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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.10.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-10-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188510235
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18851023
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18851023
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-10
- Tag1885-10-23
- Monat1885-10
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.10.1885
- Autor
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MM* Erscheint täglich früh 6»/, Uhr. Rr»«1l«» ,«9 «r»e»Mnl Jodauuesaafle 8. chrrchtsude» der Ledattimu WonniNag« 10—1> lltzr. Nachmittag 5—K Mir. Mr t« nniN-o-rrr ««micr,»», »D »x »«»»cn», mch» A»»a««e »er sftr »«e atchMO>«e*ft« Nummer teftt«»re« Jusrrai« «» »«cheuraarn «>« 9 llftr Rachmuia,». «> Pauu- nn» Feftta,«» krttz «i«' /,» llftr. Zv de« /itialrn f»r Ins.-.Xnnah«: Ltt» Klemm, Universität-ftraße 1. L»ni» Lösch». Katdarlaeustr. 23,p. nur »t« llftr. NWM„C<UMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Änflaqe .Iionnemrnlsorn, viencls. 4'/, mcl. Brinqenvdn 5 Mk.. durch dir Post oezogen 6 Mk. Jede einzelne Stummer 20 Ps. Belegexemplar lO Ps. Gebüdrcn lür Etztrabeilagr» tin Tageolan-Normal gesalzt) ohne dostbeiörverung 39 Mk. «ll Postbcloroerung «8 MI. Inserate ügeipaltene Petitzeile 20 Pf. Größere schrillen iaul uni. Preis oerzeichuiß. Tadellariiwcr a. Zislcriiiatz naa, höherm Larij. lirnamrn umer dem Redaclionsstrich die 4 gelvalt. Zeile 50 Ps.. vor den Faini l:en Nachrichten die «gespaltene Zeile 40 Pi. Inierair und ncrs an die tirpcüitlon zu ende». — Rabatt wird mal gegeoen. ?,abluug prueuuluorauao oder dura Post, uawiialniie. 2S6. Freitag drn 23. October 1885. 79. Jahrgang. > KiasgerlchlllGli Amtlicher Thetl. Ntdimamchmq. DK revldirte bez. ueuaufaestrllt« List« derjenigen hiesigen Wnwohner, welch« zu de« Amte eine» Schössen oder G«- schworen«» gesedUch befähigt sind» wird da« IS. bi« «it 23 October diese« Iahrt« in den Stunden do» Vormtttag« «—12 Uhr und Nachmittag« von 8—S Nh« i» Melde«««, itblheiluna H de« Polizeiamt«, Neick«straße S, zu Sedermanu« Einsicht öffentlich au«liegen. Diejenigen, welche nach der «iten abgedruckken Beilage ^ de- Gesetze« vom 8. Mai 1879 den dem Schöffen» oder Geschworenenamte befreit zu werden wünschen, haben innerhalb der vorstehend augeg,denen Frist entweder ihre Gesuche schriftlich bei un« einznreiche« oder bei de« m,t der Au«legung der List« beauftragten Beamten z» Protokoll zu erklären. Ebenso kann innerhalb derselben Frist jeder über 90 Jahre alt« Ort«einwohner wegen Uebergehung ferner Person, daferu er zu dem Amte eine« Schöffen ober Geschworenen fähig zu sein glaubt, sowie wegen Uebergehung fähiger »de, wegen erfolgter Eintragung unfähiger Personen Einfp, Leipzig, am 10. October 188S. Der N«th der Stadt Leipzig. Üe. Lröudli«. N. Beilage äi. Gertchtsoeefeff««,«aesetz »am >7. Jan««» 1877. ß St. Da« Amt «tue« Schöffen ist et» Ehrenamt. Dasftä» Im» »r »m, einem Deutsche» versehe» »erden, t >9. Unfähig zu dem Amte eine« Schösse, find, 1. Personen, welch« die Befähig»», t» 8»lg» verurtheünng verlor«, habt«, 8. Personen, gegen welch« da« Haavkversahre» vage, ad»« Verbrechet oder Beraehea« eröffnet ist, da« die »b- erkennnvg der bürgerliche» Ehre,rechte »der der Fähigkeit »or Bekleid»»« öffentlicher »emte, ,»r tzvlge habe» I«», 9. Personen. welch« i» Folge gerichtlicher Laorduuu- in der versstguog über ihr vermag« beschränkt stuft. ß 8» oem Amte »i»e« Schöffe» solle» »icht brrnfe» «»erde»: 1. Perio-e», welche z»r Zeü der «»sßell»»g der Urttst« da« dreihtzste Leben«,ahr »och »icht vollendet Hove». 9. Persoae», .«eiche zvr Zeit der »»fstrlnvg der Urliste de» Wohnsitz t» ft« «emeintz« »och wcht voll« zwei Jahre habe«, L Personen, welche sstr flch oder ih» Fant«« »rmen- Unterstüftuug au« öffentliche» Mittel» emps«uge» oder t» de» drei letzte» Jahre« vv» Ausstellung der Urliste zurückgerechnet empsauge» habe», 4. Persoae,, welch« wege, geistiger »der kdrperlicher Ge- breche« »» de« Amte »icht geeigvrt sind, t. Dienftbotra. t 94. Zn dem Amt« ei»e« Schöffe» solle» frnrer »ich» berufe» werde»: 1. Minister, 2. Mitglieder der Senat« der freie» Hansestädte, 5. Reich-beamte, welch« jederzeit einstweilig t» de» Ruhestand versetzt werde» kö»»«n, «. Staatsbeamte, welche aus Groaft der La»desaesrtze jeder zeit einstweilig ia den Ruhestand versetzt »erbe» köane». k>. richterliche Beamte »nd Beamt« der Vtaatlamoaltschaft, 6. gerichtlich« und -olizeilich« Bollftreckftugsbeamt», 7. Religionsdtener, 8. BolÜs^tllehrer, 9. dem aktive» Heer« oder de» aktive» Marin« enrgehöreud« Militatrpersoae». Die Laode-gesetz« ktaue» anher den vorb«zeichnete» Veamte» höher» verwalturgibeomt« bezrich»«», welch« »» de» >«t« «tue« Schöffe» nicht berufe» wer den solle». ß Sä. Da« Smt ei,e« Leschwvrene» ist ei» Ehrenamt. Dafseld« >»»» n»r von eine» Deutsche, versehe» «erde». I 85. Die Urliste für dir Auswahl der Schöffe» dient zugleich alt Uriist, für di« >»««vahl der «eschworenea. Li« Vorschrift«» der ßH 32 bi« 8» «her di, Vernftmg za« Sch«ffe»am1e find«» a»ch auf da« Geschmornmaamt L»»e»dn»g. Wrs-tz, 9K vrfti««u»«e* z»r A»«führuna tzr« G«ttch>»»ersaff»»«»- grfetze» tzo« 97 Aannar 1877 re. e»ttz«1te«»; »v« 1. «Er» 187». 8» D >4. 8» dem Amt« eine« Schöffe» u»d eine« Gesihwore»«» solle» nicht berufen werden: 1. Die «btheilmigsoorstäude nutz Vor1rage»h«» Nith« t» de» Ministerien, 9. der Präsident de« La»be«ko»fistorium«, S. Der Peneroldirertor der Staatöbahne». ä. Dir strei«. »ad Amtähauptleutr, b. Di« Vorstände der Licherhei««polizei.Brbarde» der Städte, welche »»» der guständigkett der Lmtöhaaptmanuschafte» a»ö- grnomme» find. Dir bringen hiermit zur öffentlichen Aenntniß. daß wir der Straße IV. de« nordwestlichen Bebauungspläne«, welch« zwischen der Waidstraße und der Straße an der alt« Elster von der -reuzung der letzter« mit der Aregestraß« ab »ach Norden geführt wird, de» Namen Elsässer Str«»« gegeben haben. Leipzig, a» 19. October I88S. Der Nath der Stadt Leipzig vr. Georgi. Sringmuth, Aff. Vekauntmachusg. Dcgea der Verlegung von G>'«rohren wird von Freitag de»'d?E b^os di« Dauer »er etwa 8 Tage ,n Anspruch nehmenden Arbeit« für den Ge» sa««ten Aahrwerkehe gesperrt. Leipzig, am 2l. October ,88S. Der Math der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Hemng. Vedarillnachiiig. Weg» Nohrlegungtzarbeiten wird die . ^ . Bapertsche Straß« . . . aaf der Streck« von der S»phte«» bi« zur SSr»ke«dmrf» ^ ^.d°n M—taG den »«. »lese» «,»at» ab a»f die Dauer von etwa. 8 Wochen sLr de» »esa«»t»» AahrverLehr Gesperrt. Lnpjtg. den rr. October l88L. De» Math der Stmdt Leipzig. 0r.G,.„i. L«»» Vekamümchu«-. Unterzeichnete« Amt erpedirt Freitag, den 98. d. M. nur vormittag« von » di« Lß Uhr und Nachmittag« von G bi« L Uhr. Da« Egatgl. Staade»«u»t. Ätckhrief. Die ü» «ad in ««», de» unte, beschriebenen Vöitcher «tchar» D»e9»ttz an« Mtaei», welcher au« de« hiesige» Oertchttgesingniste evrivruugea ist, ist dir U»trrsuchungshatt wegeu störperverletzimg verhäng». G« »»ird ersicht, denselben zu verhafte» und tu da- Amtsgericht-. Sest»a»tß z, Jeßnitz. Andali, abzuliesera. JeßMitz, 21. vctoder 188L. Herzotzltche» A»t««ericht. Kranold. Veichrri»«»a. Alter: rs Jahre, «röße: 169 Meter. Statur: chla»k. Haare: oloud. Ban: blonder Schnurrbart. Augenbraue»: >l»»d. Raft: groß. M»»d: gewöhnlich. Ai»,: groß. Besicht-, arbe: g«t»»d. Sprache: deutsch (iächstschrr Dialekts Kleidung: duuNe» Vetukleid, granbro»ner Stoffrock, dunkle Weste, runder Ltoffhut, rtndlederve Stieftl». Besondere Kenuzeichen: krummer jtnger an der rech««» Hand. Mel» Ersuchen »o« 27. Juni or. um Mittheil»», de« >use»t- pruch erheben, haltsort« des Arbeiter« Karl Her««»» N«»te a»« ketpzt« ist erledigt. 11. 46/Sü, Magdeburg, de, 19. Oktober 188S. Der Erste Etaat«ao»»«lt. Mtllntmsch««-. einer Ltraheubatzu t» 9«r Alt» «»9 N««st«»1 KSt». Dt« Stadt Köl» beabsichtig» di« Herstellung «d de« Betrieb «ft»« Straß»»bahnnrtzes z» vergebe», best«, Zweck dart» bestaht, ». b« Verkehr a»s der »e»ru Ringstraße z» vermitteln, b- di« »e»e «mgstraße i» augemesft»« B«rbt»d»»g mit der Mt- st»dt z» setze». l» «tuer Dnrchschnittsbrrit« vo» etwa 40 Meter «grftgte ihre« mittlere» Theile beinahe vollständig angebant» »«»« Rtvgstraß« umzieht dt« ganz, »ltftadt i» eine« Halbkreise »nd zmar von dem <itid!,ch) am Rheine belege«» Baoivihurm di« za dem nördlich) am Rhein« bele,e»e« Sicherheit-Hase». I» dieftibe mün- de» s,st simmtliche Radtalstraß»» de« Altstadt, welch« die Xinq^aß« durchschneidend »ach de» »ahe belege»«» Ortsthaste» — Radenktrche«, Bayenthal, Marnaburg^ülz, Liabevthal, Melate» (fiädttscher Yeieb. h»i>rhr„ft«b. Mitugerstwri-R^«— ,»d de, vielbesuchte»ikadlkffo- «enlt Flora »,d Zootogiieher «arten wetterfahre». Parallel mft der ueuen Rtaastrnßr umzieht östlich von derselbe« die Wallftraßr mft einer Durchschnitt-breite von 12 Meter die Alt- labt in unmittelbarer Begrenzung der letzteren; i« Westen der »eue» Ringstraße »,d durch,chniitlich etwa S00 Meter von derselbe» rntftr»», bildet di« edeniall« parallel der neue» Ringstraße sich »iuziehendr» durch 14 Dhore »nterbrochene Festung«.<tnceint« die Grenze de« nunmehrige» Stadtgebiet». Der zwischen dieser Lnceinte und der neu,» Ringstraße belegen« Lheil der Neustadt, welcher »wei Bahnhöfe auszunehme» bestimmt und an einzelnen Stellen ebenfalls bereit« im Anba» begriffe» ist, kann ia die Eoucessioa sch», ein- bezöge» werden. Et» vom Stadtbaumeister entworfene« vorläufige- Projekt liegt nebst einem Lrliulerung-bericht aus dem Siadtbauamt II, Hahnen iraß« 26, zur Eiasicht offen. Dem Unternehmer ist e« indesse» frei gestellt, Abänderungen diese« Projekt« oder ein andere« Liniennetz t» Vorschlag zu bringe». I» dem mit der bereit« bestehende» Kölnische» Straßenbahn. Gesellschaft gethätigten «ertrage hat di« Stadlgemeiad« Köln sich 1) ander« Pferd«bahn^öinie» <für derr» Bettieb auch mechanisch« Motoren im Prlncip alt zulässig erkannt sind) z» genehmigen, auch »lche, welche von den concessiomrtea Linie» »»«gehen oder t» die- elbe münden, 2) diese» nraen Unternehmungen die Mitbenutzung der vorhan denen Liuie» dt« aus 300 Meter und die Kreuzung der vorhandenen Linien zu gestatte». Ueder die Festsetzung einer von dem neuen Unternehmer zu zahlenden Entschädigung und die Regelung de- Dienste- entscheidet aasschließltch »»d endgültig die Stadtverorduetea-ikersammlung. Zur Festsetzung der Genehmigung-.Bediugungen solle» die Bor schläge de- Unternehmer- zunächst abgewartet werden. Die Eröffn»,, de« Bettieb- soll «hunlichst bald, jedensall« zum nächste» Frühjahr, bis zu welchoin Zeitpunkt da« lebte (nördliche Drittel der neue» Ringstraße voraussichtlich zum Anbau fertig ge stellt sei» wird, ersolgr». Unter»ehmuugsluv,g« wolle» ihre Anerbieten bis zam Tamstag. tze« 98. November 9. I Mittag« 19 Uhr, mittelst eingeschriebeueu Briese« mit geeigneter Bujschrist versehen dem Oberbürgermeister.Amte einreichen uud sich bis zum Jahre«, schlusft aa ih« Offerte» gebuaden erkläre». I» druselben sind zugleich die Bedingungen auzugebeu, welch« der Uttternehmer dem »oacesfious-vertrage zu Grunde zu legen wünscht. Die Eröffnung der etnaegaagene, Gesuche erfolgt am Samstag, de» 28. November d. I.. Mittag- 12 Uhr. aus dem hiesigen Rathhause» Zimmer Nr. 30, i» Gegenwart der etwa erschienenen Unternehmung-luftigen. Eta lastenfreier Abdruck de« obengenauntea Erläuteru»g-bericht- sowie eia Sradtpla» i» Maßstabe vou 1: KOOO, ia welchen die vor« läufig projectirttn, sowie die bereit» bestehende» »nd in Betrieb befindlichen Linie» etngetraaen sind, letzterer zum Prnse vo» 10 ^l, könne» vom Stadtbaaamt II bezogen werde». Köln, de» 90. Oktober lööo. Der DsterHstraermetfter. I. B.: Rosenthal. Nichtamtlicher Thetl. Der NationalitStenstreit in Oesterreich. Der erste Act de« parlamentarischen Drama«, welche« mit dem Zusammentritt de« neugewählte» Abgeordnetenhauses begonnen hat. ist mit der Abstimmung über die Ldreßentwürse am 2>. October zum Abschluß gelangt. In namentlicher Abstimmung wurde der Entwurf der Minderheit mit 194 gegen 129 Slimme» abgelehnt, der Entwurf der Mehrheit dagegen mit 177 gegen 14« Stimmen angenommen. Dies« Zadten sprechen eine beredte Sprache, von Einigkeit der Mehrheit kann unter solchen Umständen nicht die Red« sei» i« Gegentheil bat die Nationalität«politil de« Grafen Toast, darch diese Abstimmung di« denkbar größt» Niederlage er- litten. Trotz Abänderung de« Wahlgesetze«, trotz der offen- barste« Parteinahme der Regierung für die Slawen gegen die Deutschen ist mit Noth und Mühe eine Mebrbeit von 81 Stimmen für die Politik der Regierung zusommengebracht worden, eine Mehrheit, welch« nur durch den Haß gegeu da« Deukschthom vereiutgt worden ist. Der deutsche Bolköstawm ist »a in der Zahl den vereinigten slawischen volktstämmen Oesterreich» nicht gewachsen; wenn er also trotzdem ein, so stattlich« Stimwenzahl für die von ihm verttetrn« Sache zu- sannnenbracht«, so ist da« nach sech«j«hna»n Anstrengungen. welche di» Negierung gemacht hat, um da« Deutschthum in Oesterreich zu unterdrücken, ein außerordentlicher Erfolg. Die beiden Hauptrreigniff» der Arreßvebatte waren die sieden der Abgeordneten v. Tarnen und Knotz. Der eine envete seine Rede mit einem Appell an vir Krone, da« mit dem Gut und Blut der Deuischen ausgerichtete Oesterreich nicht in ein slawische« EhaoS verwandeln zu lasten, der andre chloß mft den Worten: Lieber deutsch sterben, al« czewisch ververben. Au» jedem Laute, au« jeder Bewegung, welche von diesen beiden Rednern ausgingen, war die erschütternde Wabrheit zu entnehmen, daß ebne die Versöhnung-Politik de» Grasrn Toaste der nationale Gegensatz zwischen Slawen und Deutsche» in Oesterreich nicht oder doch nur m sebr geringem Maße zu Tage trete» würbe, daß aber durch die Unterstützung der czeLische» Ansprüche der Streit erst zum AuSbruch ge» komm.» ist. Um die ganze Verderblichkeit der gegenwärtigen Politik in Oesterreich zu erkennen, braucht man nur aus die Zeit de« Grasen Hohenwart znrückzugehen und damit die aus eine Negierung folgende Zeit di» zum Jahre 1879 zu ver» gleich«. Wie ruhig und orbnungogrmäß war Ver Verlaus Vieser Periode trotz aller von den Ezechen au-gehenben Webe» rufe im vergleich mit der heutigen Aufregung, welche durch die Verzweiflung der Deutschen in Böhmen gekennzeichnet ist! Die Entwickelung, welche Oesterreich seil Jahrhunderten durckgemachl hat, beruht darauf, daß der deutsche Bolksstamm da« Bindeglied bildet für alle die buntscheckigen Völkerschaften lawischer Rationalität, welche in Oesterreich neben einander wohnen. Die Staatssprache ist die deutsche, da« Tommando in der Armee ist deutsch, die Bildung ist deutsch »nd dem gemäß ist auch die Literatur deutsch. E« giebt keine wissenschaft lichen Größen czechischer Nationalität in Oesterreich, die rzechische Universität in Prag ist ein künstliche« Product, zrrab« wie da« czeckische Theater. Da« UeberwuLern deö zechischen Elementes in Oesterreich bedeutet einen Eulturrück- chritt, «< ist gleichbedeutend mit der geistigen Knebelung des Lentschthum«. La« vertrauliche Rundschreiben de« KriegS- «inister« an die Eorp«generale, welche« die Verhinderung nationaler Zwistigkeiten in der Armee bezweckte, von welchem der Abgeordnete Knotz sprach, mag nickt ertasten worden sein. Anlaß war dazu sickerlich vorbanden nach all den bedenklichen Zwistigkeiten und Reibereien in der Armee. E« ist ja auch ,za»r klar, daß rin Ezech« dadurch, daß er die Uniform an zieht, nicht plötzlich ein andere« Wesen wird, und daß die nnfforwirten Czecken ans deutsch« Turner und Studenten nickt Minder sckleckt zn sprechen sind al« die Tzechen in Eivil. kleiiung. Dieser so einfachen Wahrheit verschließt sich aber Gras Toaste mit einer schwer verständlichen Hartnäckigkeit, er will durchau« nickt einseben, daß die Unterstützung der czechi» che» Wünsche schließlich zur Vergewaltigung de« Deutschthum« in Oesterreich und zum Zerfall de« ganzen Staate« führen muß. E« ist koch gewiß kein Zufall, daß die Bcrathungcn de« ksterreichischenReickSratheS in deutscher Sprache geführt werden, daß die Universität Wien deutsch ist, daß überhaupt in der öster reichische» Hauptstadt ein bestimmter deutscher Dialekt gesprochen wird, den man sonst nirgend« anderswo in Deutschland wicderfindrt. E« hat sich eine besondere Form de« Deutsch thum« im Deutsch - Orsterreickerthum herau-grbildet. welche allerdings durch den fortwährenden Verkehr mit slawischen Nationalitäten beeinflußt worden ist. Wir brauchen unsere Blicke nur nach der preußischen Provinz Schlesien z» wenden, um dort «ine ganz ähnliche Form de» Deutschthum» zu finden. Der schlesische Dialekt bat sich in seiner Eigenart noch säst vollständtg so erhalten, wie er zur Zeit der Maria Theresia war. Auch in Schlesien besteht eine fortwährende Berührung deutscher und slawischer Nationalität, und wenn seit zehn Jahren sich dort Gegensätze herausgebildet babrn, so sind sie nickt nationaler, sondern konfessioneller Natur. Ter Cnlturkamps hat diese Gegensätze erst geschaffen, ohne Viesen kann man sich kein friedlichere« und besseres Zusammen- leben wünschen, wie zwischen den Deutschen und Slawen in Schlesien. Wollte di« prenßiscke Regierung sich plötzlich aus die Seit« der Slawen in Schlesien stellen, sie im Wider stande gegen da« Deutschthum bestärken, so würden wir dort ganz dieselben Erfahrungen machen, wie sie Österreich in Böhmen macht. Die österreichische Politik war bi« zum Iabre 1866 aus die schrittweise Germonisirung der slawischen Völkerschaften gerichtet, rzechische, polnische oder slowenische Sonderinteresse» wurden nicht zugelassen; der leitende Gedanke, welcher da« Ganze durchdrang und zusammenhielt, war der österreichische, und dieser war seiner innersten Natur nach deutsch. Al« Oesterreich au« Deutschland au-aeschlosirn »nd auf sich selbst angewiesen war. da kam der Regierung plötzlich der Ge danke, daß die Deutschen Oesterreich- der Anziehung-krast de« deutschen Reiche« Folge leisten und sich mit diesem früher oder später vereinigen könnten. Diese Besorgniß führte zu der Nationalitätenpolitik, deren erster Versuch mit der Ein- sührung de« Dualismus und deren zweiter mit dem Mini sterium Hohenwart gemacht wurde. Wa« vielem Ministerium nicht gelungen ist, hat da» Ministerium Taaffe in umfasse,,d- ster Weife erreicht: Böhmen ist aus dem besten Wege, eine Treilheilung Oesterreich-Ungarn« zu erzielen durch Wieder« berstellung der Wenzelskrone, und von da bi« zur staatlichen Sonderstellung Galizien» ist nur ein Schritt. Die Nationalitätenpolitik de« Grasen Taaffe läuft au dir Auslösung Oesterreich« in seine nationalen Bestandtheile unter gleichzeitiger Unterdrückung de« Deutschtkum« hinau« Man mag sich an maßgebender Stelle darüber nicht klar sein oder die verthridianng, welche Gras Taaffe der Politik de« Statthalter« von Böhmen, Baron Krau«, bat zu Tbeil werben lassen, zeigt, daß der Leiter der österreichischen Regierung da« Heil der Zukunft in der Herrschast der Ezechen in Bödmen rrkennt. Der Notblchrn nach der Zurllckberufung de- Baron« Koller aus den Statthalterposten in Böhmen ist da« charak teristisch« Kennzeichen für Da«, wa« in dieser Provinz heute di« Richtschnur bildet. Baron Koller waltet« seine« Amte« obne Ansehen der Nationalität, er ließ den Deutschen und Ezechen gleicherweise Gerechtigkeit widerfahre»; aber beute «st der Dentlch« in Böhmen voaelsrri, wie die Vorkommnisse in Kvniqinhos uiiwiverleqlich dartbun. Wir schließen diele Zeilen mit einem Abschnitt der Rebe de« Ab geordneten Knotz. welcher die eigentlichen Absichten de« Grasen Taaffe am klarsten bervorbebt: „Sir pochen aus da« Bündnis mit dem mächtigen deutschen ' ich« und glauben, gedeckt durch diese Allianz, die Deutschen in ,-rbalb Oesterreich» den Slawen überliefern zu können. Sir Verkennen aber den kiesen Wider- lpruch, der zwilchen unserer äußeren und dieser inneren Politik liegt. Dir Bedrohung de« deutschen Volke« in Oesterreich findet unter den Deutschen aller Länder bereit« ein tiefe« Berständnitz .... Wenn Sie in der Bedränguna de« veulscden Element- in Oesterreich forisahrr», kann können Sie »och jene Stunde erleben, in der die Macht de« großen deutschen Gedanken« stärker wird als vie geschriebenen und ungeschriebenen Abmachungen". » Leipzig, 23. October 1885. * Auf die an Se k. und k. Hoheit den Kronprinzen zerichtete G buriStagS-Guickivuiisch-Avreffc ist dem Berliner Magistrat folgente« Dankschreiben zugegange»: „Ich danke dem Magistrat vielmals sstr das sceundliche Schreiben, in welchem dericlbe nach aller Gewohnheit Meines Geburtstages gedenkt und zugleich der Gesinnung ireuer Andäiiglichkeü für Mich und die Meinigen einen beredicn Ausdruck verleih!. Zu wahrer «ejriedigung gereicht mir das Bewubijein, in Freud und Leid Meine» Hauses wie bei allen sür das Land bedeulungSvollen Er- eignissen aus die verständnihvollc Thrilnahme de« Mag'sti als rechnen zu können. Diese Ulberzeuaung Hai eine neue, Meinem öerzcn bei»»- derS wohlthuende Bestätigung i» den warmen Woricii gesunde», welch« dem Andenken Meine- verewigte» Vetters gewidmet sind. Lie legen ^eugnisi dafür ab. dah die hervorragenden Verdienste, welche Sich Prinz FnedrichKarl durch ioldakische Gabe» und Tugenden, durch treue Hingabe an den militairilcheii Berus wie vor Allein durch die siegreiche Führung der in drei Feldzügen Seinem Beichte unierstellie» Armeen um Baierland und Heer erworben hat. alljeitig richtig erkannt und voll gewürdigt werden. Gern verbinde Ich mit Meinem Dank die ausrichiigstcn Wünsche sür das fernere Wohl der Hauplsladt, deren gedeihliche Eniwickelung Ich mit Meinem lebdasien Interesse begleite. Neue- Palai» bei PoiSdam, den 19. October 1885. gez. Friedrich Wilhelm, Kronprinz." Da« der Stadtver ordneteu-Versammlung zuge» gangene Dankschreiben Sr. k. u. k. Hoheit lautet: „Die Stadtverordneten haben Mich durch ihre freundlichen Glück wünsche zum 18 October ausrichtig erfreut. Diese erneute Kuud- >ebuug treuer Ergebenheit seiten« der Vertreter der Berliner Bürger» chast ist Mir eine willkommene GeburtSlagsgabe gewesen, derea Werth Ich wohl zu schätzen weiß. Mögen Berlin- Bürger Melier warmen Erkenntlichkeit wie der gleichen Gesinnung Meinerseits vrr- ichert und zugleich davon überzeugt sein, daß Ich auch in dem be ginnenden Lebensjahre bestrebt sein werde, Meine warme Theilaahme an der Entwickelung der Hauptstadt wie dem Wahle ihrer Bewohner bei jedem Anlasje zu beibätigen. Neue« Palat« bet Potsdam, den 19. October 1885. Friedrich Wilhelm, Kronprinz." * ES wurde bereit» gemeldet daß die Berufung de« Reichstag« zu dem von Anfang an hierfür in Aussicht genommenen Termine, d. i. etwa in der 3. Noveinberwoch«, erfolgen werde. Wenn in manchen Blättern zur Motivirung der falschen Nachricht einer späteren Berufung angeführt «ird, die Arbeiten sür den ReichShauShaIt»etat seien noch nicht weit genug gefördert, so wird osficiö« versichert, daß auch diese Motivirung jeder thatfächlichen Begründung ent behrt. In Wirklichkeit wird der Etat binnen Kurzem voll- iändia dem BundeSrathe vorliegen, so daß gar kein Zweifel besteht, daß die Regel, dem Reichstage alsbald bei einem Zusammentritte im November den Reichshaushalt«« Etat vorzulegen, auch in diesem Jahre sestgehalicn werden wird. Bekanntlich wurde bisher der Modus beobachtet, div einzelnen Specialetat« nicht erst an das Plenum de« Bunde«» rath«, sondern sofort an die Ausschüsse gelangen zu lassen; wie man hört, dürften noch in dieser Woche di« Etat« für den Rechnungshof, die Reichskanzlei, die Justizverwaltung, da« ReichSeisenbäbnamt, die Neich-druckerei, die Zölle und Ver brauchssteuern und die Reichsstempclabgaben den Bundesrath«« Ausschüsscn zugehen. * Zur Frage der Erneuerung de« Socialisten« ge setze« schreibt die „Nationalliberale Correspondenz"; „D>e Frage der Erneuerung des Socialistengesetzs« sängt schon jetzt an, in den Blättern lebhaft erörtert zu werde», tm Hinblick daraus, daß in der bevorstehenden Wintersession des Reichs tags die Entscheidung getroffen werden muß. Noch sehlt lndeß ein sehr wesentliches Moment, um der Discussivn praktischen Werth zu verleihen, nämlich die Kcnntmß von den Absichten der Regierung. W>rd sie ganz aus das Gesetz verzichten, wird sie eine veränderte oder eineunveräiiderieErncuerungdessclben Vorschläge»? Zur Zeit ist darüber noch gar nicht» Zuverlässiges bekannt, und ebensowenig läßt sich Voraus sagen, wie sich die Mehrheit de-Reichstags zu der gesetzgeberischen Be handlung der Socialisteiifrage stellen wird. Im Volke sehlt e- eben so wenig an einer starken Strömung, welche die einfache Aufrecht- erhaltung de- Gesetzes verlangt, wie an einer solchen, welche die volle Beseitigung fordert. Daneben geht in manchen Kreisen die Meinung dahin, jetzt sei eS an der Zeü, c» mit einem UebcrgangS- siadiui», einer Abichivächung de« bestehenden Gesetzes zu versuche», die allinälig zu vollkominen nornialen Zuständen hinüber zu leiten habe. Diese letztere Meinung wird wohl, wen» nicht jetzt schon, so doch in naher Zukunft durchdnngcn. denn an eine Verlängerung de- Gesetzes bi- in alle Ewigkeit hat wohl nie Jemand gedacht, aber auch der plötzliche unvermittelte Uebergang von der jetzigen Repression zu der früheren srcie» Bewegung wird auch den Gegnern aller Ausnahmegesetze vielsacde Bedenken einslößeu. Es wäre wünschenS- »nd dankenewerih, wenn die Männer der ver- mittelnden Richtung in dieser Frage, diejenigen, welche die Zeit eines mildern NebergangsstadiumS gekommen glauben ne gnachdemselben die Socialdrmokratie vollständig aus dem Boden des gemeine» Rechts bebandel» wollen, der öffentlichen Erörterung positive Vorschläge darüber unterbreiten würden, welche Besiaiibiheile deS Socialiftea- gesetzcS vorläufig noch bciznbeholien scien. wrlche entbehrt werden könnte». Wenn man ferner den vollständiaen Uebergang zinn gemeinen Recht gegenüber der Socialdemokrane als Amgabe einer nahen Zukunft betrachiet, so wird man zu überlegen haben, ob >s nicht geboten ist. da gemeine Recht, speciell das Slraigksktzluch, dahm obzuändern. daß eS wirksamere Handbaben gegen diejenigen Umsiurz- und Ausruhr- bcstrebungen bietet, die jetzt durch das Socialistengeietz getroffen werden. Daß dies noibwendig sein würde, wird wohl nur von einer ganz radikalen Richluna bestritten. Allein die Ausgabe ist sehr schwierig. Bekanntlich Hai schon der Abi,. Hanel bei Erlaß des ersten Soc>al>stengci'ctzeS einen Versuch gemacht, ans dem Boden de- gemeinen Rechts vorzugehcn. Der Versuch ist aber sehr wenig ge lungen. lieber eine Bei eichernnq des Strafgesetzbuchs mit sehr dehn baren kaitticbukartigen Bestünmunae», die sich linier Umstanden gegen den gesammtcn Liberalismus hätten ausbcuten lassen, lam man nicht hinaus. Und doch wird der Versuch noch einmal gemacht werden wüsten, eine glücklichere Foimuür»»g zu finden. Ohne Zweifel arbeitet mau der allinäligcn Aushebung des Lociolisten- qeietzes am wirksamsten vor, wenn man pratliiche, v.-rüä»dige Vor schläge macht, wie nach dem Erlöschen der AuSnahinevollmachten der öffentliche Rechtszustand in tieiem Punkte zu gestatten sei. ES wäre Sache der Gegner de- Ausnahmegesetze-, in dieser Richtung Vorschläge zu machen "-— Wir und, wa- un- anbcirifft» der Ansicht, daß da« Socialistengeietz im Interesse einer gedeihlichen Ent wickelung unseres öffentlichen Leben« noch aus lange Jahre hinan« nickt entbehrt werden kann. Da» Gesetz bat sich al« unbedingt h-illam erwiesen und e« wäre zu wünschen, daß eine möglichst correcte Handhabung desselben überall die Ordnung-Parteien in ihrem Kampfe gegen die Umsturzpartei unterstützte. Dtkjrnigen aber, welche dem Gesetze widerstreb«^
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