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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.10.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-10-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188410091
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18841009
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18841009
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-10
- Tag1884-10-09
- Monat1884-10
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.10.1884
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Erscheint täglich früh S'/.UHr. Trpetiti« JvhaaveSgaffe SS. Ipuchidulde» -er Let«ti«: vormittag« 10—IS Uhr. Nachmittag« 5—8 Uhr. Evo,,«, «„»«««»«, »D w« «w»m»» «cht nnNnwi»/ »«»«e »er s»r »te >L«M»1,e»»« M»»»er 5eftt««ie» Juserute „ «vche»t«,e» »t« » ll»r Nachmtttaa«. «»t«»-,«»-eftt«»e» früh »i»'/,» Uhr. 2« de« FlUele» für 2«s.-^n»»h«e: Ott» Ale«». UawerfitätSftraße S1. La»i« Lisch», «atharineustraße IS. p. «r »t» '/.» Uhr. Mip.'.igtr.TaMaIt Anzeiger. Organ für Politik. Localgeschichte, Handels- «nd GeschSstsverkehr. Meß-Auflage 18,7»». ^donnr»rnt»»rris oiertrlj. 4'/, «url. vringerlohn - Ml., durch di» Post bc»oge» L Mt. Jede »ia«el»« Nummer 20 Ps. Beiegexenrplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilage» (in Tageblatt-Format gesalzt) «h«e Postbeförderung SS Mk. «tt Postbesördcrung «8 Mk. Inserate üaejpaltcm' Petitzeile SO Pf. Größer« Schriften laut unserem Pr»,«, verzeichn iß. Tabellarischer u. Ziffernsatz „ach htzherm Tarij. Lerlmne» unter de« ltriactiono-rich die Spaltzeile SO Ps. Inserat« sind stet« an die ld^»e»tti»« »u sendeu. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pruounineraoäo oder durch Post- Nachnahme. ^ 283. Donnerstag dm 9. October 1884. 78. Jahrgang. Amtlicher Thetl. Vir »ach«» hierdurch öffentlich bekannt. t) daß alle in Leipzig wohnhaften Knaben, welche Ostern 1883 und Ostern 1884 au« einer der hiesigen Volks schulen entlasten worden oder von einer höhere» Schule abgegangen sind, ohne im letzteren balle da« 15. Lebens jahr vollendet und die Elaste erreicht zu haben, welche diesem Alter nach dem Plane der Schul« entspricht, zu dem Besuche der Fortbildungsschule für Knabe» verpflichtet find; 2) daß die Anmeldung derselben, wenn sie im Bezirk der 1 Fortbildungsschule wohnhaft sind, bei Herrn Director Puschmann, dafern sie sich aber im Bezirk der ll. Fort- bildungSschnle aufhalten, bei Herrn Director vr. Stocrl »u erfolgen hat; S) »aA anch diejenige« Knabe« a»;nn»elde» ff«d, »elche a«S irgend eine« Grunde von de« Besuche der städtischen Fortbildungsschule entbunden rn sein nlaubea, 4) daß hier einziehenke Knaben, welche Ostern l882, 1883 und 1884 au- einer auswärtigen Volksschule entlaste» worden sind, ebenfalls zum Besuch der Fortbildungs schule verpflichtet und sofort, spätestens aber binnen brei Lagen nach de« Einzüge bei dem Director der Fortbildungsschule ihre« Bezirk« anzumrlden sind; 5) daß Eltern. Lehrherren, Dienstherrschaften und Arbeit- geber bei Vermeidung einer Geldstrafe bi« zu 30 -ä'. di« im Falle der Nichterlegung in Hast umzuwankeln ist. die schulpflichtige» Knabe» r» dieser Lu- «eldung anzuhalteu oder letztere selbst vor» r»aeh«e« habe». Leipzig, am 4. October 1884. Der Math der Gtabt Leipzig. Leyn vr. Georgi. bnert. Der -»Haber d«S abhanden gekommenen Sparcasten- OuittungSbuche« Serie H, Nr. 38,l78 wird hierdurch aus. gefordert, sich damit binnen 3 Monaten und spätesten» am Iv. Januar 188S zur Nackweisung seine» Rechte«, bez. zum Zweck der Rückgabe gegen Belohnung, bei nnterreichueter Anstalt zu melde», wlkrigenfallS der Sparcaste» -Vndnunq gemäß dem augemeldeten Berlustträger. noch erfolgter Be eidigung seiner Anzeige, der Inhalt diese» Buche« «»»gezahlt werden wird. Leipzig, den 7. October 1884. DteD«r»altn»g deSLethhaaseS »nd brrGpareast«. Vrkauutmachuu-. In unserer Verwahrung befinden sich ein P«ar «rne. noch ungeschwärzte, knltzledern« Schuhe mit Gummieiusatz und ein« drnune ziemlich große. sehr zahn» lebende Daube. Sowohl die Schuh« al« die Taube sind zweifelsohne Diebstahl-, obierte und ersuchen wir den unbekannten Eigenthümcr, sich un gesäumt in unserer Lriminalabthcilnng zu melden. Leipzig, am 7. October 1884. Da» Polizei««» der Stadt Leipzig. Bretschneider. K. veffeMede Uanäel8ledran8tLlt. <iie vedrltuU»-4dtd«lI«ux konnorotag, Sen b. Ovtader änmoläunu«» rum Liutritt in »»«Sau von Vlvuitag, Sen 7., dlo Vonnerotag,« ran 11—12 virr Vormittog, «ntgegevgenowmeo. äakNadmeprüknng k^eitag, Sen 10. October, trüb 7 vdr. Oarl Volirn», Virvotor. Verdingung. Li« Lieferung der sllr di« Menage-Anstalt de« Königlichen 8. Iasaoterie-RegimeutS «Prinz Johann Georg" Nr. 107 erforder liche» Naturalien rc. a. Fleischwaare«: frische« Flestch. Flecke, Schwarzfleisch, Wurst, Speck, Talg uud Fett, d. vietualie« re.: Reis, Gräupchen, Hirse, GrieS, Linsen, Erbsen, Bohnen, Nudeln, geb. Aepfel, Birnen, Pflaumen, Roggen-, Weizen- und Kartoffel mehl, Kal», Gewürz«, klarer Zucker, gebr. Kaffee, Eier, Heringe uud saure Gurken, e, Backwaoren: Weißbrot», frische Brötchen (» 2'/, >4) »nd altbacken« Weißwaarea. wird hiermit für di« Zeit vom 1. Drrember 1884 »iS «tt HO. Rove»ber 1885 ausgeschrieben. Die Lieferung hat täglich nach Bedarf srauko Kaserne zu er- kol-eu. Monatliche Laarzahlung. Offerten mit Angabe der Preise per Kilogramm bezw. Stück (bei frischen vrödchen de« Gewicht«) sind am 2 November »er ste,elt t« »er Pleitzendurg, Kaserne v , H. Stage, Stute Nr. ISS, unter Beifügung von Proben vom Gemüse, geb. Obst, Mehl, Zucker und Kaffee abzngebea. Außerdem sind gute Zwiebel-Kartoffeln und zwar; 600 Eentuer für December 1884 300 - - Januar 1 300 - - Februar 11885 öl» . - Mär, I kanko Kaserne zu verdingen Angebote und Probe» find am 2. Novewber an obiger Stell« einznreichen. Leipzig, den S. October 1884. Dt« Menage Sommisfio« de« Kbniglichrn 8. Anfanterie-Negiment« „Prinz Johann Georg" Nr. 1»7. Den II.Dctoher 1884, Nach«. 1 Uhr. solle» im Restaurant »«« Schloßkeller in Reudnitz eine größere Partie Putz- n»d Schuitt- w»«r». 74 Stück kieferne Pfostcu, 2 Hobelbänke, 10 Stück fertige Uoste, 1 Knllchwagri, »nd einige Model meistbietend gegen sofortig« Baarzahlnng äffeatlich versteigert werden. ,« 4. October 1884. Singer, Gerichtsvollzieher. Bekanntmachung. Dje Lieferung von 80 Stück Ventilation«-O«s«N in Loosen "OE A.IS E"b «7 Stück für Schulneubauten in hiesiger Um- -egend soll öffentlich «rgebe, »erd«» Anerbieten find bi« zo« 1. «--»her r> Mittag 1, Uhr. ans unserem Burra» einzureiche». Bedingungen gegen Erstatt»»« von 1 .« von hier »» beziehen, d. Scholvorstanoe«: Die banleittnden Architekt«, L n dw i, K H ü I ß n,». Lei»,.,.«. d. »lethe 2. s- » Vekanntmachung, da« LaSltegea der OrtSkrauffeaeasteastat»««»» Entwürfe betreffend. Nachdem unsererseits die Eulwnrfe der Statuten der laut Bekanntmachung vom 7. August lausenden Jahre« für bi« Stadt Leipzig errichteten 18 OrtSkrankencasten, nSrnBch 1) für die Industrie der Steine und Erden, 2) - Metallarbeiter, Fabrikation von Musikinstrumenten, die chemische Industrie einschließlich der Bleicht»! und Färberei. die Texlitinbustrie (mit Ausnahme der Bleicherei und Färberei), Papier-, Leder- und Gummiindustrie, Buchbinder, Eartonnagen« und Porteseuille- arbeiter, die Industrie der Holz- und Schnitzstoffe, die Industrie der Gcnußmitlel, einschließlich der Kunst- und Handei-gärlnerri, dagegen mit Aus schluß der Tabatindustrie, Tabakintustrie, Schneiderei und Putzmacherei, Hutmacker. Kürschner, Handschuhmacher und Schuhmacher, Barbiere. Friseure und Bader, Baugewerbe. Buchgewerbe. die Hilfsgewerbe des Handel-, die VerkehrSgewerde und die Kellner, entworfen worben sind, so machen wir auf Grund k. 23 Abs. 1 deS ReichSzcscyeS vom 15 Juni 1883 bekannt, daß diese Entwürfe zur Einsichtnahme auf dem Ralbhaus« hier anSgebängt find, auch aus dem Stadthause. Obstmarkt 3, 2. Stock. Zimmer >05 ringesehrn werden können, und fordern die Bethrüigte», Arbeitgeber wie Arbeitnehmer, aus, etwaige Anträge aus Abänderungen und Ergänzungen spätesten« bi« zum S1. laufende« Monat« im Stadthause. 3. Stockwerk, Zimmer 140 schriftlich em»u» reichen, woselbst auch Auskunft darüber, zu welcher OnS- krankencaste ein Gewerbe gehört, ertheilt wird. Leipzig, den 8. October 1884. Der Math der Stadt Leipzig. vr. Georgi - Der im diesigen Georgenhause ^etiuirt g> «diene HandarbetNr Thrtfttau Friedrich BSrner ans Lengeuseld ist von den« ihm am 8. vorigen MonalS verstallele» AuSgaNge nicht zurückgekehrt und treibt sich jedenfalls wieder liederlich bernm. Wir bitten, iba im Betretung-salle festzunehme» und uns dann uugesäunit Nachricht zu geben. Leipzig, am 6. Oktober 1884. Das Polizeiamt der Stadt Leipzig. Bretschneider. T. 3) S) k) 7) 8) ») 10 ll >2^ 13) 14 15) ,6) »7) 18) Nichtamllicher Thetl. Der Tod -es Oberst Stewart. Ein tragisches Geschick hat den treuen Begleiter de« General- Gordon, den Sieger in mancher Schlackt gegen die Anhänger deö Mahdi, in der Nähe des Katarakt von Wadigarna ereilt; Oberst Stewart ist. nachdem er auf dem Nil Schiffbruch gelitten, durch einen Scheck, der ihn und sei» Gefolge durch die Wüste nach Merawi zu geleiten ver sprochen hatte, meuchlings ermordet werden, mit ihm soll auch der französische Consul au« Khartum den Tod erlitten haben. Es ist da- offenbar rin Racheacl eines heimlichen Anhängers de« Mahdi für die Niederlagen, welche ihm Gordon und sein Adjutant Stewart seit Ende Juli beigebracht babcu. Stewart war seit dem 17. Mär; mit Gordon zusammen in Khartum und hat dort alle Wechsel,alle des Schicksal« mck ihm erduldet, von der feigen Flucht der egvptifchen Soldaten bis zurHinrichtung der beiden vcrräkherischcn Pascha«, von der höchsten Noth bi- zum Tage der Befreiung, dem 30. August. Jetzt sollten die Früchte der Monate langen Entbehrungen und Kämpfe gepflückt werden. Stewart war aus dem Wege nach Dongola, um dort den Engländern unter Wolseley die Hand zu reichen und im Verein mit diesen die begonnene Wicderervberung deS Sudan zu vollenden. Schon war Berber gefallen und damit di« Straße nach Suakim und Wadyhalfa wieder frei gemacht, den Sieger von Khartum erwarteten verdiente Ehren und der Dank seiner Kameraden in Egypten, im Rathe de« Schicksal- aber war e» ander- beschlossen, Stewart sollte die Heiinalh nicht Wiedersehen, die Hand eines Meuchelmörders verrichtete daS Werk, da- in zahlreichen Tressen mit den Belagerer» Khartum« sich uuauS- snhrbar ewiese» hatte; Stewart, obwohl verwundet, hatte alle Drangsale in Kbartui» glücklich überstanden und war nahe daran, sich in Rübe und Frieten seiner Thate» zu freue», als ibn der Mordstahl de« tückischen Araber« traf. Die Nachricht von der Ermordung Stewart'« ist nicht die einzige Hiobspost auS Egypten, sic trifft init einer anderen zusammen, welche den AuSbruch der Pocken unter den für den Sudan bestimmten ErpediticnSIruppen meldet: bei einem in Assuan angelangten Bataillon ist ei» Pockenfall constatirt worden. Zwar ist dieser Trnppentbeil sogleich isolirt worden, aber e« wäre sehr möglich, daß der AnstcckimgSstoff sich schon weiter verbreitet hätte, bevor eS ncch tlmnlich war. die nöthigcn Vorsichtsmaßregel» zu ergreifen. Vorläufig ist noch kein Grund zu ernsten Besorgnissen, aber der Schrecken, welchen der Fall erregt hat, ist nicht geeignet, den Muth der Engländer zu erhöben. Die Wirkung beider Ereignisse auf die Anbänger des Mahdi muß eine außerordentliche sei», sie erblichen darin daS Wiederausleuchtcn der Macht de« Mahdi und sie wirb dazu dienen, den schon kalb gesunkenen Muth wieder zu heben und zu befestigen. WaS ein Mann vermag. daS hat General Gordon gezeigt. Er ist allein mit we»igen treuen Begleitern von Egypten durch die Wüste nach Kbartuui gekommen und hat dort Wunderdinge verrichtet Nachdem man den Sudan für Eng land bereit« verloren geglaubt batte, hat er Khartum gegen Tausend« von Streitern deS Mabdi fünf und einen halben Monat gehalten und endlich die Belagerer zum Abzüge ge zwungen. Nicht genug damit, hat er dem bedrohten Sennaar Hilfe gesandt und Berber wiedergewonneu. und daS AlleS unter den widrigste» Verhältnisse!«, ganz allein aui »cb selb't und feine Thatkrast angewiesen, während OSman D'gma die Küste de« Rothen Meere« und da« Land bi« Berber hin in Schrecke» setzte, und während General Graham sich vergeb lich bemühte, mit englischen Eliletruppen der urwüchsigen, nur aus die Kraft ihrer Ärine und di« Schmiegsamkeit ihrer Leiber vertrauenden Araber Herr zu werden. Nächst Gordon war sein Adjutant Oberst Stewart der gefürchtetste Mann ii» Sudan, denn er war seinem General an Muth und Thatkrast, an Ausdauer und Selbstverleugnung ebenbürtig, die Vereinigung von Stewart und Wolseley würde Wunderdinge gewirkt balen, damit wäre di« letzte Hoffnung der Anhänger Mohamed Achmeo's vernichtet worden, in dumpfer Ergebung in ihr unabänderliche- Schicksal hätten sie de» Englänkcrn und Egyptern da» Feld geräumt. Bei keiner ReligionSgemeinschast wirkt die Macht von CchicksalS- lchlägen so verheerend al« bei den Mohamedanern. sie er kennen darin da« Walten der Vorsehung, welcher sic sich widerstandslos unterwcrscn. WaS hat den Krieg in« Sudan von Anfang an so gefährlich gemacht? Die Ueberzeugung der Anhänger tee Mahdi, daß cS der Wille Allah'« und seines Propheten sei, die Fremden und Ungläubigen aus Egypten zu vertreiben und die Araber wieder zu Herren deS Landes zu machen. Der Sieg deS Mahdi über HickS Pascha war da« Signal zur Erhebung aller streitbaren Männer im Sudan, die Einen vereinigten sich mit dem Mahdi in Kordosan, die Andere» stießen zu' OSman Diama und ließen sich von ihm willenlos in den Tod führen. DaS war eS, was die speerbeivehrten Araber so furchtbar machte, sie alle glaubten Werkzeuge in der Hand Allah'« zu sein, um den geheiligten Boden Afrikas von den Ungläubigen zu säubern. Da« wurde allmälig anders, als die weiteren, so sicher er warteten Siege des Mahdi auSblicben, al« er sich begnügte, in Kordosan auf seinen Lorbeern zu ruhen, al- er cs nicht einmal erreichen konnte, da« schon zur HungerSnoth gebrachte Khartum in seine Gewalt zu bekommen. Erst als Berber gefallen war, athmelea die Anhänger de- Mahdi im Norden wieder aus und erwarteten nunmehr mit Sicherheit, daß der Mahdi den längst erhofften Vorstoß nach Norden machen werde. Statt dessen kan, die Kund« von dem Siege de« General« Gordon, und nicht genug damit, daß Kbartum wieder frei war von seinen Belagerern, fiel auch Berber aus« Neue in die Gewalt der .Ungläubigen". Da« war ein surchlbarer Schlag für die Anhänger de« Mahdi in Nord- uud Ostsudan, »nd schon waren sie geneigt, ihre Sache ver loren zu geben nnd an der göttlichen Sendung de« Mahdi zn zweifeln, at« dir Nachricht von der Ermordung Stewart'S »uv dem Ausbruch der verheerenden Krankheit in de« Reihen der Feinde ihren Muth aus« Nene anfachte. ' Bor einigen Tagen verlautete, daß Wolseley nach England »urückbernfen und daß die Expedition nach dem Sudan über haupt ausgegebeu sei, weil die Siege Gordon'S sie überflüssig mache; die Nachricht wurde alsbald widerrufen, und beute ist eine derartige Wendung noch unwahrscheinlicher geworden. Der Tod Stewart'S schreit nach Rache, und wenn' die Eng länder nach dieser Unthat da- schon begonnene Unternehmen ausgeben, so würde da« nur zu einer erneuten Krastanstren- gung der Mahbiten VaS Zeichen geben, durch welche leicht alle in den letzten Monaten erkämpslen Erfolge wieder ver löre» gehen könnten. Nein, jetzt ist daS energische Eingreifen der Engländer in die Action nölhiger denn je, und General Wolseley würde seinen KriegSruhm aus- Spiel setze», wenn er jetzt nicht Alle» aufböte, um den Sieg Gordon'S zu voll enden. Als Wolseley nach Kairo kam, war ihm daS Schick sal außerordentlich günstig, die Nachricht vom Entsatz Khar tum- wurde ihm gleichsam als Gabe beim Eiuxsang dar- gcboten und als er nach Wadyhalsa ausbrack, folgte die Meldung von der Wiebereroberung Berber- auf dem Fuße. DaS war fast zu viel Glück, denn jetzt schien die Mitwirkung Wolseley'- am Kampfe gegen den Mahdi unnütz. Gordon hatte die nöthige Arbeit bereit- verrichtet. Jetzt hat sich die Lage wesentlich verändert, Wolseley kan» heule als rettender Enget erscheinen, um daS Wiedererstarken der Kampflust der Araber zu verhindern und die Siege Gordon'S zu bestätigen und zu befestigen. OSman Digma müßte nicht der ver schlagene Führer sein, al- welcher er sich bisher bewährt hat. wenn er nicht die Ermordung Stewart'S für seine Zwecke auSbeutete und eine neue Auslage der Kampfe bei Suakim und El Teb in Srrne setzte. Der Mudir von Dongola war stet» ein unzuverlässiger Bundesgenosse der Engländer; e« wird sich jetzt zeigen, cb die veränderte Sachlage in ihm auch eine Veränderung der Haltung herdeisühren wird. Oberst Kitschner steht im A»>- bukol, Wolseley befindet sich in Wadyhalsa und Lord North- brook hat Assuan zum Aufenthaltsort gewählt. E« sind also jetzt alle Vorbedingungen zur Eröffnung eine» neuen Kampfe» erfüllt, fall- die Araber Lust verspüren sollten, die Ermordung Stewart'S durch eine neue Reibe von blutigen Gefechten zu beantworten. Es kommt jetzt Alle- daraus an, daß Gordon sich in Khartum hält und die Spanne Zeit, welche ihm bis zur Ankunft Wolseley'- bleibt, zur Befestigung seiner Stellung auSnuht. Di« Kunde von der Ermordung Stewart'S wird ihre Rückwirkung nicht minder in Dongola und im Lager OSinan Tigma'S, wie in Khartum und Kordosan üben. Zwar übt dieWiedereroberung von Berber noch heule ein vollkommenes Gegengewicht, aber eine Gegenbewegung der Araber kann die Lage auch im Norden im Handnmdrehen verändern. Die Streitkräste. über welche die Sieger gebieten, sind gering, während die Anhänger de« Mayti stet« au« der weiten Umgebung Verstärkungen an sich ziehen können. Ein so wechsclvolleS Drama, wie e- sich fett einem Jahre im Sudan abspielt, steht beispiellos da in der Kriegsgeschichte. Niemals wurden größere Erfolge mit geringeren Mitteln erkämpft, aber niemals standen auch Erfolge von so großer Bedeutung so hart aus dem Spiele. Hier ist dem General Wolseley Gelegenheit geboten, zu zeigen, ob er wirklich ei» tüchtiger General ist, bier beißt e» im richtigen Moment energisch zn bandeln. Versäumte er diese Gelegenheit und gäbe da» kaum Errungene leichtsinnig preis, so würde er diese Schmach niemals wieder gut machen können, ersaßt er aber den Augenblick, um den balbgewoniienen Sieg zu voll enden. so winkt ihm unauslöschlicher Ruhm als leicht zu erobernd« Belohnung. * keiner geringeren Seite al» dem Reichskanzler empsangen Der rheinisch-conservative Parteitag hatte bekannt lich in sehr verständiger Weise da- Zusammengehen mit der gemäßigt-liberalen Richtung empfohlen. An den Vor sitzenden dieses Parteitag«. Freiherrn von Plattenberg, ist nuiiinehr ein Schreibe» des Reichskanzler« tingelausen, worin dem genannten Herrn Dank für seine vermittelnde Thätigkeit und für die richtige Würdigung de« staatlichen Gesaninitbedürsniffe- gegenüber der Schärfe der Gegensätze an-gelproche» wird, welche in Deutschland auch unter ehrlichen Parteien daS Zusammenwirken für gemeinsame Zwecke so wesentlich erschwere. Man darf gespannt sein, ob die ..Kreuz zeitung" auch jetzt noch empfehlen wlrd, den Nationalliberalen ihre» Kamps gegen di« Deutschsreisinngen durch Aufstellung aussichtsloser conservativer Canbidaturet» zu erschwere». * Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" bringt die folgenden bereit« telegraphisch signalisirten Dementi«: Der Mangel an brauchbarem Stoff veranlaßt auch die solidesten Blätter, ihre Tpalten mit jedem austauchenden Gerücht ohne Rücksicht aus die Begründung desselben zu füllen. So enthält der ,. Hamburger Lorrespoudent" in Nr. 278 ans den verschiedenste, Gebiete» der Politik eine Reihe von Berimtthungen, denen wir widersprechen, unr ihre Accreditirung zu verhindern. Die Lonferenzen de« Reichskanzler« mit Vertretern überseeischer Unternehmungen haben bi»her nur den Zweck gehabt, die Wünsche der Letztere» entgegenzunehmen. Diese Wünsche werden bei de» Beschlüssen der RelchSregierung jedenfalls in« Gewicht solle», aber diese Beschlüsse sind eben erst zu faste», und die ge äußerten Wünsche gehöre» zu den Grundlagen derselben, ohne noth- wendig damit identisch zn sein. Dagegen hat der Reichskan-Iel. seinerseits dem Wunsche Ausdruck gegeben, Laß die hanseatische» Inieresfenlen am afrikanische» Handel sich unter einander über die Bildung eines SvudikatS verständigen, welches der ReichSregiernng bei ihren ferneren Entschließungen mit Antkiinft, Rath und Vor schlägen zur Seite stehen möge. Bon Einrichtung einer Strascvlonie ist weder hierbei noch sonst an irgend einem Orte, anfier dem „Berliner Tageblatt", die Red« gewesen. In kircheupalttifche» Angelegenheiten hat H«r von Schützer weder dem Lardioal Iacvbini neue Eandtdatru für Köln uud Posen vorgefchlaaen, noch ein Frieden-Programm mit- gebracht odor irgend Jemandem unterbreitet. Der StaatSrath wird allerdings zunächst über dteDampser- subventton, dir Erweiterung der Unsallvrrsichernng und di» Poft- sparcassen zur B«utachtung berufen sein, aber nickt über »«tan« «i'entrepOt und Börfenstener, auch nicht «der preußische Anträge, sondern über di« Abstimmungen PtrnßenS im BundeSrathe und besten Ausschüsse,,. Dagegen verstehen wir nicht, wnrnn» dir Zn- fammenie»n»g de« StnatSralh« nicht bekannt lein soll, nachdem alle Ernennungen im „StnaG-K^etger" neröffenivch» Word«, ffttd. Ein Revirement i« dtpl«»atischea Dienst steht, sWn«l wir wissen, überhaupt nicht bevor »nd uamrntltch nicht » irgend einen« ver Botschafter»«»«». Alle vorstehenden Irrthümer befinden sich ans einer Spalt« de« einen von uns erwähnten Blatte-, unsere Berichtigungen aber »erden auf viele ähnliche di« gleich« Anwendung finden. *Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" enthält ferner die folgende hochoffieivse Mittyeilnn^r Der in Elberfeld abgehaltene conservative Parteitag hat dem Duisburger Abkommen Recht gegeben und dem Ur- Heber desselben volle Anerkennung gezollt. Die Allianz der rheini- scheu Conservative» mit den aus dem Boden de« Heidel berger ProgrammeS siebenden Liberalen ist Thatsache ge- worden. Eine erfreuliche Thatsache! Denn eS ist dadurch die Möglichkeit geschaffen worden, inmitten feindseliger Strömungen den erhallenden Elementen eine feste Position zn gewinnen, »nd die rheinische» Conservative» haben a» dieser Möglichkeit sestgehalien, trotz der herben Kritik, welcher das Duisburger Abkommen von de- fieundclcr Leite unlcrworsen worden ist, trotz anderer Zwischenfälle, welch? eS den Coniervalivr» recht schwer machten, an der Verstän digung mit de» Nationalliberalei, sestzuhalten. Eine klare Einsicht in die Situation und ein auf diese Einsicht gestütztes poli- tischrS llrtheil hat ihren Entschluß befestigt, ihnen über alle Bedenke» hinweggeholfen, wie namentlich die treffliche, auf dem Parteitage gehaltene Rede des Herrn vr. FeriS beweist. Derselbe äußerte sich folgendermaßen: „Ein Bild, wie e- die gegenwärtige Wahlkampagne bietet, Windihorst, d,e Perle von Mepve», der Führer deS Centrums, welcher sich zuweilen »och de» Aujchein giebt, eine Stütze de» Thrones sein zu wolle». Arm in Arm mit dem verbissensten Berlreter der preußischen Demokratie, die bewußt oder instivctrv die Monorchie entweder beseitigen oder zu einem parlamentarischen Schattentöniglhum degradiren will, eine solche Combination muß cs dem blödesten Auge klar mache», daß der Patriotismus allen gemäßigte» Elementen die Pflicht auserlegt, sich znsammen- zuscharen um die Fahne, welche die ReichSregiernng entfaltet bat, der auch die Nationallibrralen zu folgen bereit sind. Gerade in der Gegenwart gilt eS, eine» Fehler zn vermeiden, den so viele wohlmeinende Poliliker begehen, indem sie sich für die Zwecke der Beobachtung politischer Thatsache«, nicht von den Motiven de- Wünschen« zu emancipiren vermöge». Ließ« ich persönlich den Wunsch ineine« freiconservativen Herzens Bater meiner Wahlgedanken sein, meine Herren» ich würde Ihnen sicher nicht die Cooperation mit emer anderen Partei an- empfehlen. Allein die Wahltaktik darf nie Sache de« GefühlS iein, sie innß zur Richtschnur die zwingende Gewalt der realen Verhältnisse nehmen, die un» eben auf ein Bündniß mit Noth- wendigkeit hinweist, au» welchem der conservative» Sache noinenllich bei den nächsten LandtagSwahlen begehrenSwerth« Früchte winken." ES wäre gewiß überflüssig, diesem praktisch-politischen Raisouue- ment noch ein Wort hinzusügen zu wollen. Wir bemerke» nur, daß die rheinischen Lonlervatlveu eine auf dem Gebiet« de« kirchlichen Lebens vielfach beobachtete Erscheinung auch in da« politische Leben übernommen haben: die Ersahruag nämlich, daß die in der Tiaivora Lebende» mit der intensiven Gewalt der lieber- z-ugung auch die größere Schärst de« UrtheilS über die Realitäten, mit welchen sie zu rechnen haben, verbinde», und an« der Ver- einiguna dieser geistigen Potenzen di« LtbenSsLhigkett gewinne», die andernfalls bald versiegen würde. Diese« Berhältniß sollten die Looservativev der strengeren Observanz besten« im Auge behalte», un« gerecht zuurthcilen. In den östlichen Provinzen der Monarchie, in denen die breiten Mafien der Bevölkerung von den konservativen Anschauungen beseelt werden, mag e» der Partei und ihrer Führung gestattet sein, die Doctrin nach allen Richtungen hi» und mit voller Coniequenz auszubauen. Zeit und Zuversicht gestatte» ei«» sttl- vollen Ausbau; in den Provinzen aber, wo di« Lovsrrvattvrn »«» Freisinnigen und Klerikalen in di« Mitte genomwe» Iverdra «ad auch noch die mit jenen oder diesen verbündeten Socialdemokrate» zurückzudrängen haben, muß der Wunsch de- Besseren sich mit der Erkenntniß de« Möglichen abfinden. Hier sind Wablbündniffe »ater Parteien, sofern dieselben einer erhaltenden Politik huldige», an- gezeigt, und man sollte sich hüten, Verhältnisse ex rntkeär» reanliren z» wollen, welche von den Nahestehenden allein »ach den Umstände» und von Fall zu Fall richtig beurtheilt werden kßvaen. * Zur Ebarakterisirnnq de« politischen StandpuneteS de« Leipzig, 9. Oktober 1884. * Tie Wahltaktik der „Kreuzzeitung" und ge-, «visier extrem- conservativer Kreise, welche den gemäßigt-i ^ literalen Eanditatnre» auch an für die censervativr Partei I Vr. von NiegolewSki. der an der Spitz« der ultra- ganz ansiichtslc'ei« Plätzen eigen- Eantibaten entgegcnnelten I n a tionalen polnischen Partei in Pose» steht, bemerkt zu sollen glauben, hat eine oerständliche Abfertigung von oer „Oredownik" sehr richtig: „vo. von NiSgolewSki empfiehlt
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