Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.09.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-09-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188509160
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- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-09
- Tag1885-09-16
- Monat1885-09
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.09.1885
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. ilkdacti«» und Lkprdition Iehanne-gasse 8. Sprechstunde» -er Ledarli«»: Lonmttag- 10—12 Uhr. Nachmittag- 5—6 Ubr. , »«, «Wl,»d, cm,«!«ndln M-Iwlcr«»« ««ch« 4» »i« SteiacUoo «i»l »crduwtlch. TaMatt »e »er f»r sie nL»ftf«l»eu»e »«»er »efti«»t« Inserate an Sachentage« kt» L Uhr Nachmittag». O« !!»«»- und Festtagen frntz ht»'/.» Uhr. 3» de» FUiateu str Ins.-^nnahme: Ott» Alt««, Universität-straße 1. Laut» Lischt, «athariuenstr. SS. p. «r »t» '/.r Uhr. Anzeiger. Lrgan filr Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. L5S. Mittwoch den 16. September 1885. Amtlicher Theil. Wegen Reinigung der RSnme bleibm dt« Stadtcaff« und die Stistuug-buchhatterri den Lv. »tesr» Monat» g^chloflen. Leipzig, den 12. September 1SSS. De» Math» Atnanzdepntatto». Vetlmamchmli. wir beabsichtigen, di« östlich« Seit« der Merseburger Straße von EUald's Gnmdstück bi» ,ur Lützurr Straß« nad di« Schlossergass« mn Dhourohrschleuße» verseh«» zu laste», aad ersuchen Unternehmer, welche aaf die damit in Verbindung stehendes Arbeiten nebst Material- liesernngen restecttre», Blauqnet- im Gemeindeamt« Zimmer 4 gegen Vergütung der Loptalie» zu entnehme», dieselbe» aa-zusüll«a »ud mü der Aufschrift . . Schleuß»«»«» Stade««» spätesten» «« »L. G«dte«d« d. Mttt«g» L> »Hr. hierher mrückrugeben. Die Accordbedingnogeu könne» in der Expedition de» Gemeinde« atttteS eiugesehe» werden. Die Auswadi «nter den Snbmittrnten, sowie die Entschließung eu ^ganzer »der getrennter Vergebung der Arbeit bleibt vor- Ltadenao, am 14. September 188S. Der Gnaetudenttd. Oueck. Vehmiltmchml-. Die mtt einem Jahresgehalt von 825 ./i dotirte Stellung eine« Expedienten für unser Stadtbauamt ist vom 1. Oktober d. I. ab zu besetze». — Bewerber, welch« mit dem Lopiren von Zeichnungen und mit Verrichtung ähnlicher technischer Arbeiten vertraut sind, erhalten den Vorzug. Meerane t. Sachs., IS. September 1885. Der Ltadtratt. >hme. vr. Böl vürgermeistrr. Nichtamtlicher Theil. vir Nusfificirung der Gstseeprovinzen. * Alle Nachrichten, welche im Laufe der jüngsten Wochen au? Liv-, Esch- und Kurland, den russische Ostfeeprovinz«, zu un» gelangen, stimmen leider dann überein, daß gegen wärtig die Petersburger Regierung wirklich alle Anstalten trifft, die gewaltsame Russificirung dieser Gebiete durch- zusühren. Diese Absicht besteht seiten» der russisch »slawischen Partei bekanntlich schon lange und hat zwischen russischen und deutschen Publicistcn der Ostseeprovinzen schon oftmals zu lebhaften Auseinandersetzungen geführt. Schon vor sechzehn Jahren schrieb Professor Karl Schirren in seiner Antwort an den für die Russificiruna der baltischen Provinzen leidenschaftlich eintretenden 3»ri Ssamarin: „Es giebt eine Russificirung. gegen die wir nichts einzuwenben vermöchten, das ist die Nusfificirung, wie sie nach ehrlicher Arbeit und ehrlichem Kamps im Laufe der Geueratioucn gleiche? Schritte- mit der Entwickelung de- Verkehrs und der Cultur Ähre- Volke- in unsere Dörfer und Städte eiuziehen mag, nicht mit der Aufgabe, getreue Pro vinzen wider die Natur der Dinge, wider die Freiheit beS Willens und wider Recht und Sitte mit dem Regimente deS Zwanges und den schweren Prüfungen der Fremdherrschaft hennzusuchen, sondern nach dem Gesetze jener Wandlungen, welche seit Anbeginn der Dinge von Zeit zu Zeit alle Menschcnbildung ergreifen, um sie. nicht immer ohne Leiden, immer aber mit neuen Artisten für neue Ausgaben zu rüsten. Die Russificirung. welche Sie fordern, hat emen anderen Sinn. Unter dem Titel der Reichseinheit soll sie die Herrschaft der Rar« begründen; die Suprematie der russischen Kirche soll sie durch Knechtung der Gewissen, durch Zwang und Lockung beseitigen; die Suprematie der russischen Sprache um jeden PreiS durchsetzen; die Gerichtsverfassung zerstören; die Entwickelung der Agrarverhältnisse zerreißen; daS Recht de- Lande- brechen; seine Eultur vernichten; was aufrecht steht, soll sie zu Boden werfen; waS nicht zu stehen vermag, aus die Beine bringen; — so soll sic die Provinz ein für alle Mal abthun und nicht» bestehen lasten alS ein eiende- Gouvernement unter Gesetz und Willkür aller Reussen." Wenn Juri Ssamarin, der begabte Publicist, aber leiden schaftlich paiislawisiischc Politiker, noch lebt«, so hätte er heute die Genuglbuung, zu sehen, daß die russische Regierung that- sächlich aus der politischen Bahn vorschreitet, die er. Ssamarin, ihr vorgezeichnel hat. Die national-russischen Blätter rufen emstimmig: »ES gilt die Würde Rußland- zu wahren und mit den fremden, der nationalen Entwickelung deS Reiches feindlichen Elementen gründlich auszuräumen." — So schrieb jüngst bezüglich der neuesten Vorgänge in den Ostseeprovinzen die ..Nowoje Wremja". und alle national-russischen Blätter Petersburgs und Moskaus wiederholten diese Worte in ver schiedene» Tonarten. Die Katkow'schen „Moskowskija Wjcdomosti" riesen sogar auS: „Nun e- ist hohe Zeit daß man kiesen deutschen Spießbürgern in unseren baltischen Provinzen, die, wie alle Deutschen, die heimtückischen Erzfeinde de- SlawentbumS sind, endlich die russische Faust zeige." Da Herr Kalkoiv von der .russischen Faust" spricht, so wird er auch kaum etwas dagegen cinwenden können, wenn ihm daraus die baltischen Teulschen bezüglich der neuesten Russi ficirungtzversuche mit.Vergewaltigung" und .Vertragsbruch" antworten. Seit der Besitzergreifung der Ostseeprovinzen durch Rußland und auch in Folge deS Nystädter Frieden» Wurden dem »«erworbenen Küstengebiete ausdrücklich fol senke Privilegien zuerkaiint: deutsche Verwaltung, deutsche Schule, deutsches Recht »nd Gewisftnssreiheit. Im Lause der Zeit ,st Manches geschehen, waS sich als eine Verletzung dieser Privilegien erwiese», aber selten, vielleicht niemals ist man von russischer Seite so dictator,. und gewaltsam vorgegangen, wie in de» jüngsten vier Jahren und besonder- in den jüngsten Monate». Seit der „revidirende" Senator Manasseiu, der Bevoll mächtigte Jgnatiew's. sein« Amt-lbätigkeit in den Ostsee Provinzen begonnen, ,st seitens der Russe» der Kampf gegen die Privilegien der seit Jahrhunderten dort seßhaften Deutschen und die einfachsten Rechtsanschauungen überhaupt immer heftiger geführt worden. Es verlohnt sich da wirklich einen KUckblick auf die .revidirende" Thätlakeit de- Senator- Manasfcin zu richten, um sich eine Vorsielluna zu machen, welche Art russischer „Ordnung" in den Ostseeprovinzen eingesührt werden soll. Da hatte, wie man auS Dorpat berichtet, da- deutsche Ordnung-gericht sestgestellk, daß der Estbe Andrea- Dido directe Beziehungen zu den Genfer Nihilisten unterhielt; als er verhaftet werden sollte, erwie« sich die- als unmöglich, weil er unter dem Schutz de- Senator- Manaffein stand und intime Beziehungen zu wei Beamten de- revidirenden Senator-, den Herren Wcizen- >erg und Ros-, unterhielt. Da- deutsche Orvnung-gencht hatte den Bauer Christian Tabba zur Verantwortung ge zogen, weil er die Bauern zum Widerstand gegen die Obrigkeit ausfordrrke, Gerüchte betreff« Landumtheilnng verbreitete, falsche Pässe fabricirtr, die öffentliche Ordnung körte u. s. w. Der Herr Senator befahl dem Ordnung-» zericht, jede weitere Untersuchung der Sach« einzu lellen; e- ergab sich später, daß derselbe Tabba in der Kanzlei de- revidirenden Senator- eine Zeit lang beschäftigt gewesen war. Im December 1881 war der Agitator Mrkt verhaftet worden, weil er unter starkem Verdacht stand, aus den Pastor Holst ein Attentat verübt zu haben; bevor noch die Untersuchung zu Ende geführt werden konnte» kam ein Befehl deS Senator-, dieselve einzustellen, und Mert erhielt die Freiheit. Der Bauer Jakob Kiwitt veranstaltet eine nächt liche Zusammenkunft im Walde, um unter den Bauern Unruhen egen die deutschen Gut-Herren anzuzetteln; al- er de-halb ver« astet wird, erfolgt vom revidirenden Senator ein telegraphischer Befehl, ihn freizulassen, undKiwitt setzt hohnlackenb feineAgitation fort. Die Bauern Tomik, Tedder und Grünwald werden wegen Beleidigung und Verleumdung der Gemeindeobrigkeit zu der dafür festgesetzten Strafe verurtheilt, als wieder ein lelrgrapischer Befehl vom Senator rinläust, die Vollstreckung der Strafe einzustellen. U. s. w. AuS solchen, dutzendweise auszuzählenden Thatsach« ergiebt eS sich zur Genüge, in welcher Weise Herr Manaffein in den Ostseeprovinzen die Revision besorgte; sie war überall zu Gunsten der Eschen und Letten gegen deren angebliche Tyrannen und Bedrücker, di« Deutschen, gerichtet, welche Jenen weichen mußten, d. h. vom Senator widerrechtlich ihrer Aemter entsetzt wurden, wie».B. der Wendcnsche Ordnungsrichter v. Kitter, der Törptsche Ord- nungSrlchter v. Siever», der Landmarschall v. Wulff und noch manche Andere. , Nach einer anderen Mittheilung an» Dorpat ist jetzt» „Krieg den Deutschen und der lutherischen Kirche" da» all» gemeine Fttdgeschrei der orthodoxen Nationalrufsen, rin Ge schrei, welches in den höchsten Rcgierung-kreiscn um so mehr Gehör findet, als selbst Zar Aleranver III. bekanntlich ein Eiferer für die griechisch-orthodoxe, sich „rechtgläubig" nennende Kirche ist, deren Ausbreitung über da- ganze heilige russische Reich ihm mindestens ebenso sehr am Herzen liegt wie da- sonslige Wohl seines Landes. Die Eschen und Letten zur russische» Kirche zu bekehren — in den Mitteln ist auch die russische Regierung wie alle Proselytenmacher wenig wählerisch — bildet einen der Hauplpunrte de- Programm», und da das Deutsche und die Deutschen mit ihrer hohen Euttur da» gcwichtigste Hinderniß sind, so wird mit Gewalt zur Aus rottung desselben geschritten und Alle» mit Füßen getreten, WaS an Recht, Gesetz und Sitte nach althergebrachter Ord nung noch fcsihält und danach leben will. Leipzig, 16. September 1885. * Man schreibt un» auS Berlin: „Die oppositio nellen Parteien sind ganz unglücklich darüber, daß ihnen für die diesmaligen Wahlen ein rechter AgitationSstofs. ein ergiebiges Thema für Wahlreden mangelt. Denn cS ist so, wie eS Fürst BiSmarck in einer seiner ReichStagSrevcn auS« führte: Erst wenn ein Vorschlag von der Regierung gemacht ist, haben die Fortschrittler einen Gegenstand für ihre Agita tion. dann können sie den Vorschlag bekämpfen bcz. ver werfen. Eigene positive Gedanken halten sie für einen LuxuS. Da nun dieses Mal die Regierung es vermieden hat, ein .Programm" auszustellen, so sind die Wahlredner aus Ver muthungen angewiesen, und da ist zunächst immer daS Ent setzen vor neuen Steuern, für welche wohl niemals ein Staatsbürger, welcher politischen Richtung er auch anqebör« mag, eine besondere Vorliebe hegt, am besten verwendbar. Kommt dann der Steuervorschlag nicht, nun dann ist da rben LaS Verdienst der ewigen Volksbeglücker; ihrer warnen den Stimme ist eS zu danken, daß sich die Regierung eine» Besseren besonnen hat. In den Berliner BezirkSvrrein« ist eS auch jetzt wieder diese» Thema, welche» mit Vorliebe von den fortschrittlichen Aposteln behandelt wirb. Die Press« dagegen verbreitet sich noch über die Stellungnahme der verschiedenen Parteien zu einander. Die „Norddeutsche Allgemeine Ztg." ist mit einige» recht geschickt geschriebene» Artikeln voran gegangen. Schade nur, daß dre Conserdativen der „Krenz- zeitung" sich zwar einen Theil der Ausführungen der „Nord deutschen Allgemeinen Zeitung" sehr wohl gefallen ließen, von dem anderen, wichtigeren aber — dem Verhalten dem Eentrum gegenüber — keine Notiz nahmen. Auch wir haben die „Kreuzzeitung" deshalb wiederholt intcrpcllirt. Die „Kölnische Zeitung" ist un» in diesen Tagen nachgesolgt. Endlich, nach langer Zeit, läßt sich die .Kreuzzeitung" beute auch zu einer Antwort herbei, indem sie sagt, seiner Zeit werde r» schon erkennbar werden, wo» sie wolle. Wer nun noch Lust hat. mit den Rcactionairen zu pactiren, dem ist nicht zu Helsen. Wir meinen, deutlicher kann man sich selbst daS Zcugniß politischer Unzuverlässigkeit nicht auSstrllen." * Tic „Post" berichtigt die Mittheilunq liberaler Blätter über den Wahltermin in Preuße» dahin, daß die Ur- wählen am 5., die Abgeordnetenwahlen am 12. November stattfinden sollen. E» wäre nachgerade wirklich Zeit, den Termin osficiell bekannt zu machen. * Der konservative Verein für die Provinz Schleswig-Holstein dielt am 12. d. M. in Ne »Münster seine Generalversammlung ab. Nack der „Scble-wig- Holsieinischen Zeitung" bestand der Gipfelpunkt der Be- ralhungen darin, daß rin Compromiß zwischen National- liberalen und Conservaliven statthaben soll, mit anderen Worten, daß nativnalliberale Canoidaten, wo solche ausgestellt sind, von ven Conservaliven unterstützt werden sollen, und umgekehrt. * Di« Nachricht, daß der ReichStagSabgeordnete I)r. Georg von Bnnsen sein ReichStagSmandal niederge'egt. wird viel fach commentirt. Es sind nicht allein GesundheilSrücksichten. vie Herrn v. Bnnsen zu diesem Schritt bewogen; e- ist näm lich ein offene- Gcheimniß, daß Herr v. Bunscn mit seinen «„sichten Uber die E°l°nialPoliN^ sich^m't di« in seiner Fractivn die H , ist em warmer An- Widerspruch befindet. H"* ^ Richter und sein Hänger der Lolonialpolitik, während Eg R ^ ^ Dunsen Stab dieselbe lebhaft bekämpfen. Og p. hat er doch der deutschsreisinmgen Fraktion angehött h t. ^ y ^ au« vollem Herzen d.e 6^ n.ch ged.ll.jtt ^ gort- ihrer Fraction-genossen s"".. »«» Bündniß schrittspart« und der ebemal.qen SeEon'''^"^ „.ehr geschlossen und die deutschsre>smr»g P-r > «- « N > den geschrieen? „Di. hi-sig- Bevölkerung wird durch "«»e G^ B-stSt^ung beider ckittheilungen bleibt vor der H«md °b. fuwar^ den Zusammenstoß der ^ boote am vergangenenD.enStag «fahre -ch; da« d e Coll.st^ durch ein falsch au-qe Uhrte» Eommando seiten« emr« »-iver. Matrosen veranlaßt s-in soll. Da. unverletzte Boot .st aus Admiralität aus eine Anfrage unttr d«n^1 t. folgende t al« mit zweiietlmer «rwigyeit verschollen angesehen werden kann. Sobald hierüder Zweifel nicht mebr gehegt werden können, wird das Bekanntgeben de? B-satzungSlift- de« Schiffs die-seitS veranlaßt werden.' » * » » WaS verlangen die verschiedene» slawischen Nationali- täten? DaS ist die Frage, die vor dem Zusammentritt de« österreichischen Reichsratße« am «eisten ventilirt wird. Die »slawischen Delegation«" betracht« dm ReichSratb al» mcht» Audere» denn als «in« groß« Handelsplatz, als ein« fordern, also die Festouverture zur Wiederherstellung de« Wenzel-reiche-. Die praktischen Polen, die keine, werte», gehenden LandeSautonoinie bedürfen, rücken, wiewohl ihr Land zu den mindeststeuerkrästigen gehört, mit »»gemessenen Geld- sordrruilgen heran, am ungeverdigstcn aber treten die Süd- slawcn aus. Der Slowenensührer Rate macht dem Graf« Taaffe directe Vorwürfe wegen de- Wortbruche- eine- Ca- valierS und droht in Verbindung mit den kroatischen Ab- «ordneten Dalmatien», einen südslawischen Club zu gründen, der Hohenwartclub sei ohnedies nicht- Anderes, als ein reiner Regierung-club. Die Regierung habe aber ihr Wort nicht eingelöst.' Noch ist Schul« und Amt im Süd« Steiermark- nicht slowenistrt, noch ist da« Kroatische nicht die Amt»sprache in Dalmatien. Arme Regierung! — Die Deutschen Oester reichs erwarten nicht» und stellen kein« Forderungen auf. * Neben dem Phantasiegebilde von de- heilig« Wenzel'- Krone tauchte während der Bersvhnung»ära m Oester reich da» südslawische Phantom, die Krone St. Zvono- mir'», auf und beide Gebilde sind die Grundlage der Volk»- stimmung der Czechcn sowohl, alr der Südslawen und der Eckstein der Politik ihrer Führer. Während iukeß da- Bereich der WenzelSkrone sich allein aus CiSlcilhanicn erstreckt, ziehen die Bestrebungen nach Wiederherstellung deS dreieinigen König reich« (da- ungarische Kroatien, Slawonien, die slowenischen Gebiete Unter-Steiermark» und Kitrnthen», Krain, Dalmatien und da- Litorale umfassend) auch Ungarn in die nächste Mitleidenschaft. Süd slawische Agitatoren bereisen gleichermaßen ungarische, wie österreichische Lande, ja der südslawische KlcruS in Ungarn scheint die großkroatische Propaganda noch energischer in die Hand zu nehmen als der KlcruS in Oesterreich; wenigst«-gilt der einflußreiche Bischof von Dinkovar, Stroßmayer, gewisser maßen al« großkroalischer Rationalhero«. Tag« irgendwo nationale „TaborS", so wird in keinerlei Weise mehr aus die Staat-einlheilung Oesterreich» und Ungarn» Rücksicht ge nommen, selbst in slowenisch« Lehrerversammlungen wurde ungescheut aus den unlöslich« Zusammenhang mit dm kroatischen Brüdern hingewies«. Diese Verhältnisse find die natürliche Consegucnz de« großen Slowenisirung-procrsse- in Oesterreich, und in erschreckender Nähe sehen auch die Staats männer Ungarns die Grundlage der jung« Reich-Hälfte Ungarn unlerwübll. Während aber ,n Oesterreich da- slowenische und kroatische Element aus allen Linien gegen da deutsche und italienische Volksthum unterstützt wird, scheint man in Ungarn von Regierung- wegen die entgegengesetzte Politik verfolgen zu wollen, wie man au- dem Vorgehen Ungarn» gegen seine Nordslawen, die Slowaken, folgern darf. Die Slowaken sind die nächst« Stammesbrüder der Czechcn — de Czechen reclamircn sie übrigen« vollständig für sich —und verhielten sich bi- in die neueste Zeit ziemlich Passiv; in den letzten Jahren aber ergeben sie sich mit großer Leidenschaftlichkeit dem nationalen Gedanken, und der Pan- slawi-muS fand in den breitesten Volksschichten Eingang. Aus czrchische Anregung hin wurde ein großer slowakischer Schul dere,n, eine „Natic-o sicokira» begründet mit dem Hauptsitze in Tiiraer St. Marlon, zugleich dem Mittelpunkte de» slowaki- sch« PanslawiSmuS. Ti- slowakische..lUalico «knlska" nun wurde behördlich aufgelöst, ihr Vermögen consiScirt und einem Magyar>sirlingSvcrel»c, dem nordungarischen Culturvereine, überwiesen. Die slowakisch« Fübrer richteten dieser Vorfälle wegen ei» Gesuch an den „König von Ungarn", das aber ohne jede Bemerkung dieser Tage an die Petent« ^irückgttaiigte, selbuverstäiidlich ohne Erfolg gehabt zu baden Die diametrale Behandlung slawischer Bestrebungen in Ungarn N LLL" gewin.tt. Nachdem die M't sc,t einer Woche mit echt au«^ gesprochenem a,ial>sch« Charakter in Nizza ausgetreten m u°d sich v« dort langsam, aber bestänvig anw°chs«d'ver! breitet hat. ,,r sie nunmehr auch in Palermo erschienen. Auflage IS,LV«. Fhonnrmrnlsprris Viertels. 4'/, MK. iml. Bringenodn 5 Mt. durch >>ie Post bezöge» 6 Mk. Jede einzelne Nun» »er 20 Ps. Belegexemplar 10 Ps. Kebüdren jür Extrabeilnaea (in Tageblatt-Format gesalßt) «tzne Postbes-rderung 39 Lv. «U Postbesörderung 48 Mk„ Illskratr Ogespaitene Petitzetle 20 Pf. »rSßeee schrillen laut «ns. Prei-vlTcznchurß. Tabellarischer u. Zisserm'ay naq höhedm Tarif. Keuamrn nnter dem Redacti ons strich di« t gesvalt. Zeile 50 Ps., vor den Faun lien nach richten die Ogespalieiie Zeile 40 Ps. Inserate sind neis un die trxpcSi lion zo senden. — Rabatt wird nicht germben- Zahlung praenunu-rnmio oder durch Past» aoamalime. 78. ZahMNss. In dem nämlichen Augenblicke, in welchem da- Gerü cht von vem AuSbruch der Seuche sich in der Stakt verbreitete, begann auch die Auswanderung a»S Palermo, daS schon früher unter der Epidemie furchtbar z» leiten gehabt bat. Viele begaben sich zunächst »ach Neapel, wo sie ii, Gasthöse» Unter kommen saiidc». AlS inan torl i» Neapel von der Ankunst Vieser Flüchtlinge Kunde erhielt, «Island eine Be'lkSdemrmstra- tion und obwohl der Prüftet der ausgeregi« Menge versprach, Schühmaßregeln z» trefft», so begab sich Liese doch, unzu- sried« mit diesen Zusicherung«. »ach den Hotels, nm vie Ankömmlinge auS Palermo auS denselben z» vertreiben. Eine tarke Abtbeilung Earabinicri versperrte dem Haus« jedoch den Weg. ES kam zu einer bluligcii Rauferei, wobei mehrere Angreifer verwundet und verhaftet wurden. Doch gelang eS, Kuh« und Ordnung bald wieder herzusielie». Ma» vcrmulhct, daß die Seuche durch einen aus Ostasi« hcimgekrhrlen Matros« eingeschleppt worden ist. weicher seine Wäsche der ftntlichen Äalchanstalt zur Reinigung übergeben batte. Die cfürchtung, daß die Cholera i» Palermo zahlreiche Opfer fordern wird, gründet sich aus die Thatsachc, daß der Ort auf einem mit organischen Stoffe» und Salzwasser gesättigten Boden steht. Umstände, welche »ach den bisherigen Erfahrungen die Ausbreitung der Seuche wesentlich begünstigen. * Der „Spectator" veröffentlicht folgenden für Deutsch land interessanten Brief, de,, Lord Pal merston vor zwanzig Jahr« an Lord John Russell gerichtet bat: Den 13. September 1865. Meta lieber Russell I Es war unehrlich und unbillig, Dänemark Schleswig- und Holsteins zu berauben Tine andere Frage ist, wie mtt diesen beiden Herzogthümern, nachdem sie von Dänemark kos- elSst sind, am besten zum Nutzen Europa« zu versahren ist. Mir ,-eint eS von diesem Gesichtspunkt au-, daß e- besser ist. daß st« zum WcichSthum der Macht Preußen- bettragen, als daß au- ihn« ein neuer Kleinstaat gebildet und der Gruppe von unbedeutenden politischen Körpern beigesügt werde, welche Deutschland behinder» und seine Macht unter da« Maß herabdrllcken, welches ihn» in der Machtvertheilung der Welt zukommt. Preußen, wie es gegenwärtig ist, >st zu schwach, um in seinem Handeln ganz ehrlich und unab hängig zu sein; und tm Hinblick aus dir Zukunst ist e» wünschen», wrrth, daß Deatschland al« Ganzes stark werde, damit eS im Stande sei, jene beiden ehrgeizige» und streitsüchtigen Machte, Frankreich und Rußland, welche lm Westen und Osten auf es drück«, lm Zaume zu halten. Da- graukretch anbelangt, so wissen wir wohl, wie unruhig und llreitlüchtig es ist und wie bereit, fstr Velgtra, für den Rhei». kür irgend etwa-, wo- es ohne große Au» streuguug für sich erwerbe» möchte, lo-zubrechen. WaS Rußland betrifft, so wird «S mit der Zelt zu riaer Macht nahezu vo» der Größe des alten römische» Reiche« heranwachsen. Er kann sich zu« Herr» von ganz Aste» mache», mit Au-uahme Britisch-Jndieu-, so bald ei ihm ansteht, da- zu nehme,: und wen» erst ausgektiel« Maßnahmen seine Einkünfte seinem Ländergebtet anaepaßt hob« werden u»d wenn Eisenbahue» die Entferuuaaen abkürzeu, daml muß e- über gewaltige Menschrnmacht und rieienmäßigr Geldmittel versagen, und sein« Fähigkeit, Heere über große Eutsernungen zu befördern, muß im höchsten Grade bedrohlich werden. Deutschland muß stark sein, damit e- russischen Angriffen widerstehen kau»; u»d wenn Deutschland stark sein soll, so ist eS unentbehrlich, daß Preußen stark sei. Daher gestehe ich, obwohl ich da- ganz« Borgehen Oester- reich- und Preußen- in Betreff der Hrrzogthumer von Herzeu miß- billige» daß ich die letzter» weit lieber in Preußen einverleibt al- za einem neue» Steruleia in dem europäischen Staateusystem gestaltet jeheu möchte. Freundschastltchst Ihr Palmerstvu. * Der unlängst besprochene Bericht de- amerikanischrn Consul» in Sierra Leone, Mr. Lewis, Uber eine moha» medanrsch« Echilderhebung inWestasrika wird von einem Kenner der an Ort und Stelle obwaltenden Verhält nisse in einem Hauptpuncte richtig gestellt. Abweichend von ver Lesart de« amerikanischen Consul- behauptet nämlich ein englischer Handelsagent an der wcstafrikaiuschen Küste im Londoner „Globe", e« handele sich bei dem EroberungSzug« de» Araber- Samuda durchaus nicht um Zwecke islamischer Glaubenspropaganda, sondern einzig um die wirthschastliche Emancipiruiig de- Binnenlandes von den Hindernissen der Ver- kehrSentwicklung, die der Bestand barbarischer Negerkönigreiche dem Gedeihen Binnenasrika« konsequent in den Weg leg«. Der Gewährsmann des „Globe" begrüßt daher das Erscheinen der Samiida'sch« HeercSmacht <m den Grenzen der eng lischen Colonie von Sierra Leone mit sichtlicher Befriedigung und berichtet, Samuda habe an den Gouverneur der Colonie eine Botschaft entsendet, worin er erklärte, sein Ziel sei die Unterwerfung der die Grenzen deS englischen Colonial- bcsitze« umringenden wild« Völkerschaft«, welche keinerlei Hnndel-vertebr cmskomm« lassen, und die Herstellung eine» solchen Zustande- der öffentlichen Sicherheit, daß ein Weib allein und waffenlos eine Summe Goldeö in offener Hand unbeläsiigt durch daS ganze Land tragen könne. Samuda ersucht den Gouverneur gleichzeitig, er möge ihm einen englischen Ossicier schicken, mit dein er über die zweck dienlichst« Mittel und Wcge zur Erreichung seiner Absichten verhandeln könne. Der Briesschrcib-r deS „Globe" bedauert, daß diesem Verlangen Saniuda's von Seite» deö Gouverneurs nicht entsprochen wurde, und erklärt demnächst die Bezwingung der wilden Grcnzvölkcrschastc» für ein Ledenöintt resse der Colonie Sierra Leone. Ter Sieg Samuda'S würde nämlich der englischen Industrie die ganz enorm« Absatzmärkte deS westlichen Sudan bis einschließlich ver Gebiete nm den Tschad- see erschließ«. Bekanntlich ist sranzösischerseitö immer ver sucht worden, jenen, Länderrauin vom Senegal sowie mittelst Durchquerung der Sabara briziikomm«. aber noch stets vergeben». Die Fortschritte Samuda'S könnt« daher unter Umständen zu einem lebhaften «gUsch-französischen Jntrignen- wettkampfe um das industrielle Ucbcrgcwicht in Buincnasrika führen. Der deutsch-spanische Streitfall. * Die dcntsch-spanische Verivickelnng lreitst der Entschci- dung zu. Wie die hochossieiösen „Beiliner Politisch« Nach richten" vom Montag melde», ist die signalmric Note der spanischen Negierung in Berlin cingetrosjen und sollte Montag Nachmittag durch den spanische» Ost' »dien Herrn Grasen Beiiomar un Auswärtig« A.nlc überreicht werden. Wir geben nun nachstehend die weiter vorliegenden Meldungen: Der Commandnnt deS deutsche» Kanonenboote- „JltiS" hat nach einer telegravlstsch« Miktleilung der „Agence HavaS", rbe er aus der Insel Aap c,e Hissung der deutsch« Flagge vollziehe» ließ, mehrere andere Caro« linrn-Jnseln besucht und seine Anwesciiteil daselbst con« statircn last«. Auch bezeichnet,: er gegenüber dem spanischen Generat Terrcro« als seine Mission, diejenigen Inseln zu bezeichnen, aus de»« die spanische Flagae nicht gehißt wäre. General TerreroS hat seiner Rcaieruna hiervon telegraphische
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