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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.10.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-10-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188410178
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18841017
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18841017
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-10
- Tag1884-10-17
- Monat1884-10
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.10.1884
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Erscheint täglich früh S'/.UHr. Letarll», Erpe-UjOu Iohanne-gaffe 3». -prechkunden der Rrdaktimr: vormittag« 10—1» Uh,. Nachmittag« 5—6 Uhr. Glitt» M-iuitcr«»«, »ach» >ch »i» ««»«»um »ich, «rdmtUch. >»»»»«, Ger fßr Gt« »ächA1«l,e«G« R»««er Gestimmte« Inserate a» Wmhentagen Gi« G Uhr Nachmittag«, «n So»«- u«G Aefttaarn früh Gl«' ,S Uhr. 3« den für Ins.-^«nah»e: vtt« -lem». Uuiverfitäl-straße 21» Laut« Lösche, stathanoeustrahr 18, ,»r »t« »»r. riMM TagMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgcschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Mest-Auflage 18,7SV ^donnementoprn» oiertelj. 4'/, Md. iml. Bringerloha ü Mk., durch dir Post bezogen K Mk. Jede «inzelae Nummer SO Pf. Belegeiemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabetlaae» lin Tageblatt. Format gesalzt) ahne Postbesördrruag 39 Ml. mit Postdesörderung «8 Mk. Inserate ögejpaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schritten lau» unserem Prris- oerzeichniß. Tabellarischer u. Ziffernsatz »ach Höhen» Tarif. Lerlamrn unter dem NeLaclionsftrich die Svaltzeile öO Ps. Inserate sind stet« an die SpprGttiO» zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prnenumenuulo oder durch Post- uachnahme. ^ L9I. Freitag vev 17. October 1884. 78. Jahrgang Amtlicher Theil. Die revidirte bcziehcullich »ru ausgeiiellte Liste derjenigen hefigen Elnrrohner, welche zu dem Amte eine- Schöffen oder Geschworenen gesetzlich befähigt sind, wird vom IS. bi- .mit 2». October d«. I-., mit AuSnabme de« Sonntag«, in den Stunden von Bormittag- 8—12 Uhr und Nachmittag- von 8—6 Uhr im Meldeamt, Abtheilung II de- Polizeiamtes, ReicbSstraße 53/54, zu Jedermann- Einsicht öffentlich auSliegcn. Diejenigen, welche nach der unten abgedruckten Beilage de« Gesetze- vom 3. Mai 1879 von dem Schöffen» oder Ge schworenenamte befreit zu werden wünschen, haben innerhalb der vorstcbend angegebenen Frist entweder ihre Gesuche schrift lich bei uns einzureichen oder bei dem mit der Auslegung der Liste beauftragten Beamten zu Protocoll zu erklären. Ebenso kann innerhalb derselben Frist jeder über 30 Jahre alte Ortseinwohner wegen Uebergehung seiner Person, dasern er zu dem Amte eines Schöffen oder Geschworenen fähig zu sein glaubt, sowie wegen Ucbergebung fähiger oder wegen erfolgter Eintragung unfähiger Personen Einspruch erheben. Leipzig, am 10. October 1884. Der Nath der Stadt Leipzig. Or. Georgi. N. Beilage «ertcht-versaffunqsgrset, vom 27. Januar 1877. 8- 31. Da« Lmi eines Schössen ist ein Ehrenamt. Dasselbe kann nur von einem Deutschen versehen werden. 8- 32. Unlütnq zu dem Amte eine« Schöffen find: 1) Personen, wclche die Befähigung ln Folge strasgerichtltcher ver- urrheilung verloren haben; 2) Personen, gegen welche da« Houptversahre« wegen eine« ver- brechen« oder Vergehen« eröffnet ist, da« die Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte oder die Fähigkeit zur Bekleidung öffentlicher Slemter zur Folge habe» kann; S) Personen, welche in Folge gerichtlicher Anordnung tu der ver- sügung über ihr Vermögen beschränkt sind, ß. 33. Zu dem Amte eine« Schöffen sollen nicht berufe» werden: 1) Personen, welche zur Zeit der Ausstellung der Urliste da« dreißigste Lebensjahr noch nicht vollendet haben; 2) Personen. welche zur Zeit der Ausstellung der Urliste den Woknsip in der Gemeind« noch nicht volle zwei Jahre haben; 3) Personen, welche für sich oder ihre Familie Armeu-Unterstützung au« öffentlichen Mitteln empsangen oder tu den drei letzten Jahren, von Ausstellung der Urliste zarückgerechoet, empfangen «tbe»; 4) Personen, welche wegen geistiger oder körperlicher Gebreche» ,» dem Amte »icht geeignet sind 5) Dienstboten. 8- 34. Zu dem Amte eine« Schösse» solle» ser»»r nicht berufen werden: 11 Minister; 2) Mitglieder der Senate der freien Hansestädte; S1 Reich-beamtc, welche jederzeit einstweilig t» de» Rnhestand der- setzt werden können; 4) Staatsbeamte, welche ans Grund der Laude-gesetz« jederzeit einstweilig in de» Ruhestand »ersetzt werden können; 5) richterliche Beamte und Beamte der Staatsanwaltschaft; S) gerichtliche und polizeiliche BollstreckungSbramte; 7) Reliaionödiener; 8) Bolksschullehrer; S) dem activen Heere oder der active, Mari« angehSrende Mili- tatrpersonen. Die LandeSgesetz« könne» außer den vorbezrichaetr» Beamten höhere verwallungsbeamte bezeichne», welche z» dem Amte eine« Schöffen nicht berufen werden sollen. tz. 84. Da« Amt eine« Geschworenen ist ei» Ehrenamt. Dasselbe kann nur von einem Deutschen versehen werden. 8- 85. Di« Urliste für die Auswahl der Schöffe» dient zugleich ,k« Urliste für d,e Auswahl der Geschworenen. Die Vorschriften der 88- 32 bi« 35 über die Berufung zum Schöffenamte finden auch aus da« Geschworene«»»» Anwendung Gesetz, die Bestimmungen zur AuSsührung de« Aertcht-verfaffnna-aesetzeS vom 27. Januar 1877 rc. enthaltend, vom 1. März 1879. Zu 8 24. Zu dem Amte eine» Schöffen und eine« Geschworenen sollen nicht berufen werden: 11 die Nbiheilungövvrständ« und Vortragende» Mth« in den Ministerien; der Präsident de« Landesconststorium«, der Generaldirektor der StaatSbahue», die streit- und AmtShauptleute, die Vorstände der Sicherheitspolizei. Behörde» der Städte, welche von der Zuständigkeit der Amt-Hauptmannschasteu au«, genommen sind. ZaWrrlliches Z»lüt»t der LaiiierM, Gottheftrahe S, I. Da« zahnärztlich« Institut wird Donnerttag, de» 16. d. Mt«, eröffnet. Dasselbe ist einerseit« dazu bestimmt, zahnärztlich« Hilfe jeder Art gegen ermäßigte Honorare zu bieten, andererseit« Studirende der Zahnheilkunde in allen Zweigen diese« Fache« zu unterrichten Die Anstalt wird täglich mit Ausnahme der Sonn- nnd Feier tage von 1 bi« 5 Uhr geöffnet sein. Leipzig, den 14. October. Pros. vr. Hesse, Direktor des zahnärztlichen Institut«. Auclion. Im »uctionslocake de« Königlichen Amttgericht« hier sollen Freitag, den 17. vctoder G. I., vormittag» 11 »Gr 2 kchreibiecrctaire. 1 Sovba mit blauem Plüschbeznq. 1 Sopha mit braunem Damastbezug. 1 Pseilerspiegel mit Schränkchen. 1 ovaler Tisch. 1 Regulator u.A.m. meistbietend gegen sosortige Baarzoblung «rrsteigert werden. Leipzig, am 15. October 1881. Handtrag, Gerichtsvollzieher. 1 Nichtamtlicher Theil. Jur wMfrikanislhen Conferen;. Ta- Projcct der wefiasrikanischen Eonserenz bat überall da- erwartete Entgegenkommen gesunden, ausgenommen in England. Diese Macht nimmt daran Anstoß, daß die Handels »nd BerkebrSireibeit auch aus den Niger ausgedehnt werden wll, da sich England im Besitz der Nigermündungen benndet In Betreff teS Congo ist die englische Negierung zu Zu geständnisseil bereit, weil sie einsieht, daß Frankreich und Deutschland ihren Widerspruch gegen daS Abkommen England- mit Portugal, durch welche« England« Einfluß auch aus die Congomündungen au-grdebnt würde, ausrecht erhalten werden. Der Zweck der ganzen Eonserenz würde vcreilelt werden, wen» England aus dieser Anschauung beharrte; denn e- handell sich bei der Eonserenz um Feststellung von Grundsätzen, welche auf alle Nationen Anwendung finden. Der ganze afrikanisch» Eontinenl soll dem Unlernehmungsgeist der Handeltreibenden Nationen erschlossen werden, wie daS Herr Woermann in einer Eandidalenrebe vom 10. October Hervorgeboben hat, und damit die» geschehen könne, ist die BcrkehrSsreiheit aus den beiden HauplvcrkebrSatern zur Regel zu erbebe», aus dem Congo und dem Niger. Wäre es so, daß jede europäische Nation, welche in Westasrika Eolvnien oder HandclSnieder- lassungen besitzt. fick ängstlich von den andern abzuschließen bemüht ist, um ihre Sonderintereffen zu verfolgen, dann müßten diese Interessen früher oder später mit einander in Widerstreit geralhen. DaS zu verhindern, ist der Zweck der Consereiiz, sie soll die Grundlage schaffen, aus welcher alle seefahrenden Nalionen in Westasrika friedlich neben einander leben können. Ter bisherige Zustand war der, baß England sich den ÄUeinbesitz der Mündungen der beiden Hauplstrvme zu sichern suchte, um diesen Besitz zum Schaden aller andern Nationen ausbcuten zu können. I» diesem Streben kam eS mit Frankreich und Deutschland in Streit, welche in West afrika gleichfalls Landbesitz und HantelSinteresscn zu vertreten haben, und deshalb bot sich als beste- AuSkunslSmittel, um sür die Zukunft jedem Streite vorzubeugen, eine Eonserenz dar, durch welche allen Betheiligten gleiche- Recht gewährt wird, natürlich unter Berücksichtigung der beliebenden Besitz- verbältnisse. Käme die Eonserenz nicht zn Stande, dann müßte eben der stampf an die Stelle der friedlichen Verein barung treten, und dann würde cS sich ja zeigen, ob England in der Lage wäre, die Brrkehr-sreiheit aus dem Niger zu verhindern. Frankreich und die übrigen Mächte betrachten die Sach- läge von einem weit unbefangeneren Standpunkte auS, al- England. England sieht sich als den geborenen Herrn in Anita an, der den übrigen Nationen dort Gesetze vorzu schreiben berufen ist; diese stehen aus dem Slandpunct der Gleichberechtigung in Bezug auf Handel und Verkehr: diese beiden Gegensätze müssen also anSzeglichcn werden. Schließt sich England von diesem Un-gleich aus. so liegt der Ausweg nahe, die Verhältnisse in Westasrika obne die Zuziehung Eng lands zu regeln und einen antienglischcn weslasrikanischen Bund zu begründen. England wird ja dann sehen, wie weit c» kommt. Auch Frankreich macht Vorbehalte und will seine CoGnien in Gabun, Guinea und am Senegal von der- Handelsfreiheit ausgenommen wissen. Dieser Vorbehalt ist darum gerechtfertigt, weil am Senegal nicht so diele und große Interessen betheiligt sind, als am Congo und Niger, und weil überhaupt die Verhältnisse dort anders liegen. Gegenwärtig ist daS Ziel aller seefahrende» Nationen die Ausschließung von Aequatorial-Asrika für den Ver kehr mit Europa und die Einführung der reichen Er zeugnisse diese« ErdlheilS nach Europa; dieses Ziel wird erreicht, wenn der Grundsatz der Handel-, und Verkehr», sreiheit auf dem Congo und dem Niger verkündet wird. E» siegt den Absichten der deutschen Neichsrcgierung und der französischen Negierung fern, England in wohlerworbenen Rechten und Ansprüchen zu bekämpfen, ihm seinen Besitz an den Niger-Mündungen zu verkümmern oder gar zu rauben; aber eS wird mit Recht dagegen Einspruch erbeben, daß sich England unter Berufung aus diesen Besitz zum Beherrscher von Acquatorialasrika auswirst. Frankreich und Deutschland haben nicht minder gut begründete Rechte an diese- Gebiet. Spanien und Portugal, Belgien und Holland haben dort ebenfalls Interessen zu wahren, und alle diese vielgestaltigen Rechte lasten sich sehr wohl durch Uebereinkunst regeln, ohne die Einen auf Kosten der Anderen zu schädigen. Auch in Frankreich regt sich der Geist de« Widerspruch», und als ein besonder- beackten-werther Ausfluß diese- Geistes ist der bereit- erwähnte Artikel de« .Journals de- DöbatS" hervorzuheben. In diesem Artikel wird dieselbe Ausschließ lichkeit des Rechte«, welche England in Bezug aus den Niger in Anspruch nimmt, sür Frankreich aus den Eongo geltend gemacht. In beiden Fällen zeigt sich dieselbe feblerbaslc An schauung, daß die Urheber de- Widerspruchs vergessen, um was eS sich eigentlich handelt. Wenn jede Macht einfach da- sestbält, waS sie hat, und sich um die übrigen Concurrenten nicht kümmert, dann ist der Streit und Kamps um die Aus- rechterhaltung der alten Rechte und um die neu zu erwerben den da, nicht bereits erworbene Rechte sollen ausgegcbcn werden, sondern der Friede der Zukunft soll verbürgt werden. DaS ist die wichtige Eoncession, welche Deutschland Frank reich und allen übrigen Theilnehmern an der Eonserenz macht, daß eS die friedliche Entwickelung aller Interessen, welche in Westasrika mit einander in Wettstreit sich befinden, anbahncn will. Der Hauptgewinn sür Frankreich ist die Vermeidung eine« feindlichen Zusammenstöße- mit England, und um diesen Preis ist der Verzicht auf die Errichtung von Handels- und V.'rkehrSsckranken wohl kein zu hol,er Einsatz, besonder- wenn man erwägt, daß diese Schranken wohl auch noch anderwärts aus Widerspruch stoßen könnten. Fürst Bismarck bot bekanntlich am 24. September mit den Vorständen großer Handelshäuser in Hamburg in FriedrichSruh Beratbnng gepflogen, auf welche Weise ihre HandelSinlerei'sen in Westasrika ani besten gewahrt würden. In Folge dieser Anregung bat sich in Hamburg ein Syndikat auS sieben Hamburger Firmen mit Wocrmann an der Spitze gebildet, weiche» den Zweck bat, mit der RcichSregierung eine fortdauernde Verbindung zu unterbalkeu, um sie über die Wünsche und Bedürfnisse deS deutschen Handel- in West« asrika stet« ans dem Lausenden zu erhalten. DaS ist der Weg, welchen Deutschland cinscblägt, um da« begonnene Werk der Eoloinsation in Westasrika gedeihlich weiter zu führen, nnd dieser Weg kann nur dabin sichren, woblerworbenen Rechten die ungestörte Ausübung zu sichern, aber nicht, die Rechte Anderer zu verletzen. Wenn sich England aus den gleichen Slandpunct stellen wollte, so würde c« nur den eigenen Interesse» dienen. Tie Erschließung von Aeguatorial- asrika für den europäischen Handel wird erst dann den An - schwung nehmen, den sie verbeißt, wenn England aus seine engberzigcn selbstsüchtigen Pläne Verzicht leistet. Ter schwarze Erdtheil liclet sür die Anöbrcitnng so vieler Kräfte Raum, daß es eine lächerliche Kurzsichtigkeit Englank zeigt, wenn eS vermeint, kiese« Gebiet siir die eigenen Zwecke ausschließlich nutzbar inachcn zu können. Erst La- Zusammen wirken zablreicker Kräfte wird bier ein irgend wie in Betracht kommendes Ergcbniß erreichen können. Angenommen, England dränge mit seinem Widerspruch durch, so würde r« dadurch nur eine in der Entfaltung begriffene Bewegung hemmen, ohne dadurch sür sich selbst irgend einen Borlheil zu erwerben, und außerdem würde eS sich der Äesabr auS- setzen, daß den übrigen Concurrenten eine» Tage« die Geduld riffc und sie das mit Gewalt sich nähmen, waS ihnen nach Recht und Billigkeit gebührt. Die Berliner Eonserenz wird früher inS Leben treten, als bisher anaenommcn wurde, der englische Widerspruch wird also die Eonserenz an ihren Beralhungen nicht hindern. Auch sür die Belbeiligung Frankreich- haben sich dir Aus sichten seit ken letzten Tagen günstiger gestaltet, der Wider» stand der Mehrheit der Kammer gegen die Regierung ist durch die lebten Nachrichten aus Tonkin wesentlich verringert worden. Denn auch da- „Journal de- DübatS" die Miene annimmt, als habe sich Ferry vom Fürsten Bismarck sangen lasten und den alleinigen Vor! keil von der Eonserenz werde Deutschland baden, so sind doch die persönlichen Beweggründe solcher Angriffe in Deutschland zn bekannt, al- daß sie lieferen Ein druck macken könnten. D>e französische Kammer bedurfte nur einer moralischen Unterstützung, um die niedergedrückte Stim mung, in welcher sie sich befand, zu überwinden und ihre Anerkennung solchen politischen Handlungen ihrer Regierung zu geben, welche diese verdienen. Die Berliner Eonserenz ist bestimmt, Deutschland und Frankreich in erster Linie neben den übrige» Nalionen die HandlungSsreiheit in überseeischen Ländern zu sichern, weiche ihnen England gegenüber gebührt. Ohne die Anmaßungen England- wäre eine Eonserenz wegen Westasrika nicht nölhig oder wenigsten- würde sie bann einen ganz anderen Charakter tragen. England hat durch sein herausforderndes Verhalten gegen Frankreich und Deutschland m Westasrika einen Bund dieser beiden Mächte hervorgerufen, welcher auch im übrigen Europa lebhafte Zustimmung findet, also wird eS jetzt am besten thun, seinen Anmaßungen zu entsagen, wenn eS nicht die schlimmsten Folgen hcrauf- drschwören will. » Leipzig, 17. October 1884. * Der Kaiser hat, wie mehrere Blätter mittheilen, über die Congosrage einen Brief an den König von Portugal, der u. a. auch den Titel „sviqnour cke In Üuin-e" führt, geschrieben. Der ehemalige portugiesische Minister de Gerpa Pimentel, der nach längerem Aufenthalte in Berlin vor wenigen Tagen nach Portugal zurückgekehrt ist. hatte dem Hern'hmen nach einen Brief seine- König« Dom Lui» an den 'Kaiser überbracht; die Antwort de- Letzteren daraus dürfte derselbe auch wieder nach Lissabon Überbracht haben Der Inhalt de« kaiserlichen Schreiben- ist nicht bekannt geworden. * WaS über die Vorarbeiten für die Reichstag«- sesfion, die in der zweiten Hälfte de- November beginnen wird, bis jetzt verlautet, läßt bereits einigermaßen den ArbeitSstoss übersehen. Zunächst wird natürlich der Etat im hervorragendsten Maße den neuen Reichstag beschäftigen. Sodann ist mit Sicherheit die Dampsersubvention-vorlage wiederum zu erwarten, sowie ein ebenfalls zur Förderung unserer Exportinteressen bestimmter Gesetzentwurf über die Errichtung einer überseeischen Bank. Dazu kommt nach be stimmter ossiciöser Mittheilnng eine Vorlage über Aus dehnung des UnsallversicherungSgefetze- auf die TranSport- gewerbc, die Land- und Forstwirtbschast, sowie ein Gesetz entwurf über die Errichtung von Postsparcassen. Sodann dürste eine Reform der Zuckerbesteuerung nicht länger mehr ausschiebbar sein. DaS geltend« Nothgesetz läuft mit dem l. August 1885 ab. nnd so schwierig auch in der gegen wärtigen kritischen Situation eine neue Regelung der Zucker steuersrage sein mag, so wird sich doch die Sache nicht länger ausschieben lasten. Die jüngste Zuckersteucrvorlage ist nn Reichstag bekanntlich nicht einmal zur ersten Lesung gelangt. Daß sonst noch aus steuer- und socialpolitischem Gebiete der neue Reichstag in seiner ersten Session große gesetzgeberische Ansgaben zu lösen haben wird, ist nicht anzunehmen. * Die »Norddeutsche Allgemeine Zeitung" richtet gegenüber der mehrfach befolgten, von der „Kreiizzeitnng" und Gesinnungsgenossen empfohlenen bochconservativen Wahl- taktik nochmals an die conservative Partei folgende Ermahnung, von der man nur wünschen kann, daß sie be herzigt werde: Manche conservative Organe gefallen sich in einer bedenk lichen Schwarzscherei bezüglich der bevorstehenden Reichsiagswalilen. Sie gehen so weit, die Möglichstst, daß die conservative Partei vom parlamentarischen Schauplatz verdrängt werden könne, vorauszusctzen. und indem sie aus die wcrthvolle Unterstützung, welche die Partei der Regierung-Politik geleistet habe, verweisen und bemerken, daß die Partei, wenn sie jetzt wieder bei Seite geschoben werde, nicht so bald wieder erstarken künue, zeigen sie nicht übel Lust, die ossiciöse „Wahlmanschcrei" für den schlimmen Gang der Dinge verantwortlich zu machen. Diese Lamentationen sind Master auf die Mühle der „C-rmania", welche diesen düsteren Betrachlungen nicht ohne Schade»»ende das Ohr leiht und statt de« Trostes den Vorwurf der „Unselbstständig, keil" bereit hält. Im Uebrigcn aber räumt sie ei», „daß eine selbst ständige konservative Partei unserem StaatSweicn gewiß zum Segen gereichen würde". Auch wir sind vollständig dieser Ueberzeuguug, nur daß wir den Begriff der „Selbstständigkeit" nicht den von der „Germania" ver- tretencn Interessen gemäß intervretiren, welchen es entsprechen würde, au den Conservative» auch oppositionelle Bundesgenossen z» finden. Und weit auch wir in der Verdrängung der Conservaliven au« unserem Staatswescn eine Ealamität erkennen, würden wir uns die schwersten Vorwürfe mache», wen» wir an unserem Theil durch Besürwortung einer jalschen Wahllnklik dazu beigetrage» hätten. Wir gehören aber nicht zu den Schwarzsehern und sind nach wie vor der Ueberzcugung, daß von dem bevorstehenden Reichstag eine gedechtiche Arbeit nicht z» erwarte» ist. wenn nicht die Ge mäßigten aus konservativer, wie ans liberaler Seite in der ÜaatS- erdalteiiden Tendenz. ,,»ter Zurückstellung blos dociriiiaircr Unter schiede, ihre Verständigung finden. Wir sind keine Echwarzieder. Im Gcg-ntbeil haben wir ein feste« und iinerichiitterliches Bertraue» in den conservativen Geist uniere« Volke« und ballen dajstr, daß die conservative Ge sinnung viel weiter reicht, al« di- Partei-Organilation. Wir sagen die« nicht etwa au« Geringschätziinq der letztere», im G-gentiieil basten und wünsch n wir. daß die Partei ans die konser vativen Elemente im Lande unter Berufung aus die Unterstützung, welche sie der Reichsvolitik hat zu Theil werden lassen, möglichste Anziehungskraft üben werde. Wir wünschen der conlervativen Partei, daß sie möglichst viel Mandate sür sich gewinnen möge; wir hoffen aber nach wie vor, baß m den Wahlbezirken, in welchen sie auf keinen Erfolg rechnen kann, eine Verständigung mit den Liberalen stattfinde, um Com- binationen auSzulchließen, bei welchen die conservative Gesinnung, d. h. die ftaatörrhaltntde Tendenz, gar nicht in Betracht kommen würde. Wir wünschen der conservativen Partei eine möglichst starke Vertretung, aber wir würden e« auch für eine gute Vorbedeutung halten, wenn schon in der Wahlbewegung mit der Möglichkeit de» Zusammenwirken« mit denjenigen Liberale», welche, aus dem Boden des Heidelberger Programms stehend, zum Voraus ihre Bereit willigkeit zur Unterstützung der Reichspolitik in einer Reihe der wichtigsten und zunächst zur Entscheidung stehenden Fragen zu er kennen gegeben, die Probe gemacht würde. Eine solche Probe — von Fall zn Fall — würde ja nicht sowohl der einen wie der anderen Fraktion, al ben vertrauen-würdtgeu Persönlichkeiten der cinen wie der anderen zu Gute kommen. * Nach dem Vorbild anderer Parteicorrespondenzen er scheint nunmehr auch eine .WUrttembergische liberale Corrcspondenz". herau-gegeben unter Leitung teS geschästSsührenden Au-schusse« der deutschen Partei in Stutl- gart. Der kürzlich erschienenen ersten Nummer entnehmen wir die folgenden, mit großer Genuglhuung zu begrüßenden Bemerkungen über die Stellung der württemoergischen deutschen Partei zu der nationall,beraten Partei: »Daß die von der deutschen Partei bei den letzten Reich-tao-wahlen ausgestellten Candidaten nach erfolgter Wahl ihren «itz nicht bei den Nationalliberalen, sondern in den Reihen drr deutschen Reich-Partei nahmen, geschah in Folge besonderer Verhält nisse — Verhältnisse, welche seiner Zeit auch den Au-tritt der Herren von Hölder und Römer — Mitimer, deren nationale und liberale Gesinnung über alle« Zweifel steht — auS der nationalliberalen Fraktion Herbeisllhrte«. Gegen wärtig ist die Situation eine andere. In Heidelberg ist di« volle Harmonie mit den norddeutschen Parteifreunden an gebahnt, auf dem Tag zu Berlin ist sie befestigt worden. E» ist nunmehr eine Ehrenpflicht für die Unterzeichner der Heidel berger und Berliner Resolution, dafür einzustehen, daß die von ihrer Partei in den Reichstag entsandten Abgeordneten sich der nationalliberalen Fractio« aufchlirße» und so die Einheitlichkeit derselben doeumentiren." * Ein sehr bequeme« Mittel, lästigen Anfrage« an« der Wählerschaft au- dem Wege zu gehen, hat Herr von Forckenbeck angewandt. In einer Wählerverfau»«- lnng lehnte er e- ab, hinsichtlich einer Verlängerung de« Sccialistengefetze- bindende Verpflichtungen zu übernehmen, und rechtfertigte diese Zurückhaltung m folgender Weis«: „Ich kann keine verbindenden Versprechungen abgeben, da« streift an 'da- imperative Mandat und widerspricht einem ersten Grundsatz drr Verfassung, welche sagt, daß der Abge ordnete an die Instructionen seiner Wähler nicht gebunden ist. E» ist zudem eine ziemlich starke Zumuthuug, von einem Politiker zu verlangen, daß er über ew Gesift. welch«« doch höchsten« erst nach Jahrr«frist vorgetegt werde» kan«, letzt schon eine Erklärung abgiebt, wo er die thatsächliche« u»- stände, die bei der Vorlage jene« Gesetze« obwalten könne», gar nicht zu übersehen vermag." Die Abfertigung von Wählern, die sich Uber die Stellung de« Candidaten zu den wichtigsten schwebenden Fragen unterrichten wollen, durch den Hinweis aus den Bersasiungsartilel, wonach di« Abgeordneten an Austräge und Instructionen nicht gebunden sind, ist neu und überraschend, und auch die Bemerkung, daß man heute noch nicht wissen könne, wie in einem Jahr di« Verhältnisse bezüglich einer großen Principiensrag« liegen, dürste in „frei sinnigen" Kreisen wenig Beifall finden. * Die technische Eommission für Seeschifffahrt ist zu einer Sitzung auf den SO. October nach Berlin ein- berufen. Zur Berathung steht die Abgabe eine» Gutachten« über die Lehrzeit, welche Maschinisten, ehe sie zur Prüfung zuaelassen werden, in einer Maschinenwcrkstatt durchwachen und Nachweisen müssen; ferner eine Vorlage über di« Aus rüstung der Seeschiffe mit Nahrung-- und Heilmitteln. Den Anlaß zu der letzteren Vorlage hat dem Vernehmen nach da- Austrelen von Scorbut aus deutschen Kaussahrteischiffen ge geben» welches aus ungenügende Berproviantirung zurück- zusühren sein soll. Die Mitnahme und regelmäßige Berab- reichung von specifischen Mitteln gegen den Scorvut, ins besondere von Cilronensast, welche sür englische und auch in anderen Marinen gesetzlich vorgeschrieben ist. ist in der deutschen Handelsmarine »och nicht obligatorisch. * Die üblichen Nebersichten über die GeschäftS- thätigkeit VeS preußischen Abgeordnetenbause- in der letzten Session, versaßt von dem Bureaudirector Geh. Rath Kleinlchmidt. sind nunmehr herausgegeben worden. Dieselben sind in der bisherigen Art angeserligl uiid zerfallen in die Rednerliste, die Uebcrsichl über den StaatShausballS- ctat und die Haupt,ibersicht. * In Frankfurt a. M. verstarb am Mittwoch Abend 8'/. llhr in seinem Palais in der Nüsterstraße daselbst der Landgras Friedrich Wilbelm Georg Adolf von Hessen, Sohn de- am 5. Scpkembcr 1867 verstorbenen Landgrafen Wilhelm und der am 28. März 186l verstorbenen Landgräsin Ebarleile, Tochter des Erbprinzen Friedrich von Dänemark. Der Verstorbene Halle den Rang einer königl. preußi'chc» Generals der Eavallerie bekleidet und war Chef teS thüringische» lllanenregimculS Nr. 6 und kaiscrl. russischer Gencralliciitenant L In >>»ilo der königl. dänische» Armee. Landgraf Friedrich war geboren am 26. November 1820 und war vermählt i» erster Ebc (28. Januar l8l l) mil Groß fürstin Alexandra Nieolajcwna, dritter Tochter de- Kaiser« NicolauS von Rußland. Schen am 10. August desselben Jahres wurde di.se Ehe durch de» Tod der Lankgräs!» gelöst. An, 26. Mai 18.',:; vcr.nähllo sich Landgras Friedrich zum zweiten Male mil Anna Marie Friederike, Tochter eeö Prinzen Friedrich Karl Alcxander von Preußen. Dieser Ehe enlüammen 5 Knider: drei Prinzen und zwei Prinzessinnen: Prinz Friedrich Wilhelm, Prmz Alerander. Prinz Friedrich Karl, Prinzcß Elisabeth und Prinzeß Sibylle. Ter ällcüe Sobii, Prinz Friedrich Wilhelm NicolauS Karl itt Niltmcistcr ü la -mit« deS königl. preußischen KönigS- HiisarcnrcginienIS lJ. rheinische-) Nr. 7 »nd » I» «mito te- kailerl. russischen HniareiiregimenkS Mariupol Nr. 4. — Während seines Aufenthaltes im vergangenen Sommer aus ArolphScck bei Fulda war der Landgraf an einem Magen« leiden schwer erkrankt. Tie anfänglichen Befürchtungen gaben bald leneren Hefsnungc» Raum, und da« V-si»den de- Land grafen warb so. daß er an eine vollständige Hebung der Krankheit glaubte. Seit seinen, Ansentbalt in Frankfurt suhlte der Landgras sich reckt wobl. Am Dienstag über raschte ihn ein Niicksali doc Krankheit, der ibm selbst indeß keine große Bescrgniß erregte. Obgleich es de» Augenschein nicht hatte, war doch der Rückfall ein ernster und Mittwoch
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