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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.10.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-10-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188410164
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18841016
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18841016
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-10
- Tag1884-10-16
- Monat1884-10
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.10.1884
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^- 290. Erste Geilage zum Leipziger Tageblatt und Anzeiger. Donnerstag dm 16. Octo-er 1884. 78. Jahrgang. Vas neue ungarische Abgeordnetenhaus. * Die publicistlfchen Leibtrabanten de» ungarischen Minister- Präsidenten, an ihrer Spitze der .Pestcr Lloyd", vermögen »ichl genug die überaus gliusligen AuSsichtm herauSzustreicheu, welche da» neue Abgeordnetenhaus der Regierung eröffnen soll. Zumal jubelt die ossicivse Pestcr Presse übe» oaS Wahl- ergebmtz bezüglich der drei Präsidenten de« Hause-, welche sämintlich zu den bedingungslosen Anhängern de- Herrn v. TiSza zählen und jederzeit bereit sind, mit feinem .Liberalismus" durch Dick und Dünn zu gehen. Die Ver- himinellung dieser drei Präsidenten seiten» der RegierungS- organe wirkt um so komischer, wenn man weiß, wa» eigentlich biuler diesen Männern steckt und wie eS mit ihrer politischen Unabhängigkeit beschossen ist. Da» hindert aber selbst verständlich die Pregtrabanten de- Herrn v. TiSra keinen Augenblick mit ihren lobenden Superlativen zu Gunsten jener drei Herren überschwänglich freigebig zu seiu. »Die drei Präsidenten de» Abgeordnetenhaus«»", läßt sich unter Andern, in gewohnter bombastischer Weise der „Pestcr Lloyd" vernehmen, „gehören unter die bewährtesten Männer de? ungarischen Liberalismus. Herr v. PSchy ist bereit» seit Iabren der willig anerkannte Mittelpunkt der ungarischen Gesetzgebung, die sein zugleich conciliante» und festes Wesen zu würdigen gelernt hat. Paul SzonILgb. den seine leuchten den Geisiesgaben und seine umfassende, echt europäische Bildung zum TypuS der vornehmen Politiker auS der achl- »ndvierziger Generation machen, ist niemals den vorwiegend streitbare» Parteiinäiinern beigezäblt worden und auch von diesem GcsicklSpuncte auS für sein Amt gleichsam prädestinirt. Gras B«la Bänsfy allem ist im Präsidium neu. Die ritter liche DenkungSweise de» mit allem fortschrittlichen Wirken und Denken der Zeit vertraute» Aristokraten macht ihn zn einer ebenso populären Erscheinung, wie seine beiden Ge nossen. Nicht ohne Grund verweisen wir", fährt da» Magya renblatt in seinem belustigenden Deutsch fort, „aus die per sönlichen Eigenschaften der drei Präsidenten. Sind doch bei der derzeitigen Verfassung unserer Hausordnung in der Stellung and in der Autorität de» Präsidenten alle BorauSsetzungeu der Disciplin und der Ordnung im Abgeordnetenhaus« er schöpft. Kaum eine zweite parlamentarische Versammlung der Welt (?) bekundet in ihren Satzungen ein so bedingung» loseS Vertrauen in die Selbstachtung ihrer Mitglieder, wie der ungarische Reichstag. Da findet sich nickt eine Spur von einer peremptorischen Strasgewalt de» Präsidenten oder von einer Besugniff der Majorität, sich einer ersichtlich bös willigen Minorität zu envchren; der Respect vor der Frei heit der Acußerung ist ein uneingeschränkter und ebenso existirt bi» jetzt nicht einmal der Versuch, die Reproduction parlamentarischer Aeußerungen irgend einen, Specialgesetz zu unterstellen. In hei, etwas fremdartigen, aber stet» chevale- resken Sitten der älteren ungarische» Reichstage fand die Zügellosigkeit eine Einschränkung, wie sie wirksamer die drakonischsten Hausordnungen nicht bieten; in der That hasten die seltensten Fälle, in welchen dieses ungeschriebene Gesetz einer Verletzung au»gesetzt war. nock jetzt im öffent liche» Gedächtnisse. Vom Reichstage empfingen ferner alle Kreise der ungarischen Intelligenz ihre Richtung; er übte in Wahrheit die sociale Gesetzgebung in'dem Sinne, daß er die gesellschaftliche Art bestimmte und inmitten eine« Volke», dem jede Fessel widerstrebt, ein strenge» System der Unterordnung auöbiltete, da» au» dem politischen Parleileben häufig auch in die Beziehungen de» persönlichen Lebens drang." Wa» soll man zu einer solchen Verdrehung der That- sachen und zu einer solchen Fälschung der Geschichte des ungarischen Parlamentarismus sagen? Dieselbe wimmelt, wie kein andere» Parlament, von den gewaltsamsten, brutalsten Austritten und war schon oftmals der vom wildesten Fanatis mus ersüllte Mittelpunkt, in dem sich die offene, bewaffnete Empörung vorbereitete und zum Ausbruche gelangte. Ober wareS vielleicht imIahrel848unterLudwigKosslith'S ungarischem .Liberalismus" nicht so? Alle diese Tbatsachen hindern natürlich den „Pestcr Lloyd" durchaus nicht, den ungarischen Parlamentarismus, wie er sich unter Herrn v. Tisza au»- gebildet hat. bis in die Wolken zu erheben und gleichzeitig der bösen Opposition, die an die Bortresflichkeit veS gegen- Wär'ig in Ungarn herrschenden Systems nicht glauben will, entrüstet zu drohen. So ernst dort aber die Lage auch sein mag. so kann man die hyperbolischen AuSsübrungen de» genannten hochossiciöscn Organ» doch nicht ohne Lächeln lesen „Diese schöne und freie Selbstbestimmung aufrecht zu erhalten", fährt es fort, „selbst angesicht» weniger günstiger Eonstellationen. zählt ohne Zweifel zu den kostbarste« Aus gaben de« ungarischen Liberalismus. Doch wichtiger selbst al« diese Ausgabe wird stet» die Erwägung erscheinen müssen, e» könne nicht geduldet werden, daß der Parlamentarismus gerade unter einem liberalen Regime diSrreditirt «erde. Wie immer die Verhältnisse sich gestalten mögen, der Liberalismus wird die Mittel finden müssen, seine Grundeinricktungeu sicher zn stellen, wenn von irgend einer Seite der versuch gewagt werde« sollte, den Credit dcsselben neuerding« zn schwächen Nicht» könnte den reaktionären Strömungen in dem Maße da» Bett ebnen, wie die Thatfachr, daß e» gestattet wäre, zur Zeit, da der Liberalismus ungrschivächt alle Machtmittel in der Hand hält, seine Institutionen in einer Weis« auSzubentea. die den erniedrigendep ParalseliSmu» rechtfertigen würde, welchen gewisse auswärtige Organ« schon jetzt zwischen de« ungarischen «md dem kroatischen Parlamentarismus nachzuweisen unter nehmen. Nachdem der ungarische Parlamentari-mu» stet» al» ein Abbild de» achtunggebietende» englischen Parlamentarismus gepriesen wnrde (?) soll und darf e» nicht geschehe», daß man seinesgleichen fortan in Agram suche, obwohl wir, nebenbei gesagt, hoffe» wollen, daß auch da» kroatische Parlament fortan bester sein werde, al« sein Ruf." Damit hat aber der »Pestcr Lloyd" seine üppig« osficiöse Phantasie noch keineswegs erschöpft; e» kommt noch viel drastischer „Und je gewisser e» ist", orakelt er weiter, „baß jene Wechselt Wirkung zwischen parlamentarischen nnd gesellschaftlichen Sitten heute fast ebenso uneingeschränkt thätig ist. wie in der Vergangen heit. desto zwingender erscheint die Pflicht aller liberalen Elemente dahin zu wirken, daß die Gesellschaft aus dem Bei spiel des Parlament» keine anderen al- lautere und ideale Motive empfange. Gehört e« dock unter die unfaßbarsten Erscheinungen unserer nationalen Entwickelung, daß zu einer Zeit, da da« Bildungsniveau im Lande sich in einer Art ge hoben hat. (?) wie rS vor etlichen Jahrzehnten noch geradezu unmöglich gehalten worden wäre; da der ungarische Genius (?' sich Gebiete erschließt, di« ihm ebedem absolut fremd geblieben da hundert Institutionen den Ruhm unserer besonderen Eul tur (?) verkünden; da die Bildung-resultate selbst von dem arhässigsten Beurtheiler nickt mehr in Abrede gestellt werden sännen: daß eben diese Zeit einen Rückschritt der politischen m»d gesellschaftlichen Gilten bezeichnen sollte. Dem gegenüber stünde die Thatsache, daß eine frühere Periode, in deren langem Verlauf die einfachsten Bildungsansprüche der Nation gewaltsam unterdrückt wurden und der gesammte NegierungS-Apparat häufig nur dem Zwecke diente, al Leime de» Eulturleben» in ihrer Mitte auSzurotten, auö den, jetzigen Geschlecht« al» da« klassisch« Zeitalter der guten Politische« Sitte und der freien Selbstregieruna der Gesell schaft gelten muß. Wie, sollte die Zeit, welch« die gesammte üngaelsch» Eultur (?) in ununterbrochen ausfieigender Be wegung findet. nur dir volkSthümlichen politischen Formen und die au» den uuwillelbarru Entschließungen der Gesellschaft hervorgehenden Machtsactoren im Niedergänge rnden? Wäre eS aber denkbar, daß eine Gesetzgebung, ie in der Achtung der Nation nicht den ersten Platz ein,lähme, von dort nicht bald völlig verdrängt würde? Und wäre rS endlich denkbar, daß eine Gesetzgebung, welche nicht der Glanz dieser moralischen Souderäuctat umstrahlte, lange jene» nationalen Charakter bewahre, der vielleicht ihr werthvollste» Attribut in den Augen der Nation auSmacht. Hätte erst der Prcceß de- Nieder gänge« im Ansehen der Volksvertretung seine» Anfang genommen, dann würde sie bald ei» Tummelplatz für alle Jene werden, die den ungarischen Staat mit ihren separatistischen Tendenzen erfüllen wollen, gleichwie andere die ungarische Gesellschaft zur dienenden Magd de» Separatismus zu machen begehren. Jede logische Folgerung und jede unbefangene Erwägung thatsächlichcr Zustände führt uothwendig zu dem Schluffe, daß die Disciplin deö Parlament» von seiner natio nalen Integrität schlechterdings nicht zu trenne» ist." Mit diesen Stilproben TiSza'scher Observanz hätte, wir vorläufig genug. NebrigcnS wird cS ja schon die Nächstzeit lehren, ob eS in dem neuen ungarische» Abgeordnetenhause wirklich so unge mein anstaubövoll und zabm hergehe:: wird, wie e« die Peiler Ossiciösen schon jetzt der Welt glaube» machen wollen. Die große Bewegung, welche im oppositionelle» Lager herrscht, äßt gerade da» Gegentbeil vermuthc». selbst wenn die Ge- chichte deS ungarischen Parlamentarismus einen weniger ge- valtthätigen Charakter hätte wie miinuiglich diesseits und rnseitS der Leitha bekannt ist. Jur Lage. ll Berlin, >4. Oktober. Die Zurechtweisung, welch« die Norddeutsch« Allgemeine Zeitung" der „Time»" iir ihren anmaßeuden Artikel hat zu Theil werden läßt, nldet mit ein Hauptthema ver Presse, und e» ist erfreulich, daß man hier ohne Unterschied der Partei einer all gemeinen llebereinstimuiung begegnet. Besonder« charakteristisch in den Ausführungen de« Cittz- blatte» ist die Einseitigkeit und Parteinahme für die anti deutschen Interessen. Da» englische Blatt verläßt hier völlig den ihm doch sonst, wenigstens in den meisten englische Interessen nicht unmittelbar berührenden Fragen, eigenen Boden der Objektivität. Tie „Times" erwägt nicht die Umstände für und wider und ist nicht bemüht, sich ein richtiges Urtheil zu bilden und ihren Lesern zu vermitteln, vielmehr macht der ganze Artikel den Eindruck, als ob er von einem Dänen geschrieben und sodann in» Englisch« übersetzt worden wäre. Preußen befindet sich den wenigen NordschleS ungern dänischer Nationalität gegenüber in einer ähnlichen Lage wie in Bezug aus die Provinz Posen. Von einer Bedrückung oder einen, .harten Joch" kann gar keine Rede sein. In den Schulen der Distrikte mit dänischer Volkssprache wird dänisch, in denen mit polnischer Zunge wird polnisch unterrichtet, ja di« durch politisch« Klugheit dictirte Nachgiebigkeit der Regierung geht in ihren, Wohl wollen so weit, daß i» der Provinz Ostprenßen in einem kleinen Bezirk, wo die litauische Sprach« noch rin kurze« Dasein fristet, litauisch unterrichtet wird. Daß die Schul jugend daneben veranlaßt wird, dir drutsche Sprache zu er lernen, wird wohl von keinem Verständigen für eine Bedrückung angesehen, ja eS zeigt sich da» so sehr bald sür die Erwachsenen als eine Wohlthat, daß selbst ultramoutane Politiker, wie vr. Franz, eS ihren Landsleuten aus da» Angelegentlichste cmpjrhlen. Die Assimilation geht auch verhältnißmätzig schnell vor sich, ja sür die Agitatoren sür ihre Zwecke viel zu schnell. Daß e« sich bei der nordschleSwigschen Grenz bevölkerung nicht um 250.000, sondern nur um 150,000 Dänen handelt, darüber hätte sich die .Times" mit Leichtigkeit vorher unterrichten können, wenn ihr die Wahrbeit in erster Linie am Herze» gelegen hätte, und Liese» erweist vaS Londoner Blatt nickt nur mit seiner verkehrten Partei nahme eine» schlimmen Dienst, sondern wenn die Danen in den nordschteSwlgichen Distrikten sich unbesonnener Weise durch diese Hetzereien zu uuüberlegten Schritten binrcißen ließen, würden diese zu ihrem llnheil auSschlagen muffen. Die dänische Presse erfreut sich in der That in den Greiizdislriclen der größten Freiheit, wie sie zur Zeit der dänischen Herrschaft die drutsche Presse dort niemals brseffeu hat, und über Ver gewaltigungen, wie sie die Deutschen unter dänischer Hoheit in den Jahren von 1850—1864 erlitten, haben die Dänen unter preußischem Scepter noch niemals zu Nagen gehabt. Im klebrigen darf doch auch nicht vergessen werden, daß unter den nordschleSivigsche« Distrikten sich kein einziger rein dänischer befindet, ja, daß in den meisten die deutsch« Be völkerung der Zahl nach Udrrwiegt. Wenn e« sich also darum handelt, welcher Sprache — und auf den Sprachenstreit rrdn- cirt sich schließlich die ganze Behauptung von der „Unter drückung" — zu ihrem eigenen Heil und zum Heile Preußen« und Deutschland» der Vorzug zu geben sei, so dürste ein Zweifel kaum möglich seiu. Alle» ,» Alle« aber haben wir mit der .Time»" überhaupt über unsere eigensten Interessen nicht zu dispulirtn. Ein« internationale Angelegenheit ist es nicht, der Grundsatz der Nichtintervention gül völkerrechtlich als feststehend, und wäre da» nicht, dann würden wir den .Time»" empfehlen, vor ihrer eigenen Thür zu fege«. An Beschäftigung könnte rS ihnen dann nicht fehlen. Fürst BiSmarck wird noch im Lauf« de» October in Berlin rintreffrn, obgleich die Congo-Conferenz erst im November zusammentritt. Indessen rufen die Verhandlungen te« preußischen StaatSrath« den Reichskanzler nach Berlin, welcher, wie nunmehr feststehen soll, bestimmt am 25. d. M. einberiisen wird. Bi» dahin wird auch der Kron prinz jedenfalls wieder Heimgekehrt sein, welcher, ollen Zweistln der Fortschrittler entgegen, den StaatSrath eröffnen wird. An Arbeit wird e« der Hohen Körperschaft nach Allem, wa» man vernimmt, nicht fehlen. zumal nicht nur die rein preußischen Entwürfe wichtigerer Natur ihm unterbreitet werden sollen, sondern sein Gutachten auch wegen verschiedener Vorlagen sür den BnndeSralh eingeholt wird, um danach die Instructionen für die preußischen Bevollmächtigten in Einzel« fällen zu regeln. E« bestätigt sich, daß die DampsersubventionSvor» läge abermals dem Reichstage zugrht und zwar in er weiterter Gestalt, doch sind die Mittheilungen der .Frankfurter Zeitung" nur cum grauo zu nehmen, da der Entwurf durchaus noch nicht fertig gestellt ist und ebenfalls zunächst dem StaatSrath zugehen soll. di« RrichSschule eialretea werde, und habe deshalb andere Themen »»raezogen, da- Manuskript sei durchaus unverändert geblicdra. Da sich der reichlich dreiviertelstündige Vortrag in gekürzter Form nicht wohl wiedergebt» läßt, lei auS dem Inhalt desselben «enigstenS daS Nachstehende sestgehalten. Nicht eia durch lange Berathuugen bereit- spruchreif gewordener Gegenstand, soiideru viel,»ehr eine ganz neue Frage liegt hier vor. Die Bcrjossulig de« neutrgründeien beulscheu Reich« hat die schule nicht al« Gegenstand ihrer Gesetzgebung in Anspruch genommen. Deshalb ist in dieser Angelrgeuheil vorläufig auch kein Beschluß oder Abschluß möglich. Eröi lernngen können nur dann zu einem Resultat führe», wenn Slnalsioisseulchnst und Pädagogik zuiamnien arbeiten. Die Arbeit Redner« soll nur Lozu dienen, die deutschen Lehrer von der Nolhweudigkeit dieser Untersuchung zu überzeugen und zu einer möglichst gleichartigen Behandlung der Frage Anlaß zu geben. Die Frage lautet für u»«: Sind die Rechte aus di« Schule, welche bi-her der Einzelstaat au-geübt bat. ganz oder theilweise ans da« Reich zu übe»tragen? E« ist längst al« eine der Ausgabe» der Landeshvyeit betrachtet worden, durch Errichtung von Lchulanftalteu den Unlertbaacu die Mittel zu ihrer geistigen Bildung zu gewähren. Einen klassischen Ausdruck Hot diese Aussasjuug »ruer- ding« in der B-rsassiing uordaiiierikauischer S:aate» gesunden. Reiht und Pflicht dcc- Staate«, sür die Volksbildung Sorge zu tragen, iino uiizweiselhast. Erziehung und Bildung tragen unmittelbar zui» Volkswohl bei, indem sie gegebene» Fall« den Mangel sonstiger Brschihiimer ersitze,,: sie wirke» duich »atioiial- palriotischen Gehn!, dach», baß alle Glieder har»iv,»sa> zuiauime» arbeiten zum Wähle des Ganze». Auch seiner weltgeschichtliche» Ausgabe wegen kann der Staat vo» der Schule nicht avsehen. Das claisische Lllenhui», wie auch Beispiele au« der »euere» Geschichte beweisen, daß ei» kleiner Staat durch die ihm iuucwohnenüe Geistes bildung groß und dedcuieud, einflußreich, ja wellbeherrjchend werden kann. Alle diese Gründe sprechen n,„i mich sür da« deutsche Reich. Mit der Möglichkeit sür dasselbe, die Schule zu übernehme», ist «der noch nicht die Nolhwendigkeit erwiesen. Es entsteht die Frage: Wer hat größere Rechte an d>« Schule, da« Reich oder »er Einzelstaai? Zwar ist m der Re chsversassniig ,Artikel 4) de« Schulwesens nicht Erwähnung gelhan, aber gleichwohl find hier und da Stimmen laut geworden, welche die Reichsichule fordern. Als wichtigsten Punci der Begründung dies,« Poftulai« hat «an die nationale Erziehung angesührt. Rrsercut geh« aus d.esen Gegenstand au«s»hrlich ein und kommt zu dem End-rgebniß. daß wir mit unserer nationalen Erzirhuug nie den Bode» verlassen dürfen, ans dem die einzelnen Stämme und Glieder des Reich« in igcer Eigenart erwachse» sind. Mit Recht Kat die Verfassung »lle« DaS von der Reichsgesetzgebung ausgeschieden, wa« am besten in den Hände» der Einzelstaaten verbleibt. Wollte man die Einheitlichkeit und Gleichmäßigkeit aus Gebiete ausdehncn, wo da« Bedürsuiß sie nicht erheischt, so würde man überall eine Abhängigkeit und Nusreiheit in die Verhältnisse der Einzel- ftaate» bringen, die der Sache nur Eintrag thun könnte. Der deatsche Geist ist dieser Unijormiruilg abhold: er verlangt da« uu- beeinträchligte Fortbestehen der Eiuzelstaateu, in welchen Las charak teristische Glpräge der einzelnen Stämme zur Geltung kommt, und tunerhalb derselben Freiheit sür die Ausgestaltung de« bürgerlichen Lebens. Das Ziel unserer Schule ist sicherlich nicht, daß der Schüler in eine streng vorgcschriebenr einheitliche Form gegossen «erde, sondern daß er sich nach Maßgabe seiner Natur frei entwickele, Kann nun da« Unterrichts- und Erziehungsziel mit verschiedenen Mitteln erreicht werden, so hat du- Reich keil» Weitere- Interesse, al« c« erreicht zu sehen. Von diesem Gesichtspunkte aus — daß da« Reich durch seine Gesetzgebung jedem seiner Unterthanen da« nothweudige Maß geistiger Ausbildung gewährleiste — könnte» einer künstigen Reichsgesetzgebung aus dem Gebiet de« Schulwesens twa Li« folgende» allgemeinen Bestimmungen zugedacht werden: 1) Sie ha» dir Minimalgrenzen dessen zu bestimmen, wa« jeder Schüler leisten muß. 2) Da es sich nicht leicht erweisen läßt, wann diese- Minimum erreicht ist, muß zugleich ein Minimum der Schul zeit sestgestelll loerdea. 3) Der Aeigung, zu übertreiben, könnte durch Normirung eine« Maximum« vorgebeugt werten. 4i Einheitliche Bestimmungen über Methode und Wahl der Lehrni ttel sind kleineren «reisen zu überlassen. 5) Um bei der Beim Heilung der Schüler einen gleichen Maßstab zu besitzen, sind Bestimmungen über Schulzeugnisse zu erlasse». 6) Weiter ssel« der Rcichtgesetzgedung zu: Noruiirung der Abstufungen der Schule; 7) Bestimmungen, Schulzuchl, Elrasrecht re. betreffend; 8) Grund zage über das Lehrerbildung«»^«»; 9) Bestimmungen über die stoat-rechtlichk Stellung der Lehrer; 10) über ihre Anstellung inner- halb deS deutsche» Reich«; II) über die Ableistung der Militair. Pflicht; 12) über Besoldung«-und PensionSvcrhältniffe; 13) Abgrenzung zwischen den Rechten des StaatS und bei Gemeinde; 14) Bestimmungen üderSchulunterhaltung; lb) Schulordnungen können den« Einzelstaat überlassen bleiben; 10) die Stellung der Privatschulen inner'; " des öffentlichen Schulwesens ist gesetzlich zu ordnen. 17) Unbedingt er forderlich ist, daß jeder Staat ein Schulgesetz habe. 18) Das Reich ha» ein Recht, sich vo» der J»,ichaltu»g dieser Besetze zu vergewissern Wenn sich die deutsche Lehrerschaft an die Berathung dieser An gelegenheit begiebt, soll sie sich nur durch da« Iuteresse sür die SLule selbst leiten lassen. Mancher hofft wohl vom Reiche alle« Gute; r« fragt sich ober, ob seine Wünsche erfüllt würden, wenn wir die ReichSlchnl« hätten. Der bloße Name eine« kaiserlichen Schul meister« würde keinem vo» un« etwa« nütze». Aruii e« aber etwa» Erhebende« ist, an einem großen, «eitumsnssendr» Werke mitzubane» — wohlan, wir bauen schon mit auch ohne die ReichSschule. DI». entgangen sein; e« mußte dieser uaterlafle» haben, die UrbanSkl'ich« Zelle im Auge ,n behalte«.«uud e« mußte die Auweseuhrit de« Urban-ki aus dem Lorridore uud dem Hose vo« den dort di« Aussicht sührende» Ausseher» übersehe» worde, sei». Wenn mich zugegebeu werde« mag, daß trotz dieser Zwischenumftänd« di« Annahme eine« kausalen Zusammenhang« zwischen der Austrag«- erlheiluug und dem Entweichen de« Urban-ki eine rechtSirrthümlichr nicht ist, hätte e« doch zur Anweuduog de- Begriffs der Fahr- läiiigkeit noch der Feststellung bedarf«, daß der Sngeklagte bet der Eriheiluag de« Austrage« den Eintritt aller dieser zu der Entweilduag de« Urban-ki mitwirkeuden Umstände al« möglich uud deshalb dir letzter« al- eine möglich« Folge seiner Handluug vorau-gtsehrn Hot »der bei Auweuduug der erforderlichen Sorgfalt »ad Ausmerkiamkejt dorau-sehru konnte und mußte. Dies« Feststellung hat da» Landgericht nicht getroffen. Allerdings ist in de» Urtheil«qrü»deu bei der Ausführung der Strafzumessung-gründe uoch sesigeftellt worde», daß der Angeklagte dem Hoffman» auch die Weisung ertheilt hat, alle Zellen aus einmal zu öffnen uud alle Gesangenen aus einmal herauszulassen. Indessen ha» da« Landgericht diese Fest- stelliiiig nur zur Begründung der Annahme verwendet, daß der Angeklagte auch die Verantwortung für die Ausführung dieser feiner Anweisung trage« müsse, eine Annahme, die bei dem Umsange de« auch die »ich« voraussehbaren Folge» deckende» Begriffs der VccaulwoNlichkeit nicht »riehen läßt, oh durch sie die subjektiven Ersoräeruisse der Fahrlässigkeit haben getroffen werden sollen. Uebi igens rechtscrtigt die Feststellung wobl den Schluß, daß der An geklagte die Oessiiuag auch der UibanSIi'jchen Zelle vorhersehe» i»uß:e. Da jedoch diese Thatsache mit der Entweichung de« Urban-ki in einem so nothwendigen oder auch nur wahricheinlichen Zusammenhänge nicht stand, daß da« BorauSichen derselbe» auch noihwkudig das VorauSseheu der Möglichkeit dieser bedingte, io kann die genossen ^Fesistrllung zur Rcchiscrtigung der Annahme der Fahrlässigkeit nicht genüge». Ist sonach der Begriff der Fahrlässigkeit verkannt und auf einen Thalbestand aag,wendet worden, der die gesetzlichen Merkmale derselben nicht enthält, s» ruht die angesochtene Entscheidung ans einem Rechtlirrthom. Entscheidungen des Reichsgerichts. (Abdruck ohne Angabe der Quell« wird gerichtlich verfolgt.) Hterbtichkeitsbericht. Leipziger Lehrer-Verein. Ja de» A0. Sitzung erfreute Herr Berger de« Verein durch eine einoeheude Erörterung der Frage: Snll die Vnlksschul« Gegenßaad der «eichrgrsetzgebuog «erde»? Einleitend demrrkt Referent» daß sein Vortrag ursprünglich dir Lthrervrrsammlnng io Lasjel bestimm» »ud dort gemeldet gewef«, fei. Man hade »der damals, »ud zwar ganz Uurecht. gefürchtet, daß er mit »vier Kraft und Entfchiedenhsn für Die Gefangenaasieher Lilie und Hoffmonn zu L- stütz »om Land- grrlcht a»< ß. 347' Str.-G.-B. wegen fahrlässiger Besärde- rung der Entweichung eine» Gefangenen verurtheil», wo gegen der Angeklagte Lilie Revision eingelegt, wril feine Handlung j ein« Fahrlässigkeit «übt enthalte. Rücksichtlich feiner geht da- Land gericht davon auS. daß der-AngeAagi« am Würgen de« 2K. Derember den Mitangeklagten Hoffmann veaustragt hat. daS ihm obliegende Geschäft des OcffnenS der Zellentbüren behus« Neiniguog der Zellen sür ihn auSzusübren, daß Hoffman» bei der Erledigung diese« Aus träger auch die Zelle Rr. 28 geöffurt hat, in welcher, wie er wußte, der wegen seiner Gefährlichkeit gefesselte UuterfuchnngSgesauaene Urbantki detiuirt wurde, daß er diese gelle unbeobachiet gelassen, »ud daß Urbanöki, welcher sich während der Nacht die Fesseln ad- gestreift hatte, die Zelle verlasse« hat. mit den übrige» Gesänge»«» auf den Hof gelaugt und von dort entwichen ist. Sie findet nun die Fahrlässigkeit des Angeklagten darin, daß er eigenmächftg die Ausführung der ihm obliegenden AmtSpssichten einer zur Vornahme derselbe» unbefugten Person übertragen und dadurch iudireet zum Entweichen de« UrbanSki Anlaß gegeben habe. Da« R-G., IV. Strassen«», hat am 29. April d. I. der Re- Vision de« Angeklagten Lilie nachgebend da« landgerichtliche Uethril aufgehoben und dabei ouSgesührt: Die in 8- 347, Absatz 2, Sir - G.-B. bedrohte Fahrlässigkeit erfordert objectiv einen ursächlichen Zusammenhang zwischen der Handlung de» Thäter« und dem Eintritt de« ihm zur Last gelegten Ereignisse«, also vorliegend »wischen der Erthtilung de« Auftrages a, Hoffman, und dem Entweichen de- UrbanSki »od snbiecti», daß der Thäter bei der Bornahme der Handlung den Eintritt diese» Ereignisses al- »ine möglich« Folge derselben vorausgesehen hat oder doch bei Anwendung der erforderlichen Aufmerksamkeit vorauösehen mußte. Nun kann e< zwar nicht zweiselhast sein, daß der Angeklagte durch die Auftragterlheilung diejenigen Pflichten verletzt hat, welche sein Amt ihm auserlegte. Wenn indessen da« Londgerichl in dem Acte der Pflichtverletzung schon die Fahrlässigkeit de« Angeklagten gesunden haben sollte, so würde st« der Borwurs eine« Rcchllirrthum« treffen, da nicht uothwendig «ft drmselben auch da» subjektive Ersorderniß de« Jahr lässigkeitSbegrissS verbunden ift, selbst wenn er mit dem Eintritt de« Ereiguisse« in einem La»falität«vrrhält»1ß steht. Run liegen ober zwischen der Auftr»-«rrth«il»ng und der Entweichung de« Urbau«ki ein« Reih« von thaifächlichea Momente», welch« für de» Eintritt de» letzteren Ereignisse« mit- wirkead waren, ohne eine nothwendig« Folge de« erthriltrn E« mußte Hoffmann di« Zelle de« UrbanSki er wußte, daß dielrr Uuteriuchunqrgesangener mußte llrbau«kt sich feiner Fesseln entledigt »nd dieser Umstand dem Hoffmann bei de« Oeffnen der Zelle Gemäß den Veröffentlichungen des kaiserlichenGelundhritS« amte« sind in der 40. IadreSwochc von >e 1000 Bewohnern, aus den Jahresdurchschnitt berechnet, al« gestorben gemeldet: in Berlin 27.0, m Breslau 24 2, in Königsberg 22.6, >n Köln 22.3. in Fra.ik» ar» a. M. 10.3. in Hannover 20.2, in Kassel 22.4, in Magde burg 21B, in Stettin 26.4, i» Aliona 23.1. u> Slraßburg 23.S, in Metz 14.0, in München 24.1, in Nürnberg 23.8, in Augsburg 19.5, tu Dresden 23.1. in Leipzig 18.6, i, Stuttgart 17.9, in Braunschweiq 14 7. >u Karlsruhe 17.0. in Hamburg 21.4, in Lübrck —, in Wie» 18.7, in Budapest 20 9, in Prag 28.6, i» Triest —, in Krakau 20.0, in Basel 14.7. in Brüssel 18.5, in Amsterdam 20.7, i» Pari« 18.7, in London 17.2, i» Glasgow 23.1, in Liverpool 22 1. in Dublin 26 3, in Ediuburg 16.0, in Kopenhagen 22.0, in Stockholm 25 4, in Ehcistiama 21.0, i» St. Petersburg 20.8. in Warschau 31.6, in Odessa 27.0, in Rom 19.6, in Turin 23.1, in Bukarest 19.8, in Madrid 30.4, in Alexandria 33.1. — Ferner au« der Zeit vom 7.—13.Seplember er.: in New-?)ork 25.7, i» Philadelphia 23 9, in Chicago —, >» Eiuciuaali tu St. Laut« —, in San Fraaci-eo 14.3, in Kalkutta 22.0, in Bonibau 30.0, in Madra» 47.3. Beim Wocheubegiua herrschten an den meisten deutschen Beob- achtunqSstalionen westliche und südwestliche, in München östliche Aindrichlungen, die jedoch nvr in Karlsruhe mit kurzem Wechsel m» Nordwest uud ia Breme», wo der Wind au» Schluß der Woche »ach Nordwest drehte, bi« an da« Ende der Woche vorwiegend bliebe». Am 29. und 30. Seplember ging der Wind an den meisten Sialioueu nach Südvst und blieb in Kouitz bi« zum Schluß der Woche, wo Nordwest überwiegend wurde, au« dieser Richtung wehend, tu München und Köln machte« sich am 1., au de» übrigen Sta tionen am 2. Oktober westliche Winde gellend, die iu Heijigenstadt und Köln mit nordwestlichen W nden wechielleu, auch in Berlin ging der Wind am Schluß der Woche noch Nordwest. Die Tem pera»»: der Lukt lag an allen Stationen um 2—3 Grad E. übrr der »ormalru. Iu de» letzten Tagen der Woche nahm die Lust wärme allgemein ab und fielen an de» me sie» Slalionen mehr oder minder ergirkuge Nirderschläge. Der beim Wochcubegiun hohe Druck der Lust sank an den Südftationeu in den erste» Tagen der Woche; an den übrigen nahm der Luftdruck zu, nahm aber vom 30. Lcp- iember an allen Stationen ab, «m an, 3. Orlober wieder allgemein zu steigen. Mit der Abnahme der Darmkatarrhe der Kinder haben sich die Sterblichkeit.veriäliiiisse in den meiste» Großsiävien allmälig w eder günstiger gestaliei. Auch die meiste» deuliche» Llädte meiden kleinere SleristichkeiiSverhällmßzablen, nur wenige (wie Berlin, Hannover. Stettin) größere. Die allgemeine SterblichkeiiSverhälinißzahl sür die deulscheii Städte sank aus 23.5 von 23.9 der Vorwoche (pro Mille uud Jahr berechnet). Die Theilnahmc des SäuglingSolier« war auch in dieser Woche wi-drr eine geringere. Von 10,000 Lebenden starben, pro Jahr berechnet, 92 Säuglinge gegen 95 der Vorwoche; in Berlin 118, in München 113. — Die Ab nahme der Darmkalarrhe und Brechdurchsälle der Kinder war riuc ziemlich allgemeine; nur in wenigen Slüdten, wie in Königs berg. Danzig, Breslau, München. Nürnberg, Stuttgart. Dresden, Berlin, Görlitz, Hamburg. Düsftldors, Wien, Pari«, London, Tt. Petersburg war die Zahl der Tode«fälle noch eine außergewöbiilich höhere. Erkrankungen und Todesfälle an Ruhr zeigten noch keine wefentliche Abnahme. Au« Pari« kamen 3, au« Benedig 2. au« Baltimore 1 Todesfall an sporadischer Lholera zur Mittbeilnng. — I» größerer Zahl beginnen sich ober wiedrr die Infektionskrankheit«» zu zeigen. Namentlich haben Scharlach und Diphtherie in den Städten an der Oftieeküste, im sächsisch-märkischen Tieslandr sowie in Berlin größere Ausdehnung gewonnen, und riefe» erster»« u» Königsberg, Danzig. Elbftig, Breil-wald, Görlitz. Spandau» RegenSburg, Bremen, aber auch io Prag. Warschau, Amsterdam viel Todesiälle hervor, «ährend die Dipbiherir in Stettin, Stokp, Posen, Graudenz, Dre«den, Chemnitz, Leipzig, Spandau. Gabe», Eoiidu», Dessau. Berlin, GSrlitz, Hamburg, Wie« zahlreich« Opfer forderte. Auch Masern zeigten sich häufiger, ober weist mit günsti- gem Verlause. — Typhöie Fieber kam«» au» deutscheu Städten i» wenig veränderter Zahl zur Anmeldung; ag« Pose». Celle, Hannover, Ei«leb»n werden mehrfach« Sterbefäll« gemeldet; kn Berlin, Pari«, Landau» St. Petersburg war ihre Zahl eine beschränkte; Todcssäsi« an Flecktyphus kamen »ur au« Londo» uud Krakau je l, a»S Madrid 3 zur Anzeige. Der Keuchhusten ries in Berlin weniger Sterbcsälle hervor; in Tilsit, Dresden, Bona wurde er häufiger TodrSveraulassung. Pocken zeigten sich meist i» beschränkter Zahl. An« deutschen Städte» kam nur 1 Tode-sall (aut Bonn) zur An zeige. Auch au- Krakau, St. Petersburg, Odessa, Prag, Venedig, Nkii-Orlean« werden wenige, au« Lissabon 5, aus Turin 6, a«< London 10 Sterbesälle gemeldet. — Die Ldolera tritt in Frankreich und Spanien nur noch vereinzelt auf. in Italien hat sie erheblich abgenomm-n, besonder« in Ncnoel und Genua. Au« den indischen Städten Ealcutta, Bombay, Madra« wurde, besonder« au« den letzteren beiden Ortea, wieder eine Znuahwe der Lholerasälle gemeldet. I SGußuklsV vVtzslkolg HuZItk sür l Aoftraae« zu fein, an-1 geöffnet haben, obwohl mit I »ud gefesselt war; e« für I haben, »nd dieser Umsio Sachse». * Leipzig, 15. Oktober. Einer der hervorragendsten Führer der Arbeiterpartei, Maurer Eonrad. ist aus Grün* de» SocialisiengesetzeS auS Berlin auSgrwiesea worden Nächst Ewald und dem augenblicklich in den Hintergrund ge trete,icn Zimmerer Marcian sind die Gründungen der jetz' in ganz Deutschland verbreiteten Fachvereine auj Conrad'» Thäligkeit zurück,usühren. AIS die Arbeiterpartei »m vorige» Jahre in die Agitation zu den Berliner Stadtverordnete« wählen einkrat. wurde Conrad stellvertretender Vorsitzende" de» Arbeiterwahlcomite»; er wurde in mehreren Bezirken ab Candidat für die Stadlvrri'rdnelenverfammlung ausgestellt unterlag jedoch in der Stichwahl seinem liberale« Gegen candidatrn. Conrad hat längere Zeit den Fachverein »er Maurer geleitet, feine Persvnlichkeil stand bei feinen Partei» genossen »n ganz besonderem Ansehen. (ES ist das derselbe Conrad, welcher im letzten Frühjahr bei Gelegenheit de» Maurer» undZimmrrerstreik« in Leipzig eine herb»»' ragende Nolle spielte und i» hohem Grade zur Verbittern»» der Gemüther beitrug. Die Redaktion.)
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