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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.08.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-08-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188408288
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840828
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840828
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-08
- Tag1884-08-28
- Monat1884-08
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.08.1884
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Erscheint täglich . früh S'/,Uhr. Led«1i>» »at LrPktitio« Johau»e«gastr 33. IPrrchK»»trn -er Lkdürtisa: Vormittag« 10—IS Uhr. Nachmittag» 5—6 Uhr. M»«>«r der für dl« nächflsalgrutze Ki»««r tzesttmmten Inserate «» Wl«cheuta,e« dt« 3 Uhr Nachmittag«, a» Bann-nutz Aefttage« früh hi«'/,» Uhr. 2> de» Filiale» fiir Ius.-Tlanahme: Vtt« Klemm. UntversilLlSstraße >1, raut« Lösche, Katharinenstraß« 18, p. nur hi» '/,» Uhr. ^S24I. UchMcr.TagMM Anzeiger. Lrgan für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Donnerstag den 28. August 1884. Auslage LS,«V0. LdaaueniektaPreia oiertelj. 4'/,. incl. Briagrrloha 5 Mk„ durch die Post bezog«» 6 VN. Jede einzelne Nummer SO Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilage« (in Tageblatt-Format gesalzt) «h«e Poftbesördening M ML. Mit Postbrsörderung 48 VN. Inserate Saespaltrne Petitzeile 30 Pf. Größere Schriften laut unserem Prei«- verzrichniß. Tabellarischer u. Ziffernlatz nach höherm Tarif. Leclamen unter de« Nrdartion,strich die Spaltzeile 50 Pf. Inserate sind stet» an die Kxprhttia« zu seudeu. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pruenumeranäo oder durch Post- uachaahme. 78. Jahrgang. Amtlicher Theil. »rlmliltmchmr. Da« auf der Kreuzung ver Slritzeuhaiuer Kheruffe» und der rhr«atige« Bayerische«» Verbindung»-«,-« m Reubniüer Flur gelegene mit Nr. 146. Ablb. 6 de« Brand- Kataster« vezeichnete ehemalige Bahutuärlerhau« der alteu BerbwdunflSbahn soll Dtr»«te»g, den S September er. vormittag» 11 Ubr auf dem Ralhhause, 1. Etage, Zimmer Nr. 18 auf den Abbruch versteigert werden. Die Versteigern» gSbebingungen können bei unserer Tiefbau- Verwaltung, Rathhcm», 2. Etage, Zimmer Nr. 14 tingesehen, resp. von da gegen Erlegung der Copialini bezogen werden. Leipzig, den 28. Äuli 1884. Der Rath -er Stadt Leipzig. l)r. Georgi. CichoriuS. vkkLNlllMlhUllS. Die RiugstraHe lang« de» AleischerplatzeS wird wegen Einlegung von Pferdebahngleisen aus die Tauer der Lrkeiten für allen unbefugten Fährverkehr gesperrt und letzterer für diese Zeit aus die entlang der Hauser am Fleischerplatze hinführende Fahrstraße verwiesen. Leipzig, den 23. August 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. Vr. Trönblin. Kretschmer. Vcklmntmachimk Die Herstellung eine« Zusuhrivege« nach der im Rosen- thale südlich de» Fußwegs, welcher von der Waldstraßenbrücke nach dem Elsterstege beim neuen Schützenhause führt, ge legenen Elsterlache soll an einen Unternehmer in Accord ver dungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwallung, NathhauS. II. Etage, Zimmer Nr. l4. au» und können daselbst eingesehen resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: ^Zusuhrweg zu einer Elsterlache" versehen ebendaselbst und zwar bi» zum 6. September diese» Jahre», Nachmittag» 5 Uhr einzureichen. Leipzig, am 26. August >884. De« Rath« der Stadt Leipzig Strasteabau-Depatattoa. Erstatteter Anzeige zufolge ist da» für die Köchin Auguste Beilikc auö DieterSdorf a/H. unter Ne. 23 am 13. Juli 188l von dem Unterzeichneten Polizeiamte ausgestellte Dienstbuch tm April diese» JabreS abbanden gekommen. Wir bitten, das Buch im Auffindungsfalle an un» abzugeben. Leipzig, den 24. August 1884. Ta» Polizei-Amt der Stadt Leipzig. I. V. Junck, Pol.-Rath.S. Sedan-Feier. Die hiesigen Handelsfirmen und Bcwerbtreibendea werden er sucht. durch Schließung ibrer GeschästSloeal« am 2. September d. I. zur Feier des Nationalsesttage« beizutrageu. Leipzig, de» 27. August 1884. Die Handeiskammer. Kt« Gcwerbetammer. vr. WachSmuth, Bors. D. M. Ordler, vors. vr. Geuse!, Serr. Herzog, Secr. Dolz-Auction. Im Aniderfitätswalde bei Liebertwolkwitz solle» Mittwoch, den S. September diese« Jahres. von Vormittag 9 Uhr an 7 Raummeter eichene Nutzscheite. 94 » eichene und buchene Breuuscheite, 8 : k!L'-i 18 - eichene Brocken, 58.8 Vellenhundert eichenes und buchene» Beißig >md 3.8 . kiejerue» dergleichen aegeu Erlegung der geordneten Anzahlung und unter den sonst be- kanot zu machenden Bedingungen meistbietend versteigert werde«. Versammlung: anf dem Katzlschlage a« drrttea Wege. Leipzig, am 20. August 1884. UniderfttttS-Nentamt. Gra f. Die Steinmetzarbeiieu zum Bau einer neuen Schule allhier sind nunmehr vergebe». Zwenkau» am 26. August 1884. Der Schuluarftau». Ahoert, Bürgermeister. Nichtamtlicher Theil. Die deutsche Flagge in Lüdwestaftika. Die deutsche Colonialbewegung ist seit Anfang vorigen Monat- in ein neues Stadium getreten, es handelt sich heute nicht mehr lediglich um den Schutz deutscher Reichsangehöriger in fremden Ländern, sondern um die direkte Besitzergreifung überseeischer Gebiete für da» deutsche Reich. Diese Wendung haben di« Dinar in Westasrika erst genommen, nachdem sich herausgestellt hat, daß die Engländer deutschen Privat- befitz nicht respectiren und daß e» schärferer Mittel bedarf, um ihnen größere Zurückhaltung für ihre Begehrlichkeit zur Pflicht zu machen, wo deutsche Thatkrast und deutscher Fleiß such bereit» Rechte erworben baben. Ter Fall von Angra quena, weit entfernt, den Engländern zur Lehre und »l« '»"zeig für die Zukunft zu dienen, hat sie nur in ihrer nmastung bestärkt, daß gan, Südwestasrika mit Fug und Recht ihnen gehört und daß jeder Angehörige eine« anderen Staate» und einer anderen Nation al» der euglischen au diesem Gebiete, der sich dort dauernd sestsehen will, al» Eiodringling zu behandeln ist und hinausgedrängt werden wuh. Ob Eapitain Firminger aus eigene Faust oder ans höheren Besebl handelte, al« er die Eingeborenen gegen d« deutschen Factoreibesitzer in Bageida aushehle, kommt dabei nicht in Betracht, die Thatsache. daß ein englischer >G«eofsicier im Ginne feiner Regierung zu bandeln glaubte, er Leben und Eigenthum deutscher Ncicksangehöriger in hr brachte, um de» englischen Colonialbesitz gewaltsam zu ter», genügt, um da« energische Vorgehen de» General- consul Nachtigal zu rechtfertigen und al» da» geeignete Mittel erscheinen zu lassen, um englische Anmaßung in ihre Schranken zu weisen. England hat die Höflichkeit, welche in der deutschen Anfrage lag, ob England Rechte aus Angra Peguena zu haben glaube, mißverstanden^ die englische Re gierung erblickte darin nur einen Mangel an Sicherheit aus Seite» Deutschland» bei Geltendmachung eine» dem Erwerber de- Gebiete» unzweifelhaft zustchenden Recht», England» Colonialminister wurde dadurch zur Aufstellung de» un erhörten Grundsätze» bewogen, daß schon die Nähe einer englischen Besitzung in Asien oder Afrika genüge, um England» au»schließliche- Recht auf die nähere und ent ferntere Nachbarschaft darzuthun. Derby'» Worte im Parlamente sind auf fruchtbaren Boden gefallen, man hat sie im Caplaiibe al» Aufforderung betrachtet, jede weitere Au-breitung deutschen Besitzes in Südwestafrika durch summarische Besitzergreifung des ganzen un geheuren Gebiete» für England zu beantworlen, und in Australien baben sich die englischen Coloniüen gleichfalls ver einigt, um Neu-Gui»ea al- Eigentbum England» in Anspruch zu nehmen. Diese Form von Colonialpolitik hat nun freilich den Eindruck auf die deutsche Reichsregierung, den sich die Engländer davon versprochen zu haben scheinen, gänzlich ver fehlt und nur zur Folge gehabt, daß man auf deutscher Seite in Zukunft weniger höflich, aber desto energischer zu Werke gehl bei Ausrechlhaltung wohlerworbener Rechte. Bei Sicherstellung de» Tognogebiete», welche» zwischen der englischen Ostgrenze und Liltle Popo liegt, also da, wo Capitain Firminger die deutschen Ansiedelungen der Wuth der Neger prei-zugeben gedachte, hat Dcnlschland nicht wieder den Fehler begangen, England durch eine for melle Anfrage eine übel angebrachte Höflichkeit zu erweise», sondern der Generalconsul Nachtigal hat einfach die deutsche Flagge ausgehißt und einen deutschen Consul in Lome eingesetzt. Nachdem dies geschehen, ist der englische Posten in Ouittah davon verständigt worden, und da» genügte vollkomme», um die englische Begehrlichkeit aus deulschc» Eigeiitbum in ihre Schranken zu weisen. Die Aushissung der tculscheu Flagge bedeutet eine symbolische Besitzergreifung kcS Gebiete», aus welchem dieser Act vorgenommen worben ist. Dieser Acl war nöthig, um die englische Besitzergreifung zu verhindern, welche ohne Rücksicht aus den deutschen Privat besitz in Lome und Umgegend beabsichtigt war. Die deutsche RcichSregieruiig. al« deren Vertreter der Generalconsul Nachtigal in diesem Falle gehandelt hat, ist damit einen Schrill Weiler gegangen, als die Erklärungen de» Fürsten Bismarck in der ReichstagSsitzung vom 26. Juni anzudcutcn schienen, da» ist aber erst geschehen, al» vie englische Colonial politik dazu nöthigte. Ursprünglich war nur der Schutz deutscher Reichsangcüvriger in ihrem wohlerworbenen Rechte beabsichtigt, wenn dieser Schutz aber durch englische Gewalt- tbale» »nwirlsam gemacht wird, so kann dem nur dadurch mit Erfolg vorgebeugt werden, daß da» deutsche Reich dem deutschen Privatbesitz die staatliche Sanclion verleiht und da» ist durch die Aushissung der deulschen Flagge geschehen. WaS im Juli im Tognogebiete durch den Generalconsul Nachtigal geschehen ist, bat am 7. August Corvetten-Capitain Schering als Eonimanbant der Corvetle „Leipzig" m Angra Pequena gleichfalls vollzogen, er hak dieses Gebiet formell und feierlich unter deulschen Schutz gestellt, waS natürlich auch nur durch Aushissung der deutschen Flagge geschehen konnte. Der große Unterschied zwischen Dem, waS England beabsich tigte'und waö Deutschland gethan hat. besteht darin, daß England seine Flagge aus einem Gebiete ausziehen wollte, wo eS nicht» zu suchen batte, weil bereit- Deutsche sich dort niedergelassen und aus Grund von Verträgen Besitz erworben hatten. Es sind daS sehr seine Unterscheidungen, welche Deutschland durch festes und energisches Auftreten von vorn herein abschneidcn mußte. Natürlich ist eine Privaterwerbung nicht hinreichend, um die Staatsangehörigkeit dcS betreffenden Gebietes dadurch sestzustellen; England hätte nicht gehindert werden können, Angra Pequena für englische- Staat-eigen- thum zu erklären, obwohl die Firma Lüberitz da» Land recht mäßig erworben hatte, e» war deshalb eine Willenserklärung der deutschen Regierung nöthig, welche da» Land ausdrücklich unter deutschen Schutz stellte, da» heißt für deutsche» Gebiet erklärte, um jeden Schritt England» nach dieser Richtung unmöglich zu mache». Der Slandpunct, internationaler Höflichkeit bei Geltend machung wohlerworbener Rechte deutscher Staatsangehöriger Rechnung zu tragen, ist nach den mit Angra Pequena ge machten Erfahrungen von Deutschland ausgegeben worden, die deutsche Negierung hat die Praxi», welche ihr von Eng land ausgedrungen worben ist, zu der ihrigen gemacht und vcrsäbrt jetzt streng formell, um England jeden Vorwand zur Schaffung von Streitfällen zu nehmen. Es bestehen in Westasrika noch mancherlei Anknüpfungen für deulsche Colonial» Interessen, und eine» der werthvollsten Besttzthümer, welche» Deutschland i» Westafrika erworben hat. ist Kamerun. Seit langer Zeit bestanden dort deutsche HandelSiiiederlassungen. und eS ist nur eine ganz natürliche Folge de» an diesem Orte bestehenden deutschen Einflusses, daß die umwohnenden Häuptlinge sich zum Schutze gegen englische Vergewaltigung an die deutsche Reichsregierung gewendet haben, damit sie Kamerun mit dem deutschen Reiche vereinigen möge. Diesem Ansuchen ist dir Reichsregierung nachgekommen und bat damit den ersten Sckritt zur Begründung einer deutschen Colonie im «igenllichen Sinne getban. Auch in diesem Falle ist nicht Länder raub di« Triebfeder der Bereinigung de» angebotenen Gebiet» mit dem deutschen Reiche, die vollzogene Thatsache, wie englische Prari» seit unvordenklicher Zeit in Colonialsragrn sich zu be- thäligen pflegt, sondern die Vereinigung ist nur eine Schutz maßregel gegen englische Raublucht. Hätte England von Kamerun Besitz ergriffe», so würden dadurch Deutsche, welche den Platz zu Dem gemacht haben, was er heute ist, unter englische Botmäßigkeil gekommen sein, statt besten bat die deutsche ReichSregierung der englischen Anmaßung ein für alle Mal einen Riegel vorgeschoben und in Kamerun die deutsche Flagge aufgehißt. E- soll damit keine-weg» die Be stätigung ausgesprochen sein, daß England in seinem Rechte aeivesen wäre, wenn eS seinerseits die gleiche symbolische Handlung vorgcnoiiimen hätte, sondern Deutschland hat damit nur nach den, Grundsatz gebandelt: „Mil den Wölfen muß man beulen". Die Engländer Kisten ihre Flagge auf. wo r» ibnen die Rücksicht aus ihre» Vorlbeil für angezeigl erscheinen läßt, ohne dabei die Interessen ter Eigenthümer de» Lante ch Rechnung zu ziehen; wir nehmen für un» nur in Anspruch, was un» gehört und wa» wir ans rechtmäßige Weise erworben haben. Ta» ist der Unterschied zwischen deutscher und «glischer Cotonialpolitik. Leipzig, 88. Asgust 1884. * Im Wahlkreis« Dui»burg haben sich die Con. servativea entschlossen, für den uatioualliberalen Candidate» vr. Hammacher eiazutreteu. um den Sieg der Ultramontanen zu verhindern. Dre „Norddeutsche Allge meine Zeitung" stimmt diesem Vorgehen bei und bemerkt, e» sei damit aller Voraussicht nach gesichert, daß ein Mann zewählt werde, der, natürlich mit Vorbehalt, bereit sei, die in, großen Rahmen vorgezeichnete Politik der verbündeten Regierungen zu unterstützen. ES sei gar kein Grund abzu sehen, wcShalb ein Gleiches bei beiderseitigem guten Willen nicht »och in sehr vielen anderen Wahlkreisen gelingen sollte. Dazu wird unserer Meinung nach allerdings nöthig sein, daß die Conservaliven sich von dem Einflüsse der durch .Kreuzzeitung" und .Neichsbote" gekennzeichneten Rich tungen mit Entschiedenheit befreien. Die rheinischen Eoiiservativen haben stet» für vie Gefährlichkeit de» Ultramontani-mn» eine feinere Empfindung bewiese«, al» die Führer de» ostländiscken Ccnservati-mu». Gerade der Aerger der .Kreuzzeitung" über die Duisburger Verständigung beweist am besten, daß gewisse coiiservative Kreise von ihrer rückschrittlichen Hinneigung zum Papstthum nicht mehr zu bcilrn sind. Während die bevorstehende Gesetzgebung-Periode sich mit den wichtigsten Ausgaben staaterhaltender und staat- erweilernder Politik zu beschästigen haben wird — auf dem militainschen, sociale», colonialpotitischen Gebiete re. — und säst in allen Puncten dabei aus ein entschieden gegnerische» Verhalten de» Centrum» zu rechnen ist, steht die .Sreuzzeitung" nicht» weiter, al» die mit dem Centrum gemeinsame» zünst- lerischen Ideale. Alle» Andere einfach ignorirend, klammert sie sich an da» Bi-chen Antrag Ackermann, um ihrem Wenig würdigen und — im tatsächlichen Endresultate wenigsten« — keincsweg» patriotischen Herandräogen an« Centrum einen Anschein von sachlicher Berechtigung zu geben. Wenn die „Nordd. Allg. Ztg." weiter sagt: „Man werde sich bei de» bezüglichen Erwägungen nur zu vergegenwärtigen haben, daß e» gelte, den oder die schlimmsten Gegner durch der- artige Coalitionen unschädlich zu machen, mögen al« solche nun im Einzelfalle Socialdemokraten, Lolktparteiler. Deutsch- sreistnnler. Ultramontane oder Andere betrachtet werden", so möcbteo wir zu diesen „schlimmsten" auch Diejenige» rechuen, welch«, wie die ..Kreuzzeitung", unter conservativem Ramen lediglich den Ultrarnontaaen m die Hände arbeite». Der Artikel der .Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" ist von so großer Wichtigkeit, daß wir denselben dem Wortlaute nach hier folgen kästen: Die Wahlvorbereitungen beginnen von dem theoretischen Bebiete der PreßdiScussioir auf da« praktische der Eaudtdatenans- stellong überzugehen. Je eifriger non längere Zeit über di« vünd« nihmöglichkeit und die Bündmbsähigkeit der Parteien theoretisch ge stritten worden ist, desto mehr scheint praktisch bei der Londidaten- auSwahl sich da« in weitesten Kreisen gefühlte Bedürsniß geltend zu machen, au« den diesmaligen Wahlen einen zu positiver Arbeit geeigneten ReichStaghervorgehen zu sehr». Wo in einem Wahlkreiie feste, konstante Majoritäten bestehe», wo nur zwei Parteien ernsthaft «m den Sitz concurrrren, dort ist naturgemäß die Nominirung der Landitaten ein sehr einfache« Ding, da eben jede der Parteien nur aus sich Rücksicht zu nehmen hat. In wie wenigen Wahlkreisen liege» aber so einsach« Verhältnisse vor. und in wie vielen ist die ganze Nowenclatur der parlamen tarischen Parteien und ibrer Schattirungen dertretcn? Je eompltcirter diese Miichung-verhSltriiste sind, desto schwieriger gestaltet sich für diejenigen Parteien, welche die Extreme bekämpfen »ad dadurch einen zu ruhiger Fortentwickelung der Dinge entschlossenen Reichstag schaffen wollen, die Ausgabe der Landidotenansstellung. Aber gerade diese Lomplicirung der Verhältnisse zeigt, wo sie nur zu Tage tritt, wie unmöglich e< ist, vom grünen Tisch« der Partri-Lentral. wahlcomitSS aus die Auswahl de« au«ficht«»ollsten Landidate» zu leiten. Schon früher nmrde an dieser Stelle betont, wie «üuschruSwetth zur Erreichung de- obe» angedeuteten Ziele- et sei, daß die ge- mößigten Elemente von vornherein sich in den einzelnen Wahlkreisen verständigten, zugleich aber auch, wie diese Verständigung eben nur von Kall zu Fall und für de» einzelnen Vahlkrei« werd« erzielt werden können. Die Versuche, allgemein giltige wahlcartell« i» dieser oder jener Richtung von Partei zu Partei schließen zu wollen, sind demgemäß verdientermaßen gescheitert, und so eifrig auch die verschiedenen Parteiorgane Möglichkeit resp. Unmöglichkeit solcher generellen Tar- telle erörtert haben, so zeigt sich doch ie länger je mehr, wie wenig man draußen in den Wahlkreisen geneigt ist. den Wahlausgang von der wett an«strhende» Lösung solcher Doetorfragen abhängig zu mache». Typisch gewistermaßen für diele Lage der Dinge skd die Vorgänge im Wahlkreise Duiöburg. Dn« Mandat war dort in notioaolliberale» Händen, denen e< 1881 in erster Linie ultrnmvutanerseitS streitig gemocht wurde; außerdem coucurrirten die Deulschconservaliven mit beirächilichcr und die Fortschrittspartei mit geringerer Stimmenzahl. Letztere meinte »un, jetzt, nach der Fusion, sür einen „freisinnigen" Lanbidaten mehr Boden zn finden und m den Ldancrn der Stichwahl so »der so, entweder in dem eigenen oder in dem vltramontanen Landidate» einen Oppositionellen in den Reichstag bringen zu können. Diesem Plänchen ist »»« aus die sehr einiache Weile et» vorzeitige- Ende bereitet, daß »ach unwidersprochen gebliebenen ZeirungSmeldungen der Führer der dortigen Deutsch- konservativen, Freiherr v. Plettenberg, den Führer der National- liberalen aufsuchte »ud ihm di« bindend« Erklärung abgob, seine Porter »erd« die nationalliberole unterstützen, fall« dies« eine bestimmte Person — den jetzigen Mandatsiuhaoer, vr. Hammocher — ausstellte. Letztere« ist inzwischen -escheheu und damit nach den au« früheren Wahlen bekannten Stärkeverhältnistrn aller Borau-sicht »ach gesichert, daß dort ein Mann gewählt werde, der, natürlich mit Vorbehalt — wo gäbe e« nicht solchen bei deutschen Parlament»- polittker» — bereit ist, die lm großen Rahmen vorgezeichnete Politik der verbündeten Regierungen zu unterstützen. Aehnlich haben sich die Dinge in anderen Wahlkreisen entwickelt oder sind doch zu ähn lichen Ergebnissen gelangt, und e« ist gar kein Grund obzuseheo, weshalb ein Gleiche« de, beiderseitigem guten Wille, nicht noch in sehr Vielem gelingen sollte. Man wird sich bei diesbezüglich anzustcllcuden Erwägungen nur zu vergegeiiwärliqeu habe», daß e« gilt, de» oder die schlimmsten Gegner durch derartige Lonlilionen unschädlich zu machen, mögen al< solche nun im Einzelsalle Socialdemokraten, VolkSparteiler, Deutlchfreisinnler, Ultramontone oder Ander« betrachtet werden. Denkt man an diele» Zweck in erster Linie, so kann e» auch kaum ichwer lallen, im Einzelsalle zu entscheiden, ob sür de» betrrsfrnden Wahlkreis eine konservative oder eine gemäßigt liberale Landidatnr die ouSsichiSvollüe lei. Die Parteiorgane aber und die Preßorgane, welche Im Großen und Ganzen einem solchen Procedere günstig geftimmi sind, werden gut tdn». sich der Eingriffe ln die Enlichließungen der Wahlkreis« nach Möglichkeit zu enthalten. Wenn man sich au diese» Stelle» vergegenwärtigt, daß eigentlich nur bei zwei Parteien, bei den llltramoutaneu »>d de» Socialdemokraten, die Besonderheiten ihrer innerliche» Lonftructtou einem absoluten Willen die volle Möglich- kett, ja Wahrscheinlichkeit seiner Befolgung bieten, während selbst die Antokratie Hcrru Eugen Richter'« im ueusreisinnigen Lager nicht überall vorbehaltlos gut, so wird man leicht erkennen, daß bei der Berschiedeaartigkeil der Verhältnisse und der „schlimmsten" Gegncr- schasten e« rin Ding der Unmöglichkeit ist, den Laus dieser Dinge im sogenannten großen Stile leiten zu wollen. Verjährt man in solcher Weise, so steht übrigen» gar nicht« im Wege, daß dort, wo die genannten Parteien nicht gegen „schlimmste" Gegner zusammenzustehen haben, sie selbst sich mit eigenen Land!- baten bekämpsea; sie behalten gerade bei solchem Borgehen für ihre parlamentarischen Parteien volle Selbstständigkeit und Integrität; keine« von beide« wäre dadurch berührt, daß man gleich bei der ersten Auswahl von Landidaten die Ausschließung des jeweilig „schlimmsten" Gegner« für Wahl und Stichwahlen ins Auge saßt, und man sollte meinen, e« läge im Interesse einer stetig sorr- chreitendea Entwickelung unserer politischen Verhältnisse, daß aus diese» Panct besondere« Gewicht gelegt werde. * Zur Geschichte de» deutschen Handel» im Kamerun-Gebiet wird der .Hamburger Börsenhalle" von den Herren C Woermann und Jantzen L Thormählen in Hamburg Folgende» mitgethrilt: Nachdem die Firma L. Woermau« in Hamburg bereit» seit dem Jahre 1852 iu Liberia und seit dem Jahre I86L in der fraa- iöfischen Lolonie Gabun, sowie in dem benachbarten Eloby und Katanga Handelsniederlassungen errichtet hatte, wurde im Jahre 1868 von seiten dieser Firma eine HaudelSstatioa im Kamernn« Gebiet dauernd geschaffen, und zwar unter Leitung de» Herr» ohs. Thormählen, de- jetzigen Mitinhaber« der Firma antzen ät Thormählen in Hamburg. Znr damaligen Zeit besand sich der gelammte Handel mit de» Sumerunleuten lediglich in de» Hände« englischer Kanslent«, doch gelang eS trotz der achtfachen englischen Loucnrreuz, dnrch Autdauer daselbst sesten Fuß zu faste« und sich mit de» Jahre» eine Achtung gebietende Stellung and eine» nicht unbedeutende» Einfluß bei den Eingeborenen zu erringen. Herr Thormählen leitete sür die Firma L. Woermau» diese« Unteraehmen in Kamerun di« zn« Sommer 1874. gm April destelben Jahre« richtete er infolge de« gänzlichen Fehlen« irgeud welchen Schutze« der deutsche» Interessen da« nachfolgende Gesuch a» da« Auswärtig« Amt zu Berlin: Westküste Afrika«. Kamerun, de» 22. April 1874. Dem Kaiserlichen Aurwärtlgea Amt beehre ich mich gau» gehorsamft rücksichtlich einer, »ie mir mttaetheilt morde» ist» in Aussicht genommenen Errichtung eine« deutschen Lousnlat« für die Küste von Guinea, zwischen vouuy uud Kamerun, einschließlich Fernand« Po, nachstehende« Gesuch vorzulegen. ES würde in der Thal für die Interessen de« erst seit riuer kurze» Reihe van Jahren hterart« eröffneteu deutschen Handel» va» der wesentlichste» und wichtiaste» Bedeutung sei», wen» e« möglich wäre, mit den eingeborenen Häuptlinge» bestimmte HaudelSvrrträgc abzuschlirße», wa« natürlich nur durch die Vermittlung der deutschen Regierung, eventuell durch dir Erneauuug eine« van derselben be glaubigten Vertreter«, zu ermögliche« sein würde. Bi« vor wenigen Jahren befanden sich mit Ausnahme van Fernando Po sämmtlich« an dem erwähnte» Küstengebiet befindliche Handelsplätze fast ausschließlich in den Händen englischer Kausleute und sind in Folge beste» dir Eingeborenen, durch welch« der ganae Haudel »ermittelt wird, bereit« seit langer Zeit daran gewöhnt, m allen denjenigen Füllen» in welche» Streitigkeit«» oder Ausschrei tung«». sei e« von Seiten der Engländer oder Eingeborenen, vor- gekommen sind, die Schlichtung solcher durch de» englischen Loosul. al« Bertreter der englischen Regierung, vermittelt zu sehen und da« Esgenthnm und die Person englischer Unterthanen mit Rücksicht ans die abgeschlossenen Verträge zu respectiren. Wenn auch in vereinzelten Fällen während meine« sechsjährigen Ausenthalt« in Kamerun mir von dem verstorbenen Tonsul fH«. Livingstone E«qu. bereitwilligst Beistand geleistet wnrde, so hängt ein solcher Schutz hinsichtlich der englischen Behörde zu sehr von den jeweilig obwaltenden Verhältnissen ab, al« daß nicht häufig Fälle eintretcn sollten, in denen wir uns gänzlich ohne Schutz diesen größrentheil« rohen und zn GewaltthSIigkeiten sehr geneigten Häupt lingen gegenüber sehen. Einen solchen Fall habe ich leider kürzlich erdulden müssen, wo dem hiesigen Geschäft, dem ich vorstehe, ein so empfindlicher Verlust zogesügt wurde, daß eine Wiederholung ähn licher Newaltthätigkciteu geradezu die Fortführung destelben in Frage stellen müßte. Im Juni de« Jahre« 1871 ergab sich die Rothwendigkelt, da« im hiesigen Flusse liegende deutsche Schiff „Eameroon" eine« der langen Dauer de« hiesigen Ausenthalt« wegen eingetreteneu lecken Zustande« halber an da« User zu bringen, um Schiff und Ladung »u retten. Letzteres wurde indessen durch die Eingeborenen ver- hindert, welch« in außerordentlicher Anzahl gewaltsam da- Schiff in Besitz nahmen »nd die Ladung plünderten. Da- Schiff wurde der- moßeu hierbei zerstört, daß dasselbe gänzlich werthloö sür 10.10 < verlaust werde» mußte, woraus, sowie durch den Verlust der ge raubten Woaren, ein Verlust von 80,000 Banco-Mark (-120,000.4!) erwuchs. ES ist nicht zu bezweifeln, daß die Neger, wenn eS sich um ein englische« Lchiff gehandelt hätte, e« nicht gewagt haben würden, englilche« Eigenthum in solcher gew-iltthätiger Weise zu verletzen, zum Belege dafür ich au» meiaen Lriahrungen nur zwei Fälle ansühren will. Bor ca.2Jahren sprang der im Old Talabar-Flusse liegende Hulk „Mathilda". den MessrS. T-HarrisonädEo., Liverpool, zugehürend, so stark leck, daß er av« User zur Ausbesserung gebracht werde» mußle. ohne daß die dorligen Eingeborenen einen Angriff aus Schiff oder Ladung versucht Kälten. Dar Schiff wurde revarirt und liegt noch jetzt im Fluffe. Ein ganz ähnlicher Hall ereignete sich im März vorigen Fahre« hier in Kamerun selbst, indem der Hulk „Paragon ', Eigen thum der Messt«. LdS. HorSsall St Ton«, Liverpool, beide Anker und Ketten verlor und gleichfalls gänzlich aus den Strand gerieth, ohne daß auch in diesem Falle derartige Gewaltlhätigkeiten sriten« der Eingeborenen gewagt worden wären. ES ist überhaupt »och kein Fall vorgekommen. wo englisches Eigenthum Hierselbst aus ge waltsame Weise angetastet worden wäre, ohne daß ei» vollständiger Schadenersatz seiten- der englische» Regierung erhalten worden Ist. Nachdem ich im Obigen mir erlaubt habe, die schwierige Lage, iu welcher sich Agenten sür deulsche Handelsfirmen befinden, i» Kurzem anzudeuten, beehre mich writerhm über die an hiesiger Küste bestehenden Verhältnisse, insbesondere diejenigen, welche den Umsang und die Bedeutung de« deutschen Handel- betreffen, zu berichten. Fch mnß voranschicken, deß e» sich hierbei nur zunächst um Kamerun selbst und die damit in Berbiudung stehenden Hactoreie» der benach barten Gegend der Küste handeln kann, da bisher an den übrigen Handelsplätzen noch keine deutsche Niederloflongen vorhanden sind und dieselben nur insoweit in Betracht kommen würde», al« sie ge legentlich von deulschen Schiffen, befrachtet von englischen HandlungS- häuiern, besucht werden. Wa« die eingeborene Bevölkerung de« Komerunflnfle« anbetrifft, so belässt sich diese, soweit sie in den Kamerunpläven angesiedelt ist und den Handel mit den Europäern aulschließlich vermittelt. aus eine Anzahl von ongeiähr 20,000 Menschen, welche, so wie die verbältniste augenblicklich liegen, mehr oder weniger unter der Herrschaft von zwei allgemein anerkannten Häuptlingen, King Bell uud King Aqua, befindlich sind. Di« zahlreichen anderen kleinen HLuvlliage stehen zn den beiden genannten tzrrrscheru in einem abhängige» Verhältniß. Hervorzndeven von so'ckicn. die in Betracht kommen könnten rücksichtlich eventuell abzuichließender Verträge, wären nur »och aus King Bell'» Seite Ldarlev Dido und Lock Press, welche beide ziemlich ansehnlich« und volkreiche Ortschaften
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