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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.10.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-10-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188510294
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18851029
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18851029
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-10
- Tag1885-10-29
- Monat1885-10
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.10.1885
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. ««,' uu- M >1»4- «L «uo Z s t » A M'. lSL LL «.- SLb »« sllO 6 di» «d«r Klau. »d«r- »- 1. ober- i>^ «X» as->. lphia von «Vier Elbe Ichosi lllan- > der rencc rdom von von md«" aiso" -süd- ovillc ) der > d«r npskl Srta" npfer »g°" Pool, ruten von tt in esell- »Pier von Erscheint täglich früh Uhr. Ledarlto« nnd Tr,rditiotl g,ham««»ffsr 8. Affrrch stunde« »er Retartt««: Bormitt«-» 10—12 Uhr. Nachmittag« b—8 Uhr. »-«SLMSLWr"" KipMtr.TagMM »er für »ie »ächkttal»«»»» »er »rsti««tr> z > s« raie a» Nochniittaq». .»Uhr. »tage« di« 2 Uhr . «* G«»,- »vH Keftt«»e» srßtz »»« L, den /iiialr« für Zns.^nnntz«: Anzeiger. Auflage L0,V00. .^donnnnrnlo-rei» Vienelf. 4'/, iu«l. Bringeriobn 5 Mk. durch die Post bezogen 6 Mt. Jede einzelne Nummer SV Pi. Belegexemplnr 10 Pi. Gebübreu »ür Erlradeil,qe» lia Tage vtatt-Formal geialzll ahne chvnbeiörderung 39 Mk. »l» Loftdeiurderuaq 46 Mi. Inserate «qeipaltene Petitzeile 20 Pf. Größere »chriile» laur uni. Preisverzeichaiß. Tadeüarijchee a. Zissermay naa, yüverm Taris. Aeclamen »Mer dem Redaciions strich diesgeivalt. Zeile 50 Ps., vor den Familien nach richte» die Sgespalieae Zeile 40 Pi. Jnierote lind Nets an die ErprSition zu Amtlicher Theil. Von Montag, den 2. Nevember diese« Jahre« an wird ßi> auf Weitere« in Straße 6. de« nordwestlichen Bebauung«» dlane« »wischen der Daldstraße und der Elsäfferstraßc Bau schutt (au< Stein, Sand, Kalkmörtel und Erde bestehend), Erde, Sand und Kie« gegen ein« Vergütung von 75 Pfennige für jede« Fuder angenommen. «hricht, Scherben, Blechstücke. Blechwaareu, GypSstÜcke. Stroh, Strohgeflechte. Dünger, Holz, Papier, Asche, Kohlen« Schlamm, Ru«. GlaS und dergl. dürfen nicht an- hren werden. pzig. am 2«. Oktober 1885. Der Nssrh der Gtadt Leipzig. vr. Seorgi.G. Gesucht wird der am 28. April 184l zu Roda geborene frühere Maurer uachmaliae Copist Esarl Mudolf Trckger, welcher z»r Aüriorge für seine Familie aazuhalteu ist. Leipzig, am 23. Oktober 188». Der Rath der Gtadt Leipzig. (Ar«eaa«t.) ^ol Ludwig. Wolf. Friler. VekunutNLchung. Wegen de« aus Sonnabend, den 3l. ds«. Mt«., fallenden Feiertage« finden die Auszahlungen von Kraukenunterstützungen der Ortskrankencasfen l bi« XVIU, sowie der Gemeinde» kranken Versicherung für die«mal Freitag, de» SV. df«. Mt»., Leipzig, den 27. Oktober 188». Da» Kraukenverfleherrrag». »«t. Winter. Berdaad der ivrt»kraake«eafie» . «» E-'p»tg »ad U«.«ege»d. «'bkrt vrockhau«. -sncnrrery. I» der hiesig«, Schule soll eiu» Fahrstuhl-Einrichiung i> «<>e» Mo» vorhaadeue» Schacht augebracht «erden »ad dt» Arbeit im »oncurreuzwegr mit Auswahl »nter de» Eoncnrreule» vergeh«, werde». . dreiloffrrtn, „bst Beschreib uug der Einrichtung stud bi« »um 4. November o. i« hiesige« Vemeiudeamt etozuretcheo, woselbst a»ch NLHere« z, erfahren is »ager^rotteudorf. a« 27. vctober 188». »er Gchaltzmchttmd. ver»h. Meyer, ,. Z. Bors. Nichtamtlicher Theil. Der neue Urgent von Lraunschrveig. Am 21. und 24. Oktober ist da« Schicksal Braunschweig« durch di« Wahl de« Prinz«» Albrecht von Preußen zum Regenten de« Lande« durch die Vertreter desselben und durch di« Annahme der Wahl von Seilen de« Prinzen entschieden worden. Nicht« ist bezeichnender für di« Stimmung, mit »«lcher diese« historisch« Ereigniß in vraunschweig begrüßt wird, al« der Empfang, welcher dem Grasen Gvrtz-Dri«berg bei seiner Rückkehr nach der Hauptstadt de« Lande« bereitet worden ist. Eine nach Tausenden zählend« Volksmenge empfing den Heimgekehrten am Bahnhof mit Hochrufen, und i» der Freude seine« Herzen« rief der Zurückgrkehrle dem ihn bewillkommnenden Bürgermeister Rtttmeher zu: „Wir koauten keine bessere Wahl treffen." E« ist ja richtig, daß zum Regieren eine« Lande« noch mehr gehört al« persönliche Ltebenswürdigleit. aber e« ist gewiß eia Werth« Voller Empfehlungsbrief für einen Regenten, wena die Ab» arsa»dtrn der Bevölkerung, welche ihm die auf ihn gefallene Wahl mittheilen, von seiner Persönlichkeit entzück: sind. Prinz Albrecht bat die Brannichweiger Deputation ,n Kornenz ganz nach den im Hanse Hohenzollern bestehenden lieber» ueseruugen empfangen, würdig und anspruchslos, freundlich und herzgewinnend. Daß er den Herren sein Besitztum »eigt« und sie nach Art eine« Landedelmanne« in seinen Familienkreis zog und dort bewirthete, da« Alle« ist so an heimelnd. so herzerquickend, daß sich seine Gäste dadurch an genehm berührt fühlen mutzten. Prinz Albrecht ist bekanntlich der Sohn de« im Hahr« I87S verstorbenen, 1808 geborenen jüngsten Bruder« de« Kaiser« Wilhelm und der Prinzessin Marianne der Nieder lande. Der Vater war ein lebenslustiger prachtliebender Berr» der besonders an schönen Pferden und Schlössern Ge fallen fand. Sein Palais in der Wilhelmstraße in Berlin, da« ehemalige Wobnhau« de« Herrn v. Zoll,loser, ist bei Weitem daS schönste aller dortigen Prinzenpalai«. In dem dazu gehörigen großen Park, der auf der einen Seit« von der Aahaltstratze, aus der zweiten von der Königs (früher Hirschtstraße) begrenzt wird und mit der dritten an den Garten des Kriegsministerium» stößt, wurden in den vierziger Inhren Eisschlittensabrten nach russischer Manier veranstaltet, zu welchen die Officiere der Berliner Garnison zahlreiche Einladungen erhielten. Die Feste, weiche der Prinz «ab, genossen eines ausgezeichneten Ruse« wegen drr Ga'lsreundschast des Wirthe«. welcher Alles ausbot, um seine» Gästen den Aufenthalt in feinem Schlöffe angenehm »» machen. Die schönen blauen Equipagen de« Prinzen er schiene» bei allen Paraden nnd Wettrennen, aber ganz beson» der« zeigte sich der auserlesene Geschmack de» Prinzen bei den is im Tbiergarten. Der kleine Prinz Albrecht und seine Eorsv« Schwester, die Prinzessin Alerandrin«, fuhren in Bierergespannen di« th«il« von Ponie«. theil» von weißen Ziegenböckrn gezogen »nrden, und " . der prinzlicke Later batte vor sich einen förmlichen Berg von Blumen und Körbe mit Eonseet, wo»«» er »ach allen Seiten bin mit wohlgezielten Würfen spendete. Da« war die Zeit, in welcher das Be, lmer Leben noch in ungetrübte, Sorglosigkeit sich ent- faltete, di« dormärzliche Zeit, welch« noch keine Fort schrittöpartei und noch keine Sorialdemokratie kannte. Unter - .. wuchs Prinz Albrecht Sohn heran. Di« litt fein G«schick durch di, «cheitmng seine. Eltern, aber der damals kaum zehnjährige Prinz fand an den amilien seiner Oheime Karl nnd Wilbelm. besonder« an der reundschafl mit dem Sohne des Letzteren, dem Prinzen riedrich Wilhelm, dem nachmaligen Kronprinzen, die Stütze und dir Ansprache, deren er bedurfte, um zur vollen harmo nischen Entwickelung seiner natürlichen Anlagen zu gelangen und auch seinem Herzensdedürsniß Genüge zu leisten. Prinz Albrecht Vater heirallirte dann später ein Fräulein von -auch, welcher er da« herrliche Schloß Aldrechtsbrrg an derElde zwischen Dresden und Loschwitz bauen ließ und da» sie als Gräfin Hohenau bis zu ihrem im Jahre l 87V erfolgten Tode bewobnt hat. Sobn und Tochter setzten inzwischen den Verkehr mit der Mutter, der Prinzessin Marianne der Niederlande, in Kamen» fort; Prinsessin Ebarlolte vermählte ich in den fünfziger Jahren mit dem Herzog Wilbelm von Mecklenburg-Schwerin, der den Folgen einer de, der Explosion von Laon erhaltenen Verwundung fast V Jabr« späler erlag. Das eheliche verbättuiß zwischen dem Herzog und der Prin zess,» war jedoch schon lange vorder thatsächlich gelöst worden und die Herzogin von MelVendurg batte sich seitdem noch enger al« bi« dahin der Königin-Willwe Elisabeth, mit welcher sie von Anfang an in den freundschasllichstea Be ziehungen lebt«, angeschloffen. Prinz Albrecht Sohn hat von seiner frühesten Jugend an eme ernste Richtung gedobt. und ^ mag wobi sein, daß aus eine E»twich»l»ng v»e Ereignisse in seinem Vaterhaus« nicht ohne Einstuß geblieben sind: dieser Ernst hindert ihn aber nicht an «mn» »»getrübte« Lebensgenuß, und besonders ist es die Natur» deren Zauber sich der Prinz stet« mit vcller Seele fingegeben hat, wie auch bet dem Empfang der Braun- chwnger Deputation wieder hervorgetreten ist. Prinz Albrecht ist jetzt vorläufig Regent von Braunschweig und wirb seinen Einzug al« solcher voraussichtlich am 2. No vember halten. Einer begeisterten Aufnahme ist der Prinz n seiner Residenz sicher, das hat die Entfaltung von Flaggen nach geschehener Wahl, da« haben di« Kuavgebuugrn der Kriegerverein« am 24. Oktober und der Empfang de« Grafen Ävrtz-Nri-derg gezeigr. Aber die Braunschweiger sind sich dessen bewußt, daß die Regentschaft de« Prinzen Albrecht kein vorübergehender, sonder« rin dauernder Zustand fein wird. Der Regent Prinz Albrecht wirb auch der erbliche Herzog von vraunschweig «erden; es fragt sich nur upch. unter welcher Form sich der Uebergang vom Regenten zum Herzog voll ziehen wird. Da« Natürlichste wäre die Ernennung durch den Kaiser unter Zustimmung de« Bundesrathr- und der braun schweigischen Lanbesversammlung. undes istanzunebmen, daßdie Audienz, welchePriazAlbrechtundGrasGörtz-Wrisberg unlängst beim Kaiser gebabk haben, dieser Krage gegolten hat. Das braunschweigische Regentschaftsgesetz kennt nur einen Regenten, weil es von der Voraussetzung auSgeht, daß die Hmderniffe, welch« der Regierung des Herzogs von Euniberland entgegen stehen, eine« Tage« beseitigt sein werden. Daß diese Voraus setzung unbegründet ist, hat Graf Görtz-Wrisderg bei seinem vorjährigen Aufenthalt in Gmunden beim Herzog von Eumber- land selbst erfahren. Es ist deshalb nölhig, sich diese Sach lage klar zu machen und jede Hoffnung, daß in dem Verhält nis des Herzogs von Cuwoerland zu vraunschweig jemals eine Aenderuna eintreten könnte, auszugrben. Da« Land wird erst dann die Bedingungen einer gedeihlichen Fortentwickelung erfüllt haben, wenn ein fester, keiner Veränderung mehr zugänglicher Zustand geschaffen ist, und dieser besteht eben darin, daß rinz Albrecht von Preußen als Herzog von vraunschweig mit allen an diesem Titel hastenden Nechten proclamirt und anerkannt wird. Es kann nicht fehlen, daß diese wichtige Angelegenheit in nächster Zeit erledigt wirb. Ob es möglich sein wird, dem Regenten schon vor seinem Einzug in Braun- schweig di« Herzogswürde zu übertragen, muß bezweifelt werden. Man hat bisher jede Uedereilung vermieden und in Anbetracht der obwaltenden verbä'.tnisse erscheint eia all- mäligrr Uebergang in den dauernden Zustand auch al« da» Zweckmäßigste. * Leipzig, 29. October 1885. * Man schreibt u»s au« Berlin: .Der Kaiser erfreut sich des besten Befindens und zeigt besonder« eine geistige Frische, welch« alle Personen, welche das Glück haben, m seiner Näh« zu veilen, bei dem hohen Alter de« Monarchen, in da« freudigste Erstaune« versetzt. Besonder« auch di« Mit lieder der Generalstzaode, welche gestern die Ehre alten, von Er. Majestät empfangen zu werdea, wissen nicht wie früher, hört täglich die Vorträge der Räthe des Militair und Eivilcabinet«, empfängt die Minister und Generale, zeigt hei Allem den regsten Antheil und kommt auch den zahl- reichen Anforderungen, welche di« Repräsentation mit sich bringt, in vollem Matze nach. Heute wurde der Präsident de« Ober- kirchenraths Excellenz vr. Hermr« und die Mitglieder des Vor standes der Generalsynode zur kaiserlichen Tafel besohlen, zu welcher auch die neugrwählten Rectoren der Universität und der technischen Hochschule zugezvgen waren. — Die preußischeGe- neralsynode hat heute ihre Arbeiten beendet, und die von auswärts gekommenen Mitglieder de« Parlaments der evange lischen Landeskirche Preußen« sind wieder in ihre Heimalh abgereist. um am 29. October bei den Wahlen zum Ab geordnetenhaufe ihrer staatsbürgerlichen Pflicht genügen zu können. Dieser Umstand und nicht, wie vielfach behauptet wurde, der Mangel an Diäten für ein länger,« Tagen der Synode (denn auch hier würde eventuell ein Nachtragsetat, bez. ein Extraordinartum. die Billigung de« Landtages ge sunden haben) hat es veranlaßt, daß die Berathungen nicht über den 27. ausgkdehat »nrden. Man kann der Synode da« Anerkenntniß nicht versagen, daß sie mit großem yleiße gearbeitet hat. Siebenzehn Tage — seit dem V. Ok tober — war sie versammelt und hat in dieser Zeit lö Plenarsitzungen abgehalten. Nur die beiden Sonntaq» fielen aus. Und obgleich die Plenarberathungen täglich S dis 7 Stunden, ja einige noch länger währten, fanden doch außer dem 2V Eommissionssitzungen statt. Es sind denn auch alle Vorlagen des Oberkirchenraths zur Erledigung gelangt, und zwar, wie ebenfalls hervorgehoben werden muß. ist kein einziger Beschluß gefaßt worden, welcher mit den Absichten und An- schaumigen des Kirchenregiment«, wie sie durch den Präsidenten vr. Hermes verlaukbart wurden, im Widerspruch ftekl. Eine allseitig überraschende Wendung nahm schließlich noch die Be» rathuno de« Kirchenarsetz-» über die Fürsorge für die Dittwen und Waisen der Geistlich«, de« sogenannte» Relikten- Gesetze». Die Eommission hatte bei dem Mangel sicherer finanzieller Unterlagen und bei der Unsicherheit, m welcher die Frage der staatlichen Zuschüsse zu kem Reliclen- Fond« schwebt, zu keiner bestimmten Entscheidung komme» können. Aber die Mebrheit der Commission Halle e« doch nicht für angemessen erachtet, in dirier wichtigen Frage dem Oberkirchcnratb die Verantwortlichkeit allein zu überlassen und aus d>e Loyalität de» Landkages. alle einer außerhalb der kirchlichen Vertretung siebenden Körperschaft, zu vertrauen. Cs wurde daher beantragt, die Vorlage abzu- lehnen und in einer Resolution die Bitte ausgesprochen, die Synode möglichst bald zu einer autzcrordenttichen Session emzuberusen und einen neuen Entwurf, welcher die finanzielle Frage nach angegebenen Gesichlspunclen regeln solle, vorzu legen. Indessen gelang eS auch hier der Geschicklichkeit und dem eindringlichen Worte des Präsidenten vr HermeS, tie Mehrheit keS Plenums für sich zu gewinnen, so daß dieses, entgegen dem Com»»sid^"kragr. v«. Vorlage schließlich mit erheblicher Majorit« seine Zustimmung gab. Wenn nickt außergewöhnliche 7 Umstände einlreien, tritt die Generaliyi.obe erst wie»r im Jahre 189 l zusammen. Heute würbe noch die Neuwahl deS Vorstandes der Gcneralssnode und de- Eeneralsynodalralbes, welcher für die nächsten sechs Jahre, wadrend deren die Synode nickt ver sammelt ist, sie vertritt und mit dem OberkirLenrat h eorrespondirt, gewählt. Es wurden t6 Mitglieder der pon- tiven Union, lü der consesnonellen Gruppe und lv der evan gelischen Bereinigung gewählt, so daß also die Rechte mit 28 Vertreter» den lü der Lücken gegen übersieht. — Inzwischen sind in Berlin die kirchlichen Wahlen auch zum Abschluß gelangl. Da« Resultat ist für die Liberalen ebensaUS — zum ersten Male se,l Bestehen der Kiechenverfaffung — ein un günstiges. Die Orthodoxen haben sür dir neue Tladlsyiiobe di« Mehrheit erlangt. Da« Ergebnis ist der Gleichgiltigkeit weiter Kreise der Berliner Bürgerschaft zu verkanten, welche trotz aller Ermahnungen von der Urne fern geblieben sind." * Am Montag Mittag hat in Berlin die Einführung de« neuen Polizei-Präsidenten v. Richlhosen in sein neue« Amt durch den Ober-Präsidenten statt- gesunde». Aus den Wunsch Vr« Letzteren waren die sämml- lrchen Mitglieder der I. Abthcilung und der politischen Polizei, die Dirigenten der sechs Adthcüungen, die Vorsteher der selbst, ständiger. Bureaux. der Commandeur der Schutzmannschast und der Branddirektor dazu eingeladen worden. Um 12 Uhr Mittag« erschien der Ober-Präsident in Begleitung d«S Präsidenten v. Richlhosen im Präsidialbureau de« Präsidiums und führte in seiner Ansprache etwa Folgendes aus: Der Herr Pollzel-Präsldent übernehme heute el» Amt. welches mit außerordenilichen Echnnerlgkrite, verbunden sei. ein Am», bet welchem ihm nicht bloS obliege, die örtliche Polizeiverwalimig zu bericht«, sondern bei welchem er auch berufen sei, gleichzeitig die Landes-Polizriverwalttriig outzuübe», und mit welchem zugleich auch di« wichtigen Functionen eines Regierung-.Präsidenten ver bunden seien. Ave« da« trete jedoch zurück gegen de« Umstand, daß er über die Sicherheit einer Millionenstadt, über die Sicherheit der höchsten Behörden de» Reiches und des Landes «nd »vr Allen-» über die Sicherheit unseres königlichen Hause» und unseres Aller- höchsten Gnädigsten Herrn zu wachen habe. Gewiß seien die« Aus gaben, die auch in einer ManneSdrust ein Verzagen Hervorrufen könnte». Tr schätze sich jedoch glücklich, beaustragt zu sein, gerade ihn in dieses Amt einzulühren, da ihm der Rus eine- Mannes vorausgehe, der in hervorragendem Maße mit allen den Tugenden gelchmückl sei. welch« eine, preußischen Beamten au-zeichnrn. Mit diesen Eigenschaften, dessen sei er gewiß, werde e« ihm gelingen seine schwierige Aufgabe zu lösen und di« Anerkennung unseres allergnüdigsten Herr» nach ollen Richtungen zu verdienen Hobe doch auch er den Drost »nd die Gewißheit, ausgezeichnete Hilfe in den versammelten Herren z» besitzen. Diese Herren, da- habe sein Borgünger selbst anerkannt, Hütten einen nicht geringenDhrtl an der Anerkennung welch« di« Verwaltung Berlins in olle. Kreist» genieße. Lr sei ge- wiß. daß diele Herren mit derselben Treue, mit demstlben Pflichteifer ihn unterstützen würden, wie seinen hochverehrten Herrn Vorgänger. Und so könne er in der That ihm beule nur Math zurusen. Er sei gewiß, daß die Ausgabe, io schwer sie auch sei, von ihm werde gelöst werden. Was ihn, al« Ober-Prüstdent, betreffe, lo könne er nur die früheren Versicherungen «iederlwlea: daß er mit allen Krüsten be- strebt stia werde, soweit sei» Am» reiche, ihm die Schwierigkeiten zu erleichtern. Er werde es als Pflicht, ader auch al« Freude de- trachte», ihm, «o er könne, behilflich zu fei». Er heiß« ihn denn in feinem neue» Amte von ganzem Herzen willkommen. Gott m»ge seine Thätigkeit »ach allen Richtungen hin von Segen fein lassen. Aus den Wunsch des Ober-Präsidenten wurden demnächst die erschienenen Beamten ihrem neuen Ches durch den Ober- Regierungsrath Friedheim vorgestellt. Er begrüßte dieselbe» durch kurze Ansprachen und freundlichen Händedruck mit dem Bemerken, daß er sich nur darauf beschränk«, sie um freund liche« Entgegenkommen zu bitten. * Am Montag Nachmittag l Uhr fand eine Sitzung de- preußischen Staatsininisterium« statt. — Der Cbr der Reichskanzlei, Geh. Ober Regierungsratb vr. Rotten> bürg, hat sich zum Reichskanzler nach Frirdrichsruh begeben. * Di« .Reue Freie Presse" bespricht in einer ihrer letzten Nummern in sehr sympathischer Weise die vom Vst er reichisch-ungariscven Reichskriegsminister beam kragte Systemisirung eines SubsistcnzbetragS von 10 fl. mo natlich für die Officiere vom Hauptmann zweiter Claffe abwärts. Sie constatirl, daß da» glänzende Elend de» Subalternosficier«, der keine eigenen Mittel besitzt, den Gegenstand de- allgemeinen Mitgefühls bildet und daß von Lasten, welch« da- Militairbuvget der Bevölkerung neuer vingS auserlegt, keine leichteren Herzen« getragen werben wird, altz jene, durch die dem aus dem Volke bervorgegangenen Sobaltrrnofficiere ein halbwegs menschenwürdige« Dasein ermöglicht werden soll. Schließlich spricht da- genannte Blatt die Erwartung au«, daß e« dem Krirgsminister gelingen werde, ohne allzu harte Belastung der Steuerträger auch das Problem der Verbesserung der Mannschastskost zu lösen. * Da« S. dieSiLhrig« »Corrrspondenzblatt" de- .All gemeinen deutschen SchulvereinS" zu Berlin, das gegenwärtig versendet wird, enthält al-ersten größeren Artikel eine Schilderung der Zustände in mehreren bedrchten deutschen Gemeinden Südbvhmen«. Zwischen Bntwei« und Prachati ) liegt inmitten der czechiscden Orte Elbenitz. Netositz und Nemtschitz ein gemischtsprachige« Gebiet von 7 Gemeinden, die bis in dir jüngste Zeit heraus deutsch waren. Zum The,l sarren in Sl. in benachbarte czechiscbe Schulen eingefchult, czecbischen P zugrtbeilt, zum czechiscden Bezirksgerichte Netolitz gehörig, wirtbschastlich aus czechlsche Vororte angewiesen, hat sich keine einzig« der Gemeinden rein deutsch erhalte« können Zwei Orkb. Lufchitz und Gedlowih, sind sogar vollständig ezecbisch geworden. Drei der Gemeinden aber, Ober- und Unler- groschum und Bowitz. haben sich die deulscbe Sprache bewahrt imv mit großen Opfern deutsche Schuten errichtet, die freilich aus fremde Unterstützung angewiesen sind. In einem zweiten größeren Artikel wird die Magyarisirung der deutschen Volks schulen in Siebenbürgen und der bekannte Brief de»M»uNers Tresort an den Bischof Teutfch M Hern-annstadt ciii zebend belracblel und beleuchtet. Daß k.e Zahl der drun'chen Volksschulen in Ungarn von >232 im Jahre 1869 aus V90 im Jakre I88Z gesunken ist, ist zieinlich bttinul; wenig bekannt dürste die Tbalsache sein, daß auch die Zahl der deutsch-magyarischen Schule» neuerdings geringer wird. Wen» kie Magyaren sich damit brüsten, daß die Gemeuidcn rei willig ihre deutschen Schulen ausgeben, so bericht das nur scheinbar aus Wabrdeit: die lange Kelle von Q-ätereren und Verfolgungen, der Proceß te- MürbemachenS, der diesem Acte nationaler Seldstveruichlung vorangegangen, eulziebt sich dem Blicke de« Fernerstehenden; er sieht nur da« b.re »S ge- allene Opfer. Ta neuerdings der UnterrlchlSminister Tresort n einer Verordnung fordert, daß von sämmttichen Unterrudts- lunden in den deutschen Schulen Ungarn« mehr als die Halste aus die magyarische Svrachdreffur verivenret werden müsse», lo wird eS nicht mehr lange dauern, bis ein Zustand völliger Verwirrung alle deutichen Anstalten beherrscht. Besonders inkereffant ist der dritte Artikel de« Hefte«: .Französische Amtölprache in deutschem Sprachgebiet." Man sollte eS unserer Zeit nicht mehr sür möglich halten, baß in einem sreixn selbstständigen Staate» besten Bevölkerung nur iner Nationalität angehört und nur eine Sprache al« allgemeine Volkssprache kennt, in allen Zweigen de« öffentlichen Leben« eine fremde Sprache gebraucht wird. LieseS Uiiicum von einem Staate ist da« Großherzogthum Luxem burg. In virsem Ländchen leben neben 208.000 Deutschen nur etwa 3000 Franzosen, und doch ist die Sprache der Verwaltung«- und der Gerichtsbehörden da« Französische; eldst in den Volksschulen wird deutsch und französisch gelehrt. Au« den Bereiiisnachrichten sei Folgendes hervorg,Koben: Der Ceutralvorstand bewilligte 247L ^ für deutsch« Schulen Sofia. Helsiiigsors, Almakscha, J-tinglon (London), Jsabella in Süd-Brasilien und andere. Der Echul- verein zu WUrzburg spendet» an bedrohte deutsche Gemeinden n Oesterreich-Ungarn 84V und der Schulderem zu Zürich übv Francs sür gleich« Zwecke, endlich di« Ortsgruppe >urg»Altona 10VV und Lebrmittel der deutschen Gemeinde zu King-Williamstown in Südafrika, der deutschen Schule zu Callas in Peru, den deulscheu Schulen in Gorno (Chile) und Worcrster (Caprolonie). Neue Orts gruppen bildeten sich in Corbach» Bonn, Geilhain, ^schätz, Oelsnitz bei Licktenstrin. Penig, Schneeberg. G'vditz. Eibenstock, Markneukirchen, Drüben u. s. s. Im Ganzen mag sich der Berliner Schulderem jetzt in löv Ortsgruppen gliedern, von denen ein volle« Drittel, S3. allein auf da« Königreich entfallen. Drei neuere Werke inv in dem Hefte besprochen: „Die Letten unter den Deutschen" von Dornetb: „Der czechische Schulvrrem" von R. v. Reinvhl und „Zur Sprachensrage in Ungarn" von I. Filtsch. Kleiner« Mitlheilungrn in dem Blatte sind ge widmet der deutschen Colonie St. Jsabella in SUd-Brasilien, der deutschen Schule zu Jslington und dem deutschen Böhmer- waldbunde. der in säst lOO BunvrSgruppen 14,000 Mitglieder zählt. Das 44 Seiten zäblendr Hesl ist von dem Bureau de« Berliner Schulverein«, Luisenstraße 48, zu beziehen. Der italienische Ministerrath hat beschlossen, die Kammern in der zweiten Hälfte de« November zu eröffnen, die dringendsten Vorlagen zu beeilen und nach den gewöhn lichen Weihnachtsferien die Sitzungen zu schließen. Im Januar würde somit die Eröffnung der neuen Session mit einer Thronrede siattsinden. In Bezug aus die auswärtige Politik war der Mmisterrath, wie man auS Rom berichtet, darüber einig, den Ideen de- Goasen Robilcmt entsprechend eine Politik einzuschlagen, welche sich von gewagten und abenteuerlichen Zügen fern hält, sich mit Colonialpolitik möglichst wenig vefoßt, di« Verbrüderung mit den Central- Mächten befestigt, um den Beziehungen Italiens mit denselben größere Wirksamkeit zu geben. Tripoli ganz bei Seile wirft, im Rothe» Meere den «Ulli» guo beibchalten und »irr auf diplomatischem Wege HandelSintercsse» zwischen Italien und Afrika fördern soll. Bon dieser Enthaltsamkeit verspricht man sich größere Sympathie und Unterstützung bei den anderen Großmächten. * Die französische Infanterie bat ein neues Feld« dienst-Realement (Instruction sur I« «orvicv on campn^ix;) erhalten. Die Instruction batirt vom 9. Mai >88.8, ist aber erst Ende August, also kurz vor Beginn der Horbstmanöver, zur Ausgabe gelangt, so daß kaum Muße verbanden war, sie für die Anwendung bei den großen Hebungen smdiren zu können. Glücklicherweise, beißt eS in der (skrovigua llo In gninraino im Heft des ..ZpeetLteur mililaire" vom l. October er., blfserirt die Instruction nicht erheblich von der Vorschrift vom 1. Oktober 1878. Sie bat den Vortbeil, sich niebr mit kein neuen Exercirreglement in Harmonie zu befinden, alS cs die frühere mit dem älteren Reglement war. Sie ist, möchte man sagen, gleichaltrig mit dem Dekret vom 26. October 1883. während die J»str»c!ion von >875 eine Jugenderscheinung im Verhältniß zur alten Ordonnanz von >832 darstellte. Man Kälte von dieser Gleichzeiligkeil deS Ursprungs picsikrrcn sollen, nm die neue Instruction alS ein klares und alcichzeilig vollständiges Handbuch zu gestalten. Im Allgemeine» sind die Jnfankerieojficiere wenig durch die neue Jnsirnetion be friedigt und, jagt der Okrouiguvur deS „ZpeolLlonr nlili'Lirs", wir unsererseits verstehen diese Enttäuschung. Man hatte Bessere« erwartet. * Die Ausführung de« Gesetze« vom 3. Juli 1877, welche« die Requisition von Brieftauben in Frankreich zu Kriegszeiten anordnel, ist durch ein Deere! dcö Präsidenten der Republik vom 15. September 1885 stchergestelll worden. Dasselbe versügt, daß in den Jahre«, in welche» eine Aus nahme deü Bestandes an Pferden und Maulthieren zu Kriegs zwecken statlfinket, aleichreiliq eine solche i» Betreff der im Lande Vorhandenen Br>esta»hen erfolgen soll. Zu Virsem Zweck haben die Maire- solcher Communen. in welchen der gleichen Brieftauben vorhanden sind, ein verzrichniß derselben in doppelter AuSsertiguna auszustellen und eins der beiden Exemplare an da« Generalcommando der zugehörigen Militair region einzureichen. Den Tanbeickesitz-rn dagegen ist dic Ver pflichtung auscrlegt, Ende eine- jeden IabreS dem Maire die Anzeige über di« Zahl ihrer Tauben, sowie darüber zu machen, wie viel Brieftauben darunter und für welche Flug» Htt« Ale««, UalversttätsKraße 1. L«>t» Lösch«, Katharine»Ür. 23, p. nur tzt« '/.» Uhr. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. lenden. — Rabatt wird mw» geaeoen. Zahlung pr»«ouu»>rau>>o »der dura» P->st- aawnadmc. e 3V2. Donnerstag den 29. October 1885. 79. Jahrgang. 1 "i
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