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Sächsischer Landes-Anzeiger : 18.03.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-03-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189103180
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18910318
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18910318
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsischer Landes-Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-03
- Tag1891-03-18
- Monat1891-03
- Jahr1891
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 18.03.1891
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ästMf * ^ >7 ^>1 1°. Ho. SS. Lohgaffe H k, solo, Ksß »er«, j : Nachmittags ! Seilagc M Sjjchfischc« M-es-^Mger (Chemnitzer General-Anzeiger). Mittwoch, 18. März 1891, ^ -—Verlag: Alexander Wiede in Chemnitz. — 1 Nr. 63. — 11. Jahrgang. Amtliche Anzeiger». », nadmo «in» lü«er Ike- ^usielrerong ' öoeüsannL 827. «s getragHtrj ls Kleid« >««tra««o ik Q n '» SrWri VN AusW e. «r«5e, raße 110. F«. ^ len Beweis! t«i dem Begröbch I Entschlafeneii ! Allen »chiiis chste» Dank, v. Uklmaim Hinterlassene». j II It Beivcise hnzlijn n Hinschciljeu m- hen, theueren 8>!l> mir uns veranlag j 'te» Dank a v»dereHÜn.PW»ii ostrei'che Grabndk, j Ütarbeilcrn, Ba<! >en und Bekamil» s und de» muck sei noihmltj verlv. Richter erlassenen. »ir bei>» Hin- r unvergeßlich!« hlafene» Getlin wevolle Theil- erdurch innigni :r»de Gatte lichter, Gablciij Name» der ttgehörigrn. Uhr verschied«» ici'n guter MM Schulze, irr. Die Beerdig crStag Nachniittl, Beliauimili s Beileid bittet tiide Wittive e Schulze Mtellasseiie». ptilraße Ne 2^ Lheater. 2. Ab.-Vorst.) 1 LGÄL Ä Herrn vklimov. AMI esang in 5 Bilds>^ Mnsik v. Bi«l 13. Ab.-Borst.) Köuigl. SMj nsängerS > in ttofmilllelj i8S OsH llrte» v- Botels ige» Nutumer eS > Aiizcigeri an: „SSchW-^I line Mark. -7 AI — Stadt »nd t der Vergang Sachse». er Hai 6 «reitag, de» 2«. Mär» 1891, Bormittags 11 Uh» in der am Kemtaner Weqe gelegenen Kreißig'schen Nestauralion zu L da d' dmi I Biltard, 1 Schuhmacher-Nähmaschine, >23 Nasche» I.tv Weine, t Pianoforte, 1 Buffet, 1 Bierapparat, S Sopha», Ir velaPParlrt, 1 große Partie Möbel, Hans- und WirthschaftS- I!.rä l,e, Gläser, Messer. Gabel», Cigarren, Bier, Essenze« uud I?ikl- andere Sachen gegen sofortige baare Bezahlung zur öffentlichen Ver- ^Ter"«erich«svollzirher bei dem Köuigl. Amtsgericht Chemuitz. Das Im Grundbuche ans den Name» Carl August Herrmaun l.t»aetraaene, >» Gablen» a» der Clausstraße gelegene und mit eine». Wohn« I und Stall-Hintergebäude bebaute Grundstück Nr. 307 des Flurbnchs, Nr 85, Abtb. tt des Brandkatastcrs, Foliunr 269 deS Grundbuchs für Gablen», aeschätzt auf »500 Mk., soll an hiesiger Amtsgerichtsstelle zwangsweise »ersteigert werden, uud es ist der 17. April 1891, Bormittags 9V--Uhr, als Rnmeldetermin, ^ der 4. Mai 1891, Vormittags IVVr Uhr, als Versteigernugstermin, ^' der 1«. Mai 1891, Vormittags 11 Uhr, als Termiee zur Verkündung des BertheilungSplauS «nbcrauint morde». Die Nealberechtigteu werden ausgefordert, die auf dem Grundstücke lastend«» Nückslänkie an wiederkehrende» Leistungen, sowie Kosieuforderuuge», spätestens i>» Anmeldetermiue anzumeldc». , Eine liebersicht der aus dem Grundstücke lastenden Ansprüche und ikreS AangbtrhältnisseS lau» nach dem Auiucldetermine in der Gcrichtsschreiberei les nnlerzeichneten Amtsgerichtes eiugcseheu werde». Königliches Slmtsgericht Chemnitz, Abth. V.» am 12. März 1891.' Böhme. lieber das Vermöge» deS Kaufmanns Karl Wilhelm Rndolph Huschle — in Firma Rudolph Huschke — in Chemnitz wird heute, am 19. März 1891, Nachmittags 6 Uhr das ConcurSversahre» eröffnet. Ter Rechtsanwalt Liebe in Chemnitz wird zum CoucurSverwalter ernannt. > Concnrsfordcrungen sind bis zum 80. April 1891 bei dem Gerichte anzmnelde». Es wird zur Beschlußfassung über die Wahl eines andere» Verwalters, sowie über die Bestellung eines Gläubigerausschnsses und eintretcndeu Falles über die in 8 120 der Concursordnung bezeichnet«» Gegenstände aus den 10. April 1891, Vormittags 19 Uhr, und znr Prüfung der angeiiieldetcn Forderungen auf den 22. Mai 1891, Vormittags 11 Uhr, vor dem nnlerzcichnetc» Gerichte Termin anberanmt. Men Personen, welche eine zur ConcurSmaffe gehörige Sache i» Besitz haben oder znr Concursmasse elwas jchnldig sind, wird ausgegebe», »ichis a» de» Gemcinschnldner zn verabfolge» oder zn leisten, auch die Verpflichtung «mscrlegl, bo» dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für welche sie ouS der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem Concurs- pcrwnller ViS zum 8» April 1891 Anzeige zu mache». Königliches Amtsgericht Chemnitz, Abth. 11. Böhme. Bekannt gemacht durch: Act. Pötzsch, G.-S. Deutscher Reichstag. 90. Sitzung vom 16. März 1891. l'/o Uhr. Am Bundesrathstische: von Bötticher und Commissare. Die dritte Berathung des NcichShaushaltes für 1891/92 wird fort gesetzt. Beim Etat der Reichs-Jnstizverwaltnng weist Abg. vr. Gut slei sch (sreis.) einen in der zweiten Lesung vom Abg. Böckel gegen zwei Gießener Rechtsanwälte wegen angeblich geforderter zu hoher Gebühren erhobenen Angriff zurück. Er habe die beiden Fälle genau geprüft »nd fühle sich verpflichtet, zur Ehrenrettung seiner College» zu erklären, daß dieselbe» keinerlei Vorwurf treffe. — Abg. Stadt- Hagen (Soc.) führt eine Anzahl von Fällen an, in welchen Personen tinichuldig in Untersuchungshaft genommen worden, und verlangt die Haslbarmachung der Beamten, durch welche solche Fälle verschuldet werden. Namentlich werde gegen Socialdemokraten rasch mit Unter fuchungshaft vorgegangen. Glaube man denn, dadurch ihre Anschau ungen zn ändern? Das Äegentheil werde der Fall sei». — StaatS- retär im Reichsjustizamt vr. Bosse: Die einzelnen, vom Vorredner angeführten Fälle fallen nicht unter die Zuständigkeit des ReichsamteS, sie müssen also an anderer Stelle vorgebracht werden. Den Wunsch, daß eS möglich sei» möchte, nur Schuldige in Untersuchungshaft zu nehme», theile ich natürlich von Herze», aber der Vorredner hätte auch das Necept hierzu angeben müssen. Daß die Hastbarmachung der Beamten kein gangbarer Weg ist, wird der Vorredner als Jurist wohl selbst am besten Wiste». — Abg. Gröber (Ctr.) bestreitet, daß in Bezug aus die Verhängung der Untersnchungshaft Beamten- Willkür bestehe. Vielmehr würden alle Einzelheiten ganz genau geprüft. Den Wunsch, daß kein Unschuldiger i» Untersuchungs haft kommen möge, hat ja selbstverständlich ein jeder ver nünftige Mensch, aber ganz werden solche Fälle in keinem Lande der Erde je zu vermeiden sein. Wenn die Beamten haftbar gemacht werden sollen, dann wird sich bald Niemand mehr finde», der ein Richteramt zu übernehmen bereit ist. — Abg. Frhr. von Stauffenberg (freis.) weist mit Gcnugthuung darauf hi», daß auch die württembergische Regierung darauf hinarbeile, für unschuldig erlittene Straf- und Unter suchungshaft eine Entschädigung eintreten zu lassen. Der Etat des ReichS-Justizamtes wird genehmigt. Beim Etat des Reichsschatzamtes sprechen Slbgg. Graf Mirbach (eons.) und v. Kardorsf (freicons.) ihre Ueberzeugung dahin aus, daß da» Silber einst wieder die ihm gebührende Stellung in der Währung cimiehmen werde. — Abg. Or. Bam berger (sreis.) bestreitet daS entschieden. Zu diesem Etat liegt eine Resolution de» Abg. Richter vor, deren Annahme die Com- »iission in folgender Fassung empfiehlt: Der Reichstag wolle beschließe», die verbündete» Regierungen zu ersuchen, das Reglement betreffs der Vergütung für Reisekosten der Beamten »nd Officiere, de» veränderten Verhältnissen entsprechend, einer Revision zn unter ziehe» und hierbei für Dienstreisen, welche auf Eisenbahnen oder Dampfschiffen znrückgelegt werde», an Stelle der Kilometer gelder die Beträge für die Fahrkarten zu vergüten. Die Resolution wird angenommen. — Beim Etat der Neichs-Eisenbahnen spricht sich Abg. Graf Moltke (eons.) für die Einführung einer Emheitszeit für den Eisenbahnbetrieb im ganze» Deutschen Reiche aus. Jetzt existiren in Deutschland fünf verschiedene Zeiten, es ist das eine Ruine aus der Zeit der Zersplitterung Deutschlands, mit der wir am besten so bald wie möglich aufräumen. Es liegt in dem bestehenden System auch eine wescntliche Erschwerung für den Betrieb, namentlich bei de» Leistungen für militärische Zwecke» sobald diese gefordert werden müsse». Namentlich erschwert dieser Umstand die Veranstaltung vo» Dispositionen, die doch bei Betriebsstockungen augenblicklich gefaßt werden müssen. Wenigstens für den Eisenbahndienst ist also die Einführung einer Einheitszeit unter Beseitigung der Ortszeiten für Deutschland, die dann zu einer Einheitszeit für Mitteleuropa aus gedehnt werden kann, dringend geboten. Die Wissenschaft geht »och weiter, sie verlangt eine Weltzeit; sie mag dieselbe haben, dann aber auch für sich behalten. Für den Eisenbahndieiist würde die Em- führung einer Weltzeit geradezu unmöglich sein. Die Bedenke», die gegen eine Einheitszeit für Deutschland mit Rücksicht auf den Betrieb der Laiidwirlhschaft, den Fabrikbetrieb rc. geltend gemacht werden, sind unwesentlich. Das wirb sich leicht regeln. Die betreffende» Verhandlungen würde eS gewiß sehr erleichtern, wenn sich der deutsche Reichstag sympathisch der Einführung eitles System» gegenüberstellte, das sich i» Amerika, Schwede», Dänemark rc. gleichmäßig bewährt hat. (Beifall.) — Abg. Freiherr v. Stumm (freicons.) hält diesen Ausführungen gegenüber seine schon bei der zweiten Etatsberathung vorgebrachlcn Bedenken aufrecht. Zum Etat des Jnvalidenfonds werden die folgenden Resolutionen angenommen: Der Reichstag wolle beschließen, die verbündeten Regierungen zu ersuchen, zn erwäge», inwieweit aus den Mitteln des Reichs-JnvalidensondS für die Militär- personc» der Unterclaffcn, welche durch den Krieg invalide geworden, Die Erbin. Roman von Heinrich Köhler. (Fortsetzung.) Nachdruck verboten. «Herr mein Gott, Herr Lasso», sind Sie'- denn wirklich?" hörte er sich plötzlich von einer Mädchenstimine angesprochen. Paul blickte, wie ans einem Traum erwachend, aus in ein Gesicht, das er im ersten Moment nicht erkannte, gleich daraus wußte er freilich, wem cs gehörte. Und wenn die Begegnung auch ein »euer Griff in die schmerzeiiden Saiten seines Innern war, so lag doch zugleich eine vertraute Erinnerung darin und er hatte in diesem Augenblick deS sich verlassen FühlenS eine wohltyuende Empfind ung dabei. «Sie sind es, Fräulein Bänisch?" sagte er. „Ja, ich bin's und das wundert Sie, nicht wahr?" «Durchaus nicht," sagte er i» Gedanke», denn in dem Stadium, in welchem er sich befand, wundert man sich nicht leicht über etwas, «allerdings doch," setzte er sich besinnend hinzu, „ich wußte nicht, daß Sie in Berlin sind." «Ungefähr ein Jahr schon bin ich hier," antwortete daS Mädchen. „Man merkt eS Ihnen an," erwidert« er arglos, „auf dem Lande sah Ihr Gesicht frischer auS." Sie lachte gezwungen auf. „Das Leben in Berlin — ha ha! Ja, daS ist etwa» an» grcisend," sagte sie. «Sie halte» sich bei Verwandten hier ans?" fragte er. „Bei Verwandten? — Ja wohl, bei Verwandten," antwortet« sie mit einem Tone, dessen Seltsamkeit Paul nicht beachtete. Er lüftete seinen Hut und machte Miene, weiter zu gehen. Das Mädchen preßte einen Moment die Lippen zusammen, dann sagte cs zögernd: „Wollen Sie nicht galant sein uud mich nach Hause bringen? Er zauderte einen Augenblick — galant sein heute noch» daran halte er wirklich nicht gedacht. Aber warum nicht? Was hinderte ihn daran, ihr den Gefallen zu thu»? Er hatte ja nichts zu ver säume». ; „Mit Vergnügen," sagt« er. Die Augen des Mädchen» leuchteten auf, si« nahm ohne weitere Umstände seinen Arm. «DaS ist sehr liebenswürdig von Ihnen." Sie gingen durch verschiedene Straßen und plauderten über gleichgiltige Dinge, das heißt, am meisten sie, während er nur ein silbig antwortete. Es machte auf ihn auch keinen Eindruck, daß ihr Arm so hingebend aus dem seinen lag und schließlich im Gehe» auch ihre Hand sich ans die seine legte. Da» kam ihm unwesentlich vor, und «r hatte weder ein Gefühl de» Widerwillen-, noch der Gemia- thunng dabei. - Ä eine Erhöhung an PensionSzulagen oder der Entschädigung für Ein buße an der Erwerbsfähigkeit angezeigt erscheint; inwieweit die Krieg»« Invalide» au» der Zeit vor 1870/71 den Kriegs-Jnvaliden au» dem Kriege von 1870/71 gleichzustellen sind; und inwieweit die U»M träglichkeite» zn beseitigen sind, die sich bei der Anwendniig der tztz 33, 102 und 103 de» Militärpensionsgesetze» vom 27. Juni 1971, he tz 15 der GesetzeSnovelle vom 4. April 1674 fühlbar gemacht habe». Beim Etat der Post- und Telegraphenverwaltnng tritt Abg. Voll rath (freis.) nochmals für eine Herabsetzung der Gebühren für Zeitungstelegramme unter Hinweis auf die erhöhten Telegrammein nahmen »ach dem Eintritt der Herabsetzung der Telegramm-Wort gebühr auf 5 Pfennige ei». Redner befürwortet ferner eine gleiche Berücksichtigung der Civil-Postaspiraiiten mit de» Militäranwärtern »nd sührt Beschwerde über die Verfolgung des Postassisteiiten-Ver- bandeS, dem man, obwohl er sich völlig loyal verhalte, socialdemo kratische Tendenzen zuschreibe. In Leipzig sei der Verband sogar völlig verboten. Damit werde den Leuten die Möglichkeit genommen, ans eine Besserung ihrer finanziellen Lage hiiiznwirken. —> Abg. Lieberma » n v 0 » S 0 » »enberg (Antisemit) bittet um Errichtung einer Pvstabfertiguiigsstelle in Kassel. Das liege auch im politischen Interesse, denn es mache sich jetzt eine Bewegung zu Gnnste» der Wiedecherstellung des Kurfürstenthuines Hesse» geltend. N dner be schwert sich dann über die Strafvecsetznng einer PostbeamtenA wegen antisemitischer Agitation. In den Kreise» der Postbeamte»/ darin habe der Vorredner Recht, habe die socialdemokraiische Agitation noch keinen Eingang gefunden, obwohl die Socialdemokratie Alles anfbiete, diese Beamten in ihr« Kreise zn ziehen. Al» H sehr wünschenswerth bezeichnet der Redner Sommer-Uniformen für die Briefträger. Direktor im NeichSpostanit I)r. Fischer weist darauf hin, daß in den materiellen Verhältnisse» der Postbeamten in den letzte» Jahre» eine wescntliche Besserung eingetretcn sei, aber es sei einsach unmöglich, nun alle Wünsche zu befriedige». Auf die Er richtung von Postanstalten hätte» antisemitische oder semitische Teiideuzeu gar keine» Einfluß» cs komme alle!» die Bedürfnißfrage in. Betrachts Die Postverwaltung habe das Licht der Oefsenllichkeit in keiner Weise z» scheue». Gegen den Assistentcn-Verei» habe die Postverwaltung en»e völlig passive Haltung eingenommen, bis einzelne Mitglieder 7° desselben Anlaß zum Einschreiten gaben, indem sie um Er holungsurlaub nachsuchten, in Wahrheit" aber AgitalionSreisc» für den Verband unternahmen. Der Beamte, dessen Versetz ung der Vorredner erwähnte, ist nicht wegen außerdienstlicher Thätigkeit versetzt, sondern aus dienstlichen Gründe». Eine Ermäßigung der Gebühren für Zeitungstelegramine sei im Hin blick auf die Fi»a»zlage uniuöglich. — Abg. Förster (Soe.) wünscht, daß die Telegraphcn-Vecwaltung bei der Anlage von Fernsprechverbindungen im erhöhten Maße Billigkeitsrücksichten ob walte» lassen möge. — Abg. Schädler (Ctr.) beschwert sich gleich falls über Strafversetzungen von Beamte» wegen Zugehörigkeit zum Post-Assistenteu-Verei». Offenbar suche man Bestrebungen a» diesem Verein zn entdecken, die er gar nicht verfolge. Der Verein ergänze nur die Wohlfahrts-Einrichtungen der Postverwaltung, und schaffe den Assistenten eine loyale Vertretung. Hierauf wird die Berathung unterbrochen und die Novelle zum Patcntgesetz in dritter Lesung debattelos angenommen. Dann vertagt sich daS Hau» bis Dienstag Nachmittag 2 Uhr. (Etat und Petitionen.) Sächsisches. - — Verlängerte Dauer derTageSbillet» zu Ostern. Die am Sonnabend vor Oster», sowie am ersten Ostcrfeiertage für den sächsischen Localverkehr gelösten Tagesbillcts habeil Giltigkeit bi mst Mittwoch, de» 1. April, während die dreitägigen Rückfahrkarten zwischen sächsischen Stationen einerseits und Stationen der Directions- bezirke Magdeburg, Erfurt, Berlin und Breslau, sowie der thüringischen Endlich standen sie vor einem Hause in einer engen Straße still und Amalie Bänisch nestelte auS der Tasche ihres langen Regen mantels den Schlüssel, um die Thüre zu öffnen. Als sie aufgeschlossen hatte, wollte Paul sich von ihr verabschieden. „Wollen Sie nicht einen Augenblick mit hinauskommcn?" sagte das Mädchen mit gepreßter Stimme. „Es ist schon spät — Ihren Verwandten würde der ungebetene Gast sicher nicht willkommen sein." «Darum brauchen Sie sich keine Sorge zu machen, meine Ver wandten werde» nicht »»höflich gegen Sie sein." „Nun, wenn Sie meinen," sagte er apathisch, und stieg niit ihr die Treppen hinauf. Es war dunkel auf dem Flur, denn die Berliner Hauswirthe lieben die Gas- oder Petrolenmverschwendung nicht, das Mädchen reichte daher seinem Begleiter die Hand, und dieser ließ sich willig daran vier Treppen hoch hinanssühren. Dann hielt sie an einer Thüre an, öffnete diese wieder mit einem Schlüssel und ließ Paul über die Schwelle treten. «Warle» Sie einen Augenblick, bis ich die Lampe angesteckt habe!" sagte sie. Das war bald geschehen, und Paul blickte sich gleichgiltig im Zimmer um. Es war ein „odamdra Aurin", das sah ein Kundiger auf den ersten Blick; ziemlich freundlich ausgestattet, aber doch vo» jener Leerheit, die diesen Räumen das Charakteristische giebt. Allerlei Kleidungsstücke lagen unordentlich aus den Stühlen umher, eine Thüre führte in ein Nebengemach, dort mochte das Schlafzimmer sein, denn es befand sich kein Bett in diesem Raum. «Nun machen Sie eS sich bequem dort anf dem Sopha," sagte das Mädchen zu dem noch immer an der Thüre Stehenden. Ihr Wesen hatte etwas Befangenes, obgleich sie sich offenbar Mühe gab, ungenirt zu erscheinen.' „Ihre Verwandten sind am Ende schon zur Ruhe gegangen," bemerkte er, während er der Einladung folgte. Sie zögerte ei» Weilchen, dann sagte sie: «Was Sie für ein Interesse für meine Verwandten haben! Ich sagt« Ihnen schon, daß diese nicht unhöflich gegen Sie sein würden. Und der Grund ist sehr einfach, denn ich wohne gar nicht bei solchen, sondern möblirt bei fremden Leuten." Er machte eine Bewegung, als wollte er sich erheben, und sie lachte gezwungen auf. «Mein Gott, sind Sie ein Großstädter oder fürchten Sie für Jhttn guten Ruf?" fragt« sie spöttisch. Paul setzte sich wieder hin. „Bei fremden Leuten möblirt wohnen Sie hier?" sagte er. WaS machen Sie in Berlin? Bilden Sie sich zu irgend etwa» aus?" „Ja," antwortete sie, „und Sie werden es gleich sehen." Sie stand i» der Mitte de» Zimmer», den Hut halte sie ab gelegt, aber der lange Regenmantel, der bi» zu den Füßen reicht«, umschloß noch ihre Gestalt. Da» Licht der Lampe beschien sie hell und in ihrem Schein öffnete sie den Mantel und ließ ihn dann plötz lich von sich falle». Ein leiser Ausruf des Erstaunens entfuhr de» Lippen Paul's — das Mädchen stand Plötzlich im Costüm einer Tänzerin vor ihm. «Mein Gott, Sie sind zum Corps de Ballet übergegaiigen?* sagte er. ^ „Ja," antwortete sie mit einem spöttischen Auflache», „und da» ist natürlich auch was Rechtes — eine Künstlerin! Das heißt: mit der Kunst des Tauzens hat cs nicht viel aus sich, damit hätte man früher anfanzen müssen, wenn man es zn elwas Rechtem bringen wollte. Statistin bin ich an der Opernbühne, das ist auch «in Beruf." Er betrachtete sic, aber nicht mit dem Interesse, wie cs Amalie vielleicht wünschte, sonder» mit einen, ziemlich objectiv prüfenden Blick. Die leichte Tracht ließ die hübsche» Formen ihres Körpers zu voller Geltung gelangen, auch an Haltung fehlte es ihr nicht. Das war es wohl -auch, was sie Aufnahme in de» Verband der Opernbühne halte finden lassen, wenn auch freilich nur als eins der untergeordnetsten Mitglieder derselben. „Nun, wie gefalle ich Ihnen?" sagte sie mit einem graziösen Conipliineist, das sie mit einem koketten Tanzsprunge verband. „Recht gut, aber vffe» gestanden, hätten sie darum nicht Ihr Elternhaus verlassen sollen, denn ich irre mich ivohl nicht, wenn ich anuehme, daß Ihr Vater seine Zustimmung zn diese»! Berufe nicht gegeben hat?" „Freilich nicht — aber ich halte das stnvide Leben satt und Sie sollten doch von engherzigen Anschauungen sich nicht leiten lassen." „Das thue ich auch nicht — Eines schickt sich nicht für Alle, Jeder sehe, wie ec'S treibe u. s. w., das gilt auch hier. Aber dennoch —" Sie hatte inzwischen zwei Flaschen Wein anf den Tisch gestellt und Brot, Butter und kaltes Fleisch. Nun setzte sie sich selbst neben ihn anf'S Sopha und sagte mit koketter Miene: «Lassen Sie uns Ihre moralischen Bedenken mit den Geistern des Weines verjagen, Sie müssen mir den Gefallen thun, an meinem frugalen Abendbrot theilznnchmen!" Unv ohne ihn wester zu frage», legte sie ihm vor, schenkte die Gläser voll, stieß gegen das seine an und er mußte ivohl oder übel sich füge», so wunderlich er sich in dieser Lage auch vorkam. Der Wei» löste ihr denn auch die Znnge und ließ ihr Empfin de» immer deutlicher hervvrtreten. Ihre Blicke wurden brennender, sie legte manchmal die Hand auf die seine und rückte näher an ihn Hera». Vorläufig aber blieb er bei dem Allen sehr ruhig, wenn auch das häufige Trinken, zu dem sic ihn animirte, das Blut schneller durch seine Adern fließen machte. Auch jetzt noch erschien ihm da» Leben wie eine Posse und die Lage kam ihm im Hinblick auf da» kckette Costüm seiner Nachbarin wie eine Carnevalsszene vor. (Fortsetzung folgt-)
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