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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.02.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-02-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188502284
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850228
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850228
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-02
- Tag1885-02-28
- Monat1885-02
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.02.1885
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* Leipzig, de» 27. Februar. Die »enengagirt« Loncertrapellr de« Krystanpalastes führte sich gestern unter der Leitung de« Herrn Musikdirector Richard Lechler mit recht >;>l»iüig-m Ertolg hier em. Laßt sich auch über ihre LeistungSlähigkeit letzt noch kein defi nitive- Unheil abgebeu, da e- gerade bei Enseuible-Dardinuagen darauf aukommt, daß die AuSsührende» schon öfter« niit einander gespielt haben, so berechtigen doch verschiedene der vorgetrageneu Nummern zu der Hoffnung, daß die Capelle mit der Zeit »och recht Tüchtiges leisten kann. Hauptsächlich muß dieselbe ihr Augen merk jetzt daraus richten, daß eine noch größere Reinheit der Intonation, besonders in de» Blasinstrumente», erreicht wird; vielmehr, al» in dieser Hinsicht, befriedigte da- Orchester schon jetzt in Bezug aus die Präcision. Vom Programm seien außer einigen Etraug'ichen Tanzen, die recht srisch und flott ausgesüyrt wurde», als werlhvollere Nummern Beethoven'- Ouvertüre „Zur Weihe des Hauses " uud Reinecke'S „Frirdensseier" betitelte hcrvorgehobcn, denen sich noch diejenige zu „Raymund" von TbomaS anschlvß. Äm besten gelang die letztere, sowohl wa- Präcision, al- waS die Reinheit anbelangt, während die Beetboven'sche unter dem schon erwähnten Mangel reiner Intonation zu leiden hatte. Wie al- Dirigent, so führte sich Herr Musikdirector Lechler zugleich auch als tüchtiger Wolinvirtuo- ein. indem er eine „ungarische Rhapsodie"' von Hauser mit schönem, ausdrucksvollem Ton und geschmackoollem Bortrag zu Gehör brachte. Nicht minder zeichnete sich Herr Hugo Schmidt durch die Wiedergabe eines Piston - Kolo aus, in welchem er eine ganz bedeutende technische Fertigkeit zu entwickeln wußte. Al» ein ziger Bortrag ohne Orchesterbeglcitung stand eine Fantasie von Oberthür für Harfe aus dem Programm; Frl. Roscher zeigte in derselben, daß sie eingehende Studien gemacht hat und daß sie be- sähigt ist, noch eine tüchtige Harjenvirtuosin zu werden. Die Solo- leistungeo fanden auß—ordentlich lebhaften Beisall, der übrigea- aiuh sämmtlichen Orcheirernummeru nicht fehlte. — t. <k Leipzig, 27. Februar. Der hiesige MSnnergesangverein „Merkur" führte an seinem Lüjührigeo Jubiläum unter Leitang de- Herrn Musikdirector Nestler ein Werk des Eomvomsten Edwin Schulz aus, wozu der letztere aus keiner Hrimath Berlin heriidergekoaunrn war. Da derselbe dem „Merkur" überhaupt stets eine freundliche Theilnabme erwiesen und ihm u. A. auch mehrere Minnerchöre gewidmet hat, so will ihm dieser Verein eine kleine Ovation bringen. Die Mitglieder werden deshalb künftigen Sonntag „ach Berlin reisen und de», Gefeierten ein Ständchen bringen und die Ehrenmitgliedschaft überreichen. Dresden, 26. Februar. Ja Sntvesenheit der köuigl. Majestäten und vor ausverkauftem Hanse begann heute Abend im Altftädter Hostheater Frl. Lilli Lehmann aus Berlin ihr Gastspiel mit der Titelpartie in Bizet's „Carmen". Die genannte Künstlerin hat sich in der Gunst der Dresdner eine fest« Position errungen und ganz besonders ist es gerade die „Earinen'-Rolle, «lche von ihr in virtuoser musikalischer Ausführung uud mit charakteristischem Erfassen der darznstellenden nationalen Eigenart repriieutirt wird. Schon bei dem ersten Erscheinen sehr shinpathisch begrüßt, empfing die Sängerin nach jedem Actschluffe, sowie wiederholt auch ans offener Scene stürmischen Beisall, wie auch der hierorts nun einmal üblich gewordene Monstre-Lorbeerkrauz nicht fehlte. Im Auditorium war die Aristokratie sehr zahlreich vertreten. * Die Lieder der Frau Prinzessin Friedrich Earl werde», wie die „Tägl. Rundschau" erfährt, demnächst in einem geladenen Kreise zum ersten Male zu Gehör gebracht werden. Frl. v. Bhylany wird dieselbo« au einem bei dem Generalintendanten stattfindenden Mnsikabend singen. Die Lompositionen der hohen Frau sollen sich, wie Kenner versichern, weit über das Dilettanlenhaste erheben «nd sich durch Eigenart und Empfindung auSzeichneu. * Der gefeierte Tenorist Herr Emil Goetze vom Kölner Stadt» theater, der in den letzten Togen mit dem glänzendsten Erfolge in Karlsruhe eia Gastspiel absolvirte, ist von dem Großhrrzog von Bade» mit dem Zaehrurger Löwenordea ausgezeichnet worden. Hamburg. Die bereit» vor einigen Tagen im „Leip- . blatt" gemeldete Bereinigung der Stadttheater von Ham» z-Mtona mit dem Thalia-Theater Hierselbst hat weit über da- Seichbild unserer Stadt hinaus das größte Interesse wachgerusen. Der Direktor unserer Oper, B. Pollini» wird in der Leitung diese« vereinten artistischen Unternehmen- von dem Sohne Maurice'- unterstützt werden. Was Chöri Maurice, den bisherigen Direktor d«I in der Kunstwelt ganz Deutschlands rühmlichst bekannten Thalia Theaters» anlangt, so begeht Derselbe Anfang Mai er. seinen 88. Geburtstag, und ist somit einer der älteste» Bühnenleiter Deutsch- laudS. — Die Ausbildung des ehemaligen Schloffergescllen P. Cordes zu« Sänger hat sehr erfreuliche Fortschritte gemacht; die Stimme ist von süßem Schmelz, uud wenn wir es hier auch nicht mit eiaem i»>«»auaten „Stern erster Größe" zu thun haben, so kann Corde» doch immerhin mit den besseren deutschen GcsangSkräste» in Parallele gestellt werden. Lrystallpalast. Leipzig» 26. Februar. Nachdem Herr Semada nur eine kurze Zeit dem TheMer variölö seine Gegenwart geschenkt halte, folgte ihm aus dem Fuße eia neuer Gesänge Humorist, dessen Name ebenfalls in Leipzig einen guten Klang hat, Herr Sldols Ascher, der Mitbegründer des einst viel gestierten Cnienrblcs der Leipziger Quartettsänger, das auS den Herren Neumann, Ascher, Metz und Schreyer bestand und im alten „Schützenhaust" sein eigentliches Heim hatte. ES ist manches Jahr seitdem ins Land gegangen, aber Herr Ascher hat an Humor und Frische des Vortrags nichts ein- gebüßt und gehört heute »och zu den besten Chara'terkomikcrn in seinem Genre. Manche der Couplets, die er mit ergötzlicher Komik auSznstattc» versteht, sind schon älteren Datums, aber man hört dem Sänger gern zu, der auch ein altes Lied wieder neu zu mache» versteht, und auch eine Anzahl neuerer Producle aus dem Schatze der Couplelpoeste zum Besten giebt. Neben ihm wußten sich auch gestern Frl. Henny Montag, die fesche Costüm- soubrrtte, deren pikanter Liedrrvortrag immer anziehend wirkt» aod Frl. Clara To Sr ans» die ebenfalls eine treffliche Routine in der Gcsangssoubrettenkuast au den Tag legt, erfolgreich zu behaupten, und die heiteren, amüsante» Bortrüge derselbe» ernteten lebhaften Beifall. Mit nicht geringerem Applaus wnrdcn die Lieder Frl. Reinloss'S eatgegcagenommen, die mit ihrer klangvollen, aus giebigen Stimme «inen effcctvolleu Bortrag verbindet und nament- Ich die ernsteren Piecen mit Innigkeit und Gefühl zur Wiedergabe gelangen läßt. Rechnet mau zu diesem Theil des Programms, der die musikalischen Freuden enthält, noch daS Auftreten der weiß- haarigen Albinos, Sisters Morris, und die Productionen der mustkalisch-excentrischen Truppe „The CharltonS", so bekommt man eine Reihe von Borträgeu so verschiedener Art, daß eS keine« Beweise- bedarf, daß im Theater varivtö des KrystallpalasteS eine buute, unterhaltende Vielseitigkeit herrscht. Wie wir hören, wird sich daS Bild des engagirteu KünstlerpersoualS i« den nächsten Tage» wiederum wesentlich verändero. k-s. Neue Kunst- uud Lunstgewerbesachen. Ein sehr beachtenSwertheS ältere- Oelbild findet sich jetzt auS» geftM ia der Kunst, und Kunstgewerbe.Ausstellung von Geißler L Co. (PeterSstraße 22. l. und Il.)> ein gemeinschaft liches Werk von O. Lenz und Joh. Adam Klein, vo» denen der erstere daS Landschaftliche, der andere das Figürliche gemalt bat. wie die deutliche Bezeichnung (0. Osnr 1847 — ck. Llein Lg. t 48) au-weist. ES ist ein schönes Werk der älteren Münchner Ähnle und zeigt eine reizende Perspective in eine oberbayerische Taktstraße mit abendlich heinikehrenden Landleuten, Vieh an der Tränke und am Dorsbache. Bon den am Horizont ausziehcudea düsteren Wetterwolken heben sich die Häuser und die Helle Kirche im Hintergründe wirksam ab. Nirgends ist der eoloristischcu Wirkung Zeichnung und Feinheit des Details geopfert. Reizende Figürchra bietet das von Klein hineinstasfirte Vieh. Zu decorativea Zwecken recht effectvolle Bilder aus Holz, ia einer „Lhlogravüre" genannten, am besten als Niellomanier bezeichaeleu Weist auSgesührt, sind ebenda ausgestellt. Aus einer Holzplatte mit passend ornameutirtcr Umrandung ist ein Bild in Lilliengraviruug eingcjchiiiltcn und ganz wie bei dem Silberniello «it einem schwarzen Kitt ausgesüllt, so daß die Wirkung de- Bilde te» eine« Holzschnittes nahe kommt. Diese Arbeiten gehen hervor aus der Sunstanstalt von Christian Weise L Co. in Karlsruhe. Die beiden ausgestellten Sachen stellen zwei äußerst malerisch ans- gesoßte Landsknechte de« 16. Jahrhunderts dar nach Originalen, die ivohricheinlich von dem Kupstrstechcr Joh. Jac. Kobel 1520 gejKchnet wurden und dem „Wappen des heiligen römischen Reiche- deutscher Nation" entnommen sind» erschienen 1545 bei Lhriak Jacob i» Fraaksurt am Main. Erwälint möge heute noch sein eia den übrigen Musterzimmeru der Geißl-r'ichkn Kunst, und ScwerbcauSstellung sich anichließcnde- »e, ringerichletes „Herrenzimmer", welche» zeigen soll, wie «i« geschmackvolle Rcnaiffauceciorichtuug zu den mäßigsten. Jeder mann zugänglichen Preisen onSgesührt werden kann, indem der Preis der vollständigen Möbelgarnitur i« zum Theil polirter Eiche und in der bekannten stilvollen AuSsührung der Sckiumann'sche» Nerkstätte für Holzbildhauer«! nur 800 .6 betragt. Die geschmock- vollen Tapeten und Panieren und das trefflich imitirle Holzlambri iuü auS der Tapelensabnk von Conrad <L Lviisiiiuller hervorgegangen. Adols WeiSke. Andvorstädlischer Rerirksverein. * Leipzig, 27. Februar. Die gestern Abend abgrhaltene Monat-Versammlung war nur schwach besucht und gab daher dem Borsitzenden. Herrn Jung, Gelegenheft, daraus hinznweistu, wie nothwcndiger Weise das Interesse am Bercin durch die Mitglieder mittelst Anregung entsprechenden Stoffe» selbst gesördert werde» müsse. Zugleich theilte der Vorsitzende mit, daß die Sammlung sür die Peterskirch« weiteren Fortgang nehme und die GlaSseufter bereit- in Arbeit gegeben seien. Der Hauptpunkt der Tagesordnung betras die Errichd»»» einer Speiseanstalt in der Südvorstadt. Es resrrtrte hierüber Herr Lehrer Kahser. Die Armenbchörde hat sich schon öfter- mit dieser Angelegenheit beschäftigt, und an- Anlaß einer Anregung im Stadtverordnetencolleginm ist um ein Gutachten de- Gesammtvorftands der städtischen Speiseauslalt über diese Frage . Z. ersucht worden. Dieses Gutachten schlägt die Kosten sür eine Umlegung einer der alten Speiseanstalten aus etwa 17,000 -äl und die Errichtung einer neuen aus etwa 22,000 ^l »nd 7780 » lausende Kosten an. Die letzteren Summen entstehen au» otqenden Posten: bauliche Einrichtung 15,000 », Dampskeffcl 2000 .si, Kochkessel 4000 „4, Kl>chc»eiiirichtu»g 600 ^1, Geschirr 400 Miethe 3000 Zuschuß 1500 .«t. Reparaturen SbO ^l, Zinsen 880 10 Procent Amortisation 2200 .M DaS Gutachten verhehlt auch nicht, daß die Betheiligung an den städtischen Speise- anstalten eigentlich eine schwache sei, eine Erfahrung, di« ma<t» allen großen Städte», in Berlin. Wien und Prag, gemacht habe. Aus diese« Gutachten bin konnte natürlich der Rath ß Z. dem ausgesprochenen Wunsche nicht Folge leisten. Trotzdem beschäftigte sich da- Armeu- directorium weiter mit der Angelegenheit und trat dem Borschlage näher, die in einer bestehenden Anstalt bereiteten Speisen nach der Südvorstadt tranSportiren zu lasse». Allein die Speiseanstaltea müßte» »othwendigerWeise aus einem bestimmten Absatz der Speisen beharren, und Dieses wieder konnte und kann man nicht garaatireu. Die zur Prüfung der Frage im Südvorstädtischen Verein gewählte Commission ist nun allerdings der Meinung, daß in der Südvorstavt das Bedürsniß nach einer Speiseonstatt jedenfalls dringlicher sei als in der Gegend de» Rosenthals, wo sich bekanntlich die eine Speiscansialt befindet, und will deshalb den Versuch mit einer neuen Spelsennslatt nicht ausgegeben wissen. Die Commission schlügt daher vor, von einer Berbindung mit de» allen Speiseanstalten adzujehea uud di« Errichtung einer selbstständigen Speiseairstalt, wen» auch im kleinsten Maßstabe, t«S Auge zu saffeo und firner ein größere« Coniitö zu ernennen, dom die Beschaffung de« GarnvtirfoadS zur Ausgabe gemacht wird. In der hieraus folgenden animirten Debatte spricht Herr Schlossermeister Sauer feine Ueberzeugung au«, daß, wenn man die Speisen aus dem gewöhnlichen Kochweg Herstellen m>d die Dauipskocherei beiseite lasse, di« Speisen durch ihr« Schmackhaftigkeit sich bald Beisall bei der Bevölkerung erringen und den Absatz sichern würden. Er bejaht entschieden die Bedürfnißsr^e uud führt au mehreren Beispielen au«, daß sich sür den Preis von 15 per Portion thatsächlich eine gute, schmackhafte "und nahrhafteKoft Herstellen lasse. >» der Debatte betheiligcn sich noch die Herren Jung, Kaißer und Be eg er, welche das Thema nach allen Seiten beleuchten und schließlich wird der Antrag der Commission einstimmig angenommen. — Eine zur Kenutuißnahme und Unterzeichnung gebrachte Potitiou von Bewohnern der Lüdvorstadt um Einrichtung eior- WochenmarkteS und zwar ans dem Platze an der Zeitzr» und Kürnecstraße ries eine lebhaste Aussprache hervor. Bo« Herr» Jung, welcher sich sonst mit der Petition sehr einverstanden er- klärte, wurde bemerkt, daß der Rath dem Ersuchen insofern gar nicht Statt geben könne, als der bercgte Platz dem EisenbahnfiseuS mit zur Halste gehört and dieser durchaus nicht aus den Vorschlag, dort Markt adzubalten, «ogehen swerd«. Die Petition sei deshalb schon gegenstandslos. Diese- Argument war sür di« Auw«senden entscheidend, wenn sie auch alle die Nothwendigkcit der Einrichtung eines WochcnniarkteS betonten. Als Ort wurde vorgelchlagen, die Plätze an de» breiten Straßen zu benutzen und später den Schmuck- platz vor der VI. Bürgerschule, welcher schon sür diese Eventualität prvjectirt ist, mit einzubeziehen. Die Brrlnnimlung wurde gegen 11 Uhr geschloffen. Eutscheidungen -es Reichsgerichts. Albdruck ohne Angabe der Quelle wird gerichtlich verfolgt.) In Köln erscheinen zwei Localblättec. das „Kölner Tageblatt" und die „Kölner Nachrichten", welche Berichte über ivrale Ereignisse, unter anderen über die Verhandlungen dcS Schöffengerichts bringen. AIS Berichterstatter für diesen Theil sungirte bei beiden Blättern der 22jährige Richard O-, welcher hierfür ein Zeilenhonorar erhielt. Als nun am 1. März v. I. die Ehesrau des Pfandleihers P. zu Köln vom Schöffengericht wegen einer Gewerbe-Contravention za einer Geldstrafe von 15 verurtheilt worden war, beeilte sich ihr Ehemann, dem eS im geschäftlichen Interesse daran lag, die Ber- urtheilung seiner Frau nicht in weiteren Kreisen bekannt werden zu lassen, an beide obengenannten Blätter schriftlich die Bitte zu richte,,, die Verurthciluiig seiner Ehesrau iu den, Berichte über dit Schösscusitzung nicht zu erwähn.',,. Der au dcu Besitzer des „Kölner Tageblatts" gerichtete Brief des P. war von die,em an den Rcdact.'ur des Blattes abgegeben und durch letzteren hatte nun der Berichterstatter O. Kenntniß von dem Verlangen des Pfand- leihcrs P. erhalten. O. gedachte diese» Umstand sür sich auS- zubeutc» und erschien am Vormittage des 3. März in der Wohnung des P„ führte sich als Gerichtsberichten«-«» der „Kölner Nachrichten" ein und verlangte von P. sür die Nichterwähnung der Verurtbeilung seiner Ehesrau i» dem sür die „Kölner Nachrichten" bestimmte» Berichte eine Vergütung, deren Betrag er jedoch nicht angab. Als „un der Pfandleiher P. seiner Anschauung Ausdruck gab, daß in Folge seiner erwähnte» Schreiben eine Erwähnung der Bcrurtheiluiig in den „Kölner Nachrichten"", wie auch im „Kölner Tageblatt" nicht mehr zu besürchte» sei, erklärte O., wen» er keine Vergütung bekomme, dafür sorgen zu wollen, daß dennoch ein Be- richt ükr die schüffenger'chlliche Verhandlung erschiene. Daß er durch Weglassen jene» Berichts einen Ausfall in sciiiei» Verdienste habe» würde, sagte O. nicht. Am Abend diese» Tages brachte das „Kölner Tageblatt" die säiiimllichen Verurtheilungeii aus der Schöffen- gerichtssitzang vom 1. März mit Ausnahme der der" Frau P. und des Drechslers K., welcher vom Schöffengericht zu 3 Tagen Ge- süngiiiß verurtheilt war, jedoch ebenfalls bei beiden Zeitungen um Nichlvecösscntliihung der Verhandlung gebeten hatte. Wie sich später herausgestellt, hatte O. bei dem Drechsler K. dasselbe Manöver wie bei dein Pfandleiher P. gemacht. Daß O. bei beiden eine Abweisung erfahren, halte zur Folge, daß in der Tags darauf «scheinenden Nummer des „Kölner Tageblatts" aussuhrliche Berichte über beide Lerurtheilungcn enthalten waren. P. wandte sich nun an den Besitzer des „Kölner Tageblatts", um die Ursache der Ver öffentlichung zu ermitteln, woraus O. sofort seiner Function al« Berichterstatter enthoben wurde. Die Kölner Strafkammer hat nun O. wegen ErprcssuiigSversuchs zu 2 Monate» Geiäugaiß ver- urtheilt, da der Angeklagte dem Besitzer des „Kölner Tageblatts" gegenüber selbst zugestandc», schon zu verschiedenen Malen Schweig- gclder empfangen zu haben und es keinem Hveffel unterliegt, daß der Angeklagte von dem Pfandleiher P. uschl üur Eriatz des durch Wegfall des die Frau P. betreffenden Berichts ihm ent gangenen, etwa 40 betragenden Honorar-, sondern eine höher», ihm nicht zukommendc Summe, also einen rechtswidrigen Ber- »lögensvortheil sich hat verschaffen wollen. In dieser Absicht stieß der Angeklagte die obenerwähnte Drohung auS» um den Pfandleiher P. zur Hergabe erner Aergütung zu nöthige.u. Da P. aber Nichts zahlte, so ist daS beabsichtigte Vergehe» nicht zur Vollendung gekommen und nur in dem Stadium des versuch« geblieben. Die Revision de- Angeklagten, welche bestreitet» daß er sich bei seinem Vorgehen gegen P. einen rechtswidrigen Vermögen«» vortheil habe verschaffen wollen, hat da- R-G, I. Strafsenat, am 2. Oktober v. I. verworsen, da als erwiesen zu erachten ist. daß der Angeklagte sich nicht lediglich Ersatz de» ihm durch Wegfall des betreffende» Bericht- erwachsenden Schaden», sondern einen höheren Betrag, der ihm nicht zukam. sür ihn also ein rechtswidriger LermögeaSvortheil war, ver. schaffen wollte. Nachtrag. * Leipzig, 27. Februar. Se. Hoheit Prinz Moritz von Sachsen-Altenburg traf gestern Abend 6 Uhr 54 Minuten nebst Gemahlin und Tochter mittelst der Bayerischen Bahn hier ei», um dem Coacert im Neuen Gewandhaus« beizuwobnen. Bor der, an demselben Abend um 10 Uhr 55 Mmuten erfolgten Rückreise nach Altenbnrg nahmen di« hohen Herrschaften im Restaurant de) Bayerischen Baduhos- daS Souper ein. Auch Ihre Hoheit die regierende Fürstin Reutz j. L. und Tochter wohnten dem Gewandhaus Eoncerte bei und nahmen Absteigequartier im Hütel Sedan. — Das Programm de» Herren-Abend» der Mit glieder de« Stadttheaters findet sich im Anzeigentbeil unsere- heutigen Blatte- verzeichnet. Auf vielfaches Er suchen und namentlich in Rücksicht aus die vorzügliche Venli- lation deS großen Krystall palastsaaleS. ist das Rauchen von 11 Uhr ab gestattet worden. — Im Krhstallpalast findet heute eine große Extra- Künstler-Vorstellung und zwar als Abschied«-Benefiz für di« Concertsängeri« Hermine Rein lofs, welche mit heutigem Tage ihr 2 monatliche- Gastspiel beendet, statt. Die englische Sängerin Miß Kate Hollwood tritt heute zum ersten Male auf, während dem die weißhaarigen Albinos Lister« Morri* heute au- dem Verbände de- Krystallpalast-Ensemble- scheiden. — Zn Bezug aus die in der DonnerStagS-Nummer de- „Leipziger Tageblatt««- berichtete Verhaftung des „Stubenmädchen-- einer hiesigen englischen Herr- chast erfahren wir. nachdem die nöthigen Erörterungen iattqefunden haben, Folgende-: Allerdings war zunächst da« Slubenmädchen als der Juwelen-Diebstähle dringend verdächtig bezeichnet und verhaftet worden. Im Lause dr unter Mitwirkung de- vereidigten Dolmetscher- der englischen Sprache (vr. D. Asher, hier) «gestellten Zeugenverhörs erwies sich jedoch die Unschuld der Verhafteten und die Diebin wurde in der Person d«» bei derselben Herrschaft dienenden Kindermädchen- ermittelt und in Hast ge- nommen. da- Stubenmädchen aber sofort wieder aus freien Zuß gesetzt und von der Herrschaft ausgenommen. Leipzig, 27. Februar. Heute Morgen in der vierten Stunde gab eS in der Richtung nach Paunsdorf zu einen bedeutenden Feuerschein, weshalb vom hiesigen Feuerwehr- depot ein Rrquisitenwagen dahin abging. Wie später gemeldet wurde, ist aus PaunS»"orfer Flur em Getreideseimen niedrrgebranut. — In einer hiesigen Herberge wurde heute rüh em Tischler au- Düffeldorf, welcher vom Landgericht Gotha wegen Diebstahls steckbrieflich verfolgt wird, polizeilich angetrossen und in Haft genommen. * Leipzig, 27. Februar. Bon der zweiten Strafkammer de- hiesigen königlichen Landgericht- wurden in den heutigen Hanptverhandlungea verurtheilt: 1) der Schulknabe Adolf Heiiirich Bernhardt auü GohliS wegen Vergehens >egeu H. 176. S deS R.»Str.»Ges.-B zu 4 Monaten, 2) Anna Narie Bischofs au- Hohenstein uud der Arbeiter Karl Heinrich Schindler aus Eythra wegen Verletzung de» tz. 180 de- R.-Str.-Gef.-B- zu 3 Tagen und bezw. l Tag, 3) der Landarbeiter Friedrich Wilhelm Fleck au- Plagwitz wegen ücksalldiebstahlS rc^zu 1 Jahr 6 Monaten Gesängniß; dahin gegen der Gärtner Ernst August Engricht aus GußmannS- thal von drr Anklage der uuvrrechtigtrn Ausübung der Jagd fteigesprochen. * Reudnitz. 27. Februar. In der gestrigen Gemeinde rath Ssitzung ward beschlossen, in da« OrtSsteuerregulaliv die Bestimmung auszunehmen, daß, während vom Grundbesitz mir 6 pro Einheit Gemeindegrundsteuer zu zahlen ist. von solchen Personen, welche im Orte mit einem Grundstück an gesessen. aber au-wärt- wohnhaft sind, eine Gemcindegrund- steuer von 15 pro Einheit erhoben wird. Dieser Beschluß bedarf noch Ver Bestätigung durch die Aufsichtsbehörde. Die übrigen aus der Tagesordnung stehenden Gegenständ« waren weniger von Belang. Ueber da- grausige Dorkommnitz in Plagwitz, dessen wir schon in der letzten Nummer gedachten, meldet da» „Lindenan-Plagwitzcr Wochenblatt- noch folgende Einzelheiten: Frau Pfau war voll dem Geschäftsführer d<2 hiesigen Conlum- vereinS dabei ertappt worden, wie sie sich eine» unerlaubte» Griff in die Ladencasse gestattete, als er daS Geschästslocol aus einige Zeit verlassen hatte, um Waaren herbeizuholeu, die sic zu kaufen wüm'chte. Der Geschäftsführer hotte schon lange Zeit hindurch de. merkt, daß seine Lasse a»s diese Weise bestohlen werden müsse und hatte auch schon längere Zeit die Frau Pfau im Verdachte, daß sie diese Diebereien begehe. Uni nun endlich die Diebin übersühren zu können, griff er zu dem Mittel, di« in der Lasse befindlichen Geldstücke mit Zeichen zu versehe». Als nun am Freitag voriger Woche die Pfau wieder erschien und ihn wieder veranlaßte, den Laden aus kurz« Zeit zu verlassen, sah er sofort die Ladencaffe nach, al- die Pfau sich zum Fortgehen au- schickte uud da bemerkte er den» auch, daß zwei der gezeichneten Markstücke verschwunden waren. Er sagte nun der Frau aus den Kops zu, den Diebstahl begangen zu haben und üdersührle sie auch desselben, indem er in ihrem Portemonnaie die beide» Markstücke vorsand. Bei ihrem Verh-r vor ber hiesigen Polizeibehörde gestand sie denn auch nach uud nach zu. in de», Berkaussgcivülbe aus die geschilderte Weise etue Anzahl Diebstähle verübt zu haben, doch sollte der gestohlene Betrag nach ihrer Angabe in Summa nur ein geringer sei». Als man nun ober am Montag bei einer HauS- suchung in ihrer Wohnung versteckt ein Sparcaffenbuch vorsand, aus das mehr als 200 eingezahlt. und ferner nicht weniger als 13 verschiedene Geldtäschchen und al- man weiter benierkle, daß sie während der Haussuchung in auffälliger Weiie versuchte, ei» Porte monnaie verschwinde» zu lassen in welchem sich 58 baar besandcn, so konnte man sich nicht mehr dcS Verdachtes erwehren, daß die Frau die Diebstähle geradezu gewerbsmäßig begangen lurbe. Nachdem die Haussuchung thueiideu Polizciorgane dnS Haus wieder verlasse» hatten, ist nun der Toütjchlag oder Selbstmord der Fra» Psou erfolgt. Ihr Mann meldete nämlich am Nachmittag des Montag aus hiesiger Polizeiwache, daß er seine Frau eben im Keller erhängt ausqefunden habe. Die Psau hatte sich i» knieeuder Stellung, das Gesicht gegen die Mauer gekehrt, in dem kaum mannshohen Keller in der Weise ausgehängt, daß sie ihren Kops durch die Schlinge eines Strickes gesteckt hatte, der an einem an einem Nagel hängenden Kindcrschlilten befestigt war. Der Leichnam war außerdem über und über mit Blut befleckt und befand sich außerdem iw Keller eine große Blutlache. Bei näherer Besich tigung de- Leichuams stellte e- sich heran», daß derselbe am Kopse eine Anzahl Wunden batte uud daß außerdem versucht worden war, die Pulsadern des linken Arme- im Haudwurzelgelenk durch zwei Schnitte oder Hiebe zu öffnen. In der Nähe des Leichnams fand man ein blutbefleckte» Beil und der im Keller stehende Hack- stvck war ebenfalls stark mit Blut besudelt. Der Leichnam wurde nach dem Secirlocale de- hiesigen Krankenhauses gebracht, der Ehe mann der Psau aber am Abend des DiciiStag verhaftet, da man gelegentlich einer neuen Haussuchung in seiner Wohnung riuc ihm gehörige mit dunklen Flecken bespritzte blauwollene Jacke vorsand. Die Flecken stellten sich bei der mikroskopischen Untersuchung als von Meiischenblut herrühreud heran-. Diese Flecken können freilich auch in die Jacke gekommen sei», al- Psau seine Frau abschnilt. Gestern hol nun die Seciiou der Leiche durch die Herren Geh. Medi- cinalrath vr. Sounenkalb. Geh. Hosrath vr. Berger und unter Assistenz de- Herrn vr. Harnapp vo» hier ia Beisein de- Herrn StaatSanwalteS Meißner, de» Herrn Amtsrichter- Schreiber und de« Herrn Referendars Scharr stattgesunden. Dieselbe ergab zunächst maniiigsoche Berletzungeu de« Kopie«. Von der Stirn läuft bi- aus den Wirbel eine 12 Lentimeter lang», 3 Lentimeter klaffende Wunde, die bi« aus den Schädelknochen drang, diesen aber nicht verletzte und die offenbar durch mehrere wuchtige Schläge auf den Kops mittelst eine» stumpfen Instrument» hervorgerusen sind. Ferner zeigte der Kops noch an jedem Schlafe eine geringere Verletzung, hinter dem liuken Ohre dagegen noch ein« bedeutendere «klaffende Wunde. An der Stirn, in der Näh« der Haarnmrzrl, war außerdem auch noch eine kleine offene Wunde zu bemerke». Alle diese Wunden sind der Psau anscheinend mit dem stumpfen Ende eines Beile« beigebracht. Die Etraicgulationsspuren am Halse, hervorgerufen durch deu Strick, waren unbedeutend und zeigten vor Allem keinen rinnenartigen Ein druck im Fleische, wie er sonst bei Erhängten regelmäßig zu finde» ist. Am linken Arme, iu der Handnmrzek, war »un ferner auch versucht worden, die Pulsader zu öffurn. Do» amtliche Gutachten über die Todesursache ver Psau scll nun, wie wir hören, dahin- sehen, daß der Tod derselben eingetreten ist in Folge sSmmtlicher Verwundungen und in Folge d«S Erhängen». Da e» fast mit Sicherheit ausgeichloffen erscheint, daß die Frau sich noch dade aushänge» können, nachdem sie sich jene von un« ge schilderten bedeutenden Berwuntimgen beigebracht hatte, so kann mau eben zu der Annahme kommen, daß «ioe dritte Hand an der Thal betheiligt gewesen ist. Hoffentlich wird, wie ge- sogt, durch die eingeleftete Untersuchung volle Klarheit in die Sache gebracht. — Die Psau h.uterläßt, wie wir noch mlttheilea wollen, einen zehnjährigen Knabe», der aus« Tiefst? zu bedauern ist uud den wir de», WohltbüligkeitLsina unserer Mitbürger anempsehlen wollen, und wird dieselbe, wie wir hören» heule Nachmittag 4 Uhr beerdigt werden. , H Grimma, 27. Februar. Am gestrigen Vormittag ist ein Husar der hiesigen Garnison mit seinem Dienstpserd Nichtig geworben; bi» jetzt fehlt noch jede Spur von dein Flüchtling. * Zwickau, "27. Februar. Heute früh gegen 7 Ilkr wurde im Wartezimmer 3. Claffe de- hiesigen Bahnhofs ein vermuthlich schon in der Nacht dahin eingeschmuggelte«, circa 2 Jahre alles Mädchen auSgesetzl vorgesunden. Unter der Kopfbedeckung de- Kindes stak ein beschriebener Zettel deS Inhalt-, baß ein mit Namen genannter Babnarbeiter (Wohn ort oder Wohnung war nicht angegebrn) Vater deS Kindes ei und dasselbe diesem übergeben werben möge. Zur Zeit hat man den angeblichen Vater des Kindes noch nickt ermitteln können, doch sind in dieser Hinsicht, sowie wegen der ebenfalls noch unbekannten auSsctzenden Person die Polizei- licken Recherchen alsbald in Gang gefetzt worden. — 3n vor gestriger SchwurgerichlSsitzung wurde ein hiesiger Kupser- chmiebegcsclle, der kürzlich einen Soldaten durch Messrrstich in die Stirn lödllich verletzte, unter Annahme mildernder Umstände zu dreijähriger Gesängnißstrafe verurtheilt. * Meißen. 27. Februar. Ein Kunstwerk allerersten Ranges ist dieser Tage in unserer königlichen Porzellan- mannfactur serlig gestellt worden. Es ist dies ein Kron leuchter, der einen Durchmesser von etwa 2 und eine Höhe von etwa 3—4 Meter hat^ derselbe wurde gefertigt im Aufträge eines kunstlicbcnde» Fürsten und ist sür ein neu zu errichlendcS Schloß bestimmt. ** Dresden, 27. Februar. Der „Politischen Corrc- ponten;"" wird anS Berlin und zwar auS divlomatischer Quelle geschrieben: DaS so unverhofft erfolgte Ableben te- biSherigen königlich sächsischen Gesandten am hiesigen Hose. Bundeürathö - Bevollmächtigten von Nostitz- Wal l w i tz. wird in den hiesigen Hoskreisen, wie in den Kreisen der Diplomatie und der höheren Gesellschaft auf richtig bedauert. Man weiß hier genau zu würdigen, daß der Dahingcschiedene, noch dazu mit Aufwand persönlicher sinauziellcr Opfer, seine hiesige Stellung mit aller Hingebuug und Liebe vertrat, die ihm nicht nur die ungetheilte Gunst seines König» und seiner Regierung, sondern auch hier die allseitige Achtung und Sympathien eingebracht hatte. Herr von Nostitz-Wallwitz hat eS trefflich verstanden, in Berlin mehr und mehr der Neberrengung Raum zu schaffen, daß in Sachsen — nach dem leuchtenden Vorbild« de- Königs Albert — Kaiser- und Reichstreue untrennbare Faktoren der Gesinnung geworden sind. In Berlin ist Niemand, der dem zu srüb Geschiedenen sür besten hervorragende rastlose Thätig- keil nicht ein liebevolles und ehrende« Andenken bewahrte. -s- Dresden. 27. Februar. Vorgestern ist hier ein 30 Jahre alter Kellner verhaftet worden, welcher unter verschiedenen falschen Namen bei hiesigen Gelehrten und Künstlern gebettelt und von den erhaltenen Geschenken in Dresden sieben Wochen hindurch, ohne sich Beschäftigung zu suchen, gelebt hat. Man fand bei ihm vier gefälschte aus einen Musiklehrer Bruno von Löwenberg, Ingenieur Emil von Sternberg, Chemiker Abraham Leon uud Conditor- gehilsen Henri de Revillon lautende, mit dem Stempel einer Hamburger Behörde versehene Zeugnisse vor, die er bei A»S- ührung seiner Betrügereien benutzt hak. Bei mündlichem Vorbringen seiner Anliegen bediente sich der Gauner stet- der französischen Sprache. Vermischtes. — Berlin. 26. Februar. Gegen da» Zuspät, kommen erläßt die Generalintendautur der könig lichen Schauspiele folgende Bekanntmachung: .Da« geehrte Publicum wird dringend gebeten, zu den Vorstellungen der königlichen Bühnen zu der Stunde zu erscheinen, welche die Theaterzettel, sowie die besonderen AuShangtaseln beider Häuser anzeigen. Für incorrecte Anzeigen in den Zeitungen kann die Verwaltung nicht verantwortlich sein. Die General- Intendantur ist mehrfach ausgesordert worden, den Eintritt Zuspätkommender nur in denPausen zugestatten; sie vermag sich jedoch nicht zu einer derartigen Maßregel zu entschließen, weil sie überzeugt ist. daß daS aus den Corridvren sich aushaltende ausgeschlossene Publicum mindesten- eine gleiche Störung verursachen würde, wie diejenige, welche durch der» Eintritt der Verspäteten zu entstehen pflegt. — Berlin. 26. Februar. Da« war ein« amfregendc Scene vorgestern Vormittag bei den Zulus im Panoptikum. Vergnügt und lustig Allotria treibend, saßen sie da oben in lebhafter Unterhaltung, angestaunt von ver ivie immer dicht gedrängten Menge, als ihr Manager. Mr. Behrens, aus einem Stück Papier einen Flschkops auSwickelte und ihnen zeigte. Die Wirkung war eine sensationelle und urplötzliche. Mit allen Anzeichen des Entsetzens, laut auf- schreiend und zitternd, ergriffen sie die Flucht. Bon dem Podium sprangen sie herab, mitten in die Besucher hinein, rissen einige Leute um, die sich nicht auf den Füßen zu halten vermochten und flohen durch die Säle, uiiaufticilisam. sich mit angstverzerrten Gesichtern umschauenb. Mit Mühe be ruhigte man sie erst nach geraumer Zeit. Der Manager selbst hatte keine Ahnung, daß die den Zulu- zugcschricbene Ab neigung gegen Fische so intensive Form angenommen. In ihrer Vorstellung verbindet sich mit dem Fisch etwas Entsetzliche«. Teuflisches, FctisckhastcS, un- der„Medicinmann" der Gesellschaft schlug bald eine Art Verschwörungssang an. der sic von dem Unreinen, das die Nähe des Fischeö brachte, wieder befreien sollte. Ein Referent der „Nalional-Zcilung", der diese Geschichte erzählt, hatte Gelegenheit, noch »ach langen Stunben die Nach wirkung jene« Eindruckes zu beobachten. Die bloße Erwäh nung deS Wortes „Fisch- brachte sie in wilde Furcht. Sie sprangen auf und griffen nach ihren Waffen, wie um sich gegen einen Nebersall zu schützen, und der Häuptling hatte, weil der Fischkopf mit seiner wollenen Decke in Berührung gekommen, dieselbe fortgeworsen und war nicht mehr zu be wegen. sie umzunehmen. Der Manager. Mr Behrens, hatte die Geistesgegenwart, den ZuluS späterhin vorzureden. daß der Fisch einem Restaurant, m dem er selbst speise, entstamme. Denn tuen» sie gewußt hätten, daß er au- der Küche deS Traittenr» de- Panoptikum« kam. auS welcher sie selbst ihre Mahlzeiten beziehen, so würden sie lieber verhungern, als dort noch einen Bissen essen. Die Ursache deS Grauens vor dem Fisch hat Niemand von den mit den Sitten der Wilden vertrauten Personen angeben können. Genug, eö ist da. Und e» ist so grenzenlos» datz e» die rieseustarken Männer voll ständig entnervte. — Potsdam, 24. Februar. Im Lustrage deS hiesigen Magistrats hat Herr Baumeister Knauss i» Pankow vei Berlin einen Entwurf zur Canalisatiou Potsdam» ausgestellt. Da» sür die Ausführung erforderliche Capital ist aus 1,408,000 betreffs der Stadlbauten veranschlagt, was sür Zinsen und Amortisation jährlich 70,400 erfordern würde, wozu dann l) an Betriebskosten noch 21.600 nnd 2) sür Reinigung der Spllljauche noch» je nachdem diese durch Filtration, durch DeSinsectioo oder durch Oxtwatio« geschähe, rcsp. 18,000, 33,000 oder wieder 18,000 Almen, so daß überhaupt je nach Wahl deS ReinigunasdersohrenS jährlich 1 >0,000 ober 125.000 auszubringe» s«n würden. Außerdem hätte noch jedes Haus etwa S00 -A! dwechschniltkcd iael. Wasserznleitung zu tragen. — Danzig, 25. Februar. Die „Danziger Zeitung" schreibt: Zu dem Brand un glück ausdemKossubischen Markt laben wir neck rine TbalsaLe zu registriren, die bisher unbekannt gebl.eben i». Ter Erste. der Schrille zu,
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