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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.11.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-11-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188511173
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18851117
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18851117
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Seiten doppelt vorhanden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-11
- Tag1885-11-17
- Monat1885-11
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.11.1885
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G»fchOt«t früh S'/, Uhr. Kktarti«» i»t LrPrdltion IohauurSgoffe 8. Sprechkunst« -er Ur-«N«». vormülag« 10—18 Uhr. Nachmittags 5—6 Uhr. Mk' —' - »«»»ywe »er s»r »i, »-»Msl«««-« 2Iu««er yestiwwtea Iuserute «» S«chr»t«,ru »t« - lltzr P«ch»tti«^. -u S«»a. N>» -eftt»,e» kr-- -t«'/,» UH, 3» dt» Filialen für Zns.-Lnnatz«-. ktt» Riem«, Universität«-»»-« 1. Lont» Lischr. Kathorine»ftr. »,». »»r -t» '/,» Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Auflage LS,VSV. .Uionnementrarei, vicnell. 4'/, MK. mcl. Bniigenobn 5 Mk.. durch die Post iuzogx» 6 Mk. Jede einzelne 'Ikummer 20 Pi. Belegexemplar 10 Pf. Gebüdren für Extrabeilage» (in Tageblatt. Marina« qeialzt) «»ne Loiibriörderung 38 Mk. «it Poftbrsörderung 18 Mk. Inserate Sgespaltene Petitzeile SO Pf. Größere Lchriftru lam um. Preisoerzeichaiß. Tabellarischer u. Zifferniatz nach höhcrm Tarif. Lklla»en «tter dem Nedactiousftrlch die4g»spalt. geile SO Pf., vor den Fam, liea Nachrichten die Sgespaltene Zeile 40 Pf. Inserate sin» stets an die ExpeSitlan ja sende». — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prnaoum^rnmio oder durch Paft- nawnahme. Z21. DienStag dm 17. November 1885. 78. Jahrgang. Amtlicher Theil. Ätieolat- ?ek»i»tt»iqmit. Ter DorbereitungSgotte-dieast für den zweiten dieojLhrigeit Bnptag stilvet Do»nep-ta«, de« IU lanfeade« Monat- Ade«-- «Uhr in Der kirche stall. Leipzig, den 13. November 1885. Die Lirchemnspectt-n DerGnpertutendent. Drr Natih der Gtä^t Leipzig. Pank.I)r. Georgi. Kretschmer. Vekanntwachim-, di« Meldnng freiwilliger Zähler ,» her bevor, stehende« ivols-,ädl««g destr. Ebenso wie früher, soll auch die am t. December d. I. stattsmdend« Volkszählung durch freiwillige Zähler er folgen. Die Geschäfte der Zähler sind als Ghrenandt -u betrachten. Die Wahl ist daher auf solch« Personen zu richten, deren Gemeinsinn und Befähigung dafür bürgen, dag sie die ZählungSgefchäste «it Umsicht instructiouSmäßig au»- sjchren werden. Da di« Stadt Leipzig in 100« Zählbezirke zu zerlegen, sir jeden Zählbezirk ein Zähler zu bestellen, nicht minder »och dafür Sorge zu tragen ist. dag für den Fall der Der- bmderung eine» Zähler« alsbald ein Vertreter desselben ein- Ireten kann, macht sich die Wahl von gegen LIVÄ frei» ptllige» Zähler« erforderlich. Wir fordern deshalb die Bewohner unserer Stadt aus, sich recht zahlreich und baldigst, spätesten« aber bis 17. No vember zur Uedernahme diese« Ehrenamt« bereit zu erklären. Meldungen sind mündlich oder schriftlich unter Angabe von Name, Stand und Wohnung zu richten an unser statistische- A»et-Stadthau«, dritter Stock. Leipzig, den 10. November 1885. Der Math her Stadt Leipzig. Vr. Tr-ndtin. vr. Haste. Sauer von etwa Wegen TaSrohrlegungen wird die -Nürnberger Straß« dom Bayerischen Platze an bi« zur Brüderstraße und ein schließlich ihrer Kreuzung mit der Liebiastraße von Mttt- »och, de« 18. df«. MtS. ab auf di« D r Wochen für den gesa««ten Fährverkehr ^^pzig, am 14. November 1885. Der Math der Stadt Letpzt l-r. Georgi.Hennig. BorbVeiden-Aucllon. Mittwoch, den 18. November vr., sollen von Vormittag- S Uhr a» ii» Forstreviere Eonnewitz ca. 90» Bund etujährige Korbweide» und ca. 250 Bund zweijährig« dergl. inlter den im Termine bekam,! zu geoenben Bedingungen und aegeu sofortige Bezahlung nach dem Zuschläge an den Äeislb,elenden verkauft werden. Zusammenkunft: Am Streitteich« bei Connewitz. Leipzig, am 12. November 1885. De- Math- Forstdeputatton. Kitsiinx lieg rli'Midien 6erirk8V6rein8 <ier 8taät vionsinx- äen 17. Xovemder, Tdemi» 8 lllir im 8«ale ckvr 8wtva SItreeivkuI«. I»««»orckno»g;: 1) lleoongfrlied« älittkeiluiuzen. — 21 koriobt wä 8«cli>u»«fk«muts ül>er Verkält«, «in«, älitxlieüe» n»cb b'kllunx «>»«« 8ckioäexeri<!l>t«»prued«a <li»s. äer Untor- reicdnet«). — 3) Antrag; >le« Herrn vr. kreiden- van I^mer »vk Revision äer !>cfii«<tqceriei>t»-8ni^nvU«n. — 4) >oirnr äes lldterreiokveten, ln st. 25 äer Vereim-.Natut«, soll bestimmt veräen. 6»s» 8t»tute„ver«näerunxen »»cd »vk <lsm IVex« äer sdetimwuiix änrek vircnlnr rnlüssix einä. Vr. Rio»« Erstatteter Anzeige zufolge hat die ledige Hostue Lauise Anna Nicht au« Sehofe» ikr von der Unterzeichneten Behörde am IL Zali dieses Jahres ausgestelltes Dienstbuch ia hiesiger Stadt verloren. Im Austindungssave bitten wir da- Buch an uo- abzultesera Leipzig, am 14. November 1885 Da» Poli»e»-A»t der Stabt Leipzig. Breischneider.H. Viebstahls-Vekanntmachu«-. »estvblen wurden alldier eriraitner «a»eiae zusvlge: 1) ein Paar goldene ovale Ohrringe mit Blumenverzirrung und kleinen Blöckchen und ein fchwarzlcderues Partemouuaie mit ver- »ickrlttm Bügel und Knövschcnverschluß, au« einer Wohnung in Nr. S des Töl'eiier Weg?, vom 1 zuin 2. djS. Mts. Rach,»; 2) eine Waichwauuc mit 2 cüernea Reisen, aus dem Hofraume « str. 19 der «roßen Fleiicherqaste, am 6. dis. Mt«. Abends; 2) ein dunkelblauer abgetragener Sommerüherzieher mit einer Arche Lnövie, verdeckter Batterie uns schwarzen, Futter, in der !«icht ein Arachtbrtes über 200 Lentner Petroleum. au« «inen, .-»»eijimnier des köaigl. Amtsgerichts hier, am 10. dss. Mts. Bor vinaz«; 4) rin Paar neue dunkelbrauue seingemustert« Dtosthosttt mit «»». ,nd ivcißgestreistem Bundsutter mit rotken und jchmarzeu I»fn. sowie mit wtißen Metallkuöpseu, aus einem «eschästslocale >» Nr. IS des Brühl«, am 10. ds». Ml«. Nachmittag«; i> ei, st,u»er»e«r»ett mit roll»- und weißklemcarrirtem uad w„stei«,em Ueyerzug. aus einem Kmderwaqeu m der Hausflur Nr. lO der Emiliciistrahe. am 10. dis. Mts. Nachmittags; 6) lchtvarzledenie« «ortkinanuutk mtt Klappe und weißem -chSßche», enthaltend -2—-A -s>i >» 3 Kronen und Einmarkstücken. ,m Anct onslocale des Leihhauses, mittelst Taschendiebftahlr, am 13. dss. Mts. Nachmittags; 7) eine brauniederne va»»t«sch« mit Mesjingbügel und Leder- hevlel, enthaltend ca. lr .» » S Tholern. einem Zweimarkstück und div kleiner Münze, von einem verkaussstande aus dem Markt platze, a» 14. ds«. Mi«, srüh; 8) ei» getragener, aroumelirter tt«Gr«ä mit schwarzem Futter and gr,ue» Lornknövlen, ei» schworzleoerue« Purtemonuair mit «elbem Bügel, enthaltend 4 ^l. ans einem Somptoir >» Nr. 25 der Nürnberger Straße, am 14. ds«. Mts. Mittags; 5) ei» -atz Mit Lugerbter. 1? Liter haltend, siguirt. ^Lrostcher »erdrauerr, Nr. tzt« , «a her hmwßur i» ». 1 her Nür»b«je, Straß», a« 7. ds,. Mts »beubs; 10) —-7 Gt-st geschossene Hefe», aus einer Niederlage in Nr. IS der Katharinenftroß«, mittelst Einbruchs, vom 1». bl« 14. ds«. Mts.; 11) 7 buntfarbige Shlipse f sechs Schleifen und eine sogen. Weste), au« einem Schaukasten an Nr. IS der Kotharinenstraße, an, 14. dis. Mts. Nachmittags: I») ein« Wunne mittlerer BrSße, mit weißen Holzreise», ,H. 8." signier, enthaltend ca. Stück rund« stjlf». von einem Verkaufs- iande auf hiesigem Marktplatz«, am 14. dss. Mt», früh: 1») ein Winterüberztetzer vo» dunkelgrünem, glattem Stoff, mit schwarzem Sammelkragen, etner Reihe überipounenrr Knüpfe, verdeckter Batterie und Bordenctufassung, mit hellgrauem, wollene», utter, i, de« Aermelv gelb- und rolbgeftreiste« Futter, ia den aschen ein Paar braune Slukützgupfchuhe und eta weiße? Tafchealuch. „V.- ge^tchnet, ferner eiu hoher sch»«r»er Filz >«t mit rothem Futter, au» einem Restaurant in Nr. 11 der Park- traß«, am 14. ds«. MtS. Nachmittags; 14) ein Wtnterittzerztrtzer »o» gleichem Stoff, mit grünem Gammetkragen, gelb-, roth- und blaucarrirtem Futter, einer «eth> PerimutterknSpf« a»d verdeckter Batterie, im Henkel die Firma .Voixr l-estpulx" »ud tu einer Tasche ein Paar graue Wildledern, iuirßichnh, au« einem «astzimmer in Nr. S1 der Burgstraße, am 14. di«. MtS. Mtttag». Etwaige Wahrnehmungen über de. Verblieb der gestohlenen «egrastäude oder de» Thäter stu» megesäumt bei nuferer Lriminal- Abtüeiluag zur Anzeige zu bringe». Letptzig, am iS. Nodember 1885. Da» V*lirei->mt der »tstzt »otptw. Bretschueidrr. K. Vrkanntmgchung. Bon dem unterzeichnelen <peme,nderathe soll das der Gemeinde GohliS gehürige, etwa 3 Acker umfassende Areal an der Halles»«, und Hohe Straße sofort auf 8 Jahre zu laudwtrthichastlicher Be- nutzuog verpachtet werden. Pachtlustig« künne» die Bedinauuge» st, Gemeiudeburea» ersehen und haben ihre Offerten verschlossen »ater der Ausichrist „Erpach- tnug vo» commonlichrm Areal" b>S zu« SS. dss. Mt». auhrr est^nreiche». Sohlis) am 14. November 1885. Der Gemeiuderoth duseltzst. Siuger, Gem-Borstaud. Nichtamtlicher Theil. Der Krieg aus der Lalkmihalbiusel. Der AuSbruch de« Kriege« zwischen Serbin» und Bulgarien bat imLoudo» große Aufregung erzeugt, uud di« Papiere sind be trächtlich gefallen. Salisbury hat daher eine Niederlage erlitten; denn seiner Politik in Konftantinopel ist der Krieg in erster Linie zu verdanken. Wir sind gespannt daraus, wie er sich der durch ihn geschaffenen Lage gegenüber verhalten wird. Laß Gladstone'S Aussichten dadurch nur gewinnen können, liegt aus der Hand. Salisbury hat den Krieg im Sudan nicht beendet, aber den Krieg mit Birma neu unternoinen und den Krieg auf der Balkanhalbinfel herbeigesührt. Tw ist kein Ergebniß der auswärtigen Politik, durch welche» er die VolkSlhümlichkeit Gladstone'S innerhalb seiner Partei auS- gleichen könnte. Die Niederlage in Konftantinopel wird die Niederlage in London nach sich ziehen; denn die Neuwahlen stehen bevor, und der einzige Erfolg, den Salisbury anfzu- weisen hat. die HinauSsctnekung de« Kampfe- mit Rußland wegen Indiens, ist nicht sowohl seiner Klugheit, al« den widrigen Bcrhältoisien zuzufchreiben, unter welchen die Russe» seit den letzten Monaten in den Turkmenenfteppen zu leiden habe». Durch den Mißerfolg der russischen Politik aus der Balkanbalbinsel, verursacht durch die englische Politik, erhält natürlich auch die russisch-englische Freundschaft einen Stoß, so daß auch der Onasi-Ersolg Salisbury'» iu Asien da durch viel von seinem Werlhe einbüßt. Alle« in Allem ge- nvmmen konnte Englands Regierung kaum lhoricbter handeln, at« sie gelbem hat: aber Inder werde» die Folgen der Fehler SaliSbury's wahrscheinlich nicht ohne Rückwirkung aus das übrige Europa bleiben. Salisbury war in dem Wahne be sänge», daß die Wiederherstellung de- früheren Zustande« in s^strumelien eine» Bund der drei Staaten Bulgarien, Serbien und Griechenland gegen die Türkei zur Folge haben würde, cincu Bund zwischen Serbien und Bulgarien, die sich gegenseitig aus« Tiefste hasten! Eine solche Verblendung ist kaum zu begreifen, wenn sie nicht etwa bla» MaSke war, für tvelcde e« jedoch an jeder einleuchtenden Erklärung fehlt. Rußland hatte seinen Plan so entworfen, daß e8 seine Macht den Fürsten von Bulgarien fühlen lasten und sich dann freie Hand für die zukünftige Gestaltung der Verhältnisse aus der Balkanhalhinscl Vorbehalten wollte. Den ersten Theil diese« PlaneS konnte Europa ruhig mit verwirklichen Helsen; denn die Früchte dieser Ackion kamen znnäcbst der Türkei und dem europäischen Friede» zu Gute, und wa« sich etwa auS der Konstantinopeler Conseren^ weiter zu Gunsten Bulgariens ent wickelte. war ein Gegenitand zukünftiger Sorget für testen Unschädlichkeit sich wobl eine Form hätte finden laste». Dann hätte vielleicht auch England Gelegenheit erhallen, seinen Einfluß zum Bortheil der Bulgaren und ihre« Fürflen zur Geltung zu bringe». Diese Politik erschien aber Lord Salisburv nicht glänzend genug, er wollte den Gönner Bul garien« spielen und zugleich die kleinen Balkanstaaten in Schach halten. Dazu waren nach seiner Meinung Worte, Drohungen, Versprechungen ausreichend, aber dieser Plan schivebtc in der Lust, und die serbische Kriegserklärung Hai Lord Salisbury mit deu lustigen Gebilden seiner EiubildnngS krast etwa- unsanft aus den Boden der Thatjache» zurück verseht. Diese Kriegserklärung ist der beste Beweis für die wahren Absichten und Beweggründe Serbien?. Wer etwa »och hätte daran zweifeln können, daß Serbien den Krieg ohne aus reichenden Grund willkürlich und leichtsinnig vom Zaune ge brochen hat. der wird durch diese- Schriststück von diesem Zweifel befreit werden. König Milan bekennt osten, daß er zur Wahrung der Interessen de- Lande« alle notbwendigen Maßregeln ergriffe» habe, um deutlich zu zeigen, daß Serbien fick gegenüber der Störung de? Gleichgewichts der Balkanvölker nicht glerchgiltig verhalten lönne, namentlich wenn die- aus schließlich zum Vortheile de« Staate- geschehe, welcher sich Serbien jederzeit al« ein schlechter Nachbar erwiesen habe. Den Rest der Kriegserklärung Halle sich König Milan spare» könne». Ter mikgelheille Abschnitt genügt vollkommen, um I die wahre» Beweggründe barzulegen, vo» welchen er bei I diesem Kriege getrilet wird. Neid und Rachsucht siud die > Kräfte, welche den Krieg entstamm! haben, und sie sollen auch dazu dienen, den KampseSmuth der Serben anzufachen. Wie ander« klingt der R»s, welchen Fürst Alexander an seine Bulgaren nchtet: „Unsere serbischen Brüder erklären u»S den Krieg, anstatt uns zu helfen, sie wollen unser Vaterland vernichten. Bertbeidiqt Eure Frauen und Euren heimalhlicben Herd, verfolgt den Feind, der un« feige und verrätherisch angreift, bis znr völligen Vernichtung." DaS sind allerdings Ursachen, welche Begeisterung für die Sache Hervorrufen können und werden, für welch« die Bulgaren kämpfen. Fürst Alexander hat sich auch sofort mit dem Sullan in Perbindnng gesetzt, um da« bulgarische Gebiet feinem Schutze zu unter stellen und Schulter an Schulter mit dem Oberherrn gegen den Eindringling zu vertheidigen. Mag auch vaS Band, durch welches Bulgarien mit der Türk« bisher verbunden war. recht locker gewesen sein, durch die gegenwärtige Sachlage kann e« sehr besestiat werden. Nachdem sich der Kürst von Bulgarien vom Einfluß Rußland« befreit bat, ist die Schranke gefallen, welche zwischen ihm und dem Sultan Rand; ihre Interessen sind jetzt in der Thal gleichartig, und wenn der Sultan will, solidarisch. Wenn die Türkei ihren Bortheil versteht, so wird sie in die ihr vom Fürsten Alexander dargebotene Hand einschlagen und ihn in der Abwehr de« serbischen Angriffe« thalkräfttg unterstützen. Serbien hat sich wohl gehütet, die Türkei zur Bu»deSge»osie»schaft gegen Bulgarien auszurusen. König Milan verficht nur seine eigene Sacke, die mit den Interesten de« Sultan- nickt» gemein bat. Jetzt wird klar, weshalb er e- ablehnte, den bulgarischen Abgesandten zu empfangen: die Weigerung geschah nicht, um den Schein zu vermeiden, al« ob r- sich um ein Bündniß gegen den Sultan bandele, sondern um sich die Hände zum Angriff gegen die Bulgaren frei zu halten. Fürst Alexander ist dem König Milan großen Dank schuldig; denn er bat ibm die Sympalhien von ganz Europa zuHewandt; in diesem Kampfe kann Niemand, der eS ehrlich metnt. aus Seiten König Milan'« stehen, den Sieg kann inan nur dem Fürsten Alexander wünschen, der von König Milan grundlos und widerrechtlich au« bloßem Eigennutz überfallen worden ist. König Milan pocht in diesem Kampfe aus seine Uebermacht, er bat ihn lange herbeigesehnt, um mit Bulgarien Abrechnung halten und daher eine Gebiet-Vergrößerung er langen zu können. Darum hat er an der Vermehrung seiner Truppen und an der Verbesserung ihrer Organisation gearbeitet. Der Staatsstreich in Philrppopet war der hrißerschnte Vor wand, den Serbien gebrauchte, um sich Wibdm anzueignen. Wa« kümmert Serbien die bulgarische Freiheitsbewegung? Di« Serbe» wollen da« Großserbien ihrer Wünsche verwirk lichen. »aa auch dabei Bulgarien in Trümmer fallen und die ganze Balkanbalbinsel in Flammen gesetzt werden. Aber durch solche rein selbstsüchtige Anstrengungen ist noch niemals ein dauernder Zustand ausgerichtet worden, nur wirkliche Be dürfnisse eine« BvlkeS, die innere Kraft, welche einer Sache beiwohnt, können den Sieg und die Dauer deS darau» ent- iandenen Zustande« verbürgen. Die Bulgaren folgten dem Zuge nach Einheit, die Bewegung in Plüttppopel war nicht allein da- Werk einiger weniger leichtsinniger Streber, wie Gras Kalnvky eS darzustcllen beliebt; diese Bewegung ist alten Datum«, und die Macht, welche sie gehegt und auS dem Stande der Kindheit zum männlichen Selbstbewußlsei» entwickelt hat, ist Rußland. Aber Rußland erntet nicht die Früchte seiner Bemühungen, die Schützlinge des JahreS 1878 sind selbst ständig geworden und haben die russische Vvrmimdschaft ab gestreift Serbien und England haben dabei Hilfe geleistet, wenn auch beide wider Willen; sie werde» deshalb auch beide die Kosten der bulgarischen Einheit zu bezahlen haben. * Wir geben nachstehend die weiter vorliegenden tele graphischen Meldungen zur BalkaiikrisiS: " Philippopel, 14. November. (W. T.-B.) Der Fürst Alexander wohnte den, in der Kathedrale abgehaltenen Gottes dienste bei und verlas daraus die Proklamation, welch« die eiteas Serbiens erfolgte Kriegserklärung ankündigt und, unter Anriiiuiia der Hilse deS Allmächtigen für Bulgariens gute Sache, alle wassensühigkii Einwohner aujsorder», für die Freiheit und die Ehre des BalerlandeS zn kümpsen. Der Fürst ist daraus sosort nach Sofia abgereist. * Konstantinopel, 14. November. kW. T. B.) Der serbische Ge Ia » dl e Gruic notificirte derPforte, daß Serbien in Folge der Prooocationen der Bulgaren and ihre« Angriffs aus die serbüche Armee in Biassina Bulgarien den Krieg erklärt habe. Der Ministerrath trat sosort zusammen. * Konstantinopel, 14. November. (W. T. B.) Di« Minister traten, nachdem der Psorte die Nachricht von der Kriegserklärung Serbiens an Bulgarien zugegauge» war, alsbald zu einer außerordentlichen Sitzung zusammen. Der Groß- oezier Kiamil Pascha hatte eine längere Unterredung mit dem deutschen Botschastcr v. Ravowitz. Hieraus begaben sich die Minister nach Mdiz-Kioik. * K >'„staut>iiopel, 15. Rov.<W.T.B) Reuter'sBureau meldet Lord Salisburv instruirte White, England werde Alles aus bieten, die Integrität des ottomanischen Reiche« zu erhalten. — Der Fürst vo» Bulgarien bat den Sultan telegraphisch um Hilse gegen die Serben. * Sofia. 14. November. <W. T.-B.) (Telegramm der „Ageuce HavnS".) Tie Serben sind auch in der Richtung aus Tr» zum Angriff vorgeganaen und besetzten ohne Kampf die bulgarischen Dörser Miloslavsi, Zedeui, Grad und Zwonsi. Aus Tr» wird telegraphirt, daß man daselbst Kanonendonner höre. Es wird vier für wenig ivahricheinlich gedallen, daß es vor morgen oder Montag zu einem ernsten Kamiü komme» werde. Die bulgarischen Truppen erwarte» de» Angriff de? Feindes in Stellungen diesseit der Grenzlinien, welche bis zu 20 Kilomeier» vo» denselben ent fernt sind. * Sosia, l4. November. (W. T.-B) Die Nachrichten von der Grenze reichen bis 5 Uhr Abend«. Der Houvtangris der Serben ersolgte mi Laufe des Tages gegen Tzaribrob. Man vermutbcl, daß von dieser Seit« her ein Gefecht mit den Vorposten ftoligesunden habe, über welche« noch genauere Nachrichten feblin. da die telegraphische Berliiudung mit diesem Oelc wahrscheinlich bei dein Einrücken der Serbe» zerstört ist. E? lag nicht in der Absicht der Vulgaren, d-ese Gegend, welche strategüch nicht vo Bedeutung ist, zu vertheidigen. Da» Gros der bulgarischen Streit kräsie brfindrl sich gegen Dragoman vorgeschoben, dessen DefüS gut zu vcrlbeidigen ist und wo voraussichtlich morgen »nd Montag der Kampsplatz liegen wird. — Der Fürst wird um Mitternacht abreisen und voraussichtlich morgen früh i» dem Hauptquartier eiutreffen, sür welche« der AufenthallSort jedoch noch nicht bestimmt ist. — Heute Abend wurde die Proklamation des Fürsten an das Volk durch Anschlag veröffentlicht. Der Kriegsminifter war deu ganzen Tag hindurch beschäitigt. die Abseuduug von Per- stärkungen und Proviant an die aa der Grenze ausgestellten Trupvencorps möglichst zu beschleunigen. * Belgrad, 15. Nov. (W.T.B.) Die Regierung hat eineNoteon die Mächte gerichtet, in »elcher es heißt, Serbien müsse, durch die revolutionäre Politik Bulgariens gezwungen, die Waffen ergreifen, kn vertrauen aut die Gerechtigkeit der Mächte gebe Serbien in den Kamps. — Nach hier emgegangeneu Nachrichten von der Armee ist Tzaribrob nach mehrstündigem Kampie genommen worden. Die Verluste sind gering: 50 Bulgaren sind gefangen genommen. In den DefilSen bei Trn uad in der Richtung aus lküstcndil leisten die Bulgaren energische» Widerstand, dieselben gehen jedoch überall langsam zurück. ' Petersburg, 15. November. (W. T.-B.) DaS „Journal de St. PStersbourg" spricht sein Bedauern darüber au«, daß Serbien, welcher Rußland seine Unabhängigkeit verdanke, de» Krieg an Bulgarien erklärt hat, welche« seinerseits Rußland seine Autonomie zu verdanken habe, ohne daß sich die serbüche Regierung dabei um die Bestimmung des Pariser Vertrages bekümmert habe, noch welcher vor jeder Kriegserklärung «tue Vermittelung aazuruien ei. Die Jncorreclheit des Verfahre»- werde dadurch noch teigert, daß Serbien den Ki eg dem i« einem Basalleuverhält- niß stehenden Fürsten erktärr habe, der nicht einmal das Recht über Krieg und Friede» habe, so daß mau sich in der That fragen müsse, ob das Ziel des Krieges sei, den Suzerän ,ir bekämpfe» oder einen rebellische» Vasallen zur Beobachtung der Verpflichtungen zurückzusühren, die ihm durch sein Basallenverdältaiß auserlcgt werden. Ls handle sich hier um «tuen noch nicht da gewesenen unerhörten Vorgang, welcher zeige, wie Recht Rußland gehabt habe, daraus zu bestehen, daß der otatu, quoautewiedrrhergeftclll werde. Die zu diesem Zwecke durch die Initiativ« Rußlands zusammenderusene Conserenz Hab« unter dem Einfluß der diplo matischen Aktion Englands sich damü beichäiiigt. die Griechen, Serbe» uud Vulgaren an einem gemeinianien Vorgehen gegen die Türkei zu verhindern. Man habe au» diese Weise die Actio» der Türkei gehemmt und dem König Milan Gelegenheit ge geben zu erklären, daß er selbst handeln müffe, da die Lousrreuz nicht vorwärts komme. Man könne nicht wissen, woS die Lonserenz ctzi tkun werde; aber trotz allen Schmerzes über den bruder- nörderischen Kamps künne Rußland doch nicht in die Fußtopsen «des Balkanstaales treten. Gestern war die Wiederherstellung d«S «"»rus quo »nt« noch möglich, wird sie es morg n »ocd iein? WaS Griechenland und die Pforte tdun werden, könne man nicht vorauS- ehe». Der Artikel schließt: Es ist schmerzlich , u jagen, daß «it etwas mehr Grobheit n»d einem etwas weniger ichars ausgeprägten Verlangen nach angeblichen Liplomatüche» Ersolgen dieser ruchlose Kamps leicht hätte beschworen werden können. * Petersburg, 15. November. (A. T.-B.) Die maßgebende» Blätter verurtdeile» die Kriegserklärung Serbiens aa Bul garien als ein deudcnnärderiiches, abenteuerliches Nnternchmen. Die „Nowojc Wremja" sieht dieselbe als eine Verletzung de? Berliuer Vertrages an, welche sogar das aus die Hernellung der Union ge richtete Vergehe» d«S Fürsten von Bulgarien übcrli-ffe. „Nowostt" nud die deutsch« „St. Petersburger Zeitung" meimu. Rußland könne es unmöglich ruhig mit ansehen, wie da» von ihm desrcüe Bn'.garir» und das stammverwandte Serbien sich zerffrisch-n. Die deutsche „St. Vktertvnrgrr Zeuung" hebt hierbei h rvor, wie schn> oe Serbien seine wlederho'ken Versprechung n, sich bis zu einem Beschluß der Conserenz rndiq verhalten zu wollen, gebrochen Hobe. Die russische „St. Prierslurger Zeitung" siebt die Kriegserklärung als ein Pro duct der Pläne Lsrd SaliSbury's a» und sägt hinzu, Laß mau in Sofia wodi schau den Unterschied zwischen der Freundjchasl de« russischen Befreier» uud der platooischcu Gympalhie de» britische» CabiuetS ciugtiehcn habe. * Wien, 15. November. (W. T.-B.) DaS „Fremdenblatt" schreibt anläßlich der serbischen Kriegserklärung: „Vielleicht wäre König Milan'« Lage leichter gewesen, wenn die Lonserenz schon zu greifbaren Resultaten über den «tut», quo »nt- gekommen wäre. Die Mächte werden aus die neu geschaffene Snualivn Rück sicht nehmen. So traurig die Rückwirkung dieies Er-igniffe« a»s Oesterreich« Handel werden kann, so liegt doch in der E»»racht der Mächte die beruhigende Bürgschaft gege» die Störung de« allge meinen Friedens." * Bukarest, 15, November. (W. T.-B.) „Monitorul osfikial" veröffentlicht die Einberosnng der Kammern zum 27. d. M. * Berlin, 14. November. (Kölnische Zeitung.) Die heute ei»- getroffcie telegraphsiche Meldung au« Nisch, wonach Serbien de» Krieg an Bulgarien erklär! hat uad der König bereit« uach Pirat abgcreist ist. um den Truppenbesehl zn übersehmen, hat htrr »m so mehr überrascht, als Serbien noch in jüngster Zeit die fried lichsten Versicherungen an die Mächte gegeben hatte. Da« Gerücht der Abrüstung, welches gestern in Umlaus gesetzt war, wurde zwar iu unterrichteten Kreise,, ungläubig ausgenomme«, indessen war man dort allgemein der Ansicht, König Milan werde tu klugem Ber- ständniß der serbischen Interessen die Herstellung eine« sür Serbien bcsriedigenden Zustande- de» GroßmSchi,» überlasten, die gewisse» maßen bereits die Berontwortlichkeit dafür übernommen hatte», daß dies geschehen werde. Das eigenmächtige Vorschreiten Serbiens überläßt »un zunächst dem Glück oder Unglück seiner Waffen die Entscheidung seiner Schicksale. Wie die Türkei und wie die Con serenz sich diesem Zwischenjallr gegenüber verhalten werden, darüber lassen sich augenblicklich bei der sehr verwickelten Lage der Dinge nur Bermuthungea ausftelle». Ihatsache bleibt, daß die Großmächte bei ihrem Vorsätze, den europäischen Frieden ausrecht z» erholten, fest verharren, und daß derselbe vorläufig nicht gefährdet ericheint. Di« Ansichten England« »nd die Rußlands in Betieff der Behand lung Bulgarien» und namentlich auch de- Fürsten Alexander stehen sich zwar noch unversöhnt gegenüber, aber die Gegensätze sind nicht der Ar«, daß dieselben die Gefahr eine« Bruches, der bis zu einem Kriege südren könnte, mit sich brächten. In dieser Beziehung war die asgbanljche Frage bedenklicher als die bulgarische; letztere aber ist ungleich verwickelter, indem sie die ganze orientalische Frage wieder zu öffnen droht, die man durch den Berliner Frieden für eine Reihe von Jahren wenigstens geschloffen zu habeu wähnte. Leipzig, 17. November 1885. * Zum Regiernnqssnbelsest unsere- Kaiser- Werden Glückwünsche von Körperschaften nur schriftlich ent gegengenommen werden Zweifellos wird eine große Reihe gemeinsamer Feste stallfinden Sonntag. S. Januar 1886, werde» DankgolttSvlcnstc ndgebaiten werden. * Der Stellvertreter des Reichskanzlers, SkaakSminister, StaatSsecretair deö Innern v. Boeklicker, erläßt folgende Bekanntmachung: „Mit Bezugnahme ans die in Nr 29 des Reich- Gesetzblattes verkündete kaiserliche Verordnung vom 27. vor. Mls., durch welche der Reichstag bcrusen ist, am 19. November d. I. in Berlin zusanimenzutrelen. wird hier durch bekannt gemacht, daß die Eröffnung de« Rcich-lageS an diesem Tage nm 2 Ubr Nachmittags im Sitzungssaale deS RkichStagSgehäiideS, Leipzigerstraße Nr. 4, staltsinden wird. Die weiteren Mitthciltiiigen über die Eröffnungs sitzung erfolge» i» dem Bureau des Reichstag- am 18. No vember in den Stunden von 9 Uhr Morgen« bi- 8 Uhr Abend« und am 19 November Bermiltags von 9 Uhr ab. — In diesem B»rcau werden auch die Einlaßkarte» sür Zuschauer auögegeben werden." * Die Annahme, daß der Entwurf über Anlage de< Nord-Ostsee-CanalS >m BundeSrathe lebhaften Be denken begegnen wird, dürfte sich als durchaus irrlhümlich erweisen, denn e- ist bekannt, daß die Förderung des PlaneS seit Jahren von dem Reichskanzler ganz besonder- befürwortet worden ist. Dementsprechend haben auch seit längerer Zeit Verständigungen mit de» Einzelstaaten über den Entwurf
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