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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.09.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-09-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188509278
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850927
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850927
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-09
- Tag1885-09-27
- Monat1885-09
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.09.1885
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Belegeremplor 10 P>. «ebübren für <:xtraoe>laqen (in TagedlaN-FormlU geialzt, ahne Postbeiörderung 30 Mt mil Postdeförtnrunq 48 Mt Inserate 6gefpaitcne Petitzeile 20 Pf. Gröbere Schrislen laur uni. Ple>everze>ch»iß. Tadellarrjchei ». Zifiernieh nach höherm Tarif. Keclrmen unter dem Redaclton-ftrich die-qesvalt. geile dO Pf., vor den st am ilien Nachrichten die 6gespallene geile 40 Pi. Inserate stud stet- au die Ezpr»»t>on zu ieuben. — Rabatt wird n chl gegeven. Zahlung prnoonnmriuu») oder burq Post. Nachnahme. 270. Tonntag den 27. September 1885. 7». Jahrgang. Amtlicher Theil. oeSenlliche Sitzung der Ltadtterordueten Mtttwvch, a« SO. Gepteinbrr I88S.Ä beud-«'/.Uhr, t« Saale der I. Bürgerschule. TageSord nung: I Wahl der Mitglieder zum gemischten Ausschuß für die Stadtverordnrlenwahlen. II. Mittdeilung der vom Berfaffung-au-schuß gefaßten Beschlüsse über die Anwendung von tz. 70 der rrvi- dirten Städteordnung. III. Bericht beS Verfassung-« und Finanzausschüsse- Uber Anstellung eine- 2. Mobilüntaxator« und eine« 2. Pfandscheinau-steller- beim Leihhaus. IV. Bericht de- Bau« und SchulauSschuffeS Uber Aus führung zweier Flügelanbaue an die l. Bezirk-schule. V. Bericht de« Bauausfchusse« über: a. verschiedene Her stellungen an der Blltzableiluna-anlage am Neuen Tdeater; d. Einführung der Wasserleitung in dir Sedanstraß«, Straße IV und die Straße .an der allen Elster"; o. Ausstellung eine- WasserstLnderS aus dem Nordplatze; ä. verschiedene Abrechnungen über auSgesührte WasserleitungSarbeiten, ». die Rechnung der Sladtwasserkunst pro 1883. VI. Bericht de« GaSauSschuffeS über Beleuchtung der Uhr der Lutherkirche. VII. Bericht de» Finanzausschüsse« Uber: ». Gewährung einer Beihilfe an den Leipziger Canarienzüchterverein zu Ausstellungszwecken; d. Feststellung des Mielhzinse« für die lll. Polizeibrzirkswache in der Fleischhalle am Johannisplatze. ,n Bekanntmachung. Die Ausführung der Erd- und MacadamisirungSarbeiten der Derlängerlrn Vorkstraße soll an einen Unternehmer Accord verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen unserer T>e>bau-Berwalkung, Rathhau-, II. Etage, Zimmer str. 14. au« und können daselbst eingeschen, rcsp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: <krb- und MacadamistrungSarbettcn in der Verlängerten Vortstraßle" verehr» ebendaselbst und zwar t»s zum 6. Dclober l8S5, Nach mittag« 5 Uhr, ein- zureichen. Leipzig, am 25. September 1885 De« Rath« der Ltadt Leipzig Straßenbau . Deputation. Bekanntmachung. Die Zinngietzrr-Innung zu Leipzig beabsichtig die Auslosung »hre« InnnngSverbaade» und hat deshalb hierzu die nach ß. 93 ver Gewerbeordnung für daS Deutsche Reich erforderliche Genehmigung der Königlichen KreiShauptmannschast erbeten. Unter Bezugnahme auf tztz. 98 und 94 der Gewerbe« Ordnung dringen wir den fraglichen Auslösungsbeschluß der Zningießer Innung hierdurch mit der Aufforderung zur öffent liche» Kennliiiß, etwaige Forderungen an die genannte Innung binnen Bier LLochrn und längsten« bi« zum 2t». Oktober diese« Jahre« bct der unlerzelchneten Äus'ichtSbebörde unter näherer Begründung der etwaigen An sprüche anzumelden, andernfalls aber sich zu gewärtigen, daß die Auflösung der Innung werde genehmigt werden. Leipzig, den 22. September 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Renker. Bekanntmachung. Dem Stiprndienfonds der stadlochen Realschule ist vo» einem „Freunde" tiefer Sckulanstalt eine Schenkung von Dreitausend Mark zu Dbeil geworden. Leider ist cS unS nicht vergönnt, den Namen deS Geber« zu veröffentlichen, wir sprechen ihm aber auch hierdurch unseren aufrichtigen Dank für sein ansehnliches Geschenk aus Leipzig, den 24. September 1885. Rath der Stadt Leipzig. l)r. Georgi. Winsch. Ass. Der Bekanntmachung. Aus sein Ansuchen ist Herr Lhristos Vduard HoGfeld, Assistenzarzt a. D., prakl. Arzt. Soph,enstraße 48, hier, all dem von ihm bisher bekleideten Amte eine« ArmenpflcgcrS >m 24 Districte entlasten worden. Wir sprechen ihm hiermit unseren Dank für die unserem Armenwesen gewährte Mit Wirkung auS. Leipzig, den 25. September 1885. Da« Armrndireet»rt»«. Lndwig-Wols. A. Bekanntmachung. Aus sein Ansuchen ist Herr Kaufmann R. M. Vrring, Waldstraße Nr. 3, hier, auS dem von ibm bisher bekleideten Amte einer Armenpflcgers im II. Distrikte entlasten worden. Wir sprechen ihm hiermit unseren Dank für die unserem Armenwesen gewährte Mitwirkung aus. Leipzig, den 25 September 1885. Da« Armendtrectortu«. Ludwig-Wolf. A Bekanntmachung. Ans sein Ansuchen ist Herr LVilhelm Julius Rie- mann, Holzbändlcr hier. Zeitzer Straße Nr. 53. III , a»S dem vo» ibm bisher bekleideten Amte eine- Armenpflegers :m 24. Distrikte entlasten worden. Dir sprechen ihm hier mit unseren Dank für die unserem Armenwesen gewährte Mitwirkung aus. Leipzig, den 25. September 1885. Da« Rrmendlrrelort««. Ludwig-Wolf. A Bekanntmachung. Aus sein Ansuchen ist Herr Oberbibliothekar vr. pdU H. G. Förste,nanu, Emilienstraße Nr. 3, hier, au« dem von >bm bisher b kleideten Amte eine» ArmenpfiegerS im 4l. Distrikte entlasten worden. Wir sprechen ihm hiermit unseren Dank für die unserem Armenwesen gewährte Mit Wirkung auS. Leipzig, den 25. September 1885. Da« Armendirectori««. Ludwig-Wolf. A Bekanntmachung. »,g5»ftlü,ilgen Ersatz-Rest »ich» üb»iig:»f>»ii,»,kn Ersa«,-Resrrwftn, 1. «lasse »r» Zatzraaog» l^a werden bieldurch aufaeserdert. »am l. Lciober ». r. ad behui» Ucbersüdrung in die 2 Llaste der Eriatz . Nci'cive die Ersatz - Rescrvciäuin« an den Bezirk-feldwebel Löhme i» Leipzig, Kronprinzstrabe tl8S, HI. recht-, avzugeben. K-»t,lichrS Lan»»r»r-Bezirks-Eomwan», Leipzig. Städtische (htwerbtschnle. Die Studien de- Winterhalbjahre- 1885/86 beginnen Louner-tag. »e» I. Lctoder ». der Tage-cursu- früh 8 Uhr und der Adcnvcnrsu- um 7 Uhr. Anmeldungen zur Ausnahme tu die Äeiverdeschule nach Mah> gäbe von 8 4 der Schulordnung werden di- zum 30. diese- Monal- schristlich erbeten. stur mündlichen Ali-kunst-erlbeilung ist der Unterzeichnete Sonn- tag den 27. ds-. Moual- Bormitlag- von 11—12 Uhr im Schul gebäude bereit. Leipzig, de» 19. September 1885. Ter Direkt«»: vr. Ludw. Nieper. logisotrmielhling. In dem UniversitLt-gruadftllcke An der 1. Bürgerschule Nr. 9 ist die erste Etage, bestehend au- Eorridor, S Zimmern, «ahinet, Küche und Speisekammer, sowie Keller- und Bodenräumen vom 1. April 1886 an, nach Befinden auch früher, aus drei Jahre und dann bi« aus halbjährige Kündigung sreihändig anderweit zu vermiethen. Reflektanten werden ersucht, sich de-halb mit dem Universität« Rentamte in Vernehmung zu setzen. Leipzig, am 34. September 1885. N«i»erAtiit» -««ttamt. «ras. Nichtamtlicher Theil. vir Lage auf der Lalkanljalblnfel. Die Verhältnisse auf der Balkanbalbinsel haben seit dem 13. September eine so bedeutende Veränderung erlitten, daß die Bereinigung Bulgariens niit Ostruinelien schon zur Neben sache geworden ist. Die Hauptfrage ist jetzt, ob öS geimgen wird, der Aufregung, weiche sich der verschiedenen Völker auf der Halbinsel bemächtigt hat, Herr zu werben. Frankreich bat in dieser Beziehung bereit» den Vorschlag gemacht, bei Serbien. Rumänien und Griechenland Schrille zu thun, um jedem Aufruhr in ankeren Tbeilen deS türkischen Reiches vorzubeugeu. Solche Beruhigungsversuche sind gewiß sehr schön und gut. aber ob sie Erfolg haben werden, ist zweiselhast. Die Mobilmachung in Serbien hat dort eine Aufregung erzeugt, welche durch gute Rathschläge der Mächte nicht beruhigt werde» kann. Der gleiche Fall liegt in Griechenland vor, wo auch die Mobilmachung be schlosten wurde. Nachdem die makedonischen Bulgaren rum Aufstand ausaernsen sind, wird eS kaum eine Wirkung haben, wen» derPräsident dermacctonische» Gesellschaft die bulgarischen StammeSgeiiosten in Makedonien wieder abzuwiegel» sucht. Tie Bewegung in Makedonien ist nicht durch den Ausruf erzeugt, sondern dieser war umqckcbrt ein Ergcbinß der vorhandene» Ansregung. WaS den Bulgaren in Oüruinelien recht ist. da« ist den Bulgaren Makedoniens billig. Einer Bewegung Halt ge bieten, welcher mau selbst auf einem ander» Punkte Vorschub leistet, ist ein vergebliches Beginne», sie wird und muß weiter um sich greisen trotz aller VerudigungSversuche Auch die Handlungsweise deS Fürsten Alexander erscheint nach dom Bekanntwerdrn der näheren Umstände de« cstrumelischcn Aus- standeS in einem anderen, weit milderen Lichte; nicht Fürst Alexander hat die Verschwörung geleitet, sondern sie bat ihn mit sich fortgeristen. Er hat offenbar gehofft, daß Rußland als Fürsprecher für Ausrechthaltung der geschehenen Ber einigung auflretcn werde, und sieht sich »n enlschcidcndcn Augenblick von der Seite verlassen, aus welche er mit Sicher heit gezählt batte. Das Bewußtsein von der Schwierigkeit der Äusgabe, welche Fürst Alexander Übernommen hat, ist ibm erst gekommen, nachdem Rußland den KriegSminislcr Fürst Cantacuceno znm Rücktritt von seinem Posten genöthigt und den Au-tritt der russischen Osstciere auS der bulgarischen Armee befohlen hat. Fürst Alexander hat die Ueberzeugnng gewonnen, daß für Bulgarien kein Heil erblüben kann, wenn die Bereinigung mit Lstrumelicn rückgängig gemacht wird und de-halb hat er seine Bereitwilligkeit, abzukankc», erklärt wenn seine Person als Hinderniß für die Aufrechlballung der Bereinigung angesrben wird. ES ist noch nicht bekannt, welche Wirkung sein Vorschlag aus den Kaiser Alexander gehabt hat, aver da der Erzbischof von Tirnowa die Sache des Fürsten beim Kaiser persönlich führen wird, so ist anzu- nehmen, daß dieser feine Hand nicht ohne Weitere- von dem Balteiibergcr zurückziehrn wird. Die Haltung der Türkei ermöglicht daS Eingehen de» Kaisers Alexander aus dir Wünsch« de» Fürsten von Bul garien und seines Volke«, und cS ist nicht unwahrscheinlich, daß der Kaiser in Anbetracht der Sachlage den Fürsten Alexander zu halten sucht. Der Sultan konnte in der Ab setzung und Gefangennahme Gavrit Pascha« nur die Absicht erblicken, Bulgarien vo» der Türkei lo-zureißen und zu den drei unabhängigen Balkanslaalcn einen vierten hinzuzusügen. Fürst Alexander bat aber ausdrücklich erklärt, daß er sich auch ferner als Vasall der Türkei betrachte, daß also die Ber einigung ein bloßes Gebot der Zweckmäßigkeit gewesen sei, und daß die Türkei unbeschadet ihrer Rechte zu dem Ge schebenen ihre Zustimmung geben könne. Die Vertrag-mächte habe» durch ihre Zurückhaltung der Versöhnung gleichfalls die Wege geebnet, und es >ff an zunehmen. daß sie einer Bereinbarnng ihre Zustimmung nicht vorentbalten werden, welche die Wünsche der Bulgaren berück sichtigt. ohne die Rechte der Türkei z» verletzen Die That- sach« steht fest, baß die Verwaltung Ostruinelien« billiger wird, wenn sie mit der von Bulgarien vereinigt wird, die bulgarische Nationalität llberwiegt in Ostrumelien, und ob die 35,000 Ouadral-Kilometer, welche da- ostrumelische Gebiet umfaßt, den Namen einer türkischen Provinz trage» oder mit dem Vasallcnstaate Bulgarien vereinigt werden, hat nach de» Erfahrungen der letzten 7 Jahr« wenig zu bedeute» Ter Emstuß der Türkei aus ein von Bulgarien getrennte« Ostrumelien ist kaum größer ai« aus ein mit Bulgarien vereintes Land. Die Hauptsache ist. daß die türkische Regie- rung durch die Zustimmung zu der Bereinigung ihre Popu larität bei den Bulgaren ganz wesentlich erhöben, während die gewaltsame Wiederherstellung deS Status qua ihr die Kerzen der ostrumelischen Bulgaren vollends entfremde» oüide. ES kommt nur daraus an, die entsprechende Form lür die Anerkennung der vollendeten Thatsache zu finden. Die seierilche Huldigung des Fürsten in Konstantinopcl als des erwählte» Oberhauptes Nord- unv Süd-Bulgarien« würde vielleicht der geeignete Weg sein, um den Sultan mit der Neuerung zu versöhnen. Die sriedliche Austastung der Sachlage bat in Konstan- tinopei die Oberhand behalten Uber die Meinung der KriegS- partei, unv daS hat einen EabinctSwechsel zur Folge gebabt. O-niaii Pascha hat da« Portefeuille deö Krieges an Ali Said P ischa abgegeben und der bisherige Botschafter in Berlin. aiv Pascha, hat die Lciinng der auswärtige» Angelegendeitrii übernommen. Enie Selbstverleugnung, wie sie die türkische Regierung bei diesem Anlaß gezeigt hat, war gewiß nur das Ergcbniß schiverer Scelenkämpse; denn daß e- der türkischen Armee ein LeichlcS gewesen wäre. Gavril Pascha in PhiUppopel wieder einzusetzen und di« bulga> rischen Truppen zu verjage», kann wohl keinem Zweisel uni« liegen. Aber dir Folgen eine-solchen Siege« waren unberechenbar; denn der erste Kanonenschuß, der aus der Balkanhalbinsel älll, kann einen Wellbranv entzünden. B>« jetzt ist der Friede aufrecht erhalle» worben, alle gerüchtweisen Meldungen über einen Zusammenstoß zwischen Türken und Bulgaren haben sich als unbegründet erwiese», die einzige militairischc Bewegung der Türkei ist aus die Besetzung e»>eS rumesische» DorscS an der Grenze beschränkt geblieben. Bei Rußland steht e« jetzt, die Bewegung zum Stehen g» dringen, indem der Zar sich dazu herbeiläßt, die Ber m» ttuog zp-ischen dem Sultan und den Bulgaren zu ttb«r> nehmen. Die Nachgiebigkeit de« Fürsten Alexander im en!- schcidenden Moment hat diese Wendung sehr erleichtert. Fürst Alexander hat jetzt die Rolle de» Usurpator« abgelegt und bietet den Verzicht aus seine Krone al» Preis für di« Bestätigung Ver Bereinigung vcn Nord- und Süd-Bulgarien an Man kann dem Fürste» Alexander da» Zeugniß nicht versagen, d.iß er bei der ganzen Angelegenheit große Klugheit und Geschicklichkeit bewiesen bat. Zuerst machte er sich zum Leiter der Bewegung, die er nicht zu hindern vermochte, und ol der Zweck erreicht war, benutzte er die sich barbierenden Um stände, um die auslovenikc KriegSsackel rechtzeitig zu löschen. ES wäre in der Thal ei» esteclvollcS Bild: der Zar und der Sultan einander die Hände reichend, um die Vereinigung von Bulgarien und Ostrumelien feierlich zu bestätigen, und als Triller im Bunde Fürst Alexander, welcher von beiden Herrschern in Genehmigung de« bulgarischen Volk-Willens al« Beherrscher der vereinte» Gebiete anerkannt wird. Daß diese Lösung der Krisis die zweckmäßigste wäre, leuchtet ein, e- bleibt nur noch die Schwierigkeit, welche die Aufregung in Serbien, Rumänien und Griechenland, in Makedonien, Albanien und aus Kreta in sich schließt, zu be> seitigen. Je schneller die Aussöhnung zwischen Alexander von Ballcnbcrg und dem Sultan geschieht, desto eher scheint die Hcssnung berechtigt, daß eS gelinge» könnte, der heraus beschworenen Geister deS Aufruhrs aus der Balkanhalbinsel Herr zu werden. Ist e» dem Kaiser Alexander Ernst mit Ver Aufrechthalkung deS Frieden? auf der Halbinsel, dann wird er die ibm vom Fürsten Alexander dargebotene Hand nicht zurückweisen; ist eS ihm aber willkommen, wenn der Brand, welchen der l8 September angesacht hat, aus der ganzen Balkanhalbinsel zur Hellen Flamme empcrloderl, dann wird er ber Bewegung auch ferner mit verschränkten Armen scheinbar tbeilnahmlo« znschauen. Der Augenblick ist kritisch, ver europäische Friede bängt an einem Haare. Bei einigeni guten Wille» kann er aufrecht erhalten werden, ohne diesen ihut sich ein Abgrund ans, besten Schließung viel Blut er fordern würde. * » » * Wir verzeichnen nachstehend die weiter vorliegenden Nack richten. Die osficiösen »Berliner Politischen Nachrichten" schreibe»: Tic Anstifter der gegenwärtigen Balkankrlse gebe« sich offenbar erdenklichste Müde, ibren siellelungcn i» de» Augen Europas den Anschein einer Haupt- und Staat-action zn verleihen Aus Losia und Philippopel werden um die Wett-Nachrichten in die Well gesetzt, die daraus berechnet sind, der Idatsache. bah die oft riiincliichc Schilderhebung da- Product einer Verschwörung gewesen ist. im «irdächtmß Europa- auozniilgen und durch die Ficiion eines sür seine höchsten idealen Güter zu den Waffen geeilte» Volke- zu ersetzen. Allein eS scheint den Rkgiijcuien de- grohbuigarischen — ^ — - Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" bemerkt: In dem Au-sehen der Balkankrise har sich seil gestern kaum etwa- Wesentliche« geändert. DaS türkische Runoichreiben o» die Mächie liegt nunmehr vor; e- empfiehlt sich durch seine mahvolle Beurtheiluna der ftir die svuceraine Macht immerhin ilnerauickliwen Lüualion, sowie durch seine Bezugnahme aus die guien Dienste der BertragSmächle. Der richtig« poliiijche Takt, der die Konstaniinopelrr Staatsmänner antreibt. vor Allem Fühlung mit den inahgebendea Instanzen Europa- zu suchen, hebt sich von vem turbulenten Treiben der bulgarischen Action-parlei ungemein vortbeilhast ab und dürfte aus die volle Würdigung aller derjenigen staal-männische» Kreise rechnen können, welche eine unnöthigeVerschärsung de» so srivol h e r a u s b e s ch w o r e n e n E o n s l i c t e - um der Erhaltung de» Frieden» willen vermiede» zu sehen wünschen Der Helleni-muS setzt sich allmälig ebenfalls iu Posftur. Nach dem „Standard" soll die Einberusuna der Depulirten u»d der Reserven seiten- der Regierung beschlossen sein. Unter den Griechen der Türkei verricht die bei solchen Anlässen unvermeidliche „Aus legung". Namentlich aus Kreta icheint e- nicht geheuer. Gestrige Prwatdepeichen hiesiger Blätter sieben die Insel sich schon „im vollen Ausstande" befinden. Ganz so schlimm stände e«, Londoner Informationen zu Folge, nun wohl noch nicht, ohne Un- abhängigkeiiserklärnna aber scheinen cs auch nach letzterer Version die krelenstscheu Hellenen nicht thun zu wollen — womit denn natürlich auch sür Kreta die Dinge sich zur Krise zulpitzeu würden. Unzweiselhast läuft bei all' dergleichen Meldungen ein kolossaler Humbug unter, dessen Motiv« aus der Hand liegen. Denn da die grohinächllichc Diplomatie doch wohl nicht umdin können wird, sich mit den in Verwirrung gerathene» Baikan- zusländen etwa- näher zu befassen, so trachtet eben jeder ber dortigen Localioteressenten darnach, durch geflissentliche Ausbauschuug seine- jpeciellen Falle« sich der Prolection Europa- zu insinuiren, um sür da» eigene Conto einen möglichst erkleckliche» Tondervortheil herau»- zuschlagen. Der Eigennutz ist bekanntlich wie im privaten, so auch im öffentlichen Leben de- Orient» der hauptsächlichste bewegende Factor. DrunaS beschützen, schon bei ihren, Vorspiel fick einer küdl ad lehnenden Haltung VcS zuschauende» Europa gegenüber zu sehen. D S jetzt haben sich wenigsten- alle Bei suche, da- E s ber inter> nationalen Zurückhaltung zu durchbrechen, aiS cbensovielc Fiaskos erwiesen, und doch sind die sonst bei ähnlichen Anlässen zugkräftigste» theatralischen Effecte inscenirt worben, al- allgemeine PolkSbegeiste. rung, Maffeveintritt der Webrsäbigen in da- Heer, patriotischer Opiennuth ker Frauen, dütatorische Kammeibeschluffe, Entsendung von Ruiidreije-Teputalionen u dcrgl. m. Auch die Rechnung aus türkn'che Uebcreiluugen will nicht stimme». Indem sie alle gebotenen Maßregeln imlitair,scher Natur vorbereitet, bat die Pforte sich un gesäumt an die Eröffnnna de» diplonmtlsche» Feldzüge- gemacht und aus diesem Gebiete eine w angenscheintiche Ueberlcgenheit über da naive Gebahren ihrer Gegner bekundet, daß letztere ihre Hoffnung aus etwaige Einheimlung diplomatischer Lorbeeren nur gleich definitiv «tnsarge« mSgtn. Die Erkenniniß, daß Bulgarien gegen den Willen Europa» nicht« auerichten werde, und die Uebcr> zeugung, das, Europa die Enlsachung eine- neuen orientalischen Kriegsbrand«» nicht gestatten wird, gewinnt in den übrigen, a» der »strumrlischen Verwickelung direct nicht brlheiligten Vaikauländern rasch an Boden. Wenn Griechenland mit großem Eklat am kündigt, daß eS die Mobilmachung de- Heere» plant und Kreta im Vordergründe der Hellen iichen Aspirationen erscheinen läßt, so ist da- eine bloße Geichäft-speculalion aus die momentane politische Conjuuctur, die eine umsassrnde diplomatische Aktion der Mächte allrrding- recht glaubhaft macht. Da ist es denn natürlich sür io manch« strebsam« Nationalität von großer Wichtigkeit, sich dem Kotzen Ratbe der europäischen Mächie möglichst eindringlich in Er innerung zu bringen, vielleicht, daß sür ihren uimmersatten Ehrgeiz etwa« von der Liplomatentases absäll». Einen weiteren Zweck dürste da» griechische Sibelgeraffel schwerlich haben. Da» vom 18. dadirte, in französischer Sprache ad Rundschreiben de« Fürsten Alexander a» die Mächte hat folgenden Wortlaut: Der bi-herige Elaat Ostrumelien hat aufgehört zu bestehen, da» Bolk hat durch allgemeine Abstimmung mich als seinen Fürsten proelainirt. Die Bewohner de« FürsteutbumS Bulgarien habe» mich einstimmig gebeten, diese Wabl anznnehmen. In Anbetracht der heiligen Pflicht geg-n mein Volk habe ich dieselbe durch »in« Pro-lauiation cm da» bulgarische Volt angenommen. I» Philippopel angelangt »nd nachdem »ch die Regierung in die Hand genommen, erkläre ich in der feierlichsten Welse, daß sich die Bereinigung der beiden Bulgarien ohne eine seiadlichc Absicht gegen die kaiterlich ottomauisch« Regieruna, deren Suzeräncläl ich anerkenne, vollzogen hat. Ich verbürge mich sür die Ruhe der i,,jden Länder und für die Sicherheit der Einwohner ohne Unterschied der Rasse und der Religion. Ich wende mich an Ew. Majestät und Ihre Regierung mit der Bitte, den »enrn Stand ver Dinge anzuerkennen, und bitte, bei Er. Majestät dem Sulla» zu vermitteln, damit er diese Einigung glitheiße, um unnützes Blutvergießen zu vermeiden, denn da- Volk ist kniichlossen, die vollzogene Thatsache mit seinem Leben zu »er- theidigeu. Alexander. Telegraphische Meldungen: * Wien, 25. September. >W. T.-B ) Meldungen d«r „Politische» Lorrelpondenz" au- Philippopel von gestern: Der Artillerie- hauplmann Rikisorow ist zum Krieg-miunter ernannt, Eainacuceao bleibt al- russiicher Mililairallachü i» Sofia. Der Präsident der inacedonischen Gesellschaft de-avouirt die ohne sein Vvnviffen ver öffentlichte Proklamation, in welchcr die Bulgare» in Makedonien zur Erhebung aufgesordert werden. — AuS Sofia: Die Sobranje ist nach Votirung de» geforderten Credit- und de- Budgets gestern zeschlossen worden. Karowelow kehrt nach Philivpopel zurück. — klu« Belgrad: Dü Nachricht vom AuSbruch von Unruhen im Kreise Zaicar stellt sich als Erfindung heran«. (Wiederholt.) * London, 3b. September. (National-Zeitung.) Da-Zustaude kommen der Conserenz gilt sür gesichert. * London, 2b. September. (Vassifckv Zeitung.) Die britische Regierung proponirtc den übrigen U .h.iern de-Berliner Vertrage-, gemeinsame Maßregeln z», H i sullung de« statu, quo in der Türkei zu ergreifen. Die . Timco" mißbilligt diesen Vor schlag und meint, England solle sich a» einer Revision de- Ver» Irage» betheiligen und die legilimen Bestrebungen der Völker Südost europa» auerkeunen. Unser Berliner Eorreipondt schreibt nn« noch zur Lage: „Wir sind heute in Bezug aus die bulgarische Frage keinen Schritt weiter alS gestern, oder wenn vielleicht ein Fortschritt zu verzeichnen sei» sollte, so entzieht er sich durchaus der Kenntniß der Zeitungen. Der Ninschwung der russischen ..öffentliche,, Meinung", soweit eine solche über haupt vorhanden, findet seine einfache und jedenfalls richtige Erklärung in dem von oben her gegebenen mot ck'onjro. Die Kreuz-Zeitung" dürfte da« Verhalten Rußland« wobt znlreff'end erläutern, wenn sie daraus hinwcisi, daß der rus sisch:» Regierung sehr viel daran liege» miißle, de» Verdacht deS Einverständnisses oder gar der Anstiftung de- Fürsten Alexander abziiwchren, daß e» ihr anderseits aber auch pein lich, recht peinlich sein muß. dem Fürsten von Bulgarien gegenüber in den Augen der Russen so ganz einflußlos zn er scheinen. daß dieser eS wagt, auf eigne Faust Politik zu treiben. Inzwischen ist eS erfreulich, daß die Signararmächte, unter denen ei» lcbbaster Meinungsaustausch fortgesetzt wird, durch auS einig sind in Bezug an: die Aussaffung der Lage, und m diesigen diplomatische» Kreisen hält man an der Hoffnung fest, daß auch eine Einigung über die Beilegung der Balkan krise erzielt werden Wird. In der Presse freilich treten denke !wki sich ausschließende Aujfe.ffnngen der Lage z» Tage. Während die Einen besonders den türkischen Minifterwecisiel und die serbische Mobilmachung al« hochkrügerisch- Syinploine teule». ist man andererseits voll FriedenSzuvcrsichl. Von der letzteren Aussaffung wurde auch die hentige Börse beherrscht, und wir glauben, daß sie die richtige ist. Seil doch Fürst Bismarck die Absicht haben, bereit« in den nächste» Tage» sich nach FricdrichSrub zu begeben. Man bars wolil annedine». daß der Herr Reichskanzler, wenn die Situation in der Thal zu ernsten Besorgnissen Anlaß böle, schwerlich die Reick' Hauptstadt verlassen würde, wo eS ihm iinmerhin Icichlcr ist. mit de» Diplomaten der anderen Mächte einen uninitlelbareil D-riehr aufrecht zu erhalten als von seinem Landsitze aus. Was die wahrscheinliche Lösung der bulgarischen Frage betrifft, so herrscht Einsiimmigkeit darüber, daß eine völlige Wiederherstellung des ktL«», gno ante nickt zu erstreben in. Revision deS Berliner Vertrage« ist jetzt daS anerkannte Losungswort, nachdem einmal, daS läßt sich nicht sort- tiSputire», wenn auch srivoler Weise, so dock thatsächlick der Traktat vom Jahre >878 zrrriffcn worden ist. Die Schwierigkeit, weiche darin liegt, den Neid, die Habgier, die Eifersucht der anderen Baikanstaaten im Zaume zu halten, ist allerdings sehr groß. Aber auj Seiten der Gignatarmächte guten Willen vorausgesetzt — und an diesem zu zweifeln, liegt schlechthin noch nicht der geringste Anlaß
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