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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.10.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-10-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188410100
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18841010
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18841010
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-10
- Tag1884-10-10
- Monat1884-10
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.10.1884
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Czeche», denen «au doch grob« Olrichailtigkeit in maritime» Frag«» I -»trauen sollte, Ware« geradtju außer sich über die „Anmaßung und Rücksichtslosigkeit, mit welcher Deutschland seine auswärtigen Interessen zur Geltung bringt". Im Grunde ist ja diese Empfind- lichknt begreiflich, — man fürchtet »ine derartige Exeinplnication. Alle-, was dt« Deutschen und Deutschland seit 1871 geleistet, vor allen Dingen di« Friedensgarantien, di« seine Politik geschaffen Hot. haben weder beim Ezechen, noch beim Ungarn, noch dein, Franzosen ei» entgegenkommende- Berständniß gesunde», ja man scheute sich bekanntlich nicht, dem Hasse gegen da- deutsche Wesen in rücksicht-losester Weise die Zügel schießen -u lassen. Da wird man plötzlich gewahr, daß Deutschland, wo e- seine Interessen gilt, nicht zögert, ohne weitere langathmige Prittimi- narien in die politische Actio» in nachhaltigster, kräftigster Weise eiiizntretcn! Da» giebt zu denken, man raiwnnicl, aber man wird resoectvoll. Unsere thenren Bundesgenossen im Eüdosteu muffen sich nothwendigerweisr sagen, daß ein Staat, welcher bereit ist, sich der relativ geringen deutschen Haudel-intereffen in Südwest- Asrika in so durchgreifender Meise anzunehmen, wie die» geschehen ist, auf die Dauer nicht uncuipfiiidlich sein kann, wenn das Dentschthum unmittelbar vor seinen Dhoren todtgeschlageu wird, w nn e- in Ungarn wegen der Vertheidigung und Erhaltung seiner Tradition geistig geknebelt und materiell zu Grunde gerichtet wird. Jener von maßgebender Seite herrührende Ausspruch: „Wenn Frankreich uniere colonialen und handel-politische» Interessen in West-Asrika zu schädigen die Kühnheit habe» sollte, so würden wir mit einem Ausfälle an- Metz antworten," hat sür die e.echffchen »nd magyarische» Heiß'pornc einen so unangenehmen Beigeschmack und entkalk einen so haiidgreislichen Wink mit dem Zaunkpsnhl, daß uns die durch ib» in Prag und Pest hervorgerntene Aufregung sehr naturgemäß erscheint. Da- un- und dem Dcuiich- lhnni seinvlich gesinnte Ausland hat sür solche Winke ein ungleich leinerc- Verständnis), als inan bei un- allgemein aiinimmt. Der magyarische und czechische Chauvini-mu- wird ja Sorge tragen, daß ähnliche Winke auch einmal ihren directen Weg nach Prag und Pest finden. Die Zeikverhältniffe mögen die- jetzt inopportun erscheine» lasten. Daß jeder Deutjche aber mit innerem Grimme dem Bernichtuna-kampie zufieht, welcher in Oesterreich-Ungarn gegen da- Teut'chthnm au-gebrochen ist und seiten- der Re- gierungen ncht nur unterstützt, sondern sogar organisirt wird, da» verkenne» zu wolle», hieße un» eine geradezu blödsinnige Gleich giltigkeit zuiraucn. Wa- man aber den, geringsten Deutsche» nicht zuiraucn darf, da- wird man wohl auch nicht demjenigen zu- mutücn, dem wir mehr als jedem Andere» unser erwachte- and neu belebte- Nationalgesühl zu danken haben. Wenn tausendjährige denlsche Cullurarbeit in Oesterreich. Ungarn vernichtet wird, so sollte» wir aus die Wahrung der deutschen Interessen mit weniger Ansmerkiamkeit dringen, als solche- bei den Negern in West-Afrika geschieht? Ist da« neue deutsche Reich 1870 gegründet worden, um da- Deutschthum außerhalb seiner Grenzen ruhig zu Grunde gehen zu sehen, oder setzt nicht vielmehr jeder Deutsche die Hoff nung aus da- Reich, daß e» der Hort und Hüter de- Deutschthums sei? Glaubt man uns ferner überzeugen zu können, daß ein sla- wische- oder niagyarijche» Oesterreich ein besserer Vmidesgcnosse al- ein deutsche» Oesterreich sei? Wir haben nur einen treuen Verba», beten in der Welt, und da- ist der Deutsche, und damit wird jeder deutsche Staatsmann aus die Tauer rechne» müssen und können. Die ausländischen Deutjchen zu unterstützen, ist daher eine Forde- rung nicht nur der specifische» Machlpolitik, sondern der deutschen Culturpolitik. Wo die deutsche Lultur vernichtet wird, da wird unser zuvcrlSsstgstrr Verbündeter vernichtet! Und de-halb werden über kurz oder laug die in ihrer Existenz bedrohten ausländischen Deutschen in der einen oder anderen Weise unterstützt werden wüsten. Auf weitere gegen dieselbe gerichtete rigorose und provocirende Maß- regeln wird e« weder eine- «u»salles aus Metz noch der Mobili- strunz einer einzigen Kanone bedürfen. Um die Anwendung anderer Gegenmittel wird man nicht verlegen sein. Oder sollen wir warten, bi< die Freundschaft unserer Bnnde-genoffen auf die Probe gestellt wird, der Bundesgenossen, deren Herzen-neigungeu wir während der Jahre 1870/71 genugsam kennen gelernt haben und die heute noch der Ansicht huldigen, daß „Frankreichs Siege ihre Siege" sind. Ueber di« deutsch« Lolonialpolitik wird man in Dculsch. land die Ausgaben der deutschen Snlturpolitit nicht vergessen! Ein Moment ist e-, welche- mSglicherweis« in nicht ferner Zeit Deutschland zur Intervention zwingen dürste. Di« dem Deulschlhum frindliche Agitation ist nicht nur oa »aseren Grenzen bedenklich und bedrohlich angefchwollen, sondern sie greift bereit« über dieselben herüber. Dir polnische, »nd czechischeu Arbeiter wandern nicht uur in den Greazdistrtrteu, smeder» »ach dem Jnueru Deutfchland« «in. Läng« der Grnme «-erhalte» sie ihre Verbindungen mit den hetmathlich« Conni-S. I, mehrere» Grenzstädten — unter anderen kürzlich in Ztttan — habe» sie Verein« gebildet. Im Norden die Dänen, im Westen die Franzosen, i« Süden die Czeche», im Osten dir Polen und ihre geradezu mörderische Agitation gegen die Deut- scheu und da» DeutschthumI Und dazu soll da» deutsche Mutter land schweigen?! Verein für Socialpolitik. * Die dieser Tage stattgefundeuen Verhandlungen de- Ver eins für Socialpolitik, welche unter dem Vorsitze von Pro fessor vr. Nasse in Bonn stattfandcn, haben nicht ganz Klarheit in den Fragen gebracht, welche zumeist besprochen wurden. Die erste Frage, über welche Professor Conrad referirte und der badische Ministerialrath Buchenberger correserirte, betraf: „Maßregeln der Gesetzgebung und verwalt«« gzur Erhaltung de-bäuerlichen Grund» besitze-, im Anschluß an die Ergebnisse der Unter suchungen über die bäuerlichen Zustände". Professor Conrad geht davon aus, daß die sämmtlicheu bisher vorgenommenen Enqueten über die Lage de- bäuerlichen Grund- besitze- entweder lückenhaft oder einseitig pessimistisch vorgenomme» worben sind, so daß auch die Ergebnisse jener Enqueten sehr vor sichtig betrachtet werden müssen. Da« gelte sowohl von der Er- Hebung in Preußen wie von der in Baden. So sei z. B. überall sehr eingehend geschildert die Lage infolge de- Stillstände- oder de» Sinkens der Gctreidepreise; aber wa« nicht geschildert sei, da sei die Folge de» Steigen- der Biehpreise und auch der Bedürfnisse des bäuerlichen Standes. Ferner habe man überall nachdrücklich hervorgehoben da« Sinken der Holzprrise, nämlich da, wo eS sich um den Bcrkaiis von Holz seitens der Waldbesitzer handle; aber verschwiegen Hobe man die Borthcile Derer, welche Holz hätten lausen müssen. Prosestor Eonrad ist weit davon entsernt, eine Parteilichkeit bei brr Vornahme solcher Erhebungen vorauszusetzen, er erklärt, baß die von ihm herorgehobcnen Mängel einer jeden Enquete an- basten »nd naturgeniäß anhastc» müsscn, gleichviel über welche Wirlkschaitsgebiete man sie vornimmt, denn diejenigen, deren Lage unter lucht werden soll, haben ein natürliches Bestreben, diele Lage in möglichst dunklen Farben zu schildern. Statt einer Enquete empfiehlt Conrad cm: vorsichtig vorzunehmende Statistik. Bezüglich der aegen.värtige» Lage der deutschen Landwirthtchast ist Conrad der Meinung, daß sie eine äußerst schwierige geworden sei. Das beweisen die zahlreichen Subhastationen, überhaupt der häufige Besitzwcchsel. Aber, fügt Conrad hinzu, diese schwierige Lage ist eher eine vorübergehende Krisis als ein dauernder Nothstand und Rückgang. ES handelt sich nach ihm nicht um eine innere Scsahr und c» ist deshalb sehr gefährlich, dem Bauernstände die Ueberzeu- gung bcizubringen, nur der Staat könne ihm Helsen. Damit will Conrad sich nicht aus den einseitigen Standpunkt des „bausser kurv" stelle»; aber selbst wenn man zugestehen wollte, daß der Staat bclsen müsse, so werde man bald einsehcn, daß er nicht viel Helsen könne, klebrigen- läßt sich auch durch eigene Initiative der Landwirlb- schast Manches bessern. Line sparsamere Aussaat, eine intensivere Art der Wirthsckast, eine Steigerung der Vichwirlhschast Ipeciell werden allein schon einen merklichen Aufschwung herbeisübren. Auch dürse man nicht deu zusälligen Umstand vergessen, daß in den letzten 13 Jahren eigentlich nur zwei gute Noggenernten gewesen sind. Nicht zufällig freilich sei die Belastung mit Ab- gaben, die allgemeine Steigerung der Ansprüche an die Lebens- Haltung und die Zersplitterung des bäuerlichen Besitzes. Tie Zahl der wohlarrondirte», spannsähigen Bauerngüter nehme entschieden ab. Allerding- müsse man unterscheiden, in welcher Form der arron- dirte Bauernbesitz verschwindet; nicht jede Form ist absolut Volks- «irthschaftlich zu verweisen; wenn nur nicht der Bauernbesitz vom Großgrundbesitz zum Zwecke der Bildung von Latifundien ausgesogen wird; da- letztere ist entschiedea schädlich. Ebenso schädlich freilich auch die Zerschlagung drr kleinen und mittleren Besitze, wiewohl, rein politisch betrachtet, die Vermehrung der Zahl der Grundbesitzer ol- ein Damm gegen die Zunahme der Socialdeinokralie zu betrachten Ist. Wa» die Mittel znr positive» Besserung der Lage des Bauern stand«» anlangt, so empfiehl« llonrad die Verbindung der Land- «trthschast mit der Industrie, namentlich die Heranziehung der Hausindustrie. An eine künstlich« Besserung durch Schutzzölle glaubt Conrad nicht. Eine bedeutende Steigerung der Getreide- Me werde die Industrie in einer Wrise beeinträchtigen, daß sich bald ein Sturm dagegen erheben würde. Getrridezölle empfiehlt Lonrad nur al» Retorsionszölle gegen die amerikanische Laudwtrthschast, aber auch die nur, wenn Deutschland, Frank- reich, Oesterreich und womöglich England sich über eine entsprechende Maßregel vereinigen. Da aber die Aussicht aus dis Zustande, komme» einer solchen Vereinigung sehr gering sei, so müsse man aus ettdere Mittel denken und da sei zunächst d:e Association drr Bauernstände- »wo die Organisation des Abi.itzes. Bei nn« sei der Bauer, im Gegensatz zu drin anierisaiiüche» Farnirr. ast ausschließlich aus de» Ab'atz durch Vcinitiier angewiesen, welche gar lein Inierrsse babrii. drm BroLuceiiten praktischen Rath zu ertheilen. ES fehlt bei un- a» ge,lügende» Markt- plätzrn und Getreide-Markthallen, durch welche auch dem Bauern bcigebracht wird, was er vorzugsweise zu produciren habe. Sodann wendet sich üonrad gegen da- Erbrecht und seine Anwendung aus die bäuerliche Eintheilung. Immer niehr befestigt sich die Ucbcrzcugung, daß da« Erbrecht für deu Grund besitz ci» andere- sein muß als sür das mobile Capital. Die Landwirlhschait könne nur dann mit Freudigkeit betrieben werde», wenn bei dem geringen A»ge»b!ickSerfo!ge wenigstens die Wahr scheinlichkeit vorhanden sei, daß die eigene» Sühne da ernten werden, wo die Väter geiäet baden. Die Testirsrciheit habe sich in de» Ländern, wo sie bcstcht (z. B. m England), keinc-w.gs segensreich erwiesen sür die Zusainmenhallung der Familie. Bei un« werde sie mit großer G fahr verbunden sei», weil ie in ihrem Gefolge die La:>sii»d>en-W.rtbscbait Halen werde. Lonrad spricht sich deshalb an- für eine gesetzliche Feststellung de- An erben rechts sür den Grundbesitz in dem neuen deutschen Civilgeß-tzbuch. Die Forderungen der Miterben an den Anerben müßten unkündbar »nd zu einem niedrigeren Zinsfuß als dem landesübliche» (also etwa 3—3'/, Prvcent) eingetragen werden. Wie ist ferner der „Güterschlächtcrci" mit Erfolg eiitgegenzutitten? Durch Zust mmunq der Verwaltungs behörden zur Gülorideilung in de» ersten sü»s Jahren nach dem Verlaus; höhere Besteuerung solches Grundbesitzes, der sich nicht in den Händen von Lnndwirthen. sonder» von Gewerbetreibenden be- indet. Die zunehmende Verschuldung intolge der Slencrvcrhältnisse müsse gemindert werden durch größere Sparsamkeit seitens der Coinninne wie deS Staates. Man dürfe nicht beim Bau von Schulen u. dergl. ohne Rücksicht ans die Lage der betreffenden Landschaft einem Luxus huldigen, der nicht abiolut nothwendig ci. Ferner solle man der Grundsteuer als ablösbare Grund lost erklären. Bezüglich der eigentliche» Verschuldung des Bauern (durch Hypotheken- und Hand-Schulde») habe die Statistik sest- gestelli, daß zum Pessimismus noch keine Veranlassung vor- iegt. Jedenfalls sei der Bauernstand nicht höher verschuldet ol der größere Grundbesitz, und die Zahl der Bauerngüter, welche ganz unverschuldet sind, sei in Deutschland doch größer als man vor der Statistik geglaubt. Auch dürfe man nicht überleben, daß vielfach Hypoihekenschulden zu MelioralionSzwccken ausgenommen werden, also nicht so bedenklich seien, vielmehr häufig cine Wcrthv rmehrung de- Grundbesitzes bezeichnen. Eine andere Frage sei, wie die Hypotheken beschafft werden, und hier empfiehlt Conrad die Organi sation des landtvirtbschaftlichcn GenossenschaslscreditS. DaS absolute Verbot der hypothekarischen Verschuldung hält Conrad sür unmöglich, ebensowenig die Neberiiahnie derselben durch den Staat gegen psanb- bricfliche Unterlage, denn daS heiße nur, den Wucherern ihre Beute sicher». Daneben müsse eine besondere große LandeS-Creditanstalt sür den Grundbesitz gebildet werden, welche durch Gründung reckst zahlreicher kleiner localer Credilansiallen den Bedürfnissen des Bauernstandes Befriedigung schaffe, Ter Correserenl Ministerialrath Buchenberger war im All gemeinen mit dem Vorredner einverstanden, nur legte er ei» großes Gewicht aus die Zustände in Südwcstdcuischland. An die Verhand lungen knüpfte sich eine lebhafte Debatte, welche der Vorsitzende dahin rcsumirte: Tie beiden Referate hätten zum Theil ihre große Bedeutung dadurch, daß sie einmal sich bemühten, gewisse pessimistische Anschauungen von einem Verfall der bäuerlichen Wirthschast zurück- zuweisen. der ein unvermeidlicher lein solle, weil er in den Jnstilu- tivnen unsere- Landes wurzle; daß sie ferner darauf Hinweisen, die hauptsächliche Hilfe sei doch von der Entwickelung des Bauern- standes selbst zu erwarten, von dem Fortschritte desselben in intellektueller und moralischer Beziehung. Einstimmigkeit habe ge- herrscht über die Notdwendigleit von Maßregeln zur Erhaltung und Befestigung de- bäuerlichen Anerberechts da, wo dasselbe dem Rechls- dewußlsein der bäuerlichen Bevölkerung noch entspreche. ES sei hcrvor- gehodcn worden, daß eS Gegenden gebe, in denen eine gleiche Erb- «Heilung aus wirthsckiasllichcn Gründen oder in Folge des Nechts- gesühl» der Bevölkerung unvermeidlich sei, und nicht wieder de- festigt werden könne; aber sür diejenigen Gegenden, m bene» das Anerberecht noch thatsärhlich unter mnnniqsachen Modisicatione» be stehe, wünsche man zu verhindern, daß nicht die Gesetzgebung allmälig diese Sitten und Gewohnheiten des Belkes zerstöre, nicht allmälig das RechtSbcwußtsein der Bevölkerung, ändere. TaS Mittel, welches gleichfalls allgemeine Zustimmung gesunden, sei da§ in einigen deutichen Provinzen eingesührie Höser chl. Man habe von ver- schiedcnen Seiten darüber gesprochen, w:e inan dies Höfcrcckit dem Bauernstände aunedinbar machen könne Unter Nntcrm sei vom Referenten vorgeschlagen worden, daß eS vielleicht zweckmäßig sei» dürste, den eingetragenen Höfen eine gewisse Ermäßigung in der Grundsteuer zu bewilligen. Dagegen haste» sich olle Redner, mit Ausnahme de- ersten Referenten, gegen eine allgemeine Aenderung des JntestaterbrechtS für säninstlichc ländliche Grundstücke in Teuticki land, die elwa derEwilgcsetzgelning vorznbeh,ilten wäre, »nSgcsprochcu. Aus der ander» Seite aber habe nach Berichtigung einiger Mißver ständniffe der Gedanke überwiegende Zust inninng gefunden, daß bei der Erbtheilung der Grundstücke nicht der VerkauiSwerth maßgebend sein solle, sondern der Eetiagswerlh und die Erbgiioten, seien sie nun Renten oder Capitalabsindung, gleich oder verschieden, unter Zugrundelegung des ErtragswertheS deS Grundstücks bemessen weide» sollen. I» Bezug aus die Steuergesetzgebung sei hervorgehob.'n worden, wie die Steuerversaffuiig der meisten deutschen Staaten den Grundbesitzer, speciell den Baucriistaiid prägravirc; vor Allem sei dies bei der Communalbesteuerung der Fall. Ueber die Stellung der EtaatSgrundsteuer seien die Ansichten aurcinaiidergegangen; aber daß diese, namentlich in vielen Theilen Preußens, zn Grunde gelegt werde bei Bemeffunq der Communallaste». wie Schul-, Arnienlaste» u. dergl., sei mit Recht als eine Unbilligkeit bezeichnet worden, die um so hätte» empfunden werde, als die Schulden bei der Grundsteuer nicht berücksichtigt würden, und die Communallasten in der letzten Zeit vielleicht übermäßig gewachsen seien. Auch in Bezug aus Getreidezölle gingen die Ansichten weil auseinander; indeß habe sie kein einziger Redner einpsohlcn als Mittel, Le» Bauernstand speciell zu erhalten gegenüber dem Znsamnieiikansen durch den Großgrundbesitz oder gegenüber der Zersplillciung durch Iheilung re. Völlige Einstimmigkeit habe geherrscht, daß sür den größten Tbeil von Deutschland die weientlichste Bedingung einer besseren Gestaltung der bäuerlichen Wirthschasten eine Consolidatio» der zeriplilterten Grundstücke oder wenigstens eine bessere Flur- rezuliriiug sei. Gegenüber dem außerordentlichen Widerstand, den z. B. tu seiner eigene» Hcimaih beim Bauernstand, bei vielen Juristen die Coiisolidation noch finde, habe eS eine Bedeutung, zu constaliren, daß alle Redner die zersplitterte Lage der Grimdstücle in derselben Feldmark, ihre unordentliche Gestalt, inangeinde Zugäng lichkeit als ein unerträgliches Hinderniß der Wirthschast bezeichnet hätte». Was die Credstsrage angehe, so sei ziemlich einstimmig der Wunsch »ach Credilorgaiiisalio» geäußert worden, welche die Vortheile de« niedrigen Zinsfußes und der aus lange Zeit gewährten Unkündbarkeit der Capitalien, wie sie die landwitth'chasllichen Credit- vereine und großen Crcditanslalte» den großen Gütern zusühren, auch sür den mittlere» und kleineren Bauernstand schaffe. Vor Allem habe man als wnnschcnswcrih localisirte DarlehnScasscn be zeichnet, unter Selbstverwaltung der ländlichen Bevölkerung, die auch den Personalcredit in die Hand nehmen, den kleinen Bauer erziehen, z» eiiiem verständigen Gebrauch des CrcditS, die zu gleicher Zeit auch im Stande sind, die wirkliche Verwendung der bewilligten Capitalien zu üderrvachcn. Turch solche Cassen werde dem Wucher und der schlechten Crcditwirthschasr der Bauern gesteuert. Mehrere Redner hätten die Anlehnung dieser Anstalten an eine» größeren Verband oder eine LandeScrcditcasse empfohlen. Die Verdienste Raiffeisen- in dieser Beziehung seien hoch anznerkeniien. Ferner seien erwähnt worden Maßregeln zur Steuerung deS gewerbsmäßigen Wuckiers; Veränderungen im System der Zwangsvollstreckung durch Einführung de- Deckung-systein-, um die Ueberlaslung der Grund- stücke znm Behuse de- billigen Kaufs zu verhindern; d.e Behandlung der Personen, welche gewerbsmäßig Darlehen an Grundbesitzer geben, gleich gewerbsmäßigen Pfandleihern. Endlich lei noch der Wunsch ausgesprochen worden nach Organisation zum besseren Ein- kaus und Verknus, sei e» in Consuni- und Berkaussvereine», sei e-, wie einige Redner meinen, in der Form, daß die Gemeinde» diese Organisationen in di« Hand nehmen. vermischtes. — Baden-Baden, 8. Oktober. Der Kaiser besuchte bcnteNacbmittag daSArniec-Ncnncn i» Iffezheim. Se. Majestät fuhr in einem offene» Vierspänner mit der Großlierzogin von Baden; in einem zweiten Vierspänner folgte» der Greßberzog und der Erbgrvßberzog den Bäte», sowie die Greßbcr;ogin von Mecklenburg-Schwerin und der Greßsürst SerginS von Rußland. Se. Majestät wurde sowohl bei seinem Erscheinen aus der Rennbahn wie bei der Rückfahrt von der zahlreich herbeiacströmtcn Bevölkerung mit enthusiastischen Zurufen begrüßt. — Apolda. 8. Oktober. Tie amtliche Einführung de» sür Len Ik. Verwaltungsbezirk cruaniite» Direktor Herrn Born fand gestern im Zcichcnsaale der neuen Bürgerschule, im Beisein der Beamtete» der Bezirksvircetion, de- Bezirks ausschusses «uv der Gememtevorstände des Verwaltuiizs- bezirls durch den Geheimrath Freiherr« l)r. von Groß statt. Der Letztere gedachte i» seiner EinsühruiigSredc zunächst de in de» Ruhestand getretenen Bezcrk-directorS Geheimen Negieruugsralbe- Bock mit warmen Worten und legte dann dem neu cniauulen Director in längerer Rede die ihm ob liegenden Pflichten und die ihn jetzt treffende größere Ver antwortung au» Herz, woraus die Verpflichtung mittelst Handschlag» erfolgte. — Einige Grundbedingungen sür gut« Tage»- beleuchtung in den Schulen sind neuerdings von Föerster in der „Deutschen Vierteljahrsschrisl für öffentliche Gesund- heitSpslege" «aber erörtert worden. Es genügt nicht, daß, wie man meist annimmt, die Bodcnsläche eines Zimmers zu der Fenstcrfläche in einem ganz bestiniinlen Berhältniß (1:5) stehe, um ausreichende Beleuchtung zu bieten. Vielmehr kommt eS. mil Berücksichtigung gegenubcrstehender Gebäude, aus den EinsassS-Winkel de- direkten Himmelslichtes sür jede Stelle de» Zimmer-, aus der geschrieben werden soll, an. Der Odssnung-winkel, d. h. die Linie vom Pult-Pnnclc zum oberen Fensterrand einerseits, zur oberen Kante eines gegenüberliegenden Hause- andcrcrseil-, darf nicht unter 5* sinken. Ferner darf die Tiefe de» Zimmers nicht mehr betragen alS daS Doppelte der Entfernung zwischen Pult- släcke und oberem Fensterrahmen. Die Fenster der Schul klassen sollen bei Neubauten vorwiegend nur nach Norden (wenig nach Oste», etwas mehr nach Westen, wenn nöthig, abweichend) gerichtet sein, da alle bisherigen Schutzmittel gegen Licht- und Wärmestrahlcn entweder ungcnügciiv sind oder daS Zimmer zu stark verdunkeln. Leider ist, wie man zugeben muß, bei vielen älteren und manchen modernen Schulgebäuden ans diese BeleuchtungS-Berhäitniffe sehr wenig geachtet worden Ungenügendes oder blendendes L>cbt »nd störende Reflexe mögen gewiß, da bestimmte Kinder ihnen regelmäßig anSgesetzt sind, für deren Augen nachtheilig werten. — Berlin. 8. Oktober. Ueber daS neue zahnärzt liche Institut an der Universität Berlin schreibt die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung": Aus der Gesammthcit der wissenschaftlichen und praktischen Medicin bob sich gegen das Ende dcS vorigen Jahrhunderts auch die Zahnheilkunde als eine selbstständige Discivlin hervor. Wenn gleich zahnärztliche Operationen, wie hauptsächlich die Extraction erkrankter Zähne, noch tauge Zeit später von Acrztcn und zwar besonders von solch:» Slerzten, die sich mi! Chirurgie beschäftigten, ansgesührt wurden, so bildeten sich daneben die Methoden der Con- servirung erkrankter Zähne durch die Füllung, sowie des künstlichen Ersatzes verloren gegangener Zähne ans, welche wegen d r sür diese Hilfsleistungen ersordcrüchen besonderen Kennlniss« und Geschicklich keiten nicht mehr einfach Sache der Acrztc bleiben konnten. So entstand neben den Acrzten die besondere BerusSrlasse der Zahnärzte, deren wissen- schastliche Ausbildung zwar der der Aerzte nicht glcichkam, die jedoch durch die ans ihrem Svecialgebiet erworbenen größere» Fertigkeiten in vielen Fällen befähigt waren, helfend cmzuarcisen, in denen eS die Aerzte nicht vermochten. Die Uebertragung dieser Geschicklichkeit pflanzte sich von dem Meister durch private Unterweisung auf den Schüler fort. Der Staat kastpste die Ausfertigung einer zahnnizt- lichc» Approbation an die Ablegung eines ExanienS, aber man dachte noch nicht daran, öffentliche Anstalten sür den zahnärztlichen Unterricht einzurichten. Einen wesentlichen Aufschwung erhielt die Zahnhcilkunde von de» Vereinigte» Staaten Nordamerika- aus. Zu der hohen Begabung sür seine Mechanik, welche ein charakteristischer Zug des Nordameri- kanerS ist. gesellte sich hier die höchste Werlhschätznng einer gut ge- bastenen Bezahnung von Seiten des PnblicumS, und ans der gegen seitige» Einwirkung dieser Factorcn erwuchs eine Zihnhctlkimbc. welche nach kurzer Zeit diejenige weit nbertros, die sich inzwischen in Europa gebildet halte. Dabei war cs von besonderer Wichicgkeii, daß aus dem Bode» der Vereinigten Staaten Fachschulen sür Zabn- heüknnde entstanden, welche die Uebertragung deS Erworbenen vom Lehrer aus die Schüler, sowie die Fortbildung der ganzen T.S- ccplin wesentlich erleichterten. DaS erste derartig: Tental-College wurde im Jahre 1830 in Baltimore gegründet, und dieses Vorgehen fand so viel Anklang, daß sich die Zahl dieser Anstalten beständig vergrößerte, so baß jetzt in den Vereinigten Staaten von Nord amerika und in Canada nicht weniger als 10 Tciital-CellegeS be stehen. Tie erste Nachbildung, welche diese Einrichtung in Europa fand, war die Gründung deS Dcntal-HoSpitals in London im Iabre 1859, welches sich a»S bescheidenen Anfängen allmälig zu einem stattlichen Institut entwickelt hat. Aus dem Continenl von Europa bat man dagegen erst in den letzten Jahren der zahnärztlichen DiScipli» größere Aufmerksamkeit zugcwandt und geeignete Lehr- Vorrichtungen sür dieselbe geschaffen. Im Jahre 1v3> fügte die Regierung deS CantonS Gens der dortige» neu errichteten Universität ein besonderes Instilut sür Zahnbeilkunde hinzu, und kurze Zeit daraus bildete sich in Paris ein ComilS von Privaten, welklicS die tlco'.e üentnire gründete, neben welcher inzwischen noch ein Instätur. oüontoloxigue entstanden ist. — In Deutschland war bisher sür den Iliiicrrickn in der Zahnheilkunde nur wenig gesorgt. A» einzelnen Universitäten bestanden zwar private, von Seiten des Staates subvcntionirte Unternehmungen, die dem Unterricht in diesem Fache dienicn, jedoch war eS aus diesem Wege nicht möglich, mit den großen amerikanischen Dental-LollegeS in erfolgreiche Conciirrenz zu treten; und so wandette denn Jahr sür Jahr eine erhebliche Anzahl Deutscher »ach Amerika, um dort diejenige Ausbildung zu finden, snr welche eS in der Heiinath an ausreichender Gelegenheit fehlte. Um in dieser Beziehung eine durchgreifende Abhilfe z» schaffen, hat sich die Regierung entschlossen, an der Univ:rsität Berlin ein Institut für Zahnheilkunde in größerem Maßstabe einzurichten, welches mit Beginn des bevorstehenden Wintersemester-, also zum 15. Oktober dieses Jahres in Thätigkcit treten soll. Dasselbe ist in dem Hause Dorollieenstraße Nr. 40 ein-erichlet. Die Thäligkeit in dem Institut wird sich crstrcck.n ans die Chirurgie der Mundhöhle mit Einschluß der Extraction der Zähne, sowohl in der Narkose wie ohne dieselbe, und die ovcrntive Zahnhcillunde, weiche in der Conservirung der erkrankten Zähne durch die Füllung ihre hauptsächlichste Belhätignng findet. Tie erstgenannte Function, sowie die Direction des ganzen Instituts liegt in den Hände» d:S außerordentlichen Professors vr. Busch, die zweitgenaiiiiie Function ist dem Herrn praclische» Arzt und Zahnarzt I>r. Paelich und Herrn lir. W. Miller übertragen. Die mechanische Zahnheilkunde, welche den Zahnersatz, das Richten der Zähne re. nmiaßt. wird von Herrn Zahnarzt Sauer gelehrt. Ta jedoch in den Räumen des Institut- einstweilen hierfür noch kein Platz ist, so wird dieser Unterricht in einem Laboratorium ftailsinde», welches Herr Sauer in seinem Hanse, Schiffbauerdamm 38, eingcrichiet hat. Aus diese Weise finden die drei Theile, aus denen die praktische Zahnheilkunde besteht, volle Berücksichtigung. Es wird dadurch ermöglicht loerden, daß die Studirenden der Zahnheilkunde von jetzt an in Deutschland eine ebenso sorgsültige Ausbildung erhallen, als diejenige war, welche sie sich bisher erst nach einer weilen Reise über das Meer erwerben konnten. Für die theoretische Ausbildung ist dulch die in dem Institut gelesenen Collegic» sowie durch die Vorlesungen an der Universität in reicher Weise gesorgt. Als ci» besonders günstiges Zeichen begrüßen wir eS, daß euch die königlich sächsische Negierung in neuester Zeit der Lehrthät gkeit in der Zahnheilkunde ihre Ausmerksamkeii zugewandi hat und gleich- falls zum Beginn des bevorstehenden Wintersemester« eia Institut für Zahnheilkunde an der Universiiät Leipzig eröffnet. Indem wir beiden Instituten eine gedeihliche Entwickelung wünschen, hoffen wir, daß dieselben wesentlich dazu beitragen werden, da- Studium der Zahnheilkunde in Deutschland zu fördern und uns auch in diesem Zweige der Heilkunde von au-länl»schen UnterrichiSanstaltca un- abhängig zu machen. — Die Firma Siemen - L HalSke hat den Bau einer elektrischen Bahn zwischen Nürnberg und Fürth über nommen. ---- Bo» einem seltenen Fall der Scharlach-N eb er trag ung berichtet Dr. Nßmonn zn Wehlau im mrdiciiiisch- chirurgischen Eentrcilblatt. Eine OssicierSsainilic in Danzig erbiclt von Verwandten einen Brief mit der Benachrich tigung über daS Befinden eine- an Scharlach erkrankten Familienaliedes. Da? Convcrt dieses Briefe- erhielt daS jüngste Kind zufällig znm Spielen; nach 6—7 Tagen erkrankte cs an Sck'arlach. obgleich seit 6 Monaten in dem betr. Ort kein Scharlachsatt vorgckommcn und kein Hausgenosse mit Echarlackkrankcn im Verkehr gewesen war. — Während im Hofburgtheater zu Wien die Rollen in dem vieractigen Sllick Turgenjew'« „Natalie" au-« gelheilt werte», wird da» Berimer Publicum bereit- in der allernächsten Zeit de» russischen Dichter al-Dramatiker kennen lernen. Ein gleichfalls völlig nnbckannteS einaclige-Lustspiel desselben: „Die Provinzialin", dal einen glücklichen lieber- setzcr und Bearbeiter ebenfalls wie jene „Natalie" in Eugen Zabel gesunden und sott in kiese» Tagen mit Frau Franziska Ellmenreick in der Titelrolle im Belle- Alliance-Theater die Feuerprobe bestehen. — Hermannstadt. 6. Octcbcr. Ueber die Äagdeu de- Kronprinzen Rudolf meldet da» .Siedenbürgisch- deulscheTageblatt" auSGörgeny - Sze»t-Im re, 3. Octbr.: Der erste Trüb fand heute in Tyrio statt, wobei aus sehr kurze Distanz bei sreicr AuSfichl vom Baron Theodor Bornc- mißa ein starker Bär verfehlt wurde. Drr zweite Trieb, der erst gegen l2 Ubr Mittag- begonnen wurde und im oberen Tyriö stattfand, brackle nach kurzer Zeit dem Kron prinzen einen mächligc» Bare» vor den Schuß, der Kron prinz legte aus bedeutende Distanz mit seinem kinläusigen Stützen an und in der nächsten Secunde stürzte da» Thier, in» Rückgrat getroffen, kopfüber den Abhang hinab. E- berrschte großer Jubel über da» glückliche Jagvergebniß. Der Bär wurde sofort nach dem Schloßhose geschafft, wo er aus der Waage ein Gewicht von 185 Kilogramm auswicS. Im Parke fand sodann unter Hornsignalen die „Strecke" statt. Die Treiber erschienen mit zahl reichen Fackeln, ebenso die Jagdgesellschaft, die an dem Tiner thcilgenommen hatte. DaS Kronprinzeupaar kam in den Park hinunter, um den daselbst auf grünen Zweigen ausgebahrten Bären zu besichtigen, welchen die Fackelträger. Jäger, Treiber und Hornisten mit ihren Jagdhunden um ringten. Der Kronprinz erschien in leichtem Salunanzuge mit einem Jägcrhute, die Kronprinzessin in einem braunen Mcmtelett mit einem weißen Spitzentncke auf dem Kopse. Die Hofdame Gräfin Palfsy trat zum Prima» der Musik kapelle und hieß ihn nngarische Dolk-lieder, den Donau-Walzer und Le» „Boccaccio Marsch" Vorträgen. Die Krorprinzeffm wandte sich später selbst an Salamon und bezeichnet« ihm dir ungarische» Volkslieder, die sie vorgetragen zu haben wünsche. Um balb 0 Uhr zog sich da- Kronprinzenpaar unter Eljen- und Setrcakca-Ruscn in seine Gemächer zurück. — Eine große Versammlung von Steuerzahler» uud Grundcigcnthümern in Manchester, die vom Mayor der Stadt einbernsen war. beantragte bei dem Gemcinderath, eine Summe von 18,000 Lstrl. (360,000 ^e) zu bewilligen, um da» Canalprcjecl (Liverpool-Manchester) in der kommenden Session im Parlament zu fördern. — Ueber die Verpflegung an Bord der englischen transatlantischen Dampfer wird stark geklagt. Ein weitgereister Eorrespcndenl citirt den AuSsprucb eine-Franzosen, welcher de» Nus der Glocke zum Essen mit dem Seufzer be grüßte: „Alle Man» unter Deck znr Bestrafung!" — St. Petersburg. 3. Oktober. Ueber die Trocken- leg ung der Sümpfe in dem sogenannten Poles sie-Ge biet, zwischen den Strömen Dnjepr, Pripet, Beresina uud Plitschja, bringen die „St. Peter-bnrgskija Wedonnsti" fol gende Daten: Die Arbeiten begannen im Jahre 1874. Bi» zum Ende de- verflossenen Jahres war ein Canalsystem von 1605 Werst Länge hcrgestellt und mit Hilfe dessen ein Flächcnraum von l,141,000 Dessjatinen trockrngelegt, und zwar: Sumpfboden in einer Au-dehnung von 200,000 Dess- jatine», der früher gar nicht betreten werden konnte, ist in Wieso» uingewandclt; ein sumpfigerFlächenranm von280,000 Dessjatinen Wald, der von Snmpsarmen durchschnitten wurde, ist trockcngclegt, wobei die Sumpsarme in einigermaßen flöß bare Canäle verwandelt sind; ein Wald von etwa 170,000 Dessjatinen. der bisher nicht anSgenutzt werden konnte, ist durch Anlage von Canälen dem Verkehr zugänglich gemacht; etwa 740,000 Dessjatinen Land und Wiesen sind drainirl worden. Die Ausführung aller dieser Arbeiten erfordert 265,000 Nudel jährlich. Mltlieilungeii über Obst- uud Gartenbau. HerauSgegebcn vom Lander-Obstbau-Bereia. Gartenbau Kalender für Oktober. (Nachdruck verboten.) Säen kann man außer Spinat. Rabinschen, Kerbelrüben »och Petersilie in gut gedüngtes Land, brestwürsig oder in Rinnen, und wird sie dann zeitig im Frühjahr schneiden können. (Samen von Kerbelrüben, den Herr v. Corlowitz aus Colmnitz die Güte gehabt bat, zur Verfügung zu stellen, ist unentgeltlich ab- zuhole». sowril der Vorralh reicht, bei Pros. B. Richter, Freiberg, Untere Lange Gasse 11.) Kleine Knollen von Kerbelrüben können noch gesteckt, am besten gleich in die im Beete gemachten Rinnen hineingcschüttet werden; so werden sie sich bedeutend ver größern und nur wenige in Samen schießen. Wintersalat kann noch au" dem Saatbett vervslanzt werden, »nd zwar aus nicht zu sonnige Beete, da er im Winter nicht viel Sonne verträgt, am schädlichsten ist ihm die Morgenionnc. Winterrettige, roth« Rübe», Kürbisse, Kohlrabi sind vor stärkeren Frösten an- dcr Erde zn nehmen: dagegen halten Möhren, Petersilien- wurzeln, Pastinaken di- ersten leichten Fröste gut au- und wachsen an wärmeren Tagen noch weiter, we-halb man sich mit dem HcrauSnehmen dieser Früchte nicht zu sehr zu beeilen braucht. DaS Eincrnten nehme man möglichst bei trockener Witterung vor, weil sich alle Früchte dann besser halten. Bohnen- und Schoten de etc sind abzuräiimen und, wie alle leer gewordenen Beete, grob zu stürzen. Stangenbohnen werde», wenn sie der Frost zerstört hat, am besten erst in t de» Wurzeln au- der Erde gerissen, dann die Stangen berausgeaommen, die Ranken von unten nach oben überstreift und die Slangen in Atheilungen aus einauder gelegt, oben und unten zniammciigebunden und trocken, oder an einen Baum gelehnt, den Winter über ousbewahrt. Die Erdberrberte fahre man fort mit kurzem Dünger zu bedecken oder die einzelnen Stöcke damit zu umgebe»; hierzu passenden Pferdrdünger sam meln in der Nähe von Städten arme Kinder für eia Billige-; bei feuchtem Bode» umsireue man die Stöcke mit Häckerling oder Brech- arucn, welches beides zwar nicht Düngemittel sind, aber zum Schutze gegen die Kälte dienen und, später mit uniergegrabea, den Boden auslocker». Gegen Ende deS WonalS werden die Spargel stengel, wen» sie gelb geworden sind, abgelchnitten, di« Beet« mit Dünger (am besten RnidZdünger) leicht bedeckt, oder Dünger um jeden Stock vorsichtig eingegraben, darauf sind die Bette zn ebenen, aber nicht zu rechen. Bei stärkerer Bedeckung finden Mäuse darunter ihre Schlupfwinkel und suchen die Spaigelwurzeln hcmi. Andere werfen Laub i» dünner Lage daraus und begießen da- Ganze mit AbortSjauche. Winter - Porree kann im Freiland stehen bleiben, doch «st es zweckmäßig, um aucb bei übler Witterung stctS solchen bei der Hand zu haben, einen Theil im Keller auszu- bewahren. Die den Garteufrüchte» ost so verderblich werdenden Fahrmäuie werden (besser als durch Phosphor- oder Strychnin- Pillen, die sie o!i nicht anrühre») am besten vertilgt durch Möhren- stückc, die man mit arseniger Säure behandelt hat und in die Fahrten so tief legt, daß Katzen nicht dazu komme». Alle Garten- srüchte festerer Art sind, wenn man nicht sehr viele hat, bequem »nd gut im Keller in Sand austubewahrcn; man lasse sich eine» Holzrahme» machen, so hoch, als man den Sandhaufen wünscht, und lege in den dadurch abgeschlossenen Raum auf eine Sand« schicht die Früchte neben und über einander, die Sotten getrennt, und bedecke sie dann vollständig mil Sand. Man sammle den gereisten Samen von Gemüse und Blumen, reinige ihn und de- wadre ihn trocken aus. Blumenzwiebeln kann man noch in- sreie Land, ebenso wie in Töpse legen, nur blühen sie natürlich später, als die im September gelegten: die in das Land eingegra- bene» Z-viebeltöpie sind Ende de- Monats auS demselben herans- zunehmen und im Keller auszubewahren; um auch bei etwaigem Frost in den Erdboden kommen zu können, ist es vottheilbast, die betreffende Stelle mit Laub zu decken; im Keller sind sie dann, ebenso wie die von Anfang a» in den Keller gestellten, nach und nach stärker zu gießen, je »ichc sich die Keime entwickeln. Wer Hyazinthen aus Gläsern treiben will, kann Ende de« Monat- damit beginnen; doch lasse man da- Wasser nicht di« Zwiebeln selbst berühren, da hierdurch die späteren Sorten wenigsten- leicht faulen; am besten ist Regenwasser dazu. Tie Knöllchen von Ane monen und Ranunkeln sind in Gärten, die wenig von Winter- seuchiigkeit zu leiden haben, im Oktober oder November zu legen, und zwar in guten, reich gedüngten Boden, der etwa- schattig liegt.
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