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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.10.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-10-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188410053
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18841005
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18841005
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-10
- Tag1884-10-05
- Monat1884-10
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.10.1884
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Erscheint täglich früh 6»/,Uhr. Krdarlion und LkpedMou IohanneSgasse Sit. Spttchltundkn der Lrdarlion: BormütagS 10—12 Uhr. Nachmittags 5—6 Uhr. lti« »iUL«ad> nngcfandikr Manus.rtxtc m-cht ftch die »»t-clwn nichl rrrduicUch. «««<chme der für die »ächfts«l,ende Nummer destimmtru Juferate au Wochentagen bis 8 Mir Nachmittags, a» Loun- »nv Festtagen früh bis' ^ Uyr. 3n -rn Filialen für 3»s.-Ännat,me: Ltt« klemm, UniversiialSstratze 21, Louts rösche, Kalyarnieilstraße 13, p. «nr bi» '/.» Uhr. WMtr.TngMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Metz.Anflage L8,7SV. Lllomikmentspreis oiertelj. 4V, Klk. mcl. Bringerlohn 5 Mk.. durch dir Post bcwgen 0 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Ps. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren sür Extrabeilagen (in Tageblatt-Format gesalzt) ohne Postbesördcrung i!l) Mk. Mit Postbesürderung 48 Mk. Inserate 6gespalte»c Petitzeile 20 Pf. Größere Lchristen laut unserem Prcis- verzeichnist. Tabellarischer n. Zisscrn'av nach HSHerm Tarif. Krclamrn unter dein Nedactionsllrich die Ep.iltzcile 50 Pi. Inserate sind iteis an die tzzyrdition zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung >>raeun»tt.-n»iäo oäcr dura, P-st- Nachnahme. ^ 279. Tonutag ven 5. October 1884. 78. Jahrgang. Amtlicher Theil. SeSenIliche Sitzung der Stadtverordneten, am 8. October »88», AbendS «'/.Uhr, ta» Taale der ». Bürgersetzule. Tagesordnung: I. Wahl der Mitglieder zum gemischten Ausschuß für di« Stadtverordnetemvahle». II. Bericht de« VerfassungsaurschusieS über den Entwurf eines OrlSstatuts, die RechtSverbältniste der Gemeinte- Nntcrbeamten und städtischen Angestellten betr. III. Bericht dcS BersasjungsauLschustes über den Entwurs eine« Regulativ«, die'Tagegelder und Reisekosten der RathSmitglledcr und städtischen Beamten betr. IV. Bericht de» Bau«, Oekonomie-, Verfassung«« und Finanz ausschusses über einen Parzellirungsplan und Bau» Vorschrift«» sür da« zwischen der Psassenvorser, ?)ork- rmd Lvhrsttaße, sowie dein StaatSgymiiaslum gelegene städtische Areal und Verkauf der Parzelle Dir. st dortselbst. Dtkaniitmalhung, die Bezahlung der Immobilior-Brandcaffen- beitrage betreffend. l)tach der Verordnung der Königlichen BrandvcrstcherungS- cominission vom 17. Juli n. e. tritt im Einverständniß des Königlichen Ministerium« des Innern auch sür den dies jährigen zweiten Hcbctcrmin — 1. Oclobcr — bei der Gebäudeversicherung der Erlast eine« halben Pfennig« von jeder Beitragseinheit ein, und erfolgt daher die Einhebung der BrandversicherungS-Bciträge nur mit Einem Pfennig von der Einheit. Bei der Abtbeilung für freiwillige Versicherung findet dagegen eine Ermäßigung der Versicherung« - Beiträge nicht statt. Es werde« demnach alle hiesigen Hausbesitzer resp. deren Vertreter hierdurch cuifgesordcrt, ihre Beiträge spätestens blaue« 8 Tage«, von dem Termine ab gerechnet, an unsere Stadt-Slcnereinnabme, Obstmarkt Nr. 3. parterre, recht«, Zimmer Nr. Kl, bei Vermeidung der sonst cintreten- den ZwangSmaßregcln abzusübren. Leipzig, den 27. September 1834. Der Rath der Ltadt Leipzig. I)r. Georgi. Koch. Bekanntmachung, die staatliche Einkommensteuer betreffend. In Gemäßheit de« Finauzgcsetzes oom 26. März d. IS in Verbindung mit tz. 5 der zum Einkommensteuergesetze vom 2. Juli 1878 gehörigen AiiSftihrnngSverordnung vom 1l. October desselben Jahre« ist der ziveite Termin der diesjährigen staatlichen Einkommensteuer am 3t>. September diese- Jahre« mit der Halste des RormalsteuersatzeS sffllla. Die hierorts Steuerpflichtigen werden deshalb ausgefor- dcrt, ihre Steucrbeträge niigesänmt und spätestens binnen drei Wochen, von dem Termine ab gerechnet, an unsere Sladt-Steiiercinnabme, Stadthaus, Obstmarkt Nr. 3 parterre link«, bei Vermeidung der »ach Ablauf dieser Frist gegen die Säumigen eintretcnden gesetzlichen Maßnahmen obznführen. Leipzig, den 24. September 1884. Der Rath der Ltadt Leipzig. 1)r. Georgi. Koch Vtkaniitmachuilg. die Beiträge zur Handels, und Eewerbekammer betreffend. Mit dem a« r»v. September diese- IahreS fälligen zweiten Termine der staatlichen Einkommensteuer ist zufolge ergangener Verordnung de« Königlichen Finanz ministerium« vom 24. Juli dieses Jahres bebltts Deckung dcS Aufwandes der hiesigen Handels- und Gewerbekammer von den betheiligtcn Hantel«- n»v Gewerbetreibenden ein Beitrag siir dir Handelskammer nach Höhe voa Vier Pfennigen und sür die Gewerbekammer nach Höhr voa Einem Pfennig aus jede Mark desjenigen Steuersatzes, welcher nach der im Einkommensteuergesetze enthaltenen Scala aus das in Spalte ä dcS E>nlom»ie»stciicrcatasler« eingestellte Einkommen der Beitragspflichtigen entfällt, zu erbeben. Diese Bekanntmachung gilt als legale Benachrichtigung der Beitragspflichtige». Ten b.stheiliglcii Steuerpflichtigen wird bei Abführung der Einkommensteuer an der Einnahmestelle Eröffnung über den entfallenden Betrag gemacht werden. cS ist ihnen jedoch auch uiibeiivmmc», gedachten Beitrag sich von heute ab an gedachter Stelle bekannt machen zu laben. Ter Betrag ist binnen drei Wothrn, von dem Termine ab gerechnet, a» unsere Stadl-Stcuercinnahme. bei Vermeidung der sonst eintretcnden gesetzlichen Maßnabmen abznsührcn. Leipzig, den 24. September 1884. Der Ratk der Stadt Leipzig. Iti. Georgi. Kock Bekanntmachung. Wegen der Umlegung von Wasserrobrcn wird die Poniatvwskystrafte io» Montag, den SS. dieses Monat« ab aus die Tauer der Arbeiten sür den durchgebeadea gsiehrver- krhr gesperrt. Leipzig, am 3. October 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. Hi I)r. Trönvlin. >enmg. Auktion. Montag. den «. Lrtobrr p. A.. voroittaa« IS llbr solle» in Plagwitz, Balmvotstraßc Nr. 26, 10 Ballon« mit Messing lösung, 13 Ballon« deslillittcs Wasser, 40 leere Ballon«, verschi-drne Thermkalien, 1 Polirm-nebine, 3 Bogenlichtlampen, 2 Farbemühlen. 4 Lavenkaseln, 3 Nrbeil-niche mit Schraubstöcken, 3 Loinptoirsessel. 1 Hängelampe und verschiedene andere Gegenstände meistbietend regen iolortige Baarzablung versteigert werden. Leipzig, am 3. October 1884. Hanvtrag, Gericht-Vollzieher. Bekanntmachung, da« Ziehkinderwefeu betreffend. Nachdem der Rath hiesiger Sladt bereit» im Jahre >858 dem früheren und neuerdings in der Localarmenordnung vom 2 t. November 1880 dem Unterzeichneten Armrndireolorinm die nächste Aufsicht über da» Ziebkinderwesen zugewirsen bat, hat dasselbe, um bei dem WachStbum der Stadt feiner Ob liegenheit Nachkommen zu können, Folgende» bekannt zu geben beschlossen: 1) Die Fürsorge und Aussicht de« Armendirectorii erstreckt ich auf alle gegen ein festgesetztes Zicbgeld bei fremden (nicht verwandten) Personen in der Stadl Leipzig uutergcbrachle» unehelichen .Kinder. Sie endigt mit deren Ausnahme in eine Schule. 2) Alle diejenigen Einwohner, welche Ziehkinder in Pflege nehmen, sind verpflichtet (abgesehen von deren polizeilicher Anmeldung, welche hierdurch nicht berührt wird), an dem nächsten Areitagc, welcher der Inpflegenahme deS Kindes folgt, sich in der Zeit vo» Nachmittag« >/,4 bis 5 Uhr an ArnienanitSslellc (Znumcr Nr. 87) cinzusinde» und die über Alter und Herkunft :c. dcS Kinde« Auskunft gebenden Papiere vorznlegen. Erlaubt cS die Witterung und der Gesundheit«;,,stand de« KinkeS, so ist dasselbe initzubringen und vorziistellen. 3) In gleicher Weise und an dein nämlichen Orte werden in Zukunft auch Vierteljahre« - Vorstellungen der Kinder stattsindcn, zu denen sämnitliche Zieheltern mittelst besonderer Bekanntmachung werden vorgeladen werden. 4) Tie sür die Ziebcllern ausgestellte Instruction von, 1. August 1882 bleibt »»verändert (aufrecht erhalten) und wird derselben nur noch die Bestimmung beigesügt: daß, wer ein Ziehkind i» Pflege »immt. daffelbe auch »ttndestcnö 2 Monate, von» Tage der Jn- pfiegcnabme ab gerechnet, ia seiner Pstege zu behalten Verpflichtet ist, eS müßten denn erhebliche Grunde, über welche sich da« Armendirectvrium die Entschließung vorbebält, eine frühere Abgabe rechtfertige». Die Zieheltern sind daher ganz ausdrücklich daraus auf merksam zu machen, daß sie sich bei der Annahme eines KindcS die Ausgaben für eine mindesten« zweimonatliche Pflege desselben fichcrstellen lassen. Das Aruiendncclvrium behält sich vor, in allen den Fällen, wo es wegen Vcrabsäuminig dieser Vorsicht mit seinen Mitteln einzulreten genölbigt wird, die Betreffenden zum Ersatz deS dadurch verursachten Schaden« gerichtlich belangen zu lassen. ^ 5) Mit der obengedachten Instruction bleiben auch bie darin erwähnten Ordnungsstrafen aufrecht erbaltcn, nicht minder will das Aruieudireclorium darauf biuwcise», daß, da das Halten von Ziehkindern überhaupt kein freies Gewerbe ist, sondern der wohlfahrtspotizeilichc» Regelung und Eontrolc untersteht, in dazu augclhancn Fällen auch eine Entziehung der Erlaubnist zun» ferneren Halten von Zieh kindern slatlfinden kann. Leipzig, am 30. Sepleniber 1884. DaS Armendireetorinm. Ludwig-Wolf. Sie Städtische Arbeilsnachwrislmgsaiistalt und deren Malen betreffend. Durch daö freundliche Entgegenkommen der .Herren Kaufleute: L. Hohlseld, Ranstädter Stcinweg 11, H. Unruh, Weststraße 17. Julius Vactzman», Nittcrstraße 27, Gebrüder Spillaer, Windmüblenstraße 30. IuliuS Zinck lsrüher LouiS Apitzsck), Ecke deS Grimmai. fchen Stcinwegs und der Querstraße, O Reichert, Neumarkt 42. ebr. Kretzschimar, Südplatz it. sowie deS SeilermciskcrS Herrn E. A. Rudolph, Gcrberstraße 59. sind wir seit Februar 188l in den Stand gesetzt worden, neben der Müklgaffc Nr. 7 in» Hose befindlichen Eeutralstclle nuferer ArbeitSnachweisungSanstalt an den genannten Orten Annahmestellen sür Arbeitsangebote zu er richten und haben sich die genannten Herren der damit vcr bundencn Mühe n»d Arbeit biSber dankenöwerlb unterzogen. An unsere Mitbürger richten wir daher wiederum die dringende Bitte. nnS durch recht auSgiebige Benutzung der von nnS getroffenen Einrichtung in den Stand zu setze», unsere schon früher ausgesprochene Ansicht, daß eS bester ist. dem Armen Arbeit als Almosen zu geben, zur Thatsache zu macken. Leipzig, den 4. October 1884 DaS Armendireetorinm. Ludwig-Wolf. Zschau. Londoner Auskellnng von Ertindnngen und von mukkalischen IMmnenten. Bon dem Königlichen Ministerium de« Innern ist uns eine Mit theilung über die im Mai ItzGli in London zu eröffnende inter nationale Ausstellung der i-rfindnngen (k>. >. vo» Maschine» tzicrättzschafte». Processen und Prodi».ten. welche ic,l 1^62 erfunden oder in Gebrauch gekommen sind) und der musikalische» Instrumente zuaegangen. Da dl« Bnmeldung noch Vor dem i. Nodrmber d. A. erfolgen muß. so ersuchen wir alle Diejenigen, welche daran Interesse nehmen, die« baldmöglichst «st unserem Bureau. Neumarkt 19. l„ onzumelden. Leipzig, deu 2. Oktober 1884. Die Handelskammer ?l. Thl eme, ftrllv. Bors. Or. Geisel, 8. Nichtamtticher Theil. Frankreich und Deutschland. Da« Berhältniß zwischen den beiden Feinden deS IahreS 1870 ist beute ein ganz andere- wie noch vor Knrzem Man beginnt in französischen Blättern von Bedeutung die Frage zu erörtern, ob ein Krieg zwischen Frankreich und Deutschland rathsam oder auch nur möglich wäre. Die „France", ein Blatt, welche- früher von auSgesprochcnem Ehauvinisuiuü war und bei der Bestallung Gambella'S nicht minder wie bei der „Nlancnkönig"-Affaire rückhaltlos ten Krieg gegen Deulfch- land predigte, wirft heute die Frage aus, ob eS nur eine» vernünftigen Franzosen gebe, der den Krieg mit Deutschland vcrzuschlagen wagte. Selbst in der Voraussetzung, das; die Franzosen die Sieger wäre», würde» sic 200,000 Man» und 5 Milliarden verlieren und der Besiegte würde zu erschöpft ei», um Frankreich eine Enlschädigung zahle» zn könne». Der Krieg würde nichrere Jahre dauern und beide Länder vollständig zu Grunde richten. DaS ist ein Grad von Ob- jectivitäl in der Beurtheiluiig der thatsächlichen Verhältnisse, welchen man den Franzosen noch vor ganz kurzer Zeit nicht zngctrant hätte, darin spricht sich die Neigung aus. endlich einmal gerade Hera»- zu sagen, was die vernünftigen Franzosen schon seit langer Zeit gedacht habe».^ Darin liegt ein großer Fortschritt, denn leider übten in Frankreich die nilpernilnstigc» Leute von der Art Deroiilödc'S über die Ver nünftigen einen solchen TcrroriSinnS ans. das; die letztere» ihre wahre Meinnng nicht laut werden ließen, auS Furcht, deS Mangels an Patriotismus beschuldigt zu werden. Frank reich rüstete mit fieberhaftem Eifer, eigentlich nur, »m die Schreier zufrieden z» stelle»; ein großer Theil der Franzose», welche llttsiimmen für diele» Zweck bewilligte», Ware» von der Thorheil »uv Vergeblichkeit dieser Ausgaben ebenso über zeugt wie ibre Wähler, und dennoch wagte sich die wahre Meinung nicht an die Ocsseiltlichkcit, nur heimlich flüsterte inan sich seine Besorgnisse zu und zuckle dazu mit reu Achsel». Nickst der häufige Ministcrwcchsel, wie die Vertreter von Handel und Gewerbe in Pari« kurz vor dom Einlritl Ferrh'S i» das Miiiisiernüii klagten, war die Haliptnrsache deS Rückganges der EKschäfte, sondern die furchtbare Last dcS KriegsbndgclS, welche Frankreich freiwillig auf seine Schultern nahm, um den Vorwürfen der Schreier darüber zu entgehen, daß cS Franzose» gebe, welche die Wiedcrervbcruiig von Elsaß Lothringen nicht als die wichtigste und vornehmste Aufgabe Frankreichs aiilchen. Der Schritt vo» dickem Zustande bis zu der Behauptung der „France", daß heute kein vernünftiger Franzoke den Krieg gegen Deutschland vorzuschlagen wage,'ist ein so migeheiircr, daß man ihn kaum siir möglich halten sollte. Ferry hat diesen Schritt längst gemacht. Für ilm waren die Unternehmungen gegen Tunis. Madagaskar und am Congo, der Zug nach Tonkin die Miltrl, um dem Rachedurst der Franzosen eine andere weniger schädliche Richtung zu geben, er zeigte seinen Land-leuten die Schätze de? Südens, um ihre Habgier zu reizen, er sandte die Hitzkövfc nach überseeischen Län dern, damit sic dort sich auStooen und ihre erregten Leiden schaften abkühle» sollten DaS ist ihm vollständig gc lungeu. Frankreich ist heute außerhalb Europa« a» so dielen Stellen eugagirt, daß eS für dasselbe der Helle Wahnsinn wäre, zu den übrigen Verwickelungen auch noch einen Krieg gegen Deutschland hinzuzusügen. Ferrh bat die Losung auSgcgcbcn: Frankreich hat da« Bedürfnis;, sich auSzndchnc» »nv dem »insscii wir durch Errichtung großer Eolonialreichc in Asien »nd Afrika Besricdigung verschaffe». Freycinet halte sür diese Politik nicht daS hinreicheiidc Verständnis;, sonst würde cr nickt den schwäch ticken Rückzug Frankreich« auS Egypten vollzogen habe». Für Frankrcick war e« nöthig, daß ein Mann von staatSmäimischcm Blick und muthiger Initiative die Zügel der Regierung ergriff, ni» Frankreich aus andere Gedanken zu bringen, um ihm endlich cinnial ein andere« Streben au- iicbmbar erscheinen zu lassen, als die nickt zu befriedigende Sehnsucht »ach der Rnckenverbnug Elsas; Lothringens Eo hieß das freilich ein Hebel durch ein andere« vertreiben, aber die Abenteuer, welche Frankreich heute in Asien und Afrika besteht, sind sicherlich da« kleinere Nebel vo» beiden, und deS- balb ist cs seinem Regenten Ferry Dank schuldig, das; er da« Mittel gesiintc» hat, um seine Landölcutc zur Raison zu bringen. Ter Marschall Canrobert hat nicht versäumt, die Aiismerksamkeit der Fraiizoscn ans DaS zu lenken, waS vor geht, cr bat >»> Senat auSdriicklich erklärt, daß cr zwar die erforderlichen Summen gewähre, um Frankreichs »i Aste» bedrohte Ehre zu schütze», aber cr halte überseeische Untcriicb- iiiuiigcn überhaupt nicht siir zweckmäßig, weit sic »nr tu Kraft Frankreichs in Europa läbnitcn. Der alte Marschall kalte damit unzweifelhaft daS Nichtige getroffen, aber gerade diese Schwächung Frankreichs war c«, welche Ferry »nl vollem Bewußtsein ihrer Tragweite anslrcblc, um dadurch seinem Batcrlande den llnschätzbaren Dienst der Eihalliing deS Friedens in Europa zu erweisen. Fürst Bismarck ist seit dem Frankfurter Frieden unaus gesetzt bemüht gewesen, kie Franzosen durch die anSgeslichtestc Höflichkeit, durch sielcs Entgegenkommen, durch gänzliche Fern Haltung jeglicher Einmischung ,» ihre Angelegenheiten zu vcr söhnen, cr hat dadurch auch'so viel erreicht, das; der Friede bis heute aufrecht erhalten worden ist; aber die Möglichkeit, eine Aussöhnung anzubahuen, blieb Ferry Vorbehalten, welcher mit stantSmännischem Scharfblick die Schwäche» sciiicr Lands lcute benutzte, »in sie von dem für sie so gefährlichen Ucbci des Rachedurstes zu besten. ES wäre zuviel gesagt, wen» man behaupten wollte, daß dieser Rachedurst heute schon verflogen wäre, aber jedenfalls hält iltt» der Wunsch die Waage, Frankreich i» Asten und Afrika groß zu machen und cS womöglich zu Englands Nach folger in der Weltherrschaft zu mache». In Frankreich legi man beute weit mehr Wcrlb daraus, die verlorene Stellung in Egvplen zurlickziigewinncii. als Elsaß-Lotbringen wieder zu erobern. Dieser Wunsch hat sür Frankreich heute etwa die gleich« Bcdeulmig. wie für rin Kind der Besitz deS Monde«, der ihm al« «in kostbares Spielzeug erscheint, während daS Streben, in Egyplcn wieder festen Fuß zu fassen und womöglich England daran» zu verdränge», als ernstes Ziel in- Auge gefaßt wird. Auch in dieser Beziehung sind die Betrachtungen der „France" von Interest«. Da« Blatt sagt: ..Man darf nicht vergessen, daß der Suezcanal die große Pulsader unsere« Organismus ist, und e« bester sein würde, ihn zu zerstören, als ih» den Engländern zu lasten. Unser Colonialreich, Vesten Schlüssel Egypten ist, wird Zusammen stürzen. unser Handel wird abnehmen... . Europa kann vom Sultan die Absetzung dcS ühcdive erlange», seine Ersetzung durch Halim oder irgend einen andern muselmanischen Prinzen, der sich nach Kairo in Begleitung einer türkischen Armee begeben wird, für welche Europa die Kosten zu be zahlen bat. die Egypten später vergütet. Die Großmächte können sehr wobl die Seekuntgrbung von Dulcigno wieder holen »nd sie aus ISmailia »nd Port Said auSkeonen. Nur dann wird sich England die Neutralität deS EanalS entreißen lasten und zustiiiiinc». Egypten de» Ezypteni zurückzugcben." Da hätten wir also den Plan, welchen Frankreich in Egypten verfolgt, in der Gestalt, wie cr den Vertretern der Regierung vorscbwcbt, und kiesen Plan bossen sic in Verbin dung mit Tenlschland und seinen Verbündeten zu verwirk liche». ES läßt sich nicht leugnen, daß dieser Plan ein wenig abeiitcuerlich klingt und daß seine Ausführung davon abhängt, wie sich der TnUan, der europäische Fricdcnsbund und Eng land dazu stellen werde». Durch die Herausgabe von 60,000 Psk. Sterling an die egyptische StagtSfchiildeiicasss kann England z. B. dw Gefahr, welche ihm Frankreich ziitenkl, vermeiden. Vorläufig sind also die Dinge noch nicht ans dem Puiicle angclangt, ans den ihn die Phantasie der „France" bringen möchte, aber immerhin ist der Plan auf dem Znsanimeiigehcn Frankreichs und Tenstchtaiid« ansgebant. Thatsäcblich ist rin solche« in der egvptstch-n Frage bereit« erreicht, denn Deutsch kand bat sich dem Wider'prnch Frankreichs gegen die Unter brcchiliig der Tilgung der nmsicirlen Staatsschuld Egvvten« ang schloste». E« bestehe» auch noch anderweite Interessen gemeinschaften beider Länder, wie am Congo und am Niger. Auch hier ist die Gegnerschaft gegen England daS Bindemittel und anS diesem werden vorauSsichllich beide Länder Nutzen ziehe». Die drille Angelegenheit, bcr welcher da« deulscb- sran;öst'che Einvernchmc» zur Geltung gelangen kann, ist der sransi sch chineli'che Streitfall, welchen Ferry gern auS der Welt schassen möchte, wen» cS sich ans annehmbare Weise machen läßt. Tenlschland hat i» alle» diesen Fragen sich Frankreich gegenüber so entgegenkommend gezeigt, daß rS über den Werlh dcS guten EnivernehmcnS mit Deutschland nicht in Zweifel sein kan». Freilich mögen die Wünsche Frankreich« theilweise weiter gehen, alS sich mit Dem, wa« möglich ist. verträgt, aber auch schon DaS, waS Frankreich durch TenlschlciiidS Unterstützung erreicht, ist werthvoll genug, um ibm ei» weiteres Zusammengehen mit Deutschland wünschenSwerth ;n mache». DaS Geschrei der chauvinistischen Blätter in Paris kan» a» diesem Sachverhalt nichts ändern, iiild kie Hoffnung ist gerechtfertigt, daß sich a»S den gegen wärtigen Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich ein auf gegenseitiger Achtung begründete« Verbältniß ent wickeln wird, welche« jeden Nachekrieg der Zukunft auS- schl'kßt. * Leipzig, 5. October 1884. * Der rheinische conservativc Parteitag, der am 1. Oclobcr zu Elberfeld abgchalten wurde, hat sich das Verdienst erworben, bestimmt und klar deu Grundsatz auS- mi'piecbcn, daß die conscrvative Partei die Pflicht habe, in Wahlkreisen, wo sie eigene Eandidaten vurcbzubringrn keine AnSfichl babe. die nationalliberalen Eandlbaten» »aincutlich auch in deren Kamps gegen die Ultramou- tancn, zu iiiilerstühc». Von mehreren Rednern wurde aus« Entschiedenste betont, daß eS für wahrhaft konservative Männer gar nicht zweifelhaft sein könne, wie sie suh zu ent scheide» hätten, wenn zwischen der Gefolgschaft de« Herrn Winklhorst und der aus Grund de« Heidelberger Pro gramms iiciicistarkten »atloilallibcralen Partei zu w itzle» sei. Im Rheinland kennt man die Ultramontanen eben best r als in dem ganz protestantischen Nordosten, wo die „Krenzzeilniig" und ihre Hintermänner ihre Nrtbcile sich bilde». I» Rheinland weiß man auch', daß die Mandate, welche die Fortschrittspartei bisher in der Provinz besessen, ohne Ausnahme durch Unterstützung der Ultramontalien ge wonnen sind. Sehr mit Recht konnte ein conscrvativcr Redner aiiSf'ühren: „Ei» Bild, wie es die gegenwärtige Wahlcampagne bietet, Windlhorst, der Führer deS CenIrnmS, welcher sich zuweilen noch den Anschein giebt, eine Stütze deS Thrones sein zu wollen. Arm in Arm mit dem verbissensten Vertreter der preußischen Demolratic, die bewußt oder inslinctiv die Monarchie entweder beseitigen oder zu einem parlamen tarischen Schattcnköniglhum kcgradircn will, eine solche Com- binatio» muß cS dem blödesten Auge klar machen, daß der Patriotismus allen gemäßigten Elementen die Pflicht anserlegt, sich znsammenzilscharen um die Fahne, welche die ReichSregiernng entfaltet hat." Die rheinische» Eonservativen habe» sich durch daö Gistchrei der „Krclizzcitiiiig" über die Unlerstiitzniig der Haminachcr'schen Eandidatnr i» Duisburg nicht abhalken listen, zu lbun, was j dcr nnbcsangene und patriotische Eonservativc unter den hcntigen Verhältnissen als daS allein richtige erkennen »mß. Wenn nur die rhei nische Parole endlich auch ii» Osten dcS preußischen Staate« gewürdigt und das von der „Krenzzeilimg" gepflegte Dogma von der coiifervativ-klerikalen Solidarität zerstört würde, dann könnte» wir einer wirklichen Gefnudinig der Partei- verbältnisso eiitgegengchen. Aber die ertrrmcoiiscrvative Partei scheint wieder einmal die Zeit »nd ihre Ausgaben nicht zu verstehen. * Bekanntlich ist die Abstimmung einer Anzahl dent sch- freisinniger Abgeordneter für das Socialistcii- gesctz dainik entschuldigt worden, e« solle genstß daS letzte Mal sein, das; ein liberaler Abgeordneter sür AuSnal'mcgcsctzc stimme und di: ersten Parteiführer haben wiederholt ver sichert, wer eS wiecer thue, werde seriicrbin i» der dcutsch- sreii'innigcn Partei keinen Platz mehr finde». Ter Entschluß in dieser Frage sihfeint aber trotzdem nicht bei allen Deutsch- sreisiiiiligen schon festzustchen. So wird im Wahlkreise Witzen!) aus en-Eschwege kie Wiederwahl dcS deutsch- s'rcisinnigcn Abgeordneten Frieß auch der weiter recht« stehenden Richtung damit empfähle», das; Herr Frieß in der wichtigen Frage der Verlängerung deS SccialistengesctzeS keine a iwivri ablehnende Haltung ciiinimmt, vielmehr sich die Prüfung der 1886 verliegenden Verhältnisse Vorbehalt. * Für da« westasrikanisch« Geschwader l'-rt die kaiserliche Admiralität Anordnungen ;» einer sehr sorgfältigen Ausrüstung gegeben, mit welchen den Besatzungen die Tropen- caiiipagiic nach Möglichkeit erleichtert werde» soll. Der Ver- proviaiitirling 'aller vier Schisse sind aiißerordciitlichc Zu- geständiiiste gemacht worden und namentlich sollen Piaserven, Gemüse ii»d frische Fleischspeisen im a»Sgedcbnlen Maße zur Verabreichung an die Mannschaften gelangen. Auch werden die MonliriingSkammern der Schiffe mit Nackenschleiern und Strchhütcn sür die Mannschaften reichlich ausgerüstet werden. Zur möglichsten Abwehr der Sonnengluth werben die Slroh- hütc ferner neck mit Ueberzügen versehen werden. Man dars nach diesen Vorbereitungen annchmen, daß den Schissen umfangreiche Landungen bevorstchen wcrden. * Eine kaiserliche CabinetSordre ernennt den Chef deS ansgelösten PanzerübnngSgcschwaderS Contreadmiral Grafen v. MontS zum Biceadmiral. Graf Mont- war bekanntlich Coinmandank des „Großen Kurfürsten" bei dessen Untergang und scitbcr Chef der Nordsecstation. * In der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" wird folgende Warnung an Auswanderer veröffentlicht:
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