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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.10.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-10-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188410226
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18841022
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18841022
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-10
- Tag1884-10-22
- Monat1884-10
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.10.1884
- Autor
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Erscheint täglich früh 6'/,Uhr. N^aclion und Lrpkdition Johannesgasse 33. Aprfchlluiidrn drr Uk-arlion: Vormittag» 10—12 Uhr. Nachmittags b—K Uhr. k> tu Itt>a,«d« tw,«i«»»ler vt»»»trrwl, «»ch< sch tu N«»»c»l»i> nicht »«dtutiich, V« «*«» »er für »4« «üchstt,l,e»»e Num«rr üestimmien Inserate ,» »ochentageu bis 8 Uhr Nachmittag», a» Sonn- miv Festtagen früh bi» „v Nhr. 3n den Flllalkn für Ins.-Annahme. Otto Klemm, Universilätsstraße 21, Louis Lösche, Kalharinenslraße 18, p. nur bi» '/,!t Uhr. cipMerIaMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgrschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. 286. Mittwoch vm 22. October 1884. Auflage 18,60« Ldsnnnnrnlaprri, viertelt. 4'/, Md. tack. v ringerlohn b Mt., durch die Post berogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Ps. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilage» (in Dagedlatt-Format oelalzO Ohne Postdesördernng SO Mi. «tt Postdesördernng »8 Mt. Inserate Saespaltene Petitzeile S0 Ps. Größere Schriften laai „serem Preis- verzeichnt». Dobellattscher ». Ziffernsatz »ach höhrnn Toris. dlreiawen untrr^em tlr-action»krich dir Spalizeile 50 Ps. Inserate sind stet» an die Eppetzttlon za sende». — Rabatt wird nicht gegeben Zahlung praeonmeraocko »der durch P^'sl- nachnahme. 78. Jahrgang. Amtlicher Thetl. NklianMachmg. Dir revidirte beziehentlich neu ausgestellte Liste derjenigen hiesigen Einwohner, welche zu de», Amte eine« Schöffen oder Geschworenen gesetzlich befähigt sind, wird vom 15. bi« ,mil 22 October VS. Js., mit Ausnahme de« Sonntag», in den Stunden von Vormittag» 8—l2 Nbr und Nachmittag» von 3—6 Uhr im Meldeamt, Abtheilung II de» Polizeiamte», ReichSstraße 53^54, zu Jedermanns Einsicht öffentlich cinSIikgen. Diejenigen, welche »ach der unten abgekruckten Beilage de« Gesetze« vom 3. Mai 1879 von dem Schöffen- oder Ge schworenenamte befrei! zn werden wünschen, haben innerhalb der vorstehend angegebenen Frist entweder ihre Gesuche schrift lich bei unS cinzureichen oder bei dem mit der Auslegung der Liste beauftragten Beamten zu Protokoll zu erklären. Ebenso kaiin innerhalb derselben Frist >eder über 30 Jahre alte OrtSeinwchncr wegen Ilebergebung seiner Person, dasern er zu dem Amte eines Schössen oder Geschworenen fähig zu sein glaubt, sowie wegen Uebergehung fähiger oder wegen erfolgter Eintragung »»fähiger Personen Einspruch erheben. Leipzig, am 10. Oktober'l884. Der Rath der Ttadt Leipzig. vr. Georgi. N. Beilage TertchtSverkasfunsSgesetz vom S7. Januar 1877. ß. 31. DaS Amt eines Schössen ist ein Ehrenamt. Dasselbe kann nur von einem Deutschen versehen werden, ß. 8». Unfähig »n dem Amte eine- Schiffen find: 1) Personen, welche die Befähignug in Folge strasgerichtltchrr vrr- wtthellnng verlort» haben; 5) Personen, gegen welche da« Hauptversahrr» wegen eine» «er- brechen» oder «ergehen» eröffnet ist, da« die Aberkenn nng der bürgerlichen Ehrenrechte oder di« Fähigkeit zur Bekleidung öffentlicher Aemler zur Folge staben kann; S) Personen, welche in Folge gerichtlicher Anordnung tu der Ler- sügung über ihr Vermögen beichränkt sind. 8 33. Zu dem Amte eines Schöffen sollen nicht berufen werden: 1) Personen, welche zur Zeit der Aufstellung der Urliste das dreißigste Lebensjahr noch nicht vollendet habe»; 2) Personen, welche znr Zelt der Ausstellung der Urliste de» Wohnsitz in der Gemeinde noch nicht volle zwei Jahre haben; 8) Personen, welche für sich oder ihre Familie Armen-Untcrslützung au» öffentlichen Mitteln empiangen oder in den drei letzten Jahren, von Ausstellung der Urliste zurückgerechnet, empfangen habe»; 1) Personen, welch« Wege, geistiger oder körp«ltcher Gebrrche« zu dem Amte nicht geeignet sind b) Dienstboten. tz. 34. Zu dem Amte eine« Schöffe» solle, ferner nicht berufen werden: 11 Minister: 2) Wiiglieder der Senate der freien Hansestädte: 3) ReichSbeamie, welche jederzeit einstweilig in de» Ruhestand tzer- jetzt werden können; 4) Staatsbeamte, welche aus Grund drr LaudeSgesetz« jederzeit einstweilig in den Ruhestand versetzt werdea könne»; 5) richterliche Beamte uud Beamte der Staatsanwaltschaft; 6) gerichtliche uud polizeiliche LollstreckuagSbeamte; ") ReligiouSdiener; 8) Lolksschullehrer; 9) dem activea Heere oder der acttve» Marine »»gehörend« Mili- tairpersonen. Die LandeSgesctze können außer den vorbezeichueteu Beamten böhere BerwaltungSbeamte bezeichnen, welche zu dem Amte eine» Schöffen nicht berusen werden sollen. 8. 84. Da» Amt eines Geschworenen ist ein Ehrenamt. Dasselbe kann nur von eine», Deutschen versehen werden. K. 85. Tie Urliste für die Auswahl der Schöffen dient zugleich alS Urliste für die AuSwalil der Geschworene». Die Vorschriften der 88- 32 bis 35 über die Berufung zum Schössenamle finden auch aus dar Geschworenenamt Anwendung. K-s-tz, die Bestimmungen zur AuSsüdrung des Gettcht-versafinngSgesetzeS ar 1677 rc. enthaltend, vom 1. März 1879. lworenen Zu 8- 24. Zu dem Amte eine» Schöffen und eine» sollen nicht berusen werden: 11 die Abiheiluagsvorstände und Vortragenden Räthe in den Ministerien: 2) drr Präsident drS LandeSronststorium», 3) der Generaldirektor der StaatSbahnen, 4) die KretS- und AnttShauptleute, 5) die Vorstände der Sicherheitspolizei-Behörden der Städte, welche von der Zuständigkeit der AmtShauptnumuschaste» aus genommen sind. Vekaimtiuachimg. Wegen Legung von GaSrobren in der Bayerischen Straße, aus der Strecke zwischen der Albert- «nd Hohen Straße, wird riese Straßenstrecke. soweit die« die leweilig in Angriff genommenen Arbeiten erfordern, aus deren Dauer vom Donnerstage den 2itz. diese« Monat« an für allen unbcfuaten Fährverkehr aesperrt. Die Aushebung de« NobrarabenS wird bet der Albertsirciße an- gejangen werden. Da beim Fortschrciten der Arbeiten die Einmündungen der Kohlen^ und Hobe» Straße zeitweilig unsahrbar werden, so wird die Aoklcnstraste zwischen der Sidonienstraße und Vavenschrn Straße »nv vir Hohe Ttraße zwischen der Kohlen- und Elisenstraße, soweit nöthig, für den durch- S-Henden Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am 20. October 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. Or. Georgi. Kretschmer. Erstatteter Anzeige zufolge ist das sür Jtza Marte Perthel vom dorttgen Stadtgemeinderath uitterm 14. September ^ ausgestellte Dienstbuch abhanden gekommen. Wir bitten, das Buch im Ansfindiingssalle bei unS abznliefern. Leipzig, am 18. October 1884. Ta» Polizei»»«» drr Stadt Lripttg. Bretichncider. Rsdr. Faldix. Anction. Auctionslocale de» sti:„!g!lchen Amtsgericht« hier soll »»»„cr-tag. den 23 Oktober d I. von vormittag» . . . . » . ' U« Uvr ab. 1 -ikindrnapresse, l ^chneibemalchine, 1 doppelläufiges Jagdgewehr, ferner 1 Partie wollener Maaren, alS: Unterhosen, Unterjacken, Hemden, Strumpf, Kinder, öttchk», dähawllücher. sowie verschiedene Model, darunter l Tanienschreiblisch. , Perlicon,. l Bücherschrank. 1 Schreibiccrrta-r. SoptiaS, lisch,. E,„h,e. , Regulator, l Silber- »nd 1 Waichcfchrank und di». Kleidungsstücke meistbietend gegen sofortige Baarmhliing versteigert werben. Leipzig, cm 20. Oclober 18p>. Handtrag. Gcrichl'rollzieher. VrkiNNüLlUhMlßl Dt« Arbeite» zur Herstellung von Mosaikvflaster, sowie »ur Anlegung von Granitplatten »c. au de« VM. Bezirks- schule sind vergeben und »erden die nicht berücksichtigten Bewerber hiermit ihrer Offerten entbunden. Leipzig, am 14. October 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. I)r. Georgi. Gringmuth. Aff. Vtkannlniachlmg. Der Preis der in der hiesigen Gasanstalt I producirtrn' auS westfälischen Kohlen gewonnenen Coak», Weichte sieh z« allen gewerblichen Feuer«age« gaaz besonder« eigne« und deren commissionSweiser Bertauf Herrn Louis Meister hier übertragen ist, beträgt vo» hevttge« Lage n« sür jeden Hektoliter loco Gasanstalt I SO ^ und einschließlich de« Fuhrlohn« bi« an da« Hau« 1 5 Leipzig, den 22. October 1884. De« Rath« Depatatto» g» den Gasanstalt-«. Nichtamtlicher Theil. Die Deichstagswahl in Leipzig. L * Drei Eandidaten sind e«, welche der Wählerschaft unserer Stadt diese» Mal zur Dahl vorgeschlage« werden. Beginnen wir zunächst mit dem Eandidaten der socialdemo kratischen Partei, einem alten Bekannten, Herrn August Bebel, welcher nunmehr dem undankbaren Leipzig, da» seine Verdienste bisher nicht anerkannte, gänzlich den Rücken gekehrt hat und noch Plauen bei Dresden übergesicdrlt ist. Herr Bebel scheint zu der sächsischen Haupt- und Residenz stadt. die ihn schon einmal ihre Vertretung im Reichstag übertrug, mehr Vertrauen zu haben und er hofft jedenfalls von seinem neuen Domicil au« die Situation daselbst mehr beherrschen zu können. Da man aber, wie e« in einem wieder zu ihm in seiner Eigenschaft als Rc >h«to k 'ndidat Stellung zu nehmen. In der socialdemokratischen Partei ist bei Gelegenheit der dermaligen ReicbStagSwahl-Bewegung eine sür Manche viel leicht ausfällige Erscheinung zu Tage getreten. Wenn man an die Kundgebungen dieser Pattei bei den früheren Wahlen, an ihre Wahlaufrufe und Flugblätter von damals sich er innert und die socialistischen Preßerzeugniffe und Wahlreden von beute in Vergleich damit bringt, dann springt sofort die Thatsacbe in die Augen, daß die Leiter und Agitatoren der socialistischen Partei eine sehr merkliche Aendcrung ihrer Kampf- und Agitations-Methode in Scene gesetzt haben. Vergeblich sucht man in den heutigen Wahlaufrufen die rache- und wutschnaubenden Tiraden von ehedem, die un- flälhiczen und chnischen Schimpfereien gegen Alle», wa« nicht sorialistiscb ist, sondern sehr zahm und gemäßigt sprechen die Herren Bebel, Liebknecht und Genoffen sich über die politische und sociale Lage auS, natürlich noch immer an dem Programm deS socialdemokratischen ZukunstSstaateS fefihaltend. Manche werden nun vielleicht beim Lesen dieser socialistischen Flug blätter dem Gedanken Raum geben, daß eine Partei, die so gemäßigt aufttttt, doch nicht so staatSacsäbrlich sein könne, als Viele meinen; diese aber, welche also denken, möchten wir denn doch daraus Hinweisen, daß verschiedene Tdatsachcn vor liegen, welche stark bezweifeln lasten, ob der Systemwechsel der Leiter der Socialbemokrati« in ihrem öffentlichen Auftreten etwas Weitere« als List und Spiegelfechterei ist. Zu diesen Thatsachcn rechnen wir vor allen Dingen die himmelweite Verschiedenheit zwischen der Sprache, welche da« osficiclle Organ der deutschen socialdemokratischen Partei, der in Zürich erscheinende ,.Socialdemokrat", mit dessen Inhalt sich noch in neuerer Zeit Herr Liebknecht bei einer Gerichts verhandlung solidarisch erklärt hat, führt, und der zahmen Fassung der sür die größere Oeffenllichkeit, also auch sür Nichlsocialisten berechneten Flugblätter und Man braucht nur den „Socialvemokrat" darüber klar zu sein, daß die Leitung der Partei beute genau diesttben Pläne verfolgt, genau denselben Ideen huldigt und auch derselbe» aufrührerischen Sprache im Verkehr mit ihren Parteigenossen sich bedient, wie ehedem. Wahrlich, zwischen den Preßorganen der Herren Bebel und Genoffen und demjenigen de« Herrn Most ist gegenwärtig in Bezug auf die Rrhveit und den CyniSmuS der Angriffe gegen die Fürsten, die Negierungen, die Behörden und die andersdenkenden Parteien kein Unterschied mehr! Der Inhalt des „Socicildcmokrat" ist in neuerer Zeit ein solcher geworden, daß jeder anständige Mensch davon mit Ekel und Entrüstung sich abwendet. Wa« soll nun aus einmal die Mäßigung in den socialistischen Wablausrusen und Flugblättern? Man bat erkannt, daß die früher beliebte rohe Sprache ^er social- demokraliscben Partei geschadet hat, man bat vielleicot auch schon erfahren, daß in den Kreisen der Arbeiter eine Gegen- bcwegung im Entstehen begriffen ist, und nian sucht nun durch eine veränderte Taktik dem Schaden wieder bei- rukommen, indem man aus die Dumml)«it von Menschen specnlirt, welche sich leicht täuschen lasten Da» ist d«e ganze Erklärung für die zu Tage getretene Erscheinung der „Mäßigung" im socialdemokratischen Lager. Einer der eifrigsten und intelligentesten Vorkämpfer der socialdemokratische» Partei ist nun, wie allbekannt, Herr August Bebel, der sich wieder um daS ReichttagSmandat der Stadt Leipzig bewirbt. Wir wissen. Bebel «rrd von Manchen wegen seiner »Ueberzeugung-treue", seiner „Ehrlichkeit" in Bezug aus seine Gesinnung belobt. Wir iniisscn da nun freilich sagen, daß wir etwa» anderer Meinung sind, denn wir halten Bebel sür viel zu unterrichtet und klug. alS daß er an viele« von dem. wa« er den Arbeitern al« erstrebenS- wcrtb und durchführbar verkündet, selbst glaubt Wer Bebel'« Schriften gelesen, wer. wie wir, viele seiner sticken gehört hat, wird »nt unS in diese Meinung einffimmen Bebel hat z. B. vor Jahren in einer Versammlung allen Enislc» den Satz verfochten, eS sei gar nicht nötbig, daß wahrend der Nacht gearbeitet werde und aus den Eiuwand, daß dann die Menschen zum Morgenkaffee kein frisches Brob baden könnten. ceir, ac;o aucv l»r und Wahlaufrufe, ru lesen, um sofort socialdemokratischen erwidert, da« sei auch gar nicht nöthig, sondern man könne eben so gut altbackene» Brod essen. In einer anderen Ber- sammlung wieder behauptete Bebel, die Familien brauchten keine eigene Küche zu haben, dadurch werde viel Kraft und viel Material unnütz verbraucht; die Speisen und Getränke würden viel rationeller und bester in großen Anstalten bereitet und von dort könnten die Familien sie entnehmen; Bebel hat sich hierbei ausdrücklich, um ein Beispiel vorzusühren, aus die großen Speiseanstalten in den Straf- und Arbeitshäusern bezogen Und hat nicht Bebel ein der EonsiScation verfallene« Buch über „die Frau" geschrieben, d. b. die Frau deS socialistischen ZukunstSstaateS, ein Buch, dessen Anschauungen mit ollen Traditionen von Familienalück und Familienehre, wie sie sich Gott sei Dank durch alle Zeiten hindurch erhalten haben, bricht? Wir denkeu, die Leipziger Wählerschaft wird e« auch dieses Mal ablehnen, einen Man» von solcher Gesinnung zu ihrem Vertreter im Rathe der Nation zu bestimmen. Die Stadt Leipzig bot vo» jeder aus ihr Panier die stolzen Worte geschrieben: „Ordnung, Vaterland, Freiheit und Gesetz" — die Fahne der Socialdemokratie bedeutet „Revolution, Tyrannei. Zuchtlosigkeit, Auflösung aller staatlichen Ord nung". Noch sind die Worte unvergessen, die während der SchreckenStage der Pariser Eommune Herr Bebel von der Tribüne de« Reichstage» dem deutschen Volt inS Antlitz schleuderte: „Meine Herren, die Ereignisse, welche sich jetzt in Pari» vollziehen, sind nur ein kleine» Borpostrngrsecht von dem, wa« sich in ganz Europa begeben wird." Sollte es möglich sein, daß der Mann, der sich so gegen Alle», wa« der Menschheit bi»ber heilig und theuer war und hoffentlich auch sür alle Zukunft da« ideale Lebensziel sein wird, erklärt, in Leipzig zum R«ich»tag»abgeordnet«n gewählt wird? Nein, nein und abermal« neiu l Leipzig, 22. October 1884. * Der Kaiser hat an den General der Cavaklerie von Witzendorf, Eommandeur de« VH. Armeecorp», die fol gende Allerhöchste EabinetSordre gerichtet: „Ich wiederhole Ihnen beut» am Schluß der vierjährigen großen Herdstüburigeu, von denen Ich leider nur die große Parade und daS LorpSmanSver habe scheu könne», gern den Ausdruck Meiner »ollsten Zusriedenbell mit dem Zustande de« VII. Armee- EorpS. — ES sind sehr statt« Aasorderuageu an die AnSdauer und an dir Leiftnngssihigkeit der Truppe» «stellt worden — >n>e «sondere die einer großen Parade nach tag» vorher statt- ge btem Feldmnaöver — und gereicht r» Mir znr lrbhaike« Beskiedigunz, hier ausspreche» zu können» daß diesrn An- sorderuogea io einer höchst anetteancvSwetthen Weis« entsprochen worden ist. Die wenigen Tage, welche ich da» Armec-LorpS sehen konnte, haben mir die Truppen durchweg iu einer vortrefflichen Verfassung, in vollster Aaipannung >nd höchster Ordnung gezeigt und scheide Ich von dem VII. Armeekorps, durchdrungen von der Ueberzeuaang, daß sich dasselbe in einrr durchaus kriegStüchtigen, allen Aufgaben gewachsenen Verfassung befindet. Vor Allem spreche Ich Ihnen, dessen erfolgreiche Lommandoführuag diese» günstige Resultat ganz besonder« erkennen läßt, Meine» warmen Königlichen Dank aus und ersuche Ich Sie. demnächst auch allen Generalen, Ne- glmeotS-Tommaadeuren und Osficlerea Kcnotniß von Meiner leb hafte» Buerkeanuag ihrer Erfolge in Ausbildung und Führung der Truppen zu geben. Zugleich wollen Sie auch die ln der Anlage enthaltene» Gnadenbeweise und Beförderungen zur Kenntniß de» Armer-Eorp» bringen und auch den Mannschaften meine volle Zu friedenheit mit ihren Leistungen za erkennen gebe». Ueber die Feld- Manöver, von deren Verlaus Mir in jeder Beziehung Günstige« berichtet worden, behalte Ich Mir »ach Slnsicht der bttrcffendrn Berichte noch vor, Ihnen Meine sprrielle Bruttheiloag zugehen zu lasten. Benrath, de» 20. September 1884. Wilhelm." * In den Einladungsschreiben an die Mitglieder de« preußischen StaatSrathcS zur Eröffnung der Sitzungen ist die Stunde deS Zusammentritte- am 25. d. M. nicht an gegeben. Wie verlautet, ist jetzt durch den Kronprinzen als Präsidenten de» Staatsrathe» angcordnet worden, daß die Eröffnungsfeier um 2 Ubr Mittag« erfolgt. Dem Ver nehmen nach wird sich hiervei der StaatSrath in den Elisabeth kammern de« königlichen Schlosse» versammeln. Die sieben Abtheilunge« de» SkaatSratbeS sind in dem Handbuche Uber den königlich preußischen Hos und Staat für 1884/85, welches ein vollständige» Mitglicderverzeichniß der Körperschaft entbält, noch nicht aufgesührt; die Verlheilung der Mitglieder in diese Ablheilungen. die feit einiger Zeit bereits erfolgt ist. dürsle in der ersten Sitzung zur llstittheilunH gelangen. So wohl bei dem Präsidenten al« bei dem Blcepräsibenten und bei jedem Mitgliede wird, so oft deren Namen im StaatS- handbuche Vorkommen, ihre Zugehörigkeit zum StaatSralbe einaesügt. Beim Fürsten BiSmarck kommt der Titel Vicc- prästdent de» StaatSrathe» vor demjenigen de» Minister präsidenten. * Die „Germania" bespricht die Berliner Wahl- Verhältnisse und kommt zu dem Resultat, daß sämmtliche konservative Eandidaten Berlin«, ebenso wie die socialdemo kratischen sür die Katholiken unannehmbar sind, und daß e« sich empfehle, wenigsten» sür die Herren Ludwig Löwe und Traeaer gleich von Anfang einzutreten, weil sie Gegner de» Eulturkampse«. ihre conservativen Nebenbuhler aber cultur- kämpserische Mittelparteiler feien. Ein echter Eonser- vativer. den die Ultramontancn unterstützen könnten, ist sonach nicht einmal mehr Herr Stöcker. * Im Ostbezirk Dre»lau» ist al» Tompromißcandidat de» neuen Dahlvereiii» und der Nationalliberalen der zu letzterer Partei gehörige Justizrath Hecke ausgestellt. * Ihre Majestät die Kaiserin Augusta richtete an den Präsidenten de» ungarischen Verein» des rotbcn KrenzeS, Grasen Julius Karolyi. nachfolgende« Allerhöchste« Schreiben: „Ihre Mittbeilung v»n der bevorstehende,, Ein weihung de» ElisabethhvSpital» in Budapest veranlaßt Mi». Ihnen aufrichtig zu danken. Die Entstehung der wobl- khätiacn Stijlung, der Ich Mich freudig anqcschlcsse» habe, berührt so wichkige Interessen der Vergangenheit und Gegen wart, daß sich für die Freund« de« rothen Kreuze« die Ungarn erbebende Feier zu einem wahren Ehrentitel gestaltet. Ich bitte al« Zeichen Meiner besonderen Theilnabmc das Bild der heiligen Elisabeth, der Tochter Ungarn», für die Anstalt in Empfang zn nehmen, aus welcher Gotte» Segen ruhen möge wie aus dem schönen Lande, dem sie angebört. Baden- Baden, den >6. October 1884. Anqusia." — Obenerwähntes Bild, welche« vom NegiernngSraty Haß übeibr.ichl worden war. wurde im Prachtsaale teS Hospital» ausgestellt. * Die belgischen Eommunalwahleu. welche am Sonntag vo/lzogen wurden, sind der Hauptsache nach zu Gunsten de» Liberali»mu» ausgefallen. Derselbe hatte alle seine Kräfte ausgerafft, dem inneren Zwiespalt im Hinblick aus den hohen Einsatz Zaum und Zügel angelegt, und gelang eS ihm in Folge dessen, den Ultramonlanen gegenüber diesmal siegreich da« Feld zu behaupten. Durch seine Ermannung und strenge Unterordnung unter die Parteidi»ciplin hat der belgische Liberalismus sich selber einen Dienst erwiesen und dem Land« nicht minder. Denn die kurze Spanne Zeit, während welcher da« klerikale Eabinrt die Negierung-geschäfte führt, ist gleichwohl hinreichend gewesen, nm jeden Zweifel daran, daß ein klerikale» Regiment in letzter Instanz sür Belgien vcr- hängnißvoll werden muß, endgültig zu befestigen. Belgien ist ein aus modernen Grundlagen aufgebauter, von modernem Geiste getragener Staat, dessen Existenz gerade in denjenigen Grund sätzen der Toleranz, Freiheit »nd Gerechtigkeit wurzelt, welche vom Vatikan geleugnet »nd, wo sich die« irgend ilmn lässt, mit allen hierarchischen Machtmitteln bekämpft werden. Die einseitigeAnSbeutung de» bei den Dcpulirlenwahlen errungenen Siege« seiten« der siegreichen Partei hat »n einer bisher in Belgien kaum je erhörten Verschärfung der Gegensätze geführt, zu einer Verschärfung, deren letzte Eonsequenzcn selbst vor gewaltsamer Erschütterung de» StaatSwesen« nicht Halt machen dürsten. Die Hingste Krastanstrengung de« Libe ralismus wird hoffentlich dem Uevrrmnth der momentan herrschenden Patt« einen nachhaltigen Dämpfer aussetzen, indem er sie darüber belehrt, daß Belgien denn doch noch weit entfernt ist, sich willenlos unter da» Gebot de« Episkopat« zu ducken. An den liberalgesinnten Gemeinde- rälheu findet die Hochfluth de» ultramonlanen Fanali-mu» einen widerstand-fähigen Damm, den zu durchbrechen ihr Regime schwerlich lange genug brstehen wird. Eonserenz solle auch auf Oesterreich und Rußland au»gedehnt worden. * Nach den in diesen Tagen stakkgehabten Verhandlungen zwischen dem spanischen Ministerpräsidenten Canova« del Eastillo und dem französischen Gesandten solle» die Ouaran- tainemaßregeln an der spanischen Grenze so viel wie möglich beseitigt werden. * Zur Prüfung rmd Beilegung der Reklamationen deutscher Staatsbürger an di« chilenische Regierung in Folge vo» durch den chilenisch-peruanischen Krieg erlittenen Verlusten ist in Santiago eine gemischte Commission gebildet worden. Der hieran» bezügliche Vertrag datirt vom 23. August dieses Jahre» und ist von dem chilenischen Minister Bergara Albano und von den, Vertreter Deutschland-in Chile, Baron Schenck zu SchwemSbrrg, untrrzeichne» Wie man der „N.-Z." be richtet. hat der Vertrag die Zustimmung de« CongreffeS und de« Senates von Chile erlangt und die Commission, bestehend au« drei Mitgliedern, ihrr Sitzungen bereit» begonnen. Da rme Mitglied ernennt der Präsident von Cbile, da» zweite der deutsche Kaiser und da» dritte Mitglied der Kaiser von Brasilien. Alle Reklamationen müssen innerhalb der nächsten drei Monate bei dieser Commission anqemeldet werden! Tie Beschlüsse der Commission find bindend. Der Tod des Herzogs von Lraunschveig. * Ueber den Tod de» Herzog- von Braunfchweig und die damit in Zusammenhang stehenden Ereignisse liegen heute die folgenden weiteren Meldungen vor: * Breslau, 20. October. Wie die „Breslauer Zeitung" au« Glbylleuort meldet, ist die Leich« de» Herzog» von Braunschweig gesttr» vom Professor Haste einbalsaniitt worden. Heute bat die Enisarguna der Leich« »nd die Aussielliing de- Sarges im Vestibüle de« Schlosse» stattgesunden. Di« Uebersührung vom Schloß nach dem Bahnhof, wobei die Leiche von einem kleinen Befolge von etwa 30 Personen begleitet sein wird, findet am Mittwoch Nachmittag mittelst Lrtraznge» statt, der um 3 Uhr klbyllenort verläßt und über Kohlsutt, Falkenberg und Zerbst um Mitternacht ln Braun schweig eiatristt. * Braun schweig, SO. Ottober. Da» Testament de« Herzogs wurde gestern eröffnet, über den Inhalt desselben ist noch nichts bekannt. Die seirrltche Beisetzung Im Dom soll Sonnabend Abends 10 Uhr stattfinden. Den „Braunschweigischen Anzeigen" zusolge hat der RegentfchastSrath angeordnet, daß während de» Zeitraum- von 16 lagen alle »ffrntlichen Muslkausiührungen, Lustbarkeiten und Schaulptelvorstellnngen unterbleiben sollen. * Brauoschweig, SO. Ottober. Die Landesversammlung ist zum 23. d. za einer anßerordentlichcn Session etnbrrusen worbe». (Wiederholt.) * Braavschwrig. A). Ottober. Da» vrannschweiger MIlitair legt Iraner aus 2 Monate an, da« preußisch« erwartet noch eine» kaiserlichen Befehl. Eine Lompaqnie Brauaschweiger mit Fahne trint von Metz am Sonnabend zur Beisetzung ein, desgleichen Ler König von Sachsen, Prinz Albrrcht, Herzog von Lambridqe und der Geoß- herzog von Oldenburg. — Die Parade-Ausstellung findet am Donnerltag und Freitag statt. Die erste ossicielle Kunde von dem Hinscbeiden de« Landcs- fiirsten erhielt seine Residenz, wie schon gemeldet, durch den Oberbefehlshaber der Truppen Generalmajor v. Hil- aer«. Ter Correspondent drr „Bossischen Zeitung" meldet darüber: „T r General hatte gleichlam, eh« die herzoglichen Behörden die Augen ausgemacht hatten, durch Ualerolficiere und Mannscvasten de« 67. Regiment» seine Proklamation überall anlchlagen lassen. Die Bewohner der Stadt erkannten die soldatische Promptheit an, mit der ihnen da» „»»beerbte" Hinscheidea de» Souvcrains angezeigt wurde, und empfanden sosott, daß »in »euer, schneidigerer Geist zu herrschen ongesongen habe. Al« später seitens der Minister die amtliche Todesanzeige erschien und ganz spät diniert,er erst die Proclamlrung de» RegentschastSratheS kam, da verwandelte sich die Bewunderung der preußischen Fixigkeit in daS Gefühl einer gewisse» Demüthigung. Besagte doch da» RegeatschaltSgesktz vom 16. Februar 1879, daß erst aus Ersuchen der constiiuirten provisorischen Negierung der Kaiser seine scb'rmcnde Hand über da- verwaiste Land auSstreckeu werde. Augenscheinlich ober war diese» Ersuchen gar nicht abgewartet, sondern sogleich gehandelt worden. Au» der Nedergeschlagenhett entwickelte sich hier und da ln einigen Volksgruppen eine gelinde Entrüstung, die dann in der verschwiegenen Nacht bei einzelnen Individuen za der Dha» sich auf raffte, die „preußischen" Placat« abznreißen, wo sie zu finden waren. Aengstlichr Memüther witterten bereit« die schwüle Lust de« Krieg»- zustande«, bi» beute früh der NegentschaltSrath selbst den Erlaß des Generals v Hilger« veröffentlichte und damit die »nnöthige Auf regung beschwichtigte. Er fügte dieser Publiclrong Hinz», daß die dem LandeSges-tze vom 16. Februar 1879 entlprechcnden Ersuchen an den Kaiser bereit» vor Leröfientllchung de» Erlöstes vom Regent schastSroihe beschlossen waren »nd ein dielelben enthaltende«, an den Kaiser grrichtrtc« Schreiben dem Reichskanzler mit dem Ersuchen, es den, Kailer zn unterbreiten, übersandt ist." Der Regentlchastsrath giebt sich also mit dem Vorgehen de» Generals zufrieden und da er ziigleicb öffentlich und feierlich die gelammte Beaunentchast drS Lander t
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