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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.09.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-09-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188509212
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850921
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850921
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-09
- Tag1885-09-21
- Monat1885-09
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.09.1885
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W»ftzhOi»t tsgrish ftth «V. Uhr. Lrd«ti<» »»t IohanneSgaffe 8. ZP«chß»»te« ßer Lrß«1t«»: vunutttu«- 10-12 Uhr. Mnchmttta«» b—- Uhr. W>»HW< h<r Hu Dt» »DHWs<lD»h> Gumüer Aeftt«««» tz,«erste «, W»chentu,e« Als t Uhr R«ch»itts<«. »» G»>»- sstz Aefttuge» früh »iS>h^ SAZe» ^U-le« fiir Zus.-Anmch«: 0tt- M»»». »nwersttät-ftraß« 1. r-»t« Ltfchr. «uthariiaeustr.2».» «r »t» ^ Uhr Anzeiger. - "» - - _ Lwm für Politik, Localgeschichte, tzandels- «nd GeschLstSverkrhr. Meß>Auflag- lv,2»o. ^binnnurnto-rri» viertelj. 4' ^ Mir ,ucl. Bringenohn ö Mk.. durch dir Prft bezogen k Mk. Jede einzelne Nummer 20 Pf. Belegexemplar 10 Ps. Grbfidren für Extrabeilage» lin Tageblatt - Forma» gesalzt) «h«r Laftbeförderung Ä Mk. «1t Poßdeförderung 42 Mt. 2»srr«1e Sgefpaltme Petitzeile SO Pi. «rohere Schrille« l,»t Ruf. Prelloerzeichntß. TadelleorNchrr ». Zifferufatz »ach h-hrrm Tarrs. Lrrlämrn «ter dem Redaktion« strich Ptr4g»fpay. Zell« 50 Pf., »orden Familiennachrichten di« tzgelpallene Zeile 40 Pi. Inserate si»d stet« a» die GxpeSttto» za frude». — Rabatt wird »ich! gegeben. Zahtaug pruavamernaä» »der durch Post. »ach»ahme. 284. 4 Motttag dm 21. September 1885. 79. Jahrgang. Amtlicher TheU. ' e vekiu«t«ach»»r, Ä h«» M«th<»<fe» h«tr,ff»«^ Mit Rücksicht auf d« »enmLchstig« vesiss d«r VtlePae» lis«eff« dringt da« Unterzeichnete A»t hch nachstehenden Bestimmungen de« AKslheregslstt»» «iL dem Bemerken in Erinnerung, daß die vernachlMgnng di»r Vorschriften Seldstrasr bit g» 50 «de, entsprechend« Daslstraf« nach sich »iHt. Zugleich wird »rkannt gegeben, daß di, Expeditione» der 1. Abtheilung de« Meldeamte» (Reichßstraß, Ar. st» l.) wah rend der B»r»»«üe st er Messe vonumaa» »on 7 di« 12 Uhr und Nachmittag« von st di« 7 Uh», 'sowie an de« Meß-Sonntagen vormittag» von st—tst Uhr da« Pudlicu« geöffnet sind. Wir nehmen hierbei Veranlassung, in Anbetracht de« b«. dorstehenden Ounrtchl-Wechsel«, auch ans die weitrrrn vesiimmungen de« Meidereguialiv« unter dem Hinrusstgen hinjiiweisin, daß die zuständigen Be,trk«wr,ldeftelle» an den Wochentagen vormittag« von 8 bi« 1 Uhr und Nach mittag« von 4 bi« 7 Uhr, sowie Sonntag« von */,11 di« 12 Uhr zur Annahme der Meldusge» hiesiger Ot»»oh»er zu- gängig sind. Leipzig, am Ist. September IststS. De»« ip»It,»t«»« der Gt«stt H«t»jtg. Bretschneider. Daegener, S. 4 - au« dem Meldereenlatid der Stad» Leipzig vom 10. Oktober 1883. ß 11. Jeder ia einem Gesttose »der t» rt,«m mit Herder««» trrrchtigung versehenen lihultcheu Etabliffemeut eiukehrende and über Nacht bleibende Fremd« ist dom Sastwirttz oder Quartiergeber ind zwar, soll« er vor st Uhr Nachmittag« «»kommt, noch am Tage der Ankunft, andernfall« aber am folgende» Morgen spätesten« bi« 10 Uhr beim Meldeamt de« Pollzeiamt«, Rbth. Il, schriftlich mittelst de« vorgelchriebearn »nd für jeden Fremde» besonders ausznfüllenden Formular« auzumelden. Befinde» stch i, Begleitung de« Fremden Familienmitglieder, Dienerschaft oder sonstige Personen, so sind dieselbe» aas dem niimlichen Zettel mit zu verzeichnen. Zagleich mit diesen tägliche, «nmeldange» ist auch di« stlbmrldaag der inzwischen abgereistea drrortigen Fremde» «» brwirkea. tz. 1». Die ia Prioathüulern absteigende» Humndo», sogeaauatr vesuchssremde, sind, sobald sie iiingrr al« st Page hier »erweilea, spätesten« am 4. Tage, von ersolgler Ankunft aa, vom Qaartterwirth beim Meldeamt, Adth. H, oder der betreffradea Polizeibezirkswache mündlich oder schriftlich mittelst de« vorgeschriebe««» Foemular« anzumeiden. Bei den etwa in Vrivathäuser» Qaartter nehmenden Mrhsremde« jedoch hat diese Anmeldung ia jrdem Falle, auch wenn sie nur eine Nacht hirr bleiben, and »war biaaea st« Stunden von der Ankunft an. beim Meldeamt, Lbth. II, z» geschehea. In gleicher Weise ist die Abmeldung binnen 3 Tage», bei Metz sremden binnen 24 Stunden von ersolgter Abreise de« Fremden oder etwa erfolgter Wohnong-veränderung au zu bewirken. 8- 14. Beabsichtigt eia Fremder länger SlS stret Tage hier »u »enoeilen. so bedarf er dazu eine« sür die Zeit dr« Auseuihalte« dom Meldeamt, Abth. Il, au-gestellten Meldescheins. Nach Ablauf der aus dem Meldeschein bemerkten Silttgkeit«dau«r lst, daieru der Fremde -och weiter hier verweilen will, beim Meldeamt am Verlüngernng de« Scheine« nachzusuchen. Die Qnartterwirthe sind dafür, dah dirle» veftimmnag alleut- halben nachgegangen werde, MttUerantiuartltch. Bekanntmachung. Wegen vorzunehmenver Pflasterungsarbeiten wird die Güdftraße auf der Strecke zwischen der Kantstraste und d sogen. Kreu, >n Lonnewitz, von Montag, d stl. Mt«, ab bi« aus Wettere« für alle» Aahrnerkehr hwMmg gesetzt, deren eoste Regierungthandlung ein Aufrnf nn die Nordbulgarrn war. Die Arme« ist mit den Aufstän dischen einverstanden und hat sich an den Fürsten Alexander 4>»n Bulgarien mit der Aufforderung gewandt, nach ' Mippopel zu kommen. Dieser hat der Aufforderung Folg« geleistet und sich mit drm Ministerpräfidonten Rarawelow nach Philippopel begeben. Inzwischen hadtn die Rumelier di« Zeit Besetzung der strategisch wichtigen Punrt« an der tUrkischeu Srenz« benutzt und die Brücke bei Mustapha ^ losch» in di« Lust gesprengt, auch di« Telegrichdenlcitunaen rrflvrt. Die Numetier erblicken demgenläß nn Fürsten »lexander ihren Befreier von der türkischen Herrschaft, und dieser scheint auch geneigt, di« Brfeeirrrolle zu iwrrnehmen, !« sei denn, daß er nur de«balb nach Phitippopel aegangen st, um di« Aufständischen zur Pflicht gegen den angellammten Ybrrherrn zurückzuführe». Dieser Fall ist aber kaum an» zunehmen. E« ist eine merkwürdig, Dhotsache, daß die Türkei gerade unter einem so verständigen und wohlwollenden Sultan, wie Abdul Hamid ist» au« den Fugen gehen zu wollen scheint, kaum ,st aus Kreta di« Ruhe nothdürstig durch feste« und zugleich gemäßigte« Auftreten de« neuen Gouverneur« her- >estellt, da fällt Ostrumelim dom Sultan ab, und die ver» reter Bosnien« und der Herzegowina bergrüßen den Kaiser von Oesterreich mit besonderer Beflissenheit al» ihren Herrn und Kaiser. Die Verhandlungen mit Drummond Wolfs über die Formen, unter welchen da« erschütterte Ansehen de« Sultan« in Eapptrn wiedrrhrrgrstellt werden Unnte, nehmen eineu schleppenden verlaus, und e« scheint, daß die Sendung de« englischen Bevollmächtigten ohne Ergebnis bleiben wird. An Bemühungen, einen möglichen Zustand aus der Balkan- »albinsrl herzustellen, hat es weder aus österreichischer, noch auf türkischer Seite gefehlt, und der Fürst von Montenegro hat da« Eeinige dazu beigetragen, um ein gute« Einvernehmen mit dem Sultan wenigsten- äußerlich herzustellen. Der Besuch des österreichischen Kronprinzenpaares in Koustantinopel, in Bu, gesperrt. Leipzig, am 18 September 1885. Der Rath der Stadt veipztg. Dr. Georgi. Hennig. Wege» Reinigung der Expeditionolocale de« Ikänigl. Staude«, amie« »ad der FriedhoiScasie wird an beide» Stelle» Dienstag, den stst. und Mittwoch, den 28 September amc vormittag« vo» 8 bi« 1t Uhr «xvedirt. Leipzig, de» IS. September 188b. Da« «öntgl. SLchs. Staudesamt. Nichtamtlicher Thetl. Ver Aufstau- iu XnmeUen. Die Nachricht vom Ausbruch eine« Aufstande« in Rume lien ruft ernste Befürchtungen wach. An Zündstoff fehlt es rwar auf der Balkanhalbinsel nie, aber gerade >m gegenwärtigen Augenblick blitzt und wetterleuchtet es dort an allen Enden. Zwischen Rumänien und Bulgarien schwebt ein Grcuzstreit, welcher von Rumänien vorläufig gewaltsam aereaelt ist; die Irredentistenpartei in Rumänien schürt zum Ausstande gegen die Magyaren, und endlich sind die definitiven Grenzen zwi schen der Türkei und Montenegro noch nicht abgesteckt. Da- Haupt der rumänischen Jrredcntisten, der EigenlhUmer der .Indbpendanc« Roumaine", Ciurcu. ist mit drei anderen Rädelsführern vor einigen Tagen au- Bukarest auSgewiesen worden und begiebt sich Uber Konstantinoprl nach Frankreich In Konstantinopel wird die Abreise der Grenzregulirung-> commissto» nach Cettinje verzögert, inzwischen ist aber dort ein außerordentlicher Gesandter de» Zaren in der Person de- TrheimratbS Ovolfowitsch au- Petersburg eingrtroffen. Um die Ecenerie zu vervollständigen, sei auch noch erwähnt, daß der -aiser von Oesterreich be, Gelegenheit der Manöver in Slawonien am 18. September von dem Bürgermeister von BoSnisch-Brod aus bosnischem Boden al« Kaiser und König ^qrüßt worden ist. weichem die bosnisch« Bevölkerung in imrrschütterlicher Treue ergeben sei. Mitten in diese Verhältnisse mischt stch eine gewaltsame Erhebung der Rumelier gegen den Vertreter de» Sultan-, den Generalgouverneur Christin Pascha, welcher erst ror Suizk».au» Konstantinopel angelangt war. Die Ausstän- dischen haben stch der Person des Gouverneur- bemächtigt m»d an Stelle der beseitigten Regierung eine vorläufige Ber karest, Sofia, Belgrad und Eettinj« hat ebenso zurHestellung guter Beziehungen mit dem Sultan und den Balkansürsicn h«i- zetragen, wie der Besuch de« Fürsten Nikita in Konstantinopel, über die Zustände im türkischen Reich sind durch die lange Mißwirtschaft der Pascha» so vollständig unverbesserlich, daß auch die besten und ernstesten Bemühungen, eine Veränderung berbeizusühren, daran scheitern müssen. Nicht die Person de« Sultan- ist da» Hinderniß, sondern die türkisch« Verwaltung, welche der Umgestaltung von Grund au« bedarf, um leben«-' ähige Zustände herbeizusühren. Die deutschen Gehrimräth« und Osftciere, welche die Reform der Eivil- und Miiitair- Verwaltung der Türkei in die Hand genommen haben, sind gewiß aus dem richtigen Wege und. so weit da« überhaupt möglich ist, hat der Sultan ihren Bestrebungen nach Kräften Vorschub geleistet, aber die Schwierigkeiten sind zu groß, al- daß sie im Lause weniger Jahre bewältigt werven könnten, und zu dem kann sich unter den fortwährenden Beunruhigungen, welche die englischen, russischen und französischen, in neuester Zeit auch noch die italienischen Besitzergreifungen und Umtriebe geschaffen haben, kein Gebild gestalten. Die Türkei geht schritt weise und unaufhaltsam ihrer Auflösung entgegen zum Trotz aller Bemühungen, sie lebensfähig zu erhalten und sie zn reorganisiren. Die Hauptschuld an der gegenwärtigen Verwickelung in Rumelien trägt Rußland: ohne den Krieg von 1877 gäbe eS kein Bulgarien und kein Ostrumelien, die nur in losem Zu sammenhang mit der Türkei stehen; Serbien und Rumänien Wären nicht au- Fürstenthümern zu Königreichen angewachsen, und da- FUrstcntyurn Montenegro hätte keine Gelegenheit gesunden, seine MaLtwünsche in so au-giebiger Form zu ver wirklichen. Der Ring, welcher sich um die europäische Türkei schließt. Wird immer enger, die Begehrlichkeit der Vasallen und der benachbarten Staaten wird immer größer, und eine- Tage» entbrennt ein neuer orientalischer Krieg, besten Aus dehnung nicht zu bemessen ist. E« scheint, daß man in Rußland den Au-bruch von Un ruhen nicht so schnell erwartet hat, wie er wirklich geschehen ist; denn der Kaiser befindet sich aus FredenSborg, und der Minister v. Gier- ist in Meran, also sehlt cS an der Ver einigung der Kräfte aus einem Punkte, die zu tbalkrästigem Handeln unentbehrlich ist. Die Vergangenheit Rußlands ist aber der Art, daß man sich beim Eintritt von Unruhen aus der Balkanhalbinsel nicht von dem Gedanken loSmachen kann, daß Rußland die Hand im Spiele hat. Rußland hat ein zu nahe liegendes Interesse an Ver zukünftigen Gestaltung der Balkanvcrhältnisse, als daß man den Aufstaus in Ostrumelien für eine selbstständige Bewegung Hallen könnte, welche in den Zustäuden de- Landes selbst ihre alleinige Wurzel hat. Als die russische Negierung den General Sobolew nach Bulgarien schickte, um dir Verhältnisse dort nach den Wüusibc» Rußland- zu gestalten, da hatte Fürst Alerander noch kein hinreichende- verständniß sür die ibm zugefallene Ausgabe. Er war so unersahreu, zu glauben, daß er in Sofia ein von Rußland unabhängiges Regiment führen könne. Der junge Fürst ist durch die Thatsachen darüber belehrt worden, daß der Oberherr von Bulgarien nicht der Sultan, sondern der Kaiser von Rußland ist. Er mußte sich dieser für ihn nicht willkommene» Thatsache beugen, wenn er nicht nach PolSvam zurückkebren und dort al- Rittmeister a. T. leben wollte. Ietzk bat er durch die Praxi- bereit» soviel gelernt, daß ihn die Osttnme- lier zum Sachwalter sür ihre llnabhängigkeitSbestrebungen berufen habe«. Fürst Alexander bat die bulgarische Volks vertretung einberusen und die Mobilmachung der Armee ver fügt. Wozu di« letztere und gegen wen? Der Beberrscher Bulgariens wird Wohl zunächst nach Lage der Verhältnisse nicht gemrmschastliche Sache mit den Ausrührern in Philippoprl gegen die Türkei machen, denn er ist Vasall de» Sultan», wenn auch nur dem Namen nach. Die Maßregeln deS Fürsten werden vielleicht nur den Sinn haben, alle Mittel in Bereit schaft zu setzen, um Rußland die volle Beherrschung der Lage zu ermöglichen. Denn der Sultan im Stande ist, de» Aus- Itand aus eigener Kraft und mit Hilfe der ibm zu Gebote stehenden Mittel zu unterdrücken, bevor Rußland im Stande ist, au» dein Aussiande Capital sür seine Zwecke zu schlagen, dann wäre die schnellste und einfachste Lösung de» Zwischen fall» gegeben. Aber nach de» bisherigen Ersabrungen ist ein solcher Laus der Dinge nicht zu erwarten, die Türken sind zu sehr Fatalisten, al» daß sie einer augenblicklichen energischen Krastanstrengung fähig wären, e» ist ibr KiSmet, die Dinge erst sich vollständig au-gestalten zu lassen, bevor sie etwa» zur Abwehr de- drohenden Unheil» unlernehmen. * Leipzig ri. September 1885. * Der Bunde«rath hielt am Freitag, wie schon er- Wähnt, unter dem Vorsitze de- Staat-minister-, Ssaal»- serretair- de« Innern v Boetticher. eine Plenarsitzung ad. Die Vorlage, betreffend dir Abänderung der Normen für die Construction und Ausrüstung der Eisenbahnen Deutsch. landS und der Entwurf einer Verordnung über daß Ver fahren vor dem Schiedsgericht auf Grund de» Unsallversiche- rung-gesetze-, wurden den zuständigen Ausschüssen überwiesen. Hieraus erfolgte die Wahl eine- Mitglieder de» CuratoriumS der ReichSbank. Der Entwurf einer Verordnung wegen Inkraftsetzung de« Uasallversicherung-gesetzeS vom 8. Juli 1884 seinem dollen Umfange nach und theilweiser In kraftsetzung de« Gesetze« über die Ausdehnung der Unfall versicherung und der Krankenversicherung dom 28. Mai 1885 und die Anträge Preußen» wegen erneuter Verordnungen aus «rund de« tz 28 de« Gesetze« gegen die gemeingesährlichen Bestrebungen der Socialdemokratie wurden grnrhmiat. Dem Vorschlag« de« Reichskanzler«, betreffend di« Zollbehandlung ver gefüllt mit Mineralöl eingehende» Fässer, wurde zugestimmt und beschlossen. Untrranträge der badischen Regierung zu Per Vorlage den Au-schüssen zur vorberalhung zu übergeb«. Endlich wurde über den Sr. Majestät dem Kaiser wegen Wiederbesetzung einer Nath-stelle bet dem Reichsgericht zu machenden Vorschlag Beschluß gefaßt. * Di« .Weler-Zrituug- ist in di« Lage versetzt, den viel- berufenen vrie.sde« Herzog« von Eumbrrland an di« Kvniglu von Eaaland vom 18. September 1878 zu veröffentlichen. E« ist die« dasjenige Schreiben, welche- der Herzog in Abschrift dem unter dem 14. Januar 1879 an den verstorbenenHerzog von Braun, schweig gerichteten Schreiben beigelegt und aus welche- Gras Görtz-Wri-berg in der Sitzung der braun- schweigischen LandeSversammlung dom 20. Juni d. I. sich berufen hat: Gmoudr», 18. September 1878. Thruerfi« Tantel «ns meinem Schreibe» vom 1. September wirst Da gtttlgfi die Gründe ersehe» habe», welch« es mir unmöglich machten, schon damal» über di« durch Slr LHarle» Wyk» mir überbrachtea Vor- schläg« eingehender mich aa-zusprechru. Hrnt» erlaub« ich mir, dieses nachzahole». Bevor ich jedoch ans dir Dritrter»»» der Sachsrage» eingehe. mH ich Dir «eine» allerherzltebste» na» innigsten Dank erneuert au«sprecheo für Deine venvanülschafiliche Gesinnung, die sich in der fortdauernden liebevollen Bemühung zu meinem und der Mei nigen Gunsten betbätigt. Auch war es mir nicht wenig angenehm, von Sir Lharle« Wykc bestätigt zu hören, dah der deutsche Krön- Prinz und meine Cousine die Kronprinzessin einer friedlichen Ord nung der bestehenden Mißverhältnisse bewnders geneigt stad. Der Kronprinz »nd die Kronprinzessin vermSge» iu ihrer Stelluug zu dem ihnen augestammien Throne vollständig dal Mah der Rechte und Pflichten zu ermessen, die Derjenige hat, welcher vo» Gotte- Gnaden zu einem Throne berufen ist, und können gerade sie deshalb den Ernst, die Schwierigkeiten und da- Schmerzliche mriuer Lag, vorzugsweise verstehen und würdigen. Sei versichert, theuerfte Tante, daß auch ich eiue friedliche Ord nung der bestehenden Mihverhältnisse driugeud «üuschr oud »>r Erreichung dieses Ziele» da« Möglich« zu thun bereit bin. Wenn Schwierigkeiteo, zu einem friedlichen Ausgleiche zu ge- laugen, zur Zeit noch bestehen, so beruhen dieselben wahrlich nichi in meinem Willen, sondern in der Natur der Verhältnisse, in welche ich ohne mein verschulden versetzt worden diu. Unter diesen Umständen bedauere ich ausrichtig, daß da« NotificalionSschretben, wodurch ich den Tod meine- theuern in Gott ruhenden BaterS anzetgte. zu Berstümnungeu Auloh gegeben hat. E« hat nicht entfernt in meiner Absicht gelegen, etwa« Feindselige« gegen da« deutsche Reich damit unternehmen zu wollen. Da« Notistcattonrichreiben hatte lediglich den Zweck, dem für solche Fälle in allen fürstlichen Häusern beachteten Herkommen entsprechend das sür mich so betrübend« Ableben meine« Vater« und die dadurch sür mich und mein Hau- stch von selbst ergebende Rechtsstellung anzu zeigen. Die Darlegung dieser Rccht-stellung aber schien in diesem Falle um so mehr gebolea, al« die öffentliche Erklärung wegen de« von mir zu führenden Titel« ohne gleichzeitige Darlegung der dafür maßgebenden Motive unverständlich gewesen wäre und al- Verzicht aus die mir überkommenen Rechte hätte gedeutet werden könne«. Die bloße Darlegung oder Ausrechterhaltuag der von meinem hochseligen Vater aus mich überkommenen Recht« aber wirst Du. lheuerste Tante, um so weniger verletzend »ach irgend welcher Richtung sindcn, als Du zu meiner Freude stet« darin mit mir einverstanden gewesen bist, daß eia Verzicht daraus mir nicht zu- gemiuhet werden könne. Wa« meine Stellung zum deutschen Reiche betrifft, so bin ich wie fälschlich hie und da angenommen werden zu wollen scheint demselben in keiner Weise feindlich gesinnt. Als deutlcher Fürst l>ebe ich mein deutiche« Vaterland treu und ausrichtig; empfinde e« schmerzlich, daß ich fern von meiner Hetmaih zu leben gezwungen bin, und beklage e« lies, daß ich, ohne alle-Verschulde» von meiner Seite, a» der Ausübung der von den Vorfahren mir überkommenen Rechte gehindert, zur Zeit nicht i:n Stande bin, in Der Iretung Hannover» innerhalb de« Rahmens der Reich- Verfassung in Gemeinschaft mit den übrigen deutichen Fürsten sür die Wohlfahrt und die weitere gedeihliche Entwickelung de- Reich« zu wirken. Aber ich bin der Meinung, daß die Festigkeit und Dauerhaftigkeit de« deutichen Reiche« nur gewinnen könnte, wenn Hannover in demselben eine Stelle einnähme, wie sie Bayern Sachsen und Württemberg eingeräumt lst. Du wirst, liebe Tante, diese Gesinnungen al« im Gegensätze zum deutichen Reiche befindlich sicher um so weniger anlehen. al- Du selbst daraus hingewicscn hast, daß die Ereignisse deS Jahres l886 von der Schassung de« deutschen Reich« getrenn gedacht werde» müisen. Bon diesen Anschauungen würde ich mich auch leite» lassen, wen» durch Gottes Rathschluß die Succcssion In da« Herzog ihum Brauiischweig eröffne« werden sollte. Al« regierender Fürst von Braunschweig muß ich alle Gesetze und Verträge halten, resp. erfüllen, welche der regierende Herzog erlassen und abgeschlossen hat, somit auch diejenigen vom Herzoge abge schlossenen Verträge, durch welch« da« Herzoglhum Tkeil de« deutschen Reicht« geworden ist. und bin ich überzeugt, daß die Erfüllung der mir oi« Herzog von Vraunichweig obliegenden Pflichten nicht beeinträchtigt werden würde durch den Vorbehalt der Rechte, welche mir von unseren Vorfahren in Be ziehung aus Hannover überkommen sind. Ich kann mir nicht denken, daß von irgend einer Seite meiner eventuellen Suc ceffion in Braunschweiq Hindernisse durch Ansordernnge» dcreilet werden könnten, von welchen die Eucceisivn nicht abhängig ist. Ich lau« mir da« um so weniger denken in einer Zeit, wo es allen Regenten ganz besonders daraus ankommen muß, da« Legitimität« princip vollauf zur Geltung z» bringen. Aus alle Fäll« ober glaube ich aus Deinen kräftigen Schutz rechnen zu dürsen, und kann et mir selbstverständlich nur angenehm sein, wenn c« gelingt, die Verwirklichung der an sich ohne Weitere« im Rechte begründeten Succeision im Borau» noch durch besondere Garantien sicherzustellcu. Uebrtgru« hoffst Du gewiß «ft «lr. daß Gett da« sür da« gesammte Brauuschweig.Lüaeborg'sch« Hau», »te tntbelonder» sür da« Herzoglhum Braunschwei- g»-euwtttig doppelt kostbare Leben de« Herzog« Wilhelm »och loa-« uud dt- zum fernste» Leb,„ziele erhalten werde, und daß Pie Frage der brauulchweigiichea Luccesjion »och recht lange ohne praktische Bedeutung sein wird. Aus alle Källe wirst Du, liebe Taute, darin mit mir etuverstande, sein, daß alle Abmachungen in dieser Hinsicht »ur geschehen könnten unter Vorwtssrn und Genehmigung de« Herzog» Wilhelm. Da«, wa« ich Dir hier tu Bezug auf meine Stellung zur braon- chwetgischen Frage sage, habe ich «uw dem Herzog Wilhelm aus drücklich erklärt und hat derselbe über diese meine Erklärung seine vollste Befriedigung ausgesprochen. (Hier folgen Autsührungea über »ermSgruIrechtliche Fragen, die hier nicht in Betracht kommen und daher weggeiassen werde») Zum Schluß kann ich nicht umhin. Dir »ochmal« meine deioudere Befriedigung darüber zu bezeugen, daß Du mit der mich >o sehr um Dank« verpflichtende» Mtiston Sir Charles Wyke beiraul hast. Sir Lharle« Whke hat diese Mission mit ebe» so p»l Verständniß meiner schwierigen Lag» al» mit rücksichtsvollem Tgcte au«uejuhrt. Uebrigen«, hochverehrte Tante, verharre ich in größter Verehrung and in den Gefühle» der sür immer dauernden Dankbarkeit. (geg.) Ernst August. Der Wortlaut de« Briese« bestätigt vollkommen, wa» aus Grund der srsther bekannt geworden«» Jnhalt«a»gade darüber gesagt worden: während die Vorkämpfer de« Herzog» von Eumbrrland versicherten, daß seine „Anerkennung" der Reich»- versastung selbstverständlich den Verzicht aus Hannover ein schließe, hielt und hält der Herzog vielmehr seinen Anspruch aus dies« preußisch« Provinz ausrecht. * Dir „Nationalliberale Correspondenz" schreibt zu den preußischen Wahlen: Zu der Frag« der Uusagretsbarkeit der »ktramoutaue» Mundate ist »« rech» lebrrrtch, i» alte» Abgeordnetenlistea zu blättern. Man wird da ganz erstaunt sei», i» früheren Legtalatur- vertoden rheinisch«, westfälisch« uud schlesisch« Wahlkreise, die jetzt für unantastbare Domänen de- Lentrum- gelten, im Laadtag durch nationalllberale, sorlschrtttllch«, sreicoaservative Abaeordaeic vertrete» zu sehen. Wir wolleu hier nicht aus die süusziger oder sechziger Jahre mit ihren ganz andersgeartete» Verhältnisse» zurück- gehen. Auch uach in der erste» Hälft» der siebziger Jahre, al« dl« ultramontane Bewegung schon aus ihrem Hühepunct war, könne» wir diese Wahrnehmung'machen. Dle Stadt Köln war dir ganze» siebziger Jahre hindurch imAbaeordnetrnhause uationalltberal bezw. fort schrittlich vertreten, Wesel, Kleve, Mör», Kempen, Neuß-Grevenbevich, Altenkirchea-Neuwied, Loblen», Kochem-Mayen, Trier, Schleiden, Malmedy-Montjoie,Düren Geilenktrchen.edensotnDchleflenGlatz-Hadel- lchwrrdt, Broßstrehlitz-Lubliaitz. Nrtße-Srottkau, Kosel-Leodschütz, sie alle, jetzt unbestritten« Sitze de« Ultramontant-mu«. hntte» zeitweilig ch in den siebziger Jahren cousrrvativc »der liberal« Vertreter, und wir könnten diese Liste noch weit ansdehne«. E« würde süd herau-stellen, daß kaum ein einziger Wahlkreis stet« and ou,u»g«setzt ultramonta» vertrete» war, und wir wiederhole», wir reden keine-, weg- von gauz alteu Zette», sondern vo» solchen, ia denen die ultramontane Bewegung und der Lulturkamps schon mächtig im Gauge war. Ls ergtabt sich au« der Thatsache, daß alle dirie Wahlkreise jetzt kaum mehr tu Frage gestellt werden, dte stet- fortschrrtteude Volleuduug der ultramontane« Agitation und Orgaatsattou, audersett« wird mau aber auch den aatiklerikalen Elementen den Borwurs nicht ersparen kvnueu» den Boden nicht mit der »Sthigen Energie uud Festigkeit geg»» dr» MtromouIanismuS vertheidtat za habe». Aach tu de» für gaa« »uuahbar gehalteuea Wahlkreisen de- Ceutrum« giebt «nd gab r» stet- Männer, auch gut koiholiich« Miauer geaug, die mit de» hierarchischen und antinatioaalen Bestrebungen de» Eentrum» nicht einverstanden sind »nd waren. Es seblt thuen jetzt nur an Math hervorzutreten, au jeder Sammlung uud Orgaatsattou. an jedem Glauben an ihre eigene Kraft und aa Festigkeit gegenüber dem ultramontanea Terrori«niu-. Aber je mehr dir klerikale Agitation sich der wohlwollendsten Absichten der StaatSregterung gegenüber ins Unrecht setzt und durch gesteigerten Fanatismu« da- erlöschende Eultnrkampffeuer ia den Massen anzusachen sich genöthigt sieht, umso mehr ist A utsicht vorhanden, daß sich im Laufe der Zeit in den besseren »nd gemäßigteren Elementen der jetzigen Eentrum-partei der Widerspruch gegen diese Extravaganzen regt, und dann wird es auch mit der angeblich uaüderwwdlichen Herrschaft de» Eentrum« in seinen Wahl- kreisen ein Ende nehmen. Nicht Alle-, wa- jetzt hinter der Jahne de« Eentrum« etnhermarschirt, ist sür alle Ewigkeit uud für alle Maßlosigkeiten de- Ultramontani-mu« eingeschworen. E« könnte doch auch wieder die Zetr kommen, wo auch in den beste» Domänen de« Lentrum« der Boden sür reich«- und staai-treur Wahlen vor handen ist, so gut wie e« zu Anfang der siebziger Jahre der Fall war. Ader gerade in Erinnerung an frühere Zeiten und im Hin- blick auf die möglichen und wahrscheinlichen Wendungen der Zu kunst sollte man auch jetzt den Ikanips gegen da« Een trum tn den „schwarzen" Wahlkreisen nicht gänzlich ausgeben und nicht als völlig hossnu»g«lo- für olle Zukunnst betrachten. Zusamiiieniassung. Musterung. Befestigung der antiultra montanen Elemente müßte allerwärl« angestrcbt werden, dann würde das Sclbsicertrauen wieder geweckt und ver lorener Boden zurückgewonnen, neuer erobert werden. Wer weiß, ob iu zehn Jabren noch von einem absolut sicheren Besitzstand des Eentrum« die Rede ist. * Wie die „Krenzzeitunq" hört, sind die Termine preußischer Landtag-Wahlen nicht, wie e« früher hieß, aus den 5. und 12. November, sonder» bereit» aus den 29. Octobcr und 5. November festgesetzt. Hoffentlich ersolyt jetzt bald eine authentische Aufklärung darüber. Die möglichst frühzeitige Anberaumung de» Wayltermin» wäre darum erwünscht, weil sonst der Beginn der parlamenta rische» Jahreszeit allzu weit in den Spätherbst hinein ver schoben wird. * In Kiel hat am 17. d. M eine Versammlung de« nationalliberalen Verein« stattgesunben, worin einstimmig beschlossen wurde, einem Zusammengehen der nationalliberalen Partei in Schleswig-Holstein mit den Conse rvativen bei den bevorstehenden Lanvtag-wablen beizustimnien »nd in Folge dieser Abmachung im Kreise Kiel die Candidatur des der sreiconservativen Partei ungehörigen Consistvrialaffeffor Dr. Slockmann zu unterstützen. Ter Wahl kreis Kiel wurde von dem deutschsrcisinnigen Professor vr. Seelig vertreten, welcher auch wieder canvivirt. * Der Reichskanzler Fürst Bi-marck und die Frau Fürstin Bismarck, sowie die gräflich Rantzau'sche Familie sind, wie schon telegraphisch erwähnt, am Sonnabend a»S Varzin in Berlin eingetrossen. Der Aufenthalt de» Reichskanzler» in Berlin wird nur wenige Tage dauern; der Fürst begiebt sich von dort nach FriedrichSrnhe. * Die Fortschritte, welche da« Denkschtbum in den Reichslanden macht, sind so auffällig, daß selbst fran zösische Beobachter der bentigen Zustände Elsaß-LolbringenS nicht mehr wagen, in ibren Berichten über da- Gesehene die dem tranSvogesischrn Chauvinismus natürlich höchst unlieb- saine Tbalsache schlechtweg abzulengnen. Unter dem Titel: sxenrrae,» ü bit,M>I>»ui g" veröffentlicht jetzt z B. der I Pariser „TcmpS" eine ausiukrlichc Schilderung der Entwicke- I lnng Slraßöurgs unter deutscher Herrschaft, in welcher die i sudjeclivc französische Einpsindclci mit der objektiven Wahr-
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