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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.11.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-11-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188511125
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18851112
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18851112
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-11
- Tag1885-11-12
- Monat1885-11
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.11.1885
- Autor
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Mrs«det«t täglich stich «'/. Uhr. >»» Ls,k»i»i,° 8oboa»n«,afi, 8. Hurechfi»»k° der »eßstliso: Vonnulag- 10—12 llhk. Nachmittag- 5—» Uhr. ^u Irrst, u» — r a»r an kau» uu» -rftla,r> srüh »t»tlhr. Z v »r> FUislr, s»r 2»s L»»ütz»k Ltt« Me»«. Uatversftät-straß» 1. : «ui» Lösche, N«»haria»str. »>, p. »r bi» '/,» Utz». Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- and Geschäftsverkehr. .zbonnr»e»t»Prei» viertelt. 4'/, „kl. Btt»»«ahn 5 «k . dnrch dt« Past vezogea k Mk. Jede »inzelll» Nummer 20 Pt. vefto«r»Plar 10 Pt. Gebühr«, für Ezrrab eil,,», »ja laaeblan-Formal gesaljt) »tzrre Boübkiürderung W LU. «U Eastdesörderna, 48 LU. I,ser«tr «gefpaltme Petit^ile »0 Pf. Er-ftr, Echttftr, law »I. »rrGverzetchuift Dodellortschrr u. Zisfenrsa» „ach h«h»r« Daris. Rerlrrmei »ter de« NrbaetiauSßrich di« 4 a,Walt. LetftdOEs.varde, »a«tlte»»»chr«4t», di« «^spalte« tzrtk 40 Hs. Inserat« find stet« »dt» Erpa»lttau », senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung Dr»a»a»er»ack« »der durch Post- «ch»ad««. 318. Donnerstag den 12. Siovember 188S. 7S. Jahrgang. Amtlicher Theil. redlniiitviichriir. Da» 12. Stück de» diesjährigen Gesetz. und Verordnung«, blatl«» sßr da» Königreich Sachsen ist bei un« eiagegaugen und wird dt» »»» 38. -7»ve«der d». Is. aus dem Rathhauesaale zur Einsichtnahme vfsenUich »»«hängen. Dasselbe enthält: ^ Nr. »9. Verordnung, die über Sprengstofflager zu führenden Register betr.; vom l». Oktober >885. Nr. 50. Verordnung, di« Au«sühruag der Bestimmungen in tz. 5l fla. de» UnfallversicherungSgesetze» Vom 6. Juli 1884 bei dem fitcalischeu Bergbau, den fitcalischen Hüllen zu Freiberg, der königlichen Porzeüanmanusactur zu Meißen, der königlichen Münz« zu Treibe». dem Blausarbenwerk zu Ober- schlema, den fitcalischen Gtaattsorstrevieren und r,n fitcalischen Kalkwerken zu Lengeseld, Heidelbach, Neunzehnbain. Unterwiesenthal. Erottendors, Ober, scheid«. Hrrmtdorf und Zaunhan» betr.; vom !». October 1885. Nr. öl. Verordnung. Ernrunuugm für di« I. Kammer der StLndeversammlung betr.: Po« 20. Oktober 1885 Rr. 52. Bekanntmachung, die Eröffnung de» Betrieb» aus der Mülsengrundbahn betr.; vom 28. Oktober 1885 Nr. 5». Verordnung, die Abtretung vou Gruadeigenlhum zur Erbauung einer uormalspurigen Secundair- risenbahn von Schünberg »ach Schleiz betr.; vom 24. Oktober 1885. Nr. 54. Bekann«machuag.de»z«isch««demKöoigr«ich Sachsen, dem Herzogthum Sachsen»Altenburg und dem Fürstenthum Reuß j. L- wegen aaberweiter Regelung der staal«rrchtlichen Verhältnisse anläßlich de» U«bergang» de» Gößnitz-Geraer Eisenbahn-Unter» uehmeu» auf de» königlich sächsischen Staat unter dem 27. Juli 1885 abgeschlossenen Staat-Vertrag betr.; vom 28. Oktober 1885. Leipzig, am 10. November 1885. Der -kath der Stadt Seipzia. Or Trvndlin. Krumdlegel vauplatz-vrr-rlgerung. Der an der südwestliche» Scke der Berliner ««d Dorpstraße gelegene, der Sladtgemrind« gehörige Bauplatz mil 28.12 Meter Straßenfront« an der Berliner Straß« 28.12 . « » « Norkstraße 41.60 « - » - Straßenkreuzung und von 1596 48 Quadratmeter Flächengehall soll Freitag. de« 37. diese» Moaat» Bormtttaa» ll Uhr a«s de« Mathhavse 1. «klage, Zimmer Nr. 1», -»» Verkauf« versteigert werden Der versteigerunaotermln wird pünktlich zur angegebeue» Stunde eröffnet und die Versteigerung geschlossen »erden, wenn nach dreimaligem Au»rusr kew weitere» Gebot mehr erfolgt. Die Versteigerungsbedingungen »ebst Situation-Glau de» zu versteigernden Bauplatzes liegen aus dem RalhhauSsaale I. Etage zur Einsichtnahme au», woselbst auch tu der Sportelcasse. Zimmer Nr. 2, Lervielsällmunaeu dadoa für 1 erhältlich sind. Leipzig, den 5. November 1885. Der -kath der Stadt HeiP^ig. 1)r Trönblin. vtckreiSg. von der ASrsterei Loa«e»ltz können etrra SEE Bund stchteae» Deckretfig, 4 Bund 20—25 ab» gegeben werden. Leipzig, am S. November 1885. De» -lat-» Aorstbeputatio». Zttchtamtlicher Thetl. Salisbury'- Lanketrede. Wir bringen hiermit zur öffentüchr» Kenntniß, baß wir den Kishrrodermeister Herrn Earl Wilhrle» Müller! uu»» den Fifchermeister Herrn B«r»-ard Ad»l»h Kratz j angewiesen baden, die Flüsse, Fluthriunen und Teiche hiesigen Sladtbezirks, soweit dieselben als SiSbahaeu benutzt werden, während de» gegenwärtigen Winter» sorgfältig zu überwachen. CS ist daher den Anordnungen derselben seiten» der In» babrr der Eisbahnen, al» auch selten» der die Ei-bahnen Besuchenden unbedingt Folge zu leisten. Insbesondere ist da» Betreten de» Eise» und da» Schlittschuhlaufen, bevor solche» auf der fraglichen Eis- bahn von den Obengenannten für unbedenklich erklärt worden, verboten. E» haben auch die Inhaber der Eisbahnen aus berüglich« Anordnung und namentlich bei ringetretenem Tyauwrtter den Zutritt zu ihren Bahnen ferner nicht zu gestalten. Befinden sich aus Eisbahnen, welche befahren weiden kSnnen, eiOsreie oder nicht genügend sichere Stellen, so sind dieselben in gehöriger Weise abzusperren. Zuwiderbandlungen gegen diese Borschristen werden mit Geldstrafe bis zu 60 ober mit Hast bi» zu 14 Tagen geabndet werden. Leipzig, am 7. November 1885. Der Rath der St»dt Petprtg. vr. Trönblin. Hennig. Di« «Lätzste NeujatzrSineffe beginnt mit dem 2. Januar 1886 und endigt mil dem 15. Januar 1886. Eine sogenannte Vorwoche, d. h. eine Frist zum AuS» packen der Waaren und zur Eröffnung der Meßlokale vor Beginn der eigentlichen Messe, hat die NeujahrSmessc nicht. Jede frützere Eröffnung, sowie jede« längere Osjen- halten der Meßlocale in den Häusern, ebenso daS vorzeitige 4l«»pa«keu an den Ständen und in den Buden wird außer der sofortigen Schließung jede«mal. selbst bei der ersten Zuwiderhandlung, mit einer Geldstrafe bi» zu 78 oder entsprechender Hast geahndet werden. Leipzig, den 30. Oktober 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Hennig. Sefentliche Sitzung -er Handelskammer Fretta«. »en IS. November 1885. Nachmittag« » Uhr, in Seren LitzungSsaale. Nenmarkt 38,1. Tagelordvuag: 1. Registrande. 2. Bericht de« Herrn Echnaar über bie jüngste» Gismebgtz« rgttz»-Gttzu»ge« In Dresden u»d Erfurt. S. Berichte de» Sekretär- über «r. die versammkoug der X»- vociTtiou kor tk« Kekorm »ml tü<nliüc»t>uo c>k kt>« ok A»tjou» in Hamburg; b. den volkSMtrthschaftlichen Aangretz i» Nürnberg. 4. Bericht de« Verkehrr-Antlchuffe« über di« Frage der K»rt. führ»», »er Patichappet»WUStzrnßer Eisenbahn über Mohorn und Giedenleh». 5. Berichte de» erweiterten Verkehr»-Aasschusse» über ». da« Rundschreiben des Lentralverein« für Handel-geographi«, «ine Hantzels-ffttebitta« «ach Nardweft-Asrtka betr: d. das «elnch der Direktion de« Erp«rt-W»tterIa»erS in Frank furt a/M. um Förderung; c. die Zuschrift der Handel-- und Gemrrbekammer DreSbe», Förderung de« OrpartvereinS für »,» a»,t«re>ch Sachte» betr ». Berich« de« Finanz- und de« Verkebr».Uu»sch»fIe« über da» Rundschreiben de» DriUsche« Eolonialverein«, Errichtung da» Statt«»«« am Niger u»b Beuu» b«ir. ?. Berichte de» Zoll- und Ste»er-A»«lchusse» über ». da« Rund- schreibe» der Handel«, und Vewerbekommer »u Droppau, Be- aründnng einer ZaI-kata« »mische» Peatschlan» uu» Desverretch-Umgarn betr.; d. die Zuschrift der Handelskammer ,n Waautzeim, de» eegalikattanstmaag für Fatture» »ach bra Verrtaigte» Staaten b»»r.; 4. die Eingabe der Firma »uq. Hrtzne hier, de» Steneeeredil «ns mit Ber- fea»«»I«sckein ll rtaardeude» Daback betr. L. «»richt über de» diesjährigen i»trr»altaa«1e» Vrab«tte»» g. Wohl^ rime» Mitgliede» de« Vvrscn-Bsrftande« au Stelle de« keiwillig ansgeschiedenen Herrn vaffenge. Lord GulMury hat am Montag die Antwort auf bi» Rede de» Grasen Kalnokh vor dem Au»schnsfe der öster reichischen Delegation ertheilt. Wenn Gras Kalnokh di» Behauptung ausstellte, daß die Unterzeichner de« Beniner Frieden» sich leicht aus dem Boden diese« vertrage» einigen würden, s» hat der Vertreter der englische« Regs sich dagegen aus da» Entschiedenste verwahrt, dem» seinem Willen wird England nur einem solchen Abkommen bestimmen, welche« die Wünsche der Vulgaren befriedigt ebne di« Integrität der Türkei zu verletzen. Wa» da» heißen soll, könnte räthselbast erscheinen, Loro Salisbury hat aber diese« Nätbsel selbst in einem anderen Abschnitt seiner Rede gelöst, worin er äußert, daß ein gegen den Willen der interessirtr» Bevölkerung ausgerichtetes StaatSgebäude keine Dauer verbeißt, durch dl« Nichtanerkennung der Vereinigung von Bulgarien und Ostrumelien würde Bulgarien ver anlaßt werden, sich mit Serbien und Griechenland gegen die Türkei zu vereinigen. Lord Salisbury hat in diesen wciiigen Worten so viel Unbegreifliche» zu Tage ge fördert, daß cS schwer hält, sich auS diesem Wlrrsat herau»- zusiiiben. Ter edle Lord will die Wünsche der Bulgaren berücksichtigen, aber die Integrität der Türkei nicht verletzen. Wie soll das geschehen? Ostrumelien ist ein Theil de» türkischen Reiche», welche» durch einen Grneralaouverneur verwaltet wurde, bi» vr. Stran-ky und Genossen Gavril Pascha, den von der Türkei eingesetzten Generalgouverneur von Ostrumelien. absetzten und gefangen nahmen und die Vereinigung von Nord- und Südbulganen verkündeten. Nach der Aussasfung der Türkei und dcS Übrigen Europa, mit AuS- nähme Englands, wurde durch diesen Akt die Integrität der Türkei verletzt, also läßt sich dieselbe nur durch Wiedrraus- losung der Bereinigung und Wiedereinsetzung Gavril Ehrest»- witsch'» in sein frühere» Amt oder Bestclluna eine» der Türkei genehmen Nachfolger» in den früheren Stand setzen. Lord Salisbury ist anderer Meinung, er will zugleich die Wünsche der Bulgaren befriedigen und die Integrität der Türkei ausrecht erhalten. Der darin liegend« Widerspruch leuchtet ihm nicht ein. Daran läßt sich aber die Einbildungskraft Lord Salisbury'» noch nicht genüaen, sie malt sich den Zustand au», der nach der Wiederherstellung de» früheren Zustande» «intreteu wird und kommt zu dem Schlüsse, daß Bulgarien sich mit Serbien und Griechenland gegen die Türkei verbinden wird, um die angestrrbten nationalen Zwecke gemeinsam mit diesen zu erreiche». Der englische Minister vergißt uur dabei, daß die Interessen der drei Balkanstaaten einander zuwidrrlausen. Dir Bulgaren suchen die Vereinigung mit ihren Slamme»- genosscn in Macebonien.Serbien.Rumelienund in verDobrudscha. die Serben um gekehrt suchen ihre SlammeSgenosseni» Bulgarien und in Allserdien an sich zu ziehen, und die Blicke der Griechen schweifen nicht blo» nach Kreta und Epiru», nach Makedonien und Albanien, sondern bis »och Tdracirn. dem Herzen der europäischen Türkei, hinüber, um da» Äroßgriechen- land ihrer Wünsche auszurichlen. Es würde, wenn man den Wünschen der Bulgaren, Serbe» und Griechen die Züge schießen ließe, der Krieg Aller gegen Alle aus »er Balkanhalb inscl entbrennen, wie Gras Kalnoky treffend im Budgetär»»- schuß der österreichischen Delegation auseinandergesetzt hat. Die ethnographischen Grenzen lasten sich aus dieser Halbinsel überhaupt nicht ziehen, weil sich überall ein schwer »u ent« wirrende- Völkergemisch vorsindel. Ist es Lord Salisbury entgangen, daß der Fürst von Bulgarien sich auch mit den Moha medanern in Ostrumelien aus guten Fuß gestellt hat? Hal der englische Minister vergessen, daß die mohamcbanische Geistlichkeit der Provinzen Bosnien und Herzegowina dem Kaiser Franz Joseph in Pozega gehuldigt hat? Ueberall aus der qanren Balkanhalb- insel wohnen Bulgaren. Serben. Griechen, Türken mil Franken, Juden und Zigeunern bunt durcheinander und sind bisher leidlich mit einander auSgekommc», erst der Staatsstreich in Philippopel hat die Brandfackel in die Balkanhalbinsel ge schleudert, und Lord Sali-dnry ist der Meinung, daß man diese Fackel nur tüchtig anblcsten müsse, um einen der Dauer fähigen Zustand aus der B ilk »'Halbinsel zu schassen. Da» heißt denn doch die Dinge vollständig aus den Kops stellens Und in demselben Alhem, in welchem Lord Sali-bury diese ungebeuerliche Theorie ausstellt, rnbmt er sich der Frcuiikschasl mit Rußland, für welche» England da» Wort Beacon-field'S zur Wahrbeit macken wolle, baß in Asien für England und Rußland Raum sei. Zur Wahrheit könnte dieses Wort nur dann werden, wenn Rußland seine Begehr Vckleit i» Isie» s» »eit »üaelt«, u« st, «U den englischen Iutrrestr» in Einklang zu dringen, aber da» ist ebenso ein srammrr Wunsch »re der, baß Bulgarien. Serbien und Griechenland sich über bi« van ihnen angestrrbten Gediel»- bergrvßerungrn unter einander einiaen könnten. Der Ami», antritt Lord Salisbury'« wurde »n ganz Europa in der Hoffnung begrüßt, daß dieser Staatsmann an die Stelle der Phantastereien Elladstonr'S eine zieldewußle Politik setzen werde, daß er in Asten und Afrika Ordnung schossen und die englische Politik in Europa «it der der Eentralmächle in Ernklang setzen würde. Dies» varfirllung ist durch seine neuest» Bttd« al» ein« Täuschung erwiesen worden, Lord Salisbury setzt di« Politik seine» Vorgänger» nur in der» änderler Form sorl, er stellt sich nicht mit ruhigem, besonnenem Btick aus den Bode» der Ihalsachen, sondern er formt sich »it seiner Einbildungskraft Verhältnisse, welch« mit der Wirkichkeit nichl in Einklang sieben. Mit solchen An schauung« und Bestrebungen, wie sie Lord Sal,»bury m Guild- ball entwickelt hat. lasten sich die Fehler der Gladstone'scheo Paiitik Nicht anSaleickrn, Gefühlspolitik ist überhaupt un möglich. aber in England mit der von Gladstone angerlchtrten Verwirrung ist sie Heller Wahnsinn. Eine» sprechenden Beleg für bie Unrichtigkeit der Sali», bury'schen Orientpolitik bilden die Vorgänge an der serbisch- bulgarischen Grenz«. Di« Vorpoftenkämpse. welche dem KampseSmuth de, Serben und vulgaren einen vorläufigen Abzug»canal öffnen, find da» Vorspiel »u dem von Lord Salisbury geträumten Balkanbund«, welchen «gnlqaren, Serben unb Griechen gegen di« Türkei gründen sollen. Serbien wartet an, aus den Augenblick, in welchem Fürst Alerander von Bulgarien erklärt, daß er in di« Auflösung der bulgarischen Union niemal» willigen werde, um dann mit allen verfüg, baren Streitkräflrn nach Brizrenb und Widdin zu marschiren, um die von Bulgarien beanspruchte» unv im Besitz befind- lichen, der Nationalität nach Serbien gehörigen Gebietltheile, ebenso wie die altsrrdischen, der Türket gehörigen, an sich zu reißen. Griechenland ist aus dem Sprunge, dasselbe in Krela. Makedonien und Epiru« zu thuo, und in Makedonien be gegnen sich dann wieder die griechischen Interessen mit den bulgarischen. Da» Alle» entzieht sich der Kenntniß de» eng- lifchen Minister», mil der Phrase de» Selbstbestimmung», rechte» der Völker glaubt er, Frieden zu stiften unv Bünd nisse abschtießen zu können, wo unvereinbare Interessen mit einauder in ewig uatöSbarem Widerstreit stehen. Lord Salisbury würde seine Rede tr Guildhall nicht "«-8 Aehalttü habe«, wen» es ihn, vergönnt gewesen wäre, der "^«weiden ersten Sitzungen der Eouferenz in Konstantinopel bei zuwohnen, dort würde er erkannt haben, daß. wenn es über- Haupt ein Mittel aiebt, den gestörten Frieden auf der Balkan- Halbinsel wiederzufindeo, e» nur darin bestehen kann, den vor dem l8. September in Ostrumelien geltenden Zustand wieder herzustellen. Die Wünsche der Türkei begegnen sich darin mit denen Deutschland», Rußlands, Ocsterreich-UnaaruS unv Italien», nur England stellt sich der Politik der Thatsachen mit der Politik der unerfüllbaren Wünsche gegenüber. CS mag schwierig sein für den Leiter der englischen Polilik, die Bedürfnisse der liberalen Partei England» unt seinen conscrvativcn Grund- sätzen In Ueberrmstimmung zu bringen, aber da» ist gewiß der unzweckmäßigste Weg. wenn er dem englischen LiberaliS muS eine Gaste aus da» Gebiet der auswärtigen Politik öffnen will, um ihu »m Innern unschädlich zu machen. Gladstone sucht dir in der auswärtigen Politik begangenen Fehler durch Befriedigung der liberalen Wünsche in der lnne- ren Polilik auSzugleicben und wirb damit wahrscheinlich sein Ziel erreiche», wenn Salisbury sortsährt, die auswärtigen und inneren Bedürfnisse England- mit einander in Wechsel beziehung zu setzen. Lord Salisbury wird nur dann das englische Slaatsschifs Lurch alle Fährlichkeiten hindurch geleiten, wenn er der liberalen Partei im Inneren Conccssionen macht, in der auswärtigen Politik aber genau die entgegengesetzten Wege seine« Vorgänger« einschlägt; aber dazu scheint ihm der nvthige Scharfblick zu fehlen. * Leipzig, 12. November 1885. * Di« EtatSberathungen im BundeSrath find bereit» soweit gefördert, daß der Reichstag unmittelbar nach seiner Eröffnung den R»ich»hauShalt in Händen baden wirb. Die EtalSbrrarhung wird denn auch die bi» zur Weib nachtSvertaguug zur Verfügung stehenden vier Woche» größte» theil» auSsüllen. Auch die Unsallversicherung-enlivürse werben dem Reichstag bald nach seiner Eröffnung zugeben, lieber die hochpolitischen Vorlagen: Erneuerung de« Socialisten gesetzt» und de» Militairseptennat» verlautet noch mchis Sie werden jedrnsall» nicht vor Frühjahr an den Reichstag gelangen. * Der EtatSentwurf für da» Auswärtige Amt aus da» ElatSjahr 1886/87 schließt in Einnahme mit 638,235 .-» (gegen da» Vorjahr mehr 15,505 ^s), bei den sorlvauernden Ausgaben mit 7,377,535 (gegen daS Vorjahr mehr 234,460 und bei den einmaligen Ausgabe» mit 615,000 (gegen da» Vorjahr mebr 79.050 ab. Der Mehransatz bei den fortdauernden Ausgaben beruht im Wesentliche» au der Ausbringung einiger neuen Stellen bei der Eenlral- verwaltnng, aus der Erhöhung der Repräsentation-koslcn zweier Gesandten und ans einigen Nrusorderunaen für Eonsulate Bei den einmaligen Au-gaben ist da» Mehr hervorgerusen durch die Uebernahme der bisher in den Etat de» Reichsamts de» Innern «»»gebrachten Beihülse zur Förderung der an Erschließung Eentral-Afrika» und anderer Ländergebiete ge richteten wifienschastlichen Bestrebungen. * Dle^EtatSenIwürse der königl. sächsischen und der württembergischenMilitairverwaitung für 1886187 schließen mit einem Mehrbedarf von 904,l06 ^ bezw 1,020,62« wovon 424,17« bezw. 199,293 --Sk auf die fortdauernden Au»gaben entfallen, während die noch der- bleibenden Mehrbeträge dem ordentlichen Etat der einmaligen Ausgaben angehörcn Die Mehrsordernng beziehen sich im Allgemeinen ans dieselben Zwecke, welche m dem Etat des preußischen Eontingent» vorgesehen sind. Im Ganzen erreichen die AuSgäbe-Etat» der drei im Reich»hau«halt speciell zum Nackwei» gelangenden Mililairverwaltnngei, eine Höhe von 803,655,953 bei den fortdauernden Ausgaben da« sind 6,283,lSl mehr al« im Vorjahre, und von 20,607,455 bei den einmaligen Ausgaben de- ordentliche» Etat«, da» sind 9,817,882 »Sk mehr al» im Vorjahre. * Zum Thema der Verlängerung der Wahl Perioden schreibt die ..Natioiialliberale Eorreivoudenz": Tie Beobachtung der Theilnahmlesigkeit der Bevölkerung gegen über de, LaudtagOahlr, «ft tu de» »«tz«. »ft dft»««1, »Rh »ft gemacht Word«», uud »war »tcht »ur t» Preuße», souder» auch i» deu kleineres Siaale», »ameutllch tu Sachie, »ub l» vadea. Die Uriache, dieser Erscheiuuug siud maucherlel Art. I» Preuße» «Sge» di» gaa» erschreckend Niedriger, Abfttm«»»g»»lss«ru u> erster Linie durch da- Elafieniyftem verschulde» sei»; aber daß sich aus diese Weile nicht Alle- erklärt, erhellt z. B. au» de» Ergebuifie» tu Baden, wo «ine derontge Dheilnng sowohl »it ela» Erasnlschronke gänzlich fehlt und »ur der indirekte Wahlmadn« da» La»d««wahl- rech» vom Neich»wahlrecht wesentlich »»lerschetdet. Ja der Dhat kann denn auch Jeder, der sich im Bolk« »i, wenig »mhSrt, di« Wahrnehmung mache», daß e» »eit mehr der Urberdruß an der zu häufige» Wiederholung de» wählet al» sonst rtwa« ist, wa- da- allgemeine Interest« abftnmpsl. wer e- mit etuer geinaden eonftüu- lionellen Entwicklung ehrlich meiat, sollte dies« Thatsach« nick» so leicht nehmen. Wünschen-werih kau, dir in Red« stehende Gleichgiltigkeit und Dhetlnahinlosigkeil der Mast» gewiß »ich« erscheine»: daß sich der Zustand aber von selbst besser» »erd«, ist uichl zu erwarten. Mau muß eben bedenken, daß wir durch dt« DHeilung unsere- politlschea Leben- in Reich uud Emzelftaatra z» etuer doppelt so großeo Wahl- ardeit veru et heilt siud, »ls die meiste» auder» constt rationellen Länder. Di» formell thnltche» Verhältutfie der kleine» Schweiz könne» »ur Vergleich»»- kaum heraugrzoge» werde», auch »tcht die- j»»iae» der »ardamerikautsche» Ualo», ganz adgeseh«, davon. daß der Zustand. der sich hier »»ter der zwetjährtgr» Wahlperiode des RepräjtiUaittenhause» herau-gebtldet hat, wahrlich »tcht »ar Nach ahmung anrrtzen kan», wir können tn Deutschjaud »ur unser- eigene» Ersahruagea gelte» laste», «md diese sage» »»« beutlich, daß wir lm Punct« de» wähl««- de» Gate» z»»iel habe». Berschied«»« HSchft »aturgemäße Umstände wirft» z»sa«me», daß sich die Lhetl»ahm« de» Bolk» ga»z »«rzagSwets« >«, Retch-iag-wadle, zu»e»d«1, zugleich aber a»ch in de», elbe» erschöpft. Rach jeder Reiid-tag-wahl greift i» de» Waste» eine Ermattung Platz, wie »ach ei»em heftige» Kleber. Uud »«» oll sich, nachdem kaum der ruhig« Gang de» Leben» wieder rlu» getreten ist, nachdem sich dt, bt» ttrs tu die büraerlich-gesellschast- lichen Beziehuuae» eingreifende,, Epoltnage» »ad Zerwürtnlstr, wie ie jede hvchgehend« Mahibewegnug hervorruft, kaum wieder »«ge zogen baden, ganz derselbe Proceß von Neuem vollziehen? E« ist !ar »tcht «nder» möglich: Landtaaswahlen. die ein Jahr nach den Reich«tag«wahleu vorgruomme» weroe», müsse» unter der Thetl»ah«r- losigkit de« Publicum« leiden. Ansang- nach Herstellnng de« de»tschrn Bunde-staate» hat «an da» ta Preußen nicht empfinden kS»»e», weil La,dtag»wadl nnd ReichStagSwahl zeitlich sehr nahe znsammenstelen, dle «rstere der letzteren voraaglng u»d dadurch au» der berrtt» tm Gange bestndllchcn Neich-iag-wambewegung Nutzen zog; seit der durch die Reich-taaSanftösung «w» 1878 eingetretene» Verschiebung aber ist da» ander» geworden. El» d«reradr» Zusammenfalle» der Nahlbewegunge« läßt sich «de» gegenüber dem AuflSsnng-rechte »ich« -„mögliche». Und s» »Wt sich et» Heiimfttel gegen dir schwindend« Dhetlnahme »ur durch et», Etnschrt»k»»g der Vielheit de» Wählen» gewiimeu. Dies, aber ist »»r möglich dnrcki eine Verlängern»- der Wahlprrtode», «»-besonder« derjenige» de« Reich«tag». Mtr »Weiseln nicht, daß Jeder, der mit eine« solchen Vorschlag» aostrttt, von de» „Freisiuntaen" reaclloüotr« Geltst« d-sch«ldigt werden wird. Da durch wirb sich aber Ntemo»d fti der pflichtmäßigra würdtaang ine- immer bedenklicher Werdende» llrdelstaade- Irre mache» lasten. * Die deutsche Regierung hat wiederum einen schlagenden Beweis dafür geliefert, wie sehr sie sich angelegen sein läßt, bei ihrem colonialpolitischeu Vorgehen altere, sestbegründcte Rechte dritter Staaten >u schonen und anzuerkennen. Al- die Deutsche Ostafrikanische Gesellschaft im Hinterlande von Zanzibar festen Fuß faßte und mit großen Landerwerbungen vorging in der vollen Ueberzeuaung, daß Herren de» von ihr besetzten Lande» nur die Häuptlinge seien, die ibren Vertretern die Hoheit»rechte vertragsmäßig abge treten hatten, da trat der Sultan Said Bargasch dagegen aus und erhob seinerseits die weitestgehenden Oberhoyell»- ansprüche E» stellte sich bald heraus, daß er nicht blo» die ganze Küste von Warscheich bi» zum Cap Delgado der portugiesischen Grenz« für sich beanspruche, sondern nicht nlinder da» ganze Hinterland dieser Küste bi» zu den großen Seen. Bei näherer Beleuchtung die^r Ansprüche wurde aber sehr schnell ermittelt, daß sie zum großen Tbeil haltlo» und unbegründet seien Da» traf insbesondere für da» Usagara-Gebiet der Ostafrikanischen Gesellschaft zu; und demgemäß trug die deutsche Regierung kein Bedenken, die dort von der Gesellschaft erworbenen Gebiete unter deutschen Schutz zu stellen. E» war aber vorauszusehen, daß bei jeder weiteren Gebiet«au»dehnung der Sultan neue Schwierigkeiten machen würde, und da« be stätigte fick sehr bald, al» deutscherseit« die Erwerbung der Gebiete von Witu und am Kilimandjaro in Frage kam. Da hat sich denn der Reichskanzler Fürst Bi-marck kurz entschlossen an die beiden meistbetheiligten Großmächte England und Frank reich gewandt, ihnen die Sachlage und die Ansprüche de» Sultan» Said Bargasch vorgetragen und ihnen vorgeschlagr», eine geiininsame Regelung de» Gebiet» diese» Sultan» aus dem asrikanischen Festlande unter genauer Prüsung seiner Rechte vorzunehmen und dadurch jede Möglichkeit abzuschneiden, die bei weiteren colonisatorischen Fortschritten selten» einer der Mächte zu kriegerischen Verwickelungen führen könnte. Zu dem Ente schlug der Fürst vor. jede Macht möge einen besonderen Bevollmächtigten an Ort und Stelle entsenden, um aus der ganzen in Frage stehenden über 12 Grad sich auSdebnenven Küste unv deren Hinterland die Rechte de» SuitanS zu prüfen und die unbestreitbaren Grenzen seine» Gebiets seftziistellen. England und Frankreich haben sofort diesen deutschen Vorschlag angenommen; der sranzvüsche Bevollmächtigte ist bereit« i» Zanzibar eingetrofsen. der deutsche wird binnen Kurzem dort erwartet, und der englische, der bekannte Oberstlieutenant Kitchener, ist Vieser Tage au» London abgrreist und wird etwa am 30. November in Zanzibar landen, so daß Ansang» nächsten Monat- die Eommission ihre nicht leichte, sehr ausgedehnte Arbeit wird beginnen könne». Daß eS sich hierbei selbstverständlich nicht auch noch um eine nachträgliche Grenzseststrllung de» bereits »»ter deutschen Schutz gestellten Gebiet- handelt, bedarf keiner Bernckeruiig. Tic RechtSsrageu sind mil Bezug auf diese- Gebiet von deutscher Seile vor der Sckutzerkläruag so grüavlich nnlersnchl worden, daß Uber die jetzige RechlSgiltigkeit der dortigen Grenzen kein Zweifel besteht. Ausgabe der Eommissto» ist vielmehr nur. von den übrigen vom Eultaa Said Vargasch beanspruchte» Ländern diejenigen auSzusckeiden. aus di« ihm ein nirklicheS Oberhoheit-recht zusteht. Die übrigen dortigen Gebiete würde» dagegen ohne serne Zustimmung für die frühere oder später? Eolonisatiou seit«» europäisch« Mächte sreiftchen » * » * Aus Konstantiuopel, 7. November, schreibt unser I-Eorrespondent: Die erste Lonserevz-Sitz»»- hat vorgestern stattgeftnib«,. Die selbe wäbrie nur zwei Stunde«, wa» bisher über di« Ansichten und Jnstinclimicii der einzelnen Mächte verlautet, besagt lediglich, dag »ä, A.w' ichungen der Meinungen derieingen Regierungen, dir »» Ucdrigen u»l einander übereiastimmea, zu coaftatirea geweseu
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