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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.11.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-11-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188511140
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18851114
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18851114
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-11
- Tag1885-11-14
- Monat1885-11
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.11.1885
- Autor
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Erscheint täglich früh 6V. Uhr. LedcrNr» m» LrprsM«« Iahaunesgasse 8. Sprrchkundrn irr Netitt»»: Vormittag« 1l>—IS Uhr. Nachmittag« 5-^ Uhr. «»-»«, «IN,,» »„,.»»»« , WWStr.TMbM »er Fir »1« ,1chM»lM^ Nu«««r h.stt«»»e« Infernir « N»chen,n,e» h,« » »tzr «,ch»ttt»^. a n L.n».,«» Eestin,«» fr»» tzt«Uhr. 2» de, §1i-1r, für 2>T»»»tz»n Anzeiger. Auflage LV,VS0. ^d«nnr»rn1,^n, vienelj. 4V, «ocl. Vrinaenodn b Mt. durch dir Post bezogen ü Mk. Jede einzelnk Nummer SO Pf. Belegeremplac 10 PI. Gedadre» für Ezirabeilaaen lki Tageblatt. Hormal gesoi^l) «tue AoKbelörderung 88 Ml. «U Poftdrjardrruag «8 Ml. Ziserute Sgespaitene^Petitzeüe ro Pf. Größere Schrille, la»t aui. vre^oerzrichuiß. Tabeüanlcher a. flissernja» «uh Höhen, Tuns. Rtkiü»tll «wer de« Redaeiio,«strich 8e4«»svalt. Leite 50 Vs. »orde, Familieunachrichtea hi« Sgespalteoe geile 40 Ps. vtt« Me«», llntdersitätrstrahe 1. L«ui» Lüsche, Kaiharinenstr. iS. p. «nr »t» '/.» Utzr. Organ für Politik, Localgrschichte, tzandels- und Geschäftsverkehr. lende». — Rabatt »ird »icht »egede». stahl„g prnanameraoit» ober durch Poft- »achaahme. 318. Sonnabend den 14. November 1885. 79. Jahrgang. Zur gefiilligku Veachlung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den LS. November, Bormittags nur bis >,S Uhr geöffnet. Lxpeältlov lies 1-vlprlxvr Dlxedlstles. Amtlicher Thetl. Vckannlllachllnz, dt« Hergell««g und den Bertried von Spreng- stoffen betreffend. Indem wir die nachstehende, vom König!. Ministerium des Innern in Nr. 264 de« Dresdner Journal« v. I. 1885 veröffentlichte „Warnung" anordnunglgemäß hierdurch zu besonderem Abdruck bringen, nehmen wir Veranlassung, die von un» am lS. Mär; 1835 erlassen«, denselben Gegen stand betreffende Bekanutnrachnng zu wiederholen und von Neuem einzuschärsen. Leipzig, am IS. November 1885. Da» Polizei««» d«r Stadt Leipzig. Bretschn-ider. Warnung. ES ist zu bemerken gewesen, daß die Vorschriften über den Verkehr mit Sprengstoffen, wie sie in dem Reichsgesetze vom 9 Juni 1884, in der dazu gehörige« sächsischen Au«. sührungS-verordnung vom 8. August 1884 und in der ver- ordnung vom S. November 1878 enthalten find, nicht so all gemein bekannt geworden sind, wie e« zu wünschen wäre und e« ist wiederholt vorgekommen, daß Personen lediglich in Folge von Unbekanntschaft mit jenen Vorschriften denselben zuwider» gehandelt und Strafe verwirkt haben. ES ist daher Jedem, der mit Sprengstoffe« zu Verkehren bat, dringend anzurathen, sich über jene Vorschriften genau zu unterrichten. Insbesondere mag aver auf Folgende» aus- merksam gemacht werden: Mil Gefängniß von 8 Monaten bi» zu 2 Jahre», soweit nicht nach Beschaffenheit de» Falle» höhere Strafen angedroht sind, ist zu bestrafen, wer ohne polizeilich« GrlanbutO Dynamit oder ähnlich« Sprengstoffe herstellt, vertreibt oder auch nur tm Besitz« hat. Die polizeiliche Erlaubniß zuch Besitz« solcher Spreng stoffe enthält nicht zugleich die Erlaubniß zum Vertrieb. Wer daher dergleichen Sprengstoffe, die er mit Polizeilicher Erlaubniß sich angeschaffl hat, an Andere überlasten will, bedarf dazu, falls er nicht schon im Astgemeinen die Erlaubniß zum Vertriebe hat, einer weiteren polizeilichen Erlaubniß. Bei gleicher Strafe ist den Händlern mit solchen Spreng stoffen untersagt, dieselben an Personen abzulassen, welche nicht den erforderlichen polizeilichen Erlaubnißschein vorweisen können. Die Nichtbeachtung der über den Transport, die Ver sendung und Aufbewahrung von Dynamit und ähnlichen Sprengstoffen ergangenen Vorschriften ist ebenfalls mit der eingangs bemerkten Strafe bedroht. Die vorstehende Warnung ist in sämmtlichen Amtsblättern zum Abdruck zu bringen. Dresden, am S. November 188S. Miatst«riun» d«» Iun«ru. v. Nostitz.Wallwitz. Gebhardt. Bekanntmachung de» Eoltzelamte» vom Ist. März L88S. Nach einer zur Erläuterung von tz. 1 Nbs. S de» Reich» gesetze» gegen den verbrecherischen und gemeingefährlichen Gebrauch von Sprengstoffen vom 9. Juni 1884 seiten» de» BundeSralh» beschlossenen und seiten» de» Herrn Reich-kanzler- im „Reichsanzeiger" unterm 13. d. Mt«, veröffentlichten Bekanntmachung'sind als solche Sprengstoffe, welche Vorzug«, weise als Schutzmittel anzusehen find «ad bezüglich deren Herstellung, Vertrieb und Besitz die Bestimmungen in tz. 1 Abs. 1 und 2 gedachten Reich«gesetze« -et»« Anwendung leiben, folgende zu bezeichnen: t) alle zum Schießen aus Jagd» »d«r Scheibengewehren oder zu Sprengungen in Bergwerken, Steinbrüchen n. dienenden, aus Salpeter, Schwefel und stöhle herge» stellten Pulversorten; 2) die zur Entzündung von Gewehrladnngen dienenden Sprengstoffe, soweit sie in Zündhütchen für Gewehre oder Zündspiegeln für vergleichen verarbeitet sind: 3) die Bereinigung der unter 1 und 2 genannten Stoffe in fertige Gewehr-, Pistolen- oder Revolverpatronen, einschließlich der unter Verwendung von stnallqurcksilber ohne Pulver hergestellten Patronen für Teschiagewehr«, Pistolen over Revolver. Das Polizeiamt macht hierauf mit dem ausdrücklichen Hinweis ausmerksam, daß hiernach die Herstellung, der Ver trieb und der Besitz anderer al» der vorgedachten Spreng stoff», sowie derer. Eiiisührung au» dem Ausland nur «it polizeilicher Genehmigung zulässig ist und daß nach tz. l der sächs. An»sührung»verordnuug zu gedachtem Gesetz« vom 8. August t884 diese Genehmigung für den Bezirk der >Ltabl Leipzig durch da» Polizeiamt zu ertheileu ist. Es werben daher diejenigen Geschäftsinhaber, «elche sich mit der Herstellung oder dem Vertriebe anderer al» der odgedachten Sprengstoffe, insbesondere von Dpnamit oder -kitroglyceri« IN hiesiger Stadt befassen, ausaesordert. bei Vermeidung der im mebrgevachlen ReichSgesetz« an« gedrohten schwere» Frethetts-rase» ungesäumt bei» Polizeiamt hiervon Anzeige zu erstatten. lkrstatteter «„zeige zufolg« ist da« der Ltn« Anne» Utz»I» au» Treben im Jahre 1888 vom dorttar, Gemrindr.Vorstand« au«, gestellle Dienstbuch in hiesiger Stakt abhanden gekommen. Wir bitten, da» Buch im >usfi,vu»g«fale an uns abzuliesern vcipzig, am 1». November 1885. »a« P»liz»ta«t tz« »4,»« Letpst«. veetschnotder. N. Vtkannlnachrms, hi« Meldnng freiwilliger Zähler »» d«r h«»»r» stehenden Bolk-zählnng bete. Ebenso wie früher, soll auch die am l. Drcember d. I. fiattfiadeud« volklzäbluug durch freiwillige Zähl«« er- folge«. Die Geschäfte der Zähler sind al» Ehrenamt zu betrachten. Die Wahl ist daher aus solche Personen zu richten, deren Gcmeinsinn und Befähigung dafür bürgen, daß Ke die ZählungSgeschäfte mit Umsicht instructionSmäßig au»- führen werden. Da die Stadt Leipzig in 1000 Zählbezirke zu zerlegen, für jeden Zählbezirk rm Zähler zu bestellen, nicht minder auch dafür Gorge zu tragen ist, daß für den Fall der Ver hinderung eine» Zähler» alsbald ein Vertreter desselben ein- treten kann, macht sich die Wahl von gegen 11VV fr«t» Willige« Zähler» erforderlich. Wir fordern deshalb die Bewohner unserer Stadt auf. sich recht zahlreich und baldigst, spätesten» aber bi» 17. No- vember zur Uebcrnahme diese» Ehrenamt« bereit zu erklären. Meldungen find mündlich oder schriftlich unter Angabe von Rame, Stand und Wohnung zu richten an unser statistisches Mnet, Stadthau«, dritter Stock. Leipzig, den lv. November 1885. Der Statt» der Stadt Leipzig. vr ( vr. Trvndlin. Haff«. Vekannlmachuug. Nu» Anlaß der Einkommenschätzung für da» Steuerjahr t888 Werden den Vorständen von juristischen Personen, Vereinen aller Art, sowie den Arbeitgebern rc. gegenwärtig Formulare zur Anfertigung von Gehalt»-, beziehentlich Lohn nachweisungen behändigt, welch« nach Maßgabe der Bestim mungen in ßß SS und 37 de» Einkommensteuergesetze» dom 2. Juli 1878, verbunden mit 8 28 der dazu erlassenen Aus führung» - Verordnung vom 1t. Oktober desselben Jahre» auSgesüllt dt«»«» 8 Lagen, »o« de« ««folgt«« Be- händtanng ad ger«chn«t, d«t Bermet»n«a »in». Geldstraf« bis za SV Mark, dt« b«t B«rfa»«nag b«s L«r»t»s «naachstchtltch betgktriebrn w«rd«» wird, a» dt« Filiale unserer Stadt^ten«r-Ei«. «ahne«, Odstmarkt S, All. Stag« (Stadthaus), abzugedeu sind. Hterset wird ganz h«sond»rs h«r»orgeh»h«n, dast fsr dt« answärts wohnende« Ardetter re. edrnfals Lohnlisten nnd zwar für jeden Ort g«tr«»»t ansgefertigt ond «it «tngerrtchtwerden müssen. Sollten di« betreffenden Vorstände» Arbeitgeber »c. For mulare in ungenügender An,ahl oder bi« zum 15. diese« Monat» überhaupt nicht erhalte» haben, so können dieselben solche Formular« an gedachter Expedition»stell« entnehmen. Leipzig, den 11. November 1885. Der Math der Stadt Leipzig. vr. Trönvlin. Gühlitz. Bekanntmachung. Bei dem hiesigen Stadtorchcster, welche« den Dienst in Kirche, Gewandhausconcert und dem Stadtlheater zu versehen hat. ist eine mit Anspruch aus Pension-berechtiauug verbundene Stelle für »hör« erledigt, wäbrend zum 1. April l88S eine Aspiranten»Stelle für Bast» Elartn«tt« zur Erledigung kommen wird. Der Iahre«gkhalt der ersteren Stelle beträgt 1500 der der anderen 1200 ^k. und e» hat sich der künftige Inhaber der letzteren zu verpflichten, auch die II Elarinrtte zu spielen. Geeignete Bewerber um diese Stellen werden mit dem Bemerken, daß sie sich einem Probcspiel zu unterziehen haben, und daß die Anstellung zunächst aus mn Probe;ahr erfolgt, hierdurch ausgefordert, ihre Gesuche bi« spätesten» ,»« A4. Skovenebrr d. I. bei un« einzureicben Leipzig, den lO. November 1885. Drr Rath der Stadt Leipzig. vr. Trönvlin. Wllisch. Ass. Bekanntmachung. Im Monat Oktober ». o. gingen beim Armenamte hier ein: 1 »ck 20 ^ von der hiesigen Fischer-Innung für Meister- Werden und Lossprechen. Sühne von Herren Karl Boigt und Löffler, für bei Herrn ReichSgerichtSrath Wieland ent wendete« Obst durch Herrn Bogt. Sühne in Sachen A. S. /. P M.zdurch Hrn - - - W. St.'/. Th. Th Frieden»- » - - W. H. /. E. O - richter - - . E.L./.F.H.K. wünsch- « « « H. B /. W. D. I mann. abgetretene Sachverständigen-Gebübren in Klag fachen Herzderg /. Helle L Dierling in Ham bürg von Herrn Henniger, Firma Wilh. Häni, hier, und dergleichen von Herrn Th. Huhn, Firma Tust. Köhler hier, — - Sühne in Sache» A. H. /. R S.i dnrch Herr« — - - - - «. B. /. M J.f —' a » » » G. D.G F. — - - - - C.O./.R.M. — - Sühne in Sachen Sch. -/. Sch. — - - - - B. /. B. — « » - - G- /. O. - U. /. Sch. 5 » 10 5 5 1 10 8 4 - — 15 1 SO 1 2 5 10 5 Friedens richter Eonrad. durch Herrn grirden»»R S- »- Iauck 121 ^ 20 «a. Dankend quittirt Leipzig, den 10. November 18^' Der Rath Irr Stadt Leipzig. (Arwenanet.) Ludwig-Wolf. Iunghähnrl. Vekanatmachuu-. Mittwoch, de» 18 Nooembrr er , Vormittag» 10 Uhr. wird vor drr Hauptwach« zu Grimma ein 5 Jahre alte«, zum Militairrrit- dienst ungeeignete« Remonte-Pferd unter de» vor dem Termi, i dckaunt zu gebende» Bedingungen gegen sofortige Bezahlung meift- I bieteud öffeutiich »ersteigert I Grimma, den 11. November 1885. ' <«»«»»», »e» r. Hiisaren-Re,i«e»t» Nr. 1*. Lorbweiden-Aucllsn. Mittwoch, den 18. Ro»««ber «»., sollen von Vormittag» 9 Uhr an im Forstreviere Eon««»ttz ca. 900 Bund einjährig« Korbweiden und ca. 250 Bund zweijährige dergl. unter den im Termine bekannt zu gevcnden Bedingungen und »egen sofortige Bezahlung nach dem Zuschlag« an den vkeiübietenden verkauft werden. Zusammenkunft: Am Streitleiche bei Lvnnrwitz Leipzig, am 12. November 1885. De» Rath» Aorstdepntation. kitrunK lies Lrxtiielien LvrirlrsvereLns lier 8tal1t I^eipriA. viouatug:. äo» 17. Noramder, Xbauila 6 lldr im 8»»I« itar Lratea vvrgaracbal» VnUvioränuug: 1) IZeaoiiökUiod« Aiitvailiuuren. — 2) Lariekt null Saacbloaaüimoius über äua Vardulioo «lua» wiyrlimle» wob LRlluugi «iua» 8edi»>i»b«ri«:dt»»pruoilea (Hat. <i«r Üuior- micbnat«). — 3) Xotrazr cls» Ilsrro llr. krsüwrr ran I.eaaer »uk ktaviiion äer 8>chie3^tkerielltu-8»i^ulUt»o. — 4> Anir»><: In ß. 8b <l«r Verein»-3t»tui«v »oU bs»limwt warcken, <iu« kttututenrerilnäerungan uacd »uk item ^Vex« äar 5batimmuog änroh Olnmlur »alikmg mnä. vr. ?loa». Nichtamtlicher Thetl. Die prSst-rnknwaht -er ftanzöstschen veputirtenkammer. Da» Bünbniß der Intransigenten und Monarchisten ist da- Merkmal der gegenwärtigen Lage, wie sie bei der Wahl de» zweiten Vicepräsiventen vervorgetreten ist. Der Oppor tunist und Freund Oambetta'«, Epuller, muße dem radikalen Alterspräsidenten Blanc Weichen. Rochcsort und Eassagnac hatte» r» fo bestimmt, und so geschah e». Die Opportunisten glaubten anfänglich wieder die Herren der Lage zu sein, und Brisson und Elimenceau lhalen ihr Beste», um die gesammten Republikaner zu einigen; aber der Haß der äußerst»» Linken gegen die Opportunisten ist größer al» ihr« Abneigung gegen di» Monarchisten, und lieber setzen st« de« Bestand ver M ibl'ck aus» Spiel, al» daß sie den Oppvrtnnisten di« Füt rung Überlassen. Die Monarchisten machen sich die Gunst Ver Lage zu Nutze und sind eifrig mit der Herstellung einer einzigen festen Partei beschäftigt. Schon sind ISO Monar chisten dem neuen Bunde bemclreten, und e» wird wohl ge lingen, auch die erlremen Elemente der neuen Partei zu gewinnen, nachdem Gras de Mun die Absicht aufgegeben hat, eine katholische Partei zu begründen. Di« Frage, welche sich nach den Vorgänge« bei der Präsidentenwahl erhobt, ist, ob e» gelingen wird, die Einig keit in den Reihen der Republikaner für die Wiederwahl Grcvh'» zum Präsidenten der Republik wieder herzustellen. Die Vertreter der äußersten Linke,, wollen von der Wieder wahl nicht« wissen, weil eine oberste Gewalt, wrlche vierzehn Jahre lang in denselben Händen bleibt, für sie einen viel zu monarchischen Beigeschmack hat, mag sie auch durch die Wahl der Nation verliehen worden sein, von einem Kandidaten der Intransigenten für den Präsidentcnstuhl ist zwar noch nicht» verlautet, aber der findet sich schon, und warum sollten die Monarchisten, wenn sie keine Aussicht haben, ihren Ean- bidalen durchzubringen, nicht für diesen stimmen in der Hoff nung. daß dann der Anfang vom Ende da ist? Die radikale Republik «st bereit» da. von dieser bi» zur socialistischen ist nur ein Schritt, und dieser Schritt ist schneller gemacht, al« e» sich die Opportunisten träumen lasten. Die Partei Ferrv'S, die am 18. Oktober obenauf war, ist nach der Präsidentenwahl vollständig der Macht entkleidet» auf ihr ruht der Fluch der Tonklnexpedition, welch« die Cholera nach Frankreich gebracht und die Armee vieler Tausende tapferer Soldaten beraubt hat. Und wenn die Dinge wenigstens jetzt eine günstigere Wendung nehmen wollten! Aoer unter General Eourch nehmen die Operationen keinen anderen verlaus al» unter Briüre de l'Jsle; die Personen haben gewechselt, da» System ist dasselbe geblieben. In einem Lande, in welchem da» Klima so mörderisch ist, daß nur wenige Monate im Jahre der Krieg überhaupt möglich ist. wo die gesammte Bevölkerung den französischen Eindringlingen seinvllch gegen über steht, ist kein andere» Ergebnitz selbst der größten An- ürengungrn zu erwarten, und deshalb giebt e« nur eine Rettung: den Rückzug au» Tonkin. Dazu können sich die am Ruder befindlichen Personen nicht entschließen, und daran scheitern alle ihre Bemühungen, die Einigkeit unter den Republikanern herzustellen. Die Intransigenlen machen Brisson den Vorwurf der Un- thätigkeit, aber Iva» soll der unglückliche Mann thun, um alle Parteien zufrieden zu stelle»? Er hat seiner gesammten GesckiästSsührung stet» da» Molto vorangestellt: .Seid einig, denn nur so werden wir die Republik erhallen I" Der Opportunist Ferry und der Radikale Elömenceau folgten diesem Rufe: und dem Zusammenwirken dieser drei Fübrer ist e» zu danken, daß der 18. Oktober die Reihen der Re publikaner in der Kammer bi» nahe zur Zweidrittelmehrheit verstärkte. Aber diese Einigkeit war nur für «in« kurze Spanne Zeit hergestellt, sobald die Personensraqe aus der Tage»ordnung erschien, zerfiel da» künstlich geschaffene Gebilde in seine Bestandtheile, und erst eine neue gemeinlame Gefahr wird die feindlichen Elemente wieder vorübergehend zusammen- brinaeu. Gegenwärtig sind die französischen Truppen in Tonkin mit einem Hauptschlage gegen die Schwarzflaggen beschäftigt, da» Ualernedmen braucht nur einen unglücklichen Au«gang zu nehme, dann würde die Einigkeit unter den Re publikanern plötzlich wieder bergestellt sein, ohne solchen moralischen Druck wird jede Pari« ihren Sonverintereffen Nachsehen. Der französischen Regierung ist da» Steuerruder seit dem 4. Oktober entglitten. An diesem Tage war die Neigung, abzuvanken, im Ministerium vorherrschend. Dann beschloß man den 18. Oktober abzuwarten unv erst dann einen Entschluß zu fassen. Rachvem dieser Überraschend günstig sür die Republik abgrlausen war. wurde da« Enllassung«- gesuch de« Ministerium» bi» zur Kammerervffnung verschoben, und al» der lü. November vor der Thür stand, unterblieb die Amtsniederlegung der Minister auch jetzt wieder. E» bedurfte erst de» Ergebnisse» drr Präsidentenwahl für die Kammer, um dem Ministerium zu zeigen, daß e« unhaltbar geworden, und so hat e» sich denn «it schwerem Herzen entschlossen, am Montag mit einer Erklärung vor die Kammer zu treten. Wa» diese Erklärung enthalten wird, läßt sich schon heute mit ziemlicher Sicherheit v»rau«srhen. Da» Ministerium wird eingestehen müssen, daß e» niemals ein Programm gehabt hal. und daß e» heute noch weniger weiß, wa» e» thun soll. Brisson hat lediglich die Gesckäsle nach dem Rücktritt Ferrh'S ln der von diesem begonnenen Weise sortgesührt. hat jede selbstständige Politik vermieden, Alle- der Initiative der Kammer überlassen und ist heute bereit, zurückzulrrten, wenn die Mehrheit der Kammer nicht sein Bleiben verlangt. Daß die Kammer nach einer Aenderung de» bestehenden Zustande- verlangen wird, unter liegt keinem Zweifel, obwohl die Mehrheit, welche diese Aenderung wünscht, nicht weiß, wa« sie von dem zukünftigen Ministerium hoffen und verlangen soll. Brisson war al» Präsident Ser Kammer vollkommen an feinen, Platz«, er handhabte die Leitung de» Parlament» mit Umsicht und Besonnenheit. Da kamen plötzlich die Hiobs- Posten au» Tonkin. Ferry wurde mit Scbimps und Sckande weggejagt und mußte froh sein, einer Anklage zu entgeben. Natürlich mußte Brisson nach dem Katechj«mu» der Republik dir Nachfolge übernehmen al» Erwählter der Abgeordneten de» französischen Volke». Er that e» mit schwerem Herzen, weil er wußte, daß damit seine Aussichten aus die Nachfolge Grevy'S sehr getrübt wurden, aber er folgt« dem an ihn ergangenen Rufe, weil er ihm folgen mußte. Jetzt hat er sich unter den schwierigen Verhältnissen de» letzte» halben Jahre», welche ihn zur Unthätigkiit verdammten, abgenutzt, weil die Franzosen nur solchen Führern zujauchzen, welche äußere Erfolge auf. weisen können. Die stillen Verdienste eine» Manne«, welcher da» Gtaat«schiff mit voller Hingabe an da» Vaterland durch alle Klippen glücklich hindurchgeleitet hat, wissen die Fran zosen nicht zu würdigen, sie fordern glanzvolle, effectreiche Leistungen, irgend einen neuen Gedanken, und wenn er sich auch nachträglich al» Seifenblase erweist. Die ruhige, stetige Entwickelung ist d«n Franzosen verhaßt. Da hat ihnen die Vermählung de» Prinzen Waldemar von Dänemark mit ver Tochter de» Herzog« von Ehartrr» noch mehr imponirt al» die ganze Amtsführung Brisson'». von dieser Vermählung hat man wenigsten» im Ausland« gesprochen, man hat an diese» Ereiguiß Dermuthungen und Befürchtungen geknüpft, Frank reich wurde dadurch eine Zeit lang zum Millelpunct« de» öffentlichen Interesse«, ja da» verhalte« des Geistlichen, welcher die Traurede hielt, hat sogar d,S Mißfallen der hervorragenden deutschen Blätter erregt. Da« nützt den Orleanisten in den Augen der Franzosen, wenn sie e» auch nicht offen herau-sagen, und die Aussichten auf Wiederher stellung der Monarchie sind dadurch um ein Bedeutende« ge stiegen. Brisson und die übrigen Minister, welche e» nicht verstanden haben, dem Neuigkell-bedürsnlß der Franzosen zu genüge» und ihrer Eitelkeit zu schmeicheln, müssen darunter leiden; sie werden zu dem alten Eisen geworfen, zu welchem Ferry und seine Vorgänger gehören; höchsten- wird im Augen blicke der Noth aus diese Leute zurückqegrifsen, so daß darau» Minister sür alle Fälle werden, wie Frcycinct für da» Aut- wärtige und Say für die Finanzen. Kurz, c» hat ein neuer Act de» republikaiuschen Drama» begonnen. Ob e» der letzte sein wird, wer vermag e» zu sagen? * Leipzig, 14. November 1885. *ZurDiätenfraae schreibt die „Nationalliberale Eor- responvenz": „Die dom Fi»cu« angestrengten Diäteuprocesse sind in zwei Fällen, wenigsten» in erster Instanz, zu Un gunsten de« Kläger» entschiede» worden, und man wird, trotz der künstlichen gelehrten Deduktionen osficivser Blätter, vom juristischen Standpunkt auS diese Erkenntnisse nicht anfechten iönnen. E« fehlte eben in der That an einer genügenden Rechtsgrundlage für diese Klagen. Damit ist aber die Frage nicht beantwortet, ob die Einrichtung von Parteiviäten politisch und moralisch zu billigen ist. Und die« müssen wir auch jetzt noch verneinen. Wir wissen nicht, ob die deutschfrei sinnige und socialdemokratische Partei, die einzigen, welche diese Einrichtung bei sich eingesührt hatten, sie auch jetzt noch sesthalten werben; von der ersteren wird man eS wohl bezweifeln dürfen. Sie hat damit wohl auch in ihren eigenen Reihen Widerspruch genug gesunden. Wir sind weit entfernt, da- moralische Niveau unserer Volksverlreter sür so niedrig zu ballen, daß wir die Gefahr der .Käuflichkeit" durch die Aussicht aus Parteidiäten vorau»sehlen. Allein da» wird man nicht bestreiten können, dabei Unterstützung genug zu finden, wenn auch keine Aussicht ist, zur Zeit im BundeSralh durch zudringen. Aber Diälen aus privaten uns Partcimittelu können wir nur sür einen bedauerlichen, da» Ansehen der Volksvertretung schädigenden Mißgriff erklären." * Da» preußische SlaatSministerium trat am Dien»tag zu einer Sitzung zusammen. — Dem vernehmen nach bat sick der Finanzminist-r bon Scholz am DienSlag nach FriedrichSruh begeben. * Für da- zweite Abgeordnetenmandat in Magdeburg, da» durch die Ablehnung de» auch in Kreuznach gewählten Aba. vr. Gneist erledigt, ist Herr Seyssardt, der in seinem bisherigen Wahlkreise Ereselv bekanntlich den UUramonlanen unterlegen ist, in Aussicht genommen. * Die e» den Anschein bat, erwächst mit der Zeit den Magyaren außer der kroatischen auch eine rumänische Frage, wenn mit der rückstcktSlosen Magyarisirung nicht innrgekalten wird. Die Rumänen bewobnen in Ungarn und Sicbenbürgkn in der Stärke von 2'/, Millionen Deelen ein compacte» Gebiet, da« 224,000 Sachsen und ca. 800,000 Magyaren umschließt und da« sich an da- Königreich Ru- mänien anlehat. Wie bei allen Völkern an der unteren Donau, so ist auch bei den Rumänen dirsseil» und jenseit» der tranSsylvanischen Alpen da» Rationalgesühl mächtig im Steigen begriffen. Schon bei der Berathung de- Mcktel- schulgrsetze» haben die rumänischen Blätter Siebenbürgen» eine sehr energische Sprache geführt. Seit jener Zeit hat sich die Stimmung im rumänischen Volke bedeutend ver schlimmert. Eine interessante Schilderung der gegen wärtigen Verhältnisse der Rumänen, au« der F^der de» Abgeordneten B- Grünwalv stammend und im „Pest, Naplo" veröffentlicht, bestätigt diese Thatsache. > .Die Lage in Siebenbürgen", heißt e» in dem Berichte, .ist I überaus ernst. Im Schooße de» siebenlürgische» Rumänea- I thum» ist thatsächlich eine Gäbrung vorbandea. Di« Leide». > schäften sind ausgepeilscht. Und wa» am schlimmsten, e» be«
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