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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.09.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-09-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188409092
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840909
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840909
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-09
- Tag1884-09-09
- Monat1884-09
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.09.1884
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Erscheint täglich früh 6»/,Uhr. Nr-arUs« und Expedition JohaaneSgaffe 33. -Ptechkunden der Kedactio»: vormittag» 10—12 Uhr. Nachmittag« 5—6 Uhr. TU»» n»,e,«ad»«r «»nulcrist, »acht sich die Skd-cno» «cht »ewmtltch. An«nH«e der für tzte «Lchfts«l,e»»e R«««er befti««ten Inserate an Wachentagen »iS S Utzr Nachmittags, an Tann- un» Festtagen früh »iS'/,» Uhr. In den Filialen für Ins.-Ännahme: Ott« Kle««, UniversstütSstraße 21. Louis Lösche» Katharinenstraße 18, p. nur »i»»/.» Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Auflage L8,vv«. Ädonneinentspreis Viertels. 4V, Md. iucl. Bringerloh» 5 Mk.. durch die Post bcrogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilage» (in Taget latt-Format gefalzt) ohne Postbesvrderung 33 Mk. Mit Postbesördcrung 48 Mk. Inserate gespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut unserem Preis- verzeichniß. Tabellarischer «. Ziffernsay nach hSlserm Taris. Üeclamkn unter dem Ledactionsstrich die Spaltzcile 50 Pf» Inserate sind stclS an die Exzeditia» zu senden. — Rabatt wird nicht, gegebvi. Zahlung praenumcranäo oder durch Post- Nachnahme. ^- 253. DleuStag ven 9. September 1884. 78. Jahrgang. Amtlicher Theil. . VekanntMlichling. Im Anschluffe an eine anher ergangene Verordnung der Königlichen KreiShauptmannschast zu Leipzig, betreffend Vor sichtsmaßregeln zur Verhütung einer Einschleppung der Asiatischen Cholera, verordnen wir und machen hierdurch Alle diejenigen, welche eS angebt, darauf besonder» aufmerksam, daß die Abortgruben und Pissoir- in Anlagen, die, wie aus Eisenbahnstationen, in Gasthäusern und Restaurationen dein öffentlichen Verkehre zugänglich sind, ing/Ieichcn in Schulen, Herbergen, Logir- und Kosthäusern, Massenquartieren, Fabriken und gewerbliche» Anlagen und dergleichen öfter» gehörig veS- inficirt werden müssen. Als zweckmäßigste- Desinfektionsmittel wird eine Mischung von 1 Theil roher, flüssiger Carbolsäure und S Theilen Wasser empfohlen. Die Organe unserer Wohlfahrtspolizei haben wir an gewiesen. streng darüber zu wachen, daß dieser Vorschrift allenthalben nachgekommen wird. Zu diesem Zwecke ist den mit der Ueberwackung beauf tragten Beamten der Zutritt zu den gedachten Oertlichkeiten unweigerlich zu gestatten. Wir geben uns der Erwartung hin, daß Alle, die eS an geht, ia Erkenntniß der Wichtigkeit dieser Anordnung für da» allgemeine Beste derselben gehörig Nachkommen werden, behalten un» aber für den unerwarteten Fall nicht allseitigcr gehöriger Beachtung derselben weitere Maßregeln gegen die Säumigen vor. Leipzig, den 28. August 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georg». Schecker. Vekanntmichimg. An die sämmtliche» Aerzte hiesiger Stadt richten wir Angesichts der nicht auSgeschloffenrn Möglichkeit einer Ver schleppung der Cholera nach Deutschland, da eS für die Mrkicinalpolizei von höchster Wichtigkeit ist. von jedem cholera artigen und choleraähnlichen Erkrankungsfalle so schnell als möglich Kenntniß zu erhalten, um schleunigst die erforderlichen Schutzmaßregeln Vorkehren zu können, da» dringende Ersuchen, uns eventuell von jedem zu ihrer Kenntniß gelangenden Er- krankungSsalle der gedachten Art, insbesondere bei Erwachsenen, unverzüglich in Kenntniß zu setzen. Leipzig, am 28. August 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Schecker. VMmMachmr. Die Herstellung von Granit-Trottoirs in der Goethe- Straße soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Tie Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, RathhauS. 2- Etage, Zimmer Nr. 14. aus und könne« daselbst «ingesehen resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „reottoirlegung ia der Goethe Straße" versehen ebendaselbst und zwar bis zum LS. dieses Moaat- RachmtttagS 3 Uhr einzureichen. Leipzig, am 4. September 1884. DeS Rath» der Stadt Leipzig Straßeabaa-Deputatio». Die Herstellung der GranittrottoirS am Square an der Kvrnerstraße Hierselbst soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung. RathhauS, ll. Etage, Zimmer Nr. 14, au» und können daselbst 'eingesehen resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: , GranittrottoirS a« Square versehen ebendaselbst und zwar bi» zum IS. September d. I., RachmtttagS S Uhr einzureichen. Leipzig, am 6. September 1884. DeS Raths der Stadt Leipzig Straßenbaa-Depatatioa. Die MacadamisirungSarbeitcn für die, den Square an der Körnerstraße umgebenden Fahrstraßen sollen an einen Unter nehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung. RathhauS. ll. Etage. Zimmer Nr. 14. au» und können daselbst eingesehen resp. ent nommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: MacadamislroagSarbeite» am Square versehen ebendaselbst und zwar bi- zum 16. September dieses IahreS, Nachmittag» ö Uhr einzurrichen. Leipzig, am 6. September 1884. DeS Rath» der Stadt Leipzig Straßeubau-Deputattou. Versteigerung. LauuerStas. a« II. September 1881 vermitta» IS Utr solle« im Auctiouslocole de» kSnigl. Amtsgericht- allhier» Eingang Kleine Vurggasse, 1 Partie verschiedener Möbel, 1 Comptoir- und 1 Ladeneinrichtung. 1 Landauer, 1 Vresch- und 1 Breakwagen, 1 eiserne Richtplatte mit Böcken. Schraubstöcke, dir». Schlosserhaudweekszeuq. ver» schieden» KleidunaSftücke, 6 Paar Stoffschuhr, ca. 36 Kilo Gnmmiplatte, 2 Rester Schläuche, 1 eiserner Gcldschrank und 1 Pianino, meistbietend gegen sofortige Vaarzahlnog versteigert werde». Leipjstz am S. September 1884. Oer Gericht»»»»»ittzer Auktion. Bon dem Unterzeichneten Armenamte sollen im Stadthause allhier (Eingang Mühlgasse Nr. 7) Donner«»«,, de» II. September ». vormittag» von 9 Uhr an eine Partie getragene Kleidungsstücke, einige Möbel. Hau», und Küchengeräthe, Taschenuhren. Betten u. dergl. m. meistbietend gegen sofortige Baarzahlung verneige« werden. Leipzig, de« 6. September 1881. Da» Armenamt. Ludwig-Wolf, Junghähnel. Viebstahls - Bekanntmachung. Gestohlen wurden allhier erstatteter Anzeige zufolge: 1) Eine goldene Brache, mit Granaten besetzt, au» einer Wohnung in Nr. 3 der kochstraße, Mitte Juli d. I.; 2) ein Regenmantel von dunkelgrünem Stoffe, mit grünem Sammelkragen, einer Reihe Metallknöpsen und grüner Schnureu- verzierung aus dem Rückentheil, aus den« Tanzsaal im Pantheon, am 31. vor. Mts.; 3) eine Steldsumme von LOS .4, in Kronen und Doppelkronen, ans einer Wohnung in Nr. 8 am Neumarkt, vom 31. vor. bi» 2. dss. Mrs.; 4. eine silberne Chlmderutzr mit rissigem Zifferblatt« und ab gegriffener Rückseite, nebst kurzer Talmikrtte mit goldenem Uhr- schlüsscl, ferner ein Portemonnaie von gelbbraunem Leder, mit weißem Schlößchen und einem Inhalte von etwa 2 X, in kleiner Münze, eine blecherne Caffcttc mit Vorlegeschloß versehen, ent haltend 100 Stück messingene Marken, welche aus einer Seite die Bezeichnung „IVertk-Anrlce 15'' und aus der anderen die Zahl „15" trogen, sowie ca. 40 Stück Cigarrcu, au» einem Parterrelocale in Nr. 13 drr Windmüdlrngasse, in der Nacht vom 1. zum 2. ds». Mt».; 5) eine silberne Shlinderudr mit Goldrand und Blumengravi- rung aus der Rückseite, nebst goldener langqliedriger Kette, daran ein goldener Uhrschlössrl und eine vergoldete sranz. KriegSbcnk- MÜuze vom Jahre 1859, einem Schlafenden au» der Westentasche im Park des Neuen Schützeudauses, am 2. dss. MiS. Abends: 6) ein Regenmantel von dunkelblauem rothmclirten Stoff, an liegende Fa^on, mit schwarzem Sammetkragen, Stahlknöpfen und schwarzem «chnurenbesatz aof dem Rückentheil, ein Sonnenschirm von schwarzem Alpacca, mit schwarzem Stab und abgebrochenem Griff, ferner ein Regenschirm von schwarzem Zanella, mit gelbem Stab und gebogenem Griff, au» einem Schankzelt, ebenda, zu gleicher Zeit: 7) rin schwarzer Gtzlinberhnt mit dem Firmenstempel „Siegel, Linien»»", gleichfalls auS dem Park des Neuen Schützeatzt-use», zur nämlichen Zeit; 8) eine Kiste. si?n. ». L 8. 2341.» enthaltend 3000 Stück Hu«, nügel, au» einem Comptoir in Nr. 12 der Waldstraße, vom 22. bi» 25. vor. MkS.; S) ein kleiner goldener Ohrring mit blauem Stei« und einer wejßen Perle, einem 5jährigen Mädchen au» dem Ohr genommen, an letztgedachtem Tage; 10) eine lange Talmikrtte mit Schieber »nd Karabinerhaken au» einem Körbchen, welche» im Flur de» Hause» Kurze Straße Nr. 3 gestanden hat, am 27. vor. Mt». Nachmittag»; 11) fünf Kaninchen, zwei von weißer und drei von grauer Farbe, mittelst Einbruchs aus einer Gartenabtheilung am Dösencr Weg, vom 31. vor. bis 1. ds». MtS.; 12) ein Opernglas in schwarzem Gehäuse, mittelgroß, nebst schwarzem Etui, mit dem Firmenstempel „0. ll. Llsäer, Leiprix", au» einem Garderoberaum im 1. Rang de» Neuen StadttheaierS, am 1. dss. Mts. ÄbendS; 13) eine tgrldsnmmc von ca. SV .gl in div. Silber-, Nickel und Kupfermünze, auS einem Gastlocale in Nr. 26 der Gerberstraße, iu der Nacht vom 4. zum 5. dss. Mts.; 14) sieben weibleinene Handtüchcr, mit den verschlungenen Buchstaben Ll. Lk. und 1—7 gez., aus einer Wohnung in Nr. 8 der Körnerstraße, am 1. ds. MtS. Vormittags: 15) ein Zehnmarkstück, aus einer Wohnung in Nr. 5 des Gold- hahngSßchenS, vom t. bis 4. ds. MtS.; 16) eine goldene Damen-eyIinPcr-Halbsaponnrtte-Uhr mit ciselirtem Rand und ebensolcher Rückseite, nebst kurzer viersträngigcr goldener Kette mit schwarzemaillirtem Schieber, ferner ein goldener Ring, breiter Reif, mit einem ä jour gefaßten Diamanten, ein goldener Damenring mit drei kleinen Diamanten, ein ebensolcher mit einem blauen und zwei weißen Steinen, auS einer Wohnung in Nr. 11 der Harkorlstraße, am 5. dss. Mts.: 17) sechzehn Coupons ü 4 50 ^ der künigl. Sachs. 3"/, Staats-Anleihe vom Jahre 1855 und zwar Nr. S10I, 11975, 12032, 19543, 36070 und 39963 (die Coupons sind am 30./9. 84, bcz. 31.<3. 85 und 30./9. 85 zahlbar), aus einer Wohnung in Nr. 22d der Zeitzerstraße, im Laufe des vor. Monats; 18) ein MannSjaquet von schwarz- und weißmelirtem Stoffe, alt und defect, mittelst Einbruchs aus einem GartenbäuSchen im Grundstück Nr. 4 der Harkortstraße, iu der Nacht vom 31. vor. bi» 1. d!s. Mts.; 19) ein schwarzer halbseidener Regenschirm, kleine Facon, mit Stab von Psefferrohr und gebogenem Griff, ans eioer Ankleidezelle im Sophienbad, am 3. dsS. Mts. Nachmittags; 80) eine htclbsumme von 19-8!, in einer Krone und drei Thalern, an- einem Schlasraume iu Nr. 4 der LSSniger Straße, am 6. dss. Alts. Etwaige Wahruehmungen über den Verblieb der gestohlenen Lochen oder den Thäter sind ungesäuint bei unserer Lriminal- Abtheilung zur Anzeige ,u bringen. Leipzig, am 8. September 1884. Das Polizei-Amt der Stadt Leipzig. Bretschneider. Kneschke. Nichtamtlicher Theil. Zur Cholera-Abwehr in Oesterreich. * Nachdem seit einigen Wochen die Verbreitung der Cholera in allen Theilen Italien» in bennruhigcnder Weise zugenonimcn hat, haben sich in der IUngstzcit die Regierungen der Nach barstaaten veranlaßt gesunden, bezüglich de» GrcnzverkehrS eine Reihe Maßnalnnen anzuordnc», welche den Zweck ver folgen. die Einschleppung der gefürchteten Seuche möglichst zu verhindern. Da diese Gefahr auch Oesterreich sowohl von der Sec- al» von der Landseite immer näher rückt und der AuSbruch der Cholera selbst in mehreren lombardischen Städten unfern der venetianischcn Grenze erfolgt ist, so mußte auch die öster reichische Regierung aus Mittel und Maßiegeln denken, welche geeignet sind, die Einschleppung der Krankheit abzuwehren und die durch die Fortschritte der Seuche in Italien bereit» angsterfüllte Bevölkerung zu beruhige». In Folge besten ist vor einigen Tagen den politischen Landesbehörden der an Italien grenzenden österreichischen Provinzen rin Rundschreiben deS Ministerium» de» Innern au» Wien zuqeganzen. welches aus Grund von Anträgen seitens d«S „Obersten RcichSsauitätSratheS" eine Reihe Ver fügungen enthält, die in den an Italien grenzenden öster reichischen LandeStheilen sofort in Wirksamkeit zu treten haben. Vor Allem erging aber an die Generaldirection der öster reichischen Staatsoahnen die Weisung, daß der directe Verkehr von Personenwagen von und nach Italien sofort einzu stellen sei. Bo» jetzt ab muß in den Grenzstationen CvrmonS und Ala der Südbahn und Pontafcl der Rudolskahu bezüg lich der Personenzüge ein Wagcnwechsel stallsinde»; auch wüsten die auS Italien zurückkehrenden Personenwagen der bisher durchgegangenen Züge dieser Bahnlinien so lange auS dem Verkehre gezogen werden, bi» an diesen Wagen eine gründliche DcSinfection vorgenommcn worden ist. In dieser Beziehung müssen die in den genannten Grenzstationen an- georknclen ärztlichen Verfügungen auf da» Genaueste befolgt und auSgeführt werden. Achnliche Maßnahmen sind seiten» der österreichischen Regierung auch in süddeutschen Grenzstationen und an anderen Pnnctcn der tiroler Grenze getroffen worden. Die General-Direction der österreichischen Staatsbahn hat nämlich vom Ministerium gleichzeitig den Auftrag erhalten, in Lindau am Bodrnsee, in Buchs und St. Margarethen eine ärztliche Revision der Reisenden und ihres Gepäckes anzuorduen und sogleich in Wirksamkeit treten zu lassen. Da sich da- öster reichische Grenzzoll- und Pollzeiamt in Lindau befindet, so ist diesen Behörden ein Arzt der Vorarlberger Bahn beigeordnct worden, welcher für die Durchführung der gejpnd- beuSpolizeilichcn Maßregeln zu sorgen hat. Diese erstrecken sich auch auf Bregenz, beziehungsweise auf die Dampfschiffe, die von dort direct oder über Lindau nach der Schweiz ver kehren. Die Innsbrucker Statthalterei hat nun den Be hörden in Bregenz ganz besonder» die Ueberwachung der im dortigen Hasen ankommenden Schiffe und zumal solcher Reisenden empfohlen, welche aus Italien eintrrffen und entweder direct oder indirect nach Oesterreich weiter zu reisen beabsichtigen. WaS dagegen die ärztlichen Revi sionen in den Grenzorten Buch» und Sanct Marga rethen betrifft, so sind diese vorläufig aus eigenartige Hindernisse gestoßen. Die dortigen Bahnärzte haben nämlich erklärt, daß sie zu solchen Revisionen nicht verpflichtet sind, weil sie nur dem Bahnpersonal und bei Unglückssällcn ärzt liche Hilfe zu leisten haben. Dieser Weigerung gegenüber ist die Statthalter« in Innsbruck angewiesen worden, von dort schleunigst mehrere Aerzte nach Buch» und St. Margarethen zur Vornahme der angeordneten Revisionen zu sende». llcberdie» hat da- Ministerium de» Innern euch den HandelSministcr ersucht, die General-Direction der öster reichischen StaslSdahnen und die der Südbahn zu ver anlassen, die Organe ihrer nach Italien führenden Bahn strecken anzuwcisen. auch dem Frachtenderkehr auS Italien eine erhöhte Aufmerksamkeit zuzuwenden. Diese soll sich namentlich auf daS Vorkommen unreiner Wäsche, verdächtiger KleivungSstücke, Bette» und ähnlicher Gegenstände beziehen, über deren Weiterbeförderung, wenn sie auch nicht HandelS- waare sind, stet» der betreffende RevisionSarzt zu entscheiden hat. ES ist alsdann entweder die entsprechende TcSinfcclion vorzunehmen oder, falls eine solche mit Rücksicht ans die Be schaffenheit der Gegenstände nach dem Urthcilc des Arztes nicht mehr möglich wäre, die Zurückweisung solcher Sendungen zu veranlassen. Eine gleiche Aufmerksamkeit soll den Bahn- bebörden auch jenen Fracht- und Eilgutscndungen gegenüber zur Pflicht gemacht werden, welche al» Gcpacksslücke den Eisenbahn-Reisenden unter Zollverschluß voraus- oder nach- gesenvet und deshalb einer Revision an der Grenze nicht unterzogen werden. Diese Aufmerksamkeit soll sich auch aus solches Reisegepäck beziehen, welches in den Grenzstationen wegen Nichterscheinens der Besitzer der Revision' entzogen unv deshalb dem Reisenden nach seinem BcslimiiiungSorte nachgcsendct wird, um dort auSgesolgt zu werden. Da in beiden vorerwähnten Fällen die ärztliche Revision umgangen wird, so erscheint eS nothwendig, dagegen Vorkehrungen zu treffen, damit die etwa in solchen Sendungen enthaltene Wäsche, fall» dieselbe auS Cholcragcgenden käme, der DeSinsection unterzogen werden könne. AuS diesen Anordnungen ist zu entnehmen, daß die öster reichische Regierung nicht« vernachlässigt, um die Einschlep- pung der Seuche zu verhindern, welche sich immer mehr der österreichischen Grenze nähert. Da auch, wie bereits erwähnt, ein Theil dieser Anordnungen sich aus den Verkehr an der deutschen Grenze bezieht, so scheint eS wohl von Interesse, auch da- deutsche Publicum, zumal da» reisende, über den Inhalt derselben genauer zu unterrichten. Leipzig, 9. September 1884. * Die Zusammenkunft der Kaiser von Rußland, Deutschland und Oesterreich findet nun doch, wie eS heißt (und zwar in Bestätigung unserer jüngsten Warschauer Correspondenz) am l5. September in Skierniewicze statt. Fürst Bismarck, Graf Kalnoky und von GierS werden der Begegnung beiwohnen. Skierniewicze liegt an den, Knoten- punct der Wien-Warschauer und der Thorn-Warschauer Eisenbahn. DaS daselbst befindliche prachtvolle Schloß ge körte früher der Fürstin Lowitscb, der Gattin de» Großfürsten Constantin, jüngeren Bruder» de« Kaiser- NicolauS. * Tie sreiconservative „Post" schreibt zur Wahl- bewegnng: „In der Wal'lbeweguiig hat da» Streben, auS den Eonscrvativcn unv de» gemäßigt Liberalen eine Mehrheit zu schassen, welche der ReichSrcgicrung eine sichere und zuverlässige Stütze für ihre socialpolilischcn und alle aus Förderung der Wohlfahrt und Sicherheit de- Reiche» ge richteten Pläne biete, ohne auf die höchst zweideutige, in den wichtigsten Fragen versagende und fast imincr an nnersnllbare Bedingungen gcknüpste Unterstützung de- EentrumS angewiesen zu sein, eisreuliche Fortschritte gemacht. Zwar verhalten sich diejenigen hochconservativen Blätter, welche sich stets die Pflege de« klcrikal-conservativen Bündnisse» haben angelegen sein lassen, nock überwiegend ab lehnend gegen Wablvercinbarungen mit den Nativnalliberalen. Aber zahlreiche Mi tthci lün gen zeigen, daß dieser Standpunkt keineswegs von den konservativen Elementen deSLanteS gcbiUigtivird. Diebochmütbige Sprache der Ceiitniinrprcssc. welche die unbedingte Mit wirkung der Conservaliven behus» Bekämpfung der Mittel- Parteien in Anspruch nimmt, dabei selbst jeder Verpflichtung de» Conservaliven gegenüber anSweicht und, um dieselben einznschüchtern. ibnen unausgesetzt da» Schreckbild eines klerikal-beuUchsreisinnigen Wahlbündnisses vorhält, läßt ja keinen Zweifel darüber bestehe», daß die ccnservative Partei die Grundsätz-, aus welchen ibre Lebenskraft und ihre Be deutung sk, die Entwickelung de» öffentlichen Leben- beruht, prciSgeben müßte, wenn sie den Lockungen deS Centrnm» folgen unv seinen Drohungen nacbgebcn wollte. Haben doch die Verhandlungen der Katholikenversammluncz in Amberg in diesen Tagen wieder bewiesen, daß eine Socralr «form, wie sie vom Fürsten BiSmarck angestrebt wird, keineswegs ans die Unterstützung de» EentrumS rechnen kann un'-i daß. wie sich auch in dem Verhalten der CentrumSpresie Lei., polnischen Wahlen gegenüber zeigt, nicht nationale, sondern lediglich kirchenpolitische Gesictitspuncte für die Haltung und Parlei- stellung deS EentrumS maßgebend sind." * Am Freitag verstarb in Oldenburg im elter lichen Hause der Freiherr v. Beaulieu-Marconnay auS L nrich. Der selbe war Vertreter des Wahlkreises Nordcn-Emder i im Reichs tag unv preußischen Abgeordnelenhause und gehört e als solcher der nationalliberalcn Partei an. In bester slliaiincSkrasl wurde der »»»mehr Verstorbene vor Jahresfrist von einem HalSleidcn befalle», welches seine Kräfte in raschem Fort gange auszchrte und schon längere Zeit das Schlimmste be fürchten ließ. Nach einem längeren Aufenthalt im Süden, der ibm die erwartete Genesung nicht brachte, mußte er vor Kurzem nach feiner Vaterstadt Oldenburg gmückgeschosst werden, wo ihn ein frühzeitiger Tod von schioercin Lekden erlöst hat. * Man schreibt der »Allgemeinen Zeitung" aus Steier mark, 4. September: „Die Worte, die Se. MajestLt der Kaiser an den Klcru« von Arad richtete und di« der Telegraph bereits nrki et vrlil verkündet hat, erhalten eine merkwürdige Illustration durch eine Thatfacbe. die erst in den letzten Tagen vorfiel, und die wieder einmal zeigt, wie einerseits der Deutsche in Untersteiermark, wo die slovenische Frage noch nicht rin Vierteljahrhundert alt und lediglich gleich der Reblaus aus den Nachbarländern importirt ist, ganz unerhört vergewaltigt wird, und wie andererseits unser Klerus völlig den katholischen Charakter abgestreift hat und in nationalen Fanatismus sich verliert, ob'.vohl der Kaiser anläßlich seiner Reise durch Steiermark auch den untersteirischen Kleru» scharf aufs Korn genommen und sehr ernst an seine Pflicht erinnert hat. „Ich bitte Sie nicht nur", sagte damals der Kaiser am Marburg« Donie zum versammelten Klerus, „sondern ich befehle eS Ihnen, daß Sie für den Frieden unter dem Volke wirken." Wie diese« kaiserliche Machtwort respectirt wird, geht au» solgeuder Thatsache hervor. Im Franz-IosephS-Bad« bei Tüffcr starb ein Deutscher and wurde auf dem Friedhose in St. Christoph beerdigt. Dort ist nun ein Caplan, der schon öfter- unter dem Volk de-hald Aergerniß erregte, weil er da» deutsche Vaterunser zu beten sich weigerte »nd dafür da» slovenische betete. Um nun den» auSzuw'elchen, recitirte er diesmal da» Vaterunser lateinisch, wa» unter den Leid tragenden die Meinung erweckte, r» sei das übliche Gebet ganz auSgeblieben. Al» nun die Wittwe am nächsten Tage die Begräbniskosten beglich, stellte sie den Caplan darob zur Rede. Der aber entgegnet« kühl: „Wir mnssen national sein!" Also selbst die zedem Barbaren heilige Stätte, wo die Todten ruhen» muß zum Tummelplätze nationaler Leidenschaften werden, und ein „katholischer" Priester geht in grenzenloser nationaler Verbissenheit so weit, daß er den Schmerz der Hinterbliebenen dadurch erhöht, daß er dem Tobten nicht in gehöriger Form die letzte Ehre zukommen läßt. Wahrlich, es ist weit gekommen — m dieser Aera Taaffe, die sich übrigen« schon nickt mehr damit begnügt, die Leitartikel der oppositio nellen Presse, sondern selost die kaiserlichen Worte zu cou- siSciren." * Die Meldungen von einem neuen Bombardement und der Occupation von Kelung sind nach Pariser Nachrichten der „Post" unrichtig. Kclnng ist. wie cs weiter beißt, gegenwärtig von fünftausend Mann Chinesen besetzt. Admiral Courbet glaubt niindestenS tausend Mann Landungs truppen zu bedürfen, um Kelung und andere Punrte For- mosas occupiren zu können, und wird daher das Eintreffen der ihm auS Tonkin und Saigon gesandten Truppen ab- warlen. Es fand bei Kelung nur ein kleiner Geschntzkampf zwischen einem französischen Kanonenboot und chinesischen Strandbattcrien statt. Nack anderweitigen Informationen würde übrigens Eourbct seine nächsten Operationen zuerst gegen die nördlichen Häfen China« richten. — Tie Antwort teil Präsidenten Grevy auf daS Schreiben der Radicalen wegen Einberufung der Kammern, worin derselbe inittheilt. daß er letzteres dem Conseil-Präsidenten Fcrrh zur Beant wortung übermittelt habe, zeichnet sich durch unbedingte con- stitutionelle Correctheit auS. * Für die Nil-Expedition liegt nunmehr folgende» amtliche Programm vor: „Eine Streitmacht wird nach der Grenze EghptcnS (Wadi-Halsa) entsendet werden, um weiter nach Tcngola dirigirt zu werden, falls der Gang der Er eignisse dies nothwendig macht. Obwobl die Bewegung der berittenen Infanterie und einiger Bataillone Infanterie den Nil hinauf bereit» begonnen hat, wird die Stärke und Zu sammensetzung der Expedition erst sestgestellt werden, nachdem Lord Wolselcy in Egypten aiigekommcn ist und sich mit Sir F. Stephenson darüber verständigt hat. Für den Transport der Expedition werden 400 Boote, von denen jedes 30 bi» 32 Fuß lang. 6 bis 7 Fuß breit ist und ein Gewicht von CLO bis ltOO Pfund hat, zwischen dem 2t. und 30. September in Alexandrien ankommen. Eine weitere Sendung von 400 ähnlichen Booten wird sobald als möglich folgen; 50V kana dische „VoyagenrS" (Klußbootleute) werden Anfang» Oktober i» Alexandrien ankoiumrn und 300 Schiffer von der Westküste Afrikas werden dort etwa am 10. desselben Monat» eintresien, um für den Dienst der Bootstotille verwendet zu werden. Jede« Boot wird zwei Vootsüyrer und zehn Soldaten aus- nehmen »nd mit Rationen für hundert Tage versehen sei«. Da der Tiefgang der Boote im beladenen Zustande nur zwanzig Zoll ist, würde ein niederer Nil vortheilbafter sei», al- ein hober Wasserstand. Die Rationen bestehen au» allerlei Sorten eingemachten Fleische-, Zwieback, Käse, Pickle», eingemachten Früchten, Mcbl, Thee, Zucker, Salz. Pfeffer, eingemachtem Gemüse, Citronensaft, Erbswurst, Rei>, Tabak u. s. w. Jede« Boot wird auch einen hinreichenden Vorrath an Mcdicamcnten erbalten. Tie Arme« in Egypten wird durch vier Regimenter, darunter zwei acclimatisirte au» Indien, verstärkt werden. Besondere Kopfbedeckungen und Unisormen sind für die ganze Expedition bestellt worden, und dieselbe wird am l. November in der Lage sein, von Wadi- Halsa auS den Vormarsch zu beginnen." * Der Generalagent für Victoria in London hat ein Telegramm von Mr. JameS Service, dem Ministerpräsidenten
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