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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.10.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-10-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188510274
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18851027
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18851027
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-10
- Tag1885-10-27
- Monat1885-10
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.10.1885
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»eMa ordne ich die BerSsseutll-un« de« «»»rnwärtigr» Telegramm« durch bto Presse an. Georg." La»« daraus erschien da« küiiglich« Deere». betreff,xd die all« »»»»»»« Dtobtllstrnng der griechische» Armee, sowie di« Einberufung der 3 LlterSclässe» »oa I86l, 1860 »»d 1859, welche bi»»e» 48 «tu»den eiuzurücke» habe», in der osficielle, Zeitung. Da«, selb« erregte «i»ea unau«sprechl>Le» EulhusiaSmo« i» allen Schichten der vrvSlkornng. sowohl der Hauptstadt als in den Provinzen. Di» «tuberufe»«« Reservifte» ziehe» jubend uud i» so großen Schaar«, durch die Straße». daß die Linrechungt-Vureaux, bereu fünf i» der Hauptstadt existireo, ihre Arbeit innerhalb de« vor- geschriebene» Term me« nicht vollenden konnten uud derselbe erstreckt werde» mußte, vorgestern kamen 360 i» Fuftaaellea gekleidete Reservist«» a»s Regara a», gestern 2000 au« Palra» »ad heute rücke, die Sparta»er, Thebauer, Argider uud «eginete», die sich vereidig»» lasse» werden, eia. Angesicht« dieser ollgemeiae» Sr- regung tan» ma, nicht umhin, die Frage anszuwerse». wa« geschehen wird» »run die Blüihe de« griechischen Volkes, da« jetzt unter de, Fahne» versammelt ist. i» Folge der Beschlüsse der Großmächte, »»verrichteter Dinge wieder entlasse«, werde» würde. Ohne große Propheteugob« zu besitzen, läßt sich dir Behauptung ausstellen, daß eine« solchen Rückstoß« weder da» Labiurt Delhanui«, »och eine ander« Persönlichkeit gewachsen lein würde. Na« di« Ausrüstung der Armee anlaagt. so befindet sich dieselbe auumehr vollständig aus dem striegSsuße uud ist für alle Bedürsniss« dersetbe» au Lebensrnittel,. Kleidung. Beschuhung u. s. w. durch Loatractablchlüsse mit in- uud ausländischen Firmen vollständig vor« geiorgt worden. Auch die Arsenale sind, Dank der Vorsorge Trikuvi«', wohl versehen und befindet sich in denselben namentlich ein Vorrath von 110,060 Hinterlaber-Bcivebren uach dem Systeme Ära«. Unter den in die Armee Eingereihten befinden sich unter Andere» auch 3000 Palikaren au« Makedonien und 200 Griechen au« Bulgarien. Gestern bat General Sapunzaki den Oberbefehl über die Streitkrüste in Thessalien übernommeu und sein Haupt« quartier iu Larissa aufgeichlagen. Ueberall iu den verschiedene, Lolonieu, wie in Konftantinopel Smyrna, Alexandrien »c., haben sich Hili-comitö- gebildet, welche die Regierung durch Geldspenden uud Freiwillige zu unterstütze, bereit sind. Die Regierung selbst nimmt die Emission eine« jo« genannten „patriotischen AnlebenS" in Aussicht, welche» in Form von Lotterie-Obligationen » 10 Drachmen ausgegeben werden soll. Mariueminister Roma« bat seine Demission gegeben und wurde ihm dieselbe, da er daraus bestand, auch gewährt. lieber die Ursache seine« Rücktritte« verlautet, daß er für die Ausrüstung und sonstigen Bedürfnisse der Flotte einen giüßereo Betrag, als die ihm hierfür zur Disposition gestellte Summe von 4.6 Millionen Drachmen be gehrte. Al« sein Nachfolger wird Herr Bubuli«, gewesener Marineniluister unter rioinmunduro« und derzeit Bevollmächtigter Griechenland« in Alexaudriea, genannt, der aus telegraphische Aus« torderung Delyannis' morgen hier ankommt. (Die Ernennung des selben ist bereit« erfolgt. Anmerkung d. Red.) Auch von aadereo Veränderungen im Lchooße de« Labinet« ist di« Rede, da sich Herr Delyaont« au deu Führer der dritten Partei i» der Kammer. Herrn Leonida« Deligeorgi«, gewandt hat, um denselben zum Eintritte in da« Ministerium zu bestimmen. Herr Delrgeorgi« Hot vorläufig eiar auSwe.cheud« Antwort ertdeilt; ma» glaubt jedoch, daß er nur im Falle einer energische» Action iu da« Labinet einzutretea geneigt sein, iu diesem Falle ober auch daraus bestehen würde, daß der hervorragendste seiner Anhänger, Herr Zin opalo«, ebenfalls eia Portefeuille erhält. Au« Kreta lausen hier sowohl als in Konstantinopel beim« ruhigeud«, zum Dhetl jedoch widersprechende Nachrichten ein. An« gesiiyl« der geriugen rnilitairische» Besatzung würde e« zwar der dortige» griechischen Beväikerung ein Leichte« sein, sich der befestigten Plätze und größeren Ortschaften zu bemächtige, und die Bereinigung mit Griechenland zu proclamiren. Boa hier auS ist jedoch der kretensische» Bevölkerung die Insceni'rung einer bewaffneter» Erhebung vorläufig entschiede, widerraihcn worden. Herr Drikupi« hat aus die telegraphische Einladung seiner Parteigenossen, zur Eröffnung der Kammersession »ach der Haupt stadt znrückjukehrea, geantwortet, daß zwingende Gründe seine An wesenheit in London für die Dauer einer Woche unerläßlich machen. — Der französische Gesandte, Gras Mouy. hatte unmittelbar nach seiner am 14. d. erfolgten Rückkehr eine längere Uuterreduug mit Herrn Delhanui«. * Nach heute vorliegenden Nachrichten bestätigt eS sich, so wird den „HamburgerNackrichten- au- Berlin tclegraphirt, daß der amerikanische Geschäftsträger iu Madrid beauftragt gewesen ist, eine Note an die spanische Regierung zu richten, de« Inhalts: „Die Regierung der Vereinigte» Staaten wolle der Entscheidung Uber die Frage, ob die Ober hoheit Uber die Karolinen-Inseln Spanien oder Deutsch land zustch«, nicht vorgreisen; sie wünsche aber schon jetzt, für den Fall, daß die spanische Oberhoheit über jene Insel gruppe anerkannt werben sollte, von der Madrider Regierung eie Zusicherung darüber zu erhalten, daß die auf den Karo linen befindlich« amerikanische protestantische Mission beschützt und spanischerseit« dort keine, die freie Religionsübung be schränkenden Maßregeln getroffen werden." Die Anklageakte im Königinhofer Proceß. * Die un» im Wortlaute vorliegende Anklageakte im Königinhofer Proceß, versaßt vom kaiser'. königl. Staats anwalt Rinda in Königgrätz, ist ei" grwiß recht merk würdiges Aktenstück Man ersieht daraus recht deutlich, wie schwer es dem vsseiillichen Ankläger wird, dem czcchischen Pöbel, der die Creess: in Koniginboi beging, energisch zu Leibe zu gehen, weiche geringe Schwierigkeiten cS ihm aber aus der anderen Seite macht, die Sache darzusiellen, als ob doch neu Deutschen ein großer Theil der Schuld an den Excesseu beizumcsscn sei. Der Staatsanwalt hat denn auch eine An zahl der deutschen Turner, aus welche die schmählichen An griffe unternommen wurden, mit unter Anklage gestellt. Gleich im Eingänge seiner Sckrisl leistet der Staatsanwalt Rinda ein köstliche« Pröbchen seiner objektiven Anschauung, indem er. nachdem er erzählt, daß die von auswärts zu der Eröffnungsfeier des deutschen Turnsaales in Königinhos erschienenen deutschen Turner bei ihrem Eintreffen „von vielen Knaben und jungen Leuten auSgelacht und mit den Worten „Pfui Deulsche! Echulvereinler! lauter Juden! Taugenichtse! Sclaven!" beschimpft worden seien, meint, daß „mit einem solchen herausfordernden Benehmen di« ankommenden Gäste nicht zufrieden waren." Wir erfahren ferner auS der Anklageschrift, daß aus An ordnung deS kaiserl. königl. Bezirkshauptmanncs, bei den» eine ezcchische Deputation gewesen war, den deutschen Turnern seder Umzug durch die Sladl verboten und die betreffende Feierlichkeit lediglich im Innern eines Gasthauses vollzogen wurde, daß fdNer, weil da» gewaltthälige Beginnen des czechischen Pöbels immer gefahrdrohender sich gestaltete, der kaiserl. königl. Bezirkshauptmann auch daraus drang, daß in den vorderen Localilälen deS Gasthauses da» Licht auSgelüscht werden mußte, „damit die Beleuchtung der Fest localitäten da« Volk nickt noch mehr ansrege." Nun vermag der öffentliche Ankläger aber offenkundige Thatsachen dich nicht aus der Welt zu schassen und er sieht sich grnöthigt, g««r Funktionäre der czechlscheiz Gemeinde verwaltung von Königinhos vorzugehrn, da diese sich an der Hervorrusung der Excesse werkthätig betheiligt haben. So heißt eS in der Anklage: Dem Bürgermeister Frauz öip vou Königinhos ist ebeu- sall» eine Handlung zuzuschreibeu. welche da« ousgereizte Lolk zu Gewaltlhalen verführen konnte. Als nämlick die Absahn der fremden Turner begann uud unter idnen viuceuz Baudisch da« Wort „döh. mische Bagage" auSriei, ries der Bürgermeister, wie der k. k. Be« zirklhaoptmann Joses Schneider bez>edung«we»e auch Leopold Mandl augebea — „licke, jeätö r» to. i- j« cürüuiw« väm oackäeaji » vooä" (Leute, noch dafür, daß wir sie schütze», schnnpse» sie uu» »och auS dem WagenI) Der k. k. Bezirkthauptmaan ermahute sofort de» Bürgermeister, er soll« sich mäßige, , daß seine WoNe zu Excesseu Anlaß gebeu könnte», wonach der Bürgermeister um verzech»»« mit der Ur- theueruag bat, daß er die Worte an» großer Erregtheit salleo ließ. E« ist klar, daß solch« gewichtige» Worte, wo «tue SmtSprrson sich öffentlich über eine dem versammelten Volke geschelwoe Uubill be« klagt» sehr geeignet warru, da« Lolk zu GewaltaNeu auszu« stacheln. Und vom Gemeindepolizeimann Aloi« Necina sagt der Staatsanwalt, daß er, als die Schlägern zwischen den Turnern und dem Volke stattsaud, dem letzteren zugnofeu habe: ,^a» je boilue Wirt«." (Haut sie nur tüchtig), sowie daß Retina sich geweigert habe, die Ordnung vor brm Gasthause, in dem die Turner sich befanden, herzusiellen. Es mangelt uns an Raum, weiter auf die sehr ausführ liche Anklageschrift «inzugehen und wir lasten nur »och die Darstellung, welche der Staat»anwalt von dem scheuß lichen Urbersall giebt. dem die deutschen Turner ausgesetzt waren, als sie Nacht» Königinhos verließen, folge». Sie lautet: Wie in dieser Anklageschrift schon oben erwähnt wurde, fuhren dte fremde» Tnrner un!er Assistenz d«S k. k. Geadarnierieposle». sichrer« Uxa und unter Begleitung de« k. k. Bezirk-eommiffar« Pasowjky und einiger Mitglieder der Gemeindevertretung durch die Gassen Königinhos- aus die gegen Trauleuau sührend« Straße. Weil ou». wie sowohl der k. k. Bezirkseommissar Pasowlky al« auch der k. k. Geudarmeriepofteasührer Uxa ansükren, aus dem ganzen Wege die sämmtlichen Gassen säst menschenleer waren »nd weil die Begleiter der Wagen nicht- Verdächtige« bemerkten, verließen alle Begleiter mit «u»nahme de« k. k. Grndarmeriepostenführer« Uxa dte Wagen und kehrten in die Stadt zurück. Deu ersten, dem Ludwig Wagner gehörigen Wagen lenkte der Kutscher Vincenz Goldmann und fuhren iu demselben Ludwig Wagner sammt Sohn und Carl Steinjchneider. Der k. I. Postensüdrer saß aus dem Kullchbock neben dem Kutscher. Ja der Sladkow-kygaffe bemerkte der erwähnte Beodarm, daß mit dem Polizeimann Franz Fähnrich zwei Männer stehen, welche Fähnrich al« Alüin Turek und Franz Blk bezeichnet«. Nachdem diese Personen de- Wagen« ansichtig wurden, verließen sie den Lolizeimaun; Aloi« Tnrck ging i» der Richtung zu der Scheuer deS stopp, welche recht» aus derselben Straße sich befindet. Franz Vlk blieb neben der Straße stehen uud der Gendarmeriepostenführer Uxa bemerkte in icder seiner Hand einen Stein. Boa Uxa ver warnt, blieb derselbe stehen und die Kutsche fuhr an ihm vorbei. Kaum balle jedoch der Wagen den Ort. wo die Lopp'sche Scheuer steht, überholt, al», »wie Franz Uxa, beide Wagaer, viacenz Goldmann und Earl Steinschneider beweisen, sowohl von der Kopp'ichen Scheuer al« vou beiden Lebnen der Straße ungefähr 80 mit Steinen und Pflücken bewaffnete Männer hervorßürzeu. Der k. k. Gendarmeriepoftensührer Uxa stand iosort am Kutschdockt auf und forderte die Menge zum friedlichen AuSeinandergeheu aus, die Menge folgte jedoch nicht diesem Ruse, sondern wars Steine ans die Wagen u»d die in denselben sitzenden Leute und beschädigte de» k. k. Gendarmeriepoilensührer Uxa am Finger der rechten Hand, am rechten Arme und am stopse. Io daß Merkmale seiner Verletzungen vorgesunde» und die Verletzungen von dem GerichtSarzte vr. Rein- berger al« leicht erklärt wurden. Der k. k. Gendarmeriepostenfübrer machte lokort, da er da» Volk ungehorsam und gewaltthätig sah, von seiner Waffe Gebrauch und schoß in die Menge, woraus dieselbe dem Wagen Ireie Gaffe machte. Im Wagen sand man sodann »men Stein und einen Todtkchläger. Der t. k. Gendarmeriepostensübrer begleitete sodan» den Wagen den Weg hinaus bi« zur Capelle, welch« bei dieser Straße steht, wo sich wieder mehrere Leute angesammelt haben, aber nach erfolgter Ermahnung vou Seiten de« Gendarmen keine Gewalllbaten verübten. Wie dieser Wagen, wurden auch olle übrigen Wagen bi« »ns den de« Vr. Paul Ainternitz ans denselben Stellen von der ge sammelten Menge übcrsallen und in-beioud«r« erzädle» Franz Vogel» !ang, Antonie Albert, Bnicrnz Baudisch, Moritz Bogellaag, Ernst Popper und Earl Otto, daß sörmlich ein Steinhagel über ihren Wagen kam, daß die Leute die Steine in Tücheru trugen uud mit Geschrei die Steine ans die Kutsche warfen. Hierbei kam namentlich vincenz Baudisch zu einer große» Ver letzung. ES rann so viel Blut von seinem Kopse, daß derselbe t» Folge Blutverluste« so schwach wurde, daß er kaum bei den Pserden blecken koaute, mit welchen er der Menge doch entkam. Rentier Susemam», der einzige Patient i« Orte, konnten mit ihren Rollen nicht besonder« in deu Vordergrund trete», führt« dieselben aber ganz angemesteu durch. Bon dem e»iß Weiblichen waren e« besonder« da« reizend«, .anmulhige Evachen de« Frl. Flösset, sowie der drollige, liebe»«rvürdige Backfisch Earoline de« Frl. Petri, welche volle« Lob verdienen; auch die Lenore de« Frl. Sal» dach und di« Redacteur-gattin Luna de« Frl. Wilhelm waren befriedigend« Leistungen. Da» MaSkenscst 4 I» Sommernacht« raum, da« schließlich im Schlußakt alle Ge sunden krank »md den einzigen Kranken gesund gemacht bat, war wirkungsvoll arrauairt, wie Herrn Oberregisseur Get tke für die au-geze'chuete Regiesührung überhaupt Anerkeuaung gebührt. Hermann Pilz. Sachse«. * Leipzig, 2«. October. Da die Spruch-Liste für die mit dem heutigen Tage begonnene Schwurgericht-Periode de« hiesigen königlichen Schwurgericht« seit der am 30. September d. I. erfolgten Au«loosung verschiedene Ab änderungen erfahren hat, so theilen wir dieselbe in jrer eudgtltigen Feststellung mit. Al« Geschworen« rngiren darnach die Herren Procurist Iutiu» Ottokar Staudinger in Leipzig, vr. ptül. Richard Andrb« in Leipzig, Rittergutsbesitzer Alfred von Abenvroth in Kössera, Brauerei- besitzer Friedrich Theodor Naumannn in Plagwitz» Kaufmann ! Solsgang August von Biebl in Leipzig. Rittergut-Pachter Carl Hilliq in Trachenau, Hosbaumeister Paul Otto Brück Altes Theater. Leipzig, 26. October. Um da- gestern Abend im alten Hause zum ersten Male zur Ausführung gebrachte Lustspiel „Der Badearzt" schwebte ein Gekeimniß. besten Ergrün- düng zu lebhaften Debatten Veranlassung bot. Es handelte sich nämlich um die rscüorcbo äo l» pntvrnltä, denn der Autor Halle sich in den Schleier der Anonymität gehüllt uud nicht weniger alS sechs verschiedene Personen, darunter auch einer Trägerin blauer Strümpfe, wurde die Autorschaft zu« geschrieben, während wir das Stück überhaupt nicht einer Fever zuschreiden, sondern für eine Compagniearbeit halten mvckten. Der Gedanke, welcher dem Lustspiel zu Grunde liegt, ist sicherlich glücklich gewählt, denn er zeigt un-, daß heutzutage, wo die Badereisen zu den weitgreisendste» Epidemien gehören, die Bäder zum großen Theil Enrorte für Herzkranke sind, denen Gott Amor, der Arzt aller Aerzte, hier das stärkende Mineral der Liebe bereitet, um sie dann geheilt in Hymen- Pension einkehren zu lasten. Bad Simmerau ist ein solche- „Vcrlobungsbad". in dem ein wirklich Kranker zu den phäno menalen Erscheinungen gehört, während aus Weg und Steg Sommervögel aller Art flattern, die an den Nestbau denken, und sich lieber die Cur machen lasten, statt selbst eine zu machen. Zn dem Bade weilt aber eine böse Fee. welche die zahlreichen, in Aussicht flehenden Verlobungen gern zu Master werden ließe, da ihr selbst einst Enttäuschungen in- Buch de» Herzen« geschrieben worben sind, und die Machinationen diese« dosen Engel- bringen eine Reibe ergötzlicher Verwirrungen hervor, die schließlich aber glücklich enkw»m werden, nachdem die schöne Frau, die dem Bad den Charakter des „Ver- lobungSbades" nehmen wollte, selbst dem Fieber der Liebe erlegen ist. Das Ganze ist eine Satire aus das moderne Badeleben, und eine reiche Fülle geistreicher Apercu» über da» Leben der modernen Gesellschaft findet sich in den einzelnen Scenen vor. Der Dialog ist überhaupt pikant gewürzt mit originellen Bonmots, die sich weit über die Plattheiten der modernen Schwänke erheben. Freilich sind auch einige sehr böse Auswüchse vorhanden, die vom Autor wohl ohne Z -eifel ausgeschnitten werden müssen. Ueberhaupt würde eS für da« Stück vortheilhasler sein, wenn eS au- fünf Acten in vier, oder vielleicht sogar in nur drei Acte zusammcogeschmolzen und der Dialog gekürzt würde, da der Stoff doch für fünf Acte nicht hinreichendes Material bietet und an Stelle der dramatischen Aclion zeitweilig nur ein prickelnde«, geistreiche» Raisonnement tritt, das in diesem Falle dock kein ausreichen des Surrogat bildet. Die BclauschungSscenen, Eisersuchts- duelte u. s. w. wiederholen sich zu oft und entbehren dann der Wirkung, die sie das erste Mal erzeugen. Auch würden wir daS häufige Citiren gern fallen sehen, der Dialog erhält dadurch das Aussehen eines dramatischen Büchmann, und der Aulor bedarf für seine blühende, an witzigen Pointen so reiche glänzende Sprache dieses Hilfsmittels gar nicht. Die» sind jedoch alles Mängel, welche sich »och aöandern lasten; die Hauptsache ist doch, daß da- gewählte Tkema ein gesunde» ist. und daS ist der Fall. Was Jean Paul in „vr. Katzcn- berger'S Badereise" aus den, Gebiet de» Romans bereits in so köstlicher Weise satirisch beleuchtet hat, da- ist hier einmal aus dramatischem Felde zu vermerthen versucht worden. Von den Eurgäslcn deS Bades Simmerau tritt besonders die geistreiche Frau von Zollern in den Vordergrund, die von ihrer romantischen Burg auS die Geschicke der liebenden Paare irrczulcilen versuchk. Fr. LewinSky spielle die Rolle mit seinem, graciösem Humor und nobler, aristokra tischer Repräsentation. Den pessimistisch angekränkelten, aber ebenfalls durch Amor- Nadicalcur gründlich curirten Bade arzt vr. Eiinineri, führte Herr Straßmann gewandt durch. Herr Bischer bot in seinem Baron Tbeering wieder ein ganz treffliche» Bild eine- geckcnbasten Rouü'S. der oben drein die Rolle des BaronS Münchhausen spielt und über seine unglaublichen Aoentüren nicht einmal wie der Iinmcrniaiin'iche Iagdlicld „ergrünt". In den Der» lobungSbäder» finden sich gewöknlick auch eine Anzahl reiferer Iungrrauen ein. welche hier da» Lied: „Es ist gewißlich an der Zeit" singen, und im Stück ist dies ein Frl. Mergel, da» von Frl. Buse in da» nötluge komische Lickt gerückt wurde. De» Anliwagnerianer, Musitbirrclor Berger, re- vräsentirte Herr Door mit den Manieren eines bengalischen Tigers, die eigentliche Komik ging der Gestalt jedoch ab. Eine joviale, ansprechende Figur war der geschäftige Redactrur de- Herrn Büllrr. Tie Herren Hänseler als Ritterguts besitzer Schwelm. Borcherdt at« Herr von Sander, Müller al» Badediener Proaer «ad Rohlaud al« Wald in Leipzig, Rittergutsbesitzer Schubert in Cannewitz, l -erbereibesitzer LouiS Kittel in Frohburg, Buchbäadler Georg . »ermann Weber in Leipzig, Gutsbesitzer Clemen» LouiS ! Zäweritz in Hehenwuffen, Gutsbesitzer und Gemeindevorstand , Heinrich Gottloh Sieber in Oberpickenhain, Kaufmann Carl ' shilipp Clemens Erwin von Brefleudorf in Leipzig, Ritter« ul-besitzer Heinrich Alexander Anger in Mansitz, OrtSrickler keinhold Remmler in Auchshain, Riktergutspachter Hugo Mothes in Stötteritz, Kaufmann Franz Richard Zangenberg in Leipzig, Fabrikdirector Wilhelm Rudolph Patzsckke in Wurzen, Rittergutsbesitzer Hermann Tbränhardt in Mutzschen, Kaufmann Carl Heinrich Ferdinand Jung in Leipzig. Guts besitzer Gustav Nitzsche in Börtewitz. vr. pbll. und Fabrikant l iarl Heinrich Theodor Gericke in Lindenau. Rittergutsbesitzer Nernbard Sckaarschmidt in Kotzschbar-Jmnitz, Buchhändler Carl Franz Köbler in Leipzig. Kaufmann und Stadtrath Earl Wilhelm Rock iu Leipzig, Rittergutsbesitzer Fritz Schädel in Lobstädt, Rittergut-Pachter Carl Oberländer in Auligk. Skblvstermeister Friedrich August Ludwig Beulshausen u> -eipzig. Fabrikant Georg Richard Klinkhardt in Wurzen und Lanvwirth Franz Osear Gräfe in Eutritzsch. — Ueberdie» bat sich die Zahl der abzuurtheilenden Anklagefalle um einen iall vermehrt uud zwar um die Uutersuchongssachr gegen den Handarbeiter Dreßler au« Nasenberg wegen vorsätz licher Brandstiftung. — Herr Referendar Paul Derlhauer ist vo« der uristischen Facultät hiesiger Universität auf Grund magu» cum lauckv bestandeueu Examen« zum voctor jurls promovirt worden. * Leipzig. 2«. October. Auf dem Hofe de« Grundstücke» Liesenstraße 23 hierselbft fand gestern Nachmittag die Grund - einlegung zum »enen katholischen Gejellenhause att. Zu dieser Feier waren die Stadträthe Herr Volk mann und Herr Ludwig-Wolf erschienen, ferner bemerkte man unter deu Anwesenden de» Herrn Neichsqcrichl«rath Iser, sowie den au» Dresden herbeigrkommenen Hosprediger und Prälaten Herrn Wahl, deu Superior und Pfarrer Herrn 3«hr, die hiesige katholische Geistlichkeit und die Lehrer- chaft. Nachdem die Mitglieder de« katholischen Gesellen verein« und da« zahlreich erschienene Publicum Aufstellung genommen, irttonirte der Sängerchor des Verein« den „Lob gesang" von Billeler, worauf Herr Prüfe« Caplau Schmitt mann in trefflicher Weife über die Bedeutung des be gonnenen Baue» die Hauptrede hielt. Als sodann noch verschiedene Herren gesprochen, erfolgt« seiten- vieler An wesenden die üblichen drei Hammerschläge, und mit dem Ge ange de» bekannten und schönen Liede» ^0 «ulotissimn, » plissimL" schloß die einfache Feier. Mit einem „Gott egne da- Handwerk" gingen die Versammelten auseinander. Bemerkt sei noch, daß die beiden Lieder mit vorzüglicher Präcision und Reinheit zu Gehör gebracht wurden. — Dieser Tage wurde die Leipziger Schülerwerk- iatt durch den Besuch eine- Herrn au« Neapel geehrt, der die hiesigen Bestrebungen für die Erziehung zur Arbeit im Aufträge des Magistrat» von Neapel kennen zu lernen wünschte. Auch Italien tritt neuerdings in die Reihe derjenigen Staaten ein, welche dem Handsertigkeit-unterrrcht Pflege an gedeihen lassen. * Leipzig, 26. October. Wir werben um die ver> Lffentlichuna folgender Zuschrift ersucht: „Herrn Bäcker meister Böhme, Leipzig. Antwortlich Ihre- Aufsatzes im Leipziger Tageblatt" am 22. October theile ich Ihnen hier mit. daß ich mich jeder weiteren Erwiderung enthalte, auS olgendem Grund: Beide Innungen, Ihr« und unsere, haben dieselben Bestrebungen, und wie und auf welche Art und Weise dieselben gelöst werden, ist ganz gleich. Suche eia Jeder nach Kräften die Innung zu unterstützen, daun können wir Beide zum Ziele gelangen. Hochachtungsvoll Bernhard Eiduer, Obermeister." —ck. Panitzsch, 26. October. Bekanntlich hat der Ver affer der al« LocalgeschichtSwerk für Leipzig so werthvollen Vogel'» Annalen, der Pastor Jacob Vogel, ein geborener leipziger, von 1697 bi» 1729 in unserer Gemeinde gelebt und zewirkt. Obwohl das eine verhältnißmäßig ruhige Zeit war. ist doch nicht» im hiesigen Kirchenarchiv verblieben, was au die Thätigkeit Vogel'», vesoader« die schriftstellerische, schließen ließe. Selbst ein Exemplar von Bogel'S Annalen ist nicht vorhanden. Ebenso wenig bekannt ist die Stelle, wo der be deutendste Annalist Leipzig« ruht, uud auch kein Grabstein ist au» jener Zeit vorhanden, der an ihn erinnert, obwohl e« nahe liegt, daß Vogel'« Nachfolger, der Prediger Iacobi, der zugleich sein Tochtermann war, ihm ein Denkmal hat setzen lasten. Daß diese» verschwunden, ist am Ende nicht zu verwundern, denn sämmtliche alten Grabsteine unsere» Kirch hofe» hat man im Lause der Jahre in etwa» zu „praktischer- Weise zu Bauzwecken. Ruhebänken u. dgl. m. verwendet. Ja sogar aus dem Wiesenwege von hier nach BorSdorf dient ein besonder- großer Grabstein zur Ueberbrückung eine» Graben». Würben sich nicht aber einige Geschichlssrennde in Leipzig finden, die da» Geld für eine (Hevenktasel zusammenbrächten, welche in hiesiger Kirche an die Wirksamkeit Vogel'» erinnert? -o- Meerane, 25. October. Der Fachvereiu für Weber beschloß in seiner gestrigen öffentlichen Versammlung, nachdem die jetzt hier, sowie anderwärt» auch herrschenden mißlichen GeschästSverhältnisse eine eingeüend« Besprechung erfahren, eine Deputation von 9 Mitgliedern zu wählen, welcher di« Ausgabe zutheil wurde, sowohl bei der Behörde der Stadt, al» auch bei den betr. Fabrikanten dahin zu wirken zu suchen» daß der schon von langer Hand her eingeführten Ausgabe der Arbeit an sogen. Kactore nach dem Vogtlanve, Bayern ». nur erst dann erfolgen solle, wenn die hiesigen Arbeiter mit Arbeit versehen sind. — Am vergangenen Dienstag hat in Seelingstädt bei Werdau unter Vorsitz ves Kreisobergendarm Nagler-Zwickau eine größere Gendarmerie-Conserenz stattgesunden. An derselben nabmen Tbeil die Obergendarmen von Zwickau, Glauchau, Cbemnitz, Alteoburg, Rcnaeburg, Schmölln, Greiz und Gera, sowie die Gendarmerie-Brigadier» von Reichenbach, Werdau. Crimmitschau. Manoich«walde, Berga und Liebsch witz. wie auch die Stadtwachtmeister au« Werdau und Zwickau. Dem Veruehmen nach hat mau dabei über Maß nahme» berathe», die zu treffe» find, «» die Diebe zu ermitteln, »elche in letzter Zeit die DIrs«r in deu Sreozdistricteu immer unsicher gemacht und grßtzer» i - D verübt haben. M -r- Adorf, 25. October. Die Feuerwehr in A »att« vorgestern Abend die benachbarten Corp» von Neu M Srüu, Elster, Ebmalh, Gottmannsgrün und Adorf zu e» P Zeuertvschprobe eingeladen, welche der Vertreter der österreichisch-ungarischen Feuerlöschmaffesabrik in Wien mit einer neu ersunvenen und patentirten Fcuerlvschmass« veranstalten wollte. Offen gestanven waren wir mit einigem Mißtrauen erfüllt, da dock gerade auf diesem Gebiete in letzter Zeit viel Reklame gemacht worden ist; aber wir warru von dem Erfolge waörl'ast überrascht. Aus einem ebenen Platze iu der Nähe de« Roßbacher Bahnhöfe» waren 3 Holzstöße, die mit Stroh und Hobclspänen reichlich durchflochteu und mit Petroleum tüchtig übergossen waren, errichtet, auch war da neben ein« Grube, die mit Theer uud Petroleum gefüllt war, sehen. Der Inhalt derselben wurde in Brand gesetzt, daß eine mächtige Lohe daraus empor schlug; doch wurde dieselbe sofort gedämpft, al« einige Liter Master, in denen die Maste ansgelvst war, daraus gegossen wurden. Auch ein brennendes Theerfaß wurde schnell gelöscht. Die Maste selbst ist eia weiße« Pulver, da« man ohne Nachtheil sür seine Gesunvheit essen kann. E» gehört 1 Kilogramm derselben aus 30 Liter Master. Die Auslösung dient nicht allein zum Löschen, sondern auch zum Feuerschuh, znr Imvrägai- ruag. Der mittlere Holzhausen wurde mit einigen Eimern !Laster, worin daS Pulver aufgelöst war. Übergosiea; hieraus ward Feuer an die beiden äußeren Holzstöße gelegt, und in kurzer Zeit War ein Brand entsacht, der eine so enorme Hitze verbreitete, daß die Zuschauermeng« weit nach rückwärts drängte. Trotz der Gluth brannte von dem jpiprägmrten Stoße, der von den anderen nur etwa 20 Eentimeter entfernt tand, nicht ein Strohhalm. Al» mächtige Flammen aus» loderten, wurden einige Eimer Master auf da» Feuer gegossen, und wie mit einem Zauberschlage herrschte tiefe Fmfleruiß rundum. Ja noch mehr. Der Vertreter der Fabrik hatte ich Hände und Gesicht mit der Lösung gewaschen and konnte »un Vicht an die Flamme herantreten. ein brennende« Scheit aus dem Haufen nehmen und eine Zeit lang umher trage», ohne sich zu verbrennen. Später ward noch ein Häusiem ^obelspäne entzündet, daraus wurden einige Tücher in die Lösckmaste getaucht und auSgewuaden, hiernach mit Petroleum getränkt und in da» Freuer geworfen. Ein Feuerwehrmann, der sich die Hände in der Löschmaste gewaschen hatte, holte die lichterloh brennenden Tücher au« de» Flammen, löscht« ie. indem er sie zwischen die Hände nahm and konnte sie als unversehrt dem Publicum zeigen. Zn Eaer und Asch war«» ähnliche Löschproben gemacht worden. Die Maste ist also ehr gut; aber 1 Kilogramm kostet 1.30 fl. oder 2.10 üt Im Vogtland« sollen Versuch« damit gemacht werden. —e. Iohanugeorgeustadt» 2L. Oktober. Da» Ge spenst de« Spirlti«mu« hat sich leider auch io unserem riedlichen Erzgebirge gezeigt. Am hiesigen Ort« hat sich seil kurzer Zeit ein Krei« von Spiritisten gebildet, der i» bedenk licher Weise tagtäglich neue Anhänger au« de» minder ge bildeten Publicum heranzieht. Die gebildete» Kreis« ha»»' ich, wie es vorauszusehen ist, davon bi« jetzt frrngehalten» aber ein Theil der mittleren hiesigen Gesellschast»claff«n erfchi» un» von jeher als der geeignete Boden für ähnliche Rich tungen, da nicht nur der Aberglaube noch in furchtbare» Welse hier sein Wesen treibt, sonder« «in großer Theil au« dem minder gebildeten Publicum Anlage zu mystischer Schwärmerei zu haben schien. Der diesige Oberpsarrrr, Herr Pastor Werner» hat in friedlicher Weise, wie e« fein Amt gebot, eine klare, geistreiche Entgegnung gegen den Epiritis- mu« io Frage- und Antwortform ertasten, und dürft« dieselbe wohl geeignet sein. Zweifelnde «och rechtzeitig zu» Bewußt sein ihres Irrthum« zu bringe». — Kamenz (Sachsen). 25. October. De« sehr strebsame hiesige Gebirgsvereiu geht damit um, auf de« Hutberge einen neuen Aussicht«- und Erholung-Platz in Form eine« de« Anforderungen der Neuzeit völlig earsprecheud« Restau rant« zu errichten, und hat zu diesem Zwecke jetzt ein« Waarenverloosung veranstaltet, welche sich durch ihr« vielen werthvollen Gewinne von anderen derartigen Unternehmung« vortheilhaft auszeichnet. Ein eleganter Schreibsecretair bildet den ersten Geivinn, während von Mitgliedern, Freunden und Gönnern de- Vereins von hier und auSwärt», selbst Dresden. Berlin re., eine so große Anzahl theil» kostbarer Geschenke eingegangen ist, daß der Verein sür den Ankauf weite«» Gewinne eine verhältnißmäßig sehr geringe Summe zu opfern braucht und ein nicht unbedeutender Reinerlrag in Aussicht steht. Sämmtliche Gewinne sind bi« znm 1. November in unserem schönen Bürgersaale de» Rathhause» unter geschmack vollem Arrangement ausgestellt, woran sich am 2. und 3. No vember die Verloosung schließen wird. Dem gemeinnützigen Unternehmen ein „Glück aus!" — Auf ein Gesuch um Unterlassung der Fabrikation künstlicher Blumen in den Landesstrashäusern ist der Dresdner Handelskammer vom königl. Ministerium der Bescheid «rtheilt worden, baß dieser Aroeitszweig in Sach sen» Strashäusern nicht betrieben würde. DaS Ministerium erklärte sogar seine Bereitwilligkeit wegen Unterlassung diese« Fabrikationszweiges in preußischen Strafanstalten sich mit dem preußischen Ministerium in» Vernehmen zu setzen. Zu gleich wurde über die Slrafbansarbeit mitgetyeilt, daß von den 4500 in Sachsen Internirten, die bezüglich der Arbeit in Frage kommen, nur 2975 sür Rechnung außerhalb der Anstalten stehender Unkernehmer beschäftigt werden. In den Arbeitskreis sind 40 GewerbSarten gezogen, vou denen die Tabaks- und Eigarren-Arbeit in 5 Anstalten die meisten Ar beiter beschäftigt, während der Accordion- und Ziehharmonika bau kaum 10 Arbeiter beschäftigt. 1525 männliche uud weib liche Arbeitskräfte sind in Thätigkeit. um die Bedürfnisse der sächsischen Straf- und Correctionsanstalten an Kleidung. Wäsche, Schuhwerl zu decken und sonstige sür den eigenen Bedarf nölhigrn HandwerkSarbeiten zu verrichten. Vermischtes. --» Da» kriegsgerichtliche Erkenntniß gegen den Ober stabsarzt vr. Hennecke in Mainz wegen gesetzwidriger Befreiung Mililairpflichliger lautet aus fünf Jahre Zucht haus, sowie auf drei Jahre Ehrverlust und somit auf Aus stoßung au» dein Militairstande. Für die überstandene zwei jährige Untersuchungshaft kommt ein Jahr von der Strafe in Abzug. Derselbe war des Vergehens der widerrechtlichen Militairbefreiung in elf Fällen angeklagt, wovon ihm aber nur süns bewiesen wurden. — Nachträglich kommt un» noch der Bericht zu, daß Mitte September mit dem Aerzte« und Natursorscher-Congreß gleich zeitig der 3. Congreß de» internationalen Fackve'rein» der chirurgischen Instrumenten.Verfertiger, Banda gisten und Orthopädisten in Straßburg stattsand, zu welchem Congreß sich Mitglieder au« allen Weltgegenven einsandeo. Dieser nützliche Fachverein, welchem einige Hundert der besten Firmen anaehören, giebt ein Centralblatt sür chirurgisch« uud orthopädische Mechanik heraus, in welchem die neuen In strumente. Apparate rc. veröffentlicht, beschrieben und abgebilvet werden; dasselbe wird gratis an hervorragende Aerzte, Kliniken, Universitäten rc. geschickt, auch kann Jedermann daraus abon- niren. Ein zweite» Blatt, das „Corrrsponvenzblatt", dient nur sür die Mitglieder zur gegenseitigen Belehrung und Hebung de» Fache», sowie der Fachvereinsinteressen, vorläufig in deutscher Sprache, soll aber später auch m englischer und sraazösischer Sprache erscheinen. Mit diesem Congreß war gleichzeitig eine Fachausstellung verbunden, in welcher all« seit 5 Jahren erfundenen oder verbesserte« chirurgischen Instrumente, Bandagen, orthopädischen Apparate rc. au-gestellt Ware». Herr Professor Lücke hatte dazu iu dem prachtvolle» Universität«- gebäude S Säle augamese». Die »«»fteluug war »eisten-
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