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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.10.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-10-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188410154
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18841015
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18841015
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-10
- Tag1884-10-15
- Monat1884-10
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.10.1884
- Autor
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Erscheint tS-ltch früh 6'/,Uhr. Utdaction und Lrprditioa JohanaeSgaffe 33. Aprechkundkn drr Krdaction Vormittag- 10—12 Uhr. Nachmittag« 5—6 Uhr ,e1»ndler M«n»IcriPt« >»» »ich» SU>«,»d» n»,ei»ndler vi-nulcrixr »x »»«».«un, -ich» »«rdmriu». »«»«»«« »er f»r »te «LchMolie»»« »«««er seftt««»»» Inserate O, «»cheiitagen ht« 3 Udr Nachmittag», «» e«nu- «n» F«stta,ea sr»tz dis'/,» Uhr. 2u den Filialen für 3ns.-Annahme: Ltt« klemm, llniversität-strahe 21. Lauts Litschr, Katharineustraße 18, p. »ur dt» '/,S Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. MeH.Aufiago L8,7S«. Abonnemenlspreis oiertelj. 4'/, LIK. incl. Bringerlohn 5 Mk., durch die Post berufen 6 Mk. Jede einzclne Nummer 20 Pf. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilagen (in Tageblatt, formal gesalzt) ohne Postbesörderung 30 Mk. mit Postbesörderung -8 Mk. Inserate «gespaltene Petitzrile 20 Pf Größere Schriften laut unserem Preis» verzeichniß. Tabellarischer u. Ziffernsatz «ach höherm Tarif. Ueclamen unter dem Kedartionsstrich die Spaltzeile SO Ps. Inserate sind stets an die Expedition zn senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeouuieriutäo oder durch Post« Nachnahme. ^ 28». Mittwoch oen 15. October 1884. 78. Jahrgangs Amtlicher Theil. Bekanntmachung, -te prrföultch- Anlage für die evangelisch-luthe rischen Kirchen in Leipzig betreffend. Der aus den LS. October diese- Jahres ausgeschriebene zweittermiittiche Belraq der periöniichen luthe rischen Kirckenanlage ist mir vierzig Proeent de» ans der Ginschatznug zur staatlichen Sinkominensteuer stch ergebenden einfachen städtische» Steuersätze» ,» erhebe». . , ^ Es werben deshalb die Beitragspflichtigen aufgefordert. ihr« Beiträge binnen drei Woche», von dem Termine adge» rrchnet, an die Stavl-Steuereinnabme zu entrichten, widrigen falls nach Ablauf dieser Frist gegen die Säumigen daS Bei treibungsverfahren eingeleitel werden wird. Leipzig, den 13. October >884. Der Rath der Stadt Leipzig. Vr. Georgi.koch. Velianntmachnng, die städtische Giukonemeusteaer betreffend. Der zweite Termin der städtische» Einkommensteuer ist am l5. October dieses IakreS »tt den» dreietuhatbsache« Betrage de» einfachen Steuersatzes fällig. Tic BeitragspstiLltgen werden deshalb aufgefordert, ihre Steucrbelräge spätestens binnen drei Wochen, von den, Termine abgerechnet, an unsereStadt-Sleuereinnahme. StadthanS, Obstmarkt Nr. S, parterre link», bei Vermeidung der nach Ablauf dieser Frist gegen die Säumigen einlrelenden gesetzlichen Maßnahme» abzufübren. Leipzig, den 13. October 1834. Der Rath der Stadt Leipzig. ,1>r. Georgi. roch. Bekanntmachung. Am Montag, de» 2tt. dieses MonatS, wird mit Legung vou Gasrohren und Trottoir- in der Grimmaischeu Straße begonnen werben, und es macht sich hierbei nölhtg, zeitweilig die Zugänge zur UniverfitätSstraße, zum Neumarkte und zur ßsetersstraß« für de» Aahrper- k*hr^» sperren. Die Arbeiten an diesen Stellen tvrrden mit thunlichster Beschleunigung, beziehentlich de- Nacht-, auS- geführt werden, so daß die Sperrung auf möglichst kurze Zeit beschränkt wird. Leipzig, am 6. October 1384. Der Rath der Stadt Leipzig. l)r. Georg». Mennig. Bckanntmnchnng, die Beschaffenheit der Droschkengeschirre betreffend. Nachdem wahrzunehmen gewesen, daß die Bestimmungen in tz. K des DroichkenregulativS vom 5. October 1883, wo nach die Droschken stelS anständig auSgcschlagen, bez. mit reinlichen Nebcrrugen versehen sein und sich ebenso wie die Geschirre der Pferde in durchaus gutem Stande befinden sollen, keineswegs allenthalben in gehöriger Weise beobachtet werden, so sieht sich daS Polizriamt zur Beseitigung diese- UcbelstandeS und zugleich behusS allmäliger Herbeiführung einer gewissen Gleichartigkeit der Troschkengeschirrc, gestützt auf tz. 6 Abs. 3 de« DroichkenregulativS, veranlaßt, nach Ge hör de- Droschkenvereins-BorstandeS folgende Anordnungen zu treffen: 1) Die Geschirre der Droschkenpferde haben dem beim Polizeiamt austieqenden Probegeschrrr zu entsprechen und sollen bestehen au- Spitzkuinmel oder englischen, Kummet, Geitenblättern von Leder mit kurzem schwarzen Hansstrang, Sprenggurt mit Zügelringen und Hinterzeug. Einzelne Ab weichungen hiervon sind nur zulässig, soweit die- die Be schaffenheit deS Pferde- unbedingt nötbig macht. Die jetzt in Gebrauch befindlichen Geschirre, welche diesen Anforderungen nicht entsprechen, können zwar noch vollends abgenutzt werden, doch sind bei etwaigen Reparaturen die erforderlichen Abänderungen, soweit möglich, alsbald an- zubringcn. 2) Bei Reulacktrungen voa Droschke» ist eine dunkelblaue Farle zu wählen. Die zur Verzierung dienenden schmalen Farbenstriche an den Kanten u. s. w. sind gelb zu halten. 3) Zum inneren AuSschlag der Droschken ist in Zu« kunft ausschließlich dunkelblaues Tuch von hinlänglich guter und daucrbafter Beschaffenheit zu verwenden. Die Sitzklssen sind am Ranke mit Borde oder Schnüre einzufasscn. Tie zur Zeit vorhandenen anderen Ausschläge, insbesondere PlüschauSschläge, können bis zu ihrer Abnützung noch bei behalten werken. 4) Nachgelassen ist daS Anbringen von besonderen leinenen Uederzügen über die Sitzklssen und die Rückenpolster. Doch müssen diese Ueberzüge von dauerhaftem, blau und weiß- gestreistem Stoff nach der beim Polizeiamt ausliegenden Probe hergcslelll und in geuügender Weise (nicht durch bloße- Anstecken) befestigt, überdies aber jederzeit durchaus rein lich sein. Ueberzüge. welche auS anderem Stoff hergestellt, aber be reit- jetzt in Gebrauch sind, können bi- zu der im nächsten Frühjahr ftatlfindenden Gcneralrevision der Droschken aus gebraucht werden. Lose aus die Kiffen gelegte sog. Schutzdecker», welche sich bei Benutzung der Droschke sofort zusammenschicbei,, dürfen vom 1. November d. I nicht mcbr geführt werden. 3) Die in der Droschke anzubringenden Anßdccken sind, wenn nicht der Stoff derselben ein Ziisamiiienrollen oder Zufammenschicbe» vo» selbst auSsibließl, mitlelst Knöpfen oder in anderer Weise gehörig zu befestigen. 8) Die Schvvßledcr müssen gefüttert und gehörig ein gefaßt sein. Zuwiderhandlungen gegen vorstehende Bestimmungen werden nach tz. 5l de- Droschkenregulativs vom 5. October 1883 bestraft. Leipzig, den >0. October 1381. D«s Polizei-Anrt der Stadt Leipzig Brelschneider. Bekanntmachung. Am S8. vorigen Monats, Mittags 12 Uhr, wurde lm Pleißrn- slusse, oberhalb der sogen. Knüppelbrücke. der Leichnam eine» bi- jetzt unbekannt gebliebenen, anscheinend dem Ardeiierstaiide angedSrenden und nachstehend signalisirlen Manne-, welcher ungefähr 14 Tage im Wasser gelegen haben mochte, ausgefunden und polizeilich auj- gehoben. Wir bitten um schleunige Mittheiliing, fall- Jemand über die Persönlichkeit de- Verstorbenen Ausschluß zu geben im Stande sein sollte. Leipzig, den 10. October 1884. Da» Polizetamt vrr Stadt Leipzig. Brelschneider. T. Signalement. Alter: ungefähr 30 Jahre alt; Größe: 1.74 Meter; Haare: dunkelblond; Stirn: niedrig; Augenbrauen: dunkel; Nase, Mund und Kinn: gewöhnlich; Bart: blonder Schnurrbart; Zähne: gut; Gesicht: längt,ch und voll; Gestalt: kräit g. Bekleidet war der Tobte mit einem dunkelbraune» Jaguet mit braunen Hornknöpsen, dunkelblauer Siofshose, graugestrcistcm Barcheul- hemb, weißem Borhemdchen mit Kragen, blauseidenein ShlipS, grauen baumwollenen Strümpfen und rindslederncn Stieseln. I» den Taschen befand sich ein buntes uagezeichneteS Taschentuch, 1 Schlüssel und 1 Taschenmesser. Erledigt hat sich die von uns unter dem 6. dis. Mts. erlassene, den au- dem Georgenhauie weggcbliebcncn Handarbeiter bbristia» Friedrich V-rner au- Lengenield betreffende Bekanntmachung. Leipzig, am 11. Oktober 1884. Ta» Polizriamt »er Stadt Leipzig. Bretschneider. 2. ZalinSr.rtlichcs Institut der rinivkrstlüt, Goethe,»ratze 5, I. DaS zahnärztliche Institut wird Donnerstag, de» 16. d. Mt», eröffnet. Dasselbe ist einerseits dazu bestimm», zahnärztliche Hilfe jeder Art gegen ermäßigte Honorare zu biete». andcrerieitS Studirende der Zahnhcilkunde in allen Zweigen diese« Faches zu unterrichten. Die Anstalt wird täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feier tage von 1 bi- b Uhr geöffnet sein. Leipzig, den 14. October. Prok. Or. Hefte. Direcior de- zahnärztlichen Institut». Bekanntmachung. Da» den hier bevormundete» Geichwister» Mrinhardt gehörige, allhicr an der Westsiraßc Nc. 65 gelegene und auf Fol. 263 de» Grund- und Hypvthekcnduchs jür Leipzig AmiSantbeil eingetragene HauSgrundstück, welche« am 2. August d. I. ans 99,000 >l gewürdert worden ist. soll . . Pen 20. Oktober 1884. Vormittag» 11 Nhr. an diesiger Gericht-steile, Zimmer Nr. 103, öffentlich versteigert werden. Die BersteigerungSbedingunaen und die Beschreibung de» Grund- stücks sind a»S dem an Gerichtestelle aushüngende» Anschläge zu ersehen Leipzig, am 25. September 1884. köiiiglichrS Amtsgericht. Abtheilmig V., Lektion Schenkel. H. Anction. Im Auciion-socale de- Königlichen AmtSgericküS hier sollen TonnerStag, de» 1v. Oktal er S. I , Vormittags 10—12 »nd Nachmittags :1—ü ttbr, ca. 40,000 Stück Cigarren, 600 Packele Tabak, 1200 leere Cigarrcn- kisten, 1 Ladrittasel. 2 Ladcnregale, 1 Arl eO lafel, 2 Tigarren- presscn, 19 Rahmen, 60 Formen, ferner 1 groß' Eylindcr-Tiegcl- Druckvresse, 1 großer Geldichrnnk, 1 Doppelschreibpiill. io Billen Skrobpnpier, 4 Ballen Tanenpapler, 14 Nie» Büttenpapier, eine gröbere Partie Tüten und Beutel, sowie verii icdcne Fässer Spiri tuosen als: Nordhäuser, Kümmel, Ruin, Pfeffer münze und verschie dene andere G-gensiände meistbietend gegen sofortige Baarzohlnng versteigert werden. Leipzig, am 13. October 1884. Handtrag, Gerichtsvollzieher. Contnrsvkrfalircn. In dem Concursversahre» über daS Vermögen des GostwirthS Paul Agncr in Jeßnitz iiA. ist zur Abnahme der Schlußrechnung der Verwalters, zur Erhebung von Einwydungen gegen dal Schluß- verzeichniß der bei der Verthcilung z» b--rücksichtigendcn Forderungen und zur Beschlußfassung der Gläubiger über die nicht verwertkl arcn BermögenSstücke der Schlußtermin aus de» 11. November 1884. Vormittags 10 Uhr vor dem Herzogliche» AmlSgerichte Hierselbst bestimmt. Jeßnitz, den 13. October 1884. (I-. 8.) Wirbach, Bureau-Assistent, ». B: GerichtSschreiber des Herzoglichen Amtsgerichts. Nichtamtlicher Theil. Die parteiverlMtniffe in Lnyland. * Nach allen a»4 London vorliegenden Nallirichtei, ist e» zweifellos, daß die beiden großen politischen Parteien Englands ihre letzten Anordnungen sä: den beuorslebenden parlamenta rische» Kamps getroffen haben. An Lebhaftigkeit wird derselbe diesmal nicht- zu wünschen übrig lassen, weil, znmal in der Jüngsizeit, da- liberale Cabinct bezüglich feiner inneren n»d auswärtigen Politik allerlei Br pslichtungen übernommen hat. Im Hinblick aus die konservative Oppositionspartei wird eS sich nun vor Allem fragen, ob dieselbe im Lause der Zeit im Lande wirklich so an Krall »nd Rückhalt gewonnen hat. wie cS ihre publicistischen Organe täglich versichern; wenn die- begründet sein sollte, dann hatte die Opposition gegen wärtig Gelegenheit, an einer ganzen Reihe wichtiger Jntereffeii- fragen die Macht der conservalivc» Grundsätze zu erproben »nd das Ministerin», Glavstonc zu einer parlamentarischen Hauptschlacht zu zwingen. Bcmcrkenäwcrlh nt indes;, das; Mr. Gladstcne bezüglich seiner auswärtige» Politik den Borsiellungc» »ne Ermahnungen der coiiscrvaliven Blätter wenig oder keoie Beachtung geschenkt hat; er gellt unbekümmert seine eigenen Wege, ja, was nament lich die egvptische Frage betrifft, so ist er gegenwärtig an ein m Punkte angelangt, der leicht allerlei bedenkliche inter- nalionale Eonslicte im Gefolge habe» kan». (O iiiangell daher nicht an Beschuldigungen, daß Gladsiouc) Politik England isolirt und dasselbe in eine unmögliche Lage verletzt bat. Tie innere Politik bewegt außer der irische» Frage zumal die Walilresorm, die ihrer principiellen Bedeutung wegen und ini Hinblicke ans die Hiltung ke- OderbanieS zn einer Eristenzsrage tcS Ministerium» und der liberalen Partei ge worden ist; da» wissen natürlich die Eonservatire», we-hald sie an alle ihre Parteifreunde und Anhänger die dringende Mahnung ergehe» lassen, ihre ganze Widerstandskraft gegen die Absichten und Pläne deS CabinelS einzusetzen und am Tage der Hauplschlackt mit keinem Mann zu fehlen. AndererfeilS scheint eS aber, daß Gladstone heiite weniger den» ie geneigt ist, an die Möglichkeit einer parlamentarischen Niederlage zu glauben, während die Eonservativcn den Dinge», welche die Nächstzeit bringen soll, gerade nicht besonders vertrauensselig entgcgenschen. Daraus erklärt sich vielleicht auch, daß jetzt in der englischen Presse fast jeden Tag neue Nachrichten bezüglich außerparlamcnla- rischcr (Kompromiß - Berliandlungen austanchen, welche aus eine Milderung der in Aussicht stehenden parlamentarischen Zusammenstöße berechnet sind und von einer Seile empfohlen werden, die nur das Interesse verfolgen kann, den Eonser- vativen ibre Niederlage, aber keineswegs den Liberalen ihren Sieg zu erleichtern. Dabei kann sich der ob jektive Beobachter nicht verhehlen, daß die öffentliche Meinung in England bezüglich der Gladstone'schen Politik eine ganz entgegengesetzte Anschauung zum Ausdrucke bringt als diejenige, welche seit Jahr und Tag aus dem Fcst- landc, zumal in manchen deutschen Blättern cultivirt wird. Es scheint sogar, als ob die egyptische Politik Glatstone'S. seitdem sie in Berlin Bedenken erregt, in England selbst in, Lager ihrer parlamentarischen Gegner moralische Eroberungen gemacht Halle; dieser ilmschwung äußert sich in der öffent lichen Meinung so mächtig, daß die konservative Partei es gar nicht mehr wagt, sich der egnptischen Frage als eines Agi- latio»«mittels zu bedienen. Uebervaupl ist es bezüglich der letzteren in der konser vativen Presse Englands fast ganz still geworden. Diese Pause ist um so bedeutungsvoller, als sic dem englischen Volke Gelegenheit bietet, über den Wandel der Dinge im Sudan nachzudenkeu. welche früher bezüglich ihrer Folgen von den Gegnern Glatsione'S in so schreckhafter Weise ge schildert wurden. Man muß e- der Wahrheit und den Tüak- sachen gemäß gestehen, daß Vas Ergebniß jener schlimme» Bvrhersagungen aus ein ziemlich beschränktes Maß zusanimeii- geschrumpst ist. Alle Engländer, ohne Rücksicht aus ihre Parteistetlung, müsse» sich beispielsweise heute sagen, daß der Sturm, beu die cvnservativc OppositionSprcsse bezüglich des schon mehrmals tovlgcsagten Generals Gordon erhoben, ganz glücklich beschworen worden ist. Seit Gordon i» Khartum tbatjächlich befiehlt, fühlt sich ganz Egypten vor teu Eiusällen de» Mahdi sicher und England befindet sich in der Loge, seine politischen und militairischen Operationen gegen >,» Sudan voiz»Hereikey. Wolscley ist bereit« aus dem Wege, um die Ruhe im Sudan hcrziisielle», während in ii .iro »ngeschmälcrt tcr englische Einfluß herrscht. In welchem Moße^sich liescr dort geltend macht, daS hat den Engländern der Staats»reich Nnbar'S dewlcsen, an welchen sich ver schiedene französische Preßstimmen knüpften, welche unschwer tu»chblickeu ließen, daß ihnen die steigende Macht Englands in Egypten nicht angenehm ist. I», Hinblicke aus die Fragen der inneren englischen Politik sind die Anssichten der Conservaliven als säst noch bedeiitlicher zu bezeichne». Durch den erbitterlc» Widerstand de« Oberhauses ist die Wablresorm zu einer jener große» Fragen geworden, welche kaS gesaminte politische Leben Großbritannien« bewegen. Die englische Verfassung rnhl bekanntlich auf linerschütterlichen Grundlagen, ist aver der Form und dem Geiste nach conscrvativ; sie besitzt aber dennoch eine EnlivickeluiigSfähigkeil, die noch niemals ver sagt und jeder Erweiterung des nationalen Leben« Rechnung getragen hat. Die R formen, welche die Geschichte deö eng lischen Parlamentarismus ausweist, sind alle a»S gewissen Gesillichasisclassen hcrvorgegangen, welche de» verfassungs mäßigen Apparat beherrschen, aber die daraus bezüglichen Kämpfe waren ostmalS langjährige und erbitterte. Die Forl'chrittSidcen haben aber schließlich in der Regel stets aesiegt, weshalb auch eine so hochwichtige Frage, wie die Wablresorm, trotz aller Gegenbeslrebungen der Evnservativcn. deS Siege- gewiß sein dürfte. Trägt doch ihre ganze bis herige Opposition, zumal in der Jüngsizeit, ganz dcutUch den Stempel, daß eS sich für sie im Wege allerlei Vorschläge und Ränke mehr uni eine Verschleppung der Reform, als um eine thalsächliche Verhinderung derselben zu handeln scheint. So solle» neuesten-, wie wir schon an anderer Stelle berichteten, mehrere lonangebende Mitglieder deö englischen Oberhauses bezüglich der Wahlresormsrage einem Compromiß nicht ab geneigt und bereit sein, die Wablreform-Borlage anzunehmcn, wenn der NcnvertheilungSplan vorgebracht und alS ehrliche, vernünftige Maßregel befunden wird. Dagegen scheint die Regierung, wie aus einer Rede hcrvorgeht, die der Minister des Innern, Sir W. Harcourt. vor seinen Wählern in Derby gehalten hat. ihre Haltung in Bezug aus die brennende TageSsrage nicht geändert zu haben, vielmehr entschlossen zu sein, die Wahlresormbill burchzusetzen und incbl vor der Opposition die Waffen zu strecken. Lord SaliSburv'S Ansinnen, daß vor der Annahme der Wahlresormbill ein Plan für die Ncuein- thcilung der Wahlsitze Gnade vor Augen desOberbanseS gesunden baden müsse, bczeick'iicte der Minister, dessen Rede von be sonderer Bcecntung ist. weil sie die erste ministcrielle Aus lassung sect den jüngsten EabinetSberatbungen ist. als unge heuerlich. Die Regierung werde kein Compromiß annebmen. weiches da« Schicksal der Wahlresormbill vo» kor Billigung der Neueintbeilung der Wahlsihe seitens deS Oberbnuse- ab hängig mache. DaS ist die neueste Kriegserklärung, die Mr. Gladstone an die Opposition richtet, vor der er alle Bangigkeit verloren zu haben scheint. Leipzig, 15. October 1884. * Die ...Koblenzer Zeitung" ist in der Lage, nachträglich folgenden Al ler böcktten Erlaß zu veröffentlichen: Ich habe — „achseni Ich leider die drei Feidinanövcr der dick- jährige» großen Hcrl siu'loigen nicht bade >cl>c» können — die Truppen de» 8. AenleccorpS sowohl bei Sec glos; » Parade, wie bei dem CorpSmanüver in eincm Mich dnrch Ausbildung, Haltung nnd An'v'iinung sehr befriedigenden Zustande gesunden, so daß Ich alle V en'eisni'g habe, Ihnen hierdurch Meine lebhaste Anerkenn«»" und Mcme volle Znsricdeiidcit nnSzii'peechcn. Ich w iß, welcher Fleiß und welche Ausdauer dazu gehört, »in ein io gutes Resultat zn erreichen, und darum danke Ich vor Allcm Jlme», dessen Eoinmandoführung de» Armeecorps Ich not wahrer Frcnde so eriolareich beginnen sehe — und demnächst allen Generalen und L'sie.crc» recht warm und aufrichtig jur Alle», was sic für die Förderung der Ausbildung der ihnen unlerstelllen Truppen grlhaa haben. Die in der Anlage enthaltenen Auszeichnungen und Beförde rungen, unter welchen Ich Ihnen selbst in Beihütiguiig Meiner An erkennung den Rothen Adlerorden erster Claffe mit Eichenlaub und Schwertern am Ringe »nd dem Emaillebande de» königlichen Kronen- ordens verleihe, ersuch« Ich Sie bekannt zu machen und auch den Manuschasie» Meine volle Zufriedenheit mit ihre» Leistungen zu erlernte» zu geben. Ueber die Feldmanöver, betreff- deren Mir sowohl bezüglich der Führung wie der Ausbildung der Truppe» recht Günstige» berichtet ist. behalte Ich Mir »ach Einsicht der näheren Berichte noch vor, Ihnen Meine Bemerkungen zugehcn zn lassen. Ich scheide von dem ArmeecorvS mit der Ueberzengung. daß dasselbe durchaus krieg-tüchtig allen Ansorderungen gewachsen ist, und Ich scheide auch mit der Zuversicht, daß dein ArnieecorvS da« Gefühl der erlangten vollen Zufriedenheit seines Königs eine fori- dauernde Anregung sein wird, da» erreichte Gute Icstznhalle» und dabei unablässig nach weiterer Bervollkommnung zu streben. Arühl, 23. September 1884. gez. Wilhelm. An Meinen Generaladjutonten, Venerallieutenant Freiherrn v. Lov, commaodircndei» General de» 8. ArmeecorpS. * Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" po- leniisirt in einem hochosfiriösen Leitartikel in folgender Weise gegen die Londoner „Times": Die „Time-;" bringt einen Artikel über NordschleSwig, dem wir Folgende» entnehmen: „Obschon die Atmosphäre der dänischen Hauptstadt nicht gerade geeignet ist, die Dimensionen des administrativen Despo tismus der Deutschen zu verkleinern, so sind die Darstellungen unsere« Correspoudenten in ihren Hauptzügen doch zu wahr scheinlich. als daß sie keinen Glauben verdienen sollten. Die preußischen Beamten in Schleswig sind so geartet, daß sie Aus lassungen von Aversion der Bevölkerung gegen ihre Suprematie ahnden und hart bestrafen. Im Hauptquartier zu Kiel würde ihre Härte als nichis Artigeres denn ein Uebermatz vo» Pflicht eifer angesehen werden. In Berlin, wo vielleicht keine Rach sucht und kein Haß gegen die unterdrückte Bevölkerung Nord- schleSwigS herrscht, existtrt die Ansicht, daß die Acclimaiisiruag neuer deutscher lliiterthanen gar nicht z» scharf und hart durch- gesührt werden könne: die deutsche Bcamtenwclt und ei» über wiegender Tbeil der Bevölkerung Deutschland» sind vollständig davon überzeugt, daß die Annexion für Schleswig eine Wohl- that ist und um Schleswigs willen peremptorisch durchgesührt werde» muß. Das ist deutsche Ansicht, die an nnd jür sich nicht unrichtig ist." Weiter heißt es dann: ..Ta« dänische Schleswig hat, wie man un» sagt, im deutschen Reiche Niemanden, an de» eS appelliren könnte. Der einzige Gerichtshof, der seinen Hilferufe» offen siebt, ist das Tribunal der öffentlichen Meinung Europas. Die dänische Race ist hart behandelt worden. DaS dänische Regiment ist nicht schuldlos an dem Kriege von 1864 gewesen: dasselbe hat seine Macht im deutschen Holstein »nd Schleswig m ähnlich demselben Geiste aiiSgeltbt. zote ,bn fetz« Preußin «m täaüchen Schleswig zeigt. Das ges», ante unparteirjckte Europa aber würde helfend« Haud anlegen, wenn es die Konsequenzen d«r Quäle», die die ver stümmelte dänische Nation erdulden muß, lindern köuat«. Niemand jedoch, und selbst nicht die beleidigten Dänen, wird den Wui'jch hegen, daß lie Sympathien Europa- sich in der Gestalt einer Deuionstration mit bewaffneter Macht geltend machen sollen, sondern nur der moralische Einfluß ist eS, von dem die Rede sein kann. Doch nicht der moralische Einfluß in aktiver Form darf die» sein: denn ein solcher ist von den Nationen als beinahe so ungeeignet und unwirksam erkannt worden, wie die bewaffnete Intervention: ein Appell an die öffentliche Meinung Europa» seitens der Dänen ist Das jenige. was denselben nützlich und sörderlich sein könnte. Obgleich Europa nicht daran denkt, deulsche Beamte aus ihre Pflicht hinzuweiscn, so würde eS doch Deutschland dankbar sein, wenn dieses sich daran erinnern wollte, daß Dänemark und da- dänische Schleswig mehr durch die Macht der Umstände al» durch eigene Schuld unverhältnißmäßig hart gestraft worden sind. Eine Concession an Dänemark und da- dänische Schles wig würde ein Europa gennchteS Zugestäudniß sein. Die Klagen der 200 bis 250,000 Dänen im nördlichen Schleswig sind ein Schmerz nnd ein Leiden (» prun irn l aMiotivo) für die Ohren Europa-Z. Europa würde e-Z «IS eine nicht weniger ihm selbst als Dänemark und den dünischcn SchlcSwiqern erwiesene Gunst betrachten, wenn die deutschen Machn aber nach Krä'ten darüber au-Z wären, die Neigungen der Nordschlcswiger zn gewinnr» oder dieselben secizulaffen. Dänemark selbst ist nicht obne die Mittel, seine Sache zu sörder», ohne deSiald eine» Zoll Landes außerhalb seincr verstümmelte» (,.>ttttu!e»l) Grenzen zu bewegen, wenn der innere Zwist aushört, unter dem eS seulzt. Möge das Nalionalunglück. daS den dänischen Reichstag aus seinem alten Onanier vertriebe» (der Brand des Schloss Z Christiansborg) zu einem Segen werden und dahin führen, daß die gesaminic Volk-Zvcrtrelung sich an der ein- mü:higcn Arbeit zum Segen sür Land und Volt bethciligt." Wir berichtigen zunächst die Thatsache, daß eS sich nicht um 250,000 dänisch redende Einwohner handelt, sondern nur »m lOO bis 150,000, denen die entgegengesetzten Interesse» von 50,000, namentlich i» den Städten, aber auch ans dem Lande mit der dänischen Bei ölkernng untermischt wohnendcn Deutschen gcgeniibcr- stehen. Im Nebligen erlauben wir unS einsach den „Ton s" den Spiegel vorzuhaltcn. wie ei» analoger Artikel über Irland in deutschen Blätter» sich anSnedmcn würde. Das Blatt wird uuö zugcben. daß daS „Joch der Fremdherrschaft" in Nord!.! !>, wig ei» außerordentlich mildcS ist im Vergleich mit dem in Irland «otb- weiidig gewordenen, und wenn nian die „Leide» der Iliilcidrückicn ' nach dem Maße ihrer Reaktion dagegen beuriheilt, so machen wir die „Times' daran! cininierksan«, daß d>e Erschein«", agrarischer Mordtl atcn, der Ermordung von Polizisten und l ob--» oiilen und Alp s deffc», lv >- unter den Begriff „I«>ec,ttin. j ilit, „» deutschen Rciche unerhört ist. Warm» 'ollkc dr - kribuna! der öffentlichen Meniniig Europas, welches die „Tones' surNordschleSwig anrusen, nicht ebe-oognt der leid»»den Men el hco in Irland osscnstebeu? Habe» NN" die dänische Bcin ! rnng unserer Nrrdprovinz hart behandelt'? O,e -ew- rügen de» B >.>. »> davon und glauben, baß diese Bevölkerung not bcc irische» nicht to'.i'chen möchte. Aach wir nnd nicht d> e Meinung, daß die eurrznniche Sympathie sür die leidende Mensch . ü in Irl,ms sich in Gestalt bewassnctcr Macht geltend machoi sollte, und Europa denkt nicht daran, sich ni die inneren Aiigclegendeike» der britische» Reich s riiizuiiiische»: aber eine Beruhigung Irland? würde ei., iindl minder wcrlhvoll s Europa gemachtes Zugcslänbu ß sei.,, e,iS die „Tones " cs kür Nord,chle-wig annebmen. Tie Klagen der n un Millionen Jnander sind ..» pain aml nsilnti,»" sür di- Obren Europa-. Wo könnten, wenn wir wollte», mit r'ni soviel Recht wie d e „Time -" ükn c Srl.k. g, lagen, daß Europa eS al; eine n-cht weniger ihm selbst als eine Irland und de» J'ländcri» erwiesene Gun» belraclne» würde, wenn die englischen Mach'habcr nach Krästcn bedocl-t wäre», „eniiv oer die Neigungen der Irländer zu gewinnen ober dicsclben srtiznlaffen." Wir z ichnc» dies Bild nur an die Wand, um unsere Tollegin in der Co:> larans ousmerksam zn machen, daß >s heutzutage alS ein we6er und in Eureva in der Regel sorgsälki, l.-ol achteier Grundsatz gilt, sich der Einmischung in die inneren Angilennli.Oen fremder Staaten »ach Möglichkeit z» enthalten. Daß bi Mögl-ch. teil der EnlbiOi,,, g sür das englische Wellblatt in Betreff SchlcSivigs »ick'l vorl e,e: Witte, könne» wir nicht iin'klnii. Da; Blatt b ' »ich aber icil Jahr»» 1>e Ausgabe gistcllt, Deutschland zu tzvulmcolcril und zn verletze» und ihm in Europa nach Möglichkeit Feinde z« lll'I
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