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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.09.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-09-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188509194
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850919
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850919
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-09
- Tag1885-09-19
- Monat1885-09
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.09.1885
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Erscheint täglich früh 6V, Uhr. tir-actiou «nt Lrpk-Uioll Johanaesgaffe 8. LrrechlUindkn der ^rdarlion: Voiinitlags 10—12 Uhr. Nachmittags 5—6 Uhr. ' r»«ckw» null »» tlr»« «>»«h«r »er für »te nSchM«>»e«»r Nu««er desttm«trn Anse rate a» Wachentaaen »t« S Uhr Hachmtttaa«, a « Saun- un» Aesttagen früh »t»'/,» Uhr. Z« den Filiale« für Ins.-A«nah«e: Otto Klemm, Unwersitätsstraße 1. Louis Lösche, Aalh-ri,»str. 28,p. nur »t« '/.« Uhr. ttpMtrTagklilM Anzeiger. Organ für Politik, LocalgeMte, Handels- «nd GcschSftsverkehr. Auflage LS,L00. .^lionnemrntsprei» viertel;. 4'/, MN. uicl. Vnngenohu 5 Mt, durch dt« Post bezogea 6 Mt. Jede einzelne ötummer 2V Ps. Belegexemplar 10 Ps. Gebüdren für Extrabeilaaen sin Tageblatt-Formal gesalzt) ahnr Poftbesörderung 30 Mk. «lt Poftbescrderung 48 Mt. Inserate Lgespaltenr Petitzeite 20 Ps. Gr-Here Schriften laue uni. Preisverzeichniß. Tabellarischer u. Zisjerniap nach höyerm Tarij. dieelamen unter dem Redactionsstrich die4gesvalt. Zeile 50 Ps., vor den Familie» »achrichlen die Ogespaliene Zeile 40 Ps. Inserate sind »er» an die Erpesition za senden. — Rabatt wird man gegeoen. Zahlung pnreoumerauäo oder durcy P si- aalpnadnie. Z° 262. Sonnabend den 1v. September 1885. 78. Jahrgang. Zur gefllligen Veachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, denLv.Teptembee, Vormittags nur bis Uhr geöffnet. I'xiwllltlon (1681,tzlp2lxer ^axedlkltes. Amtlicher TM Vrkannlmachung. Der an, 3 September d. I. allbier verstorbene Privat» mann Herr August Adolf gsocke hat in seinem Testamente ..dem Leipziger Thealer-PeiisionSsond«- ein Ber- mächlniß von Füosze-a Tausend Mark, zahlbar ein Jahr nach seinem Tode, au«gesetzt. 2« mehr die Ansprüche an unsere Anstalt wachsen, wo durch wir in diesem Jahre bereit» zu einer erheblichen Reduction der au-geietzten Pensionen genvtbigt worden sind, um so lebhafter ist auch das Gefühl unserer Dankbarkeit gegen den edlen Wohllhätcr für die uns überwiesene reiche Gabe. Dieselbe wird beitragen, manche durch unsere Maß regel hervorgcrusene Sorge wenigsten« etwa« zu lindern. Leipzig, dm lk. September 1885. Der VerwaltungSauSsthuH für die Peasto«*aastalt bei«, Stadttheater z« Leipzig. I)r. Georgi, Vorsitzender. Wuisch, Ass. Bekanntmachung. Der am 3. September vss. Js. allhier verstorbene Privat mann Herr August Adolf Foeke hat in seinem Testa mente ein Vermacht,«iß von Drei Tausead Mark. zahlbar ein Jabr nach seinem Tode, »dem Leipziger Orchester- PenftonSsoiivS' au-gesetzt, was wir unter dem Ausdrucke unsere» aufrichtigsten Danke« für diese hochherzige Zuwendung hiermit zur öffentliche» Kennlniß bringen. Leipzig, den 1ö. September 1885. Der DerwaltunaS-AuSfchast für den Orchester PenstouSfoadS daselbst. vr. Georgi, Vorsitzender. Wilisch, Ass. Da die verlöre» gegangenen Sparcassenbücher Serie I Nr. 82408, Serie ll Nr. 27683, 38178, 58377. S4vl3, so- wie die gleichfalls verloren gegangenen Jntcrimsscheine der Filiale II und V über die Sparcassenbücher Serie II Nr. 66896, 75524, 90357 ungeachtet der aus Grund von tz. >0 der Leipziger Sparcassen-Ordnung erlassenen Bekannt machungen nicht cingeliefert worden sind, so werben sowohl die bezeichne!«:» Bücher, als auch die JnterimSscheine hiermit für ungiftig erklärt. Leipzig, den 17. September 1885. Die Derwaltuna d«S LethhaafeS «ad der Tpareasse. Bekanntmachung. Infolge der Aushebung des Chaussee- und Brückengeldes soll vas fiscalische Linnabme-Lründstück zu: 1) Amniü bei Zwenkau, Folium IIS den 1. October 1885 Vormittag« 10 Uhr; 2) Oüerwitz bei Pegau, Folium 29 den 1. October 1885 Nachmittags 4 Uhr; 3) Töhlen bei Zwenkau, Folium 49 den 3. Oktober 1885 vormittags 10 Uhr; 1) Grodprtesltgk bei Pegau, Folium 78 den 3. Oktober 1885 Nachmittags 4 Uhr; 5) Lobftädt bei Borua, Folium 278 den 6. Oktober 1885 Vormittag- 10 Uhr; 6) Taucha. Folium 394 den 8. Oktober 1885 Nachmittags 2 Uhr; 7) Slruna bei Leipzig, Folium 34 und 40 de» 12. October 1885 Vormittags 10 Uhr; 8) Probstheida bei Leipzig, Folium 54 den 12. October 1865 Nachmittag« 4 Uhr; 9) üoiiiicwllt bei Leipzig, Folium 318 den 15. Oktober 1885 Vormittags 10 Uhr; 10) Ncusellcrtzausen bei Leipzig, Folium 44 den 16. October 1885 Vormittags 10 Uhr >m Grundstücke selbst im Licitatioaswege unter den bei der be treffenden Liniiahme, oder im hiesigen Hauptzollamte einzusehendeu, bezw. im Termin noch bekannt zu machendeu Bediuguugea ver- äußeri werden. Leipzig, am 8. September 1885. Königliches Haupt-Zall-Amt. NathusiuS. Oberzollinspector. Nichtamtlicher TM. Ser Empfang in pozega. Bei der neuljchen Anwesenheit des Kaisers Franz Joseph in Slawonien habe» die Bewohner von Bosnien und der Herzegowina die Gelegenheit benutzt, um den Beherrscher dieser Läuter in der nahe der bosnischen Grenze liegenden Stadt Pczcga zu begrüßen. Die Frage, aus welche Weise die Absendung der Deputationen zu Stande gekommen ist, mag aus sich beruhen; eö läßt sich wohl annehmen, daß der Gouverneur v. Appel, welcher die Führung übernommen balle, auch den Anlaß zu der ganzen Veranstaltung gegeben bat. Daß die geschehene Anregung sofort Anklang gesunden, gebt au» der zahlreichen Bctveiligung aller Schichten der Bevölkerung Bosnien« und der Herzegowina bervor. Die Bürgermeister der Hauptstädte Scrajcwo und Mostar fehlten ebensowenig wie die Spitzen der mohamedanischen und israelitische» Geistlichkeit. Die Aufregung, welche sich der Bevölkerung alsbald »ach der Besetzung dieser Länder durch Oesterreich und der Einführung de« österreichischen Berwal- tung«organi«muS bemächtigt batte, ist schon seit längerer Zeit vollkommener Ruhe gewichen, die Bewohner Bosniens und der Herzegowina haben sich in ihr Schicksal gefunden, au« türkischen Untrrthanen österreichische geworden zu sein. Es ist wohl das seltsamste LerhSltniß, welche« jemals zwischen Regierung und Volk bestanden hat. Mohamedaner unter einem christlichen Staat«oberhaupt und zudem unter einer vorläustgen Herrschaft, deren Endgiltiqkeit noch nicht eststeht. Auch die Königin von England Hat als Beherr- chrrin Indien« viele Millionen mohamedanischer Untrr- thaaen und »och mehr, welche sich zum BuddhiSmu« bekennen, aber diese« LerhSltniß tritt nicht so scharf zur Erscheinung, weil die Königin von England nicht in Indien refidirt, sonder» dort durch einen Vicekünig vertreten wird und weil überhaupt di, räumliche Entfernung Indien« vom englischen Mutterland« den Gedanken an »ine Verschmelzung mit diesem gar nicht aufkommen läßt. Ganz ander« siegen die Verhält nisse zwischen Oesterreich-Ungarn einerseit« und Bosnien und der Herzegowina andererseits. Diese beiden Länder füllen dir Lücke auS zwischen dem dalmatischen KUstenlande und Slawonien, runden also Oesterreich-Ungarn gegen Serbien und Montenegro ab. Er war de«halb von großer Wichtig keit, einmal volle Klarheit darüber zu gewinnen, wie sich der christliche Kaiser von Oesterreich gegen seine mohamedanischen Unlerlhanen stellt. Da haben e« denn die Vertreter Bosnien« und der Herzegowina au« dem eigenen Mund« de« Kaiser« vernommen, daß sie ihren mohamedanischen Glauben frei bekennen dürfen und daß sie Niemand in Ausübung ihrer religiösen Pflichten hindern wird. E< ist da« etwa« ganz Andere«, als wenn diese Duldung Ihatsäckllch geschieht, ohne daß dieser Punct »wischen Herrscher und Uuterthanen einmal persönlich zur Sprache gebracht wird. Die Unlust der Bo-nier und Herzego winer, sich unter die Oberhoheit de« Kaiser« von Oester reich zu begeben, batte wesentlich ihre Ursachen in religiösen Bedenken; e« wollte den Mohamedanern, welch« bi- zum Jahre 1878 den Sultan al« ihren Herrn anerkannten, nicht einleuchlen, daß sie auch unter der Herrschaft eine» christlichen Staatsoberhaupt«» ihrem Bekenntniß ungestört nachleben könnten. E« war da« gewiß für die Bevölkerung eine große Beruhigung, obwohl sie schwerlich in nächster Zeit über die vorhandenen Bedenken in dieser Beziehung hinwegkommen wird. .Es ist ja überhaupt unzweifelhaft, daß di« gesammten Verhältnisse auf der Balkanhalbinsel einen unfertigen Eharakter tragen. E« leben dort so viele unruhige Element« dicht nebeneinander, daß die volle Ausrechthaltung von Ruhe und Ordnung zu den Unmöglichkeiten gehört. " Rumänien. Serbien, Montenegro, Bulgarien sind sämmtlich staatliche Gebilde, welche die Vergrößerung ihre« Machtgebiete« an- strebe», und zwar in der Hauptsache auf Kosten der Macht der anderen. ES war wohl der HauptgesichtSpunct für Oesterreich, al- eS iin Berliner Frieden Bo-nien und die Herzegowina für sich beanspruchte, daß e« nicht einen Keil zwischen seine Besitzungen an der Küste dcS Adriatischen Meere« und Kroatien und Slawonien hineintreiben lasten wollte. Die begehrlichen Blicke von Serbien und Montenegro waren seit langer Zeit aus Liese mit der Türkei nur lose zusammenhängenden Gebiete gerichtet, und wenn Oesterreich sie nicht besetzt Kälte, dann würbe heute dort die größte Verwirrung herrschen und Oesterreich würde vermulhlich nicht mit Serbien und Montenegro auf so gutem Fuße stehen, wie e« tatsächlich der Fall ist. Die Türkei hat den Verlust von Bosnien und der Her zegowina nachgerade verschmerzt, weil der Sultan die Unmög lichkeit einsieht, diese Länder, die ihm durch diedort unaufhörlichen Aufstände stet« viel Sorge bereitet haben, wieder zu erlangen. Ist es doch schon ein Gewinn für die Türkei, den ihr erst der Berliner Friede von 1878 gebracht hat, daß Bulgarien und Ostrumelien zum Sultan im Basallcnvcrhältniß geblieben sind. Wie e« sich mit der Macht verhält, welche der Sultan in Bulgarien auSübl, da« hat sich in den letzten Jahren wiederholt gezeigt; der eigentliche Suzerain Bulgariens ist der Kaiser von Rußland; der Fürst von Bulgarien kann nur in Frieden leben, wenn er sich mit Rußland gut stellt, die Türkei kommt nur ganz nebensächlich in Betracht; in Bulgarien hat der Sultan fast noch weniger zu sagen al« in Egypten und dort - - -- Ob ^ --- übt bekanntlich England di« thatsäckliche Oberherrschaft au«. Die Unsertigkeit dieser Verhältnisse springt ebenso in die Augen wie ihre Nnhaltbarkeit; aber alle Mächte, deren Interessen sich auf der Balkanhalbinsel berühren, begegnen sich in dem stillschweigenden Einverftäntniß. an die bestehenden Zustände nicht zu rühren. Deshalb hütet sich Oesterreich-Ungarn, die vorläufige Besitznahme von Bosnien und Herzegowina in eine endgiltige zu verwandeln, die thalsächliche Einverleibung auch der Form nach zu voll ziehen. Da- gute Einverneymen zwischen Rußland »nd Oesterreich-Ungarn, wie e« in Skierniewice zurrst zur Er scheinung trat und welche- in Kremster bestätig! und befestigt worden ist, berubl in erster Linie auf dem Verzicht beiter Mächte, an dem auf der Balkanhalbinsel bestehenden Zustande zu rütteln. Rußland vertagt seine Wünsche hinsichllich der Aussaugung der europäischen Türkei, und Oesterreich-Ungarn nimmt ebenfalls keine Veränderung vor, welche den Frieden aus der Balkanhalbinsel stören könnte. Die Entwickelung aus diesem Gebiete schreitet aber dennoch unaufhaltsam fort, der Friede ist »nr so lang« aufrecht zu erhalte», at« bi« irgend ein Ereigniß eintritl, welche« dm vorhandenen Zündstoff in Brand setzt. Wie winzige Ursachen hiureichen, um den Welt frieden >n Gefahr zu bringen, hat die deutsch-spanische Streit frage wegen der Karolinen bewiesen. Noch ist der Ausgleich nicht gefunden und bereit« taucht eine andere, viel ernstere Streitfrage am spanischen Horizont in Gestalt'der marok kanischen Angelegenheit auf. Drnmmond Wolfs verhandelt gegenwärtig mit der tür kischen Regierung Uber die Ordnung der Verhältnisse in Egypten und im Sudan, und e« wäre sehr wohl denkbar, daß sick auch auS diesen Verhandlungen eine neue Verwickelung ergäbe, welche eine willkommen« Handhabe für irgend eine Großmacht Varbietet, um ihre Pläne zu verwirklichen. Frank- reicbs Macht wächst in Nordafrika zu immer bedenklicherer Ausdehnung; Italien hat Masiauah besetzt, um vom Rotken Meere au« die Mittelmrersrage zu lösen, wie sich Mancini ausbrückl: der Sultan schickt sich an, Egypten wieder seiner Macbtspbäre zu nähern, und Rußland sieht aus der Wacht, um jede Veränderung in Afrika für di« Erreichung seiner die auswärtige Politik Deutschland« leitet. Wa» mau von der Uebermacht de« deutschen Reiches sagt und schreibt, ver dient keine Widerlegung, von eiuer Uebermacht kann nur da die Rede sei», wo oi« vorhandene Macht mißbraucht wird. 1 Ziel die Ausrechthaltuna de« wohlthätigen Einfluß aus die eine solche Macht kann nur «tue Macht, welche al« oberste» Frieden« verfolgt, übt einen Gesammtentwickelung au- und eme solche wcacyi ran» »»» den Wünschen aller Wohldenkenden und aller Fr>ede»«sreundc entsprechen, mögen sie deutscher, französischer oder russischer Nationalität sein. * Leipzig, 19. September 1885. * Die von Kaiser Wilhelm an da- freiwillige Kranken» träaercorp« in Karlsruhe gehaltene Ansprache, welche der Hoffnung Worte lieh, da« Eorp« möge noch lange Jahre nicht genöthigt sein, die gewonnenm Kenntnisse im Kriege z» bewähren, wird von dem „Journal de St. PbterSbourg" als eine danken-werthe Kundgebung zu Gunsten der Frieden«. Politik gepriesen. DaS wohlangesehene Petersburger Blatt, dessen Beziehungen zu den leitenden Kreisen der auswärtigen Politik Rußland« bekannt sind, benutzt diesen Anlaß, um hervorzuheben, daß die deutsche Friedenspolitik auch von den Alliirten Kaiser Wilhelm'« befolgt werde, eine Versicherung, welche, al« nachträgliche« Echo der Kaiserbegegn,ingen von Gastcin und Kremster, in einem Augenblick, wo der Zulfikar- flrrit zwischen Rußland und England definitiv gescblicdlel ist. während jenseits der Pyrenäen ein zügelloser PartrisanatiSmu« an den Grundsesten der staatlichen Ordnung rüttell und mit dem Kneglfeuer spielt, aller Beachtung werth erscheint. Die Berdäch. tigungen der loyalen Absichten Deutschland«, wie sie von Seilen der französischen und spanischen Revolutionalre systematisch in die Welt geschleudert werden, finden in Wahrheit ja nirgend« Glauben, da man von den wahren Absichten der deutschen Politik überall authentische Kenntniß besitzt, au-gesprochene Zustimmung denselben aber in erster Linie die un- ver bündeten beiden Kaiserreiche entaearnbringen. Zwischen den Eabineten von Berlin, Wien und St. Petersburg besteht eine grundsätzliche Uebereinstimmiing der allgemeinen Beweggründe und Ziele ihrer politischen Aktion, welche zu fest fundirt ist. al« daß sie durch Zwischenfälle, wir sie die neuere Zeit gebracht hat, irgendwie beeinträchtigt werden könnte. E« bat sich deun auch gezeigt, daß die leitenden Journale iowobl der russischen al« der österrricb-ungarischen Politik in der Earolinen-Angelegrnheii durchaus der von Deutschland geltend gemachten Auffassung beipflichtcn und gerade im Interesse de« auch ihnen im gleichen Maße wie der diesseitigen öffentlichen Meinung am Herren lie-enden «in-^päischen Frieden« die ebenso correct« als maß volle Haltung Deutschland« gegenüber den Empfindlichkeit«- ausbrüchen de« krankhaft überreizten spanischen National- stolze- gebührend würdigen. Der moralische Rückhalt, den die Handlungsweise Deutschland« allerwegen findet, wo man sich eines vorurtheilsrcien Standpunktes befleißigt, kann einer solchen Austragung der spanischen Differenz, wir sie dem Geiste der internationalen Jnteressensoljdaritäl entspricht, nur förderlich sein »ud dürsle denn auch wohl über die An schläge der spanisch-französischen Umsturzpartcicn obzusiegen vermögen. * Am Freitag fand abermals eine Plenarsitzung de« BundeSratheS statt. In derselbe» sollte der Wortlaut der kaiserliche» Ordre, durch welche das Ui'sallversicherungS- gesetz am 1. October d. I. in Kraft tritt — trotz aller «chwierigkeite» sind die Vorkehrungen hierzu doch bewälttgt worden — festgestellt und ferner dir Verlängerung de« kleinen Belagerungszustandes für Berlin, Potsdam und Umgehung sowie für Hamburg-Altona bis zum 30. September 1386 ausgesprochen werden. An ArbeitSmaterial für die weiteren Sitzungen des Bundc«rath» fehlt es nicht; in erster Reihe wird sich derselbe mit der Fortführung der socialpolitischcu Gesetzgebung zu befassen haben, für welche die Vorarbeiten seiten- de« ReichsamlS de- Innern bereit» so weit gefördert sind, daß die einzelnen Gesetzentwürfe, wie die A»-rehnnng der Unfallversicherung aus die landwirthschasllicden Arbeiter, die Entschädigung der im Dienste verunglückten Beamten und deren Hinterbliebenen und die Unfallversicherung für die See- leute — dem BundeSrathe Zug um Zug zugehen können. Auch da« Project, betreffend vcn Bau eines NorbostseecanalS, ist so weit vorbereitet, daß eine diesbezügliche Vorlage in nicht allzu ferner Zeit zu erwarten ist. Zieht »,a» noch in Betracht, daß beim Zusammentritt de« Reichstag» im No vember der Reich-haushaltSctat pro 1886/87 ebenfalls erledigt werden muß, so ergiebt sich ein ganz stattliches Arbeitspensum, für dessen Erledigung, falls all- diese Vorlagen dem Reichs tage alsbald nach seinem Zusammentritte zugehen sollen, die Zeit bi« Mille November keineswegs reichlich bemessen sein dürfte. * Nach ossiciöser Versicherung ist die kürzlich in Berlin eingetroffene Note der spanischen Regierung Seiner Majestät dem Kaiser voraclcat worden. Bis dieses Acten- stück an Allerhöchster Stelle seine Erledigung gesunden hat, resp. eine diesbezügliche kaiserliche Entschließung ergangen ist, dürste weder die diplomatische Tbätigkeit m dieser Sache einen Fortgang nehmen, noch über den Jnbalt der Note Authen tische» verlauldare» könne». — Der Reichrkanz ler Fürst BiSmarck, welcher ursprünglich am Anfang, dieser Woche aus einige Tage nach Berlin zu kommen beabsichtigte, bat angesichts der mittlerweile eingelretenen prächtigen Herbst- witteruag seinen Landaufenthalt verlängert. Dahingegen ist der zum diesseitigen Minisirrresibenlen in Marokko, mit dem Wohnsitze in Tanger, ernannte Herr Testa au« Barzin wieder m Berlin eingetroffen. * Man schreibt uns au« Berlin: „Der preußische DolkSwirthschast-rath ist bekanntlich, nachdem Reichstag und Abgeordnetenhaus ihre Mitwirkung versagt Hallen, durch königliche Verordnung am 17. November 1880 eingesetzt worden. Er soll, wie e« In der betreffenden Eabinet-ordre heißt, fein Gutachten abgeben über Gesetzentwürfe und Ver ordnungen. welche wichttgere wirthschastliche Interessen von Handel. Gewerbe, Land- und Forstwirthscbast betreffen. Nach dem durch die betreffenden Interessentenkreise die Wahlen, sowie die Ernennungen von Amt« wegen vollzogen waren, er- sotgle am 14. Januar 188l die amtliche Verösjenilichung der Berufungen durch den „Reich«- und Staat-anzeiger". Da« Mandat der Mitglieder erstreckt sich auf eine Sitzung«pericdc von sünf Jabren, läuft also im Januar 1886 ab. E« wird erwartet, daß gleich nach dem Zusammen tritt de« preußischen Landtag« Neuwahlen sllr den volk-wirthschast-rath anberaumt werden, welche Maß regel wieder, wie vor fünf Jahren, von dem Ministerium für Handel und Gewerbe ausgehen würde. Denn wenn auch die Loten de« volkswirthschastsrathe« keine«weg« den Erwar tungen de« Reichskanzler« entsprachen, so soll e« doch nicht in der Absicht de« Fürsten BiSmarck liegen, diese Institution einarhen zu lassen, zumal es nicht gelungen ist. provinzielle „Wirthschastträthe" zu erlangen, bezw. die Provinzial-Ver- trrtungen durchweg zur Bewilligung der erforderliche» Kosten zu vermögen. Bo» eine», ferneren Versuch, das Abgeord netenhaus zur Bewilligung von Reisegeldern und Diäten sür die Mitglieder de» VolkswirthschastSratheS zu bewegen, soll in dem nächsten Etat Abstand genommen sein. — Da gegen ist bei Ausstellung des Etats deS Ministeriums der öffentlichen Arbeiten die Anstellung weiterer technischer Attaches bei den größeren Gesandtschaften und Bot schaften zur Sprache gekommen. Diese von Minister Maybach auf Vorschlag deS Oberbau- und Ministerial direktor» Weishaupt geschaffene Einrichtung hat sich außer ordentlich bewährt und finden die Berichte der erwähnten Techniker in Fachkreisen außerordentliche Anerkennung. In der vergangenen Session des Landtages wurden die Berichte der technischen AttachS« zum Gegenstand der Verhandlung gemacht, al- der Abg. August Reichensperger sich über den roreil utzen derselben verbreitete und eine größere Publicität, bezw. eine erhöhte Zugänglichkeit derselben besünvorlele. Die Berichte der bis jetzt in Thätiakeit siebende» Altachö» sür Washington, London und Pari« haben uns mit inanchen wichtigen Einrichtungen, Fortschritten und technischen Detail« de« AuSlanve« in nutzbringender Weise bekannt gemacht, und eine Erweiterung dieser Beziehungen erscheint durchaus wünschen«w»rth. Im neuen Etat soll nun, wie wir hören, die Neubeschaffung zweier Stellen in Rom und Petersburg in« Auge gefaßt sein. Es wird in der Motivirung hervor- gehodea, daß in Bezug. aus Kunst und Technik Rußland disber viel zu sehr von un« vernachlässigt worden sei. Moskau sei eine unerschöpfliche Fundgrube sür das Studium der kirchlichen Kunst de« Zarenreich«, kessen Regenten Jahr hunderte lang ihren ganzen Pomp in den CultuSgebäuden entwickelten. In Abgeordnetenkreise» dürste diese Anregung aus allen Seiten sympathischer Ausnahme sicher sein, zumal da« preußische Beispiel wie die Anerkennung so auch bereits Nachahmung im Auslande gefunden und auch Frankreich mit der Entsendung solcher Attaches schon begonnen hat." * In allen Wahlberechnungen spielt auch jetzt wieder die Unnahbarkeit, die vollständige Sicherheit derWablkreise deS Centrumö eine große Rolle, und gewiß mit Recht. Wie die Verhältnisse heute liegen, wäre r« eine ganz haltlose Illusion, wenn man ffch einbiloeu wollte, den kleiikalen Be- sitzstand in der preußischen Volksvertretung wesentlich schwäche» zu können. E« kommen höchste»« ein halbe« Dntzenv Wahlkreise in Betracht, welche den Klerikalen möglicherweise entrissen werden könnten und in der Thal ivilunter schon ent rissen waren. In diesen Wahlkreisen, es sind meist rhei nische, wird man von nationallibcraler Seile natürlich alle Anstrengungen machen, »nd wa» darf dabei auf die Unterstützung der wenig zahlreichen, weiter links oder weiter recht« stehenden Elemente rechnen. Allein mil einem Angriff aus diese ganz vereinzellen Wahlkreise, womit die Machtstellung de« CenlrnniS ans keinen Fall ernst lich angetastet wird, sind die erfolgversprechenden Unter nehmungen gegen den ultraiuontaiicn Besitzstand auch zu Ende. In den finsteren Gegenden OberschlesienS, Westfalens. der Regierungsbezirke Trier und Aachen Eroberungen aus Koste» deS EentrumS zu machen, kann unter den heutigen Verhält nissen keine Partei ernstlich hoffen. Darüber täuscht sich ja auch Niemand und daS Centruin ist dieser seiner sicheren Stellung, die keine andere Partei in solchem Maß- besitzt, sich woyl bewußt und nicht wenig stolz darauf. Daß die festesten Sitze dcS UltranivnlaniSiniiS zugleich diejenigen Gegenden sind, welche i» geistiger und wirlhscbafllichcr Eullnr am meisten zurückgeblieben, ist durchaus kein Zufall, sondern daS letztere ist die nothwendige Voraussetzung ultramontaner Herrschaft, die da« Lickt der höheren Enltur nirgends ver tragen kann. Allein wenn auch in den festen Domänen deS CentrumSsürdieliberalen »nd nationalen Parteien kcineAuSsicht ist, den Nächstliegenden Zweck, die Eroberung des Mandat«, zu er reiche», so möchten wir doch dringend mahnen, darum nicht alle» Kamps aufzugeben, wie eS leider vielfach geschickt. E« müssen überall die Kräfte gemessen werden und man wird an vielen Orten, die. als gänzlich dem UltrainvntaniönluS verfallen, verrufen sind, überrascht sein, wie viele Männer auch dort vorhanden sind, welche Iren zu Reick »nd Staat halten und in der Herrschaft dcS PapfllhumS »ickt ihr politisches Ideal erblicken. Die Sainmlung und Befestigung dieser Elemente ist aus alle Fälle ein Gewinn, auch wen» ein unmittelbarer handgreiflicher Erfolg sür den Augenblick nickt damit erzielt wird; sie trägt zur allmäligen Untergrabung der »ltramontanen Herrsckast bei. und darum möge an alle anliklcrikalen Elemente, auch in den finstersten und bosfiiiiiigsloscsle» Wahlkreise», die Mahnung gerichtet sein, bei den Wahlen entschieden Zengniß abzulcgeii, daß doch nicht alle Geister im Banne de» Ullra- inontaiiiSmn« sind. * Die „Germania" läßt sich aus Rom berichten, daß seit der Fuldaer BischosSconferenz wieder »cucS Leben in die Verhandlungen zwischen der Curie und der preußi schen Regierung gekommen, so daß gegründete Aussicht vorbanden sei, daß eS binnen nickt gar langer Zeit aus diesem Gebiete „etwas NeueS" geben werde. Nach den Leistungen der Fuldaer BischosSconferenz und der Katholikenversamni- lung in Münster wird man bezweifeln dürfe», ob die preußische Reglerung Lust zu weiteren Frieden-Verhandlungen haben wird. UebrigenS hat Herr von Scklözer gestern erst nach niehrwöchenllichem Urlaub seine Rückreise nach Rom ange- lreten, und schon auS diesem Grunde ist eS sehr unwahr scheinlich, daß in letzter Zeit wichtige Verhandlungen mit der Curie stattgefunden haben, * Die „Nationalliberale Correfpondenz" schreibt: „Die „Kreuzzeitung" ist sehr ergrimmt, daß wir ihr anläßlich ihrer Angriffe auf den nativ,lalliberalen Besitzstand in der Provinz Hannover vorgeworsen hatten, mit Leidenschaft sür die Thronsolgerechte de« Herze z« vom Eumberland ein- getreten zu sein. Um den Ausdruck .mit Leidenschaft- wollen wir nicht streiten. Wie aber die „Kreuzzeituna" in Abrede stellen kann, in der braunschweigischen Thronsolgesrage für den Herzog von Eumberland eingetrrlen zu sein, ist uns gänzlich unbegreiflich. Sie war neben den klerikalen Blättern di« einzige Zeitung, die die« gethan. Wenn sie c« jetzt leugnet, so hat sie entweder selbst vergessen, wa« sie damal« ge« schrieben, oder sie setzt bei ihren Lesern ein Uberau« kurze« Gedächtniß voran»." * Die polnischen Blätter sind nicht wenig erschreckt durch die von ihnen constatirle Thatsache, daß die Zahl de,
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