Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.09.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-09-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188409128
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840912
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840912
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-09
- Tag1884-09-12
- Monat1884-09
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.09.1884
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Erscheint täglich früh «V.UHr. Rkdattion und Lkpedition JohanaeSgasse 33. Sprechkundkn -er Nrdactiou: Borniiitag« 10—12 Uhr. Nachmittags ü—6 Uhr. »title NtiSzad» «inzci-ndter M-nuicrivl« «acht stch t» vict-clwn mcht verducriich. Annahme der für di« «Lchftfal»e»de Nummer bestimmten Inserate an Wochentagen bis L Nhr Nachmittag«, au Sonn- »nd Festtagen früh bi»Utzr. 3n den Filialen für Ins.-Annahmn Otto Klemm» UoiversllätSstratze 81» LoutS Lüsche» Katharinen straße 18» p, nnr bi» V.3 Uhr. Anzeiger. Organ fiir Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Auflage 18,600. Akiune«eat»Prei» oiertelj. 4'/, Mi. incl. Bringerlohn 5 Mk.. darch dir Post be»ogen 6 Mt. Jede einzelne Nummer 80 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilage» (in Tageblatt-Format gesalzt) ohne PostbefSrdernng 39 Mk. «it Postbesörderung 48 Mk. Inserate Sgespaltene Petitzeile 20 Pf. - GrSberr Schriften laut unserem PretS« verzeich. -tz. Tabellarischer u. Ziffernsotz nach hSherm Tarif. Nrclamrn unter dem Krdactionsjtrtch die Spaltzeile SO Pf. Inserate sind stets an die Expeditta» zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praenumeramlo oder durch Post- Nachnahme. 258. Freitag den 12. September 1884. 78. Jahrgang. Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Die RathSwaage wird am 13. diese» Moa«t- an- der Gasanstalt I in daS Lagerhosareal a« Blücherplatz verlegt und daselbst vom Ist. diese- Monats an wieder in Betrieb gesetzt. Leipzig, am 11. September I88L. Der Rath der Stadt Leipzig. Vi». Georgt. <ktq»»ri«S. Bekanntmachung. Unter Bezugnahme aus unsere Bekanntmachung vom 29. Juli or. bringen wir hiermit zur allgemeinen Kenntniß, daß nächsten Sonnabend, den 13. Iiiij. die Zeit des Abschlages deS PleißenmühlgrabenS abge laufen »st. Die Dispositionen sind so getroffen» daß Sonntag, den 14. duz. früh 4 llbr mit dem Abbruch deS Fang-Damme» begonnen und der Einlauf deS Wassers in den Mühlgraben zwischen 6 und 7 Uhr Morgens erfolgen wird. Leipzig, den 8. September 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. CichoriuS. Del den Userbauten, welche von Privaten entlang der Pleiste voraenommen worden sind, sind in dem ge reinigten Flußbett an verschiedenen Stellen Hausen von Bauschutt, Sand und bergt, zurückgelaffen worden. Wir fordern die Betheiligten ans. dic)c Baurückstände bis Sonnabend den 13. d. M. Abends bei Bermcidung einer Geldstrafe von 100 sllr jeden ContraventionSfall gründ lich zu beseitigen. Leipzig, den 10. September 1884. Der Rath der Stadt LetPzig. vr. Georgi. EichoriuS. Vekanntmachnng. Die MacadamisirungSarbeiten sür die, den Square an der Körnerstraße umgebenden Fahrstraßen sollen an einen Unter nehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, NalhhauS, II. Etage, Zimmer Nr. 14, auö und können daselbst eingesehen resp. ent nommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: MacadamistrungSarbeiten am Square versehen ebendaselbst und zwar bis zum 18. September dieses JalireS, Nachmittags 5 Uhr rinzurcichen. Leipzig, am 6. September 1881. DeS RathS der Stadt Leipzig Straßenbau-Deputation. Bekanntmachung. Die Herstellung der GraniltrotloirS am Square an der Körncrstraße bierscibst soll an «inen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen sür diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, NalhhauS» II. Etage, Zimmer Nr. 14, auS und können daselbst 'eingesehen resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: GranittrottoirS am Square versehen ebendaselbst und zwar bis zum 1«. September d. I., Nachmittag- S Uhr cinzureichen. Leipzig, am 6. September 1884. DeS RathS der Stadt Leipzig Straßenbau Deputation. Die Inhaber der als verloren» vernichtet oder sonst als abhanden gekommen angezeigten Pfandscheine Vit R. Nr. 10701 21039 30972 33889 46729 52916 70594 76794 »1982 82529 83558 85940 91695» Vit 8. Nr. 1041 1067 1008 1437 4171 5761 6994 11965 18220 21364 25261 33540 36885 39757 40382 43654 44219 45965 46041 17842 47887 50501 werden hierdurch aufgesordert, sich damit unverzüglich und längstens bis zum Ablauf von 30 Tagen nach der aus jedem der Scheine bemerkten Berfallzeit bei nuterzcichneter Anstalt zu melden, um ihr Recht daran zu beweisen oder dieselben gegen Belohnung zurückzugehen, widrigenfalls der LcihhauSordnung gemäß den Anzeigern die Pfänder auSgelicsert und die Inhaber der Scheine ihrer etwaigen Ansprüche darau» verlustig gehen werden. Leipzig, den lO. September 1884. Die Verwaltung de- Leihhanse- »nd de« Sparkasse^ Da die verloren gegangenen Sparcassenbücher Ser. U Nr. 1611 l, 21005, 61096, 64973, 65751, 73982. 83849» sowie die gleichfalls verloren gegangenen InterimSscheine der II. und III. Filiale über die Sparcassenbücher Ser. II Nr. >9896, 43l86, 56170. 69771 ungeachtet der auf Grund von tz. 10 der Leipziger Sparcasien-Ordnung erlassenen Bekannt machungen nicht eingcliefert worden sind, so werden sowohl die bezeichneten Bücher als auch die InterimSscheine hiermit sllr ungillig erklärt. Leipzig, den 10. September 1884. Die Derwaltnng de- Leihhauses «nd der Sparraffe. Auction. Mittwoch, de« 17. September ». I, varmtttan- s vhr lallen in Plaqwitz. Bchnhosstrahe Nr. 26, 13 dynamisch»elektrische Maschinen. 1 Walzmaschin« zu gröberen Blechen, 1 dergleichen zn kleineren Blechen, 2 Polirmoschinen, 1 Bohrmaschine, 1 Abkant- Maschine, 1 Schleifmaschine, 1 Damvsichcere mit Avvarat, 1 Hand- scheere, 4 HeizungSregifter, 10 verstellbare Schleisböcke, 12 Behälter zu Nickelbädern, 2 Wasserbehälter von Stein, ca. 20 llentner Nickel blech, ferner Lompioirutensilien, darunter 2 Geldschränke, 4 Schreib- vulte, 2 Eomoloirtafeln, 2 Lonivtoirscheänke, 3 Schreibiessel, sowie 1 Sopha, 2 Lehn- und 2 Rohrstühle und verschiedene andere Gegen ständ« me stbietcnd gegen sofortige Baarzahluug versteigert werden. Leip g, am 21. August 1884. Fischer, Gerichtsvollzieher. Smre»t»rse M leWgcr Alcharlirmrsr. Mit der bevorstehende» MichaeliSmefse soll wiederum eine Daormbörse Verbünde, «erden, -nd zwar wird dieselbe de« S»., NS. «n» 24. September p. I. Nachmittag» von 4 dis S Uhr in de» Räumen der Vörseiihatle, Brühl 17, welche za diesem Behuse den geehrten Meßbesuchern jedesmal von 3 Uhr an gegen Eitizcichnuag ihres Namen« unentgeltlich geöffnet sein wird, unter Thrilnahme von Mitgliedern der Unterzeichneten Handelskammer abgehalte» werden. Die neuesten Zeitungen, Telegramme rc. liegen daselbst aus. Such wird Gelegenheit geboten sein, geschäftliche Sin- psehlunge» durch Vlnhestrn von Karten an eine Tafel zur Kenntniß der übrige, Besucher zu bringen. Leipzig, den 10. September 1884. Tie Handelskammer. vr. WachSmuth, Bors, vr. Bensel, S. AuctionV Montag, den IS. September 1884. 10 Uhr vormittags sollrn die zum Nachlasse dcS MeubleurS MooSdors Nico Mraße Nr. 17 allhier gehörigen Gegenstände, als: 1 großer Posten div. Kleidungsstücke rc., öffentlich au de» Meistbietenden gegen sofortige Baarzahluiig versteigert werden. Leipzig, den 8. September 1884. Thierbach, Gerichtsvollzieher. Steckbrief. Segen die nuten beschriebene unverehel. Lina Kunze auS Eutritzsch bei Leipzig, welche flüchtig ist, ist die Untersuchungshaft wegen Dieb- stahlS verhängt. SS wird ersucht» dieselbe zu verhaften und in da- Gericht-. Gesängniß zu Halle a/S. abzuliesern. (I. 2060/84.) Halle a/S-, den S. Seplcmber 1884. Königliche Ltaatsanmaltschafv v. MoerS. Beschreibung: Alter: 20 Jahre. Statur: schlank. Größe: mittel, Haare: blond. Nase: gewöhnlich. Gesicht: oval. Augen: blau. Mund: gewöhnlich. Kinn: oval. Gesichtsfarbe: gesund. Nichtamtlicher Theil. Der Krieg in China. Die englische Presse ist von der französischen beschuldigt worden, daß sie in der chinesisch-französischen Streitfrage falsche Nachrichten zu Gunsten der Chinesen verbreite, aber bis jetzt sind die meisten der als falsch erklärten Nachrichten nachträglich als richtig bestätigt worden. Zuerst ertönte in ganz Frankreich ein Schrri der Entrüstung, als die „TimeS" meldeten, daß China die Zahlung der verlangten Ent- schädigung sür die Asfaire von Langson ablehne und sich sür den Krieg entschieden habe» oder bald darauf ergab sich die Richtigkeit der Meldung, da» französische Utli- matum war von China zurüctgcwiesen und die diplo matischen Beziehungen wurde» abgebrochen. lieber daS Bombardement von Foutschou berichteten englische Blätter, daß zwei französische Schisse dabei kämpft»,lüchlig gemacht wurden. Wiederum große Sensation in Frankreich und die kategorische Behauptung, daß die sranzösische Flotte intact sei. Nachträglich stellte sich heran», daß der Dampft kessel eine» sranzösischcn Torpedoboote» durch eine chinesische Handgranate zerstört und ci» aiidereS französisches Schiss arg beschädigt wurde. DaS nannten die Franzosen „intact". Bald daraus theiltcn englische Blätter mit, daß chinesische Soldaten in Fontschou die Häuser der Fremden plünderten. Nochmals große Erregung auf französischer Seite und die Erklärung, daß die englische Mittbeilung aus Erfindung beruhe. Jetzt wird die Thalsache zum zweiten Male gemeldet und nun schweigen die Franzosen. Endlich verlautet von englischer Seite, daß ein französisches Sckiss durch die chinesischen Kugeln auS len Befestigungen von Keelung zum Rückzüge gezwungen wurde. Abermalige Zurückweisung der Nachricht al» falsch. Jetzt kommt cS heran», daß Admiral Courbet sich auf dem Panzerschiff .Bayard- nach Keelung begeben hatte, um die dortigen Forts zu recognoscircn und durch das Fener der Chinesen genötbigt wurde, sich ziiriickziiziehcn. Als Ergebuiß de- ganzen erbitterten FederkampfcS zwischen Frankreich und England über die Berichterstattung auS Cbina bleibt demnach nur übrig, daß die englischen Blätter bester über die Vor gänge in China unterrichtet sind al» die französischen und daß dadurch den SchönfärtuiigSversiichen der französischen Regierung ein Strich durch die Rechnung gemacht wird. Daher die große Erregung ans französischer Seite. Richtig ist freilich, daß die Engländer mit besonderem Eifer und höchster Eile über Alles berichten, was den Franzosen un günstig ist. während sie die Siegcöberichte in der Hauptsache den Franzosen selbst überlasten. Die Franzosen richten fick jetzt allmälig darauf ein. an- zuerkcnnen, daß sich Frankreich und Clnna mit einander im Kriege befinden. Die Chinesen haben den Krieg durch Maucranschlag erklärt und die französische Regierung siebt sich daher genbthigt, auch ihrerseits von dieser Erklärung ösficiell Act zu nehmen. Der ministerielle »National- verkündet dem gemäß. daß sich die Regierung zn wichtigen Maßnahmen gegen China entschließen werde, welche die Einberufung der Kam mern nöthig machen würden: Conrbet sei >»>t d?n Vorberei tungen zu einer sehr wichtigen Erpedition beschäftigt, und am Sonnabend solle deshalb Ministcrsitzung stattfinde«. Man ersieht daran», daß Fern, über die Tragweite de» Kriege» mit China sich bisher ganz bedeutenden Täuschungen hingeqeben hatte. Er glaubte, daß die Zerstörung de» Arsenal- von Foutschou und einer Anzahl hölzerner Schisse an der Mündung de» Min den Chinesen einen panischen Schrecken einflößrn und sie dem Frieden geneigt machen würde. Genau da» Umgekehrte ist der Fall» China wird jetzt di« vortheile feiner Lage, welch« sich an der weiten Entfernung Frankreichs von Ostasien, an« dem den Europäern verderblichen Klima SüdostasienS und den sür die Franzosen unüberwindlichen Schwierigkeiten in Folge von Regengüsten und Urbrrschwemmungen ergeben, aus» Beste auSnutzen und den Franzosen sehr viel zu schassen machen. Statt deS Ende» de» Kriege» ist jetzt erst der An- sang da; da» ist die ernste Tbatsache. welche der französischen Regierung jetzt zum Bewußtsein kommt. Bon chinesischer Seite wird die Nachricht verbreitet, daß eine 80,000 Mann stark« Armer sich aus dem Marsche nach! Tonkin befindet, um die dort bcfmdlichc sranzösische Armee zu erdrücken. DaS ist gewiß übertriebe», die Chinesen werden kaum mehr als die Halste der angegebkftrn Soldaten in Anspruch Entscheidung Lage Ferry'S er ist zn für Tonkin in Bereitschaft haben. Aber auch da» ist schon eine recht respektable Macht, welcher die Franzosen höchsten« 10,000 Mann gegenüber stellen können. 13,400 Mann sind allerdings im Lause der Zeit nach Tonkin abgesandt worden, aber davon sind durch Krankheiten, Verwundungen und Tod gewiß schon mehr als 3000 Mann in Abgang gekommen, wenn es nicht noch bedeutend mehr sind. Man denke nur an die Kämpfe mit den Schwarzflaggen bei Hanoi, mit den Chinesen bei Sonlah, Bacninh, Honghoa, bei den verschie dene» Pagoden, bei Langson u. s. w. und rechne alle Ver luste zusammen, so «rgiebt da» schon «ine recht erkleckliche Summe. Wenn man dm französischen Berichten Glauben schenken sollte, so wäre von den Schwarzflaggen in Anam über- baupt schon seit einem halben Jahre kein Mann mehr übrig, statt besten war General Millot noch nach dem Bombardement von Foutschou genvthigt, sich gegen die Scbwarzsiaggen zu wehren. ES deutelt überhaupt alle Anzeichen daraus hin, daß sich da- Hauptdrama de» chinesisch-französischen Kriege» in Tonkin abspielen wird. Die Franzosen haben e» aller dings anders im Sinne, sie wollen den LVwenantheil an den KrieaSoperationen dein Admiral Courbet überlasten, und deshalb werden jetzt ganz insgeheim, aber doch sür jeden aiismerksamen Beobachter erkennbar, die Vorbereitungen zu einer Erpedition getroffen, deren Ziel Kanton und Peking ist. DaS wird freilich weit bedeutendere Streitkräfte erfordern, al» Frankreich gegenwärtig in China versammelt -hat, und darum will Ferry auch die Kammern einbernfen. Der französische Ministerpräsident hat mit dieser doch aus die Dauer unerläßlichen Maßregel diel zu lange gezögert und dadurch seinen politischen GegNetn eine Waffe in die Hand gegeben, die ihm noch gefährlich genug werden wird. Barodet. der Führer der äußersten Linken, hat sich dieser Waffe bereits mit Erfolg bedient, indem er ein Schreiben an Grevy gerichtet hat. in welchem er die Einberufung der Kammern fordert. Grevy hat freilich auf daS Schreiben nicht direct geantwortet, aber die Wirkung desselben tritt in dem endlichen Entschluß Ferry'S hervor, die Kammern nunmehr einzuberufcn. Nach, der durch Barodet hervor- gerosencn Agitation ist der Entschloß Ferry'S nicht mebr rlü freiwilliger anzusehen, wenigsten« wird die äußerste Linke der Kammer da« Verdienst sür sich nehmen, die Dinge auf den Pnnct der getrieben zu haben. DaS verschlechtert die der Volksvertretung gegenüber wesentlich, dem Eingeständniß genöi'higt, daß er die wahre Sachlage nicht rechtzeitig erkannt hat. weil rr glaubte, daß die ihm von den Kammern erthciltcn Vollmachten auSreichten. um in China die erforderlichen Maßregeln zu ergreifen. WaS wird Ferry jetzt vom Parlamente fordern ? Die »nnistcrielle Presse hat bereit» aus DaS. wa» kommen wird, vorbereitet. DieLlätler dieser Richtung sprechen von einer Division, welche nach China ge sandt werden soll. Da» kostet natürlich Geld, viel Geld, avcr unter den bestehenden Verhältnissen wird kein französischer Abgeordneter Bedenken tragen, jede von ihm geforderte Summe zu bewilligen. Nur Ein» ist dabei zu erwägen. Warum hat Ferry die nöthigen Streitkräste nicht früher nach China geschickt? Jetzt geht eine kostbare Zeit verloren, die zur schnellen Beendigung dcS Kriege» hätte benukt werde» könne», wen» rechtzeitig da» Unerläßliche geschehen wäre. Die Chinesen ergreifen, durch da» Vorgehen der Franzose» in Foutschou gewarnt, die nöthigen Schutzinaßregeln, uni Kanton und Shanghai vor einem ähnlichen Schicksal zn bewahren, sic sperren die Flußmündungen, um nicht auf» Reue durch sranzösische SchifsSgeschützc belästigt zu werden. Ganz so billig wie vor HoiUscho» wird die französische Flotte ein Bombardement nicht mehr au«- führen, und was die Unternehmung gegen Peking anlangt, so sind vor der Landung auch ernstere Schwierigkeiten zn überwinden, al» den Engländer» und Franzosen vor 25 Jahren im Wege standen. Die Chinesen sind zwar langsamer vor geschritten als die Europäer, aber in den letzten Jahren haben sie doch so viel getha», um wenigstens nicht ganz un vorbereitet einem europäischen Angriff gegenüber zu stehen. Die Kanonen neuester Eonstruction, welche Krupp nach China geliefert hat. werden an allen gefährdeten Puncten die französischen Schisse abwehren» und da« wird voraussichtlich mit besserem Erfolg geschehen als bei Foutschou. Man sieht» baß der chinesisch-französische Krieg doch ein qanz andere», weit gefährlichere» Unternehmen ist. al« e» sich Ferry ursprünglich 'vorgestellt hat. In 4 Wochen ist der Krieg mit Sicherheit nicht zu beenden, wie lange er dauern und welche« Ergebniß er haben wird, ist heute noch nicht zu ermessen. * Leipzig, 18. September 1884. * Die „Deutsche Volkspartei-, welche bekanntlich nur in Sjtpdeutschland Boden hat. veröffentlicht jetzt ihr Programm für die Reichstag-Wahlen, wie cS aus einer Generalversammlung zu Heilbronn festgesetzt worden. DaS Programm berührt sich vielfach mit den Forderungen der Teulschsreisinnigen, wie denn auch die beiden Parteien in Süddeutschland allenthalben Hand in Hand gehen werden. Ä» manchen Puncten zeigt r« aber auch «rhevliche Abwei- cbuugen, und die Bolk-partei wird e« nickt ganz ernst nehmen düHr» mit der Versicherung, nur solche Candidaten zu unter stützen» welche sich auf all« diese Forderungen verpflichten. Sonst dürste sie den Dcutschsrrisinnigra teinen Beistand leisten. Bemerkea-wertb ist der particnlaristisch«födera listische Zug in dem Programm, di« Verwahrung gegen jede .Vergewaltigung- der Einzelstaaten. Andere sind der Meinung, r< sei heutzutage «othwendiger, da« nationale Peincip zu betonen. Äm klebrigen heben wir au» dem Pro« -pamm hervor: die Herabsetzung der Militairpräsenzzeit. di« Aeiche Behandlung de» Militairetat» mit den übrigen Zweigen de» ReickShauShaiwetat«. Ein charakteristischer Unterschied zwischen der Volk-Partei «nd den Deutschsreisinnigen besteht in der Stellung zu der socialpolitischen Frag«; in dieser Be ziehung tritt die erstere weit positiver aus al» di« letzteren. So wird u. A. gefordert die Gewährung der Mittel an die R«ich»rrgieru»g zur Untersuchung der Frage, wie eine Alter»- und Jnvalidenversorgimg der industriellen Lohnarbeiter durch- grsübrt werden kann, ferner wird die Einführung de» Normal- artzeitltag» verlangt. Die..Volkspartei" ist Im gegenwärtigen Reichstag durch acht Mitglieder, vorzugsweise an» Württem berg. vertreten, sie wird Mühe haben, diesen bescheidenen Besitzstand z» behaupten. * Die „Nationallibrrale Correspondenz" schreibt zur Parteitage: „Auch in der gegenwärtigen Wahlbewcgung wird von allen Parteien wieder über Eandidalenmangel geklagt; namentlich zeigt sich auch in sehr vielen Wahlkreisen wieder die Erscheinung, daß einheimische Mandatöbewerber mit aller Mühe nicht aufzutreiben sind, sondern daß man sich nach auSivärt«, insbesondere nach der ReichShaupIstadt um Hilfe umfehen muß. Es bedarf keiner weiteren Aus führung. daß e» viel wünschenSwerthcr wäre, wenn die Mandate überall Männern anvcrtraut werden könnten, welche im Wahlkreise ansässig und niit dessen Verhältnisse» besser vertraut sind, als eS einem Auswärtigen auch beim besten Willen möglich ist. Indessen, wenn sich nun, wie cS in einer ganzen Reihe von Wahlkreise» und bei allen Parteien der Fall ist, ein einheimischer Eandidat mit aller Mühe nicht aufsinden läßt, so bleibt nicht- übrig, als sich anderweitig nach Ersatz umzuschcn. Die zu nehmende Schwierigkeit, geeignete Candivaten aufzufindcn, entspringt ohne Zweifel zum großen Theil den unerquicklichen Formen, die unsere Wahlagitation angenommen, der Heftig keit und rücksichtslosen Geltendmachung der Parteileideii- ichaste», den wachsenden Ansprüchen und Anforderungen, die heutigen Tag» und bei dem allgemeinen directen Stimmrecht hinsichtlich des persönlichen Auftretens der Mandatöbewerber erhoben werden. ES ist nicht Jedermanns Sacke, sich wochen lang den Strapazen und Unbilden eines WahlscldzugS auS- zusetzen, von Ort zu Ort zu reisen, tagtäglich in Volks versammlungen dieselben Ding« zu erörtern und oft genug seine Person und Partei zum Gegenstand aller möglichen Ver unglimpfungen und Verdächtigungen bergeben zu müssen. Wenn die Wahlagitation dicFormcn, die sie letzt angenommen hat.noch weiter auSbilbet, so wird auch die Schwierigkeit immer größer werden, Männer von Namen und Ansehen zu finden, die sich dazu hergebcn. E» kommt hinzu, daß nicht Jeder, der an sich fähig und bereit wäre, ein parlamentarische» Mandat anztmebmen, in der Lag« ist, da» groß« Opfer an Zeit, Arbeitskraft und Geld zu bringen, welche» «in monatelanaer Aufenthalt in der Reichshauptstadt erfordert. Wir wollen die vielerörterte Frage der Diäten nicht ausrllhrcn, aber am Eandidatenniangel träat ohne Zweifel auch die Diätenloflg- keit eznen großen Theil der Schuld. E» ist eben nicht Jeder in der materiellen Lage, monatelang in Berlin zu leben, «nd manche tüchtige Kraft wird au» diesem Grunde vom parla mentarischen Leben serngehaltcn. Da« Alle« erklärt e» zur Genüge, wenn zu der Ehre eine» ReichStagSmandat» der Zndrang nicht mehr allzu groß ist. Es liegt darin aber eine bedeutende Gefahr für die gedeihliche Entwickelung und daS Ansehen unsere» parlamentarischen Wesen»." * Allmälig gewinnt auch die national-polnische Bewegung in orm zu sechs Siebenteln deutschen West preußen an Umfang und Stärke. Wie in Posen, so ver mehrt sich auch in Wcstprrußen die Zahl der specifisch polnischen Verein«, die meist unter der Leitung deS polnischen KlcruS und Adel» sieben, zusehend». Die zu Prlplin, Kulm und Thorn erscheinenden polnischen Blätter geben an polnischer Gesinnung und an Pflege de« Deutschenhaffee den polnischen Zeitungen iu Posen nicht» nach. Reuerdjng» bestrebe« sich nun di« Leiter der polnischen Bewegung, da» Institut der polnischen BollSbibliothekc», da» sick in Posen al» Mittel zur Bearbeitung der breiten Volk-Massen vorzüglich bewährt hat, auch nach Westpreuße» zn übertragen. Be sonder» aqitiren sllr die Erreichung diese« Ziele» die «ltra- montane „Pirlgrzym" und der protestantische „Mazur". Daß diese polnische Bewegung nicht unterschätzt werden darf, geht auS der traurigen Thatsache hervor, daß nicht ivenige deutsche Dörfer auch m Wcstprcußen thcilweise oder vollständig in den letzten zwanzig Jahren polonisirt worben sind, und daß bei den letzten ReichStagSwaylen nickt vier, wie man e» nach den Sprackcnvcrhältnissen hätte erwarten sollen, sondern sieben polnische Abgeordnete gewählt wurden. » * » * Wie der in Bukarest erscheinende„RcSboixl" schreibt» herrscht unter den deutschen Eolonisten im Norden der Dobrudscha große Aufregung. Fünfhundert Familien au« den Gemeinden Cataloi, Psckukurova. Atmavschi, Malakof. Ortaki, Posta. Tare-Berde, Kosckelak, Koscheli unv Karamurat haben beschlossen, in eine in Südamerika gelegene englische Colonie auSzuwandern. Die Kosten der Emigration trägt die englische Regierung, welche den Auswanderern einen Dampfer zum Tran-Port und da» nöthige Geld sür die erste Ein richtung zur Verfügung stellen wird. Eine von den Eolonisten gewählte Delegation hat sich bereit- nach der betreffenden Colonie begebe», um da» Terrain zu untersuchen und mit dem Gouverneur daselbst die Verhandlungen, betreffend den Transport und die Niederlassung der Emigranten, zum defini tiven Abschluß zu bringen. Die deutschen Eolonisten haben beschlossen, bi« März 1885 alle» sür die AnSwanderiing fertig zu stellen. Ihre Häuser und Wirlhschasten wollen sie nicht verkaufen, sondern verwüsten, um alles öde hinter sich zurück lassen, wie nach einem Kriege. AIS Ursache der Emigration giert der .ReSboiul- den Umstand an, daß die deutschen Eolo- nistrn, welche seit mehr al» 40 Jahren in der Dobrudscha wohnen, anläßlich der Regelung de» Grundbesitze» zahlreichen Plackereien und unerträglichen Chikanen auSgesetzt sind. Bei der Entschlossenheit der deutschen Eolonisten wird jedenfalls die rumänische Regierung der Angelegenheit ihre vollste Auf merksamkeit zuwenven und durch Befriedigung der gerechten Ansprüche der deutsch»« Bvuern In der Dobrudscha noch in letzter Ekln»« verymltzrrn, daß die arbeitsamsten und ge sundesten Elemente der Bevölkerung eine Provinz verlassen, welche deutscher Arb«it»kraft so diel verdankt und welche durch die Auswanderung der Mohamrdaner schon sehr viele Leut« verloren hat. Wen« da» rumänische Blatt recht be richtet ist. so könnte die in Süd-Amerika gelegene englische Colonie nur Britisch-Guhana sein, rin Land in der heißen Zone, da» mit seinem ungesunden Klima für die deutschen Kolonisten der Dobrudscha vollständig ungeeignet wäre und in welchem der größere Tbeil der «-Wanderer zu Grund« gehen wllrd«. Aus alle Fälle wllrde« die »eutschen Bauern, wenn sie bei ihrem Entschlüsse beharrten, ihr undankbare« jetzige» Vaterland mit einer in den Trspen gelegenen eng lischen Colonie zu vertauschen, nur aas ds« Regen in d,e Transe kommen. * lieber di« Befestigung der Stadt Bukarest wird dem ..Pcster Lloyd- von d»rt vom 4. ds. gemeldet: „Wie ich von unbedingt verltßlicher Seite erfahre, ist in der seiner Zeitso viel Stouba ulwirbelnden VakareAerVesefttanni»- srage insvsern rin entscheidender Schritt geschehen, al« sich da»
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