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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.08.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-08-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188408270
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840827
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840827
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-08
- Tag1884-08-27
- Monat1884-08
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.08.1884
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Erscheint täglich ftüh SV.UHr. >ch«ti«« on- Lkyrdittra JohanueSgass« 33. SDtch-«ußrn -er Nkdartio«: Vormittag« 10—IS Uhr. Nachmittag« L—« Uhr. _>n. > »Nt Dr die R»««er »efttmuu«« Inserate a» SacheXa,«« kr« » Uhr Rach«t«1»D» «u Sam»-»»» Festtage« früh dt« '/.»llhr. 3« -e» Fliiain« str 2»s.-An»«h«e: vtt» Riem», UittverfitätSstraße 21, Lattv LAschr, Katharineuflraße 18, P. «UM dl« »/,» Uhr. KiWAer.TaMM Anzeiger. vM« flr Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. S LN. Mittwoch dm 27. August 1884. Anflage LS V00. Ldonunllrnt,preis oiertrlj. 4'/, »cl. Brmgrrloha b ML. durch dir Post bezogen 6 ML Jede einzelne Nummer 20 Ps. Betegeremptar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilage» (ln Taaeblatt-Format gesalzt) «tz»e Postbesörderung SS ML «Mt Postdesördernug 48 Mt. Ittftnüe «aejpaltene Petitzeile M) Ps. Größere Schriften laut uuserem Prris- verzeichniß. Tabcllo rischer ». Zffscrnsatz nach höherm Paris. LecUtne» nnter deM ftehartiaxstrich die Spaltzeile SO Ps. Inserate find stet» an die Expebttta« za senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praemimonmäo oder durch Post- Nachnahme. 78. Jahrgang. Amtlicher Theil. AchiNUllmmIjWlA. 8m« d» ßeftwn beim hiesige« Dtadtorchester, welch«- den Dienst i» Kinche, GettaudhauSconeert und Stadttßeatee zu Versehn« hat, bestehenden Steven Kr 1. Llariaette soll die ei»«, «a »MS ^k J.ihreSgehaA de litte Stell« zu« I« Oetiatxe diese- Je-r-s neu besetzt werde». Geeignete Bewerber, welch« sich einem Probespiel zuunter- ziehe» Hab« »»d der«»Anstellnng zunächst auf ««Probejahr erfolgt, wolle» ihre Gesuch« bi- spätesten« de» IO. Tepte«ber diese- Aachee- bei »»- emoeichea. Sri-zig, den 24. August 1884. Der R«Äß der Gdadt Letpzt». vr. Trvndlin. WlUsch, Ass. VchmmtmachlMA. Dte Mt»gstr«ch« lä«g» de- Aleischerplatze- wird Wege» Einlegung von Pserdebahngleisen aus d«e Tauer der Anetten ftr aLe« »X»efi»zzten Fährverkehr gesperrt und letzterer für diose Zeit auf die entlang der Häuser am Fleischernlatze hinfithrend« Fahrstraße verwiesen. L«Pz>g. den -3. August 1884. Der Math der Stadt Leipzig. Trvndlin. Kretschmer. AucN»«-lsa»l krs Könizl. Amtsgerichts. r«»»r»»»«a de« »8. d. Mt«, von I- Uhr vor». ««. sollen ei« größere Anzahl, znm Theil nroer Möbel, aU: eine Plüschgartttnr, Tischr, Stühle, Sophaö. Schränk, «aschttsche. Lommode», Bettstelle«, Sosthagestellr ferner ein« Restauration», einrichtm», darum« eiu Billard mit Znbelchr, neue Spielkarten, tngkich» 1 Plant»«. 1 Loacrrtslügel, 1 «elbschrank, 1 Lchueide», 1 Druck- und 1 Schtchmachernäbmaschine, 4 tzobetbönke, » Lamp- tolkPAdr, » Sessel, 1 Topkrpress«, 1 Ladentasel, 1 Schaufenster, einricht»««, 8 Schaakaste», 1 Brief, und 1 Brückenwaage, 1 Feder« wagen, WM« Bilder, Spiegel. 1 Rrgnlator, > Kroaleachtrr. Teppich». 1 Lqaarinm, Federbette» Matratzen «nb viele andere Gegenstände Lechzch, am SV. Ungeist 1884. Vielst. Gericht«»oUzteher. Nichtamtlicher Theil. Li«r »rar Vatioualpartei in Oesterreich. * Im Lause diese- Sommer- herrschte im Lager der Elowe««, der Kroaten und Serben Dalmatien- droh« Be wegung. In Krain, im Küsten lande und in Dalwatten wnrde eine ganze Reihe nationaler .TaborS" (Volksversammlungen) abgehalten, die sehr zahlreich besucht waren «id den Führern der slawischen Bewegung im Süden OcsterroichS Gelegenheit gaben, sür eine politische Bereinigung der Slowenen mit den ihnen stamm- und sprachverwandteu Kroate« und Serben Dalmatiens einzurrrten. Diesen .Tab»,-'' gingen vertrau liche B spreckungen seilen- der Führer der genannten slawische» Stämme dm»»«, welche sich wirklich über jene Vereinigung verständigt haben sollen. Wie bereit en anderer Stell« gemeldet worden ist, soll De diese neueste slawische B«drüdeenng namentlich der ReichS- rathSabgemwnet« Dftezitsch gewirkt haben, eine Vereinigung, von der er Sch «oste Erfolge gegen die den slawischen Be strebung« feindlich gesinnten Deutschen nnd Italiener ver spricht. In Güdfteiermark, in Krain. im Küstenland« und in Dalmatiensoll eine ganzeReiheAction-cowitä-zumZweckr der sla- wisch-krootisch-serbischcnBereinigung eingesetzt worden sein.welche auch schon in der nächsten RcichSrathSsefsion ihren Ausdruck finden soll. In dieser Beziehung soll sich eine vor einige» Tageu durch die österreichischen Blätter gegangene, auch von un» gebrachte Meldung bestätigen, nach welcher die slowenischen, kroatischen »Nb serbischen Abgeordneten Dalmatien- an den klerikalen Führer im österreichischen Abgeordnetenhause, Grasen Hohen wart, einen Absagebrief gerichtet hätte«. Um diese Mit theilung richtig auszufaffen, muß man wissen, daß bisher die slowenischen und dalmatischen Abgeordneten mit den rumänischen Deputirten au» der Bukowina dem sogenannten „Hohenwart» Elub" angchörten, zu dem auch die klerikalen ReichSrathS- Mitglieder a»- den Alpenlänvern zählen. In nationaler Beziehrmg war also dieser .Hohenwart- Club" jedenfalls ein sonderbare- Bölkergemisch, denn er bestand ans Deutschen, Slowenen, Kroaten, Serben und Rumäne»; er ivirS lauter Gegensätze auf, welche nur von den klerikalen Tendenzen gemildert und zusammengehalten wert»« sollten. Dennoch war diese- Band, wie leicht vorauszusehen war, nicht wirksam genug; ja der Fortbestand de- Club» war schon »lekrmals ernstlich bedroht, weil die klerikale Solidarität seiner slawische» Mitglieder immer mehr in- Wanken gerieth. Sollten nun diese wirklich auSscheiden und im Abgeordneten haus? eine besondere südslawische Partei bilden, so würde der „Hohenwart-Club" seine bisherige Bedeutung jedenfalls ein büßen, ja vielleicht ganz in die Brück« gehen. Mit dieser Verminderung de- klerikalen Einflusses im Abgeordnetenhause könnte man vom liberalen Standpunkte immerhin ein verstanden sei», falls die neue südslawische Nationalpartei sich nickt gleichzeitig gegen da- Deulschthum richten würde. In den slowenischen und dalmatischen Blättern wird nämlich schon gegenwärtig darauf bingcwiesen, welche Ab sichten und Ziele die neue südslawische Nationalpartei zu verfolgen gedenkt. Da wird vor Allem die Vereinigung säninitlicher slowenischen LandrStheile SüdvsterreichS z« einem gemcinschastlichen BerwaltmigSgcbiete angestrebt, an« de« da« ohnedies schon bedenklich erschütterte Deutschthnm voll ständig auSgemrrzt werden soll. Diese- slowenisch« Venval- tiingSqebiet soll vorläufig ganz Kram, da» ganze Küstenland, da« südliche Kärnthen und Südsteiermark umfassen, wo rauf im Lause der Zeit die Vereinigung mit Dalmatien, Kroatien, Bo«»ien und der Herzegowina »u erfolgen hätte. Diese Bereinigung wird auch von den Preßorganen der ent schiede« kroatischen National Partei befürwortet, nach der« Meinung die Zusammengebörigkeit Kroatien« mit Ungar, ohnedies nur noch eine Frage der Zeit sei. Diesen Tendenzen, die vorläufig innerhalb Oesterreichs die Bildung eine- großen südslawischen BerwaltuagSgebieteS an streben, steh« freilich noch gewisse Gehässigkeiten zwischen den einzelne» südslawischen Stämmen, zumal zwischen den katho lischen Kroaten und den orthodoxen Serben eulgegen. aber die vevschiebenen Führer der Bewegung bemühen sich schon lau«, theil« i« Wege der Presse, theil- in Vereinen und Volksversammlungen, di« bi»herigen religiösen und sprach lichen Gegensätze auSzugieichen, wa« ihnen theilweise auch wirklich schon gelungen scheint. So nähert sich die neu slowenisch« Schriftsprache bezüglich gewisser Au-brücke und Redewendungen immer mehr der kroatischen, während diese wieder Wärter »ud Bezeichnungen ausgenommen hat, die bisher nur i» der serbischen Sprache üblich waren. Die sprachliche Vereinigung zwischen Serben nnd Kroaten ist um so leichter, weil diese im Grunde genommen dieselbe Sprache mit geringe« Dialektunterschieden sprechen und nur durch di« Schriftlichen geschieden find, da sich die Serben de» ctzrAlische«. dir Kroaten aber de- lateinischen Alphabets bedienen. Auch die nenslowenische Schriftsprache ist der kroa tisch« und serbischen nahe verwandt, we<balb sich die ge bildeten Slowenen mit de« Kroate» und Serben leicht der- ständigen können. Ueberhanpt muß selbst von dem Gegner dieser süvstawischen Bestrebungen zugestandcn werden, daß in Südsteiermark, in Krain, sm Küstenlande, sowie i» Dal matien und Kroatien auf literarischem und sprachlichem Gebiete fortwährend große Thätiakeit herrscht, eine Thätigkeit, an der sich die Deutschen jener Länder ein Muster nehmen könnten Wie überau- traurig, ja hoffnung-lo« es zumal in Krain mit dem Deulschthum steht, geht unter Anverm auch aus einem Berichte hervor, welchen die „Kölnische Zeitung" von dort erhalten hat. Da heißt e« durchaus zutreffend: „Tief- schmerzlich ist e» zn sehen, wie da- deutsche Element i» Krain nicht zurückgegangen, nein! verloren ist. Da« felsige Ober- krain «st dem Deutschthum ganz entwunden, und wenn der Slowene auch nicht mit Unrecht sagen mag. daß er der erste war, der diese- Land bewohnt, und es nur dem deutsche» Eroberer habe überlassen müssen, so bleibt dock die Schwach nicht von un- genommen, daß ein Land, da» deutsches Sckwert gewonnen, da» deutsche Cultur erobert, un- langsam wieder abgenommen, langsam aber sicher dem Slawenthum wieder zugrschleppt worden ist. Die je(>l allerude Generation hat, wenn s« anch slawische« Stamme» und Blute- war. da- Deutsche noch verstanden, jevensall« aber die Notbloendigkeit wohl erkannt, sich au- der Vereinzelung loSzulösen, in stetc. Fühlung mit der großen, mächtigen Culturnation der D-vtsche» zu bleiben. Wohl ist da- Deutschttium damals angrisfSweisc vor« gegangen, wohl hat der Absolutismus in Oesterreich gcrmanisirt, oft mit Gewalt und Härte, aber die Festigkeit des Erzielten war nicht groß genug, um einem Gegenstoß Stand zu halten. Und al» der Wind des Föderalismus in den leitenden Kreisen der Wiener Machthaber zn blasen begann, da blirS er hinweg, wa» sich da- Deulschthum in den Felsenthälern Krain- erobert, und mit dem Angriff schwand auch die — Bertheidigung. Die slowenische Agitation, geführt vom Klerus, gewann ein Dorf, einen District nach dem andern und gebietet jetzt überall. Dort, wo früher wenigsten» ein oder da- andere Mal in der Kirche deutsch gepredigt ward, hört man nicht» als slowrnisch und der .Deutsche Schulderem" — die einzige wirkliche That deS Deutschthnm» i» Oesterreich — scheint Krain verloren gegeben zn haben. Denn von de» vielen Hunderten von Ortsgruppen, die allüberall entstanden, entfallen nur zwei auf diese« Kronland, in Laibach und Gotschee. Eigenwillig hieß e« sich selbst die Augen verbinden, wollte man nicht sehen, daß da- deutsche Element in kiese» Ländern nicht nur in Krain, sondern auch in den gemischten Bezirken KärntbenS da» schwächere ist. Ihm mangelt die Thalkraft und Entschiedenheit deS BorwärtSgehenS, wie die Festigkeit und Zähigkeit de« Stehen- blciben». Die Politik, die in früheren Zeiten bei einer kräftigen, deulsck-eeutralistisck gearteten Regierung gut sein mochte der Bereinigung deutscher und wendischer Bezirke, schlägt heute in VaS Gegentheil de- Wunsche» um, der bei dieser Vereinigung der maßgebende war. Nicht da» deutsche Element ist eS, welche« die mit ihm verbundenen Slowenen germanisirt, sondern um gekehrt, daS slowenisch« überwuchert da» Schlafmützenthum der deutschen Bevölkerung. Der tieseingewurzeltr Particuia- riSmu- der österreichischen Alpenländer tst di« größte Gefahr sür da« Deutschthum. Mit ihm rechnen me slowenischen Gegner fast immer erfolgreich." — Kommt nun erst die früher erwähnte Bereinigung zwischen Slowenen, Kroaten und Serben zu Stande, dann dürste e» »it dem Deutschthume in jene« Länder» sür immer vorbei sein. Leipzig, 27. Lugvst 1884. * Der am Montag in Potsdam verstorbene Lord Odo William Ampthill (früher bekannt unter dem Namen Lord Odo Russell) war der Sohn des Generalmajor- Lord George William Russell (zweiten Sohne« de» sechsten Herzogs von Bedsord und älteren Bruders Graf John Russell'») und wnrde am 20. Februar 1828 in Florenz geboren. Nachdem er in Deutschland und auf Reisen in Europa seine Ausbildung erhalten, trat er schon 1849 al» AttachS bei der englischen Gesandtschaft in Wien in die diplomatische Lauf bahn ein. Bon 1850—32 arbeitete er unter Lord Palmerston im Auswärtigen Amt in London. Im Februar 1852 wurde er al- Attach« nach Pari- versetzt, im April desselben Jahre» wieder nach Wien, von wo er im September 1853 al- Attach« nach Paris zurückkebrte Im August 18L4 al» erster AttachS der Gesandtschaft in Konftantmopel beigegeben, «lebte er den Krimkrieg und oessen diplomatische Berwicket»«« in nächster Nähe mit. Im Jahre 1857 wurde er nach Washington besetzt und im November 1858 der G.sandtschaft in Neapel beigegeben, zugleich aber, unter dem Tttel eine» LegätiouS- secretair«, mit einer Specialmisfion a» den päpstlichen Hof betraut, wo er al« diplomatischer Vertreter Englands auch dann belassen wurde, al« infolge de» Zusammenstürze« de« Königreich« Neapel die englische Gesandtschaft i» Noapel ihr End« erreichte. Denselben Posten in Ro» behauptet« er un unterbrochen bi» zum August 1870 Beim AuSbruch de» deutsch-französischen Kriegs von 1870(71 berief »an th« al» UntrrstaatSsecretair in da« Ministerium der auswärtigen An gelegenheiten nach London. Lord LostuS, der damalig« eng lische Gesandt« beim preußischen Hose, hatte sich inzwischen durch seine zur Schau getragenen fraorvsischen Sympathien unliebsam gemacht und schien nicht mehr geeignet, mit der Preußischen Regierung zu unterhandeln, al» einerseits die plötzlich oustauchende PontuSsrage. andererseits daS Bemühen, einen Waffenstillstand zwischen den kriegsubrenden Mächten zu vermitteln, eingehend« Verhandlungen zwischen beiden Staaten nothwendig machte. Deshalb wurde in diesem kritischen Moment Ampthill zu einer Specialmission nach Versailles auSersehen; er entledigte sich seiner schwierigen Ausgabe mit Geschick und Energie bis rum Abschluß de» Friedens im März 1871 und wurde in Anerkennung der geleisteten Dienste im lk. Oktober 1871 zum englischen Botschafter am kaiserlich deutschen Hose ernannt. AtS solcher nahm er auch als britischer Bevollmächtigter am Berliner Cvngreß theil und wurde am 5. Februar 1872 zur Würde eine» krivi oouncillor (Wirkt. Gcheimrakh) und im Februar 188l als Lord Ampthill in die Peerage erhoben. — Nur seit einige» Tagen krank, ist dies Leiden, von dem er jüngst nach Rückkehr von den Per« inäblung-seierlichkeiten in Darmstadt hciingesucht wurde, in verstärktem Grade ausgetreten, waS den so unerwarteten Tod herbeigesührt hat. Die Leiche soll nach England geschafft werden. Die Geschäfte führt einstweilen der erste Secretair Mr. Scott, der auf die Trauerkunde sogleich mit seinen Eollegen nach Potsdam eilte. Der Traurrsall erregt in Berlin und Potsdam allgemeine- Bedauern und die tiefste Thcilnahme an dem Unglück, welches die trauernde Gattin und ihre unmündigen Kinder betroffen hat. * AuS Berlin wird osficiös vom Montag gemeldet: „Der chinesische Gesandte Li-Fong-Pao ist in Begleitung seine» Secretair- vr. Kreyer, deS zur hiesigen chinesischen Gesandlschaft gehörigen Attaches Klm und deS größeren TheilcS de- Pariser Gesandtschaftspersonals gestern Abend hier eingetrofseii. Der LeqationSsecretair der Pariser Ge- sanotschask, Oberst Tcheng-Ki«To»g. ist mit zwei Attaches in Pari« zurückgeblieben, doch nicht in ossicieller Eigenschaft, sonder» al- Privatmann. Sein Verbleiben in Pari» erscheint indeß zweifelhaft. Nach Lage der Dinge kann Oberst Tcheng- Ki-Tong stündlich angewiesen werden, Pari« zu verlassen." * Nunmehr liegt auch die amtliche Meldung vor, daß Corvetten-Capitain Schering von S. M. Schiff .Leipzig" am 7. August Lüderitzland unter deutschen Schutz gestellt bat. Ebenso ist die amtliche Nachricht von Generalconsul Nachtigal -ingelroffen, daß ein Schutzvertrag mit Bevoll mächtigten deS Königs von Togno und mit Häuptlingen kiese« Gebiete» abgeschlossen ist. In Lome im Tognogebiete ist Heinrich Randav als Consul eingesetzt und der englische Pötten Quittah davon benachrichtigt worden. DaS Togno- gebiet liegt zwischen der englische» Ostgrenze und Littlc Popo Hiermit ist also auch die vielbesprochene Bageida-An gelegenheit aufgeklärt nnd von den deutschen Factoreien die Sorge weagcnöwmen. daß sie heute oder morgen in« englisch« Abgabcnsystem ringepreßt würden. * Der bekannte Egyptologe Professor vr. Heinrich Brugsch ist zum Geheimen LegationSrath ernannt worden. Herr Brugsch. ein genauer Kenner de» Orient», insbesondere EgyplenS und Persien-, soll mit einer Mission betraut werden. * Professor Birchow richtet au- Klampenborg an die .Kieler Zeitung" «in Schreiben, dem wir Folgende» entnehmen: Ich erhalte soeben einen ZeitungSauSschusN a«S den „Schleswig«! Nachrichten" mit einem Artikel, überschriebea „tktne Miß achtung der deutschen Fahne" und erfüllt von persönlichen Angriffen gegen mich, weil ich „so entgegenkommend gewesen sei, bei dem von der Stadt Kopenhagen gegebene» Festessen nicht deutsch, sondern sranzüsisch zu sprechen". Obwohl die» eine Unwabrheit ist, denn ich habe bei diesem Festessen dentsch und nicht sraiizösisch gesprochen, so würde ich doch kein Wort verloren haben, wenn es sich nicht um eine ganz unuöthige Verhetzung der Nationen handelte. Ich wurde zuerst von einigen Deutschen darans aufmerkjam gemacht, daß dte deulsche Flagge nicht aufgezogen sei, al» wir die große BergnügnngSsahrt nach Helstngör machten. In der That hatte keines der so reich bewimpelten und beflaggten Schiffe eine deutsche Flagge. Aber c» wnrde mir alsbald von Dänen »ach- gewiesen, daß die zur Ausschmückung der Schiffe benutzten Flaggen überhaupt keine Nattonalflaggen waren. Als wir in Helsingör an- Land stiegen, sehlte in der Reihe der anfgepflanzten Flaggenstangen dte dentsch« nicht. Aus dem Rasenplatz neben der technischen Schule in Kopenhagen, wo die Frühftückszelte aufgeschlagen waren, fehlte unsere Flagge ursprünglich allerdings; ich bin aber selbst dabei ge wesen, al» sie ausgehißt wurde, lieber den Sitzungssaal weih ich leider nicht- au-zusagen; soweit ich mich erinnere, waren daielbst zwei große Bündel von dicht zusammengedrängten Fahnen der ver schiedenen Nationen angebracht. Ich habe mich nicht damit be- jchästigt, diese Bündel zu analqstren. Ich kann versichern, daß nicht bloS ich, sondern auch die anderen Deutschen entgegenkommend und mit allen Ehren enchsangen worden sind, und ich denke, ste werde», gleich mir, mit Dank an die Tage von Kopenhagen znrückbenkeu. * Durch Allerhöchste CabinetSordre ist der General der Infanterie v. Pape, commandirender General de« 3. ArmeecorpS, unter Belastung in seinem Berhältniß al« mit Wahrnehmung der Functionen al» Oberbefehlshaber in den Marken beauftragt, in gleicher Eigenschaft zum Garde- corpS versetzt worden. Gleichzeitig ist der General der Cavallerie Graf v. Brandenburg ll., commandirender General de« GardecorpS, in Genehmigung seines Abschieds gesuche- unter Belastung in seinem Berhältniß als General adjutant Sr. Majestät de- Kaiser» und mit der Bestimmung, daß derselbe außer bei den Generaladjutantcn auch bei den Ossicieren ü I» suit« der Armee und in der AnciennetätSlistc der- Generalität fortgeführt wird, mit der gesetzlichen Pension zur Disposition gestellt worden. * Der Ausschuß de« deutschen Brauerbnude» hat sich mit 14 gegen eine Stimme sür die Bildung ein« einzigen Unfallversicherung«-Genossen schalt für da« ganze Reich a»Sgebrochen. Die Lortheile einer solchen, die ,u eine Anzahl von Sektionen zu theilen sein würde, bestehen »ach Ansicht de« Ausschusses barm: „daß damit die deukbar leistungSsähiastr Verbindung geschaffen würde, wie sie gerade der Gesetzgeber im Auge gehabt, die vermöge ihrer centralen Geschäftsführung erbeblich billige« verwaltet werden Vnnte al» zahlreich« einzelne, in vetner dirreten Verbindung unter einander stehende verusSgenoflenschaste»; daß dabei durch Verlegung de« Schwerpunkte« der eigenen Verwaltung in die Sectioneu «ine rasche Geschäftsabwickelung gewährleistet und da« Hauptmotiv da« GcietzaebrrS. Selbstverwaltung und persönliche» Eingreifen de« Vrtheiligte», in vollem Umjange erfüllt »ied; vaß endlich dnrch eine solche Vereinigung sämmtlicher deutscher Brauer in eine einzige Genossenschaft da« Gefühl unserer nationalen Znsammengehvrigkeit von Neue« gestärkt nnd be lebt, direct und mdirect unsere gemeinsamen gewerblichen und sonstigen Interessen aus« Wirksamste unterstützt und unserem Gewerbe und seinen einzelnen Angehörigen etwa drohende Nachtbeile und Gefahren am ehesten, sichersten und besten ab- gewendet werden könne». Der Einwaud, ver gegen die große ReichSgenvssenschast gellend gemacht wurde, daß die Bildung der Sektionen rrspectiv« die Besetzung de» Vorstände- dnrch geeignete Kräfte an« de« Reihen unserer College» in einzelnen Gegenden auf erhebliche Schwierigkeiten stoßen dürste, wurde mit dem Hinweis widerlegt, daß wohl einerseits aus die bewährte Opferwilligkeit und de» guten Willen aller Betheiligten überhaupt bei Durchführung dieses von der Sympathie Aller getragenen Gesetze» zu rechne» sei; daß aber andererseits bei Bildung einer Anzahl einzelner nicht zusammenhängender kleinerer BerusSgenossenschaslen in einzelnen Gegenden die befürchtete Schwierigkeit ganz die gleiche sein würde." Da- Reichsversicherungsamt bat sich, wie die „Fr. Ztg." mittheilen kann, vorausgesetzt, daß die nöthige Anzahl von Beitrittserklärungen erfolgt und daß die Mälzereien eingeschlvffen werden, mit der Bildung einer solchen Genossenschaft einverstanden erklärt. Der Ausschuß hat daraufhin die Mitglieder deS BraucrbundeS aufgcsorkert. ihren Beitritt bi« 1. September anzumelden. * Sicherem Vernehmen nach entbehrt die Nachricht, als beabsichtige die nationalliberate Partei in Naum burg a/S. nicht, einen eigenen Candivaten für die bevor stehende ReichStagSwahl auszustcllen, der Begründung. Viel« mebr rechnet die Partei mit Sicherheit daraus, den früheren NeichSIagö« Abgeordneten, den Rittergutsbesitzer Grafen von Flemming-Crosse», zur Annahme eines Mandat» zu gewinnen und einige seinerseits noch enlgegenstehende Be denken, unter denen die Erinnerung an die damalige KampfcS- weise der Fortschritt-Partei wohl in erster Lime steht, zu beseitigen. * Die Reichstag-« Eandidatur de! Herr» vr. F. Fabrt, welche bekanntlich von den national- liberalen Vereinen zu Elberfeld und Barmen und dem freiconservativen Verein zu Elberfeld bereit» ge nehmigt wurde, ist nunmehr in einer Versammlung auch von dem Barmer freikonservativen Verein einstimmig angenommen worden. * Die ständige und »euerding« wieder mehrsuch au« Sachsen laut gewordene Klage über da» oft so anmaßend«, belästigende und geradezu unverfrorene Auftreten von Zigeunerbanden hat Ausdruck in einer Petitio» er halten, welch« mit der Bitte um Abhilfe dieses UrbclstandeS von der Bauernschaft eine« hannoversche« Dorfe«, Didderse bei Glfhorn, an da« ReichSkanzleramt gerichtet Worden ist nnd die Folgende» enthält: „Da» ungeiktzltche und ^skhrllche Treibe» de« i« deutsche» Reiche «mherstreifeudrn Zigeuuerbuubeu wird ftr den Landmann, besonder« für den aus einzeln liegendem Hofe »ohueude», gerade»« uneriröglich. Da erscheinen plötzlich große Baude», SO ja. bi« SM KSpfe stark, errichten Lager ans öffentlichen Wegen, zünden große Lagerfeuer an, stehle« Feldfrüchte, hüten bei Nacht mit ihre» Pferden Wiesen über und belästigen durch da« unverschämte Vetteln, verbunden mit Diebstahl, die Bewohner in ihren Wohmmgen. Befindet sich die HanSfrau wegen der eiligen Erutearbmea vielleicht allein im Bauernhause, so werden die bettelnden Zigeuner höustg terroriflrend und brntal und find schnell verschwunden, wenn der hart arbeitende Bauer »ach Hause zurückkehrt. Diese Zu- stönde erheischen dringende Abhilse! Es darf nicht gednldet werden, daß daS bettelnde und stebleade faule Zigeunergestndel dem fleißigen deutschen Ackerbauer da» Leben sauer macht und ihn ausbentrtl So wie andere freie Böller dem nachtheillgen Treiben eiudrinaeuder auSlündischer Völkerschaften durch Gesetze einen Riegel vorschobeu—- z. B. die Bereinigten Staaten von Nordamerika gegenüber der Ehineseneinwanderrnlg —, gleicherweise könnte auch ein ein fache« einparagraphigeS Gesetz — „Zigeunern ist aller Gewerbebetrieb im Umherziehen, sowie bandeaweiseS Umherireiben innerhalb de« deutschen Reiche« bei Sesüngnißstrase bi» zu drei Monate» «tter- sagt" — nachhaltig« Abhilfe schaffen." » * « * Die fortgesetzte Verunreinigung der Schelde durch di« Abgänge der französischen Fabriken hat dem belgischen Minister de» Auswärtigen, Moreau, Anlaß zu einer neuen Reklamation bei der französischen Regierung gegeben. Sollte dieselbe erfolglos blerben. will die Regierung an der belgischen Grenze einen diesen Ucbelstand beseitigenden Damm errichten. * Die Genfer „Tribüne" meldet ein« Verletzung der savohischen Neutralität durch französische In fanterie, welch« hinter dem Saltzve hindurch nach Murraz und Crnseille« «arschirte, um dort Schießübungen abzuhalten. Zu gleicher Zeit macht da» genannte Blatt aufmerksam aus die BesestigungSwerke. welche von französischen Genietruppen in Savoyen gea«, Italien ausgesülirt werden. Man weiß, daß da» Fort Lesseiüon die einzige Militairstation ist. welche Modane am AuSgaug -de« Mont-CeniS-TunnelS beschützt; dann ist zudem da» Fort noch weit von der genannten Stakt entfernt, die doch für einen Kriegsfall mit Italien sehr wichtig ist. Der französische Kriegsminister, der kcn Stand ter Tinge ungenügend fand, erläßt nächsten» bestimm«? Befehle zur Her stellung von Befestigung-Werken ring» um Movane, um sich einen festen BertheibigungSpunct zu sichern. DaS Blatt fügt noch hinzu, daß man sich schon seit längerer Zeit mit kein Gedanken trage, ChambSry, wenn nicht zu einer Festung zu machen, dock mit BesestigungSwerke» zu versehen, die gegen die italienische Grenz« vorgeschoben würden. * Die Eröffnung der Feindseligkeiten zwischen Fraukreich und China hat am 23. Nachmittag» von französischer Seite begonnen. Admiral Conrbet führte den schon vorher angeküntigten Streich gegen daS Arsenal von Foutschou; ein mehrstündige» Bcmbarvement vernichtete die BcrtheidigungSmittel de» Platzes, auch da» bei Foutschou ge ankert« chinesische Flottenmaterial siel den Angreifern in die Hände, doch respcctirlen die französischen Geschosse bas euro päische Viertel der Stadt. AIS weitere» OperalionSobject der französischen Flotte kommt Kclnng, überhaupt die Insel Formosa in Betracht, während and-rerseit» verlautet, daß China eine Diversion gegen die in Tonkin stehenden frau» rösischen Streilkräste Pläne. Die öffentlich« Meinung Eng lands folgt den oftanatischen Ereignissen mit gespannter Auf merksamkeit. Da der englische Handelsverkehr mit China ein ganz ungemein entwickelter ist, ko reicht der bloße Gedanke a« die Möglichkeit einer Störung desselben durch kriegerische Actione» hin. die englische HandeiSwelt zu Ungunsten der Franzosen ein- junebmen, ohne daß man sich jenseits de» Canal» bei Erörterung der Rechtsfrage aashielte. Frankreich» Initiativ« bat störend in da» ostasiatische HaadelSidyll eingegriffen — dieser Umstand veranlaßt die englische Presse, den französisch- chinesischen Conssict in einer Weise za besprechen, wclch« von den Pariser Blättern der verschiedensten politischen Rich tungen sehr empfindlich bemerkt wird. Man stellt vergleiche zwischen den Auslassungen der englischen und deutschen Publicistik an, die zu Ungunsten der elfteren au-sallen. Einzelne
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