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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.12.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-12-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188512235
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18851223
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18851223
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-12
- Tag1885-12-23
- Monat1885-12
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.12.1885
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7210 . Landtag. sS»eek«l»»rkcht de» „Leipziger Tageblatte»".) Erste Ka««er. n. Dresden. 22. December. Der zehatea öffentlichen Sitzung Wodnteu am Tische der Regierung-Vertretung die Geheimräthc v. Einsiedel. Bodel und später Staat-minister Frhr. d. Könneritz und von Nostip bei. Sitzung-begiun um 11 Uhr. Ja die Tage-, ordaung eingetreleii gab zum ersten BerathnngSpunct: Petition der Gemeinde GroßhartmannSdors and Genossen betreff» Errichtang einer Filialapotheke in Großhartmauusdorf. Referent Beutler den Bericht der vierten Deputation. Referent berichtete, daß die petirenden Landgemeinden Grvß- hortmannSdorf, Müdi-dorf, Helbigsdorf, Zethao, Dürnthal. Grob- walterSdorf und Gränitz der Anitlhauptmaanschost Freiberg und Obersaida, Mittelsaida, Niedersaida und Hafelbach der AmtShanpt. schast Marienberg, mit 10,402 Einwohner», welch« nach de» nächst, gelegenen Apotheken zwischen 4.2 Kilom. und 12.4 Silom. Lutser. »ung haben, um Errichtung einer Filiale der Apotheke in Brand bitte», um fo mehr, als auch der OrtSarzt sei» Verbleiben in der Centrale der genannten Orte von Errichtung einer derartigen Filiale abhäagig gemacht hat. Die Tevuiation gelangte za de« Votum: „Die hohe Kammer wolle die Petition der Gemeinde Sroßhartmann-dors und Genossen, die Errichtung einer Filialapotheke in Grobhartmana-dors betreffend, der königl. Dtaat-regierung zur Erwägung übergeben." Der Rcse rent führte zur Begründung des Antrag» »och au«, daß die peti reuden II Gemeinden ihr Absehen aus den Apotheker in Brand gerichtet hätten, welcher sich erboten habe, die Filiale einzurichten und in eigene Verwaltung zu nehmen, daß auch früher vom Ort», arzt in GroßbartniannSdors eine Privatapotheke gehalten worden sei. In der Debatte sprach der ärztliche Regierung-rommissar gegen die Existenzsäkigkeit der in Rede siedenden Apothekenfiliale. Es werde bei der Beurthcilung wesentlich der Umstand in Frage zu ziehen sein, wie man am besten dem geäußerten Bedürfnisse ent- spreche, ohne dem bestehenden Rechte der umliegenden Apotheke», deren Einnahmen al< sehr schwache bezeichnet werde» müßten, zu nabe zu treten. Gras Rex glaubte auf letztere Anschauung nicht so wesentliche» Gewicht legen zu sollen, um so mehr, al» auch bei Concessionen anderer Art nur die Bedürsnißfrage, z. B. bei den Schankconces. sionea, in den Vordergrund gestellt werde. Ihm erscheine, daß nach Lage der Sache ein dringende» Bedürsuiß vorlicge, dem mau recht wohl Rechnung tragen könne. Staatsminister von Nostitz nahm da»Dort zu Klarstellung der Grundlage unserer Gesetzgebung in Betreff der Lonccssionirung der Apotheken, da diese nicht genugsam bekannt zu sein schienen. Die Concession werde nicht im Interesse der Apothekenbesitzrr, so», der» unter Berücksichtigung de» Bedarf» nur dann verliehen, wenn der Absatz aus ein bestimmte» Quantum sich beziffern oder doch an. nehmen lasse, damit die Apotheke ordnungsmäßig betrieben werden könne. E» bestehe demnach zwischen Schank, und Apothekenconcession »in ganz beträchtlicher Unterschied, da beim Schank auf die Qualität der Waare keine Rücksicht genommen werde. Wider die Uebrrweisung zur Erwägung habe er keine Einwendung zu machen. vr. Küstner führte neben den Grundsätzen für die Leben», fähigkeit der Apotheken auch die Verschiedenheit an. welche in den verschiedene» Gegenden herrsche und sich nicht gleichmäßig je nach der Zahl der Einwohnerschaft beziffern laste. Er vermeine, daß man die Filiale nicht der besten, sondern der schlechtest gestellten Apotheke der Umgegend übertragen solle. Der Referent bemerkte hierzu, daß die Deputation mit gutem Grunde in ihrem Votum auch von der Apotheke von Brand b«. züglich Stellung der Filiale Abstand genommen habe, um der Er- Wägung weiteren BeurtheilungSkreiS zu belassen. Die Kammer schloß sich hieraus einstimmig dem gutachtlichen Botum ihrer Deputation an. lieber deu Antrag zum mündlichen Bericht der vierte» Deputation über die Petition des 1882 in Dre-de» bei der Pferdebahn, gesell! chast bedicnstet gewesene» verunglückten Kutscher» August Herrn. Grüttuer um Wiederausnahmt eine» Proteste» oder Ge- wöhrnug einer Unterstützung gab Res. Heinrich die näheren De- tail». Petent ist in zweiter Instanz mit feiner Klage wider seine vormalige Brodherrschaft abgewiese, worden und hat da» Unheil rechtskräftig werden lasten. Rach Lage der Sach« konnte die De- pntotion nur zr dem Gutachten gelangen: die Petition, soweit sie Wiederansnahme de« Proteste» betriff», aus Grund von K. 23e der Landtag»ordnung als unzulässig zu bezeichnen, und soweit sie da« Gesuch um Unterstützung enthält, aus sich beruhen zu lasten." Di« Kammer schloß sich ohne Debatte diesem Votum au. Mündlichen Bericht über die Petition de» vormaligen Unter» körst er- Franz Müller und Genossen sd. h. sein« verwandten) in Potschappel um Gewährung einer fortlaufenden Unterstützung an Müller, beziehentlich einer Entschädigung für Meliorationen an fi». calischen Grundstücken, gab Referent von Ae »schwitz. Er fährt« au», daß Müller seit 1845 längere Zeit im staatlichen Forstdieast« gestände», wegen Unbrauchbarkeit ober ohne Pension entlasten worden sei. Hieraus gründe er seine» UaterstützunaSanipruch. Zwei Acker Areal, welche ihm der StaatSfiteu» pachtweise ohne EntschädigangS- rückgen-ähr zur Bewirthschastung überlassen hatte, sollen seiten Müller'» protze Melioration-kostenaufwände beansprucht haben, wie er uud seine Mitpetenten nachzuweisen suchen. Ja beide» Fällen sah sich die Deputation außer Staude, der onklareu Petition «in andere- Votum zu geben, ol»: „die Petition aus sich beruhen zu kaffen." Da« Plenum erhob ohne Debatte diese« Votum einstimmig zum Beschluß.' lieber die Petition de« im Jahre 1870 wegen Dienstunfähig, keit vom Militair entlassenen vuchbinder« Karl Friedrich Gottlob Seiler in Leipzig um Gewährung einer Invaliden Pension gab von Schönberg-Mockritz da» Resarat. Seiler ist nachträglich invalid geworden, konnte jedoch beim KriegSminifterium keine Be» rücksichtiguug finden. Die Deputation beantragte daher: „die Petition Seiler » al« Antrag aus Gewährung einer Javalideupenstoa aus sich beruhen zu lassen, ol- Bitte um Unterstützung ober der königl. StaatSregierung zur Kenntnißnahme zu überweise»." Ohue Debatte erhob die Kammer diese« Botum zum Beschluß. SitzungSschlaß 12',« Uhr. Nächste Sitzung Donnerstag, deu 7. Januar, Mittag« IS Uhr. Sveite Ka»«er. s Dresden, 22. December. Die heutige Sitzung wurde Vom Präsidenten vr. Haberkorn Vormittag 9 Uhr eröffnet. Am RkgieruiigStisch: waren anwesend die Herren Staat-minister Von jlöiiiieritz und von Nostitz, sowie Gch. Rath von Thümmel, Geb. Finanzrath Hosin, an» und tüeb. RcgieruagSrath Bodel. Aus der TageSorSiiiiiig stand zuaächst die Schlußberatduug über den Antrag zum muiidlichei, Bericht der Finanzdepulatioa S, die Titel 11 bi» 17 des außerordentliche» Staot«haa»halt«. Etat» für 1885,86 betr. (Referent: Abg. Heger), Ter Deputations-Antrag ging dahin: »Di» Kaminer wolle beschließen: Titel 11. Für GleiS-Aiilagru aus der Station Klinge» »erg 73,500 ^tk, » 12. Jur Anlegung eine- Süterz»g«einfahrt- gleiies aus dem Schlesischen Bahohose zu Dresden-Neustadt .... 60,800 » » 13. Jur den Umbau der ÄleiS-Anlageo in Wünsch-ndors 88,800 . . 14. Jur den 'Neubau de» Stationsgebäude» in OIIran 87,000 « - 18. Für Erweiterung der Station Lauter 84,000 . - 16. Für Ai ie .iir.g einer Stemladestelle bei der Ha»,stelle Demiy 40,300 . « 17. Für Erweiterung de» Bahnhöfe« ia Netzschkau . 36.000 » Aach der Borkaq« z» bewilligen." Zu Titel 15 bemerkte A>g. Dreltfekd, daß die BahnhosS» onlage in Lauter lehr manaeibast und iaSbesolldrre die Verlegung der Personcnballestelle wünichenswerth sei. Zu Titel 16 brachte Abg Päßler einige Wünsche vor, blieb aber ans der Iournalisten-Iribiine absolut unverständlich. Bei Titel 17 richtete Abg. Itirbach die Anfrage an die königl. StaalSregiernnq: worum man nicht eine Uateriülirung de» Badn- gleiscS in Netzschkau in gleicher Weile herstelle, wie die» in Icckeia geschebi». Der Verkehr sei in Netzschkau geradezu lel'enSge'ädrlich. Geh. Jinanzralü Hossmann erklärte: die Angelegenheit sei bei dem Finanzministerium noch Nie zur Erwägung gekommen, die Frage werde aber iniolge der gegebenen Anrequnq erörtert werden. Hiernach iorach die Kammer einslimmig die Bewilligung der oben ansgrsührlen Etat-Positionen au». Der zwe te nnb letzte Gegenstand der Beratbung war der Antrag zum mündlichen Bericht der Beschwerden- uad Peiitionsdeputation über die Petition der Fleiicherinnungea de» König- reich« Saebien von F. E. Laue in Leipzig, die Aushebung, oder, wenn dazu nicht zu gelangen »ein solllc. eine wesentliche Modifikation der Verordnung vom 26. Inli 1864 bei der König lichen Staotsrrgierung zu beantragen, betreffend. Lnrch di« aiigezogene Minister,al-Berordnung war bestimmt Warden, daß rin Privatmann tu der Regel »ur daun, wen» er mehr al« > Stück schk-chtftenerpflichtlge« Vieh tu eine« Kalenderjahr, schlachtet uud ganz oder thei,weise oerpsuudet, alt gewerbsmäßiger Fleischer anzujehe» sei. Indessen ist durch auderweite Miu.sterial- Verordnung vom 9. d. M. erläutert worden, daß durch jene Be stimmung der Anschauung der Gewerbepolizetbehördea über das Kriterium des gewerbmaßigen Fleischereibelriebe« keiuerlei Be« schränkung habe aujerlegt werden sollen. Die Deputation beantragte daher durch ihr« Refrrrutra Abg Juagnickel: „die Petition auf sich beruh« zu lost«". Abg. Aharrt auerkaunke, daß di« ia der Petition dararkegten Uebelstände iu seiner Gegend thatsächlich vorhanden seien. E« käme nun daraus au, inwieweit von den Gewerbepolizeidehörden in Zu kunft ein andere» Lersahreu eiageschlagen werden wird, nachdem vir Ministerial-Berorduung vom 9. d». Mi», erlöste» worden ist. Die königl Staat»regierung möge diese Verordnung, welche nur an die Krei-Hauptmannjchastea ergangen, auch im Gesetz« »nd Brrordnung«- blatte bekannt machen. Die Kammer beschloß hiernach nach dem Bot»« der Deputattou. Roch dem Schluffe der öffentliche» Sitzuug trat die Kammer zu einer kurzen vertraulichen Berathuag zusammen. Nächste Sitzung Doo»er«tag, d« 7. Jaauar 1886, Nach, mittag» '/,l Uhr. Tagesordnung: «»trag «w» Oehkschlägel, betrrff« de« «egfall« de« 25proc. Zuschlag» »» d« Koste» der «ichtstreitig« Gericht«, barkeit; Antrag vr. Pfeiffer, bettest» LrhShung der wegebauten- Unlerstützaog« a« SOM) ^l und Fortsetzung der Etatsberathung. vr. weck. Hermann Heinrich Plosi. -kekrologtsche Skizze. Den Umsana de« Verluste», den zunächst dt« ärztliche Fachwelt, sodann weitere kreise in Nah uad Fern, »ameutkich aber hier in Leipzig die Familien, in denen der Verstorbene Han»orzt und Berather war, durch da» plötzliche Ableben de» vr. m«<l Hermann Heinrich Ploß, Vorsitzenden de» ärztlichen Bezirks» erein« Leipzig, Ritter de» kgl. sächsischen Albrechtorden« I. Elaste, erlitten haben, ließen die Nachrufe wohl annähernd ermessen, welche von berufener Seite, aus dem Lollegeukreffe de« Verklärten herau» in diesen Blättern veräffentlicht, sowie in öffentliche» Lereinssitzungeu, wie die des Verein« für Erdkunde, durch den Mund der Vorsitzenden ehrend kundgelhaa wurden. Zur Erscheinung kam diese allgemein zu ueuuead« Trauer um den Heimgegangenen daun noch besonder« bei dem am l4. d. M. Bormittag» von der Halle he« Thoubergsriedhofe» au» stattgesundenen höchst erlesen uud dahei zahlreich besuchten Trauer- aciu» und dem letzten Geleite zur Ruhestätte aus der neunten Ab- theilung jene» Gottesacker«. Funeralrednex warm al» Geistlicher Liceutiat der Theologie vr. pdil. von Extra er», Diakon»« zu St. Thomae, al- College Hosxath Kryf. Vr. mack. Adolph "iater.*j lieber dm LebmSgang, die Etudi« und Brstrebangm, die Leistungen und Verdienste de» verstorbenen sich sorgsam näher zu unierrichteu, erachtete Verfasser dieser Zeilen für eine besondere Pflicht der Pietät, doppelt aagezeigt gegenüber den Manen eine« sür die periodische Presse im engeren und weiterm Sinne seit Jahr- zehnten unermüdlich und eriolgreich ihätigeu Schriftsteller«. Hermann Heinrich Ploß war eia geborener Leipziger, auch sein Bater, der Kauf» uud Handelsherr Karl Heinrich Ploß, war in Leipzig geboren worden. Gleichwohl stammte di« Familie Ploß vom Großvater her au» . Württemberg, und twar au« Kirchheim unter Teck. Der Großvater war von ,ort nach Leipzig gekommen. hatte hier geheirathet und sich eine geachtete Stellung i« Hause Frege L So. errungen. Sr wurde fast 81 Jahr« alt. nachdem er 44 Iahrr in jenem Hanse thätig und 39 Jahre Lheilhaber der Firma Frege gewesen war. Die sächsische Regierung hatte auch ihm den Kammerrathtitcl ver liehen. Al« Ploß geboren wurde (8. Februar 1819), batte sei» Vater da» Commission»« und Spedition-geschäst Ploß L kläbisch. Später trat Letzterer al» Theiluehmer io die Kuastbandlang von Pietro Del Vecchio. Der Sohn war 18 Jahre alt, al« ein« Bruftkrankheit deu Bater vorzeitig hiuwegraffte. Noch war damals seine Schulzeit nicht abgeschlossen, die er bei Privatlchrrrn, namentlich in Richter'« Jnftitut (in der Hohen Lilie) begonnen and kom October 1832 an ans der Nicolaischule fortgesetzt hatte. Beim Laledictiousact zu Michaeli» 1839 ist unser Ploß einer der vier Redner unter den sechs Abiturienten und recilirte einen deutschen Hymuu» an Gott. Ia der Einladung«schrist de» Rector Robb« zu diesem Art wird Ploß al» künftiger Student der Recht« ausgesührt. Sei es »na, daß Ploß in der Thal sich Anfang« sür dies Studium entschieden, nochmal- ober seinen Entl'chluß geändert batte oder daß ein anderer Irrthum vorliegt, genug, Ploß ließ sich Michaeli» 1839 unter Hos- uad Mediciaalrath vr. I. Ehr. Aug. Clara«' Rectorate al» Student der Medici» immatriculiren. Die« Studium absolvirte er binnen sech» Jahren. Loa den Lehrern, die ich um seine theoretische und praktisch« Au«b,ldu»g am meisten ver- dient machten, nennt er selbst vr. weck. Friedrich Ludwig Meißner, Privatdoceat an der Universität uad Direktor einer eigenen geburt-hilslich-ghaäkologischen Poliklinik. Ihm und dem ihm ent fernt verwandten Regierung-rath« vr. zur. Heinrich Dörrten widmete er im Februar 1846 seine Doctorschrist, welche von den psychischen Störungen der Wöchnerinnen handelt. Unter den Thesen streift eine, die zweite, an Pfychophysik au (tzoaelidet »ctio weotia »d orxnniawo psväet), die vierte erklärt sich gegen CelsnS. der lieber iwrileihaite Mittel al« gar kein» onzuwenden empfiehlt. Die letzt« These will di« lateinische Sprach» au» de» Prüsnngca der Mediciner verbannt wißen. Die Zeit hat Ploß nur zu sehr Recht gegeben. E» sind die Prüfungen in lateinilchir Sprache, die lateinischen Doetorschristeu, schließlich sogar die gedruckten deutschen Dissertationen mitsammt den Disputationen selb« in Wegsall gekommen l Da» Jahr 1846 war ein schmerzliche« sür anser» Ploß. Sr» der im März 183? dr» Bater verloren uad da» Jahr daraus den Großvater hakte sterbe» sehen, mußte binnen wenigkn Monaten nach einander das Ableben seine« Oheim« Heinrich Laut« Ploß and da« seiner geliebten jungen Schwester Ntarie, vrrheirathet mit vr. xbll. Theodor Apel aus Ermlitz, beklage». Ja da« selbstständige prakiiicheLebe, eiatretend, begann vr. «sä. Ploß gl« Armenarzt de« fünften Bezirks. Diese Stellung gab er später ans und verschaffte, sich i„ bürgerlichen, wir in Patriziersamiliea eine eheos» ehrenvolle, ol« konstante Praxi«. >l» Arzt ward er bald s«hr gesucht und geschätzt, sein Eifer, seine Pflichttreue, sein« Unverdros.'enheit, leine Geschicklichkeit fanden allseitig Anerkennung. Die College» lernten ihn al« eine liebortwürdig entgegenkommend«, aobl- Natur von Patrizier-Schrot und -Karn schätzen und verehren. Neben der Praxi« wußte «r sich wiffeiffchostttch sortzubildeu und literarisch zu bclchäsijge». Bald offenbarte er sich ol« eiue erustt Zorschernatnr. ol« Gelehrter, dem alle» Strebertdum fern lag. Seine erste» kchrificheq waren wohl eiue Broschüre lei I. A. Bart», die obne Jahreszahl (1851) unter dem Titel erschien: „An- Weisung zur Pflege uad Wartung der K'ader io den ersten Lebens jahren , und ein« etwa» größere Arbeit: „HvqiLa. Die Kunst, ei» hohe» uad frohe- Alter zu erreichen. Ei» Luch für jede» Manu, insbesondere eine väterliche Liebesgabe für den in die Welt tretenden Jüngling." Verleger war der btkaautt HoUenroth tnachmal« Grobe ,a Berlin). Drei Jahre später gehört er zu den zehn hiesige» Mediciner». welch- die Gesellschaft für GeburtShilse zu Leipzig de- gründeten und von denen nur noch Professor vr. Carlo« Heanig uad vr. meck. Heiser am Leben sind. vr. Ploß war deren Viredirector und Direktor je zweimal und langjährige« Mitglied der RedactionScommissioa der Gesellschaft. Der ehrende Nachruf der Letzteren (s. Tageblatt vom 18. d.) sagt von ihm: „Träger eiue« berühmten Namen» in unserer Fachwissen- schast, der er rin neue« eigenartige» Gebiet erschloß, war rr eine« der geschätztesten Mitglieder unserer Gesellschaft." In die Zeit der Stillung jener Fachvereiaignng fällt auch der Anfang eine« eneyklopSdischen Unternehmens, da» Ploß mit seinem Freund« vr. meä Julia« Hermann Brosch bei F. A. Brock- hau« in drei Bänden von 1884/56 hrrauSgab und dem er allein c»,en Snvvlementbant (1883) Hinz»fügte, die „Mrdicinisch-chirurgische Eacvklopädie für vraktische Aerzte". Im Jahre 1859 veröffentlichte er eine Schrift: „lieber die da» Gtschlechlsverhältniß der Kinder bedingenden Ursachen". Zwei Jahre später iehcn wir ihn weder an der Gründung eine» wissenicholtlichen Vereins tdeilnchmeu, vr. Ploß gehört seit 1861 zu de,, Mitgliedern de» „Verein« von Freunden der Erdkunde", wie dieser sich damal« nannte. Der aegenwäriige Vorsitzende de» Verein«. Professor vr. Freiherr von Richlhosen, nannte ihn in der Sitzung des Verein» vom 12. d. M e ns der «liiigflen Mitglieder, „einen der Stifter der Gesellschaft, dessen Verdienste «m die Ethnologie de- *) Elfterer knüpfte seine Rede an bat Bibe!»ort im ersten Briese de» Johanne« 1, 2 („Und da» Leben ist erschienen, »nd wir haben gesehen und zeuaea un" verkuud- ien Euch da» Leben, da« ewig ist, welches war bei dem V>::r und ist un« «'schienen"). Letzterer legte Namen« der Berus-genoss-a einen Lorbeeelrauz aus de» Sarkcphag, der i» eiar» herrliche» Blumen- »ud Pattuenhai» ansgrbahr« ßa»d, nieder. kann» seien«.») vr. Ploß war M 1870 in dem «»«schnffe diese« Vereni«, der die Karl Ritter-Sristung zur Unterstützung von Jor'chuiigSreisei» verwaltet. In den BereinSjahre-berichtea für 1871 »nd 1872 lese» wir Abhandlungen von Vr. Ploß, die auch besonder« abgedruckt im Buchhandel erschienen: „Da« Männerkindbett sCouvade), seine geographische Verbreitung und ethnographische Bedeutung" (yiurich«) und ..Da? Heiratlrsalter der Frauen bei verschiedenen Völkern". Bloß mach,« sich in dem Krieg«, uud Lholerojahre 1866, wir im deulich-iranzösischeu Kriege al« Arzt, wie al« kriegtchirurgischer populärer Schriftsteller verdient. In jenem erster«» Jahre vertrat er den Bezirkearz» in ausopserndster ersprießlichster Weise. Die k. sächsiiche Regierung erkannte dir» 1867 durch die Verleihung de« Ritterkreuze« vom Albrechtorden an. Im Kriegsjahre 1870/71 schrieb Ploß eine Reihe Aussätze über da« Sauitäl-wesen im Felde für die Zeitschrift „Daheim". Da wir hier einmal eiue allgemeinere Zeitschrift er wähnt haben, so sei gleich hinzogesügt» daß Ploß seit 30 Jahren ständiger Mitarbeiter der hiesigen „Jlluftrirtea Zeitung" war, dessen gediegene klare Aussätze gern und mit Nutze» vom Publicum gelesen wurden. Sr Unterzeichnete seine Artikel nnr selten nnd dann nur mit dem AusaugSbuchftabea seine« Namen«. Sr war mehr al« bloßer Mitarbeiter, er war ein« Art medicinisch-natunoisseuschasNicher Beiräth der Redaktion »nd al« solcher gewiß schwer zu rrsetzea. Der Dank zahlreicher Leser, di« rr belehrte, folgt ihm i» die Ewig- keit »och. Neben diese» popnläre» Veröffentlichungen, ,n bene» anch rin kchriftchea über da« Gesundheitswesen und seine Regelung im Deutschen Reich« (Leipzig 1882) und eine Jubelschrift über vr. Struve'« künstlich« Mineralwässer (Leipzig 1881) gebäre», gehe« sach- wissenichaftliche Arbeiten her, uad zwar aus dem Gebiet« der Gyui- kologie und der Kinderpflege vom Standpuncte de» Anthropologen uad Ethnologen au«. Die Untersuchungen uud Forschungen in «rsterer Richtung kamen in deu Verhandlungen der hiesigen geburt«- hilslichen Gesellschaft zum Vortrag uad in deren Mittheilungeu zum Abdruck, oder sie erschienen in „Goeschen'S De«tlcher Klinik", der „Zeitschrist für Ethnologie", oder endlich al» Gelegenheitsschriften, ». B. bei Geheimrath vr. Radin«' 50jährigem Doctor-Judiläum (2. April 1872) oder beim 25jährigen Jubiläum der Hamburger Gesellschaft für GeburtShilse (7. Oktober 18Ä). Die Aussätze über Kinderpflege folgten sich aus ähnlich« Weise. Einer derselben be handelte z. B. die Kindersterblichkeit in Leipzig (Berhaadluugeo der hiesige» Gesellsehast sür GeburtShilse 1873). Ploß trieb seine Studien vorzugsweise vom authrovologischea Standpuncte au«. Er gehörte daher zu deu eifrigsten Mitgliedern einer anthropologische» Sectio» de- hiesigen Verein« sür Erdkunde, daun aber, al« sich später eiu eigener Anthropologischer Verein (Januar 1880) hier bildete, zu den Mitgliedern dieser Bereinigung, die eiue Sectio» de- großen Deutschen Anthropologischen Verein» ist. Die Versammlungen de» letzteren besucht« er regelmäßig. Ebenso war er ein fleißiger Besucher der Waadrroersammlnngrn der Deutschen Naturforscher und Aerzte. Die Eindrücke uud An regungen. die er in dem Zusammentreffea »ud Verkehr mit deu bedeuleudsten Fachmänner» an« Deutschland und dem Ausland empfing, brachte er in seine» frischgeichriedene» Berichten (in der „Jllustrirten Zeitung") zum Ausdruck, vr. Ploß benntzte diese Versammlungen auch dazu. Verbiuduugen aazoknüpsen, um über gewisse cha vorzug«weise beschäftigende wissenschaftlich« Fragen «»«- kunst zu erhalte» oder Epecialstudicu in ferne» Ländern anstelle» AU lassen. „Zahlreiche« Material — schreibt er selber — habe ich durch Beaniwortung vogAragebogen erhalte», welch« ich theil» nach vielen Ländern an dort «lässige «erzte uad Privatleute versandte, theil» Reisenden und Miisionairen mitgab." Aus der Leipziger Ratursoricheroerlammlaug vom August 1872 war auch Ploß lehr thätig. Er war e«, der damals mit College» die Ausstellung naturwissenschaftlicher, mediciniich-chirurgischer In strumente, Ledrmittcl und Bildwerke in der Buchhändlerbsrse zu Stande brachte und welcher mit Andern die Anthropologenversamm- lung im Bornerianum zusammenries. Romen» der hiesigen Geburts hilflichen Gesellschaft hatte er ta der betreffenden Sectiou-sitzuug der Aerzteversammluog »Lubelsrftgrnß nnd Erinnerungsgabe" zu über- reichen. Ehe wir seine Berrin«thättgkei» verlnsie», haben wir noch zu er- wähnen, daß er dem frühere» ärztlichen Krri«verei»e in Letpzig, dem nachmalige, ärztlichen Bezirtsvereiue Leipzig al» Mitglied, zuletzt als trefflicher Vorsitzender, der Mediciaische» Gesellschaft, dem Aerztliche» Vereine, dem mediciaischea Lese- oder Monographischen Vereine von 1778 (zuletzt alt Eubsenior) ongehärte. Seit dreizehn Jahren war er anch Mitglied der „Harmonik". Al« Stadtverordneter wurde er Frübjahr 1875 erwählt. Ploß' Hauptwerke, die Monogroflhien, in die erdie Ergebnisse vielsihnger writschichtiger Studie» zusammeusaßtr, find da» zwei- bäudige, zweimal ausgelegte Werk: „Das Kind ta Brauch uad Sitte der Völker", zuerst erschiene» 1876, in zweiter stört vermehrter Auslage Leipzig 1882; sodann da» Schrisichen: „Da« kleine Sind vom Tragbett bi» zum ersten Schritt", Leipzig 1881, endlich da» bedeutendste seiner Werke, die in einer englüchcn Kritik al» .^tauckarä wvrtr" bezeichnetea „Anthropologischen Studien" unter dem Titel: „Da« Weib in der Natur« und Völker kunde". Leipzig 1884,85. Letztere» Buch ist eine Natnrgeschlchte ve« Weibe» vom Völker- kundlichen Staudpuuct au-, mit Berücksichtigung aller Zeiten »ud Laad«, lieber de» Weibes Physiologie und Psychologie, über Ethno graphie uad Culturgejchichte eiuschlagender Gebiete werde» die interessantesten Daten gegeben, die Früchte der eiugeheudfteu Studien ans dem Gebiete der Länder- and Völkerkunde, die Ergebnisse fast »ur exakter Forschungen, weist zusammeugettagen au« weit zerstreute» Quellen, vielsach auch eigen» beschafft durch direkt» Nachfrage bei Reisenden and Männern von Fach au« alle» Theilea der Erde. Selbst wlffeuschastlich« Probleme werden vorsichtig berührt und wo e« an historischen Dokumenten fehlt, durch ein» bei viele» Zweigen der Natunoisseoschaft mit Glück angewaudtr Forschnug-methode zu läsen versucht. Letztere« ist da« Verfahren, die Ueberrefte an« früheren Zustände», sowie die Anfänge historischer Ueberliesernng zur Erklärung jetzt bestehender uud ge- sundeuer Lrscheinangeu z» benutzen. Die „Frauensrage" wird am Schlüsse de« Werke» auch noch heraagezoge», weil die Anthropologie auch mit aewisseu historische» Momente» derselben sich zu beschäftige» hat. Verfasser verwahr« sich aber gegen die Zumuthuug, al» habe er etwa den versuch einer Lösung dieser Frage machen wollen. Sine letzte bedeutende Arbeit veröffei tlichte vr. Ploß vorige« Jahr im „Archiv für Anthropologie", eine Denkschrift: „Zur Ver. ftäadigung über eiu gemeinsame» Verfahren zur Beckenmeffnng". vr. Ploß wünscht in dieser hochwichtigen Frage ein Zuiammeuioirken von Anatomen uad Gynäkologe» uad glaubt der Wisjenfchast von der genaueren Untersuchung jene» bisher »erhältnißmäßig zu wenig beachtete» Skelettheile- bezüglich der abweichenden Verhältnisse bei verschiedene» Racra »ach den schon vorliegende» Vorarbeiten ganz interessaatr Aufschlüsse versprich«, »n dürfen. vr. pdU. K. D. Whtstliag. *) Bastian bezeichne«« unlängst Ploß al« „eiurn der Veteranen unserer ethnologischen Wissenschaft". Liersteuerversammlung in der Lentralhalle. * Leipzig» 22. December. Die beute Nachmittag im großen Saale der „Eeatralhalle" abgebaltene Gasiwirths- Versammlung in Sachen der Biersteuersrage balle sich — wie vorautzuschen — eine« starken Besuche» zu erfreuen. Um '/.4 Uhr wurde dir Versammlung durch Herrn Konrad er öffnet, auj dessen Vorschlag die Harren Trietsckler, C. W. Schmidt (Hotel Sedan) und Schubert (Direktor der Berrinöbrauere,) zu Vorsitzenden, die Herren Kanzler «nd Langer zu Schriftführern gewählt wurden. Hieraus nahm Herr Konrad al» Referent da« Wort: Hochverehrte Anwesende! E« ist mir der Austrag geworden, Ihnen den Zweck der heutigen Versammlung klar zu legen, welche vom Verein Leipziger Gastwirthe einberusen worden ist. In einer der letzten Sitzungen der Stadtverordneten wurde die Finanzlage der Stadt oil« eine schlechte geschildert und zur Erhöhung der Einnahmen eine Consumsiener vor geschlagen. eine Steuer aus Bier. Wein und Spirituosen >i. s. w. Ich habe mich gewundert, daß man gnade bierauj verfallen ist. den« au« Beispielen, wie z. B Cbemnitz, kann erwiesen werden, daß wenig Erträgnisse davon erzielt worden sind. Wohl würden hin in Leipzig höben Ergebnisse sich bero»4stellen. aber die Verbältniffe sind doch so. daß die Gasiwirlbe di« Steuer bei ihrer ictzigen Lage schwer ertragen können. Eoncurrenz ist gut. aber in Leipzig ist sie eine so schlimme, daß sie unleidlich ist. Daher nagt der Kisiwirlb. der vom Pitblieum al« Faulenrer. dem man da« in« Ha»< trägt, angesehen wird, vielsach am Hungertuche. Ma» muß eben die Schattenseiten auch betrachten, wenn man »n einem richtigen Bild« gelangen will. Mich hat «s ge freut, daß mau sich tm Sladtverordneten-Eollegiu» mit unserem Stande beschäftigt hak, und e« wäre z« wüllsche» daß e» auch io Zukunft eingehend geschieht, aus daß t>! Bedürsnißfrage, die Personen- nnd die Localsrage u da» Bereich der Berücksichtigung gezogen werden. Im Unschluj hieran verwahrt sich der Redner gegen die einseitige Agil», tion, welche der Verein gegen den Mißbrauch geistiger tzr. tränke in letzter Zeit entfaltet hat unv die daraus hinan-, läuft, da« GastwirthS-Gewerbe zu beschränken, und überreicht schließlich dem Vorsitzenden folgende Resolution: „Die am 22. December zahlreich versammelten Jntereffeite» de« Gastgewerbe« und der verwandten BerusSzweige beschließen, beim hohen Rath der Stadt Leipzig dahin vorstellig zu werden, von der im Stadtverorduetea^lollegium in Au-sicht genommenen Einiudrun,, einer Consuwftener aus Bier, Wein, Spirituose» w. Abftano zni nehmen, mit Rücksicht aus die Schädigung, welche durch die einseitiges Eiusühruug rioer Lonsumfteuer aus Bier, Wein uud Spiritiioie^ dem ohnehin schon schwer gedrückte» Gaftwirthrgewerbe ausnlegi werde» würde." Al« erster Redner meldet sich Herr Habersaat: Meine Herrn»! E» bat jede« Ding seine Vorgeschichte, da» ist anck- mit der Steuer aus Bier und Spirituosen der Fall. Se dürste folgende sein: Die Stadt hat eine große Anzahl den ManSseider Kuxen und da diese jetzt keine Zinsen geben, so wird die Stabt 200.000 an Einnahmen eiubüßen. Ader man muß diesen Ausfall durch alle Bewohner decken lasier, nicht durch die Gastwirthe allein. Herr Naumann: Unter den Zuschriften, welche dos .Leipziger Tageblatt" veröffentlicht, »fl auch eine, welche di' Besteuerung de« auswärtigen Biere» verschlägt. I<h glaub« da« Quantum de« «ingesübrten Biere« wird seh: überschätzt. Aus der Bayerischen Bahn wurden im letzten Jahre 9 Mill. Kilogr. — 62,700 Heklot. zugesührt. Aus de: Thüringer Bahn beträgt da« eingesübrte Quantum etwac über 13,000 Hektol., so daß die Summe de« hier ,u- gesllhrten Biere« 76,000 Hektol. beträgt. Hiervon müssen mindesten» 25,000 Hektol. abgezogen werden sür Biere, welche au« Sachsen selbst sind oder wieder ciu-gesührt werden. Ci verblieben also 50,000 Hektoliter zur Besteuerung und beleei- man den Hektoliter mit 1 uk Steuer, so würde die Steuer 50,000 eintragcn, eine zu geringe Summe, deren B«tra sich nicht der Einführung einer neuen Steuer lohnt. Dabe^ ist da» Quantum immerhin eiu bedeutende«, denn beim letzte!. Schützenfeste wurden aus dem Festplatze nur 3500 Hektoliter Bier verzapft. Man sieht hieran«. daß selbst die groß: Masse fremder Biere wenig Sleuererträgniffe ergiebt. Herr Stein: Ich glaube, daß in den Reden meiner beiden Vorredner eine kleine Lücke sich befindet, indem man immer von der Biersteuer gesprochen hat. Aber man muß auch cie Steuer aus Wein- uud Spirituosen in Betracht ziehen. Wenn in Chemnitz kurch die Biersteuer 40,000 einkommen, würde in Leipzig der gleiche Betrag 100.000 ^ sein. Ans Wein uad Spirituosen würde noch da« Gleiche erhoben werden, so daß der GastwirthSstand mit 200,000 belastet werben soll. Gegen diese hohe Besteuerung müssen wir unS wehren. Herr Lincke kommt zunächst aus die Angaben der Bor- redner, sowie auf d»e Einsendungen im „Leipziger Tageblatt" zn sprechen und bittet um objective Beurtheilung der Fruge. Mit Kräften müsse man bestrebt sein, eine jede neue Be steuerung abzuwchren. Für Leipzig ist allerdings ein fester Satz hinsichtlich einer eventuellen Biersteurr noch nicht aus- gestellt, aber wenn auch die Einführung der Steuer erst »ur droht, so wollen wir un« doch jetzt schon derselben erwehren, und zwar jeder Steuer aus fremde, wie aus hiesige Biere Herr Bürklin: Da« deutsche Schankwirthgewerbe ist ein sehr ehrenwertheö, und wenn eS unter demselben zweifel hafte Elemente giebt, fo muß daraus hingewirsen wert«», daß unter jedem aodereu Gewerbe e« solch« Elemente auL giebt. Wenn ich nun meine persönliche Ansicht ausdrückcu soll, so wird zwar eine Biersteuer in unserem Stadtverordnete» Collegium nicht durchgehen, und e» erklingt jetzt auch «ur ein ferne« Geläute, aber wir müssen nn« zusammenthnn, um schon jetzt einen unüberstcigbaren Damm sür alle ferneren Gelüste in diese» Beziehung zu bilden. Die Biersteue: wird auch von den hiesigen Brauereien nicht gutgeheiße», selbst nicht die Besteuerung der au»wärtigen Biere. DaL bier gebraute Bier kann ganz gut neben dem auswärtigen Biere bestehen. Aber trotzdem erscheint mir der heute vor geschlagene Weg auch der richtige. Bon einer Resolution allein verspreche ich mir nicht viel, denn selbst die pomphastefte» Resolutionen werden oft »ä uot» gelegt. Deshalb schlage ich Ihnen vor. eine Commission zu wählen, welche die Schrille de« im Stadtverordneten - Collegium gewählten gemischte» Au-schusse- aufmerksam verfolgt und, wenn etwa Gefahr droht, die nöthigen Schritte thut. um die Gefahr abznwenden Aus dem Wege persönlicher Vorstellung wird viel mehr zu erreichen sein, und ich schlage Ihnen de-halb die Wahl einer Comnnssion vor» i» Interesse der Gastwirthe uud auch der Brauereien. Herr Krätzer schlägt die Besteuerung der fremden Biere vor. weil die auswärtigen Bierbrauereien viel verdienen, die hiesigen nicht. Herr Koarad tritt dem entgegen und spricht sich noch mals dasür an«, daß vie Resolution angenommen wird. Herr Reinhold erklärt sich gleichfalls gegen jede Be steuerung. Herr Bürklin: Meine« Erachtens nach ist di« Dir- cussion ziemlich erschöpft. ES kann ja die Resolution ange nommen und außervrm eine Commission gewählt werden. Ich macke deshalb meinen Vorschlag zum Antrag. Bon der Versammlung wird beschlossen; eine Commission Von 15 Mitgliedern zn wählen. Herr Rein hold bittet, bei der Wahl auch die kleineren Gastwirthe zu berücksichtigen» welche das meiste Interesse an der Frage haben. Ja die Commission gewählt werden hieraus die Herren Kuhr, Bürklin. C- W. Schmidt, Trietschler,Küfer, Hase, Konrad, Canitz, Bauer. Höhne, Busch. Timpr, Brehm«. Poser und Hugk. Sodann wird die von Herrn Konrad eingebrachte Re- folution einstimmig angenommen unv die Versammlung durch Herrn Trietschler geschloffen. Nach Schluß der Versammlung ergreift nochmals Herr Konrad da« Wort, uw die Anwesenden zum möglichst zahl reichen Beitritt zum Verein Leipziger Gastwirthe anszusordera. Musik. * Seine Majestät der König Albert von Sachsen haben allergnädigst geruht, dem Capellmeisier der Gewandhaus- Coneerte Herrn Or. d. o. Carl Reinecke da« Prädicat „Professor" zu verleihen. * Bon den 400 die Frau Becrard in Berlin ver gangenen Sommer aus Stoß ob Brunnen am Vierwaldstäbtcr See verloren batte, erhielt die Finderin diese« Geldes, Fra» Paula Metzler.Löwh, Opernsängerin in Leipzig. 80 .L' zur freien Verfügung und zahlte diese Summe a», l9. o. M. zu Gunsten der Krankencass« des Vereins der Musiklehrer und -Lehrerinnen zu Leipzig beiden, Calsircr des genannlea LcreinL ein. Herzlichen Dank der sreunblichra Spenderin. * Leipzig. 23. December. Die drei Coneerte der russischen Vocalcapelle. deren erste« am beuligen Abend um 8 Uhr stattfinbet. werden nicht nur verschiedene Pro gramme enthalten, sondern anck jedesmal mit andere» Costnmen au«gesllhrt werden. Erwäbnt fei noch, paß nicht allein Programme, säubern auch vollständige Textbücher am Saaleingange ,n haben sind. Auch dürste die Mikibnlung inter^siren, daß die Capelle in einem Cenccrt in der Reichr- bauplstadl alsZuaaöc d,e„Wacht um Rhr,n" i» deutscher Sprach«, natürlich mit zündende« Beifall dortrug.
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