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General-Anzeiger für Chemnitz und Umgegend : 18.06.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-06-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384843-189806186
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- ZeitungGeneral-Anzeiger für Chemnitz und Umgegend
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Wenn die Kirsche reift. Bo» Paul Geiser. (Nachdruck verboten.) „Die Lust der Knaben n»d der Vögel" nennt Hahn unsere schöne Sonnnerfrucht. Die Bezeichnung ist nicht nur hübsch, sonder» mich treffend; und es ist wohl von Interesse, zu fragen, woher denn eigentlich die ganz besondere Vorliebe unserer Jugend für die Kirsche sich herschreibt. Vielleicht daher, daß sie die früheste aller Obstsorte» ist ; der Jugend pflegt ja die erste Erfüllung ihrer Wünsche die liebste zu sein. Vielleicht auch spielt der Umstand eine Nolle, daß keine andere Frucht einen solchen Massengeniiß erlaubt, wie die Kirsche; und daß das junge Volk ans die Quantität überall mehr Werth legt, als auf die Qualität, davon weiß ja jede Mutter ein Lied zu singe». Ich persönlich halte len letzteren Grund im Verein mit den Vorzügen des Kirschkerns für die Hanptursache der Vorliebe dcrKindcr für die Kirsche. Der Kirschkern hat ja für heimliche Angriffe und lustigen Krieg etwas sehr Verführerisches, und der gute Voß hat selbst seine liebliche Luise dieses beliebte Kampfmittel mit ihren weißen Fingern gebrauchen lassen: „Sie that nachlässig und schnellt «ms die Knaben den Kirschkern" also singt er von seiner Heldin. UebrigcnS ist es beileibe nicht nur die Jugend, die für die Kirsche Sympathie hat. Vielmehr erfreut sie sich auch bei de» Er wachsenen allgemeiner Beliebtheit und es gicbt sogar Männer, die der „Kirschensachc" ihr Leben gewidmet haben. Dahin gehört vor Allem der Herr von Truchseß, der im ersten Drittel unseres Jahr hunderts auf der lieblichen Bettenburg in Franken lebte und der Kirsche und ihrer Kultur eine fast leidenschaftliche Liebe widmete. Unaufhörlich war er bestrebt, neue Nachrichten über die Kirsche und ihre Zucht zu sammeln, neue Svrt.n zu erwerben, und diese» Be mühungen verdankt die dcuschc Obslknltur einen großen Aufschwung der Kirschenzncht, die Wissenschaft aber eine umfangreiche, wissen schaftliche Beschreibung, die nicht weniger als 231 Kirschensorten umfaßt. So glücklich hat sich dieser liebliche Fremdling eingebürgert. Denn ein Fremdling ist die Kirsche. Der Beginn ihrer Ge schichte ist mit dem Namen eines Mannes verbunden, der in der Historie alles Genießbare», auch sonst einen klassischen Ruf erworben hat, mit Lucnllus. Lncnllns, der Sieger im mithridatischen Kriege, brachte ans der Umgegend der von ihm zerstörten Stadt Ccrasus an der politischen Küste — so lautet die alte Ueberlieserung — neben anderer Kriegsbeute, die dazumal für kostbarer erachtet wurde, in zwischen aber längst den Weg olles Vergänglichen gewandert ist, auch '"urnsen. den Kirschbai»» mit, der heut noch auf weite Strecken der bewohnten Erde lustig und herzerfrenend gedeiht. Unsere kritische Zeit hat Lllodings auch diese ehrwürdige und anmnlheude Ueberlieserung nicht unberührt gelassen. Die Süßkirsche ist jedenfalls schon vor der Zeit des Lucullus in Europa lckaunt und sogar wohl kultivirt ge wesen. Süßkirschkerne, die in schweizerischen Pfahlbauten vorgefniiden wurden, raube» dem Lneullns seinen pomvlogischen Lorbeer und stellen zwischen uns und unseren amphibienhasteu Vorvorfahrcn einen ansprechenden und gemülhvolleii Ziisammenhang her. Auch die Sauerkirsche wird nicht, wie man später vielfach an genommen hat, als das köstliche Produkt des lukullischen Kricgsznges anznsehen sei»; sie scheint aus Bvrdcrasicn von den Griechen nach Europa importirt. Sv viel aber bleibt doch au der alten Nachricht richtig, das Lukullus eine besonders seine Kirsche,Porte und zwar vermnthtich eine Sauerkirsche entdeckt und zuerst nach Italien ge bracht hat, sowie ferner, daß auch die Kirsche, wie die Rose und die Apfelsine, ein Kind Asiens ist. Die Sprache jedenfalls hat die Erinnerung an die Stadt Cerasus getreulich fcstgehalten; selbst im Slavischen, Persische», Rumänische» u. s. w. finden wir wie im tcalsche» Worte „Kirsche" den Stamm Ccrastcs erhalten. Dagegen ist die zweite allgcmeinc übliche Bezeichnung der Kirsche, speziell der Eauerkirsche, die im Deutschen Weichsel lautet und sich auch im Italien schen, Französischen und Spanischen, ja selbst im Lithauijchen und Nen-Griechische^i wiedcrfindct, bisher »och »»erllärt geblieben. Doch zurück ^»r Geschichte der Kirche. Sie wurde in Italien bald sehr beliebt und ausgiebig kultivirt, und da sie eine ziemlich harte Frucht ist, unter anderem auch am Pontus an kalte Winter gewöhnt war, — Ptinins sagt sogar, daß Kälte ihr Vergnüge» mache —, so drang sie auch schnell nach Norden vor. Bald finden wir sie in Britannien, in den Landern nördlich d.r Alpen und heut gedeiht sie selbst bis ziemlich hoch in Norwegen. Ja, sie ist in diese» alten Barbarenländeru schöner un: aromatischer geworden, als es ihr je bei den Römern gelungen ist. So dürfen wir die Kirsche jetzt als eine spezifisch nordische Frucht in erster Linie ansprechen, und gerade Deutschland kann sich einer großen Zahl trefflicher Kirschengegcndeu rühmen. Es sei nur an das Alle Land bei Ham bürg erinnert, wo je vier Stämme 000 bis 1000 Kilogramm Kirschen im Jahre zu lragr» pflege», au Werder, die Kirschkammer Berlins, au die Bergstraße, das bayrische granlei, s. w. Außer halb Deutschlands sind besonders Tirol »ud die Schweiz, Nord- Holland «nd Gelderiand, Grenoble niw Montmorcnry, endlich Dal matien und die englische Grafschaft Keut als hervorragende Kirsch bezirke zu neunen. Wie auf unseren, Bode», so hat auch in unserem Geistesleben die Kirsche schon seit dem frühen Mittelaller fiste» Fuß gefußt. Be sonders die Dichter haben alle Eigcuschaslen der Kirsche für das Poetische Arsenal geplündert. Da ist der Kirschenmund die Kirschcnlippc: Zwei frische Kirschenlippcn taugen Mehr als ein schwer Gespräch zur Lust. (Geibcl.) Der manchmal ganz realistische Jea» Paul dichtet einer Schönen sogar eine Kirschenwange a». Noch deutlicher künden populäre Ueberliescrungen, wie fest sich die Kirsche in die Steigung des deutsche» Volkes eingeschmeichclt hat. Ta habe» wir das bekannte, schon bei Boner anftrelciidc Sprichwort, daß mit Herren nicht gut Kirschen essen ist. Wer mit ihn Kirfin essen wil, Dem wcrfent sie der Kirscu Stil In die Auge». Dazu tritt eine Reihe lieblicher Kirsche,isage». Wer a» Skl. Barbaras Tag einen Kirschenzmcig kaust, in Wasser setzt und früher vsec schöner zur Blüthe bring«, als die, die mit ihm das Gleiche gcthan, der darf das Glück erwarten. Auch wird von dem Kilschbanm erzählt, daß er zu Ehren des Wcihnachtswunders zu weilen in der kalte» Christuacht blühe, und daß er viele Früchte bringe, wenn mau ihn au die stille, heilige Nacht eriuucre. Von der blühende» Kirsche im Winter wisse» auch sonst allerlei Sagen zu berichte», und zweifellos verdankt die Kirsche diese Beachtung seitens der Vollsphanlasic dem »ncrschöpflichcn Reize, den sic zur Zeit ihrer Blüthe bietet, wcun sic mit den, ncißci, Blüthciischncck über und über beschüttet aus dem mailich lachenden Grü > hcrvvrlcuchtet. Da, wo sich die Kirsche in größerer Menge sind.t, ist deshalb die Zeit der Kirschenblülhc auch eine Zeit der besondere» Freude. So bittet Werder bei Berlin zur Zeit der Kirschblülhc das Ziel von Tausenden und aber Tausenden, die dort von dm Hügeln des lieblichen Havcl- städtchens den Blick aus das wogende weiße Blüthcumcer gcuicßeu. Noch ausgcbildelcr charaktcrisirt sich die Zeit der Kirschblüthe als ein Volksfest in Japan, speziell in Tokyo, wo, wie Adolf Fischer er zählt, das festlich geputzte Volk », Schaaren nach de», Ugenopark und »ach allen Orten, wo Kirschbänme in großer Anzahl prangen, hiiiströiiit. sich a» Gedichten erfreuend, Dithyramben auf die Schön heit und Güter der Natur. Nun ist aber auch der japanische Kirschbaum, der, nebenbei gesagt, keine eßbaren Früchte trägt, ein, zwei- bis dreimal so großer Baum, als sein europäischer Bruder »nd zur Blülhczeit von einer berückenden Pracht. Die Schulkinder, Knaben und Mädchen ziehe» mit Fahnen anf die von eine», Blüth.n- mcer umrahmte» Plätze, um dort Spiele zu treiben. Farbige Ballons, Drache', Schmetterlinge flattern in den Lüste», während die lustige» Kleine» in ihre» malerischen farbige» Trachte», mit den fliegende» Häugeärmcl» des Kimono, selbst einer Schaar bunter Schmetterlinge gleiche». Auch die Alte» ziehen hinaus und lagern sich unter bei, blühende» Bäume» in deren Schatten Strohhänsche» errichtet sind. Aus zierlichen Täßchm Thee oder Sake (Reiswein) trinkend, essen sie graziös mit ihre» Hasst (Eßstäbchcn) Reis oder Zuckerzeug, das ihnen auf blitzblanken Lacktasse,, servirt wird. Ist die Zeit der Reife gekommen, so wird die Kirsche speziell in ihrer Eigenschaft als das früheste Obst von Neuem Veranlassung zn einer Festzeit und in der alten Bischofsstadt Naumburg a» der Saale heißt sogar das beliebteste Volksfest da» „Kirschenfest". Die Sage weiß ja dafür eine allerliebste Erklärung. Sie erzählt von de», grimmen Hussitmführer Prokop, der die unglückliche Stadl in Grund und Boden verderbe» wollte. Da schickten ihm die Nanmburgcr ihre Kinder hinaus, ihn z» erweiche». Und der harte Mann liest sich in der That durch das Flehen der Unschuldige» beschwichtigen und sandte sic, reich mit Kirsche» beschenkt, zu den ängstlich harrenden Eltern heim. Danach, so meldet die Sage, heiße das der Erinnerung an jene Begebenheit gewidmete Fest »och heut das „Kirscheiifest". Leider meldet die Historia, daß Prokop nie vor Naumburg gestanden hat; ob der allerdings nachweisbare Angriff anderer Hussitenhanfen anf die Stadl Anlaß zu der Erzählung gegeben hat, muß dahingestellt bleibe». Was wohl auch dazu beigetragen hat, der Kirsche die allgemeine Sympathie zu erwerben, das ist ihre Dankbarkeit. Sie stellt nicht zu große Ansprüche und ist auf der andere» Seite mannigfachcr Verwerthung zugänglich. So wird in der Schweiz aus dem Uebcr- lnß der Kirschctnle das Kirschwasscr hergestellt, jenes Getränk, dessen Schärfe seinen Genuß eigentlich nur bei ermüdeten Alpentonristen legitiinirt. Ei» Scilenstück hierzu ist der weltberühmte Maraschino, der in Dalmatien, Triest und Venedig aus der Sauerkirsche, der destill rt wird, und als ein Liqueur von hervorragender Feinheit des Geschmackes bezeichnet werden muß. Verwendbar ist ferner vielfach das Holz des Kirschbaumes. So gebraucht der Möbeltischler gern das glänzende und harte Holz des Vogelkirsch- banms, das durch Beizen dem Mahagoni recht ähnlich gemacht werden kan» und in dieser Behandlung besonders vor einem Menschen» alter bei uns sehr beliebt war. Das Holz der im 16. Jahrhundert aus Arabien nach Europa eingesührten Felenkirsche» (Mahalcb) zeichnet sich durch einen angenehme» Wvhlgeruch ans »nd wird daher gern zn Pfeifenrohren, Schnupftabakeose» und dergleichen vei wandt. Der Hanptsitz dieser Industrie sind die Vogesen und speziell das Kloster St. Lncie bei Michol. Die Hauptknltnr der Felsenkirsche aber zum Zwecke der Erlangung ihres wohlriechenden Holzes be findet sich in Baden bei Wien, wo man jährlich 400,000 gerader, möglichst ästeloser Stämme schneidet, ans denen nicht weniger, als 2 Millionen Pfeifenrohre hergestellt werden. So eröffnet die Be trachtung der äußerlich so unscheinbaren Frucht ihrer Geschichte und Kultur gar mannigfache Ausblicke in die verschiedensten Gebiete des Menschen- und Völkerlebens. Dürste da die Liebe fehlen? Auch sic will der Kirsche wohl; „Kirsche brechen" ist ei» altes Wort, das dieselbe Bedeutung hat, wie „Rosen brechen" »nd heimlichen Liebes- genuß meint. Und im gleiche» Sinne haben die Dichter aller Nationen gar oft den Kuß der Schöne» oder ihre Licbcsgnnst als eine lockende Kirsche bezeichnet, die man sich nicht entgehen lassen dürfe. Kann die Kirsche ein größeres und zarteres Kompliment ver langen? Meine Chronik. — Entsprungen. Ein gefährlicher Taschendieb, der Hans- diencr Springmann, ist auf dem Transport nach dem Wvlfenbültlcr Zuchthanse, wohin er zur Abbüßung einer dreijährigen Strafe ge bracht werden sollte, in Hannover entsprungen. — Liebcötrngödien. Nicht weniger als drei Liebcslragödien meldet ein Berliner Berichterstatter von einem einzigen Tage: Der sicbenundzwanzigjährige Bäckergeselle Max Meßner, der aus Donan- eschinge» stammt, erschoß sich auf der Treppe des Hauses Hvlzmarkt- straße 62 zu Berlin, in dem seine Braut, die Tochter eines dortigen Gerbcrmeistcrs, wohnt; der einiiiidzwaiizigjährige Kaufmann Otto Kiel aus der Kolbcrgerstraße 15 stürzte sich ans L,cbe°gra», von der Waisenbrückc in die Spree, konnte aber gerettet werde»; auf Licbesgram ist auch der Selbstmordversuch der »ennzehnjährigen Arbeiterin Clara Renz zurückzn ühren, die Gift genommen hat. — Ungetreue Knechte. Aus Warschau wird unterm 1b. d. M. gemeldet: Die Töchter de- reichen Gntspächtcrs Wulf in Sitaniec bei Zamosc wurden von den Knechte» ermordet, während Wulf und seine Frau zum Markt gefahren waren. Die Thäter raubten 30,000 Nudel. — Eine junge Tame gewaltsam entführt. In Palermo wurde das 18 jährige Fräulein Clorinda von Dalpiclrosa von vier Unbekannten beraubt, während sic mit ihrer Mutter in der Nähe des englischen Gartens spazieren ging. Obwohl die Promenade belebt war und die beiden Damen laut »m Hilfe riefen, entkamen die Stäuber mit ihren» Opfer in einem bereilstchende» Wagen. Die That soll im Austrage eines Studenten ausgcsührt sein und erregt großes Aussehen, da die Geraubte einer reichen Familie der sicilianischen Aristokratie angehörl. aber doch eine verzweifelte Sache, sich vorstellen zu solle», daß ein von eine», Mvndvulkan anSgeworsener Stein unseren Erdboden sollt« erreichen können. Selbst wenn eine vulkanische Bombe vom Mond« her überhaupt bis zur Erde gelangen könnte, so müßte sie in der Atmosphäre ebenso vernichtet werden können, wie der größte Theil der Meteore, die in Folge der starken Reibung und Wärmeentwicklnng innerhalb der Atmosphäre zerplatzen und zerstäuben, ohne den Erd boden zu erreichen. Vernünftiger klingt schon die Ansicht, daß die Ureinwohner Australiens an diesen glasigen Steinen, die sie irgend wo gesunden hatte», Gefallen fanden »ud sie auf ihren Wanderungen mitnahmSn '«nd auf diese Weise verstreuten. Dazu müßte man freilich ännehnieu, daß diese Steine mindestens vvn Ncu-Scekand her, jvo ZMkaMche«Musbrüche dieser Art Vorkommen, bis Australien verschleppt.wurdeu^.Andere Gelehrte halten auch das für möglich, dtlßl K früher Vulkane in Australien gab, von denen jede Spur ver schwunden ist, so bvß diese vulkanischen Bombe» die einzigen Zcugent ihrer Thätigkeit sind, die uns noch heute ron ihnen Kunde geben. — Moderne Pariser TaltömanS. In Frankreich scheint jetzt der Mystizismus ganz und gar die Stelle des einfach religiösen Gefühls eingenommen z» habe». Der Talisman gehört dort schon zu den Nothwendigkeiten des Lebens, und da die mächtige Herrscherin Mode überall ein Wörtchen mitzureden sich erlaubt, sv wechselt Form und Beschaffenheit des unentbehrlichen „Porte-Bouheur" b-ständig. Die in Gold gesoßte Bohne, der Kauinchenfuß und die Trnthahn- klaue, ja sogar die am kleinen Kettchen getrogene kleine Schildkröte, deren Panzer mit kostbaren Steinen inkrnstirt wurde, ist längst ver ächtlich bei Seite gelegt worden — wofür letztere jedenfalls sehr dankbar sein wird. Doch sollte man es wohl für möglich holte», daß die arme», winzigen Schildkröten jetzt durch recht ansehnliche Spinne» ersetzt werden? Es ist in der That so. Allerdings läßt man das den meisten Leuten Schauder einflößende Insekt nicht lebend umherkrabbeln wie seine Vorgängerin, aber es ist unbedingt nvth- wendig, daß es die Person, die cs als Amulet tragen will, eigen händig lebend cinfängt und dann ebenfalls lebendig nnter dos Glas einer eleganten, goldenen Kapse! setzt, di: an die Uhrkctte, das Arm band oder die Brosche gehängt wird. Auch kann die bedousrns- werthe, dem Hungertode geweihte Spinne in das zn öffnende Mittcl- stück eines direkt zu diesem Zwecke gefertigten Armbandes oder einer Vvrstecknadel cingeschlossen werden. Nur muß man darauf achten, daß man das Spinnenjuwcl stets bei sich trägt; Hot man dos Amnlet ein einziges Mal vergesse», dann verliert da- Insekt sofort seine glückbringende Eigenschaft und muß durch ein „»es, lebend cinge- fangcnes ersetzt werden. Radfahrerinnen trogen sehr häufig an ihrem Gürtel ein kleines Bündel, das ans folgenden Dingen besteht: einer goldenen Münze in t einem Loch, einem kleine» Koralleuhorn, einer Miniatur-Keule aus Ebenholz und Silber, einen, Schweinchci, aus Nephrit »nd einem Stückchen vvn einem Strick, mit dessen Hilst einst ein menschliches Wesen i» die Ewigkeit befördert wurde. Mit diesem letzten Artikel wird i» ganz Frankreich ei» förmlicher Handel getrieben; man kauft den eigenartigen Talisman aber natürlich nur, wenn er vvn wirklich glaubwürdige» Personen zu haben ist, welche die „Echtheit" ihrer Waare mit allen möglichen Schriftstücken be weisen können. — Blutrache. In, Wachtzimmer des Stadthauses in Eettittse wurde der Gendarm Marko Dubovicaniii von seinem Komeradcii Labnd Jovicevic erschossen; der Mörder stellte sich freiwillig dem Gerichte. Die Theilnahme der Bevölkerung zeigte sich beim Lcichcn- bcgängniß »m so spontaner, als der Unglückliche nicht Auge in Auge, sonder» meuchlings im Schlafe seine», Gegner zum Opser gefalle» ist. Der Grund zu diesem Racheakt ist folgender: Zwei Brüder des Dnbobicani» mißhandelten, vermiithlich im Beisein des Getödlete», den Labnd Jovicevic »nd wnrde» deshalb eingcsperrt. Durch Er mordung des sozial höher gestellten Kameraden glaubte der Unglück liche wohl seine» Rachedurst besser stillen zu können, als wen» er die Freilassung seiner beiden Gegner erwartete. U», nun weitere Mordlhate» seitens der Gebrüder Dnbovi.a»in an den Verwandten des Eingekcrkcrteu zn rcrhütcn, ist das Hans des Senators und Mitgliedes des höchste» Geriet tsh.-fes Pcro Jovicevic und seines Sohnes, eines Ober-Lieutenants, unter polizeiliche Bewachung gestellt. Schauerlich hallte das Klagegeschrei der Weiber von dem Hause des Ermordeten durch das Thal; die frühere Unsitte, da-Z Haar anszu- raiifcil und das Gesicht zu zerkratzen, hat anfgehört. Ueberhanpt ist die Blutrache in Montenegro so gut wie ganz geschwunden, der verstorbene Fürst Danilo, wie Fürst Nikila haben mit unbarmherziger Hand diese», barbarischen Gebrauch, dem in dem benachbarte» Albanien nnter der türkischen Mißwirthschast jährlich »och so viele M „schen- leben z»m Opfer falle», ein Ende gemacht. Bosnien und Montenegro sind jetzt die beiden einzigen Balkanländcr, in welchen sich der Fremde selbst im wildesten Hochgebirge sorglos zur Ruhe legen darf. Vermischtes. — B,»»knutsche Bombe», rüthselyaft«,« 1trfpr„uges. In, Inner» des australischen Festlandes sind mehrfach vulkanische Bombe» gesunde» worden. Scho» Darwin erhielt ans seiner be rühmten Reise eine solche vulkanische Bombe, die aus grünem Obsidian (vulkanischem Glase von basaltischer Zusammensetzung) bestand »nd in einer sandigen Ebene zwischen den Flüssen Darling und Marron gefunden worden war. Das Merkwürdige ist, daß Hunderte von Meilen im Umkreis: kein einziger thätiger oder erloschener Vulkan vorhanden ist. Der wunderbare Fund, den Darwin erwähnte, ist nicht der einzige geblieben, denn nicht nur in Australien, sondern auch anf der Insel Tasmanii sind noch mehrfach solche vulkanische GlaSbomben gesunde» worden. In Tasmanien kommen sic in eine», Qliarzscmde vor. der noch in ganz ungestörter Lagerung liegt. Ter vulkani'chc Ursprung ist ganz „n zweifelhaft, und außerdem deutet die kugelige oder scheibenförmige Gestalt darauf hin, daß diese Steine in kalb flüssige». Zustande »nd >>, drehender Bewegung ans einem Vulkane heranSgcschtcndert wurden. Man ist zur Erklärung dieser Steine anf die wunderlichsten Gedanken gekommen. Man hat z. V. angenommen, daß sie aus Mondkratem stammen könnte». Es ist §za -tzirc/iattzzziF zz, mszzzszi /z-t/Ho/z, maoHozz, z'tt ss //i /üz-sm /zztsz-srrg, ms//, szrozv» F/-o§rss^aAo/- ^zzösc/o/zkz^szz. §/o »sz-cksz, zzasH /scks/- ////,- L/'o^k Hm bstt-zsc/zz/k n/sz-cks/?. Otto ?o/z/ooc/, ?oskstt. /A. t/Hz-oz?, bo/ckwaaz-sz,, /Vz/Lz'4- n/sz-Hs. L. kei-Lolä, gfölijM ? M-.Mtr-u.WMmiiren. Reparaturen solid und billig. Fahrräder in großer Auswahl cnipf.! kmil Lieger, ^ntonsplstr 12. ! Größte Reparaturwerkstatt m. Motorbetrieb am Platze. aller Art ai» Fahrräder,, fertigt billigst prompt Otto Hilorir slumlmkk. 38 u. l.chrW8li-. I?. CmMlttttkl dtlWil-Ml- rMMMtklWM.Mili.S. RM-ÄlllWM (speziell für Gastwirjhe) empfiehlt billigst Ksrlo stimstlisi Brütkeustrast- 54. Wies WiMeiileit-Msriii sm klslre. Schuhmaar«»» tu groster Auswahl billigst bei, «,»»». birlittiilirr» Brüh» 5,
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