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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.11.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-11-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188511193
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18851119
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18851119
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-11
- Tag1885-11-19
- Monat1885-11
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.11.1885
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HL I»i dt« irterrssaiUe» ,.L»d»«»»«<ti» dertdmtrr Periüaltchkeitea , »e aas die derüchtiaie» Maar«, da ..SchreLeu-kemmer" ha»«, »ir schon «iederholt hiogeu»Fe», »ad «r «olle, a» dieser Stell« »r nach eiamal daraus Hinweise», daß dt« Knnftschätz« dal Pa»oo- iknm« aach wahre K-nfticdähe siad. die Jede», d« thae» et«» j besuch absiatte«, etaea hohe» Genuß bereite». —». Löniglichrs Landgericht. II. Etr»Ika««rr. Die bet dem Reftaarotrur Rothe t, Ofthatz d«e»e»d» Lharlatte luna Damaschke aa« Berit» hatte fich der E»lwr,d»»g et»»« Ihrer Dteaftherrta gehört»«» Taschentuch«» ,»d et»e« da Docht« da letzteren gehörige» Sdäwlche»« schuldig gemacht. Obwohl beide Odiett« ,»r ewe» «erth van »»sammea 7S aß hatte», s, griff doch laudgerichtliche Lompeie,» Platz, well dt, «»geklagt» bereit« zwei, allerdiag» »« gering« Freiheitlftrase». wegen «igeatham-vergehe» erlitte» hatte. Da« Gericht ließ jedoch volle Mild« »alte», tadem e« Wege» beider Delictt aas die bet «uwend»»- ff. 844 de« R.-Sw.^l^v. zalissi» geringste Straft douSMouate» 1 Dag Äesängniß erkannte. Der Gerichtthoi bestand aa« de, Herren Laadgaichtrritthe» Loh. man» (Präsident), Obe»aa«. «dam. Tiegel «d Höff«r: die «»Nage führte Har Staatta-watt HLntzschel. rv. Ltraskammne. Veda die Bedeutung und Giltigkeit et»e« Ehebüadatffe« heit da Fletschergeselle Hei»rich Loui« «irthgr» aa« Gaustritz ganz eigene mid sondabarr Begriffe. Lr verheirathete sich,» Ib.Jaaaar 1861 mit einer gewtffeu Liebsch« »»d lebte mit diesa 1? »da 18 Jahre t» vlasewitz bet Dresden. «a«ga»g da fiebztga Jaha verließ er dieselbe wegen Arbeitslosigkeit »ad »«»dete sich ta die Lechiiger Gegend. Boa hier an« uuterhtell a »och et«» spärliche» Briefwechsel mit ihr, kehrte auch »och eiamal a»s einige Monate za ihr zuröck, am fie dann aas immer ja verlasse» n»d sich »te wird« um die Frau and die au» diesa LH« entstammend«, dermale» 21 Jahre alte und, wie beiläasig bemerkt sei» mag, körperlich ge- brechliche lochta zu kümmern; ja a ließ et»e» vo» de» S«t»tgr» noch im Jahre 1881 ,» tha gerichtete» vries vällig »»beachtet »»d unbeantwortet. Aasanzr diese« Jahre« erschien wirthge, »>1t da ledige» v. »»« Frankeahausen am «rme im hiesigen Slaade«amtr. stellte sich ebenso ledig wir seine Braut vor uad bestellt« da« «usgebotloersahrr» uad am 11. Februar erfolgte die legale Dränung. Da ht»ke»de Bot» kam aber »ach »»d dir Sache a» deu Dag. so daß da »e« Ehestaad nicht von la»ga Dauer war. Wittbge» wurde »eg«» Doppelehe gemäß ff. 171 de« R.-Str.^öes.-Bch«. t» llitersarhung -e»o«me» u»d di» Sache zur Haupwerhaadluug verwiese». I» da Berhaudluug gab aun der «»geklagte au, a Hab« uicht gewuK, daß set»e Ldesrau »och lebe; al« er dieselbe damal« verlassen, sei sie krank gewesen uud später Hab« ihm eia „Uabekanuta", da a wsällig während der hiesige» Meffe getroste», erzählt, daß sei»« Frau todt sei; a Hab« sich au» nicht weiter um dieselbe gekümmert, da er die Mütheilung jene« „Unbekannte»" sür wahr gehalte». ll»s LorhaU de« Präsidente», daß einmal diese «»gab» vällig »»glaubhaft erscheine uad daß e« alädau» aber aach sehr tttiach grwesea sei, wenn «ngeNagter sich durch et»r» Brief a» die gemetudebehörde ta vlasewitz über die Begründung jena Nachricht erkundigt hätte und daß e« nach alledem ganz so aassehr, al« ob er über diese Sache gar Nicht« Hab« wissen wollen, »ermochte der -»geklagte aur die Antwort zu gebe», er Hab« daran nicht gedacht. Die alt Zeugt» vorgeladeue uud Hintergangene Fra» Bßirlhge» gab an, fie Hab« »och im Jahre 1881 a» ihre» Man» »ach Leipzig geschrieben, aber daraus keine «atwort, deu Brief aber aach »ich« etwa al« unbestellbar zurückerhalte»; fie sei zwar, al« ihr Ehemann sie verlasse», vorübergehend kränklich, aber nicht bettlägerig gewesen. Nachdem sie seit dem letzte» Briefe »i« wieder Etwa« von ihrem Ehemann gehärt, habe fie sich dan» amb nicht weiter am de»s«lbe» bekümmert. Der «ngeklagte wußte »»gebe», de» betreffende» Brief erhalte», aber unbeantwortet gelaffe, za habe». Die käaigl. Staat«anwaüschast betonte i» ihrem Schluß, «ortrage, daß die Frivolität, mit welcher sich der «»geklagte über di« einfachsten Regel» der Moral htuweggrsetzt Hab«, keiner »ähere» Schilderung bedürfe and braatragt« bet der Handlungsweise de« Angeklagten deffeu Berurthtilung unter «»«schluß mildernder Umstände. Der Gerichtshof, bestehend au« de» Herrru La»dgertcht«.Director Bartsch (Präsid.), Laadgericht«.Räthe» Bielitz, «dam, Siegel and häffaer, erkannte aus 1 Jahr 8 Monate Zuchthausstrafe ,,d S Jahre «erlast der Ehrrurecht«. Die «»klag« führt« Herr Sleetlauwalt Martini. ^ Entscheidungen des Reichsgerichts. (Abdruck ohue Angabe der Quelle »ttd gerichtlich verfolgt 8» deu Lhatbestandsmerkmaleu de« Bergehea« de« vetru gehttt, daß der IHSter bei dem «adere» deu Jrrthum erregt, a, wissentlich falsche Thatiachen vorgespiegelt oder wahre Dhatsache» entstellt oder unterdrückt hat. Rach dieser Richtung hi» ist da« Unheil de« R -R., II. Straffenat, vom 84. März d. I. iu der Straffache wider den vom Landgericht wegeu Betrug« verurtheilteu Händler D. zu B. von Interesse. Folgende« ist scstgestellt. «»ge klagter hatte im Februar 1884 vou dem kommt» Br. »ntrr ver- psänduug vou 120 Stück Psandscheine» de« königliche» Lethamte« zu B„ deren Gesommttaxwerth aus 608S » angegeben war, ei» Dar. leheu vou 2000 ^l entnommen. Bei dem Abschluß de« Geschäsl« war dem »e. Br. von dem Angeklagte» gesagt, er könne die Psaud- scheine z» jeder Zeit sür 2000 bequem weitrr verkaofe», »ad ferner da« Versprechen ertheilt worden, daß er, «»geklagter, natlich dre fällig werdenden Pfandscheine dsrch neue, gleichwrrthtg« ersetze», anch monatlich bO >l an Zinsen entrichten werde. Ledig, lick im vertrauen zu der Richtigkeit der Versicherungen de« >». geklagte» »ad zu der Redlichkeit seine« Wollen» hatte sich Br. aus da« Geschäft überhaupt eingelassen. Der «»geklagte kam hinterher seine» Verpflichtungen nicht aach, erklärte vielmehr dem rc. Br., daß er weder Geld zur Rückzahlung de« Darieh»« «,d Be- richtig«»- der Zinsen, noch andere Psandscheine besitze, »ud stellte ihm den verlaus der verpfändete, Psandscheine anheim. Br. per» äußert» oder reolifirt« i» anderer Weise darauf ei»e» Lheil der letztem» uad wurde so, nachdem ihm der Angeklagte »och eiue «b- >iudmig«summr von 3üO ^l gezahlt hatte, i» Höhe vo» etwa 500 ^ll befriedigt. Für de» Rest seiner Forderung gewähre» di« »och j.iuen Hände» befindlichen Psaudscheiae z, einem Daxwerth« « 123b ^ nach Berichtigung de« Psandschilling«. der fich aus de« Taxwert-« beläuft, und der rückständigen Zinsten »o» 325 kein au»rriche»dt« Befr,edioiin->«mittel. Gestalt ans diese» Sach verhalt hat da» Landgericht constatirl. daß der »r. Br. über den Werth der verpsandeten Psandjcheiu», smvi« über da« Bestehe» de« obenerwähnten Ziusenrückstaude«» — über welch« letztere Thatsach« ihm »o» dem Angeklagten bet den Uaterhinedlungeo keine Mittheilung gemacht war — sich im Irrthmn besuude» hat uud daß er durch diesen Jrrthum zur Hiugab« de« Darleh^ »er- enlaßt worden ist; daß derselbe ferner an seinem vermöge» b«. schädigt »ad daß diese BermSgenSbeschädignng eine Folg« der durch deu Jrrthum veranlaß«?» Darlehn-dingade gewesen ist; daß endlich der Angeklagte mit der Absicht, sich einen vermSgeuSvorthell z» ver» schaffe», gehandelt hat. daß der von ihm erstrebte Vermägtu«v»r1h«il objektiv eia rechtswidriger gewesen ist uad daß «ngellogter a»^ ' Beumßtsei» der Rechtswidrigkcit gehabt hat. Ja Folge der vom Angeklagten gegen diese Feststellung eingelegte» Redtfiou ha« da« R.-G. da« landgerichtliche Unheil aufgehoben unter solgender Begründung: Zwar sagt da« Laadgericht: der Angeklagte dab« durch seine Vorspiegelungen den re. Br. wegen de« Werth« der verpfändeten Piandscheine t» einen Irrt bum v«r> setzt» uud derjelbe bade dem Br. da« Bestehen de« Zinienrück- stände« verschwiegen, und begrifflich ist mit den Ausdrücken: vorlpiegeln und Verschweigen der Sinn verbunden, daß der Erklärende bewußt falsche Dhatiachea ausgestellt und wahre Thatsacheu unterdrückt hat. Allein ob thatsächlich diese voranS- ietzung aus den «ngeklagte« «»trifft, ist au« den Ur«heil«gründen nicht mit Sicherheit »u entnehme». De»» i» veuselbea heitz e« im unmittelbaren Znsammenbange «tt der «uSsührung, daß der x. Br. durch die vorsp,egel»»>r» de« Angeklagten i» den irrige» Glaube, versetzt sei, di« verpfändete, Psandscheine hätten eine« reellen, durch verkauf leicht realisirbareo Werth von 2000 wörtlich: „diese Lhatsathe ist aber sür eine objektiv falsche za betrachten." Dagegen wird de« subjektiven Moment«, daß auch der Slrqeklagte die Falschheit g«ka»»t hat, iu den weitere» Darlegungen mit keiner Silbe gedacht. Auch sonst find keim Dhatsache, seftgesteüt, p» z» diesem Schliffe berechtigten, «u« der «»«sage de« Zeuge, U. ist allein rrserirt, daß der Händler W ihm mitgetheitt, baß brr «»geklagte die frag- I ch«» Psaadscheine »ich« lange vorher von «hm. W„ sür 1300 >1, also eimn «rdedlich gre«»,»ee» vetrng, nl« dt« Höhe de« vo» vr. hinge ge bene, Darlah»«. «rstnnde» Hab«. Der «»- geklagt» hat jedoch diese Dhatsache anSdrücklich bestritten, »nd ihr« ',eüstell,»g ist dara»s nicht erfolgt. — Sodoa» ha« ber Angeklagte »war »ich, t» Abrede ^nomme^ baff er davon, daß Zins«, aas. >»l»»fe» «vare». im All^mettir» Keuatulff ^habt Hab«. Lr HG jedoch z, stt«, verthekdig»,, ^ltend pmacht, h»ff er vor«» «esetztlhobe, Vr. werde stch solche» al« Kaufmann selbst snge», »nd daß ihm anderrrseü« die Höh« der ansgelansenrv Zinsen nicht bekannt gewesen sei. Ja letzterer Beziehung Ist fest- »»stellt, baß a»« de» Pfandscheinen, welch« sog»»a»ote Proloaaattoa«. schet« gewesen, stch dre Betrag der rückstiadtge» Ztase» »ich« habe ersehe» laffew linier diese» Umständen ist aber die Möglichkeit nicht aalgeschloffra, daß der «»geklagte «der dir br. teächtliche Höhr de« thatsüchlich befteheaden ginsrnrück« ü»»dr« i» Unkrnntniß gewesen ist, and diese« Moment wäre sür dt« Bemessung de« »eade« der str asrechtlich«» ü»- r«ch»»»g de« Augeklagte» »tcht oh»e Bedeutung. Rluhtraz. * Leiviia, IS. November. «»»wLrtigr vlättrr ßrt»gru folgende Meldung: Nach allerdtng« »och »nmrbürgte» Gerüchte» will man «ach gegen die stch t» Sachse» aushäliliche» schädliche» ansiändtsche» Elemente Vorgehen. So sollen «ine Anzahl Russe» and Pole» t» Leipzig, meisten« Schocherjade», «»«weisangSbesehle erhalle» habe». ir kvaneu dem Lorsieheudeu gegenüber versicheru, daß bi» jetzt lediglich Erwägungen darüber stattgesuaden haben, wie gegen solche russische Unterthanen, die au« Preußen »««gewiesen wurde» und hier ihren Aufenthalt zu »ehmen gedachte», zu Verfahren sei. Wir haben Grund zu betwelsein, daß bereit« «iu Lu«weifu»g«besrhl erlasse» wordeu ist. * Leipzig, 17. November. E« kommt vielfach vor, daß Leipzig ausgelieserte Briefe nach Reusellerhausea mit »ur 5 U srankirt find. Da Briefe uach diesem Orte de« dollen Bnefporlo uuterliegen, so ist für jede solche un. genügend srankirt« Sendung ein Nachschußport» von 18 bez. ^ zu «utrichten. Den Empfängern erwächst iusolge dessrn. ßandelle, Haß« folgen»« Beschlüsse mahl auch weitem« s» lereffe. In deu GauverbauV wurde der Gewerbe verein Gering«walde einstimmig ausgenommen. Die Anträge Roß. wein«, die Lehrlmg-vcrmittelung und die Prämiirung von Lehrlingen betreffend, sollen nach weiteren Erfahrungen später erörtert werdeu. Ein Antrag Hainichrn«, eine Lehr» liug«arbeiteu»>u«stellung im Verbände betreffend, fand nicht die »Sthige Unterstützung. Lus Antrag Oederan« aber wurde beschlossen, den Vorort sächsischer Gewerbeverrine zu ersuch«, au den Reichstag eine Petitum »« erlaffen, iu der um EiusÜhrung von Arbeit«» büchern für die gewerblichen Ardetter sür die ganze Arbeitszeit gebetea wird. Auch ein weilerer Antrag de« Lern, Bildhauer Ewei. e« mvg« vo» Gewerbeverrin- wegea m Verbindung mit den Innungen ein« möglichst allgemeine EiusÜhrung vo» Zricheuualerrtcht ersterbt werden, saud die Zustimmung der Anwesende». — Die Gewerbeschau, da« Organ der sächsischen Gewerbederrine. betreffend, wurde beschlossen, fich mit der Bitte um Tubventionirung derselben an die Staotöregieruna zu wenden. Die nächstjährige Zu- sammenkunst wiro io Hartha abgrhalteu werben. vermischtes. i« 25 wenn fie die Annahme nicht ablrhneu wollen — wa« au« geschäftlichen und anderen Gründen ja vielfach uicht tbuolich »fl —, eine verhältnißmäßig bedeutende und unnvthige Porto- au«gabe. Im Interesse de« betbeiligten Publicum« wird de«, halb daraus hingewiesen, daß Brief« nach Reusellerhausea, »ach dem Gewicht, mit 10 bez. 20 ^ zu srankireu sind. — Unser Mitbürger, der Glasermeister E. Fritfchmann feierte kürzlich sein 25jährigr« Meisterjubiläum. zu welchem derselbe vou einer Deputation der Glaserinnung de- glückwünscht wurde unter Uederreichuug eine« kuostvoll au«- gearpeitetea Ehrendiplom«. — Da« Lustspiel „Pseudonym «der Schutzzoll und Frei- Handel" vou Hermann Riotte hat auch in der auswärtigen Presse eine günstige Beurtheiiung erfahre». Die Directwa der ,Novität«a»Bühne" hat beschlossen, am nächsten Sonntag eine einmalige Wiederholung desselben zu veraustalteu. — Die erste Ei«bahn ist gestern iu den dazu her gerichteten Gärten de« Krdstall.Palastes ervfsnet worden. Die Direktion de« Krvilall-Palaste- macht bekannt, daß bei andauernder Kälte dieselbe täglich geöffnet ist. — Heute und morgen fallen de« Bußtag« wegen oi« Vorstellungen au«. — Leipzig, 18. November. Der hiesige Verein ,Land«mannfch»st der Obererzgebirger", beging am vorigen Sonntag in seinem verein-local, dem Marien- garten, sein achte- Gtistung-fest im engeren Kreise seiner Mitglieder, wrlche- in harmonischer Weise verlies und alle Lheilnehmer äußerst befriedigte. Da- Fest bestand au» Tafel, gewürzt mit treffenden ernsten und heiteren Toasten — worunter einer auf unser allverehrte« hohe- KönigSpaar be sonder- zündete — und au« daraussolgendem Tänzchen. Die gebotenen leiblichen und geistigen Genüsse erregten allseitig« Befriedigung und nehmen wir vou der Festlichkeit de« ge- nannten Verein« um so mehr gern Notiz, al« derselbe in seiurn sich gesteckten Zielen — vstrge der Geselligkeit unter den hier weilenden Landsleuten au» dem Erzgebirge, uud durch Unterstützung hils-bedürstiger Erzgebirg-bewohner rüstig sortschreitet. Möchten recht viele hier weilende Lands- leute Veranlassung nehmen, sich dem Vereine aozuschließen! — ÄmVerlag« vonDörsfling L Frauke hier wird in einigen Tagen die Predigt »vom jüngsten Gericht", am 24. Sonntage nach Trin. Über Ev. Matth. 25, 81—48 in der Universitätskirche zu Leipzig gehalten von vr. CH. E. Luthardt, erscheinen. Der Preis beträgt 40 ) Leipzig, 18. November. Ein großer Menschenzusam memauf sand gestern Nachmittag aus dem Johannisplatz« statt, wo ein Landarbeiter ohne alle Veranlassung einen Strinmetzgr Hilfen iu da» Gesicht geschlagen und da» Publicum nicht Übel Lust hatte, Lynchjustiz zu üben. Der Hand> ardeiter wurde schließlich arretirt, uach dem Naschmarkt ge- bracht und dort eingesteckt. — In vergangener Nackt ent leibte sich aus dem Abort einer hiesigen Restauration eiu lstjähriger Buchbindergeselle au» Lechstadt durch Er schießen. Liebe«gram soll ihn dazu veranlaßt baden. — Am Neubau de« Harmonieaebäude» stürzte heule vormittag eiu Maurer von der Leiter herab und schlug mit dem Kops auf «wen Steinhaufen auf, wobei er sich schwer verletzte. * Leipzig, 18. November, von der dritten Straf kammer de- hiesigen königl. Landgericht» wurde heute der Bahnwärter Karl Gottfried Naundorf au» Röcken von der Anklage der unbefugten Vornahme einer Arretur, Be leidigung «. freigesprochen. Die viert« Strafkammer verurtheilte heute: l) den Schlossergesellen Friedrich Wilhelm Winter au« Bolkmar-dorf wegon Körperverletzung zu acht Monaten; 2) den Bäckergesellen Johann Reinholv Nicolau» Max Wiegand au» Weimar wegen Diebstahl« zu vier Monaten Gesängniß; 3) da» Dienstmädchen Friederike Henriette Auguste Schmidt auS Merseburg wegea fahr- lässiger Brandstistuug zu ü ^ Geld» «veut. l Tage Ge- sängnißstrasef x * vollmarsdorf, 18. November. Die schmale Hauptstraße de« Orte» wird demnächst eine Verbreiterung erfahren. Der Gemeinderath hat nämlich an« den Erträg nissr» der Parochialsparcasse von den Adjacenten von der Bogitlawstraße an zur Verbreiterung drr Hauptstraße resp. Kirchwege« Areal angekaust und wird demnächst die Verbrei terung vorgenommen werdeu. Freilich bleibt trotzdem noch eiu llebelstaud bestehen, uud da» ist der enge Hohlweg am Eingänge der Hauptstraße, welcher so schmal ist, daß nicht eiamal zwei Geschirre einander auSweicken können. Bei dem stetig wachsenden Verkehr aus der Hauptstraße ist auch hier ein« Verbreiterung im Interesse d«S Fährverkehr» recht sehr erwüascht. 8. LeiSaig, 18. November. Am 12. d. M. beging der hiesige Gewerbeverein, welcher jetzt tS? Mitglieder zählt, sein 87jährige» Stiftungsfest im Hotel Belvedere. Lu der Ansprache de» Verein-Vorsitzenden ist solaende» hervor zuheben. In dem Gewerbevereine, welcher aus Anregung de- Osckatzer Verein» 1848 gegründet wurde, sind der im Jahre 1827 entstandene Sonntag-schulverein und der im Jahre 1847 gegründete Männerverein, mit welchem er sich 1853 ver einigte. ausgegangen. Bon dem Männervereine erhielt der Gewerbeverein eine Bibliothek von 200 Bänden, eine Münz-, eine Siegel- und eine Aulographensammlung. Die Sonntag» schule leitete der Verein 27 Jahre selbstständig. In den Jahren 1849. 1853, 186t, 1868 und 1878 wurden Aus stellungen abgehallen. Die nächste soll, wie bereit» bekannt, 1888 veranstaltet werden. Unter den Mitgliedern befinden stch 14, welche 25 Jahre ununterbrochen dem Vereine angehört haben und zwei Ehrenmitglieder, die Herren Stadtältester Herzog und Stadtrath Kaiser-Zwickau. —m. Waldheim, 17 November. In deram lv. d.M. Nachmittag« hier abgehaltenen Gauversamwlung der niedererzgebirgischen Gewerbevereine waren von den ll zum verbände gehörigen Städten aur 7 (Nossen, Roßwein. Gering-wald«, Hartha, Mittweida, Frankenderg und Waldbenn) durch Delegirte vertrete». Nach Begrüßung der Anwesenden durch Herrn Pastor Kießbauer-Äaldheim wurde unter dem Vorsitz« de» Herrn Wagner-Nossen in die Erledigung der Tagetorvaung emgetreten. Boa dem ver- Im Jahre 1585 wurdeu zwei Grasen. Albert Gregor und Wotsgang Ernst von Hohnstrin, al» Gesangrne durch Leipzig geführt. Ähre Elcorte bestand au« 300 Bürgern, lieber da« vergehen, weshalb sie gefangen und uach Dre«den gebracht wurdeu. sagt der alte Bericht nicht«. Wohl aber wird dariu mitgetheilt, daß, al« die Gefangenen iu Dr»«d«n iu Hast gekommen waren, di« Kurprinzessin Sophie au« Freude und Dankbarkeit gegen Gott für du glückliche Geburt eine« Prinzen, de« nachmaligen Kurfürsten Johann Georg, bei ihre« Schwiegervater, dem Kurfürsten August, «in» Für bitte für di« Grasen einlegte, woraus fie auch bald wieder aus freien Fuß kamen. 'Der Grund der Verhaftung der Grasen scheint in Excentricitäten derselben gelegen zu habe», denn der genannte kinderlose Wolfgang Ernst, der Letzt« seine« alten berühmten Geschlecht», dem sein Bruder Albert Gregor im Tode vorau»ging, verkneipte sein vermögen dergestalt, daß, al« er l5SS starb, er damit vollständig fertig war. Da fällt Einrm i» der That da» bekannt« „Lied dom Grasen Luxemburg" eial — Bellinzona, 15. November. Einen 170 Nil»>«. schweren Bären hat man in Misox erlegt. Für da« Tbirr wird ein Preis von 2l0 Fr. gefordert, 110 Fr. für da» Fleisch und lOO Fr. sür da» Fell. E» erscheinen noch hier und da Bären im Misoxer Thal, im Thal vou Morobbig, von Eolla nach dem Comersee hi», ta de» Gegenden de« Monte Torio und Eamoghz. — Seiten» der Staat»anwoltschaft za Gera wird folgende Bekanntmachung veröffentlicht: 300 Mark velahnnng. Am Dienstag, den 10. d. M. n»d zwar jedenfalls vurmittaa» zwtscheu 10 »ud 11 Uhr ist argen dir verw. Psandletheria Zetzsch« geb. Härllng hier, io deren in der Schnlstraße gelegene» Wohin»«, ein Mordvrrsoch antrr»ommea worden. Nach den bisherigen Feststellungen hat der Dhätrr fich den Inhalt zweier, t» rluem Küchenschrank stehender Taffe» in Höhe von gegen SO Mark aageeignet und solle» sich unter diesem Geld«: „ei« kuvfern« österreichische Scheidemünze (4 Kreuzrrftück)" uad ,^t»e kleiner» Silbermünze mit einem Henkel, etwa von der Größe ein»« frühere» Zweigroschevftück« und mit erhabenem Mittelfiück" besnnden hat Wenn auch mehrfach« Verdachtsspuren bereit« vorltegrn, so fordert e» doch die Wichtigkeit der Sach«, daß die Erörterungen mit d«t größten Sorgsalt und aach allen Richtungen hin fortgesetzt »erdeu, uud richte ich daher an da« Public»« da« dringend« Er suchen, alle verdacht«momentr, welch« znr Ermittelung de« Dhätrr« führe» könne», auch wenn dieselben «» stch »nr »»bedeutend ^ I scheine» sollte», sofort anher anznzelgen. Hierbei bemerke ich, daß ich vom Fürstlich«, Ministerin«, Uh. theilung für die Justiz hier, ermichtia» worden bin, «big« Belohnung Demjenigen zu,»sichern, durch beste, «ugabr» dir Person de« Dhöter» drrart seftgeftellt wird, daß er znr gerichtliche» veftrnsnng gezogen werden kau». Gera, den 18. November 18Sö. Der Erste Staat««»Walt bei dem gemeinschaftliche» Landgericht«. Lorey. — Berlin, 18. November. Da» Weißbier wurde am Sonnabend i« Berliner GeschichtSvereiu deu Franzose» zugesprocheu in einem vortrage, den Herr Geo meter Vogt über die Geschichte der Berliner Biere hielt, »war uicht mit apodiktischer Gewißheit, aber doch durch Judicienbewei«. Da« viel genannte Sleueredict für Weizen» bier von 1680 spreche sür die Franzosen, vor di« Jahre komme in den Brauerei - Edikten Weizen nie Bierstoff vor. Noch Wallen st ein klagte, daß er der Mark Brandenburg kein Weißbier Hab« bekommen können. Daß die Franzosen tüchtige Brauer waren, beweist die Thatsache, daß bereits im Jahre 1700 in Berlin 17 französische Brauer «xistirten. Da« Berliner Bier bedurfte lange Zeit, eh« «4 genießbar wurde. Buller buk, Hosbier, Möhlenäcker waren wenig geachtet. Man trank Bernauer, Braunschweiger, Zittauer. Zerbster, Ruppiner rc. Bier; in der ersten Hülsle de« 18. Jahrhundert» auch Torgauer, Brandenburger, Kottbuser. Treuenbrietzrner und Eileaburger. Die Brauordnung de» großen Kurfürsten hob die Berliner Brauerei; sie schuf eine Brauergildr mit 12 Braumeistern. Unter König Friedrich Wilhelm beginnen die Evictr gegen die B>er-Versälschungen. trotz aller Strenge von mangelhafter Wirkung. Der König selbst trank fremde» Bier: Duckfieiner. Köpnicker Moll und Schwedische» au» Potsdam. Aber 1784 zählte Berlin schon l83 Braumeister uud 282 Brauknechte, dagegen aur 8 Branut. Weinschänken. Man braute hier Braun-, Weiß«. Mannheimer uud englische« Bier, außervem eia Lagerbier: Kufenbirr aannt. Heute ist da» alte Braunbier säst auSgestorben, nur da» Weißbier hält dem Lager-Bier noch die Stange. Berlin zählt jetzt S1 Weiß-, 18 Bitter» uud Brauudier, sowie 22 Lager-Bierbrauereien. — Berlin, 17. November. In der neuen Session de« Reichstage« wird eine wesentliche Verbesserung in Beleuchtung de» Sitzungssaales eintreten. Nachdem schon in der letzten Session da« Foyer, da» Lesezimmer und die größeren CommissionSzimmer eine elektrische Beleuchtung erhalten haben, wird dieselbe nunmehr auch aus den Sitzung» saal ausgedehnt werden. erlia, 17. November. Wie die „National-Zeitung' mittheilt, ist Prof. Schweninger gestern früh von Frievrichs m ruh, wo er einige Tage verweilte, nach Berlin zurückgekehrt. Er bezeichnet das Befinden de- Reichskanzler- al- ein vorzügliche-. Auch die Gemahlin desselben, die einige Zeit leibend war. befindet fich wieder wohl. Ueber die lieber reickung de» OSnabrücker EbrenbürgerbrieseS a» den Fürsten wird der „Kölnischen Zeitung" berichtet: „Znr Ueber- reickung hatten sich am Doniier-tag die Herren Öberbürger Meister Brüning und Kronanmalt vr. Wolter- nach Friedrich«, ruh begeben. Die Abordnung ist in dem Wagen de« Fürsten vom Bnbnhose abgeholt und von dem Schwiegersohn de- Fürstcn, Grasen Rantzau, in» Schloß geleitet worben, wo sie der Fürst selbst alsbald begrüßt hat. Später haben die Herren an der Familientajel theilgenominen und nach Beendigung derselben den Ehrenbürgerbries, der in einer au» Eichenholz geschnitzten Truhe derwahrt ist. dem Fürsten über- reicht. Brief und Truhe haben alljeitigen Beifall gesunden. Nach einigen Stunden angenehmer Unterhaltung un fürst lichen Familienkreise haben die Herreu gegen 10 Uhr die Rückreise nach Hamburg angetreten. Der Fürst soll ungemein wohl au-sehen, sebr vergnügt geweseu seiu uud Manche» au» seinem Leben erzählt haben". — Berlin, 17. November. Dem vernehmen de» „Kreuz- zeituag" sind zu deu Manöver» uach Indien common- dirt: der Major v. Hagenow vom Generalstab« der 17. Division und Hauptmann Freiherr v. Hoiningea gen Hurne vom großen Generalstade, zur Zeit Adjutant de« l. Ouarttermelfter«, ver erster« ist Endnllerist und war vor Schluß de» Feldzuges Lord Wolseley'S gegen Arab Pascha zur englischen Armee nach Egypten commandirt; d>. letztere ist vom Ingenieurcorp» und war in dersrlben Zc>: und dann wieder während de» vergangenen kalben Jahre« Militairattachb bei der Botschaft in London. Die Manöver werden im Januar 183« stattfinden; die dazu bestimnilcu Missionen finden stch am 17. December in Suez zusammen, von wo ab st« Gäste der Königin von England sein werde.«. V. Posen, 17. November. Gestern Nachmittag geg^n 5 Uhr erschien in dem Parterrelocal der Lictualienbändloein Zienlkaviak. Wasserstraße Nr. 20. ein noch junger Mensch, anscheinend ein Handwcrk-bursche, un« sprach die LLven- irrhaberia um eine Gabe an. Da die Letztere den Belleilndea kurz abwie», dieser sich aber in dem Laden in aussälligeE und frecher Weise zu schassen machte, ergriff die schnell enlsckFosseue Frau irgend einen Gegenstand und wollte damit o«s den Burschen einscblagen und ,hn so au« dem Locale ve/rlreiben. Darüber ergrimmte der Strolch derart, daß er e>/> Messer og und dasselbe der Frau Z. in di« Brust streß. °Mit einem 'usschrri sank die Getroffene zusammen und war nach wenigen Minuten eiue Leiche. — Der Mörder, welcher bLreil» hinter Schloß und Riegel sitzt, ist de, 22 jährige Drech-lergeselle Neumann au- Schlesien. Dersrlb« bei seiner Berhastung nicht ganz mittellos. — Auf dem Hamburg-amerikanische«, Dampfer yrisia" Eapitain Kopfs, hat sich rin eicxenthümlicher Fall ereignet, welcher wohl selten oder nie dagewesen ist. E» wäre kaum glaublich, wenn er nicht ttou vielen Zeugen beglaubigt worden wäre. Einer der Angesteillten de- Dampfer- schreibt darüber: „Wir baden an BorL de» Hamburger Dampfer» „Frista" eine schöne weiß« Katze, die während ver letzten Reise nach New-Uork den 18. September drei weiße Jung« zur Welt brachte. DaS eine davon fanden wir sogleich todt und warfen e» weg. Ein paar Tage daraus, den 2l., nahmen wir Katze und Junge, dt« bi» dahin in dem Lampen- rau» gewesen waren, herunter in den ^Zroviantraum. woselbst während de» ganzen Tage» ziemlich vckl Lärm und Verkehr ist, und stellten dann denKorb in eine dunkle Ecke ZweiTage daraus kam einer der Leute plötzlich zu mir, ich möchte doch berunter kommen, um eine Ratte zu sehen, die bei den Katzen läge. Lachend ging ich hinunter, denn ich glaubte eher alle» Andere, uud sah wirklich eine, wie mir schien, noch junge, ganz chwarze Ratte mit den kleinen weißen Kätzchen, an der Allen äugend. Ich leuchtet« nahe bei. doch ließ sich die Rotte nicht vrea und sah mich nur mit den großen schwarze» Augen unverwandt an. Nun benachrichtigte ich sofort den Capitain, der hinunterging und da» Schauspiel mit Staunen comstatirte. Di» letzten Tage bi- New »Bork, wo wir am 27. Sept. aa- kameu, batten e» alle EajUt«-Passagiere gesehen und bewundert. Wie ich au» meinen di» jetzt gemachten Beobachtungen schließe, scheint die Katze gar keinen Unterschied zwischen der Ratte und ihren Jungen zu machen, denn die Alte leckt und putzt an allen Dreien und behandelt die Ratte wie die kleinen Kätzchen. Ist die alte Katze nicht da. so liegt die Ratte gleichwohl in größter Eintracht zwischen den beiden steinen Katzen, sehr oft direct unter denselben, al» wenn fie sich wärme« wollte. Di« sonderbar« Familie blieb auch während der Rückreise zusammen, nur daß die Ratte daun und wann verschwand. Ihr Wiedererscheinen zeigte in der erste, Zeit jedoch immer eine gewisse Regelmäßiattit. Am Morgen, beim Oessnen de» Proviantraum», war sie da, um gegen » Uhr wieder zu verschwinde». Dann stellte sie stch etwa Nachmittag» um 8 Uhr wieder ein, um welche Zeit ste stch. bevor fie tu den Kord ging, an dem Futter der alten Katze gütlich that. Aus der Rückreise von New-Bc-'rk. wo allerdings sehr viel Lärm und Unmlhe in den Laderäumen durch Löschen und Laden stattgesunden hatte, fing die Ratte au. scheuer zu werden. Sobald man dem Korbe nahe kam. sprang fie fort, um ab«, nach einigrr Zeit immer wieder zu kommen. Die« trauliche Verhältnis scheint hier in Hamburg icht abgebrochen zu sem. denn seit zwei Tage» hat sich die Natt« nicht wieder sehen lassen." — Pari», 15. Novbr. Am Donnerstag war-um Wacht- dienst im Kammerpalaste der LieuteuantRoland Bona» vart« commandirt. Obgleich dieser .Prinz" ein so ent fernter Vetter de» Kaiserhauses ist. daß der Gothaische Hos- kalrnder ihn nicht einmal in seiner zweiten Ablheilung erwähnt, so ries der Name unter den Abgeordneten doch Erinnerungen an den 18. Brumaire und den 2. December wach und gab zu verschiedenen Scherzen Anlaß. Cassagnac trat zu Lock, eu und Rivet heran und sagte: „Wissen Sir, wer heute die Kammer- wache commandirt? Roiand Bonaparte. Wir halten die Generalprobe ab. An einem der nächsten Tage werden wir Ernst machen und Sie verhaften lassen." — „Wer weiß, ob «»Sie nicht vorher verhaften lassen?" versetzte Rivet. — „Nun, von der ganzen Reckten werde ich vielleicht der Ein zige sein, der sich nicht darüber wundern und nicht prolesiiren wird, denn so fasse ich da» Regieren aus", bemerke Paul de Eassagnar.—„Also kurz", sagte Lockroy lachend. Sie bereiten un« einen 2. December vor." — „Ob. die Zeiten baden sich geändert; wir werden ohne Brutalität verfahren. Meiner Meinung nach muß man selbst mit seinen Feinden menschlich sein. Ick werde Sie in FederwaggonS nach der Grenze bringen lassen; sogar Taschengeld wird e» geben, um für die ersten Bedürfnisse de» Exil» zu sorgen." — „Wie gülig Sie sind! Danke. Da wären wir ja über die Zukunft beruhigt!" erwiderte Lvckroy. — Prinz Roland Bonavarte gilt in den aristokratischen Kreisen in Folge seiner Heirath mit der Tochter de» ehemaligen Millionair» und Spielpächtcr« von Monaco uud Nizza. Edmond Blanc, al« sehr bürgerlich gesinnt. — London, I«. November. Das Schicksal de» zu drei Monaten Gesängniß verurtheilten Chesredacteurs der .Pall Mall Gazette", Stead, flößt, obwohl die über ihn verhängte Strafe keine ganz unverviente ist. gebildete» Kreisen Mitleid ein. Stead wird nämlich im Coidbalh. aesilngnisse, wohin er sofort nach seiner Vcrurtbeilung ge bracht wurde, wie ein gemeiner Verbrecher behandelt. Er mußte bald nach seiner Einlieserung da« vorschriftsmäßige Bad nehmen, da» Haupthaar wurde ihm kurz geschnitten und er mutzte die gelbe Sträflingstracht anlegen. Tic ersten paar Nächte mußte er in seiner armseligen dunklen Zelle aus einer Pritsche zubririgen, erst später wurde ibm eine Matratze be willigt. Seine einzige Lcclüre bildet die Bibel. Obwodl er nickt zu harter Arbeit verurlhcitt ist, muß er doch täcsiick ein Psunv Werg zupsen. Seine Kost im Gefängnisse ist nicht besser als die eine- gemeinen Taschendiebes, und während der ganzen Dauer seiner Hast darf er weder Bciuche noch Briese empfangen. Unter den Umständen sind die Freunde Slcab'S bemüht, seine Begnadigung zu erwirken. I» einer an» Donnerstag Abend in Exeter Hall abgehaltencn Versammlung wurde beschlossen, eine Deputation zu dein Minister de- Inner» zu entsenden, um denselben zu bitten, sich bei ber Königin für die Begnadigung und unverzügliche Freilassung von Stead. JacqueS und der Jarrett zu verwenden. Zwanzig Mit glieder der Deputation erhielten Zutritt in den, Ministerium, wo Frau Jofephine Buttler einem höheren Beamten da» Anliegen der Deputation unterbreitete. Sie sagte, die Mei nung eine» großen TbeileS der Nation sei. das; das Unheil ein ungerechtes ist. Sie bat. daß Stead. besten Gefundbeit»- zustand schwach sei, nicht als ein gemeiner Verbrecher de« bandelt werde. Sie stellte einen Vergleich a» zwischen der ihm zu Tbeil gewordenen Behandlung und jener, die seiner Zeit dem Obersten Valentin Baker, ber sich eine- groben un sittlichen Attentat» schuldig gemacht, gewährt wurde. Den weitereu Vorstellungen der Dam« wurde ein vorzeitiges Ende gesetzt durch den Eintritt de» permanenten UitterstaatS» iecretair», Mr. Lusdintoa, welcher erklärte, daß es nicht stattbast sei. Deputationen mit Bezug aus Verbrecder zu em pfangen. Die Deputation mußte sich folglich unverrichteter Sacke entfernen, bock wird von anderer maßzedenver Seit« versucht werden. Stead»« Los« ,n erleichtern.
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