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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.09.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-09-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188409185
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840918
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840918
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-09
- Tag1884-09-18
- Monat1884-09
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.09.1884
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Erscheint täglich früh 6'/.UHr. Kr-ariion und LrpkdiUou Johanae-gaffe 33. Sprrch-undea der iledaction: Vormittag» 10—13 Uhr. Nachmittag» 5—6 Uhr. k I. die RÜSaabk em,el<mdter Manulcrlpt« «acht tich »u nicht »rrduchlich. «„«»«« der für Ute Nummer »eftt«»te« An «ernte an «scheut«,„ »t« » Uhr Nachmittag», «,«««„. ,n» Fefttngrn früh ht» Uhr. In den /Malen für Ins.-Annahme: Otto Me««. UniversttätSstraße 31, Laut» Lösche» Katharinnlstraße 18, p. «ur »i» >/,S Uhr. MMr.TaMÄ Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Auflage L8,600. Adonnemrntspreis oiertelj. 4V,KK. iml. Bringerlohn 5 Mk.. durch die Post berogea 6 Mk. Jede einzelne Numnier 20 Pf. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilagen (in Tageblatt-Format gesalzt) ohne Postbesördernüg 3!) Mk. »tt Postbcfördrriing -18 Dil. Inserate 6gespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut unserem PreiS- verzcichniß. Tabellarischer u. Ziffernsatz nach höherm Tarif. iierlamen unter dein llrdactionsstrich die Spaltzeile 50 Pf. Inserate sind stet» a» die Expedition zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pnwuumernuäo oder durch Post- uachnadmc. 282. Donnerstag ven 18. September 1884. Bestellungen auf das vierte Quartal 1884 -es Leipziger Tageblattes (Auflage 18,600) wolle man möglichst bald an die Unterzeichnete Expedition, Johannesgasse Nr. 33, gelangen lasten. Außerdem werden von sämmtlichen hiesigen Zeitungsspediteuren Bestellungen ans das Tageblatt angenommen und ausgeführt. Auswärtige Abonnenten müssen sich an das ihnen zunächst gelegene Postamt wenden. Der AbonuemeutSprel- beträgt pro Quartal L Mark SO Pfennige, inclusive Bringerlohn S Mark, durch die Post bezogen 6 Mark. Für eine Extrabeilage sind ohne Postbeförderung 39 Mark, mit Postbeförderung 48 Mark Beilegegebühren unter Vorausbezahlung zu vergüten. II Preis der Jnsertionsgebühren für die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfennige, für I I Reclamen ans Petitschrift unter dem Redactionsstrich 50 Pfennige. Größere Schriften II werden, gering abweichend von dieser Norm, nach unserm Preisverzcichniß, II tabellarischer und Ziffer-Satz dagegen nach höherem Tarif berechnet. Rabatt wird II nicht gegeben. Zahlung xraemimsraiiäo oder durch Postnachnahme. DM5* DaS Tageblatt wird früh 6V, Uhr ausgegeben und enthält die bis zum vorhergehenden Abend eingelaufenen wichtigsten politischen und Börsen-Nachrichten in telegraphischen Original-Depeschen. Es berichtet im Allgemeinen über den Gang der Ereignisse in übersichtlicher Kürze und über die großen Tagesfragen der inneren und äußeren Politik in populären Artikeln mit größter Ausführlichkeit. Das Tageblatt behandelt die localen und sächsischen An gelegenheiten in eingehender Weise und referirt über Theater, Musik, Literatur, Kunst und Wissenschaft. Die Verhandlungen des Reichstages und des sächsischen Landtages erscheinen in Originalberichten. Mit seiner „Bolkswirthschaftlichen Beilage" bildet es zugleich das größte Handels und Börsenblatt Sachsens. Es bringt namentlich auch sämmtliche wichtige deutsche und überseeische Handelsberichte. Außerdem erscheinen im Leipziger Tageblatt die vollständigen Gewinnlisten aller Elasten der Königlick Säckstschen Landes Lotterie und die Nummer Verzeichnisse der auSgeloosten Königlich Sächsischen Staatsschuldscheine. Leipzig, im September 1884. Amtlicher Theil. Da» am S. diese» Monats auf de» Adbtmeh versteinerte, dem JohanniShoSpitale gehörig«, in Reudnitz an der äußeren HoSpitalstraß« gelegene ehemalige Bah««ar1erhauS der alten fiScalischen Verbindungsbahn ist dem Höchstbieter Ungeschlagen worden und werden daher di« übrigen Bieter in Gemäßheit der Bersteigerungsbedingungen ihrer Gebote hiermit entlasse«. Leipzig, den IS. September 1884. Der Rath der Stabt Leipzig. vr. Georgi.Stöß. Ä)ie bet dem hiesigen Leihhaus« in den Monaten Sep- tembrr, Oktober, November und Decrmber 1883 versetzten oder erneuerten Pfänder, die weder zur Verfallzeit noch bis jetzt einaelvst worden sind, auch nicht bi» zum 30. September s. e. eingclvst werden. sollen den S. November d. I. «ad folgende Lage im Parterre-Locale de» Leihhauses öffentlich versteigert werden. Es können daher di« in den genannten Monaten versetzten Pfänder nach dem SO. September d. I. und spikteste«» am M. Oktober ». «. nur unter Mitrntrichtung der Auctionskosten von 4 Pfennigen von jeder Mark de« Dar» lehn- eingelöst oder nach Befinde« eraenert werden; vom k. Oktober d. I. an, an welchem Tage der AuctionS- katalog geschlossen wird, lann lediglich die Einlösung derselben unter Mitentrichtung der AuctionSkosten von 4 Pfennigen von jeder Mark der ganze» Forderung deS Leihhauses stattfinden, und zwar nur bi» zum SV. Oktober d. I.» von welchem Tage ab Auctionspsänder unwiderruflich weder etagelöst «och proloagtrt werden können. Es hat also vom 1. November d. I. an Niemand mehr da» Recht, die Einlösung solcher Pfänder zu verlangen, und können dieselbe« daher von den Eigenthümern nur aus dem gewöbnlichen Wege des ErstehenS wieder erlangt werden. Dahingegen nimmt daS Geschäft deS Einlösen» und Ver setze»- anderer Psänder während der Auktion in den gewöhnlichen Localen seinen ungestörten Fortgang. Leipzig, den 15. September 1884. De» Rath» Deputation für Leihhau» and Tparcaffe. logisoermlethung. Im Seitengebäude des Grundstück« ..rothe» E«>e,i»«", Rilterstraße Nr. 10, ist im ersten Geschoß eine Wndnnng, bestehend au« zwei Stuben, drei Kammern, Küche und vodenran«, vom I. Januar 1885 an aus drei Jahre im Wege der Licttation unter Vorbehalt der Auswahl unter den Bieter» anderweit »u vrrmieihen. Reflektanten haben sich hierzu Mont«,, den 22. Tetztemder 1884, Vormittag» 11 Uhr, im NiiiversträtS-Rentamte einzusindcn und ihre Gebote abzigebeu. Di« Bedingungen liegen daselbst zur Einficht an». Leipzig, am 12. September 1884. Untderfitiltd-Uentawt. Gras königlich LSchksaie Ltaatseisenbahilen. Bekanntmachung. Der mittelst Bekanntmachung der Unterzeichneten Betriebs^Ober- lnspektion vom 2. Iiuj. für den 2». Septcmber ». e. ungesagte Termin, betreffend die Lermielhung von Plätzen zur Aufstellung von Brivatgeichirren auf dem hiesigen Kohleabahnhofe (Bayerischer Bahnhof), wird Nicht abgchallen. Leipzig, am 17. September 1884. königliche vktrieds-kberinspectt«« I. Nichtamtlicher Theil. Zum ftanzösisch-chinesischen Conflict. Frankreich gefällt sich seit dem Bombardement von Foutschou darin, seine Absichten in China in den Schleier des Geheimnisses zu hüllen. Courbct hat einen Plan, mit welchem er die Welt um den 23. September überraschen wird. Die Minister halten in Paris geheime Bcrathungeii, über welche nur unklare Berichte in die Oeffentlichkeit dringen, und China wird unwillkürlich in diese Geheimniß- thncrei mit hinemaerissen. und verhält sich seit einiger Zeit auffallcnderwcise scheinbar unthätig. Dazu kommt, daß in Paris von ernsthaften Blättern die seltsamsten Gerüchte ver breitet werden. Danach wäre Ferry während seine- Urlaubs beim Fürsten BiSmarck in Friedrichsruh gewesen, wo sich der Reichskanzler bekanntlich seit längerer Heit gar nicht auf- gehalten hat, und dort sollen natürlich wichtige Abmachungen erfolgt sein, welche aus die Haltung Frankreichs China gegenüber ihre Rückwirkung äußern. Man sollte daran» schließen, daß eine Vermittelung Deutschlands in der chinesischen Frage bevorstehe, die Re gierung ist aber selbst beflissen, solcher Auffassung entgegen zu treten. Denn sie läßt durch eines ihrer Organe verkünden, daß weder die Negierung noch die öffentlilhe Meinung in Frankreich irgend welche schiedsrichterliche Entscheidung an nehmen würden. ES fragt sich nur, ob nicht diese- »irgend welche" doch eine Einschränkung zuläßt und ob nicht damit lediglich die englische Vermittelung von der Hand gewiesen werden soll. England würde die Rolle deS Vermittler- sicherlich gern übernehmen, denn dadurch erhielte eS Gelegenheit, sein durch die egyptische Verwickelung schwer geschädigte» Aiisehen einigermaßen wieder hrrrustelle», aber wenn England wirklich solche Absichten hatte, so durfte es daS gute Einvernehmen mit Frankreich nicht vorher so gründlich »ntcrgraben, wie es gcthan hat, lieber ein kleine» Mißgeschick der Franzosen in Tonkin und China oder in Madagaskar verschweigen, welche» zu seiner Kenntniß gelangte, als eS an die große Glocke schlagen und die Franzosen dadurch zur Wuth reizen. ES fehlt nicht an Gründen, welche eine Beilegung de» französisch-chinesischen Streitfall» durch Vermittelung einer dritten Macht wÜnfchenSwerth erscheinen lassen, da» Bom bardement von Vertrag-Häfen wie Keelung und Foutschou ist nicht nach dem Geschmack der Handel treibenden Nationen, welch« mit China in Geschäftsverbindung stehen. Nicht nur die Engländer haben den Krieg in China bitter empfunden, auch deutsche Kalifleute haben bereit« ihrem Unmuth und ihren Besorgnissen wegen der Zukunft Ausdruck gegeben. Die Handelskammern von Bremen «nd Hamburg haben sich Beschwerde führend an den Reichskanzler gewandt und gebeten, daß er feinen Einfluß gebrauchen möge, um weitere Schädigungen deS deutschen Handels in China z» verhindern. Da« verhältaiß Deutschland- zu Frankreich wird in neuester Zeit stet» al» e>n vortreffliche» bezeichnet, da» kann aber nicht abhalten, gerechte Beschwerden wenn auch in Höf- lichster Form zur Sprach« zu bringen. DaS wird also der- muthlich auck geschehen sein und Baron Courcel wird bei allen Verbindlichkeiten, welche in Varzin zwischen ihm und dem Reichskanzler gewechselt worden sind, doch auch von den Wünschen der Bremer »nd Hamburger Kaufleute in Kenntniß gesetzt worden sein. DaS würde ein A»k»üps»>igSpu»ct für Vermittelung-Versuche DeuIschlaiitS im fraiizösisch-chincsische» Streitfall gewesen sein »nd eS ist sehr wahrscheinlich, daß die französische Regierung selbst die guten Dienste der deutschen Regierung in dieser Angelegenheit nachgcsucht hat. Darüber uiögen leise Andeutungen in die Oeffentlichkeit gedrungen sein, »nd t-t-i ist so mag daraus da» Gerücht entstanden sein v v Mi,»», Mi>-» 7n,N-n diese Verhandlungen doch ohne Ziveisel »ur vurcy sein daß die Entscheidung über diese wichtige Frage bls ;u> WeÄN^ "in ° LSUTLN- ÄAi» ihre Blicke gleichzeitig »ach Skiernieivicze und »ach?'" ° ' chiiicsische.i Gewässer,, gerichtet hält. Würbet hat NA orlwcrcS Unternehmen gegen China »» Sinne. voraus de.ttet die Meldung hin.'daß er seine Verproviantirung voll endet habe und nur auf Verstärkungen wartet. N u, sind aber vom 14. Septcmber von Haipbong und Saigon 12 Compagnien Marineinfanterie abgeiantt Worden, welche die Flotten'mannschaften Courbet S verstärke» sollen und der Hauptschlag ist für den 23. September », Aussicht genommen. Bis dal,i» sind aber auch die Ergebnisse der Zusammenkunft in Skierniewicze so weit sormulirt, daß sie alS Grundlage weiterer Abmachungen. auch n»l Frankreich dienen können und diese würden aus eine Vermittelung >n diesem Streite Chiuä^wird demnächst einen neuen Vertreter cm Stelle Li-Fcna-Pao'S nach Europa senden und nach dessen Antun,l wird auch eine Wendung in dem Streit mit Frankreich er wartet. Cbina hat cm nahe liegendes Interesse, e- nicht mit den europäischen Machten zu verderben, deshalb ist ihm die Plünderung deS FremdcnviertelS durch chinesische Sol daten in Foutschou gewiß sehr peinlich. Mai, macht an der Sache überhaupt nicht viel Aufheben» und so ist denn auch die Möglichkeit vorhanden, daß sic alsbald wieder in Vergessenheit geräth. England wird wohl nicht unter lassen haben, der chinesische» Regierung darüber derb seme Meinung zu sagen und das kann unter den obwaltenden Umständen auch gar nichts schaden. Die Wirkung dieser Vorstellungen tritt ans einem anderen Puncte zur Er- scheinung! wie die „Pall Mall Gazette" erfährt, bätte die französische Negierung ihre Absicht, den Canal deS Woosong- Nusseö bei Sbangai zu sperren dahin modisicirt. daß sie ra hieser Maßregel' ».ur ii» Falle eine» französische» Angriffe» schreiten würde. Tie Fremdencolonie in Shangai hat diesen Act der Mäßigung durch eine Kundgebung beantwortet, welche der chinesischen Regierung gewiß nicht unwillkommen sein wird; die europäischen Bewohner ShangaiS haben """ , >en die Verlängerung baiidelsschädigcnder Feindseligkeiten zwischen Frankreich und China Widerspruch erhoben und die betreffen- den Negierungen ausgefordcrt, eine Vermittelung herbei zuführen. Ob man es hier mit einer freiwilligen Willen« äußerung der Fremden in Shangai rn thun hat, oder ob diese Kundgebung auf bestimmte Einwirkungen von irgend einer Seite, also etwa Englands oder Deutschland», zurückzuführen ist, läßt sich von hier auS nicht beurtheilen, aber so viel scheint scstzustehen. daß der chinesische KriegSeiser nicht mehr den Wärmegrad hat, de» er zur Zeit de» Bombardement» von Foutschou auswicS. Die Chinesen sind vorwiegend eine handeltreibende Nation und die Schädigung ihrer HandelS- intereffen wird von ihnen bitterer empfunden, als andere vorübergehende Unannehmlichkeiten; waS die fremden Kauf leute in den Vertrag-Häfen in Aufregung versetzt, läßt auch die Chinesen nicht kalt, und so könnte e» leicht kommen, daß der Eigennutz Uber den Fremdenhaß der Chinesen den Sieg davon trägt. DaS dürste aber nicht so schnell geschehen, wie man sich daS in Pari» vorzustellen scheint, denn vor läufig hat die KricgSpartei im Tsimg-Li-Hamcn noch da» Hcst in Händen. Von entscheidender Wichtigkeit für dm weiterm Verlauf deö Kriege» werden voraussichtlich die Ereignisse sein, welche sich in Tonkin abspielcn. Dort ist nach den letzten Nachrichten Alle» ruhig, doch würde eS unrichtig sei», daraus den Schluß ,» ziehen, daß diese Ruhe noch auf längere Zeit hinaus ver, bürgt wär«. Die großen Truppenansammluiigen, welche die chinesisch« Kriegsleitung in Tonkin veranlaßt hat, werden früher oder später die dortige Ruhr stören, wenn nicht ein plötzlicher FriedenSschluß einen Riegel vorschiebt. Die fron- zösische Regierung scheint darauf mit Sicherheit ru hoffen, aber sie befand sich auch in dem Wahn, daß der Friede von Tiriitstn das Ende der Feindseligkeiten dringen werde. Die Chinesen sind binterlistig und launenhaft; sie werdm e» ver- vv., sv Ivcr».rn sie vavon oeriseioen Gebrauch machen wie bei Langson. Der Telegraph kann uns darüber nicht lange im Unklaren lasse», ob der Friedensschluß nahe ist oder ob die Chinesen in ihrem KriegSeiser beharren. * Leipzig, 18. September 1884. * Der Abg. Adolf Wagner hat in einer in SP and au gehaltmen Wahlrede Grundsätze über die Wahltaktik der konservativen Partei ausgestellt, die sich wesentlich und vortheilhast von der Meinung der extrem-conservativen Partelpreffe, namentlich der .Kreuzzeitung" und de» § unterscheiden. Herr Professor Wagner bat erklärt, da» Ziel der Conscrvativen müsse eS sein, der Negierung eine große rechte Partei zu schaffen, diese werde u'cht aus lauter conservativcn Elementen bestehen könne«, sie könne nur au» den Conservativ en. den Frei, eonservat.v-n und de« Nationalliberalen gebildet werdm. Wenn dann auch da» Centrum mitgehm wolle, um so besser, »Her der jetzige Zustand, wo da» Centrum oder Aer gesagt, Windthorst den Ausschlag ai.bt, sei unerträglich. muffe br, dm Wahlen gearbeitet werden und ,n«besondrre müßten die Conscrvativen im Westen die Rationallibera en unterstützen. Wir freuen un» dieser ver ständigen Darlegungen. fürchten aber, daß bei dm extrem- cmisrrvatlven Schwärmern für die conservativ-klerikale Mehr- beit auch diese Stimme aus dem eigenen Parteilager nicht genannten beiden Vu.ck,chr"tc, wird Tag für Tag Alle« „.übsam was die Verständigung zwischen dsaticnallil'erale» erschwere» und stören ^ Kreisen, deren Anschauungen jene Blätter I ^ '"'bcSge nossen schast mit de» UItra»,outline» so sehr zum Dogma geworden, die Gc- 78. Jahrgang. Ehrlichkeit der Stellung dieser Partei in unserem parla mentarischen und politischen Lebe» ist noch so wenig zum Bewußtsein gekommen, für die Nnwürdigkeit de» BuhIenS niii die Gunst dc» Herrn Windlhorst herrscht so wenig Gefühl, daß die gemäßigt liberale Richtung beinahe mit noch feindseligeren Augen betrachtet wird als die deurschsrcinnilige, weil jene, nicht aber diese daS Centrnm auS seiner Macht stellung zu verdrängen Gefahr droht. Tie besonneneren Politiker der Reckten könnten sich ein große» Verdienst er werben, wenn sie dieser leider noch sehr mächtigen Strömung im conservativen Lager Herr zu werden suchten. Hinsichtlich der Reihenfolge der zu bclämpsendcii Gegner, erst „Freisinn", dann „Socialdeiiiokratc»", zuletzt „Cciitrum"» sind "wir freilich mit Herrn Wagner nicht eiuverstandkli. * Auch die CentrumSpartei veröffentlicht jetzt ihre» Wahlaufruf, ein ungemein langes und pbrascureicheS Schriftstück, aus dessen Versprechungen und AnsfvrVernngeil im Einzelnen einzugehen kaum der Mühe lohnt. BemcrkcnS- werth ist in erster Linie, daß daS Centrum eS für gut findet, seine oppositionelle, „echtsreisinnige" Seite berauSzukchren. Das Centrum will danach jeden Angriff aus die bürgerliche Frei heit und die Gerechtsame der Volksvertretung aufs Energischste abwchre», eS will keine Vermehrung der Steuer», sondern deren gerechtere Vertheilung und thunlichste Verminderung, eS will die Ausgaben im Reich, iianiciiltich beim Heerwesen, einschränkcn, cö will nach Ablauf des MilitairseplciinatS die Rücksicht aus die Steuerkrast de» Volke» und daS Budget- recht deS Reichstag- zur vollen Geltung bringen u. s. w. Wie man sieht, übt sich daS Centrum bereits wieder die Rolle der Opposition ein. In schärfster Weise wird auch hervorgehoben, daß der „Culturkamps" noch nicht beendet sei urid daß seine Verfumpsung daS Leben deS deutschen Volkes unheilvoller vergiften würde, als seine Fort führung in vollster Rücksichtslosigkeit. Wenn der Ausruf an frühere Manifeste bis zum Jahre 1876 anknüpst und meint, eS sei inzwischen nicht» ringctreten, waS eine Acnverung der Haiti,ng deS CentrumS rechtfertigen könnte, so schlägt diese Behauptung doch offenkundigen Thatsachen ins Gesicht. * In Bromberg hat eine nationallibcrale Der» trauensmännerverfammlung die Ausstellung eine» gemäßigt liberalen Candidaten beschlossen; über die Persönlichkeit sind die Verhandlungen noch in der Schwebe. der ganzen liberalen Bromberger Wählerschaft sich vollzogen habe und nur ein gemäßigt Liberaler AnSsichtcn habe, durch- ^ „kommen: auch viele gemäßigte Conservative hätten ver« prochen, oci Aufstellung cuie» nationalliberalen Candidaten Ür diesen zu stimmen. Die deutschsreisinnige Partei cheuit trotz der geringen Aussichten aus Erfolg au dem biS« »engen Vertreter, Herrn Hcmpel, fcsthalten zu wollen. * Herr Eugen Richter gerirt sich in der Tbat immer mehr als Diktator der Deutschsreisinnigen. Ein Pröbchen deS von ihm auSgeübten TerroriSmuS giebt eine Berliner Corrcspondenz der „Kölnischen Zeitung", auS der wir folgende Stelle mittheilen: Ein Fortschrittler an» den östlichen Provinzen, der sein Mandat später in ganz eigenthilmlichcr Weise verlor, war 1881 mit der sonderbaren Idee in- Parlament gekommen, er dürfe in den FractionSsitzungen frei und ungehindert seine Meinung sagen. Da» ließ sich denn der Unglückliche auch eine- Tngcs beikommen in einer Frage, in welcher die Ansichten des Fraclionsgewaliigen mit denen anderer Führer auseinander gingen. Es war über haupt das erste Mal, daß er in der Fraktion den Mund auf- ihat — um so vorsichüger hätte er sein müssen und um so weniger durste er sich verführen lassen, ein Wort gegen die Meinung Richter'» zu sagen. DaS aber ihat der beklagenswcrihc Mann. Der Chef beschloß deshalb in Anbetracht der Schwere des Vergehens, sofort vor versammeltem Kriegsvolke die Hinrichtung des Un- glücklichen zu vollziehen» „ihme selber zur Stiasf, den andern aber zum abscheulichen Exempel", wie eS in 6»rnli guinti peinlicher HalSordmuig heißt. Nachdem er in seiner Replik den übrigen Gegnern geantwortet hatte, wandte er sich zu dem Schuldigen, ver öl» neu cingelrcteneS Mitglied gewagt halte, sich gegen ihn auf- zulehiien. „Was wolle» Sie denn eigentlich? herrschte er ihn an. Wenn ich dergleichen von Ihnen erwartet hätte, würde e» mir wahrhaftig nicht eingefallen sein, so viel Geld für Ihre Wahl auszugeben. Das nächste Mal werde ich klüger sein. Wenn ich blase, sind Sir ja ohne Weitere« von der Bildsläche verschwunden!" Sprach- — uud al» e« zur Abstimmung kam, stimuile der brave, nunmehr eines Besseren belehrte biedere VolkSverN.icr aus der Provinz für seinen iiiilden väterliche» Fractionspapsl! Denn der deutschsreisinnige Wahlfonds ist groß, und wer über ih - verfügt, der verzieht die fortschrittlichen Mandate und auch dlc — Diäten. Diese wahrhaft „freisinnige" Rcdcthat deS neufort- schriltlichcn Staatsmannes läßt erkennen, daß Herr Engen Richter seine politischen Freunde nur für Marionetten in seiner Hand hält. * Der Kampf gegen daS Dcutschthiim wird von den fanatisirtc» Leitern der nationalpol ui scheu Pro paganda inde» östlichen Grenzmarken deö Reiche- mit unermüdlicher Aus.aucr und proteuSarliger Vielseitigkeit geführt. Den vornehmsten Tummelplatz der agitatorischen Bestrebungen bildet, wie schon oft genug betont worden, das Gebiet der Volksschule und waö mit dieser in engerem oder weiterem Zusammenhänge steht. Dazu wird von de» Feinden deS DrutschthumS in der Provinz Posen unter Ander,» auch der daselbst seit nuumchr 38 Jahren die segensreichste Wirksamkeit entfaltende, mehr alS 2000 An /.l ärigc beider Nationalitä tcn umfassende „ Lehrer»Sterbccassenvcrci» des GroßberzoathilmS Posen" gerechnet. Ziel der nationalpoliiischeii Propaganda ist eS nuih auch diese» Verein, wie eS bei andcren Vereinen in Posen geschehen, gänzlich in polnische Hände zu bringen. Wenn die Polen ihren Zweck erreichen, so ist damit der segensreich wirkende, von Deutsche» begründete Verein ruinirt. Um dieser Gefahr zu begegnen, haben dentsche Mitglieder der Stadt Posen einen Ausruf an ihre Vereln-aeuossen in der Provinz gerichtet, welcher constatirt, daß polnischcrseit» ein sachlich ganz be deutungsloser Forinmangel alS Handhabe benutzt wörrcn ist, die Beschlüsse der vorjährigen Generalversammlung deS BereinS von der Vorgesetzten Behörde für »ngiltig erklären zu lassen, in Wahrheit aber nur, weil dieselben von einerden polnischen Hetzern ^mißliebigen deutschen Majorität gefaßt wurden. Jene Beschlüsse, welche nach einer mehrjährigen NcvisionSarbeit dem Vereine eine feste gcschäsllicbe Basis verliebe» haben, gilt es, gegen den Ansturm der Pclcii cndgiltig sicher zu stelle«, den»^zweifellos wirv cs sich in der Generalversammlung am 7. Dekoder k. I. entscheiden, ob der „Lehrcr-Stcrbccässen- vcrein" auch für die Zukunft niitcr der bisherigen bewährten
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