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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.10.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-10-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188510083
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18851008
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18851008
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-10
- Tag1885-10-08
- Monat1885-10
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.10.1885
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Grscheiut täglich - früh SV, Uhr. Kedartioa «uL Lr»kdiUoü Johaanesqasje 8. Sprechstunden der Uednrtiuu: Vormittags 10—12 Uhr. Nachmittags 5—6 Uhr. »», »« «>u«»d- «,»,n»»tur Vt-Lutcrivt, »»R Ich »u U««u»» mckl >xrd»LUch. Umiahme »er für tzie nüchftf«l,e»»« Nummer brftimmteu A»ser,re «» Wschcilrageii bi» k Ntzr -ia仫itta»«, au L»»u- un» Frfttageu früh »i» 'i,KUHr. 2u den Filialen für Ius.-1»a«hme: Otto klemm, Unwersiiätsstroße 1. Lonl« Lasche, Katharlneastr. 23, p. nur b>» '/.» U»r. 281. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- and Geschäftsverkehr. Donnerstag den 8. October 1885. Mesi-Auflage 1td,2ätt. ^bonnementsoreis vienelj. 4'/. öllk. incl. Bnnqenobn ü Ms . durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Stunmier 20 P Belegexemplar 10 Pi. Gebühren für Lxtrabeilaqen <>n Tageblatt.formal gesalzt) «dne Lostde'ördernng 39 Mk. «>t Poftbesvrderunq 48 Mk. Inserate ügespallene Pctitzeilc 20 Ps. Größere Schristeu laut uns. Preisverzeichnis. Tabellarischer o. Zlffernsatz nach hüherm Larij. Lerlame» unter dem RedaetiouSstrich die4gespült. Leite 50 Ps., vor den Familien nach richte . die Sgejpalteae Zeile 40 Ps. Inserate jiud stet» au die ExpeSttion za senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeuiuneranilo oder durch Post nawnahme. 79. Jahrgang. Amllicher The». Vekanntmachnng, die Bezahl««« der Jmmeobiltar-Brandcaff««- beitrage betr. Für den zweiten diesjährigen, aus de« L. October füllenden Hebelcrmin ist bei der Gebäudeversicherung», abtheilung und bei der freiwilligen Versicherung je Et« Pfennig von der Beitragseinheit zu erheben. Es werden deshalb all« hiesigen Hausbesitzer resp. deren Stellvertreter ausgesordert, ihre Beiträge spätesten» binnen 8 Tagen, von dem Termine ab gerechnet, an unsere Stadt- Steucr-Einnahme bei Vermeidung der sonst eintretenden Zwangsmaßregeln abzusühren. Leipzig, den 28. September 1885. Der Stath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Koch. Bekanntmachung. Wir bringen hiermit zur öffentliche» Kenntniß. daß wir der Straße von der Parlhen- bis Aorkftraße, zwischen dem SraalSgymnasium und den städtischen Schulen, die Bezeichnung Aeußere Löhrstrage gegeben haben. Leipzig, am 1. October 1885. Der Rath der Stadt Leivzig. Di. Georgi. Gringmuth, Äff. Bekanntmachung. Wir machen hierdurch öffentlich bekannt» 1) daß alle in Leipzig wohnhaften Knaben, welche Ostern 1884 und Ostern >885 auS einer der hiesigen Volks, schulen entlassen worden, oder von einer höheren Schule abaeganaen sink, ohne im letzteren Falle da« 15. Lebens, jahr vollendet und die Classe erreicht zu haben, welche diesem Alter nach dem Plane der Schul« entspricht, zu dem Besuche der giortbild««gSfch»le für Knaben verpflichtet sind; 2) daß die Anmeldung derselben, wenn sie im Bezirk der I. Fortbildungsschule wohnhaft sind, bei Herrn Direktor Puschmann, vafern sie sich aber im Bezirk der ll. Fort- bildungSschule aufhatten, bei Herr» Direktor vr. Stoerl zu erfolgen hat; 3) daß auch diejenige« K«abe» a«z»«,elde» fi«d, welche aus irgend eine» Grunde von de» Besuche der städtischen shortbtlduugSschule entbunden zu sein glauben; 4) daß hier einziehende Knaben, welche Ostern 1883, l884 und 1885 aus einer auswärtigen Volksschule entlassen worden sind, ebenfalls zum Besuch der Fortbildungs schule verpflichtet und sosvrt. spätesten» aber binnen drei Tagen nach dem Ginzuge, bei dem Tirrctor der Fortbildungsschule ihre» Bezirks anzumelven sind; 5) daß Ellern, Lebrherren, Tienstberrschaslen und Arbeit» gebcr bei Vermeidung einer Geldstrafe bi- zu 30 .< die im Falle der Nichterlcgung in Hast umzuwandeln ist, die schulpflichtige« Knaben zu dieser Anmel. düng anzuhalten oder letztere selbst vorz«, nehmen haben. Leipzig, am 1. October 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Lehnert. Bekanntmachung. das An- und Abfahreu der Wagen a» neuen Gewandhaus betr. Mir Rücksicht daraus, daß die Ncuxfiasterung der Straßen in der Umgebung des neuen Gewandhauses, namentlich diejenige des unteren Theiles der Albertstraße zur Zeit noch »ictit beendet ist, macht sich für die Dauer dieser Pflasterarbetteu und insbesondere für das am 8. d. MlS. sialtsindende erste Concert der Wintersaison eine theilweis« Abänderung der in unserer Bekanntmachung vom 4. December 1884 vorgeschriebenen Fahrordnung nöthig und wird daher für die gedachte Zeitdauer Folgendes bestimmt: 1) die nach der südlichen, an der Mozartstraße ge legenen Anfahrt deS Gebäudes fahrenden Wagen haben ihren Hlnwcg anstatt durch die Albertstraße von der Kreuzung der kleineil Bnrggaffe und der Harkortstratze auS durch die Va»npc-2trafie und über die Albertbrücke. den Rückweg aber dn.ch dieselbe» Straßen oder weiter hinaus nach der Grassistraße zu zu nehmen; 2) die »ach der nördliche« an der Bcethovenstraße gelegenen Anfahrt deS Gebäude« fahrenden Wagen dagegen haben sämmtlich von der Harkorlstraße auS aus der rechte» Leite rer Beethovenstrafle hinauszufahren, von hinten in die gepflasterte Ausadrt einzubiegen und „ach Absetze» der Fahrgäste aus der Beethovenstrafle, sich wieterum aus der rechten Seile haltend, zurück nach der Harkortstraße zu fahren. Iw Nebligen bewendet es bei den bisherigen Vorschriften. Leipzig, am 5. October 1885. Der Rath und daS Polizei-Amt der Stadt Leipzig. vn. Georgi. Bretschneiber. Arnsprechung-Verbindung mit anderen Ltiidten. Für eine Ferniprech-Verbindung mit Berlin sind bl« jetzt gegen 60 Anmeldungen eingegangen. Nach Vorlegung derselben hat die Kaiserliche Ober-Post-Direction u»< mitgetheil«, daß demnächst ent sprechender Bericht a» da- Reichs < Postamt werde erst-ttet werden. Zugleich bat dieselbe uns um eine Aeuherung darüber ersucht, ob sür eine Fernsprechverbindung mit Sbemilty. sali- ln dieselbe die TlLdte Meerane, Glaucha«, Crimmitschau, Verdau und Zwickau sowie nach Befinden Plane« eingelchiossen würden, aus eme ergiebig« Venutzung seiten» der Handeltreibenden und In. Kmtriellen zu rechnen wäre. Die Gebühr sür die einmalige Be- Nutzung würde vorau«s,ch,Iich zunächst 1 .ck! betragen. Dir geehrten Firmen, welch« an einer lolchen Verbindung Interesse haben, werden daher ersucht, baldmöglichst und längsten» »t» zum 1». »s». ««». eine schriftliche Meldung an unser Bureau, Neumarkt SS, I., ge langen zu lassen. Leipzig, den S. October 1885. Die Hanbritkammrr. . vr. Wach-muth, Bork. vr. Bensel, H. Bekanntmachung. Die Auszahlung der KrankeimuterstützungSgelder findet nicht mebr wie bisher sür OrtSkrankcncaffe I—VI Freitag» und XUI—XVIII Montag-, sondern von jetzt ad sür alle 18 Ort«kra»kencassen und die Geweiudekrankenversicheruug a»r Sonnabends statt. DaS KrankenversicherungSamt einschließlich der Meldestelle befindet sich Weststraß« 30, j. Stock, da« Bureau de» ver- baude» der Ortskrankencassen Westslraße 32. l. Stock. Leipzig, am 7. October 1885. KraakenvrrficherunaSa»t der Stadt Leipzig. Winter. Der Verband der OrtSkraakeaeaffe» ,u Leipzig und U»gege»d. Albert Brock hau«, provis. Vorsitzender. In Gemäßheit de« tz. 1 der Instruction sür die Autfüb- rung von Wasserrohrleilungen und Wafferanlagen in Privat grundstücken vom l. Juli 1880 machen wir hierdurch be kannt. daß der Klempner Herr Max Hänel, Eliseustraße Nr. 35, zur Urbernahmc solcher Arbeiten bei un» sich ange meldet und den Besitz der hierzu erforderlichen Vorrichtungen nachqewiesen hat. Leipzig, den 3. Ortober 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. Vr. Georgi. Wolfram. Auctian. Nichtte» Manta». »en ir.vctsder 188L, »a« vormittag» ft Udr an sollen ln der Pleißenburg au-rangirte Tische, Tafeln, Fah»»». Rouleaux und bergt, sowie verschiedene alt« Metalle, Glas »nd Hadern an den Meistbietenden verkauft werden. Leipzig, am 6. October 1885. königliche Garnlsop-Verwalt»»«. Oeüentlieko llanäelGlekranGtsIt. XnweläuuLea rum Liatritw in cki» I.e>>rU»»»btk«>I»»r vvräeu ron Menst»», <t«a S- dt» voonerato», So» 8. Oetobdr ron 11—12 Tdr vormltt»»» «ur^sLsozMoouven. Lutoadmeprilknag <len S. Oetodor kräh 7 vbr c»rl Kolstm», Vtrm-Me. Nichtamtlicher Theil. Zu -en französischen Wahlen. Die Rechnung der „Rep. sran«,.", welche den Conscrvativen mehr al» ein Drittel der Sitze in der neuen Kammer ein- räumt, ist nicht ganz richtig; denn nach der Ansicht de» opportunistischen Blatte« ist darunter zu verstehen, daß die Monarchisten keinesfalls die Hälfte erreichen oder gar über steigen werden. Ta» ist aber durchaus noch nicht so gewiß, wie die „Rep. srana." meint, denn gegenwärtig sind bereits 175 Anhänger der Monarchie fest gewählt und von den mehr al» 200 Stichwahlen könnte ihnen leicht noch die Hälfte zusalle». Die Republikaner hoffen und wünschen, daß die Stichwahlen da» Wahlergebnis zu Gunsten der Republik verändern sotten, und vielleicht bietet da» Zahlenvrrhältniß auf den Liste», welche am 4. October noch zu keinem «ndgiltigen Ergebniß geführt haben, dafür den erforderlich«» Anhalt. WaS aber am 4. October geschehen ist. bildet noch durchaus keinen Maßstab sür DaS. wa» am 18. October zu erwarten ist. der zweite Wahl gang kann leicht ein ganz andere» Gesicht zeigen al» der erste. Der Erfolg gebiert bekanntlich den Erfolg, und nachdem die Monarchisten gesehen haben, daß sie bei festem Zusammen schluß in der neuen Kammer die Mehrheit erreichen können, werden sie e» wahrscheinlich nicht an der nöthigen Thalkrast fehlen lassen, um diese« Ziel zu erringen. Die monarchistische Strömung ist gegenwärtig die stärkere, das halber 4. October bewiesen, und dies« Strömuiia wird viele mit sich fortrciße», di« bisher den Wage» der Republik mit ziehe» halse». E» ist überhaupt menschlich, da« Neue und Unerwartete zu be wundern und dem Zuge zu folgen, den e» erregt, aber die Franzosen sind sür neue Eindrücke »och weit empfänglicher al» andere Völker; nirgend» in der Welt ist die Macht der Mode so greß wie in Frankreich, sobald etwa« Aussehen erregt^ dann ist auch da« grsammte Volk dafür gewonnen, e» wirkt wie ein elektrischer Schlag. Der anarchistische Pöbel in Paris mag die Fenster im Hause de« „GauloiS" eingeworsen haben, al» dort die Namen der l75 gewählten Monarchisten im Lichterglanz erschienen, aber dieser Glanz wird in ganz Frankreich seine Rückwirkung üben. Erfolge wie die Wahl de» Herzog« von Broglie mit 42,000 Stimmen und wie die Caffagnac'S in Pari- verfehlen ihren Eindruck auf die leicht entzündlichen Naturen der Franzosen nicht, die Wähler de» 18. October werden noch weit monarchischer gesonnen sein al» die des 4. October, dafür bürgt dir Geschichte Frankreich-, welche stets dem ausgehenden Gestirn günstig war, dem im Niedergang begriffenen aber ebenso sicher ein schmähliche- Ende bereuete. So lange Bazaine Metz hielt, war er die Hoffnung und der Hort der Republik LeS 4. September, al» er capitulirt hatte, machte man ihm den Proceß und hätte ihn am liebsten hin richten taffen. Als Ferry die Zügel der Regierung ergriff, galt er den Franzosen al- der Retter auS Bankerott und Schmach vor dem AuSlande, und als die französischen Truppen in Tonkin eine Niederlage erlitten, an der Ferry so unschuldig war wie ein neugeborenes Kind, hätten sie ihn am liebsten gesteinigt. Wenn Napoleon III. bei Weißenburg und Wörth und bei Spicheren die Deutschen so besiegt hätte, wie er von ihnen geschlagen wurde, dann hätten sie ihn vergöttert; at er aber bei Sedan seine letzten Truppen verloren hatte und sein Heil al» Gefangener de- König» von Preußen suchte, da setzten sie ihn ab und riesen die Republik au». Heute befindet sich die Republik de» 4. September in demselben Falle wie Napoleon lll. nach der Schlacht von Sedan. Die Republik hat ihr Tonkin und ihr Madagaskar gesundm statt einen siegreichen Rachekrieg gegen Deutschland zu führen; deshalb Wersen die Franzosen sie ebenso leichten Herzen» zu, den Todten. wie sie da» zweite Kaiserthum zu den Todten geworfen haben. Die Franzose» müßte» ihre Vergangenheit vollständig verleugnen, wenn sie nicht am >8. October da» Werk de» 4. October vollenden und den S»eg der Monarchie über di« Republik zur Thallache machen wollten. Fünfzehn Jahre baden sie vergeblich aus die Segnungen der Republik gehofft, sie sind au»zebtieben, warum sollten sie nicht zu demselben Mittel greisen, um ihre Lage zu verbessern, da» sie nach der Revolution deS Jahre» >789 schon vier Mal und nickt ohne Erfolg angewendet haben: die Rückkebr zur Monarchie? DaS Ereiguiß de« 4. Oclpber ist so vollständig gegen alle« Vermuthen gekommen, daß sich Europa noch nicht >» die dadurck geschaffene neue Lage bineinzufmden vermochte. Die Lage wird besonver» da ihre Wirkung üben, wo man bisher gewohnt war, auf Frankreich als aus ein Vorbild, einen Führer zu blicken. Die Monarchie in Spanien war von Frankreich au» stet- gefährdet, dort war der Herd aller Verschwörungen, welche !» Spanien zum AuSbruch kamen, orilla würde ohne den Rückhalt, den er an den französischen epublikanern hat, niemals den Einfluß in den Reihen der spanischen Armee gefunden haben, den er thatsächlich dort wiederholt und noch in neuester Zeit bethätigt hat. DaS Pronunciamiento deS Jahre» 1883, die Aufreizung deS spanischen Nationalbewußtseins aus Anlaß der Karoliuen- frage, woher leiten sic ihren Ursprung, wenn nickt aus Frankreich ? WaS war der Zweck der Beleidigung de» KönigS Alsonso in Pari», als der, ihn in den Augen der Spanier zu erniedrigen, ihn al» unfähig btnzustelleu. Spanien dem AuS lande gegenüber zu vertreten- Spanien hat die Krisen, in welche eS Frankreich zu stürzen stets bereit war, glücklich überwunden, und jetzt erhält AlfonS XII die Genugthnung, daß die französischen Monarchisten die Oberhand über die Republikaner gewinnen, daß also dieselbe Sache in Frank reich lriumphirt, welche durch französischen Einfluß in Spanien beinahe zu Falle gebracht worden wäre. Und leibet etwa Italien nicht gleichfalls unter dem Bei spiel. welche» Frankreich giebt? Die Irredcnta, die republi kanischen Bestandtheile der italienischen Bevölkerung, würden ohne den moralischen Rückhalt, welchen sie an Frankrcich haben, niemal» die Bedeutung erlangt haben» welche sie sich zu erzwingen wußten. Die französische» Republikaner ließe» keine Gelegenheit unbenutzt, um Italien au den rcvolulio- nairc» Ursprung seiner heutigen Einheit zu erinnern. Garibaldi war seinem ganzen Wesen nach ein Republikaner, und nur im Interesse der Einheit ließ er die Freiheit unter da- Scepter Victor Emanuet's beugen. Gewiß ist die politische Freiheit de» Volk» in keinem Laude Europas von dem Staatsoberhaupt« oewiffenHafter gewahrt worden at» i» Italien, a'oer r« hat trotzdem nicht an Zuckungen geselsit, welch« d«.n Kvoigthum Gefahr brachten. Da» würde Alle» eine andere Gestalt erhalten, wenn die Monarchie in Frankreich wieder ausgerichtet würde, abr: wahrscheinlich würden auch die Beziehungen der Mächte zu einander dadurch eine Aenkerung erleiden. Gerade im gegen wärtigen Augenblick, wo die Wiederauftollung der orienta lischen Frage im Werke zu fein scheint, wäre der Uebergang Frankreich» zur monarchischen SlaalSsorm ein Ereigniß von größter Tragweite. Al- Frankreich mit höchstem Eifer die Annäherung an Rußland betrieb, trat ihm siel« seine Eigen schaft als Republik al» unüberwindliche» Hinderniß in den Weg. Ein König von Frankreich würde in St. Petersburg viel leichtere Arbeit finden. Tie Verbindung des Prinzen Waldemar von Tänemark mit der Tochter des Herzogs von Chartres hat ohnehin verwandtschaslliche Beziehungen zwischen dem Hause Romanow unv dem Hause Orleans ge>chaffcn, und baß zwischen Russen unv Franzosen sich mehr An- knüpsungspuucle finden als zwischen Deutschen und Franzose», bedarf keines besonderen Nachweises. Die Wiederherstellung der Monarchie in Frankreich wird demgemäß die Hoffnungen de« rachedurstigeu Theiles der Franzosen gewiß um ein Bedeutendes fördern. Die Möglichkeit eines Bundes der romanischen Völker als Gegengewicht gegen die Macht Deutschlands und womöglich die Hinüberziehnng Rußlands aus Frankreich» Seite wären die politischen Schackzüge, welche ein solches Ereigniß den Franzosen nahe legen würde. Im deutschen Interesse ist offenbar die Erhaltung deS gegenwärtigen Zustandes, welcher Frankreich nicht zu einer gesammelten unv zielbewußlen Politik gelange» läßt. Gras Harry Arnim war anderer Meinung, er begünstigte die monarchistische Bewegung, welche sich zur Zeit der Wahl Mac Mahon's zum Präsidenten der sranzösischen Republik in Frankreich Bahn brach. Fürst Bis marck bat immer die Erhaltung der republikanischen Staats- sorm in Frankreich sür Deutschland als die günstigere Chance betrachtet, und er hat damit unzweiselhast da« Richtige ge troffen. * * * * Ueber den Ausfall der Wahlen liegt bereit« eine ossiciöse Aeußerung vor. Tie „Berliner Politischen Nachrichten" schreiben: Der allgemein gehegten Erwartung zuwider haben die am vorige» Sonntag stattgefundene» sranzösischen Dcputirtenwahlen ein Ergebniß gezeitigt, welche- nicht den Republikanern, sondern den Eonservativen zu Gute kommt. Statt, wie die tonangebenden Politiker sich schmeichelten, den« konservativen Gedanken den Todes stoß zu versetzen, hat der 4. October demselben im Gegentheil ein neue« und krästiger pulsirendcS Leben eingehaucht. al- er seit Jahren geführt. Dadurch wird eine ganz ne»« Situation geschaffen, mit welcher da- herrschende Regime auch in dem Falle zu rechne» haben wird, wen» sämmtliche Stichwahlen, wa« aber kaum wahrscheinlich ist, z» Gunsten der republikanischen Candidatenlisten mi-sallen sollten. Thallache ist unter allen Umständen, daß das Ansehen de« Worte« „Republik" von seinen, bisherigen Zauber erheblich eingebüßt bat. Die öffentliche Meinung Frankreichs empfindet den Ausfall der Wahlen denn auch ganz folgerichtig als eine schwere Schädigung nicht der einen oder ander» republikanischen Partei, sondern des republikanischen Prineip« selber, und stell« ernste Betrachtungen an. Den Machern der republi kanischen Wahlcampagne bleibt der Borwurs nicht erspart, eine unnöthige «ud, wie sich gezeigt hat, verhSngnißvolle Slimmen- zeriplilteruag durch Ausstellung mehrfacher rupublikanischer Can- didatenlisten herbeigesührt zu haben; daran kniips, sich die dringend« Mahnung eiamüthigen Zusammenhalten« am Tage der Stichwahlen. Wie tief aber der Parteigeist sich in die »ffentlicheu Institutionen deS Landes eingesresse« hat, geht daraus hervor, daß die Republikaner es auch jetzt nicht über sich gewinnen können, ihre innere Fehde ruhen zu lassen. Tie Radicalen machen die Opportunisten, und umgekehrt, sür die Niederlage vom 4. d. verant- wörtlich; nebenbei wird aus die Tonkia-Affaire als Urquelle olle« Wahlübels hingewiese», d. h. man braucht einen Sündenbock sür die unter republikanischen «uspicien begangenen Mißgriffe, — nnd der he>ß, >m concreten Falle Jules Ferry. Von einer unbefangenen Würdigung der Sachlage findet sich in den vorliegenden Pariser Kundgebungen nicht die Spur. To lange aber die leitende, Kreise nicht den Muth finden, der Wahrheit in« Gesicht zu sehe», so lange werde» sie vergeben» trachten, die eingeheimste Schlappe in den Augen Frankreich« und Europa» auszuwetzen. Der ..Kölnischen Zeitung" wird au« Berlin dom Mon. tag geschrieben: Die Listenwahl, von welcher die volitiichea Erben de- Herrn Gambetta die Sicherung ihre- Besitze« erhofften, ist ihnen zum Berhängnib geworden und hat gleich bei ihren ersten Arbeiten er wiesen, daß im Grunde Frankreich nicht mehr rcpublika nisch ist. DaS Ergebniß der Wahlen in Frankreich ist die P:r- uriheilung de- politischen Frcibeuterthums, vou dem Frankreich u : dem Tode de- Herrn Thiers immer mehr beherrscht und cnti>.2: wurde. TaS Land ist de- Treiben- dieser Judustrieritier »inde n. o zieht eine anständige Monarchie — sie sei, welche sie wolle - einer rohen und lärmsüchtigen, dabei feigen und ohnmächlige?. Journalistenrepublik vor. Man muß das alle, kokette und lieben:- würdige Paris mit dem heutigen schmutzigen und pöbelhaslen Pa> verglichen haben, um zu begreifen, mit welchem Ekel die rub: Leute im Lande die Zustände in der Hauptstadt ausehen, und zi: verstehen, daß man unter allen Umständen mit dem Efendithum >.., der Seine ausräumen wollte, um sich endlich einmal wieder von achtuugSwerlhe» Leuten regieren zu lassen, nicht von einem Rin : von Leute» meist dunkler Herkunft, die ein paar Leitartikel c chriebe» haben, um ihre politische Befähigung nachzuweiscii. im> dann politischen Einfluß und allzu häufig auch politische Aeim >- aiisüben, uni sich eia Vermögen zu erwerben, zu dem ihnen sonst kein Weg offen war. An Stelle der politischen Arbeit traten die Straßen- und Schützenfest.Kundgebungen, und die höchste Biüihe dcc BaterlandSIugend. welche da- moderne Frankrcich zu treiben v-i mochte, heißt Paul Derouledc; der politischen Halbwelt ein Abgott, de» vernünftigen Menschen eine Spottgeburt. Dieses stetige Herab- sinken de» politische» Frankreich von der Höhe der feinste» uud liebenswürdigsten UmgangSsormen bis tief unter das Maß d,' Wirth-hau-loneS mußte die Franzosen alter Art dem politischen Leben werft entfremden und dann zum Widerstande treiben, der jetzi, schneller al- man erwartet hatte, siegreich vor unc> steht Unti: sich sind ja die Consrrvativen, sobald cs sich um schüpserische Z eie bandelt, nicht einig, aber ihre Berurtheilung der jetzigen Zustände ist eine einstimmige, und wenn die Republik noch länger am Leben zu bleiben hoffen darf, so dankt sie das in erster Stelle den Sperren der Zulu-, unter denen der junge Napoleon IV. in Afrika ver blutet ist. Telegraphische Meldungen: * Paris, 6. October. (W. T.-B.) Nach den nunmehr aus 89 Departements vorliegenden Wahlresultaten sind 1.35 R pnblikancr und 174 Conservative gewählt worden, 226 Siiöwabb sind ersorderlich; es fehlen nur noch die Resultate aus dein Seine. Departement. — In 473 hiesigen Sektionen, in denen sich 229.<M0 Wähler bcsande», erhielten Lockrot, und Floqnet je lt:-c»00. de la Forae 123,000, Briffon 116,000, Barobct und Allaiu-Ta. je 112,000, Markt, Revillon, Lacroix und Ci-meueeau »-.'iichen 110,000 und 100,000, Dreysns uud Ben je 86.000, No», -o-? 73,000, Pichon und Michelin 65.0>X>, Calla, Herb« und siastagnac 53,000 bis 50,000, Ranc und Spuller je 54,OM- — Präsident Grevy hat Mont sous Baudrey verlaßen und wird Abends hicr zurückerwartct. (Wiederholt.) ' Paris, 6. October. ( 'lnische Zeitung.) Bis tief in die Nacht herrschte gestern iu Paris die höchste Allsregung. Eu, Ergänzung-blatt nach dem andern wurde auSgcgebcn und reist na verlaust. Gegen 10 Uhr gab es großen Lärm vor dem Buren:: - „Gaulois", Boulevard des Italiens, wo die i»it Lilien und , ui gallischen Hab» eingefaßte Inschrift prangte: „172 Monarchist,>n Deputirle gewählt! Frankreich lebe hoch!" Da noch dazu Lebehoch ruse aus den Kaiser und aus den König erschollen, so warf nicin mit Steinen in die Fenster, woraus die Polizei einige Verhaftungen vornahm. In den Ministerien ist Verwirrung obenan). Legraud und Hervö Mangon, also der Handels- und der Ackerbaunimsiter. käme» sosvrt um ihre Entlassung ein, wogegen der Mmistc. des Inner», Allain-Targö, als Entschuldigung seiner Nieder läge verbreitete, daran sei die AckerbaukrisiS und der Zwiespalt der Republikaner schuld; man müsse kalt Blut behalten, di Monarchisten hätten zwar 183 Sitze, würden es aber aus kcmen Fall über 200 bringen. Nach Clemenceau'S Justier" ist Ferry an Allem schuld und der Umstand, daß die Opportunisten unverbesserlich sind: Brissou setze vor Madagaskar Ferry's Politik in Tonkin fort und Main - Targö wage nichts zu thun, waZ den Opportunisten gefallen könnte; man dürfe sich nicht erschrecken lassen, müsse aber die innere wie die auswärtige Politik von Grund auS umgestalten. Frankreich erkläre den Vrisson'ö und Ferry's gegen über, es habe ihre Lolonialpolitik satt. Der 4. October sc, kein Sieg der Monarchie, da die Fahne derselben nicht ausgepslanzt worden, sondern ein Sieg der verfassungstreuen Gegnerschaft gegen die Opportunisten. Clcmenccau ruft alle Republikaner auf, bei der enger» Wahl überall zusammenzuhalle», wo die Rcaciio» gefähr lich werde. Man berechnet bereits, daß die radicale Seite der nächste» Kammer 160 Deputirte zählen, also Clemenceau eine wichtige Rolle spielen werde. Die Opportunistenblätter schiebe» All,-- aus die Uneinigkeit im republikanischen Lager. DaS „Journal de - Döbats" hebt den Ernst der Lage hervor und fragt, ob ein solches Ministerium noch sortbcstehen könne und welche Dinge der nächste Congreß zur Wahl des Präsidenten der Republik bergen werde. Das „XIX. Stöcke" bezeichnet Clemenceau als den Uebelti ilc.. während die „Justice" bemerkt: Die Wahlen sind die Verdamm:»'.!', der Opportunisten. Eintracht thut noth, die Stichwahlen b-> 18. October werden „die von der opportunistische» Politik Iiesreiu republikanische Idee rächen". Der „Jntransigcant" klagt Boston an. der seine herrliche Stellung sich muthwillig zu Grunde gerichier habt, weil er die alte Mehrheit zurückerlangen wollte, um Präsident de Republik zu werden! Der monarchistische „Solcil" erklärt: „Die Conservative« sind nunmehr eine Minderheit, »nt der man rechnen muß; bald vielleicht werde» sie die Mehr- heit bilden"—Grrvv traf gestern Abend in Paris cm und will morgen im Elysoe Mimsterrath halten. Leipzig, 8. October 1885. * Allerorten regt sich die Theilnahme sür das Schicksal der durch den nicht mehr zweiseihasten Untergang der „Augusta" Hinterbliebenen Familien. Freilich ist in erster Linie der Staat verpflichtet, helfend einzutrelen. Aber der Staat kann nur für das Allernothwendigste sorgen. Ein UcbrigeS zu thun, bleibt der Privat wobt thätig'keit Vor behalten. Es wird nun gelten, die dafür in den weitesten Kreisen sich regenden Bestrebungen um einen Mittelpunkt zu sammeln, sie zu organisiren. ES haben sich deshalb aus allen Theilr» des deutschen Vaterlandes eine Anzahl ungesehener Männer, mit dem Ober-Bürgermeister von Berlin an der Spitze, vorbehaltlich späterer definitiver Constitnirung, zu einem Centralcomitb, zu einem Ausruf vereinigt, der zur Bildung von Zweigcomit6« und SammelstcUcn in ganz Deutschland aufsorderu und die Centralstellen bezeichnen wird, an die die gesammelten Beiträge einzuscnven sind. Dieser Ausruf wirb deninächst durch die Presse veröffentlicht werden. * Ei» Telegramm der „Colonial-Politischen Corrcsvon- denz" au» Zanzibar meldet, wie bereits in telegraphischer Kürze erwähnt, daß Lieutenant Schmidt die Lands ckast Usaramo durch Verträge sür die veutsch-ostasrikanisckc Gesellschaft erworben und die deutsche Flagge daselbst gehißt hat. Damit ist die wichtige Küstenlandschast südlich Von Useguha ebenfalls deutsch und der ganze Lauf Ro Rufidji im Besitz der Gesellschaft. Der vorzügliche Hasen Dar-ES-Salam, der beste an der gesammten Oslküstc von Centralasrika, gehört dieser Landschaft an. ES ist vielleicht bekannt, daß der Engländer Mr Mackinno seine Bal-n von hier au» an den Nhassa bauen wollte und daß er .30 englisch ' Meilen landeinwärts ein« Fahrstraße bereit« geschaffen bat. Von Dar - ES - Salam bis nach Ufagara hinauf ist der Wrg
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