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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.09.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-09-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188509091
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850909
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850909
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-09
- Tag1885-09-09
- Monat1885-09
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.09.1885
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Erste Mage M Leipziger Tageblatt und Anzeiger. A» 252. Mittwoch den 9. September 1885. 78. Jahrgang. Der deutsch-spanische Streitfall. * Ueber den deutsch-spanischen Streitfall liegen heule belang reiche Nachrichten nicht vor. Wir registriren nachstehend, waS Presse und Telegraph weiter berichten: * Madrid, 4. September. („Nalionalzeilung.") Die Laroliuensroge finde» endlich eine objectivere Beurtheilung und eS ist sehr wahrscheinlich, daß nach zwei oder drei Wochen die anti. deulsche Juria vollständig vorübergezogen sein wird. Der gestern in der deutschen Botschaft angekommenen Note aus Berlin wird geringe Bedeutung beigelegt, weil es sich in derselben bloS um diplomatische Versicherungen, die Angelegenheit zu befriedigender Lösung bringe» zu wollen, handele. Man mach« sich schon Hierselbst mit dem von deutscher Seite gellend geniachle» RechlSstandpuncie vertraut uud erwartet deshalb mit Spannung Nachrichten aus Manillo, da man hofft, die spanische» Schisse kämen den deutschen in der Besetzung der Carolinen voraus. Bedeutungsvoll ist, dass die osficiüse Presse einen ungemein sanften Ton anschlägt, sie, sowie der sagastinische „Jmporcial" stimmen überein, daß die zu den Corolineninseln gerechneten Marscholl-Jnseln sür Spanien keinerlei Nutzen haben und nicht einmal sür den Besitz der Philippinen gefährlich werde» können» da sie zu weit entsernt liegen. Und die Angst um die Philippinen, deren 6,000,000 Einwohner nicht gut aus die spanische Mißwirtbschast zu sprechen sind, war es, die unsere Spanier so sehr entsetzt«, als es hieb, Deutschland habe out den Carolinen festen Fuß gefaßt. Die öffentliche Meinung hat sich indessen sehr sonderbare» Zeug ausbinden lasse», so daß der Ex. Minister des Cabinets Sagafta, welcher den König im Späijomiuer 1863 nach Oesterreich, Deutschland und Belgien begleitete, Bega de Arniljo sich gedrungen sieht, in den Blättern zu erklären, während seiner Reise seien keinerlei, die Coloniea betreffende Abmachungen getroffen worden. Die Republikaner sind offenbar etwas verstimm«. Lag der ganze Zwuchensall eine sür Spanien günstige diplomatische Lösung finden wird, ohne daß eS ihnen gelungen wäre, daS Prestige der Monarchie zu untergraben. — Trotz dieser Wendung zum Besseren sahren die Blätter und die politische» Kreise sort, das Für »ad Wider der deutschen und französischen Allianz zu besprechen, und mehrere Projekte zur Anschaffung von Kriegsschiffen unterhalten unser seniationssüchtigcS Publicum. Liberale und Republikaner er klären sich mit Leidenschaft sür eine AniiShecung an die Nachbar rcpublik und fordern die Demission des Ministerium-, damit ein liberales Cabinet die Frontveränderuna vollziehe. * Madrid. 7. September. („Boffische Zeitung.") Im letzten Ministerrath sind die maritimen und militairischen Hilfsquellen Spaniens und der Vertheidigungszustand der spanischen Colonien einer gründlichen Prüfung umerzogen und die Marschälle Cawpos und Jovellar und andere Generale consultirt worden» ehe der Ministerrath beschloß, eine Note nach Berlin zu senden, welche die Zurückgabe der Carolinen-Jnselo als unerläßliche Bedingung und als Rusgangspunct der Unterhandlungen fordert, die Rechte Spanien- späterer Erörterung überlassend. Zum Bruche solle nur geschritten werden, salls Deutschland jedes Zugeständnis verweigere. Inzwischen sollen antideutsche Kundgebungen unteidrückt werden, nöthigcnsalls sogar durch Suspension der constitutioncllen Garantien * Paris, 6. September. („Post.") Die hiesige Presse cheint säst einem erhaltenen mor ä'orckr« zu gehorchen, denn es muß der Wahrheit gemäß anerkannt werden, daß sie jetzt eine große Vorficht und Reserve in der deutsch-spantschen Angelegen des Madrider Pöbel- nicht billigt und dessen Sache nicht zu der ihrigen macht, steht einer friedlichen Beilegung dieser Angelegenheit nicht» im Wege, u.id wir zweifeln nicht, daß die Regierung des KönigS die große Mehrheit des spanischen Volkes hinter sich haben wird, wenn sie in ähnlicher Weise, wie die französische Regierung Spanien gegenüber im Jahre 1883, Deutschland ihr Bedauern über das Vorgeben halbwüchsiger Gassenbuben und vaterland-loser Revo- liitionoire ausspricht und die Idäter energisch bestraft. Gerade Spanien sollte r:ud wird sich zehn Mal besinnen, ehe e- sich in einen Krieg mit einem Staate wie Deutschland hineiuftürzt, zumal eS durch eine so unbesonnene Haltung wie diejenige, welche es in der Carolinen- srage bisher beobachtet hat, die ganze Welt und auch Frankreich, aus dessen BundeSgcnossenIchast eS dabei immerhin gebaut haben mag, sich entfremdet. Je klarer es zu Tage tritt, daß die ganze deutsch- seindliche Bewegung nur zur Bemäntelung eines revolutionairen Ränkelp»- dient, um so frivoler muß den ruhigeren Elementen das KriegSgeschrei und der Vergleich mit den großartige» Freiheit», kämpjen vom Jahre 1808 erscheine,i, um so mehr wird sich aber auch die Erbitterung gegen das Cabinet Canovas wenden, dessen Einwirkung es zuzlftchreibe» ist, daß die Frage überhaupt zu dem Umsang ausqebaiischt werden konnte, welchen sie heute angenommen hat. Die Nachricht englischer Blätter, daß bei Sagasta eine Be sprechung der Führer der liberalen Partei stattgesunden habe, in welcher beschlossen wurde, bei einer etwaigen Uebergabe der Regie« rungsgeschäste an die Liberalen die Abberufung des spanischen Ge sandten in Berlin zur Bedingung zu mache», ist bisher von keiner Seite bestätigt worden. Sollte Sagasta wirklich wieder ans Ruder kommen, so wird auch er sich klar zu machen haben, daß die Be- setzung der Insel Pap »»» Seiten Deutschlands dnrchaus nolhwendig war, um die Anschauung, nach welcher die Carolinen»Inseln als unbesetztes Land zu betrachte» sind, stützen zu können, daß sie aber andererseits insosern auch nur eine vorläufige ist, als die deutsche Negierung keine» Anstand nehmen wird, dieselbe wieder zu räumen, wenn der Schiedsrichter die Ansprüche Spaniens als zu Recht be. stehend anerkennen würde. Aus Berlin wird uns sodann noch Folgende- vom Montag geschrieben: „Die Vorgänge in Madrid werden in der gesammlen Berliner Presse, und soweit wir eS zu übersehen verniögen. in allen deutschen Blättern so ausgesaht, wie eS in unserem gestrigen Briese geschehen ist. Bei dieser Gelegenheit zeigt sich so recht, welche außerordentlichen Fort schritte da- deutsche Volk seit zwanzig Jahren in politischer Hinsicht gemacht hat. Wir sind politisch reis geworden, seil wir und als eine Nation wissen u»v fühlen, wir wissen, daß da- deutsche Reich wie der mächtigste, so auch der an« gesehenste Staat der Welt ist, wir wissen, daß die deulsche Macht lediglich der Erhaltung deS Friedens gewidmet sein soll, da wir nicht nölhig haben, lüstern zu sein „ach kriege- rischen Lorbeeren, und die Stetigkeit der Monarchie hat eS nicht nöthig, die Wege einer abenteuerlichen Politik zu wandeln. In unterrichteten Kreisen ist man hier fest überzeugt davon, daß die Vorgänge, welche Freitag Abend in der Hauptstadt Spanien- siattgesnnden, lediglich Excesse eine- nicht zurechnungsfähigen Pöbels waren, welcher Lurch revolutionäre Agitatoren miß braucht worden ist, daß die Spitze de- Skandal- weit weniger gegen daS deutsche Reich als gegen das Cabinet CanovaS heit an den Tag gelegt, mögen auch iinmerhin die Motive dabei I del Castillo gerichtet war, beziehung-weise gegen die Monarchie verschiedene sein. Von den leitenden Blättern betont die „Repnblique I und die Regierung de- König- Aston-. Man wünscht keineS- sranyaise", daß Frankreich die strikteste Neutralität inne halten und > weg- die Schwierigkeiten, mit denen die spanische Regierung selbst den Schein vermeiden muffe, durch seine Haltung irgendwie die Spanier zu unterstützen und zu crmuthigen. Die „RSpublique franyoise" warnt daher aach eindringlich die Patrioten!,ga und andere Vereine vor allen comproinittirendc» Manifestationen. Der „Temps" erklärt, daß eS Niemandem io den Sinn komme, daß Deutsch, land den ausgebrochencn Conflict heraufzul>eschwören gewünscht habe, nur baue man sich in Berlin hinsichtlich de- Tempera- ment« der Völker geirrt. Jetzt ober, wo aus beiden Seiten die Eigenliebe gereizt sei, werde e- durch die Madrider Excesse Deutschland trotz aller Bereitwilligkeit fast unmöglich, Con- cesfionen zu machen. Die chauvinistischen Hetzblätter gießen ebcnsall» viet Wasser in ihren svanischen Wein, doch heben sie hervor, daß Frankreich sich vornehmlich hüten müsse, in die ihm deutscherseits gestellte Falle zu stürzen. Der orleanistische „Soleil" und die radikal- intransigenten Zeitungen, wie Rochesort'S „Jntransigeant", ziehen natürlich die Tonkm-Affaire herbei und rufen lammernd aus, „Wie anders würde Frankreich ohne jede Vergeudung seiner Kräfte in colonialen Abenteuern dasteheu, in einem Augenblick, wo sich dcnnelben vielleicht die unverhoffte Chance einer Revanche und vollständigen Wiederherstellung des zerstückelten Vaterlandes darbietet." Mehrfach rüth man hier auch den Spaniern Ruhe, Vernunft und Mäßigung an und benierkt, daß die Ungleichheit der militairischen Kräfte Spanien zur Erkcnntniß der Unmöglichkeit eine- Krieges bringe» müsse, zumal doch Spanien aus Alliancen nirgends rechnen könne. Die „Libertö" räth daher Spanien, den deutschen Vorschlag eines Schiedsrichters nur ja anzunehmen. Die Radikalen und Revolutionaire begrüßen wiederum bereits jubelnd die heran nahende Republik Spanien. Ernste Gefahren sür den Thron König Alsons sehen übrigens ziemlich alle hiesigen Blätter voraus. Da- gegen kann man auch hier nicht umhin, der ruhigen und gemessenen Haltung der deutschen Presse und de- deutschen Publicums An- rrkennung zu zollen, gegenüber der wahnwitzig leidenschaftlichen Pöbelausbrüche in Madrid. Spanische Depeschen liegen nur wenige vor, da die dort ge Lensur dieselben anhält. Dem „Temps" wird telegraphier, daß gestern erneute tumnltuarische Demonstrationen in Madrid durch die Polizei und Gendarmerie unterdrückt worden wären, daß das Ministerium CanovaS von Neuem das Vertrauen de- König- besitze, daß der König, in Ueberein» stimmuiig mit dem Cabinet und den Marschälle» CampoS und Jovellar, keinen Bruch mit Deutschland wolle, und daß noch nicht alle diplomatischen Wege zur Erledigung der Carolineu-Frage erschöpft wären. Auch seien schon gerichtliche Verfolgungen gegen die liberale»Blätter,,PoroeniS",.,Progreffo", „Correspondenzia" und zehn andere Zeitungen wegen Ausreizung der öffentlichen Meinung eilige- leitet worden. Demnach dars man vielleicht noch nicht jede Hoff» nuag aus eine Ernüchterung der überhitzten Geister und aus eine sachgemäße Auffassung der Dinge leiten- der Spanier ausgeben. Deutschland, welches da- Recht aus seiner Seite hat und auch zu» gleich die Macht, eS zu wahren, kann jedenfalls dem Treiben in Madrid gleichmütbig znsehen, bi- die Spanier selbst zu der Erkennt- >.iß gelangen, daß Insulten und Injurien keine Gründe sind und daß kindische Drohungen keinen Eindruck aus Deutschland machen. Zur Sache schreibt tue „Kölnische Zeitung": Es bestätigt sich, daß die bedauerlichen Ausschreitungen de- Madrider Pöbels dem Bckanntwerde» der Nachricht von der Besetzung der Insel Aap durch ein deutsches Kriegsschiff aus dem Fuße folgten. In den Straßen riß man sich um die neuesten Zeitungen, und obgleich eine derartige Nachricht auch in Spanien längst hätte vorausgesehen werde» können, bemächtigte sich der Be völkeruiig eine fieberhafte Ausregung. Geschickt wußten die sran zosensreundlichen Hetzer die Lage sür ihre Zwecke auszubeuten, sie stachelten und schürten, bis sie eine genügende Zahl von Gesin- nungSgenossen und verblendeten Hitzköpfen um sich versammelt hatten; immer mehr schwoll die Masse und bald wälzte sie sich, durch Neu- gierige und unzusriedeneS Proletariat der Großstadt verstärkt, lowinengleich anwachsend durch die Straßen. So ungefähr gestaltete sich in seinen Umriffen daS Bild, wie man eS sich aus Grund der spärlichen Nachrichten entwersen kann. Für unsere Ansicht, daß auch diesmal wie be! den srühern Kundgebungen die eigentliche Urheberschaft aus die Franzosenpartei zurücksällt, spricht der Um stand. daß nach der Heldenthat aus der Puerto del Sol ein Theil dcr Volksmenge mit fliegenden Fahnen vor daS sranzösische Ge- sandschastsgebäude zog und den Sympathien sür Frankreich in den Rusen „ES lebe Frankreich l". „Nieder mit den Deutschen!" und durch Absingen der Marseillaise Lust machte. Auch die Regierung scheint immer noch daran gezweiselt zu habe», daß Fürst Bismarck seine doch deutlich genug ausgesprochene Absicht, die Carolinen- Inseln sür das deutsche Reich zu erwerben, wahr machen werde, und läßt deshalb ihren ohnmächtigen Groll an den Befehlshabern der spanischen Kriegsschiffe aus, welche sicherlich beim besten Willen die deutsche Besitzergreifung nicht hindern konnten. Läßt sich auch nicht leugnen, daß der neue Zwischenfall dazu bcigetragcn hat, die Lage bedenklich zu trüben, so bieten sie dock noch nicht Grund zu der Befürchtung, daß sich ihretwegen der Herzenswunsch der Franzosen verwirklichen und der Krieg zwischen Deutschland und Spanien entbrennen sollte. Mit diesen Ausschreitungen bat die spanische Nation nichts gemein; so lange die Nation das Gebaren im eigenen Lande zu kämpfen hat. zu vermehren und ,st viel mehr geneigt, ihnen Rechnung zu tragen, selbstverständlich ohne dem deutschen Reiche irgend etwas zu vergeben. Daß e- im eigensten Interesse de- Madrider Cabinet- und Spanien liegt, die schuldige Genugthuung uns möglichst schnell zu Theil werden zu lasten, wird wohl vom Ministerin»! CanovaS nicht verkannt und hoffentlich erleidet die Erledigung der Carolinensrage in Folge der bedauerlichen Scenen in Madrid nicht nur keinen Aufschub, sondern die spanische Regierung sieht ein, daß sie ihre eigene Autorität, je länger sie zögert, aus die deutschen Vorschläge einzugehen, um so mehr gefährdet und ihrem Vaterlande den schlechtesten Dienst leistet, wenn eS in der zweideutigen Haltung der letzten Tage verharrt. ZU den Lan-tagswahlen. * Dre-den. 8. September. Unser langjähriger Vertreter im Landtage, Herr August Walter, ist von den Deulsch- sreisinnigen deS l. Dresdner Wahlkreise- wieder als Candidat ausgestellt. Alle die Wähler, welche sich sür die Wiederwahl des Herrn Walter inleressiren. ladet bas ComitL sür die Wiederwahl desselben zu einer Wählerversammlung am Diens tag. 8. September, Abends 8 Uhr in Meinhold's Sälen ein. Herr Walter wird dort seine Ansichten über die Wichtigkeit unsere- Landtage- entwickeln. * Blase witz, 7. September. Unser friedlicher Ort war vorigen Sonnabend daS Ziel einer Anzahl Socialtemokraten auS den Nachbarorten. Mastenhast hatten sich dieselben zu der vom Landtagscandidaten Herrn Stadtrath Lingke auS Dresden im hiesigen Gocthegarten einberufenen Wahl Versammlung ringesunden, um in der bekannten Weise sür ihren Candidaten Propaganda zu machen. Unter Vorsitz de- Herrn Kaufmann Herschel von hier und in Anwesenheit de- Herrn NegierungSastestor vr. Kutzleb von der kvnigl. Amt- bauptmannschast DreSven-Neustadt entwickelte Herr Lingke sein Programm in ruhiger und gemessener Weise. Redner wie- hin aus seine Thütigkeit in den ihm bi»lang über tragenen Ehrenämtern, sowohl beim Hausbesitzer- und GastwirlhSverein, al» auch im Stabtverordncten-Collegium. und nahm hieraus in einstündiger Rede Stellung zu den verschiedenen volkswirthschastlichen Fragen und den vor liegenden Programmen ferner Gegencandidaten. Mußte sich der Redner schon während seine- Bortrag- verschiedene Landtags-Abgeordneten Herrn Gemrindevorstand Däbritz in Nischwltz ausgesordert wird. * Lausigk, 6. September. Gestern Abend hatten sich die Wähler unsere- Ortes im Saale de- GasthoseS „zu den drei Rosen" recht zahlreich eingesunden, um den Bericht de- LandtagScandidaten, Herrn Bürgermeister MUller-Colditz, über seine bisherige Thätigkeil als Landtagsabgeordneter an- zuhören. Der geschätzte Herr Redner betonte EinleitungS- welse, daß er auS der Fülle des Materials nur einzelne Gegenstände und zwar solche, welche von allgemeinem In teresse. sodann andere, welche sür den Ort selbst interessant seien, und zuletzt einige, sür die er besonder- thätig war. berauSgegrifsen habe. Nach Beendigung de- Vortrag- wünschte Herr Bäckermeister E. Loreuz noch einige Aufklärungen über daS VereinigiiiigSversahren. welches i» der vorigen Landl,gS- scssiou bei Bcrathnng über die SlaatSeisenbahn Geilhain- Lausigk-Leipzig zur Anwendung kam, Herr Referent erledigte sich der a» ihn beranaetrclenrn Ausgabe aus eine sämmtliche Anwesende zufriedenstellende Weise. Nachdem noch Herr Arthur Kock, welcher im Namen deS Wahlcomit^S die Ver- sammlung leitete, dem Herrn Redner seinen Dank auS- gesprochen und die Zuhörer aiifzesorkert, durch Erheben von den Plätzen ein Gleiches zu thun, schloß gegen lO Uhr die Versammlung. (Born. Tagebl.) * Chemnitz, 7. September. Nach unS zugehenden ver- läßliche» Berichten scheint auch in, 30 ländlichen Wahl kreis (Chemnitz-Land) dcr Wahlkampf diesmal ein sehr heißer werde» zu sollen. Tein Candidaten der Ordnungsparteien, KreiSsccrctair Möbius, haben dort die Socialdemolrate» ebenfalls einen der Ihrigen, den Cigarrensabrikantcn Geyer auö Großenhain, gegenüber gestellt. Derselbe candivirl schon seit Jahren in den verschiedensten Landtag-- und Reichstags- wablkreiscn, bisher ohne Erfolg. Es scheint, als wenn er jetzt ernstlich die Möglichkeit eines Sieges i»S Auge gefaßt hätte. In der Thal, wenn die Wahlbctheiligung diesmal nickt auch in Chemnitz-Land seilen« der Anhänger der OrdniingSpartcien eine sehr rege ist. möchte man fast fürchte», daß e- ihm diesmal gelingen könnte. Bei dcr letzten Wabl, am S. September 1879, siegte KreiSsecrctair Möbius nur mil geringer Majorität über seine» damaligen Gegner Vahltcich. Letzterer erbielt 686, MöbiuS 942 Stimmen. Von circa 4920 Wahlberechtigten gaben nur etwa 33 Proc., nämlich l638, ihre Stimmen ab. Seitdem ist freilich Chemnitz- Schloß vom Wahlkreis abgetrcnnt und d»n, städtischen Be zirk angcschlosseu worden, allein bei de» rapiden Anwachsen der Bevölkerung auch in unseren Vorstadtdörsern. nainenllich aber in Gable»;. Kappel, Allchcinnitz, Allcndors, dürste die Zahl der Wahlberechtigten mintesteiiS so groß wie früher sein. ES gilt also aiifii dort, recht rührig zu sein. Die bis- berige ersprießliche Thätigkeil des Herrn KreiSsecretair MöbiuS als Vertreter de- 30 ländlichen Wahlbezirks im Landtage, sein eifriges Einlreten nicht bloS sür die ii» Wahl kreise so vorzüglich vertretenen Interessen der Landwirtb- schaft, sondern auch sür jede andere gewerbliche Thätigkeil und die Interessen des Landes überhaupt, seine versöhn liche Haltung innerhalb dcr Parteien, wie sein ehr liches und biedere- Wesen sonst, legen eS ja ohnedies nahe, ihn von Neuem mit der Vertretung de- Wahlkreises zu betrauen. Der Umstand, daß er der einzige Candidat der Ordnung-Parteien im 30. Wahlkreis ist, An bänger der verschiedensten politischen Parleic» auch dort ein trächtig zusammengeben, macht eS zudem einem Jeden leicht, sich für ibn zn entscheiden. Nur Trägbeit und Lässigkeit könnten allenfalls auch im 30. ländliche» Wahlkreis die Sache der Ordnung-Parteien gefährden. Unser und aller Gut gesinnten Wunsch ist eS, daß die« nicht geschehe, und darum dürfen wir wobl auch an dieser Stelle, indem wir nochmal- aus die energische Agitation der Socialdemokralen verweisen, die kort schon seil Wochen eine geradezu fieberhafte Thätigkeil entwickeln, die Bitte aussprecken, daß Cbemnitz - Land auch bei diesem Anlaß wieder seine Vaterland-- und könig-treue Gesinnung beweisen und dem Versuch dcr Socialdemvkratie, auch diesen Sitz zu erobern, recht rinmüthig und kräslig be gegnen möge. (Chemnitzer Tagebl.) * Dippoldiswalde. 7. September. In unserem, dem 13 ländlichen Wahlkreis (Dippoldiswalde, Frauenstcin, Altenberg-Land) ist ein heftiger Wahlkampf entbrannt. Einer- > seiis wirb dabei der Gutsbesitzer Steyer-ReinhvldShain ausS Wärmste empfohlen, anbcrerseilS dagegen der bekannte Baumeister Hartwig auS Dresden. gestellt und sein Programm dargelegt. — E« ist fast rührend, mit welcher Nachsicht und Aufmerksamkeit die socialdemokratischen Agitatoren ibre einstigen Parteigenossen behandeln und an sich zu scsseln suchen. B>s vor Kurzem nannten die Häupter der Partei den einstigen Parteigenoffen Herrn Eberl bier »hren lieben Freund. Als derselbe aber jüngst Miene machte, Herrn Stolle Eoncurrenz in der Candidalur zu machen, fiel die Be zeichnung „lieber" und dann auch „Freund" gänzlich hinweg. Neuerdings, nachvem Herr Ebert ossiciell aus die Candidalur verzichtet, tadelte in der letzten öfscnllicben Versammlung hier Herr Bebel zwar „die bedenkliche Schwenkung de- Herrn Eberl nach recht-", doch fügte er hinzu, daß er den Genannten noch immer seinen „lieben Freund" nennen wolle. * Glauchau. 7. September. DaS hiesige „Tageblatt" meldet: Die heutige Nummer unsere- Blatte» enlbält den Wahlaufruf zu der von dem Verein der Liberalen beschlossenen Wiederwahl de» bewährten Vertreters unseres Kreise», Herrn Bankdirector Uhle. Daß dieser Candidat auf da» Vertrauen seiner Wählerschaft vollen Anspruch hat. recht fertigt seine lange erfolgreiche Thätigkeil in der sächsischen Kammer. Herr Uhle ist inmitten unserer Bürgerschaft al» ein mit den localen Verhältnissen gründlich vertrauter, be sonnener Mann bekannt und hochgeehrt. Man ist daher be rechtigt zu erwarten, daß gerade unsere Bürgerschaft sich sür verpflichtet hält, ihm als dem besten Förderer ibrer Interessen bei ber bevorstehenden Wahl den Sieg zu sichern. (Die „Leipziger Zeitung" beschwert sich darüber, daß wir von „nicht schönen Machinationen" der conservative» Partei im Glauchauer Wabllreise gegenüber der CompromißcanLidatur de- Bau meister» Kästner ,. .. . -s' . . gesprochen haben. Wir muffen dabei ver- unl.ebsame Zwischenbemerkungen gefallen lasten so geschah tz,penn die Candidalur deS AmlShauPtmannS ttr Wänlig dies nach Schluß de« Vortrages m der nunmehr gestalteten jg g<,„, aussichtslos; di- Glauchau» Conservativcn dürsten DiScussion um s^ mehr. Dw Soc,al„,cn versuchten )» be- jh„m Verhalten in daS eigen- Fleisch ge. weisen, daß die Fortschrittspartei im Landtag nicht gehalten habe, was die Candidaten ihren Wähler» vorher versprochen — nur ihr Candidat ser Derjenige, welchem man nach dieser Richtung hin Vertrauen schenken könne — waS natürlich unter den vielen anwesenden Wählern der OrdnungSvartei große Heiterkeit erregte. — Die Svcialisten verlangten ferner Reform deS Schul, und SteuerwesenS und Beseitigung dcr SvnntagSarbeit. Nachdem Herr Lingke den Interpellanten in lrefscndcr Weise geantwortet hatte, wurde die Versamm lung vom Vorsitzenden geschlossen. Aus ein Zeichen ihrer Führer verließen die Socialtsten den Saal und zogen in ge schlossenen Trupps singend die Residenzstraße entlang ihren verschiedenen Wohnorten zu. Zn wünschen wäre eS, daß zn dem in den nächsten Tagen hier stattfindenden Vortrag de» Candidaten Herrn Bramsch der Eintritt nur gegen Karlen gestattet würde. (Dresdner Tagebl.) * Kamenz, 6. September. Im achten ländlichen Wahlbezirke erstehen immer mehr konservative Candidaten zur LanLtag-wahl. Nunmehr sind eS vier Herren, die sich um daS Mandat bewerben; nämlich: Herr Gutsbesitzer Emil Bceg in Wiesa. Herr Gutsbesitzer Mich. Kockel in Crcstwitz, Herr Psannenstiel in Bantzen und Herr Gutsbesitzer Nie. Wenke in Wcndischbesclitz. Sämmttiche Herren versichern, echt konservativ zu sein. * Wurzen, 7. September. Die heutige Nummer unsere- Blatte« enthält einen Wahlausrus an die Wähler des 2l. länd liche» Wahlkreise-, in welchem zur Wiederwahl de» seitherigen schnitte» haben, denn nunmehr wird aller Voraussicht nach dcr tcutschsrcisinnige Uhle gewählt. Die Red. d. Lcipz. Tagebl * Jöhsiadt, 6 September. Herr Bürgermeister Voigt aus Annaberg sprach gestern Abend im Gasthause „Sladt Prag" zu einer Anzahl hiesiger LanbtagSwählcr und berührte in seinem Progranim auch taS die hiesige Einwohnerschaft ganz besonders intcressircnde Project einer Eisenbahn durch daS Preßnitz-Schwarzwasserlhal, welches in Beachtung de- Umstandes, daß der untere Theil genannten TbalcS trotz verschiedener größerer Fabrikelablisscinents nickt einmal fiskalische Straße besitzt, jedenfalls berechtigt sein dürste Allem Anscheine nach scheinen die Ansichten der hiesigen Wählerschaft darüber, welcher von den beiden aufgestellten LandtagS-Candidatcn für Verwirklichung ihrer Wünsche am meisten einstehen würde, noch auseinander zu gehen. („Annab. Wochenbl.") * Zwickau, 7. September. Herr Stolle, der social demokratische Candidat, fährt sort, in allen Ortschaften de- 40. Landtags Wahlkreises seine Candidalur zu versecklen. Gestern trat er zu diesem Behuse in einer öffentlichen Ver sammlung in FricdrichSgrün aus. UebrigenS hat Herr Ernst Barth auS Slcnn, de-, obwohl Herr Leonhardt in Crossen von säst allen Gcmeindevorständen. GemeinderathSzliedern und Notabililäte» deS Wahlkreises al» Candidat proclamirt worden ist, an seiner Cantidatur sesthält und gleich Letzterem die conservativ-reichStrcur Richtung vertritt, gestern sich in einer in Niederplanitz abzehallenen Wahlervcrsammlung vor- Lönigliches Landgericht. Feririi-Ltralkammer O. I. Am 22. Juni d. I. trug sich aus der hiesigen Vlücherstraße dadurch ein llnglückssall zu, daß dcr Markthelscr Forbcrger, als er mit einem Handwagen nach der Gasanstalt zu fuhr, in der Nähe des Thüringer BahndoseS mit einem Omnibus in Berührung kam, an das Hinterrad des letztere» geschleudert wurde und eine Körper- Verletzung davontrug. Der Führer des Omnibus, der Dieiisika cht Friedlich Adolf Leutert aus Naumburg a. S„ wurde sin de., Vorfall verantwortlich gemacht, indem er trotz mehrerer dort gleich- zeitig fahrender Geschirre sich durch de» geringen Fahrraum unter Einhaltung des rascheren Fahrtempos hindu-.chgeSrängt hatte. Die Anklage laulelc aus fahrlässige Körperverletzung und zwar begangen unler Außerachtlassung derjenigen Aufmerksamkeit, zu welcher er vermöge seines Gewerbes verpflichtet war. In Rücksicht aus di« nicht besonders schwere Verletzung Forberger's erachtete das Gericht bei der Aburiheilung des Falles eine Geldstrafe von 20 Mark, an deren Stelle im Nichleinbringlichkenssalle b Tage Gesanglich zn treten habe» würden, als eine dem Verschulden des Angeklagten an- gemcffene Ahndung. II. Am Abende des 24. Juni d. I- befand sich der Händler Gottlob Rohne au- Blumrodr ln einem NestanrationSgarten in Coiniewitz als Gast. In seiner Nähe saß eine Herrschaft, welche sich darüber beklagte, daß sie schon so und so lange anwesend sei, ohne daß sich der betreffende Kellner R. daran gekehrt hätte; er nahm daher Veranlassung, dem Wirthe und zwar so, daß es dcr Kellner R. hören konnte, Mittticilung von der Sännngkeit des letzteren zu machen. Als Herr Rohne sich später am Buffet eftisand, um ein Glas Bier zu trinken, hielt sich auch der Kellner R. in der Nähe aus und erlaubte sich allerlei unliebsame und sogar beleidigende Be ine, klingen gegen Rohne, so daß dieser darüber endlich derartig auf gebracht wurde, daß er das Glas ergriff und dci» Kellner damit einen Schlug versetzce. Der Gcrichishoi erachtete auch in diesem Falle der Körperver letzung eine milde Ahndung sür angezeigt und zwar, wie in den Entscheidiingsgiünden betont wurde, namentlich auch mit Rücksicht aus das unqalificirbare Benehmen jenes Kellners. Das Unheil lautete aus 20 Mark Geldstrafe. Hl. Der Markthelscr Friedrich Anton Herrmann auS Nieder- wiesa war beschuldigt, eines Tages i» der Zeit vom 18. Mai bis 4. Juni d. I. aus der im hiesigen Brühl gelegenen verschlossene» Niederlage seines PrincipalS. de« Rau hmaarenhändlers Sch, 8 Stück Landotter», 19 Stück schwarze Otter», II Stück Fehwammensutler und 1 russischen Luchs im Werthe von zusammen 430 in der Weise entwendet zu haben, daß er an dem Laitenvcrschlage in dem betreffenden Bodenräume mittelst einer an seinem Taschenmesser be findlichen Säge ein Stuck aus einer Querlatte herausqejägl und durch die so geschaffene Oeffnnng mit Hilft eines Stockes die Waaren aus derNft- terlage herauSqezoqen und dieselben sodann zu dem Rohproducle»bä»dler Gottlicb Otto Rosendahl, aus Zörbig, hier wohnhaft, geschafft ha». Von Letzterem ist die Waare a»gekansl, und zwar sür die Oller» eia Preis von je 6 .4!, sür die Fchw immens,»ter ei» solcher von je 9 gezahlt und nachmals ein Tbeil dieser Waaren auch wieder ver äußert worden. Der Markthelftr Karl Friedrich Gringer an- Brehna, welcher bei dem Fellhändler B. im Brühl hier in Dienste» tand, war der Entwendung von 2 Fohlenhäuten, 1 Kalbskaut, 3 Ziegensellen, 4 Zickelselle» und eines Sackes im Gesammtwerthe von 20—25 » beschuldigt; nur waren diese Gegenstände ohne erschwe rende Umstände aus der Niederlage B.'S herausqcschafft, aber gleich- alls zu dem schon genannten Rosen Hahn geschickt worden. Dieser war, als ein anderer Markihelftr im Aufträge Gringer'S den Sack gebracht hatte, nicht anwesend gewesen, batte sie aber bei seiner Rückkunft vorgesunden und sich sofort angcschickt, sie in seine Nieder lage zu schaffen, als in diesem Augenblicke der Borstenhündler W., dem die ganze Sache schon verdächtig vorgekoinmen. dazwischen ge- retten war, so daß Rosenhahu von dem Fortschsffen de- Sacke» Abstand genommen hatte. Die Angeklagten Hcrrmann und Gringer gestanden die Diebstähle zu, dagegen wollte Roftnhahn den unrechluiüßigen Erwerb der Waare nicht gekannt, auch nicht einmal vermuthel haben. Die Be weisaufnahme fiel aber nicht zu seinem Gunsten aus. vielmehr wurde er der gewerbsmäßigen Hehlerei sür schuldig erachtet und zu 1 Jahr 6 Monaten Zuchthaus verurtheilt, während Herrmann wegen schweren Diebstahls 1 Jahr 3 Monate Gcsänguiß und Gringer wegen einsachen Diebstahls 6 Woche» Gesängniß zu- erkannt erhielt IV. Der Bäcker und Brauer Johann Wittrusch auS Breslau und der Schneider Christoph Derbs» ß aus Hokenniühle standen unter der Anklage des gewerbsmäßigen Glücksspiels Derbfliß befand sich am 17. Juni d. I. aus dem Wege zwischen Leipzig und Delitzsch und zwar in Begleitung eines anderen Bäckergesellen In der Näh? der preußischen Grenze gesellte sich ihnen Witlrusch und ein anderer Mann, der sich sür einen „Viehhändler" ausgab und bisher nicht bat ermittelt werde« können, hinzu. Letzterer brachte nun in der genugsam bekannten Weise das Gespräch aus einen ihm angeblich in Leipzig wider- sohreuen Verlust im Spiel und war gleich bereit, den Anderen dieses Spiel zu zeigen; rasch war ein solches, und zwar das bekannte KümmelblLtlchen-Spielchtn. enlrirt, in welchem natürlich der uner fahrene Bäckergeselle gerupft, d. h. um seine Baorsibaft und seine Taschenuhr qebrachl wurde. Andere» Tage« wurde» Wiltrusch und Derbsnß in Halle, woselbst Letzterer der Polizei ein solsches Arbeits buch zu seiner Legitimation vorgezeigt hatte, verhaftet. Die An- geklagten wollten nach ihren in der Haupwerhanbluna erstatteten Angaben vollständig unschuldig sein und das Künimclblältcliknspiel nicht einmal dem Namen nach kennen; allein das Gericht erachtete beide Angeklagte sür schuldig und verurtheilte Witlrusch za 4 Monaten Gesängnrß und Derbsnß zu 3 Monaten Ge« sLngiiiß und 2 Wochen Hast. V. Der »och schulpflichtige Karl Ernst Th vma- hier hatte, al» er I» der Ferienzeit Pflanzen zu Schulunlerrichtszwecken gesucht, einen Garten- zaun im hiesigen Johannisthal überstiege» und aus dem betreffenden Garten eine Kuiderscyippc — deren er sich beim Niisslcche» der Pflanzen bediente — herauSgetiolt, dieselbe aber nicht wieder an ftincn Ort gelegt, sonder» mit »ach Hause genommen In diesem Fall wurde aus die geringste Strafe, d. h. aus 1 Tag Gesängniß erkannl. Der Gerichtshof bestand an» de» Herren Landgerichlsdircctor Bartich (Präsid.), Landgerichtsräthe» Sieber. Obenan-, Böbme und I>r. Fleischer; die Anklage führte Herr Staatsanwalt Meißner, die Vertheidigung zu I. Herr Rechtsanwalt Or. Zehine, z» III. Hcrr Rechtsanwalt Broda, zu V. Herr Reserendar Güttel. Entscheidungen des Reichsgerichts. (Abdruck ohne Angabe der Quelle wird gerichtlich verfolgt^ Nach 8. 47 Str.-G-B. wird, wenn Mehrere eine stroibar« Handlung gemeinschaftlich aussuhreu, Jeder al« Ihäter bestraft. Ueber den Begriff der Mitthälerschast im Sinne dieses Paragraphen bat der II. Strasftna« deS R.-G. am 13. Februar d. I. in der Straf sache wider den Weinküser H. zu R. eine interessante Interpretation gegeben. Wie scstgestrllt, trat der Angeklagte H. am 1. Mai 1881 als Küftrlehrling m das Geschäft des Weinhändler- D. zu E. Nach de» ersten süns Monaten seiner Lehrzeit wurden ihm süns Keller unterstellt. Er hatte den in dem Geschäfte nölhigen Wein aus An- erdnung des Buchhalter» oder de» PrincipalS heronszugebe». Zu diesem Behuse wurden ihm die Schlüssel zu den süns Kellern anvertraut; wurde nicht i« den Kellern gearbeitet, so dingen die Schlüssel im Comptoir. Während des letzten Lehrjahres (1883) steckte H. den Mitangeklagten W„ welcher seit dem Früh jahr 1883 in demselben Geschäfte Küserledrling war, als Beide sich in einem der D.'schen Keller befanden, sünsmal, in dem einen Falle aus die Aufforderung LcS W„ in dem anderen Falle aus eigenem An-
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