ent schädigungen an die durch die englische Beschießung Alexan drien- Beschädigten seilen-der egyptischen SlaatSschulben- caffe den besten Verlaus nehmen. „Die einzelnen Beträge werden seit dem 15. d. hicrielbst nach der alphabetischen Reihenfolge der einzelnen Staaten anSbezabft, soweit sie sachlich und der Form nach in Ordnung befunden werden. Gestern hat die erste Zahlung siattgeftinden. Der größten Melirzahl der deutschen Beschädigten sowie der Lchweizer, welche unter deulichein Schutze stehen, sind sofort die ZahlungSanweijungen, die '»i.imnlen 3—4 Millionen Franken ausinachen, behändigt. So lange i'Uadstone am Ruder war, hielten alle Betheiligten eine zufriedenstellende c»d- giltige Regelung dieser vor dem Völkerrechte unansechlbaren An gelegenheit sür unmögjich; dem schneidigen Einschreiten unserer deutschen Regierung und dem loyalen Verhalten des neue» Salisbnryichen Eabineis ist e« zu danken, daß endlich einmal auch hier das Rech! sich 01 Onng ver schaffen konnte. In der That sind jetzt alle hiesigen Betbcüiglen de- Lobe« voll über die praktische Einrichtung der Localilüiiw, t ie Schnelligkeit und Zuverlässigkeit der Abseriigung. DaS deutsche Mit glied der egyptiichen Schuldenlast«, Freiherr von Richlhojen, hat sich wegen seine» liebenswürdigen Entgegenkommen« in dieser formell so verwickelten Angelegenheit de» grünte» Beifalls zu erfreuen, und man glaubt in unseren Kreisen allseitig, daß er seine Ausgabe io schnell lösen wird, daß er schon in wenigen Tagen seine längst beabsichtigte Reffe nach Europa werde anirete» können. Sein Ver treter während diese- Urlaub- würde .da- österreichische Mitglied der Schuldencaffe, Baron Weczera, sein." Ueber da- jähe Ende de» „khalisen" Abdullah wird dem „Achbar" auS Suakim gemeldet: „Nach dem Begräbnisse de» Mahdi verließ Abdullah mit dem von seinem Vorgänger angesammelten Schätzen das Lager von Oin- durman »nd übersiedelte nach Khartum, wo er in dem dortigen RegierungSgcbäude seine Residenz ausschlug. Tic Bewachung dieser Stadt und seiner Person übertrug er dem Bakkarastumme, aus dem er selbst hervorgegangen und der sich stet- al- die treueste Loitze de« Mahdi erwiesen hatte. Die Truppen in Omdiirman schickte» nun eine Deputalion an Abdullah, die ihn aussordcrtr, >i neu einen Theil der vom Mahdi ererbten Schätze zu überlassen und seine Leib« wache auS den Kriegern aller ihm ergebenen Stämme ziiiammcn- zustellen. Letztere Forderung versprach nun Abdullah in Erwägung zu ziehen, während er die erstere entschiede» ziirückwie-. da er die Schätze zur Forlietzung de-Krieges wider die Uiigläudigc» benölbige. Zwei Tage nachher entstand nun eine Schlägerei zwischen B.ilkira- kriegern und den Bewohner» der Stadt, woraus diese Truppe» au« dem Lager von Omdurma» zn Hilfe riesen. Um die llänipieiidcn zu beschwichtigen, begab sich nun Abdullah bloS m k dem Koran in der Hand in deren Mitte, erhielt aber dabei von rückwärts eine» Stich in den Leib und sank sogleich zusammen. Sterbens trug man ihn nun in den Palast zurück. AuS dem Kample gingen schließlich die Bakkara als Sieger hervor und sind noch heute die Herren von Khartum." * Ueber die deutsche Einwanderung in den Ber - einigten Staaten schreibt ma» der „Post" au- Nem- Dork: Die AuSsichtea für deutsche Einwanderer in den Ver« einigten Staaten von Amerika werden von Jadr zu Jahr schlechter. Die große Maste der einwandcrnden Deutschen besteht au« Land« wirlhen und Fabrikarbeitern. Um zuerst von den Landwirthen zu sprechen, so dürfen dieselben nicht vergessen, daß in den öffentlichen Staaten der Union Grund und Boden bereit» so theuer ist, daß ein Farmer im Osten mit einem Farmer im Westen mit Erfolg nicht concurrircn kann. Es ist deshalb auch in de» östlichen Staaten davon die Rede, die Landwirthschaft immer
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