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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.09.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-09-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188409271
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840927
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840927
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-09
- Tag1884-09-27
- Monat1884-09
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.09.1884
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G»fthOi«t täglich früh SV,Uhr. uud ErpMion Johan»e«gaffe SS. APkecht»»tt« der tle-actirn: Bvnnittag« 10—12 Uhr. Nachmittag« ö—8 Uhr. """ »A." - Tagtblaü W«uch»« d«r für die »Schstfnl^«»« Nummer »efttmutte« Insrrate a« W«che»ta>e» »i« Ü Utzr Nachmltt»»«, «« G«nu- un» Festtage» früh dis'/,» Utzr. Ist ßeu Filialen für Inf.-Annahmn vtt« klemm, Unive:piät»ftraß» SU Laut» Lösche, Katharineustraß« 13, p. nur »i» '/.» Utzr. Anzeiger. Organ für Politik, L-calgefchichte, tzandels- und Geschäftsverkehr. ^S271. Tonnabend ven 27. September 1884. Meß-Auflags L»,7»O. ÄdOnnementspreis oiertelj. 4V, Mk. mcl. Brftmerlohn 5 Mk.. durch die Post brwgea 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Bf. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren sür Exirabeilaar» (in Tageblatt-Format gefalzt) »tzue Äosibesürderung SS IN. Mit Pastbeförderuu» «8 vkk. Inserate Sgespaltme Pctitzeile 20 Pf. Aridere schrille» laut »nserrm Preit- verzeichniß. Tabellarischer u. Ziffernsatz nach Wenn Tarif. Lrrllme» unter dem Ke-actianrtrich dir Spaltzrtle SO Pf. Inserate find ftci« an die Erpeditl»» za senden. — Rabatt wird nicht gege-ea. Zahlung praeoiimerarxlo oder durch Post, »achnahmc. 78. Jahrgang. Wege«-er Messe ist unsere Expedition morgen Sonntag Bovmittags bis 12 Uhr geöffnet. Lxpvältlov Äes I-«1pr1xer T'uxedluttHS. Amtlicher Theil. Vtlumimchnnr, Ne N», «»d Ab«-ld»«ge» der Areeeedeu betr. Mit Rücksicht aus den demnächstigen Beginn der «Nt0ch«elt<»efse bringt da« Unterzeichnete Amt die nach stehenden Bestimmungen de» MelderegulattvS mit dem Bemerken iu Erinnerung, daß die Vernachlässigung dieser Vorschriften Gelbstrafe bi» zu 50 oder entsprechende Haststrafe nach sich zieht. Zugleich wirb bekannt gegeben, daß die Expeditionen der 2. Adlbeilung de» Meldeamte» (-teidhsstra-e -kr. 88) während der Borwoche der Messe Bormiltag» von 7 bis 12 Uhr und Nachmittag» von 2 bi- 7 Uhr. sowie an den Sonntagen vormittag» von 9 bi« 12 Uhr dem Publicum geöffnet sind. Leipzig, den 20. September 1884. DaS Polizeiamt der Stadt Leipzig. Bret sch nrider. Daegner.Tecr. AaSzug a»s dem Melderegulativ der Siadi Leipzig vom 10. October 188S. ß. 11. Jeder in einem Vasthose oder m einem mit HerdergS- ÜerechttGNNR verseheue» ähnlichen Etablissement einkeheend« und Über Nacht bleibende Fremd« ist vom Bastwirth oder Quartiergeber »ad zwar, fall« er »ar 8 Uhr Nachmittag« ankommt, noch am Tage »er Aakunst» andernsall« aber am folgenden Morgen spätesten« bi« 10 Uhr beim Meldeamt de« Polizeiamt«, Abth. II, schrtfilich mittelst de« vorgeschriebene» und für jeden Fremde» besonders au«zusüllenden Formular« anzumelden. Befinden sich in Begleitung de« Fremden Familienmitglieder, Dienerschaft oder sonstig« Perfanen, so siud dieselbe« auf de« nämliche» Zettel mit z» verzeichne». r-»-.. Zugleich mit diese» tägliche» Anwridnngen ist auch Re Ab- Meldung der inzwischen abgereisten derartigen Fremden zu bewirken. ß. 13. Die in Privattzäuser» absteigenden Fremden. so. genannt« VesnchSsremde, sind, sobald lie länger als t Tage hier verweilen, spätesten« am 4. Tage, von ersolgter Ankunft an, vom Quartierwirth beim Meldeamt, Aoth. ll. oder der betreffenden PolizeibezirkSwoche mündlich oder schriftlich mittelst des vor- geschriebenen Formular« anzumelden. Bei de» etwa iu Privat- Häuser» Quartier nehmenden Metzfremd«« jedoch hat diese An« Meldung in jedem Falle, auch wenn sie «ur eiue Nacht hier bleiben, u»d zwar binnen 24 Ltuudeu von der Ankunft au, beim Melde» amt, Abid. II. zu geschehe«. In gleicher Weise ist die Abmeldung LInueu S Tagen, bei Metzsremden binnen 24 Siundeu von erfolgter Abreise de« Frrmven oder etwa ersolgter Wohnuug«verä»deruug an zu bewirken. ß. 14. Beabsichtigt ein Fremder länger «i» »ret Tage hier zu verweilen, so bedarf er dazu eiue« für dt« Zeit des AusenthaltS vom Meldeamt, Abth. Q, auSgesttllleu Meldeschein». Nach Nb» laus der aus dem Meldeschein bemerkten Giliigkeiisdauer ist, dafern der Fremde noch weiter hier verweilen will» beim Meldeamt» um Verlängerung des Scheine« «achzusuche». Die Quartterwirthe sind dafür, daß dieser Bestimmung allrut halben »achgegangen werde, mitverantwortlich. Da» 27. Stück de» dieüjäbrigen Reich-aesehbkatte- ist bei ua« eingegangen und wird Pf» za« 47 October dieses JabreS auf dem Rathhau-saale zur Einsichtnahme öffentlich auSoSngen. Dasselbe enthält: Rr. 1SSS. Verordnung, betreffend die Wahle« zum Reich« tag. Bom 18. September 1884. Leipzig, am 2S. September 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Krumviegel. Die bei dem hiesigen Leihhaufe in den Monaten Sep tember, October, November und December 1883 versetzten oder erneuerten Pfänder, di« weder zur Berfallzeit noch bi» jetzt eingelöst worden sind, auch nicht bi» zum SO. Sevtember ». o. eingelöst werten. sollen ven 8. -kovr«der d. I. und folgrade Tage im Parterre-Locale de» Lrihhause« Henllich vers«e,gert werden. E« können daher die in den genannten Monaten versetzten Pfänder nach dem SO. September d. I. und spätestens a« ch. Oktober ». c. nur unter Mitentrichtung der Auctionskosten von 4 Pseimigen von jeder Mark de» Dar- lrhu« eingelSst oder nach Befiade« eraeaert werde»; Vom 6. October d. I. an. an welchem Tage der Auction«- lalalog geschlossen wird, kann lediglich die EtalSfaag dtrselben unter Mitentrichtung der Auclion-kosten von 4 Pfennigen von jeder Mark der ganzen Forderung de» Leihhauses stattfinven, und zwar nur bi» zu», «ttt. Oktober d. A., von welchem Tage ab AuctionSpsänber unwiderruflich »eder.eiagelSst »och prolongtrt werden können. Es hat also vom I. November d. I. an Niemand mehr da» Recht» die Einlösung solcher Pfänder zu verlangen, und können dieselben daher von den Eigenthümern mir aus dem gewöhnlichen Wege ve» Erstehen» wieder erlangt werden. Dahingegen nimmt da» Geschäft de» Einlösen» und Ver setzen» anderer Pfänder während der Auction in den gewöhnlichen Localen seinen ungestörten Fortgang. Leipzig, de« 15. September 1884. Des -kathS Deputation für LeihhanS und Spareaffe. abzngeben. . Ulrich-gaffe verlöre». Baffelb« ist im Anffindungrsalle a» ua« kripzig. am »4. September 1884. ins Paiizei-Bm« der Gtndt Letpzt,. Bertichneider. S. VekamliMchnu-. Die am 29. Juli l. I. hier verstorbene Frau -loffne Wtihelneine ver». RuS ged. Bett hat der Thoma»- schule zu Leipzig «in Vermächtniß von 300 .ck au-grsrtzt, wa« wir nach ersolgter Annahme mit dem AuSvrucke de« herzlichsten Danke» hierdurch zur öffentlichen Kenntniß bringen. Leipzig, am 25. September 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. Vr. Georg». Henftchcl. Sank. Die bei dem Unterzeichneten Polizriamte bestehende Wittwen- und Matsen'PenffouScaffe der Polizei- beamtea ist von ver am 12. August d. I. hier verstorbenen Frau EharlotteHenr. Sinma verw vr meä Seyfried, gesch gew. Bornhagen, geb. Grabenstei» testamentarisch zur Erb,» ibre- nach Abzug der au-gesetzten Bermächtniffe etwa dretzehntausend Mars belragenven Nachlaffe« eingesetzt, auch ist der nämlichen Casie von ^cr am 29. Juli d. I. hier verstorbenen Frau Stofine Wtlhelnrtne verw RuS geb Belt die Summe von dreihundert Mark letzlwillig vermacht worden. Der gedachten Peiision-casse, welche dazu bestimmt ist. vor Allem die von den unteren, wenjger bemittelten Polizei- beamten hinlerlaffenen Wittwen und Waisen vor drückender Noth zu bewabren, erwächst durch diese hochherzigen Zu wendungen eine sehr bedenkende Vermehrung ihre» Stamm- Vermögen» und damit eine Erhöhung der Sicherheit ihre» Bestände». Dankerfüllten Herzens werden Diejenigen, welche die Wodlthaten der Caffe genießen, in Zukunft der edle» nienschcnsreunklichen Sct>enkgebcrinnen gedenken und warmen innigen Tank rufen kenseiben die derzeitigen Vertreter der Caffe in die Ewigkeit nach. Leipzig, am 15. September >884. DaS Polizeiamt der Stadt Leipzig. Vrelschneider. Auction. Don dem Unterzeichneten Armenamte sollen im Stadthaus« allbier (Eingang Mühlgaffe Nr. 7) Montag, den 88. September ». o., Vormittags von d Uhr an eine Partie getragene RleidnngSfincke, cinige Möbel. Hau»- und Küchengeräthe, Betten u. vergl. ui. meistbietend versteigert werten. Leipzig, den 22. September 1884. DaS Brmenamt. Ludwig-Wolf. JungbLhnel. Nichtamtlicher Theil. Dir Unruhen in Lelgien. „Wenn Zwei mit einander streiten, freut sich der Dritte/' — Diesen Satz zum Muster nehmend, gedachte die republi kanische Partei in Belgien die herrschende Verwirrung zu benutzen und sich in den Besitz der Gewalt zu setzen. Aber die constitutionelle Negierung dcS Landes war stärker, al» die Re publikaner und die sich ihnen anschlicßcndcnSocialisten glaubten, und heule kann die Bewegung in der Hauptsache als unter' drückt angesehen werden. Der Kampf in Belgien datirt nicht von gestern, srit einer langen Reihe von Jahren ringen dort die Ultramontanen mit den Liberalen um Ven Vorrang; bei jeder Wahl wiederholt sich da« Schauspiel, daß die siegende Partei ihre Grundsätze zur Geltung bringt und daß die unterlegene sich dagegen zur Wehr setzt. Ohne Straßen kundgebungen ist e» bei solchem Umschwung in Belgien nie mals abgegangcn und beide Parteien haben sich >n dieser Beziehung kaum etwa« vorzuwrrsen. Nun sollte man meinen, daß die Liberalen Belgiens aus diesen Erfahrungen Nutzen gezogen hätten und zur Einsicht gelangt wären, daß die G gner nur mit Erfolg bekämpft werden können, wen» die Liberalen bei den Wahlen mit ihren gesammte» Streitkrästen auf dem Schauplatz erscheine». Aber weit gefehlt. Tie Lässigkeit eine» große» Theile» der Wähler, welche wir leider auch bei un» in Deutschland bei jeder Wahl zu beobachten Gelegen heit haben, ist in Belgien heute noch wie vor dreißig Jahren ein noch immer sortbestehende« Uebel, die Wähler, welche von ihrem Wahlrecht keinen Gebrauch machen, kommen erst dann stet» zum Bewußtsein der Wichtigkeit diese« Rechte», wenn der Wahltag vorüber und der Sieg der Gegner zur That- sachc geworden ist. In Belgien ist da» um so unbegreiflicher, al» die Liberalen ganz genau wissen, daß sie die Mchrbeit besitzen und daß dir. Arbeit der letzten fünf Jahre vergeben» war, wenn die Ultramontanen an die Herrschaft gelangen. Diese Partei weiß einen besseren Gebrauch von ihren poli tischen Rechten zn machen wie die Liberalen, sie pflegte stets vollzählig an der Wahlurne zu erscheinen und ihre Stimmen abziigeben, während die Liberale» in unverzeihlicher Sorg- loiigkeit den ihnen zuko'mmenden Besitz den Ultramontanen räumen. Kan» man eS den Siegern verdenken, wenn sie den so unverbofsten Sieg slir ihre Zwecke auSnutzen, wen« sie di« diplomatischen Beziehungen zur römischen Curie wieder an» knüpfen und die Schule silr sich in Besitz nehmen? Nun kommen di« Liberalen in Hellen Hausen herangezogeu und entfalten ihre Streilkräste, um die am Ruder befindlichen Gegner einzuscküchtern, aber statt dadurch etwa» zu erreichen, verschlimmern sie. nur da« Uebel und fügen die Berwirrung zu dem selbstverschuldeten Verlust der Herrschaft. Wahrlich, ein beklagenswerthe» Schauspiel, welche» zugleich die Ver fassung selbst in Gefahr bringt! Belgien wird von einem wahrhaft constitutionelle» König regiert, welcher nur Da» tbut, was die Mehrbeit der Volksvertretung beschließt. Botirt diese ein liberale» Schulgesetz, so unterzeichnet er diese», nimmt sie die Vorlage eine» ultramontanen Ministerium» an, so ertheilt er dieser die verfassungsmäßige Bestätigung. Heute sind di« Ultramonianen am Ruder und haben rin Schulgesetz durchgesetzi, wa» ibren Zwecken dient, und da» erregt den Zorn Ver Liberalen. S>« hatten gehefst, der König werde da« Gesetz nicht bestäligen, und diese Hoffnung war dersaffungSwidria. denn sie beiuhte darauf, daß ver König Partei für die Liberalen ergriff, im konstitutionellen Staate darf aber keine Partei bevorzugt werten, welche sich in der I Minderheit befindet und deshalb können die Liberalen dem I König darau» keinen Vorwurf machen, daß er da» von ' beiden Kammern angenommene Gesetz bestätigt«. Die liberale Association hat da» °''ch kinges«hen. denn AUt^nen Wffruf erlassen» "^Hkr Achtung v die Liberalen gesey verlangt. Ter Aufruf nimmt ^er ^ ^ eine Tugend in Anspruch, welche U ^ ^ sactiöse Würde zu tragen und die Ze.t der Vergettuug ruy.g z Ab" s?gegl?nbt^ 'N und mit der Faust geltend machen zu können Sktzt nach°e die- Alle« geschehen und ganz Belgien Ausruhr findet die liberale Association endlich Z . ^ „ gegen das Gesetz auszufordern. Da» hatte 1>e >rny y st-Üen, bann wäre viel Unheil verhindert worden ^ ES bedurfte erst einer sehr eindringlichen Mahn» g. die Liberalen zur Vernunft zu bringen. .Erst die Repu blikaner aus dem Plan erschienen unb d,« bestehende Staatt form nmsiürzen wolllen. wurde den ^'beralen klar, Wa de», Sp.ele stehe, wenn d,e lärmenden Kundgcbungen serl dauerten Der JahrrStag der Revolution von 1830 wuroe zum Wendepunkt für die bisherige Politik lungen und de» Widerstande» gegen die Herrschaft d zu.» UnabhängigkeitSdenkmal zogeu. um dort «ranze niederzulegen, waren die «oc,al„irn e.srig a. der Arbeit, um die Aufregung der GemÜther jvm Umsturz bestehenden StaatSform ,« benutzen. Flugblatter wurdcn verthrilt, welche zum Anschluß an die jüngst b^ründe - republikanische Liga ausforderten und da, Organ der RepA - kaner, der „National", leistete den Socialisten wacker Be,» stand durch ansreizenbe Artikel. Aber v>e Republikaner u Socialisten hatten ihre Rechnung ohne die Regierung tft"wcht, welche mit kräftiger Hand dazwischen fuhr, de» Direktor de« „National" de» Lande« verwies, die Papiere der republi kanischen Liga mit «.schlag belegt« und mit gesetzlichen Mitteln die Unschädlichmachung der Ruhestörer betrieb. Die Regierung richtet ihr Hauptaugenmerk aus die Socialisten und glaubt den eigentlichen Herd der rnwiutwnarel, Be wegung außerhalb Belgien« suchen zu müssen. Da» „Echo du Parlament" will von Waffen. Munition und anarchistischen Schriftstücken wissen, welche bei den vorgenommeneu Hau»- sucüun^cn cnltcckt wurden. Daß kann wahr sein oder mcot, jedenfalls werden dirse Nachrichten dazu beitrage», dl« liberale Partei zur Mäßigung zurÜckzusvhrrn und ihr den Abgrund vor Augen zu führen, auf welchen sie hinstenert. A»gesicht» solcher Erfahrungen mpß man sich die Frage vorlegen, ob denn di« Bshgier wirklich für eine Parlaments- rische Regierung reis sind, ob r» nicht für sie besser wäre, wenn ein starjcS Königlhm» dort mit kräftiger Hand die Zügel führt«. In dieser Beziehung könnt» sich die Belgier die Bayern zum Muster nehme». Auch in Bayern stehen Liberale und Ultramontaue sich etwa mit gleiche» Kräften gegenüber, aber wenn die Wahlen den Ultraniontanen die Mehrheit verschafft haben, dann fügen sich di« Liberalen in die unabänderliche Nothwendigkrit und beschränken sich aus die Opvosilio», welche ihnen in der Kammer offen steht Auch in Bayern herrscht ein hartnäckiger und erbitterter Kamps zwischen den beiden Parteien, aber wenn dort Maß losigkeit zur Erscheinung tritt, so ist sie regelmäßig auf ultra- montaner Seile zu finden, nicht aus liberaler. Die politische Reise einer Partei zeigt sich regelmäßig in der Form ihre« Auftreten«. Da, wo Mangel an Wohlanständigkeit i« poli tischen Leben anzutreffcn ist, darf mau auch stets aus Mangel an politischer Reife schließe». Die Führer der ultramontanen Partei in Bayern haben da* sehr wohl eingesehen und treten heute weit zurückhaltender auf, al» noch vor 10 Jahren. Sie haben die Erfahrung gemacht, daß sie durch ruhigen, au»danerii- den Widerstand weit mehr erreichen, a>» durch lärmende Kund gebungen und leider haben sie in den letzten Jahren sehr an Boden gewonnen. Die Mehrheit der Stadtvertretung in der Hauptstadt und in anderen großen Städten wie Würzburg ist in ihren Händen und der Feldzug, welchen sie gegen die Schule eröffnet haben, ist von Erfolg gekrönt. Die Simultanschulcn in München sind bi» aus einen geringen Rest verschwunden und die siebenjährige Schulpflicht hat theilweise der sechsjäh rigen weichen müssen. In Belgien liegen die Verhältnisse für die liberale Partei wesentlich günstiger, al» in Bayern. In Belgien haben die Liberalen stet» die Mehrheit, wenn sie vollzählig ihr Wahl- recht au«üben. Daß sie sich diesen Bortheil schon wiederholt bade» entschlüpfe» lasten, ist ein entschiedene« Zeichen politischer Unreife, und wenn sie durch diese letzte Erfahrung wiederum nicht klüger geworden sind, dann haben sie e» sich selbst zuzuschreiben, wenn der geordnete staatliche Zustand dem der Verwirrung und der Änarcbie nxickt. Tenn ein Staat, welcher slir die constitutionelle Monarchie noch nicht reis ist, ist e« noch bei Weitem weniger für die Republik Di« revnblikanische Staatsform hat nur da einen Sinn wo di« große Mehrzahl der Wähler einen ziemlich hohen Grad politischer Reife besitzt. Tie liberale Association in Brüssel hat Einsicht genug an den Tag gelegt, um die Angriffe gegen die constitutionelle StaatSsorm mit Entrüstung zurückzuweifc,, und wenn sie diese Einsicht nicht besäße, so hätte sie damit nur Zeugmß für ihren Unwerts, abgelegt, ihrer Partei al» fführrnn zu dienen. Turch Schaven wird man klug, lautet ein.deutsche« Gpriichwort. mögen die Liberalen in Belgien endlich auch durch Schaden klug geworden sein! o Leipzig, 27. September 1884. * Di« „Danziger Zeitung" sucht die Deutschsreisin. nigen gegen den Vorwurf zu rechtfertigen, daß sie in den von d«, Polen ans-Aeußerst. gefährdeten Wahl kreisen die Partessucht vielfach nicht zu unterdrücken ""d dadurch die betreffenden Wahlkreise den Polen in Ip-el-n h-lfen. Da, Blatt weist ans Fäll- hi» l»« Liberale» sogar deulschconservative Candidaturen gegen e,e Polen unterstützten. Wenn dem so ist. so wird noch'or««I?ttz"*m"' ^ gegen die Nationalliberalen gegen d,e Conservativen. In verschiedenen Ankreisen, z B. .n Grauvenz. in Samter. ist von A ^ EZorschlag gemacht worben, sich über einen de?De..»,ÄÜ? Eorrpromißcondidaten,u Versiändigrn. von den Deutschs«,simngrn aber sind diese Vorschläge zE. gewiesen worden. Wir können darin nur «in« bedauerliche Verirrung de» Parteieifer« erkennen. * Im Wahlkreise Altena.Iserlohn ist al» national, liberaler ReichStagScandidat der frühere Landtag», und KeichstagSabgeordnete Schlieper ausgestellt. Gegenkandidat ist vr. Langerhan« (freisinnig). * Professor Adolf Wagner, der Candidat der Conser- vative» im 1. Berliner Reich»tag«wahlkreise, hatte die in der Thal alle» Maß übersteigenden systematischen An» ,risse der extrem-fortschrittlichen „BolkS-Zeitung" argen seine Nannesehre »uv seinen Gelehrtenruf in schärfster Weis« zu- rückqewiescn. Er halte dabei von „erbärmliche» Feiglingen" und von Leuten gesprochen, denen im Grunde die „Reitpeitsche" ebühre. Der hochconservative „Rrich-bote" hatte Über die Festigkeit dieser Abwehr sein Bedauern ausgesprochen. Die nt Herrn Professor Wagner nun veranlaßt, in einem län geren Schreiben an den „Reichsboten" zu constatiren, daß rin« derartige Polemik auch seinem Empfinden widerstreite, daß jedoch bei Abwehr von Gegnern, wie die, welche in der Volt»-Zeitu»g" durch jede Art von Beleidigung und ver- läumdunz ihn zu ViSereditireu suchten, selbst ..da» schärfste Wort, welches die berechtigte Entrüstung eingrbe, uoch nicht scharf genug sei". Am Schluffe seine» Schreiben» äußert Herr Professor Wagner: . Unsere Zeit ist gegen „«robheit" ausnehmend feinfühlig und die ganze Fortichritt«prrsse weiß über „grobe Schimpfereien"' nicht genug zu lameolncn. Aber eine solche Beschimpfung de« Besten, waS ein Mensch hat, seiner persSulichen und wissenschaft lichen Ehre, wie sie mir hier widerfahren ist, wird wie eine erlaubte Sache betrachtet. Wer ist schlimmer, gefährlicher, verächtlicher, brr Meuchelmörder, der da< physische Leben eine» Mitmenschen hinter- rückS ongrelst. oder der Ehrabschneider, der die Ehre eines anderen mit den giftigsten Waffen der Berleomdnag za vernichten sucht?! Ich aber schließe, wie vor drri Jahren» in einem ähnlichen Falle de« Kampfe« mit einem Berliner „liberalen" Blatte: „Die Privat- ehre ist heute in der öffentlichen Presse vollkommen preisgrgeben", auch eine charakleristische Thatsache in unserem viel gepriesene« liberalen Rechtsstaat«."" Auch Herr Stöcker hat in einer ähnlichen Angelegenheit an den „Reich«boten" einen Brief gerichtet. Er giebt in diesem Briese zu, Herrn Ludwig Löwe, ebenso wie Herrn Eugen Richter bedrngnng«weise einen Berläumder genannt zu haben. Er meint aber, daß Herr Engen Richter diesen Streit und diese Kampse»weis« begonnen habe, indem dieser ibn „ein Werkzeug in böherer Hand", da» ihm jetzt „reparirl " scheine, genannt hade. Ferner klärt Herr Stöcker in der Zuschrift die Entstehung de» gegenseitigen Vorwurf» der „Lüge" ans, au» dem sich bekanntlich eine ganze Reih« nicht schmeichelhafter Bemerknnaen in der Presse entwickelten. Die Erklärungen de« Herrn Wagner nnd de« Herrn Stöcker schwächen allerding« die Bemerkungen der dentsch-freisinnigen Presse ab nnd corrigiren,a»ch bi» z» einem gewissen Theile unsere Aeußerungen Uber die Art de» Wahlkampfe*^ inr Allgemeinen bleibt aber da» Urtheil unsere» Berliner Corre« spondenten begründet, daß jeder anständige Mann, der etwa» ans gute Lebensart hält, sich mit Kopflchiitteln von einem Schauspiel abwendct. wie e» der Wahlkanipf gegenwärtig in Berlin bietet, einem Gchanspiel, bei dem keiner der Gegner an Achtung gewinnt. * Wer sich in bequemer Weise einen Eindruck von der fremdartigen Stellung verschaffen will» welche die Grok- berzogthümer Mecklenburg zn den übrige» Slaatt- vildungcn der neuen Zeit in Deutschland rinnehmeu, der braucht nur einen Blick in die LandtagSauSschreiben zu thun, weiche alljährlich um diese Zeit nach einem alten Formular jedem einzelnen der vielen Hunderte von Landsiänden von Schwerin und Neustrelitz au» zugesertigt werden. Wir lasten hier da» neueste Au-schieiben folgen, wclckc» vor einige» Tagen an die Stände de» GroßhcrwgthumS Mecklenburg- Schwerin ergangen ist, nnd sugen demselben an den be treffenden Stellen die Varianten de» Strelitzischen An», schreiben» bei: Friedrich Franz >e. (Friedrich Wilhelm rc.). Wir geben euch hiermit »u vernehmen (Wir fügen euch gnädigst zu wissen), daß Wir beschlossen haben, einen allgemeinen Landtag in Unserer (in der) Stadt Malchin kalten und denselben am 12. November d. I. erösfnen zu lassen; cittren, heischen und lade» euch demnach hiermit gnädigst (sv befehlen Wir euch andurch gnädigst) und wollen, daß ihr Abends vorher, nämlich am 11. Novemdex d. I., euch alldort persönlich eivfinden und, nach gebührender Anmeldung, die am svl- geude» Tage in Unserem Namen zu publicirend« Landtags-Proposttion — deren 6apit» im Abdruck hier beigefügt sind — geziemend ao- hören, den darüber zu haltenden gemeinsamen Berathunaen und Beschlußnahmen beiwohnen, auch vor erfolgtem LandtagSschlusse oha- erhebliche Ursachen euch von dannen nicht entfernen sollt. Ihr mögct nun erscheinen n»d daselbst bleiben ober nicht, so lallet ihr tu jedem Falle zu Allem, wa« auf solchem Landtage beschlossen «erde« wird, gleich anderen Unserer getreuen Laadsaffen und Üatrrthaneu verbunden nnd gehalten sein. An dem geschieht Unser gnädigste Will« und Meinung (hieran geschieht Unser gnädigster Wille); und Wir verbleiben euch mit Gnaden gewogen. Gegeben durch Unser StaatS-Ministerium rc. Tie im Abdruck beigefügtcn ^apita propoueiickn" für den bevorstehenden Landtag lauten diesmal in dem Schwerin» scheu AuSschreiben: ,,l) Die ordentliche Conkribution. 2) Be willigung der außerordentliche» Contribulion zur Deckung der Bcdlirsnisse der allgemeinen LandeS-Reccpturcassk. 3) Be- rathuna über die Bestreitung der Kosten der Justizverwaltung nach Ablauf der hierüber fikr di« Zeit von Johanni« 1882 bi» Johanni» 1885 abgeschlossenen Vereinbarung. 4) Wieder aufnahme der Verhandlung wegen Ausführung de» Vor behalt» in Art. Hl. ver Steuervereinbarung vom 29. Juni >870. nach Ablauf ve» in dieser Bezirhnng aus dem Stera- berger Landtage von 1879 auf sstnf Jahre grti offenen Ab kommen»". * Die Auslösung der Zweite« holläadischen Kammer wird in den ersten Tagen de» Oktober erfolge». Die Kammer wird die Revision des Nr». 198 der Verfassung al» dringlich behandeln, gemäß dem Vorschlag der Regierung, welcher e» für zulässig erachtet, daß die Verfassung in Bezug aus die Bestimmungen drr Regentschaft revidirt «erde, der indeß die Thronfolgebestimmungen unberührt lasten will. * Zur Frage der Wiederbesetzung de« «da»« gelischen Bi»thum» in Jerusalem wird der Münchener »Allgemeinen Zeitung" geschrieben: Nach dem am Il.Mai 1879 zu Jerusalem erfolgten Hiuscheiden de« evangelischen Bischof« Samnel Gobnt hat sich da,,d dort in Deutschland die Ansicht kundgegeben, daß e« mit drr Wieder- besetznaa de« betreffenden dischöslichen Stuhle« keine Eile habe, daß »an dieser viederbesetzuug nicht eher die Rede sein könne, al« bi« eine entsprechend« Nenregelunq de» »wischen der englischen nnd Preußischen Krone im Jahre 1841 (durch Vermittelung de« damalige» ! 4 ' I
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