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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.09.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-09-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188509128
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850912
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850912
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-09
- Tag1885-09-12
- Monat1885-09
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.09.1885
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I > sl I sI I NSI l t i l 1 1 I I I , r111 , LI «I v, NH i 81111 l 8 I i 81 11 i I t I S'I 'I »S «s N N« I VSI I I sss -IS ssvs I «s—-».s»ir- »L» I > SV! 8' » >o ö ill K « o o .» ö v Ä v !t ib Erscheint täglicl, früh 6»/, Uhr. Nkdarlion und Lrpr-itioii JohanneSgaffe 8. LprrchüunLrn drr Krdacliolu Bormniags 10—12 Uhr. Nachmillags 5—6 Uhr. 0>-l l-k v>i.Il,»d, euijei-ueler Hauuicript» «»cht >ch tu »cet-cu-» nicht »»»üblich. Slnnatzme ver skr »te «tchktknlttt»*« Ruminer ßefttmmren I»ser«ir an Wochentage» b>s 8 Utzr Nachmittags, >.» Soun- uno Frfttogeu srütz bi» ft.V Uhr. ?n drn Fttialrn siir Zns.-Lnnahme: Ltto Klemm, UnioersüLtSstraße 1. Lauts Lösche. Katharineustr. 23, p. nur bis '/,3 Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Auflage .XbonnrmrnlsVrris Viertels. 4'/, Mir incl. Bringrnohn ö Mk.. durch die Post bezogen 6 Lik. Jede einzelne Nummer 20 P'. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren ,ür Extrabeilagen »in Tageolan-Format gesalzt) «bne PoitbesSrderni g 30 Mk. »it Poftdejorderung 48 Mk. Inserats bgespaltene Petitzeilr 20 Ä. Gröbere «christrn laut uns. Preisverzeichniß. Tabeüortjcher u. ZEserniatz nach hüherm Tar>,. tlrrlainrn autrr dem Redactionsstrich die4gelvalt. Zeile 50 Ps., vor den Familieunachrichi... die kgespaltene Zeile 40 Ps. Inserate sind steil an die Expedition jendco. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prneauiiit-rnocko oder dura) P.'sl- aachnahme. 255. Sonnabend den 12. September 1885. 79. Jahrgang. « «. i» v i ». r. rr r- r » ) r- cs !» 0 1. Ü. in er -r >» >l. ir >d er er Zur stfiilligcn Vcachtuug. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den 13. September, Vormittags nur bis IgS Uhr geöffnet. LxpväMon lies I^elprixer laxtzdlntt«». Amtlicher Theil. Mlksenlikklbichi»«-. Folgend«, drr Stadtgemeinde gehörige Wiese»» tn der Stadtflur 1) 3 Ack. 22l Qu.-R. -- 2 Hckl. 06.80 Ar «bttz. AL der Raustadter Viehweide zwischen dem Leutzscher Wege, der recht-seitigen Böschung-kante der Hoch« stulorinne und den Militairschicßständcn, 2) 6 Ack. 254 Ou.-R. — 3 Hekt. 78.91 Ar «bth. » der Pfi»gft«tefe>» an der Lindenauer Chaussee beim Kuhlhurnce. 3) 1 Ack. l66 Ou.-R. — 85.85 Ar dormal« Bot-t'sche Wiese, Pan. Nr. 2498 de- Flurbuch», ans der Westseite de» Baverischen Bahnhöfe». 4) 3 Ack. 142 Qu.-R — 1 Hekt. 92 24 Ar vormal« Prautzsck'sctze Wiese, Parz. Nr. 2585 des Flur buchs. am Scheidenholzwege. 5) 12 Ack. 33 Qu.-R. — 6 Hekt. 70 SO Ar. sogenannte Stax-Wiesc am Ammelung-Wchre. zwischen Elster, Nahle, Kuhburger Wasser und Niederholz, tn der Flur bounewitz 6) 3 Ack. 189 Ou.-R. — 2 Hekt. 00.89 Ar «dth. L» der bonnetvitzer Baaerwiesen, in der Flur Leutzsch 7) 6 Ack 93 Qu.-R. — 3 Hckl. 49.20 Ar sogenannte Sechs Acker hinter dem Hasenholze. 8) 7 Aä. l56 Ou.-R. — 4 Hekt 16.17 Ar «bth. S der sogenannten Fraueuwiese, sollen auf die neun Jahre L88U btS «tt L8VL zur GraS-, Heu- «nd Gru««etnutza»g, mit Ausschluß jeder anderen Beniitzungöweisc Freitags den 18. dsS. Mo». Vormittags LL Uhr im Saale der Alten Waage. Kalhariuenstraße Nr. 1, II. Etage, an die Meistbietende» andcrweit verpachtet werden. Ter Versieigcruugslcrmiu wird püncllich zur angegebenen Stunde eröffnet und die Versteigerung bezüglich einer jeden der in obiger Reihenfolge zur Verpachtung au-zubieteuden Wiesen geschlossen werden, wenn daraus nach dreimaligem Ausrufe kein weiteres Gebot mehr ersolgt. Die VerpachlnngS- und VersteigerungSbedingungen. sowie die betr. Ciluatiouspläne liegen in der Expedition unserer Oekonoune-Jnspcciion i»> Allen IohaaniShoSpikale, JohanniS- platz Nr. 8, zur Einsichtnahme auS. Leipzig, den 4. September >885. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georg». Slöß. Vekllmitmachuug. Es ist bisher vielsack vorgekomme», Laß Sehrsaud vou Steiumetz-Werkpiatzc» zur BerciUwg von Mörtel ver wendet wird. Nach den auf unser Ersuchen von der Prüsung-anstalt für Baumalcriallen Abth. ll der Staat-lehraustalten zu Chemnitz angcstcllten Erörterungen ist jedoch jener Sand al» ungeeignetes Mörtelinaterial zu bezeichnen, weil da- Korn ein zu verschiedenartiges ist und weil der gemischt«, zum größten Theil mit Staub vermengte Sand nahezu doppelt so viel Wasser zur Erlangung einer geeigneten Mörtel- consisten; bedarf, al- der Sand von Normalkorngröße, hier durch aber die Erhärtung der Mörtelmasse sehr verlangsamt, unverhällnißmäßig viel Feuchtigkeit in da» Mauerwerk ge- bracht und das Austrocknen desselben erschwert wird. ES wird deshalb die fernere Verwendung de» au- dem Eingang- bezeichneken Sande hergestellten Mörtel» zu Bauzwecken hier durch mit dem Bemerken untersagt, daß Zuwiderhandelnde (Bauherren, sowie Bauleiter) eine Geldstrafe bi- zu 60 oder entsprechende Haststrafe zu gewärtigen, eventuell auch da» ordnungswidrig au-gesührte Mauerwerk wieder abzu- tragei, habe» werden. Leipzig, Len 7. September 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Wüisch, Ass. Bekanntmachung. Von dem unlerzeichneten Armeuamte sollen im Stadt hause allhier (Eingang Müdlgasse) Montag, den L4. Septe«ber Vormittag» von » Uhr au eine Partie getragene Kleidungsstück«, Möbel, Hau»- und Küchengerälhe, Betten u. Vgl. mehr meistbietend versteigert werden. Leipzig, den 8. September 1885. Da» Armenamt. Ludwig-Wolf. Iunghähnrl. Gcwölbtvtrmielhnng. Jo d,m Universität»»»unSstücke zur „itadt Lre-Ven" allhier, Johann?splah Nr. l/L, toll «in VarterreOktvölte mit Schreibstube, Kammer und Niederla-e vom 1. April 1886. nach Bestnden auch schon vom 1. October dl«. I-. an, aus fünf Iavre meistbietend und mil Vorbehalt der Auswahl unter den Licitauten anderweit vermiethet werden. Reflectanten werde» ersucht, sich birrzu L«»«abenb, den tv. Leptember d. H., Vvrmitta«« 11 Utzr, >m UniversitätS-Renlaml«, woselbst auch die LicitationSbedlngungen zur Einstchl auSliegeu, etuzufiudea »md ihre Gebote adzugebea. Leipzig, am 10. September 1685. Uttiversttilt« - >ent««l. Brak. Srlrdlgt »at sich die untern» S. vor. Ml», erlassene Bekanntmachung, die Wittwe Luua Klara Hetulet» geb. Kuffatz betreffend. Leipzig, 5. September 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. (Armenamt.) Ludwig-Wolf. Dolge. Logisvmniettjung. Die -»eile Gta«e de» Universität«.Grundstücks, Universität-, iraste Nr. 1, o»s Vorsaal, 6 Zimmern, L Kammern, Küche» Speise kammer und übrigem Zubehör desteheud, ist wegen eiagetreteneu LodeSsallS mlrtbsrei und soll vom 1. April 1886 an, nach Befinde» auch schon früher, auf drei Jahre meistbietend und mit Vorbehalt der Auswahl unter de» Licitaatea anderweit vermiethet werden. Reflektanten werde» ersucht, sich dierzu Mittwoch, den S» September tz. A. vormtüag« 11 Uhr im UniversttütS-Reatamte «tuzufiuden und ihre Gebote abzugebeu. Di« LicitalivnSbediagungeu liegen im UniversitSlS-Rentamt« »ur Einsicht bereü. Leipzig, am 10. September 1885. UntversilätS-Rentümt. Gras. Nichtamtlicher Theil. Der deutsch-spanische Streitfall. Wenn verbürgt« Nachrichten fehlen, dann pflegt da« Ge rücht an ihre Stelle zu treten. So wußten denn französische Bericht« schon vorgestern zu melden, daß der Streit durch die Nachgiebigkeit Deutschland- beendet und zum Triumph Spa nien« abgeschlossen sei. Verdächtig an dieser Meldung war ziuiäLst, daß sie au- Madrid kam «ad zu einer Zeit, da die Antwort der spanischen Regierung auf die letzten Vorschläge Deutschlands noch nicht vorlag. Der Weg, welchen di« Ver handlungen zwischen Deutschiand und Spanien zu machen haben, ist durch die am 10. September im „Reich-auzeiger" veröffentlicht« Not« de« Fürsten Bismarck vom 8l. August Vorzezeichaet und von diesem Wege kann nach Lag« der Lach« nicht adgewichen werde«, «S sei drn», daß Ereignisse «in- treten, welch« der ganzen Angelegenbeit eine neue Wen dung oeben. Bon einer solchen Wendung ist bisher nicht- vekaunt «worden, vielmehr beziehen sich die letzten au- Madrid vorliegenden Nachrichten aus di« Form, in welcher die Deutschland zu gebend« Genugthuung für die Verletzung de» GesandtschaftSrecht- vom 4. September stattzufinden habe. Andererseits ist schon vor einigen Tagen der günstige Eindruck von spanischen Blättern bestätigt worden, welchen die ent gegenkommende Haltung Deutschland- in der Earolinensrag« ln Madrid hervorgcbracht hat. Alle anderen Alarmnach richten von der kategorischen Forderung der spanischen Regie rung. daß Deutschland zunächst aus die Carolinen zu der- ichten und Dap zu räumen habe, bevor in weitere Unter- andlungen eingetreten werden könne, ferner von der Absendung eine- spanischen Geschwader-, welche- sich, wenn nvtkng, mit Gewalt in den Besitz der Insel tzap zu setzen habe, sind, wie vorau-znsehen, unbestätigt geblieben. E« handelt sich in erster Linie für Spanien darum, d«ß e» die Beweise für feine be haupteten Rechtsansprüche aus die Carolinen beibringl und daß e» für die Beschimpfung de» deutschen Wappen- die schuldige Genugthuung gewährt. Sprungweise- Verfahren ist überhaupt nicht deutsche Art. Wir pflegen den einmal vorgezeichneten Weg mit Ruhe und Besonnenheit zu verfolgen und lassen un» durch keinerlei Aufreizungen, Drohungen oder Bestürmungen von der Durch führung de- einmal gefaßten Plane- abbringen. Daß sich König AlfonS, welcher dem deutschen Kaiserhose persönlich befreundet ist, gegenwärtig in einer bedrängten Lage befindet, kann darin keine Aenderung bewirken; rein persönliche Ent scheidungen ohne Zuziehung de- betreffenden Minister» von Souverain zu Souverain in wichtigen politischen Fragen sind in Berfassung-staaten nicht üblich und sind von deutscher Seite am allerwenigsten zu erwarten. Er verlautete» daß die von Spanien beigebrachten Beweisstücke für die behaupteten älteren Ansprüche auf di« Carolinen nicht die Bedeutung haben, welche ihnen von der spani schen Regierung beigelegt wird. Bezugnahme aus päpst liche Bullen au» dem 15. Jahrhundert und Bekehrung-Versuche, welche vor mehreren Jahrhunderten auf den Carolinen von den Spaniern gemacht worden sind, begründen noch keine Eigeothum-rechte, dessen sind sich die Spanier gewiß ebenso bewußt wie die übrigen europäischen Rationen, und wenn gar Maßregeln neuesten Ursprungs ins Gefecht geführt werden, deren Datum nicht einmal feststellbar ist. so könne« derartige Beweisstücke nur die vollständige Grundlosigkeit der spanischen Ansprüche darthun. Drr »TempS" hatte offenbar das Richtige getroffen, al- er da- Temperament derSpanier al- da« Haupt moment in der ganzen Streitfrage bezrichnete. Diese« den franzö sischen Regierung-kreisen nabestehende Blatt muthet Deutschland nicht mehr und nicht weniger zu, al« daß e« ans di« Geltend machung wohlbegründeter Ansprüche lediglich au« Rücksicht auf da» reizbare Temperament der Spanier hätte Verzicht leisten solle«. Wir haben ja im Äahre »870 gesehen, wohin wir mit einer derartigen Handlung-weise kommen. Hatte mcht auch Prinz Anton von Hohenzollern um de« liebe» Frieden« willen auf den ihm angetragenen spanische» Thron Verzicht geleistet? Und war etwa dadurch die Streitfrage au- der Welt geschafft worden? Keine-weg-! E« kam dennoch zum Kriege zwischen Frankreich und Deutschland wegen dieser Candidatur, und wir wissen, mit welchem vrr- hängnißvollen Ausgang für den französischen FriebenSbrecher. Ein ähnlicher Kampf in Folg« der Earolinensrage ist freilich nicht zu erwarten, aber es stehen doch Interessen für Deutschland auf dem Spiele, die nicht so ohne Weitere« vreiSgegeben werden können. Die deutsche Regierung hat be sohlen. die deutschen Handelsniederlassungen aus den Caro linen unter Reichsschutz zu stellen, weil dieselben diese» SckutzeS bedurften und weil die Carolinen herrenlose» Gut waren. Die Hissonq der deutschen Flagge aus den beiden Eorolineninseln ,ft in dem guten Glauben geschehen, das) dadurch spanische Rechte nicht verletzt worden sind, und dieser gute Glaube ist noch durch keine vorher unbekannte That- sache erschüttert werden: sollten die von Spanien vei- gebrachlen Bewei«stücke aber einer Deutschland und Spanien gleicherweise befreundeten Macht al- solche erscheinen, welche Berücksichtigung verdienen, so hat sich die deutsche Regierung bereit erklärt, sich diesem Schiedsspruch zu fügen. Nach einer olchen Erklärung plötzlich den Anspruch auf Prüfung der Sache durch ein Schiedsgericht fallen zu lassen, würde trotz aller dagegen sprechenden Thatsachen aus die Unbe- theiligten den Eindruck machen, daß Deutschland zur Einsicht gelangt sei, spanische Rechte verletzt zu haben. Der Schlußsatz der deulschen Note vom 3t. August scheint den AnknüpsungSpunct für die französischen Blättern telegra- vhirte voreilige Meldung geboten zu haben: „Die Frage der viSheriszen Berechligung wegen Ausübung der Hoheit-rechte über die Carolineninseln ist nicht von der Bedeutung für die kaiserliche Regierung, um von den versöhnlichen, für Spanien reundschastiichen Traditionen abzuweichcn." Dieser Latz beweist zwar, daß Deutschland di» an die äußerste Grenze der Möglichkeit Spanien entgegenzukommen willen« ist, aber sie schlägt doch keineswegs die Brücke zum Verzicht aus völkerrechtlich wohlbearllndete Ansprüche. ES wäre nicht un denkbar. daß König Alsonso in klarer Erkennlniß der für ihn bedenllichen Lage an die Großmuth de« deutschen Kaiser« apprllirt hätte "und daß in Folge dessen eine Vereinbarung zu Stande käme, welch« die Sache unter beiderseitigem Ver zicht auf die Anrufung eine» Schied-richrer- regelte. Dann würde aber eine Lage geschaffen, welche den Stolz der Spanier, die bi«h«r auf ihr gute« Recht pochten, empfindlich beleidigt, e« sei denn, daß sie den Verzicht anderen Beweggründen »uiter- legten, als die in Wahrheit bestehenden. Man sicht daran», wie wenig empfeblen-werth e« ist, den kalten Standpunkt de- politischen Interesse« zu verlassen und GssühlSpolitik ru treiben. E» bleibt davei auch noch zu er wägen , welche Folgen ein solcher Verlauf der Dinge auf die weitere Entwickelung der deutschen Colonialpolitik üben würde. Die Güdsee-Insulaner und die Bewohner von West- und Ostafrika sind scharfsinnigen politischen Speculationen und Beweisführungen nicht zugänglich- auf sie wirkt nur die Macht der Thatsachen. Sie haben vor einem deutschen Panzerschiffe mit einer tüchtigen, wobldiSciplinirten Be mannung Achtung, der Act der Aushiffung der deutschen Flagge unter den üblichen Feierlichkeiten übt auf ihre Einvildung-krast eine mächtig« Wirkung, aber wenn diese Flagge unter denselben Feierlichkeiten wieder herunter- aeholt und durch die Flagge einer anderen Macht ersetzt wird, so wird da- unzweifelhaft bei den Eingeborenen einen für Deutschland nicht günstigen Eindruck hinterlaffen. Die deutsche Politik ist von jeder zielbewußl. sicher, ohne Schwanken und stark gewesen. Der Leiter unserer auswärtigen Politik steht mit Recht in dem Ruse, daß er nur nach reiflicher Prüfung und Erwägung aller in Betracht kommenden Umstände Han- delt. Die Carolinenfrage hat viel Staub ausgewirbelt, und wenn sie mit dem Rückzuge Deutschland- endete, wäre Vieser auch nur durch Großmulh gegen Spanien- König dictirt, so würde er von den übrigen Nationen al- eine politische Niederlage gedeutet werden. Eine solche haben wir noch nicht erlitten und werden sie, so lange Bi-marck an der Spitze der Geschäfte steht, nicht erleiden. * * * » * Wie schon erwähnt, veröffentlicht der „Deutsche Reich-anzeiger" einige diplomatische Actenstücke zur Frage der Carolinen. Dieselben haben folgenden Wortlaut: Der kaiierllch« Gesandte Gras GolmS hat am 4. d. M. in La Granja dem königlich spanischen Minister der aus wärtigen Angelegenheiten Abschrift des nachstehenden Erlasse- übergebeu; Bar »io, den 3l. August 1865. Gras Benomar hat unter dem 19. d. M. aus dem NnSwärligeu Amt eine Note vorgelesen und in Abschrift hinterlaffen, welche ihm von seiner Regierung in der Angelegenheit der Carolinen, und Pclew-Juseln zugegaagcn ist. Die königlich spanische Regierung legt darin Verwahrung gegen unser Vorgehen aus jener Inselgruppe ein nnd nimmt dieselbe als spanische- Gebiet in Anspruch. Sie behält sich vor, die Titel beizudringen, welche die spanffchc Touve- rainetLt über dir Carolinen- nnd Pelew-Jaseln Nachweisen und giebt der Ueberzenguug Ausdruck, daß die kaiserliche Regierung vou einem Act abstehe» «oerde, der dir Interessen SpauieuS verletze. Aus den genannten Inselgruppen bestehen seit langer Zeit ln der Voraussetzung, daß dieselben herrenlos find, deutsche Handelsnieder lassungen in großer Anzahl. ES würde dleS nicht der Fall sein, wenn diese Inseln einen Theil der spanischen Colonialbrsitzungen bildeten, da innerhalb der letzteren der auswärtige Handel mit Schwierigkeiten »u kämpfe» hat. welch« Riederlaffunge» der Art verhindern. Di« aus den Earolinen-Jnsel» ansässigen Reich«, angrhürigen, welch« in fleißiger Arbeit mit erhebliche» Geldovsern und nicht ohne Gefahr sür ihr« prrs»ulich« Sicherheit diese Inseln dem Verkehr mit der Außenwelt erschlossen haben, sind wiederholt bei der kaiserlichen Regierung dahin vorstellig geworden, die Inseln unter de» Schutz de« Reichs zu stellen. Sie batten solche Anträge sicher mchi ge- stellr und sich donüberhaupt nicht niedergelassen, wenn sie an die Möglich, keit geglaubt hätten, daß die Inseln als spanische» Gebiet beansprucht und dem System der spanischen Colomal-Venvaltung unlerzogen werden könnt««. An« Anlaß dieser Anträge ist amtlich ermittelt worden, daß in den fraglichen Gebieten, außer den vorwiegenden deutschen» nur »och englische Interesse», aber keine spanischen, ver- treten sind. Die kaiserlich« Regierung würde diese Anträge dcutjcher ReichSauqehöriger sofort »«rückgewiesen haben, wenn sie Halle glauben tönnen, daß eia Anspruch Spaniens auf jene Inseln bestände oder von Spanien auch nur behauptet würde. Für eine solche Anuahnic fehlte es indessen an jeder Unterlage. E» bestand aus den Inseln kein An- zeichen, welche» die Ausübung der Herrschast einer fremden Macht o». gedeutet hätte, nnd kein» fremde Macht hatte bis zu diesem Jahre dort SouverainetälSrechie auSgeüdt oder in Anspruch genommen. Dem Versuch« eines königlich spanische» Cousul« in Honkong im Jahre 1874, Amtshandlungen bezüglich der Carolinen vorzunehmen, lehlte jeder rechtliche Vorwand und ist derselbe von Deutlchlaud wie vou England damals »urückgewiesen worden; sowohl die kaiserliche al bte königlich großbritannische Regierung haben durch gleichzeitige, am 4. März 1875 an die königlich spanische Regierung gerichtete Roten Verwahrung gegen denselben eingelegt. Wir fügen die Roten beider Regierungen zur Einsicht und Erwägung de« küuigl. spanischen Herrn Minister« der answärtigea Angelegenheiten hier nochmals bei. Wenn di« königl. spanische Regierung irgend welche Sonverainetätsrechte aus di» fraglichen Jnselu zu haben glaubte, so hätte sie dieselben damals gegenüber den in ihrem wesentlichen Inhalt identischen Erklärungen der zwei einzigen auf jenen Inseln interesstrten Mächte anmelden und geltend machen müssen. Dir königlich spanische Regierung ba« aber jene Verwahrung ohne Erwiderung entgegengcnommen, weil fie die Berechtigung derselben damals anerkannte und sie nicht de- streiten konnte; fie hat seitdem auch jeden Schritt »nterlaffca, welcher di« Absicht bekundet hätte, dort Hoheit-rechte anSzuübeu oder z» erwerben oder durch Errichtung von HaudelSniederlasjunaen nnd sonstigen Anlagen festen Fuß aus den Inseln zu fassen. Roch weniger ist der kaiserlichen Regierung eine thatsächliche Besitz- ergreisuag der Inseln notificirt worden, wie die« eventuell den Traditionen und de» Verabredungen der Mächte aus den jüngsten Vrrliner Lonfrrenzen entsprochen haben würde. Dir kaiserliche Regierung war daher berechtigt, diese Inseln als uuabbängig und tm europäischen Sinn« herrenlos anzusehea, »ad sie ho.udellc im besten Glauben, als sie den Befehl erthE, die dortigen deutsch.'» HandelSinteresseu unter den Schutz de« Reichs zu stelle», wie Las bezüglich jede« anderen herreololen GebisW hätte geschehen können. Soweit solchem Vorgehen wohlerworveue Rechte Anderer ent gegen stehen, ist die kaiserliche Regteruug, wie Cw. Excelkenz in Ihrer an die königlich spanische Regierung gerichteten Mmheilung vom schon hervorgekoben haben, stets bereit gewesen und noch heut bereit, dieselbcn zu achten. Sie ist daher auch bereit, in eine Prüfung der spanischen Ansprüche im Wege sreundichasl- licher Verhandlung einzulreten und sieht der von der könig. lichea Regierung tn Aussicht gestellten Mittheilung ihrer Rechis- tltel entgegen. Sollte auf diesem srrundschastlicheu Wege eine Verständigung nicht zu erzielen sein, so wird dann die kaiier- liche Regierung die Enticbeidung der zwischen beiden R» steruugen entstandene» Rechtssrage dem Schiedsgericht einer bcid.n »efreuiidktrn Macht zu überlasse» bereit sein. Die Frage, welche der beiden Mächte HodeitSrrchte aus den Larolinen.Jnseln auSzuüben bisher berechtigt sei, ist nicht von der Bedeutung, daß die lästerliche Regierung behufs Lösung derselben versucht sein könnte, von den versöhnlichen und insbesondere sür Spanien freundschaftlichen Tra- ditionen ihrer Politik abzuwcichen. Ew. Exrellenz eriuche ich ergebenst, den Herrn StacitSniinislec Marquis del Paso de la Merced diese Mittheilung vorzulegen und ihm Abschrift davon zu hinicrlassen. von Bismarck. Sr. Exrellenz dem kaiserlichen Gesandten Herrn Grafen zu Salm», Madrid. Madrid, den 4. März 1875. Herr Minister! Durch Berichte de« deutschen LonsulatS in Hongkong ist die kotier, licht Regierung davon in Kenntniß gesetzt worden, daß der dortige spanisch« Tonsul au« Anlaß der AuSklaruug des deutschen Handels- schiffeS „Toeran" nach den Paloo-Inseln oder Pelew-Jnse!:i sür die spanische Regierung die Souverainelät und Zollhoheit über das aus. gedehnte Gebiet der Carolinen und speciell der Palao- oder Pclew- Jnscln in Anspruch genommen hat. während diese Inseln bisher von dem merkantile» Publicum al- keiner civilssirten Macht unterworsen angesehen und von deutschen und audereo Schissen stets ungehindert besucht worden sind. Nach den allgemeinen Grundsätzen des moderne» Völkerrechts würde die kaiserliche Regierung nicht in der Lage sein, die von dem spanischen Tousulat in Hongkong behauplcte Souveränität und Zoll- Hoheit über jene Inseln anzuerkenaen, so lauge Liese!: c nicht als eine vertragsmäßig lanctionirre oder zum Li ndesten als eine sactisch auSgeübte erscheint. Es ist aber kein aus den Colonialbesitz Spanien« im Stillen Ocean bezüglicher Vertrag bckanui, in welchen« die Caroline» und Pelew-Jnsel» erwähnt wären, und cm rba.'ächlicher Besitzstand, resp. eine staatliche Einrichtung, durch welche Spanien auch nur den Willen der Ausübung einer Oberhoheit über die Pclews bekundet hätte, ist auch seitens des LonsulatS in Hongkong nicht a'.L vorhanden behauptet worden. Dem gegenüber steht aber nach glaubwürdigen Aussagen der Umstand, daß die Inselgruppe seit Jahren ungehindert von Kaui- sahrteischiffen aller Nationen, dagegen außer von englischen niemals von fremden KriegSjchlsfeu besucht worden ist, und sodann die notorische Tbatsoche, daß es aus den Pclews wie aus den Carolinen keinen spanischen Beamten uud daher saclst'ch keine spanische Regierung«, gemalt giebt- Die kaiserliche Regierung, welche ihrerseits aus Nichts weniger ihr Auge gerichtet hat al« auf die Erwerbung spanischer Besitzungen, sieht mit ungetheilter Befriedigung, wenn andere Culturstaalen ihre Ausgabe darin suchen, bisher unbekannte fruchtbare Gebiete unier ihre Botmäßigkeit zu bringen, um dieselben der Cimlisation und dein Verkehr mit der übrigen Welt zugänglich zu macken. Sie er bebt auch keinen Widerspruch dagegen, wenn eine Lolonialmachl zur Bestreütmg der durch die staatliches Eiurichlungea in solchen Be sitzungen verursachten Ausgaben und als Ncquivalenl lür den auch den deutschen Staatsangehörigen daselbst gewährten Schutz Abgaben und Zölle eiufübrt. Um so mehr muß sic cS aber als ihre Pflicht betrachten, den deutschen Handel ln der Freiheit seiner Bewegungen gegen ungegründet« Beschränkungen zu sicher», wie sie vorliegen wurden, wenn eine Colönlalmachi, unter Gellendmachung vormals gütiger Theorien, sich in jedem beliebigen Augenblick zur Herrin einer bis- her dein freien Verkehr geöffneten und Ihatsachlich herrenlosen Insel- gruppe erklären uud aus Gcuud der hieraus hergeleiteten Rechte aus den von deutschen Staatsangehörigen mH großen Kosten, M » uud Gefahren angeknüpsten Handelsbeziehungen und angelki len Factoreicu durch Erhebung von Zöllen Borlheile ziehe» wollie, aus welche nur selbstgebrachte Opfer uud die faktische Gewährung staat- lichen Schutzes einen begründeten Anspruch verleihen. Noch weniger zulässig würde die Absperrung solcher Gebiete durch eine einfache Willenserklärung und die an den fremden Handel ge stellte Forderung erscheinen, den Besuch eines nach Hunderten zählen den Jnsel-Archipel- von der Specialcrlaubniß einer wett eullegeiun Behörde und dem vorgängigen Anlaufen einzelner, aus dein Wege liegender Häsen abhängig zu machen Die kaiserliche Regierung giebt sich der Hoffnung hin. daß der von dem spanische» Consulat bei Gelegenlnit der Ansklarirung des deutschen Handelsschiffe«,,Toeran" erhobene Anspruch aus Souverainelät und Zollhoheit über die Tarolinen uud Palao- oder Pelew-Inscln ans mißverständlichrr Auffassung der ihm eriheilten Weisungen be ruht. Indem sie mich daher beauftragt hat, Ew. Exccllenz geneigte Ausmerkiamkett aus diese Frage zu lenken und hinzu- zuiügen, daß sie die von dem spauiichen Coninl in Hongkong beanspruchte Souveraiartät und Zollhoheit über jene Inicln auS den angesührte» Gründen nicht anerkennen kann, beehre ich mich. Namens der kaiserlichen Regierung die Hoffnung g .»z ergebenst auszusprechen, daß die königlich spanische R gierung den spanischen Coloiisalbchörden und Befehlshabern der in den Lociigen Gewässern stationirten Kriegsschiffe, sowie den spanischen Cvmulalen in Ost-Asien und Polynesien die Weisung zuqcden lassen wird, dem direcien Verkehr deutscher Schiffe und den Sraalkoiigehörigen mit nnd auf den gedachten Inselgruppen keine Hindernisse m den Weg zu legen. Genehmigen Ew. Excellenz re. Graf von Hatzscldt. Sr. Excellenz dem königlich spanischen Staats- Minister Herrn A. de Castro rc. rc. rc. Die gleichfalls angezogene englische Note über denselben Gegenstand ist ebenso vom März 1875 (au» Madrid) datirt, von Layard unterzeichnet und erklärt in ganz knapper Form: „Ich habe die Ehre, Ew. Ercellenz Kennlniß davon zu geben, daß ich beauftragt bi», der spanischen Regierung zu erklären, daß I. M. Majestät Regierung die von Spanien beanspruchten Rechte aus die Carolinen« cver Pelew-Jnseln, über die Spanien niemals eine thatsächliche Herrschaft ausgeübt hat und auch jetzt nicht an-übt, nicht anerkennt." Die »Norddeutsche Allgemeine Zeitung" faßt die Lage in folgende Worte zusammen: Die neuesten Nachrichten ivanis'cher Herkunft bekunden ein weitere- Forlschreitr» in veriühnltcher Richtung. TaS behutsame und doch auch wieder feste Aultrete» der Regierung gegenüber den stürmischen Wallungen de- Bolksinstinct» hat einen recht ansehnlichen moralischen Damm gegen etwaige Wiederholungen solch bedauerlicher Zwischen fälle aufgerichtct, deren unvorbereiteter Zeuge Europa in den letzten Tagen geworden: >» den Kreisen der politnchen Parteiführer bricht sich die Erkenntniß Bahn, daß man viel zu weit gegangen ist uud dementsprechend viel gut zu machen hat. Schon ist unter dem er- t
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