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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.09.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-09-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188409062
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840906
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840906
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-09
- Tag1884-09-06
- Monat1884-09
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.09.1884
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Erscheint tsglich früh S'/.UHr. Artütti«« »kV LrpktM«il JohanueSgasir 88. A-rrchft»»öe» ter tirtzarti«»: Vormittag- 10—18 Uhr. Nachmittag- ü—6 Uhr. »-»»» »4 de« für dt« »ichfts«l,eutz« örfttmmten Inserate an tagen «iS Z Utzr Nachmittag«. ««» Keftta,rofr»tz »i»Utzr. A» he» Filialen für Jas.-Ännahme: Vtta Ute»«. UatvrrfittUstraße 81, La«t« Lösche, »aiharinenftratze 18,p. >«» tzt« »tz^ aWM und Tageblatt Anzeiger. vrgan für Politik, Lscalgeschichte, Handels- «»Heschiistsmkehr. Auflage LS,S0V. Lbonimurntspreis viertelt. 4'/, Mt. inet. Bringerloh» L ML. durch dir Post bezogen S Mk. Jede einzelne Nummer 80 Pf. Belegmemplar 10 Pf. Gebühren für Sxtrabeilaae« (in Tageblatt-Format gefalzt) »tz«e PostbrsSrderung SS Nit. «tt Postbrsörderuug 48 Ml. Saespaltme Petitzeile ro Pf. Schriften laut unserem Perl»« verzeichn iß. Tabellarischer ». Zissernsatz nach hährrm Tarif. Arclamr» unterem Nedactionostrich die Spaltzeile 50 Pf. Inserate sind stet- an die Vrtzetztltaa zu fendrn. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praemuneranäo oder durch Post- «achnahme. Snserate Sg Größere ckrro. Sounabe»- ven 6. September 1884. 78. Jahrgang. Zllr gefälligen Beachtung. Unsere Expediüon ist morgen Sonntag, den 7. September Vormittags nur bi» 's,» Nbr geöffnet. Lxpsältton »s« l^lpriger 'rLgvdlatt«. Amtlicher Thetl. Ate Nrich«tag«»atzl betreffend. Behuf« Ausstellung der ReichStagSwahIlistrn werden in da« nächste» Lagen in die einzelnen Grundstücke der Stadt d«» uu< Fragebogen gesendet werden, in welche all» die- j«lge« hier wesentlich wohnhaften, wenn auch vorübergehend abwesenden männlichen Person-» mit Vor« und Zunamen nach Stand und Gewerbe einzuzeichnen sind, welche da« 23. Lebensjahr erfüllt haben und Angehörige de« Deutschen Reiche« sind. Di« HauSbefiPer oder deren Stellvertreter haben diese Frage« bogen de» Abmiet Hern, letzter« aber ihren etwaigen Aster- miethern zuzustellen > die Fragebogen sind genau nach der denselben vorgedruckten Anweisung <ni«zufül>en und bei vor» meiduna von 10 Geld» beziehentlich entsprechender Haft straf« längsten« binnen 2 Lagen, vom Tage der Zusendung an gerechnet, von 8—l2 Nhr Vormittag» nnd von 2—« Uhr Nachmittag« entweder t« Aiestge« Meldeamt I. Mb- td»u»»g tEtuMohnerburea«) ReichüstraH« AS/VV »brr t» »e» Meldrstelle» bor P»lt»et»ache» von den HauSeigenthümrra »der deren Stellvertretern persönlich »de, durch Beauftragt«, «rbche »der vir Hatltzbewohner genau« Au«ku»st zu rrtheikea vermögen, abMgebe«. - , Leder Wähler bat sich übrigen« »nr in den Fragebogen de« Hause«, in welchem er wohnt, einzntragen. Leipzig, den 4. September 1884. Der Rat^ der Stadt Leipzig. r. Georgi. N. Bekanntmachung, dir -Rückzahlung der städtische« Nalrthe »»« Jahre 18V8 hetreffead. Unter Bezugnahme auf unsere, die 4'/,'/» städtisch« An leihe vom Jahre 1868 betreffende Bekanntmachung vom 1t. März 18SS (vgl. Nr. 73 de» Leipziger Tagcblatte« und Nr. 82 der Leipziger Zeitung vom Jahre 1889) kündigen Wir hiermit unter Zustimmung der Stadtverordneten nnd mit Genehmigung der Königlichen Ministerien de« Innern und der Finanzen den noch nicht getilgten Betrag dieser Anleihe sür de« S1. December 1884. Die Rückzahlung erfolgt nach dem Rennwerth der Schuld scheine gegen Rückgabe der letzteren, der dazu gehörigen ZinS- leisten und der »och nicht fälligen ZinSscheme bet unserer Stadtcasse (RathhauS, I. Etage. Nr. 3). von demselben Tage ab findet eine weitere Verzinsung de« Hauptstammes nicht «ehr statt. Gleichzeitig stellen wir denjenigen Inhabern von Schuld scheine» der vorstehend gekündigten Anleihe vom Jahre 1888, welch« dieselben gegen Schuldscheine der neuen städtischen 4V» Anleihe von ir Millionen Mark (vgl. Bekanntmachung dom 1L. Mai 1884. Leipziger Zeitung Nr. 1l8 und Leipziger Nachrichten Nr. 138) umzutauschea wünschen, de» entsprechen den Betrag in Appoint« der letzteren bi» zu de« 8». De- eemder d. I. »I pari zur Verfügung. Der Umtausch wird eveufall» bei unserer Stadtcasse be wirkt und kann bereit- früher, und zwar vom 1. September d. I. au erfolgen. In diesem Falle haben die Inhaber der «mzutauscheoden 1888er Anleihescheine den am Sl. Drcember d. I. fälligen Zinscoupon ihr« Scheine zurückzubehalten, dagegen di« ein getauschten Scheine der 4'/, Anleihe von 1884 sammt Zins- leisten und Zinsschrinen. abzüglich de« ebenfalls am St. De cember d. §7 fälligen Coupons in Empfang za nehme». Leipzig, de« 14. Juni 1884. Der Rath her Stadt Letztst. vr. Georgi. Hentschel. Bekanntmachung. volkmer-tzerf »et Leipzig. Roh- nutz Vtetzmertt »lkmars»»rs »ei Leipzig «outag, den 8. Veptemtzer Ü. tiittegel» »irtz nicht erhoben. Per Semetntzrrgttz. Lehmann. Nichtamtlicher Thetl. Jur Lolonialstage. Ter Monat Juli ist sür die deutschen Handel-nieder« kassungen an der Westküste von Afrika von entscheidender Bedeutung gewesen; der au-gedehnte Küstenstrich, welcher sich von Quittah an der Sütküste von Nordwestasrika bi« »»»> Meerbusen von viafra erstreckt, nebst Kameen», Malimba, Klein- und Großbatanga. also in einer Längen- au-drhnung von etwa 200 geographischen Meilen, befindet sich an einer Reihe von Hauptpuncten unter deutsche» Reichsschutz. E- fehlt un» iu dieser Gegend nicht an Eoncurrenten, denn in Quittah haben wir di« Engländer » Nachbarn und weiter ostwärts haben die Franzosen uß gefaßt, wie die gestern gemclvete Besitznahme von lorto Novo beweist. Kamerun gegenüber sind spanische Be- fitzungen, wie die Insel Fernando Po, und die Niger mündungen befinden sich im Besitz der Engländer. Aber in Anbetracht der kurzen Zeit, seit welcher di« deutsche Re gierung an der afrikanischen Westküste i» Action getreten ist, hat sie recht ansehnliche Erfolg« zu v«ne>ck>nen. Mögen di« Engländer über die Doctoren und Mathematiker spotten, welchen die Aufgabe zu Thcil geworden ist, den deutschen Rrichsschutz in den westasrikanischen Gewässern zu verkünden, dieser Schutz ist darum nicht minder wirksam und dies« Wirkung hat bereit« praktische Ergebnisse in der Heimath ausiuweisen. Pie Gründung der drutsch-afrikanischen Handelsgesellschaft in Hamburg mit einem Capital von 500,000 zum Zweck der Begründung neuer Handelsniederlassungen in Wcstasrika ist ein Zeichen» daß der deutsch« Unternehmungsgeist nur de« ihm durch den Reichsschutz gewährten Rückhalte- bedurfte, um sich in der erfreulichsten Weise zu entfalte». Bisher war e» ein« gefährlich« Sack« für deutsche Kausleute, an der afrikanischen Westküste HandelSverbinduugen anzuknüpse», und noch zu Anfang Juli, bevor die »Möwe" in Bagrida eintras, sollten bekanntlich die dort befindlichen deullchcn Factoreicn von den Eingeborenen zerstört werden und »och dazu auf Anstistrn de« englischen EapitainS Firminger. Da« Blatt wandt« sich erst, al- di« „Möwe" lciiidcle und Generalconsul Nach»,gal die deutsche Flagge anshißte. Da merkten die Neger, daß e« nickt dlvS gerälhen sei, mit den Engländern Freundschaft zu halten, sondern daß die gleiche Handlungsweise auch den Deutschen gegenüber da» klügste sei: die geschloffenen Verträge, welch« »och kurz zuvor werth- lose Papiersetzen waren, erhielten plötzlich die ihnen zu- kouimeudr Bedeutung und der Friede war aus di« leichteste und einfachste Weis« hergestellt. Wie a»S Privatmrldungcn hervorgeht, ist am 2l. Juli auch Little Popo von vr. Nacbtigal unter den Schutz de- deutschen Reich» gestellt worden und damit ein weiterer wichliger Stühpunct sür die Ausbreitung und Befestigung deutscher Handelsverbindungen in dieser Gegend gewonnen. B>« jetzt war der grsammte Handels verkehr mit den Eingeborenen «in Wagniß, und wa» allein den Frieden ausrecht erhielt, war da» Interest«, welche» die Neaer daran hatte», Waffen, Salz. Rum uuv Tabak für ihre Palmenterne und Stephantrnziihne «inzutauschen. Diese sür sie begehren«werthe» Taufcbobjecte konnten sie aber auch von den Engländern erhalten und deshalb nabmen sie keincn An stand, mit diesen gegen deutsch« Kausleute Ränke zu schmieden, wenn sie dazu mit Aulsicht aus Gewinn ansgeheht wurde». Jetzt wissen die englische» Eolonialbcamten, die etwa Lust zu dergleichen Abenteuern vrrspüren sollten, daß solch« Liebes dienste sür Deutschland nicht ohne Folgen bleiben könnten, und deshalb werden st« sich wohl hüten, e« dem Herrn Kirm>nger nachzumachen. Die Hamburger und Bremer Kaufleute, welche seit einer langen Reihe von Jahren mit Wrstafrika in Handel-Verbindung stehen, kennen die ErtragSsähigkeit dieser Gebiete für ihre Zwecke nnd deshalb kommt jetzt eine so große Regsamkeit in diesen Zweig ihrer HandelSlhätigkeit. Die Gründung der afrikanischen Handelsgesellschaft in Hamburg ist nur al» der erste Schritt auf dieser Bah» anzuschen, andere gleichartige Unternehmungen werden bald folgen und sich weitere Absatz gebiete in Westafrika erschließen. Welche Zukunft gewährt allein Kamerun mit seinem gut bevölkerten Hinterland« für den deutschen Unternehmungsgeistl Ta», was die Firma Woerman seit 1888 dort erreicht hat. kann nur dazu dienen, zahlreiche ander« Kaufleute »ach diesem Punct zu ziehen. Hat sich doch die Ausfuhr eine» Jahre- ans 800,000 Galt. Palmöl, 15,000 Pfund Elfenbein und 8000 Lentner Palmenkerne belaufen. Da» geschah auf gut Glück ohne ReichSschutz, ohne daß ein deutscher Consul di« Rechte deutscher Staatsangehöriger in jenen Gegenden wahr nahm. Jetzt steht Kamerun unter diesem lange entbehrten Schütz, jede gegen Dcutsche begangene Gewaltthuk hat strenge Bestrafung zur unausbleiblichen Folge, also stehen solch« Ge fahren sür zukünftige Unternehmen nicht mehr zu erwarten oder sind weit unwahrscheinlicher geworden. Wir bedürfen sür unfern stet» wachsenden Ueberschuß an Kräften dringend der Erschließung neuer Erwerbsquellen und Absatzgebiete und dies« sind jetzt an der Westküste Afrika» gegeben. E» wird allerdings überschwengliche» Hoffnungen jetzt von Berlin au» durch die Erklärung «m Dämpfer ausgesebt, daß amtliche Nachrichten über di« Vorgänge an der westasrikanischen Küste bi« jetzt nicht vorliegen, aber durch diese Erklärung werden die vorliegenden Privatmclvungen nicht zu Er- flndungen gemacht, die Thatsache der Erwerbungen ist nicht in Abrede zn stellen und alle die daran- gezogenen Schluß folgerungen haben ibr« volle Berechtigung. ES mag ja für die Regierung eine schwere Aufgabe sein, den Herren Richter, Bamberger. Rickert nnd Genoffen die Eolonialangelegenbeitcn in streng mathematischen Grenzen und in genauester Ueber- einstimmung mit dem vom Reichskanzler skizzirten Colonial programm zu halten und nicht über den Schutz und die För derung der HandelSintereffen Hinaulzugehen, und de-halb die große Zurückhaltung von amtlicher Seite in diesen Fragen. Aber wa« soll dann geschehen, wenn un« feindliche Ein flüsse gegenüber treten, wie der in Bagriva, wo «in englischer Seeossicier es nicht unter seiner Würde gehalten hat. den dort wohnenden Deutschen die Neger aus den HatS zu Hetzen? Da giebt e« kein anderes Mittel, al« die deutsche Schutzherrschaft zu verkünden, und wenn Herr Bamberger darüber auch außer sich gerathen sollte. Ist e» vielleicht Keffer, die deutschcn Kausleute in Afrika schutzlos ihren An greifer« preiSzugkben, oder da« Leben einiger Malrosen in Gefahr zu bringen, um dem deutschen Namen und der deutsche« Flagge in Wrstafrika Achtung zu verschaffen? Die Reichtreaie'ung ist in der keineswegs bcneidenSwerthen Lage, sich den Rücken gegen Kritiker vom Schlage de, Herren Bamberger und Richter freihalten zu müssen, welche Dinge von ihrem Sitz im Reichstage au» beurtheilen, für welche ihnen jede« vrrstäodniß mangelt oder nach ihre» un Reichs tag« gehaltenen Reden wenigsten« z« mangeln scheiat. Während man sich in ganz Deutschland über da« feste und «neräifch« Auftreten de« Abgesandten Deutschland« in Wrstafrika frent und ein großer Welthandel-Platz wie Hambnrg Ae- reit« darauf seine Unternehmungen gründet, «nterhält Herr Richter di« Berliner Wähler «n schlechten Witzen, wie der von un« vor einigen Tagen an dieser Stell« ge würdigt« Ausspruch: „Wie denken Sie über Afrika?" Wir wünschen nnd hoffe», daß diese von Herrn Richter auf geworfene Frage überall die Antwort erhält, welch« fl« der» dient, und d»e wir ihr bereit« ertheilt haben. Im klebrigen liegt die Sach« so, daß die ungeheuer« Mehr zahl der deutschen Wähler aus Seile der Reichsregierung bei Belbäligung ihrer Eolonialpolitik steht und daß sie getrost m der bisherigen Weise auch ferner Vor gehen kann, ohne bei dem deutschen Volke, bi« auf einige Nörgele», anf Widerstand nnd eine abfällige Kritik ihrer Handlungsweise zu stoßen. Die deutsche Flagg« wurde bis her an der Westküste Afrika« nicht mit der Achtung begrüßt, tragender Wichtigkeit der England Anspri hat durch ibr Verhalten in W«lb'en° besitzt «in bessere» V-rständniß für W^.gk-st al« unsere Volksvertreter vom SL st ^ Entwicklung und Bamberger. E» sta"v auerv, g ' ^ Spiel. Der der Colonial,rage Gr°^ , ^nd den beiden Unterschied zwischen b« engl,scheu Legier g^ daß genannte» deutschen Volksvertreter l h .. ^ ,e„e englische Interessen vertraten, aber v,e,e n.q. , deutsche. - Leipzig, 6. September 1884. den deutschen Katholiken in Komtz zu, w-lL« Lahlkre S mit den Cvnservativcn und Liberalen den Polen entreiven wollen, „seine Beseitigung muß «Zwungen werd«'. «b- qesehen davon, daß ein katholucher Pole ""tbem Centrum in den meisten Dingen von Wichtigkeit überelnstimmt, müffen wir der Regierung so, viel entschiedene G-aner de» Kirchen conflict» präfrntiren. wie nur möglich. Damit ergiebt sich die Direktive für die Koniher Wahl von seW- Ebenso eifrig tritt sie im Wahlkreise Fraustadt zu Gunsten einer national-polnischen Wahl ein. Gegen den von conser. vativer Seite in AuSflcht genommenen Landrath von Rem- baben zieht sie mit Wendungen zu Feld«, welche w jedem Dcmckratenblalte varadiren könnten. ^'„Die Ermserva- tiven", heißt e-in dem Organ der CentrittnSpartri» „greisen zu einer LandrathSccmvidatur. Da» charaktenstrt sie, und fall« die Liberalen wirklich daraus cinaehen, so wären auch sie hinlänglich damit charakterisier. Daß ein ,m Amte de- feindlicher Landrath nicht diejenigen Bürgschaften für seine Unabhängigkeit bietet, welche wir und der Liberali-mu- sor- der», versteht sich von selbst. Der Herr Landrath kann un, Katholiken keine Garantie dafür gebe», daß cr unsere heiligsten religiösen Forderungen auch gegen die Regierung unter stützen wird. Kein Katholik kan» also ihm sein« Stimme geben." Je mehr da» Centrum für polnische Wahlen em- iritt, um so dringender ist sür alle übrigen deutschen Elemente der Zusammenschluß geboten. Daß gerade im Fraustädter Kreise die versuchte Einigung bisher nicht geglückt ist, muß im höchsten Grade bedauert werden. Der Kreis, welcher bis t881 durch den nationalliberalen Abgeordneten v. Puttlamer vertreten war, wurde damals von den Polen mit genauer Noth erobert, während di« für Herrn v. Pnttkamer und den Secefsionisten Witt abgegebenen Stimmen vereinigt genügt hätte», den polnischen Candidaten gleich im ersten Wahlgange zu schlagen. Hoffentlich gelingt e« noch, eine Einigung herbei- zuführen und den Wahlkreis für die Deutschen wiedcrzu- gewinnen. * Entgegen den ausdrücklichen Erklärungen ultramontaner Blätter will der .Reichsbote" bezweifeln, daß da» Centrum wieder gegen da» Militairfeptennat stimmen werde. Diesen Zweifel weiß da- konservative Blatt auf nicht- Besseres zu stützen, als darauf, daß ein Theil des CentrumS ja auch dem Socialistenaesctz gegenüber seine Slellung veränderte. Die» geschah aber nnt der ausdrück lichen Motivirung, daß die durch Erlaß de- Gesetze» hcrbci- gesührte veränderte Lag« auch eine veränderte Stellungnahme erfordere. Die Analogie mit dem Militairfeptennat trifft also gar nicht zu. Der .Reichsbote" wird übrigen» mit feinen Zweifeln wohl sich selbst, sonst aber Niemandem Sand iu die Augen streuen können. * Au» Kiel wird der .Kölnischen Zeitung" vom 2. Sept. geschrieben: .Nach dem Vorbilve de-Wahlkreise« Schleswig werden die Nationalliberalen der Provinz SchleS- wig-Holstein in allen Wahlbezirken einen Zusammenschluß mit den Conservativen suchen, um gemeinsam gegen den Fortschritt Front zu machen. Hierselbst hat der kon servative Verein mit der Parteileitung der Nationalliberalen, di« vorzugsweise in dm Händen de« Abgeordneten Obcr- landeSgerichtSrathS Schütte liegt, Verhandlungm eingeleitet, d»e zur Verständigung über emen gemeinsamen Candidaten führen sollen, worauf man dann an die Wabl eines gemein- samm AgitationSauSschusscS gehen will. In Altona ist ein solcher Zusammenschluß zwischen Conservativen und National- liberalen gestern ebenfall- vollständig geworden und in FlrnS« steht derselbe wie in Kiel bevor. Herr Abgeordneter Sckütt« hat bei der bisherigen Verständigung mit den Con servativen erklärt, daß sein ehemalige« Bünbniß mit Hänel schon tn sich di« Bedingungen einer vorübergehenden Dauer getragen und jetzt al» vollständig aelvst zu betrachten sei, daß die Nationalliberalen Schleswig. Holstein« diesmal in keinem Wahlkreise di« geringste Verständigung mit dm Deutsch, srelsinnigen snchrn und bei Stichwahlen auch wahrscheinlich «inm konservativen vereinigen würden, osera solcher bediagnng-mäßia von ihnen anerkannt wird. er uw ven »Nslrengunam rednrrisö Wahlcampagne unterziehen könnte. » ^Candidaten der deutschsreifinniae» Ab'er sei" o"c.' Fortschritt Sparte? in «n chOanwalt «ohn ,n Dortmund zu ihrem Candidaten sür drn Reichstag ausgestellt. ^ ^ Statthalter von SchleSwig-Holstrin " LÜ. -K-l" Z"'ung" einm"Lchmf.' ^olk mFItt -"' schl.Swig-holst.injscke meyr a„ irgend einem Andern seine nationale Wieder- aeburt durch thätige« Eingreifen in dm Tagm der Vor- bcreitung und Entscheidung der Erhebung von 1848 verdankt. Durch sein tapfere» Verhalten i» den letzten Jahren vor 1848 im Widerstand gegen die dänischen UnkcrdriickungS- maßregcln, hatte er das volle Vertrauen der Bevölkerung gewonnen und war 1848 ebenso berufen als bereit, sich an d>e Spitze der Erhebung zu stellen, die er im liberalen und nationalen Sinne so weit durchführte, al» die» unter dem hingebungsvollen Beistand der Schleswig-Holsteiner möglich war. Der Sache, für welche er so tapfer und klug gestritten, war er treu bi» an» Ende und auch über die Zeit hinaus, in der die erste Erhebung Schleswig-Holstein» an der Reaction in Deutschland scheiterte. Sein Name wird unter u»S in dankbarer Erinnerung bleiben, so lange Schleswig-Holstein seine Vergangenheit m Ehren hält." * Der Reichskanzler trifft, wie die „Hamburger Nach richten" mitthcilen, am 11. oder 12. d. M. in Berlin ein. * Der StaatSsecretalr im NcichSamt deS Innern, StaatS- minister von Bötticher, hat sich am Donnerstag nach Varzin zum Reichskanzler begeben und dürfte am Sonnabend von dort zurtickkehren. * An Stelle de« al« Bicepräsidentm der Regierung zu Kassel berufenen Geh- Raths Magdeburg dürste der Lanvrath Bartel» in ManSfcld kommissarisch in da» ReichSamt de» Innern berufen werden. * In einem Artikel eine« Provinzialblatte«, überschrieben: „National« Anstandspflichten", finde» sich folgend« treffende Bemerkungen: Nie bat der deutsch« «rtch«ka»»ler in der Schätzung seiner Zeitgenossen höher gestanden al» jetzt, wo der von ihm aufgerichtete JriedenSbund selbst iu Frankreich al- rin verdienstvolle» Werk an- erkannt und wo von unseren erklärtesten Nebenbuhlern «ad Gegnern eingrstandea wird, dir neuen colonialen Erwerbungen der Deutschen hätten einen abermaligen überraschenden Beleg für den Weitblick und drn unerschöpflichen Gedankenrrtchthum ihre» nationalen Staat» betgebracht. Un» ZestuagSschreibero gehen täglich Dutzend» von ZeikungSblättern au- aller Herren Ländern durch di« Hände; sran- zösischea, englische«, russische«, dänischen «. Journale», die von der Person de- Fürsten BiSmarck in niedriger» herabwürdigender Weise spräche» oder seine moischltchra und private« Sigeaschaste» »mn Gegenstand« der Vernnglimpsung machten, sind wir schon lange nicht mehr begegnet. Respekt hat der Erneuerer de» deutsche« No««,» sich tn so hohem Maße errungen, daß seine erklärteste» Gegner e« sür unwürdig und unanständig halten, denselbe» aißer Auge» zu setzen und sich al« bloße Kläffer ,« g,derben. Die rta»ige» Ausnahme«, die tu dieser Rücksicht Überhaupt nach Vorkommen, kommen in der dentsche», und zwar tn der dentsch-srrtsinnige» Presse vor. Vor va» liegt ein mit den Namen H. Herme», L. Parisiu» und Eugen Richter geschmückte« Wochenblatt, daß «tuen Aufsatz über den Gesundheitszustand und die ärztliche Behandlung de« Kanzler» enthält, von dem man glaube« kSunt», er sei in einer Kloake der Vorstädte New-yorkS, London« oder Lyon» und nicht in der deutschen ReichShanpistadt, unter der Autorität anerkannter Partri- sübrrr entstanden. Die körperlichen Beschwerden de» berühmtesten Deutschen seiner Zeit, die schlaflosen Rächte, die ihm durch seine über- angestrengte Thätigkit bereitet werden, die Heilmittel, denen er die Besserung seine« Zustande» zu danken hat. werde» mit einer Brühe unwürdiger Späße übergossen — scherzhaft« Betrachtungen über de» Schaden angestcllt, welcher dem deutschen Volke au- der Ruhelosig keit de- Kranken erwachsen sein sollte, — endlich die Verdienste, di« der Arzt de» Kanzler» sich um diesen und dadurch um die Nation er worben hat, herabgewurdigt und in- Lächerliche gezogen. Und da» Alle- in dem denkbar niedrigsten Ton, tn der Sprache der Bierbank und mit der unverhohlenen Absicht, die Empfindungen der Freude und de- Stolze», die jede Nation bei Nenunag der Name» ihrer groben Männer empfindet, zu besudeln und auSzumergel». Mit einer Partei, deren Führer sich dergleichen Unwürdigkriten ohne Bcsorgniß von Schädigung ihre» Ansehen- und Ihrer Stellung erlauben dürsen, muß e» weit gekommen seinl So lange der Deutsche kein politische» Vaterland besaß, pflegte er sich in de» Fällen solcher Art damit zu entschuldigen, daß wir e» zu politischer Selbstachtung überhaupt noch nicht gebracht hätten. Diese Ent schuldigung trifft längst nicht mehr zu. Es bleibt darum nicht- übrig. al- solchen Schändern de» deutschen Namen» die Politische Gemeinschaft aller anständigen Leute auszukündigen. — Möchte diese von aller Parteistellung unabhängige nationale Ehrenpflicht bet den nächsten Wahle» wenigstens zum Theil erfüllt werdenl * Der .Kölnischen Zeitung" zufolge werden von der kaiserlichen Admiralität die Vorarbeiten zur Organi sation eine» neuen KüstentorpedostbutzeS getroffen. E» besteht eine KüstenstationSbcsichtigungS-Commission, welcher unter höherer Leitung die Ausführung dieser Arbeiten zu gewiesen ist. Die neue Organisation, sür welche al» Material in erster Reihe die Torpedoboote vertvandt werden solle», wird mit den Uber die ganze deutsche Küste verthcilten Beobachtungsstationen in Derdindung gebracht werden, derart, daß sür die ganze Zahl der 90 Torpedoboote Küstenbootsdepol» errichtet werden sollen, welche Ccntralstellrn für Verwalt»» und gefechtsmäßige Verwendung dieser Fahrzeuge innerhal eine» jeden einzelnen KüstenbezirkS bilden werden. * Am Freitag, den 4. Juli, ist. wie gestern bereit« nach der .Kölnischen Zeitung" telegraphisch gemeldet wurde, die Stadt Porto Novo militairisch von den Franzosen besetzt nnd dadurch da» französische Protectorat über das Land thatsächlich hergestellt worden. Die eingerückte bewaffnete Macht besteht auS einem Oborsttaentencmt, der zugleich Gou verneur ist, zwei Lieutcmmt», 57 Soldaten vom Senegal und 18 an» Almer. Um nach der Stadt Porto Novo zu ge langen, mußten diese Truppen da« Wasser bei Agcge Passirc», da» von den Engländern besetzt gehalten wird und durch welche« den Franzosen bi«her der Dnrchgang unter Androhung »on Gewalt verboten war. — Nach m Köln weiter eingc- aanqrnen Nachrichten a«S Little Popo, an der Dahomc- Küste gelegen, hat Herr I)r. Nachtigal, der aus der .Möwe" im Aufträge de» deutschen Reiche« eine besondere handelspolitische Mission cm der Westküste Afrika« z« erfüllen hat, dies« Stadt unter deutsche« Protektorat ge- aommeu. Die Eingeborenen sowohl wie di« enropäischrn Kausleute sind durch diese« Borgehe« sehr befriedigt. * Aus den jüngsten Mittheilungen über di« Be- w«ß„ge, der deutsche» Kriegsschiffe ergiebt sich, daß di« Eorvette »Leipzig", Commandant Eapt. z. G. Herbla. am 7. August Angra Pequena verlaffen hat. Sie wird sich dort mit derCorvrtte .Elisabeth",Commandant Capt. z. S. Schering, begrüßt haben, welch« an demselben Tage, 7. August, die Reise nach der Eapstadt sortsetzte und von dort am 21. August die Reise nach Südaustralien antrat. Ob da» Kanonenboot .Wolf", Commaudant Corvettm-Capitain v. Raven, auch einige Plätze a» der westasrikanischen Küste angelaufen, läßt sich au» den vor liegenden amtlichen Nachrichten noch nicht ersehen, denn da»
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