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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.08.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-08-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188408302
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840830
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840830
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-08
- Tag1884-08-30
- Monat1884-08
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.08.1884
- Autor
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Erscheint täglich früh S'/.UHr. RüarNsn und Lrpeditiou Johannesgaffe 33. Sprechkundru -er Kedartiou: Vormittags 10—IS Uhr. Nachmittag« 5—6 Uhr. »tu»«, «tz.»« ««uNcrisi» »»cht ^ Annatz»« »rr für »t« «ä«itt»l,e»»e Nummer bestimmte, Inserate an Sachenta,«» »i« S Uhr Nachmttta,», an Tann- und -efttanen srnh dis '/,S Uhr. In den Filiale» für Ins.-Tlnnahme: vtt» Ale««, Unlversitälsstraße 81, Lauts Lösche, Katharinenstrabe 18, p. nur bis '/.» Uhr. ttpügtrÄMtlilall Anzeiger. Organ fikr Politik, Localgeschichte, Handels- and Geschäftsverkehr. ^-243. Tomtabend ven 30. August 1884. Auslage L8,ao». Ilbounementapreis oiertelj. 4V, Mk. mcl. Brmgerlohu S ML. durch die Post bezogen 6 ML Jede einzelne Numiner SO Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebührt» für Extrabeilagen (in Tageblatt-Format gesalzt) ahne Postbesörderung M ML Mit Postbesörderung 48 ML Inserate 6gespaltene Petitzeile SO Pf. Größere «christen laut unserem Prrit- verzeichniß. Tabellarischer u. Ziffernsatz nach höher« Taris. Leclamrn unter de» Ledartiansftrich die Spaltzeile 50 Ps. Inserate find stet» an die ErpeVitla» ,n senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pr»eitumerlui<lo oder durch Post- aachuahme. 78. Jahrgang. Jur gefälligen Achtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den SL. August, Vormittags nur bis >2» Uhr geöffnet. LxpviLMo» S«s I^lpAlxer 'r»xvdlLtte8. Amtlicher Theil. Vrkanntmluhung. Am Vorabend d«S dieSzährigcn Sedantage». Montag, den 1. September, in den Abendstunden von 7 »/, Uhr ad vleibt die Straße von Thonberg nach Propstbeita auf dem Tracte von der Wegeabrweigung nach Stötteritz bis an den m der Nähe deS Hochreservoir» von der Straße abzweigenden, nach dem Napoleoustcin und weiter nach Connewitz führende» CommunicationSwra und letzterer selbst wegen deS zu dieser Zeit statlfindenden Auszuges bis nach bewirktem Rückzug für allenAahrverkehr gesperrt; insbesondere dürfen auch Wagen und Reiter während dieser Zeit aus dem bezeichnet» Straßen« tracte und CommunicalionSwegc nicht kalten. Zuwiderhandlungen werden mit Geld bis zu 50 evenluell mit entsprechender Hast bestraft. Zugleich nimmt man Veranlassung. daS Publicum vor dem unbefugten Betreten der in der Nähe deS Napoleons- steinS gelegenen Feidgrundstücke, namentlich der Kartoffel felder, zu warnen, mit dem Bemerken, daß nach ß 368 sud 9 deS Reichsstrafgesetzbuchs eine derartige Uebertretuna mit Geldstrafe bis zu 60 oder mit Haft bis zu 14 Tagen bestraft wird. Im Uebrigen will die königliche AmtShauptmannschast hierbei nicht unterlassen, mit Rücksicht aus den bei der Sedan seier in früheren Jahren durch Abfeuern von Schießgewehren und Abbrennen von Feuerwerkskörpern mehrfach verübten Unfug aus da» Unstatthafte und Strafbare de« letzteren hin zuweisen mit dem Bemerken, daß die OrtSpolizeibehörden bereit» in früheren Jahren angewiesen worden sind, Zuwider handelnde auf Grund S. 360 unter 11. bez. ßtz 367 unter 8 und 368 unter 7 deS RcichSstrafgesetzduche« unnachsichtlich zu bestrafen. Leipzig, am 25 August 1884. Königliche Anet-Hanptneannschaft. I V.: von Löben. W. Da e« Wünschenswerth ist, daß an dem Ratioaalseft- tage Deutschlands. dem 2. September, unserer Stadt eia festliches Gewand gegeben werde, richten wir an die Be wohner unserer Stadl das Ersuchen, an diesem Tage die Gebäude in würdiger Weise mit Flaggenschmuck zu versehe». Leipzig, am 27. August 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröndliu. Wilijch, Ass. Vekanntmachung. Die Entschädigung für die am d. Jahre» allhier am Böttcher-, Gewand-, Goldhahngäßchen, au der Grimmaiscken, Kalharincnstraße, am Kupfergäßchcn, an der Magazingasse. am Markt, Neumarkt, an der Nicolaistraße, am Peterskirckhos, an der Reichs-, Ritterstraße, am Salz«, Schuhmachergaßchen und an der UniversitätSstraße einquartiert gewesenen Truppen vom königlich 8. ostpreuHtscheu Infanterie-Regiment Rr. ölö ist eingegangen und kann in den nächsten Tagen bei unserem Quartier-Amte, Stadthaus, 2- Etage. Zimmer Nr. 107 erhoben werden. Der den Ouarticrzettel Borwrisendc gilt zur Empfang nahme berechtigt. Leipzig, am 26. August 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. L. Bekanntmachung. Bei einer vor Kurzem in verschiedenen Straßen vorge- noniinenen baupolizeiliche» Untersuchung der Erker, Balkon« und sonstigen Vorbauten an Gebäuden bal sich ergeben, daß ein nicht unbeträchtlicher Theil dieser An lagen sich in sehr baufälligem Zustande befand, so daß eine wertere Benutzung derselben erst nach Vornahme gründlicher Reparaturen zulässig erschien. Wir seben un« daher veranlaßt, hiermit zu verordnen, daß sämmtliche Häuser der diesigen Stadt, an welchen sich Erker. Baikone oder sonstige Austritte und Vorbauten befinden, bezüglich der Tragfähigkeit der gedachten Vorbauten einer Revisionen durch geeignete Sachverständige und in Gegenwart eines Beamten unsere» BaupolizeibureauS vor nehme« z» lasse«. Zu diesem Bebnfe ist mindesten» 2 Tage vor Vornahme der Untersuchung aus unseren, Baupolizeiburean die Stunde genau anzuzeigen, zu welcher diese Untersuchung stattsinden soll. Im Unterlassungsfälle wird gegen die Säumigen mit Zwang-Maßregeln vorgegangen werden. Nicht betroffen von dieser vorstehenden Anordnung wer de« diejenigen Grundstücksbesitzer, in deren Grundstücken im Laufe diese» Jahres eine derartige Untersuchung sämmtlicher Vorbauten stattgesunden hat oder die Besitzer derjenigen Grundstücke, welche seit Ablauf de« Jahre» t87S neu erbaut worden sind. Leipzig, den 9. August 1884. Der Rath der Stahl Letpzia. vr. Tröndlin. Cichoriu». Bekanntmachung. Der »»fDteuStag, den 2. September laafende» IahreS, fallende iWocheumarkt wird wegen de» Sedan seste« auj Moutag, den I. September «. »erlegt. Leipzig, den 13. August 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Kretschmer. Bekanntmachung. Von den beiden beim hiesigen Skadlorchester, welche» den Dienst in Kirche. GewandhauScoucerl und Sladttheatcr zu versehen hat, bestehenden Stellen für I. Elartnette soll die eine, mit 2000 ^ JabreSgehalt dotirte Stelle zum 1. Oktober dtefeS IahreS neu besetzt werden. Geeignete Bewerber, welche sich einem Probespiel zu unter ziehen haben und deren Anstellung zunächst aus ein Probejahr erfolgt, wollen ihre Gesuche bi« spätesten» den Iv. September -tefeS Jahre» bei un» einreichen. Leipzig, den 24. August t8S4. Der Rath der Stadt Leipzig vr. Tröndlin. Wilisch, Aff. Bekanntmachung. Wegen Neupflastcrung wird die Colounadenstratze auf der Strecke von der Durchfahrt am Dorolheenplatze bi- zur Alexanderftraße vom Mittwoch, den S September dirseS IahreS an auf die Dauer der Pflasterarbeiten, soweit diese es erforderlich machen, für allen ««befugten Fährverkehr gesperrt. Leipzig, den 28. August 1884. Der Rath der Stadt Leipzig, vr. Tröndlin. Kretschmer. Bekanntmachung. In Folge eines Rohrbruchs muß die Fahrbahn de< RaundörfchenS aufgegrabcn werden, und es wird dasselbe daher aus die Dauer dieser Arbeit für alle» »nbef«gteu Fährverkehr gesperrt. Leipzig, den 27. August 1884. Der Rath -er Stadt Leipzig. retfchr 1-r. Tröndlin« Kretschmer. Das am 8. dieses Monats zur Vermietung ver eiterte, aus dem Fleischerplntz an der Frankfurter ...rucke gelegene. zeitbcr als Polizeiwache benutzte kleine HanS ist dem Höchstbieter zugeschlage» worden und es werken daher »i Gemäßheil der BerskeigerungSbedingungm die uaberückstchtigt gebliebenen Bieter hiermit ihrer Gebote entlassen. Leipzig, an, 25. August 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Krumbiegel. Bekanntmachung. Die Maurer« und Zimmerarbeiten an dem Neubau der 2. Bürgerschule sollen vergeben werden. Die An- schlagSforinulare und Bedingungen sind bei Herrn Hosbau« meisier Brückwald, Nürnberger Straße 44 zu erhalten. Die Gebote sind versiegelt und mit der Aufschrift „2. Bürger schule" bi» 1. September d. I., Nachmittags 5 Uhr aus den« Bauamte, RathhauS II. Etage, Zimmer Nr. 5 abzugeben. Leipzig, den IS. August 1884. Die Baudeputatton de» RathS. äkzzfezhfch Die Einlegung einer stchlrutze, bestehend au« Thonrohren und aus Mauer, in die Leidiger-, Albert- und Wiesenstraße soll an einen Unternehmer in «ccord gegeben werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen in unserem Gemeindeamt«, woselbst auch Blanquet» zu entnehmen sind, zur Einsicht auS. Bezügliche Offerten find ver siegelt «ad mit der Anfschrift: ..Schleuse der Leipziger Straffe" versehen ebendaselbst und zwar bis zum 8. September h. A. Nachmtttap» 8 Udk «iazureichen. Eutritzsch, am 28. August 1884. Der Gemriude-Rattz. Thoma». Hemeindevor-ands - Gesuch. Da» durch freiwilligen Rücktritt deS zeitherigen Inhaber« mit dem 31. Derember d. I. zur Erledigung kommend« Amt de« Gemetndedarttanpe« und Standesbeamten in Stötteritz, mit einem jährlichen Gehalte von zusammen 1500 ist neu zu besetzen. Geeignete, im Berwaltungs'ache erfahrene Bewerber, welche 2000 ^ Tantiou stellen können und bestrebt sind, ihre Zeit und Kraft lediglich der Gemeinde «u widmen, wollen Gesuche unter Ansübruna ihres Lebenslaufes und zeilherige» Wirkungskreise« bis zum 15. September p. A. einreichen. Gemeinde Stötteritz, den 28. August 1884. Der Gemeinberat». Louis Müller, Gemeinde-Borstand. Bekanntmachung. Der unterzeichnet« Sladtrakh hat aus die Eingabe eiuer Anzahl Handelsleute vom 12. diese- MonaiS beschlossen, den Marktsieraateu zur Vornahme der Borbereitungsarbeiten. insoweit sie lediglich aus die Herrichlung der Buden zum Gebrauch und die Herbeischaffung der Waaren gerichtet sind, welche Arbeiten mit Rücksicht aus die beschränkte Dauer de« Markte- als dringliche Arbeiten im Sinne von 8 4 Nr. 7 de« Gesetze« vom 10 September 1870 zu betrachten sind, am Tage vor Beginn deS Markte«, und zwar für die beiden ersteren Märkte des Jahres von 5 Uhr Nachmittags, für den dritten Markt von 3 Uhr Nachmittags ab. beide Mal« evenluell unter Aus- ichlust der Abendgottesdimstzcit Gencbmigung zu ertheilen: e« hat sich aber Derjenige. welcher von dieser Desugniß Gebrauch machen will, vor Beginn der Arbeiten auf der Polizeiwache einen Erlaubniß- ichein, für welchen 10 Pfennige zii zahlen sind, zn lösen. Der Schein ist jederzeit während der Tauer der Arbeitszeit bereit zu halten und aus Ersorder, »es contiolirenden Pol>ze,b«imtea vor- zuzeigen. Wer sich nicht im Besitz« deS Erlaudnißjcheine« befindet, lwt eine Berechtigung zur Bornabme der bezüglichen Arbeite» nicht und wird nach A 366 Rr, 1 deS Reichsstrafgesetzou-tis bestraft werden, Crimmitschau, am 26. August 1884. Der Statztrath. Graf, Stadtr. Mrtn. Ts wird um salartiar Mittbeilung der Ädreffe d^ Handarbeiter« Heinrich Thomas Faschet (Iersieczrk) aus der Provinz Posen zu den Acten 3. 1326,84 ersucht. Naumburg den 27. August 1884. Der Köntgl. erste Staatsanwalt. Lanz. Hzl. Nichtamtlicher Theil. Der franMsch-chinefische Krieg. Ein mörderischer Kamps ist seit dem 23. August an der Osiküste Asien» entbrannt, ein Kamps so ungleich wie nur irgend möglich. Auf der einen Seite ein« kriegerische Nation, welche seit Jahrhunderten aus allen europäischen Schlacht feldern ihre militairische Tüchtigkeit erwiesen hat, ausgerüstet mit einer Flotte, welche e» schon lange der englischen gleich zu thun trachtet und neben dieser unbestritten die zweite Stelle aus dem Weltmeer einnimmt. Aus der anderen Seite ein Volk, welche» erst seit wenigen Jahren angefangen hat, die Bedeutung europäischer Bewaffnung und HeereSorganifation zu erkennen und schwache Anfänge gemacht hat, um ihre veralteten un brauchbaren Waffen mit denen der Gegenwart zu vertauschen. Dabei so ungeübt in der Führung von Schiffen neuester Bauart, daß diese nur unter Beihilfe europäischer Seeleute überhaupt möglich wird. Die Mehrzahl der chinesischen Schiffe sind hölzerne Dschonken, die durch eine wohlgezielte Kugel aus den schweren französischen SchiffSkanonen in Grund gebohrt werden. ES kommt hinzu, daß die Küstenbefestigungen nicht den Anforderungen aufWiderstand-kraft entsprechen und wenn sie auch mit Krupp'schen Kanonen armirl sind, doch leicht von den sran- zösichen Panzerschiffen zerstört werden können. Dementsprechend war denn auch der Beginn deS Kampfe» vor Foutschou für die Chinesen verderblich, nach dreistündiger Beschießung waren ihre Kanonen in den Fort» zum Schweigen gebracht und ihre Flotte bis auf zwei Kanonenboote, denen es zu entkommen gelang, in den Grund gebohrt. Trotz dieses schnellen Erfolges darf nicht außer Acht gelassen werden, daß dennoch ein Kamps staltgesunden hat. bei welchem die Franzosen Tobte und Ver wundete zu beklagen hatten, ein Lootse wurde dicht neben dem Admiral von einer chinesischen Kugel getödtet und ein fran zösisches Torpedoboot wurde durch eine andere wohlgerielte Kugel vernichtet. Der französische Admiral gesteht auch zn. daß er durch chinesische Torpedo« belästigt wurde und der Rückzug aus dem Minganfluß scheint von den Franzosen nur unter schmerzlichen Opfern erkämpft worden zu sem. DaS sind in kurzen Zügen die Haupt»o««nte de» Kampfe» der ersten Tage. Mau wird daran« nur den Eindruck «»halten könne», daß sich die Ehmese» bet all ihrer militairischen Inferiorität zu Wasser und zu Lande tapfer gewehrt und den französischen Gegnern verhältnißmäßig viel zu schaffen gemacht haben. Da» fällt um so mehr in» Gewicht, als die Chinesen über den AuSgang deS Kämpfe rn Anbetracht de- Vorangezangenen und der ganzen Sachlage nicht in Zweifel sein konnten. Nur tövtlicher Haß und die Verzweiflung dienen als Erklärung für den geleisteten hart näckigen Widerstand der Chinesen und diese beiden Kräfte werden vielleicht im Lause deS Kriege- den Franzosen noch verhängnißvoll werden. Man sagt, die Chinesen hätten auf englische Hilfe gehofft. Da« scheint nicht richtig zu sein, die Chinesen wußlen ganz genau, daß sie bei der Bertheidigu»» vou Foulschou auf ihre eigene Widerstandskraft angewiesen seien und dennoch haben sie den Franzosen den Sieg streitig machen wollen, die Chinesen wissen auch, daß sie unter gleichen Bedingungen, vielleicht noch unter ungünstigeren, Kämpfe verschiedenen Puncten der Küste zu bestehen haben an werden, und dennoch sind sie keineswegs entmuthigt, sondern richten ihre Hoffnung» auf die Zukunft. Da» Wa den Franzosen gefährlich werbe» kann und wird, ist nicht der Widerstand au der Küste, sondern der Kamps zu Lande, und dieser ist e». welcher die chinesische Regierung in ihrer feindlichen Haltung gegen Frankreich bestärkt. Da« Ziel China» ist zunächst, die Franzosen wieder au» Tonkill zu ver treiben. Die chinesischen Colonnen siud unterwegs und da» Vorspiel de» in Tonkin bevorstehend» Kampfe« hat bereit» begonnen. Eine Pariser Depesche vom 28. August giebt darüber zwar nur andeutung-weise, aber doch ziemlich ver ständlich Ausschluß: „Nach eingegangenen Nachrichten haben die Garnisonen von Sontay und Hongboa in Verbindung mit mehreren Kanonenbooten gegen Bande» der Schwarzen Flagge, welche mehrere tonkinesische Dörfer plünderten und deren Einwohner tödtcten, verschiedene Operationen unter nommen. Die Band» der Schwarzen Flagge haben bedeu tend« Verluste erlitten und sind in die Berge zurückgeworsen worden. Die Franzosen batten vier Tobte und Verwundete. DaS Delta ist in Sicherheit. Di« Operationen gegm Langson sind der heißen Witterung weg» ausgeschoben. Negrier hat sich aus Phulanggian zurückgezogen und da» Hauptquartier nach Bacninh verlegt." Diese Depesche enthält eine ganz« für die Franzos» keines wegs günstige Geschichte de» Kampfe- der letzten Tage in Tonkin. Danach befindet sich die französische Streitmacht de» angeblich schon vor längerer Zeit eroberten Tonkin aus dem Rückzüge und die sogenannten Schwarzen Flaggen sind die Herren der Lage. DaS ist die Antwort aus die prablerische Ankündigung de» General» Millol. daß er aus die Zurück weisung chinesischer Angriffe aus» Beste vorbereitet sei. Ein geleitet ist die französische Hiobsnachricht durch die Mittheilung, daß die Regierung im Nothfalle über 5700 Mann in Tonkin verfügt. Nun Hab» aber die Franzosen in den letzt» Tagen zugestandenermaßen Verluste im Kampfe gegen die Schwarzstaggen gehabt, und an den Vormarsch »ach Langson ist gar nickt mehr zu denken. Ferner scheint die Verlegun de- Hauptquartier» nach Bacninb darauf hinzudeuten, da, Positionen, welche früher im Besitz der Franzosen waren, geräumt werden mußten. Tie Hitze, welche den Franzosen verderblich ist, begünstigt die Operationen der an da« Klima gewöhnten Chinesen. Von Norden her dring» die chinesischen Truppen au- den Provinzen Mnnan und Kwangsi, welche den Befehl haben, sich mit den bei Langson stehenden 4000 Mann zu vereinig». Tie Truppen im Süden sind unter den Oberbefehl de» General» Tfotsung-Lang gestellt, und dieser wird also voraus sichtlich sein» Vormarsch in der Richtung nach Bacninh d»,nächst beendet haben. E» wäre nicht undrnktar, daß die Franzosen, der Nebermackt weichend, gezwungen würden, Gontah und Bacninh nebst Longhoa wieder aufzugeben und in Paiioi sich siegen die aiistürmend» Ebinesen zu wehren. Dag di« Anamiten da» französisch« Proteclorat respectir» werden, daran ist selbstverständlich gar nicht zu denken, ganz Tonkin und A»am wird sich wie rin Mann gegen die französisch» Eindringlinge erbeb» und setzt werden die Franzos» erst erfahren, wa» e» heißt, einem an Zahl weit überleg»» Feinde in unwirthbar», durch mörderische« Klima für Europäer unzugänglichen Gegenden gegenüberzustehcn. DaS Schicksal, welche- vor einem Jahre dem Hauplmc»,,, Rwiörc bereitet wurde, kann heute die grsammte unter dem Oberbefehl de» General» Millot vereinigte Truppenmockt ereilen. Die Chinesen haben ganz genau gewußt, weshalb sie den Vertrag von Tientsin gebrochen haben, und die Franzos» werden früh genug inne werden, in welche» gefähr liche Abenteuer sie sich eingelaffen Hab». AuS Kanton liegen sehr bedenkliche Nachricht» vor. Der französische Consul und die französischen Kausleute sind an« 23. August, also am Tage de» Bombardement» von Foutschou, au» der Stadt Vertrieben worden und der chinesische Pöbel bat die Kathedrale gestürmt. Dem ist zwar durch chinesische Truppen Einhalt gethan Word», aber eS ist klar, daß die da», wa« in Foutschou geschehen ist, der Bevölkerung mit d» schwärzesten Färb» auSzumale». Es kommt noch ein andere» Moment hinzu, welche» die Erfolge der französischen Flotte an der chinesisch» Küste ab- sckwächt, und daß ist die zugestandene Unmöglichkeit, die zer stört» Festungswerke mit französisch» Besatzungen zu beleg»; Admiral Courbet braucht feine aesammte Mannschaft für die weiteren Operation». Dadurch wird den Chinesm die Mög lichkeit geboten, die erlittenen Schäden auszubessern und dl« Küstenbefestigung» für neue Angriffe widerstandsfähig zu mach». Allmälig werden die Chinesen auch kampfgeübter, sie lernen, worauf sie ihre Aufmerksamkeit zu richten Hab» und werben so nach und nach zu Gegnern, welche die Frau« osen zu größer» Krastanstrengungm nöthig». AuS der Lumme de» seit dem AuSdruch des Kriege» Geschehenen werden die Franzosen bereit» die Ueberzeuguug gewonnen haben, daß eS sich hier nicht um einen Feldzug von einig« Wochen handelt, sondern daß r« Jahre oedürfeu wird, u» über China unter groß» und ganz «nverhältnißmäßig» Opfern dir Oberhand zu gewinn». * Leipzig, 30. August 1884. * In parlamentarisch» Kreisen wird jetzt augmowmrn» daß der Termin für die ReichStagSwahleu in dir' zweite Hälfte Le« Oetrber verlegt werde» »ntz> daß in den »ächfte»Taaen die bezügliche officiell« Bekanntmachung erfolgen werde. Die Gerüchte, welche von einem später» Wahltermin wist» wollten, werden unzutreffend geholt». Es wird gegen ein« spätere An- ng der Wahl schon die Nothwendigseil geltend gemacht, parlamentarische Arbeit spätest»» im November zu- beginn». wenn sich nicht die größt» Unzuträglich-eit» herausstell» soll». * Eine der wichtigsten Aufgaben der nächsten LegiSlaturverird«, wenn sie auch erst gegen der» Ende austritt, wird die »ene Feststellung der Militair- prasenzstarte sem. An der Bewilllguna de« Septennat« vom Jahre 18S0 halt» die später» Secessionisten noch unbedenklich mitgewrrkt; in einer warm» patriotisch» Red« trat der Abg. Rickert ans- Lebhafteste für den Gesetz entwurf ein. Jetzt steht die Aufrechterhaltung de» voll» parlamentarisch» Budgetrecht» auch im Militairwesen im deutschfreisinnigen Programm im Vordergrund, und die Fest stellung der Präfmzstärke aus eine längere Reihe von Jahr» ist nicht mehr zu erwarten, wenn Teulfchfreisinnige. Centrum und vie klein» antinational» Gruppen eine Mehrheit im künftigen Reichstag bilden. E» hanvell sich also darum, ob der feste Bestand unsere» Heere» für eine längere Dauer sichergestellt oder ob er abhängig gemacht werden scll von alljährlich» Bewilligungen, von schwanken den parlamentarischen Mehrheiten. von d» wechselnden Stimmungen und Strömungen, den Zufälligkeiten und Unberechenbarkeit» im Reichstag und dem Einfluß aller mög lichen fremdartigen politisch» Fragen. DaS deulschfreisinnige Programm hat sich über die Frage, aus wie lange man da» Militairbudget scstlegen dürfe, ohne ein Verbrechen am libe ral» Princip zu begehen, nickt mit der wünschenSwerthe» Bestimmtheit ausgesprochen. Consequent ist ohne Zweifel nur die Forderung einer alljährlichen Bewilligung deS Militair- etat», wenn man einmal die strengen budgetrecktlichen Grund sätze auch aus diese» eigenartige Gebiet anwenden will. In den Kundgebungen einzelner deulschfreisinniger Politiker wird aber auch da» ZuqcsISndniß einer aus die Dauer der je weilig» Legislaturperiode sich erstreckenden Bewilligung gemacht. So wird in einem Wahlmanifest deS Abgeordneten Baumbach die Forderung ausgestellt: Feststellung der FriedenSpräsenzstärkc der Armee aus die Dauer der drei jährigen Legislaturperiode. Ob Herr Richter mit dieser Auffassung einverstanden ist, möchte» wir bezweifeln, und auch wir müssen sagen, lieber eine alljährliche, als eine dreijährige Feststellung de« MilitairetatS. Die letztere würde zur Folge baden, da^ fernerhin alle Wahlen sich in erster Linie um die Militairsrag» dreben würden, und die Sicherung unserer Wehrkraft unaufhörlich in der Wahlagitation herumgezerrt zu sehen, würdeunS ncch bedenklicher erscheinen, als wenn alljährlich da» Parlament sich damit zu beschäftigen hat. Wir wünschen die Integrität unserer Armee dem parlamentarischen Partei kampf unb der Wahlagitation möglichst entzogen zu sehen; da» wird aber weder durch eine ein- noch durch eine drei jährige Feststellung erreicht, sondern eS bedarf einer über die Wahlpericd« hinausreichenden Frist. . Die Weltlage ist noch nicht der Art, um gerade die Wehisrage zum Gegenstand vou Kraftproben der Parlamente und Parteien zu mach». * Der nationalliberale Wahlverein in Coburg bat einstimmig beschloss», Herrn vr. Friedrich Weber an» Berlin, den langjährigen Redactenr der „National- liberalen Correspond»;", zum Canvidatrn der gemäßigten Parteien für die nächste ReickSIagSwabl auszustea». Herr vr. Weber witd in nächster Zeit m Coburg sprechen. * Die beiden groß» bvlzernen Dampscorvett» erster Classe .Vineta" und „Hertha" von je lS Geschütz», die zu d» ältest» Schiff» der deutsch» Kriegsflotte gehör», sind jetzt zum AuSrangircn bestimmt worden und sollen dem nächst öffentlich verkauft werdcn, woraus sie wahrscheinlich noch als Handelsschiffe zum Kohlentransport verwendet werden. Verve Schiffe wurden l862 und l863, al» Preußen das ernsthafte Bestreben zeigte, eine tüchtige Kriegsflotte zu gründen, aus der Werste zu Danzig erbant und Hab» seitdem zuerst unter der schwarz-weißen und später unter der schwarz-
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