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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.10.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-10-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188410318
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18841031
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18841031
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-10
- Tag1884-10-31
- Monat1884-10
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.10.1884
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«Psche1»t täglich M «'/.Uhr. RckirU»» »«t EsPedUls» -»hannesgaff« W. chnchldute» her K^aekioa: Pararttt^« 10-12 Uhr. Nach»«»* k-4 Uhr. ha» f»r dt« «tchKsalgr»»« i S«»«r«t« «» Uhr Nach«ittaa», >tt»hht«',.9Utzr. 2» h« Flllule» siir 2,s..A,«atz»e: VM« »e««. Uatversttüttstrahe >1, tische» Kathariueustraß« 18, p. «r »»» '/.» Nhr. ' S0S. Anzeiger. Organ für Politik, Locaigeschichte, Handels- and Geschäftsverkehr. Freitag den 31. October 1884. Auflage L8,<rv« Adonnrmenttzprria oierlelj. 4'/, Mit. incl. Bringerlohn ü Mk., durch die Post belogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Ps. Belegexemplar 10 Ps. Grbadre» sur Lzlrabeilaaen sin Tageblatt-Format gesalzt) ohne Postbesürdeiung 30 Mk. »»t Postvesorderung 48 Mk. Inserate gespaltene Petitzeile 20 Ps. Größere Schrislen lau! unterem Preis- verzeichnch. Tadeklarilcher o. Zisseriisay „ach hüderm Taris. Üleliamen unter dem Nedartionskrich die Tpaltzeile öO Ps. Inserate sind stets an die 6rpcl»ition zu senden. — Rabatt wird n chl gegeben. Zahlung prueuu»i„ru»l!v oder durcy P-st< Nachnahme. 78. Jahrgang. Amtlicher Thell. di« MetehstagSwahl betreff«»-. D» >r»ittelm>g und Zusammenstellung de« Ergebnisse« V«> Wechten in den kl Bezirken de« hiesigen zwölften Reich«« hUt-WAkbwife« wird von dem Unterzeichneten Wahlcommissar <E»»«be«d, be» I. November d. I., B»r«ttt«gS 4L Uhr . tm GeuUe »«« Alte» Wage (». Wtage) hMhm »d da« Gesammtergebniß der Abstimmung ««ittel» I« h«»»k verktlndigt werdeu. DE Zutritt zu de« bezeichnet« Local« steht jedem den N. Oktober »884. Wir Wahlcommissar de« XU. «ffchsssche» Wahlkreise«. Stabtrath Heßler. Velwurümachllu-. Di« »Aehffe Ne»jahr«mess« beginnt mit de» 2. Januar IW« m»d endigt mit dem 1k. Januar 188S. Gm sogenannte Bortvoche, d. h. eine Frist zum Lu«, hach« der Waaren und zur Eröffnung der Meßlocal« vor «Uta» der eigentlichen Messe, hat die Neujahr«meffe «tcht. Jede frchher« Eröffnung, sowie jede« längere Offen. Halt« der Meßlocale in den Häusern, ebenso das vorzeitige «»«hacken an den Ständen und in den Buden wird außer der sofortige» Gchlte-»»g jede«mal, selbst bei der ersten Hn»i der Handlung, mit einer Geldstrafe bi« zu 78 Mark «de« entsprechender Hast geahndet werde«. IkWg. am 28. October 1884. Der Nath der Sta»t Leihgtg. vr. Tröndlin. Hennig. Vrenuholzauctiou. Mttt»o«h, de» S. Novemder «»., sollen i» y«st- E»»»e«ttz von Nachmittag » Uhr an ans dem "schlage in «bth. 84 a Haufen klein gemachte«, trockene« eichene« Gtockhol« «ttir d« öffentlich auShängenden Bedingungen und der üblich« Anzahlung au Ort und Stelle meistbietend verkauft WEldffU. A»f»»»«e»k«nft: auf dem Holzschlage in der Eoone- wiher Linie, oberhalb der Röbclbrücke. Leipzig, am 29. October 1884. De« Nath« Aorss-Deputatio». rt««ta«, de» 4. N«»e»ber 1884, »«« Rack«. 2 Uhr ««. sollen tm Restaurant zum Dchloßkeller zo Reudnitz solgead« d»N natergebrachte Pfänder, als: 86 Dutzend Schraubzwingen, 84 HolzbSckr, 27 Werkzeug- rahmen, 1 Schleifstein, t Schraudknechle, 20 Lügen, bO Hobel, 1b Ranhbänke, 1 Fouruierbock, 1 Umbau. 1 Hammerkopsmoichine, versch. Handwerkszeug, 1 Partie Holz und Holzstücken, 1 Schreibvull, 1 Schreidtüch. 1 große« Seil und 2 noch nicht ganz sertig« Ptaui»««, meistbietend gegen sosortige Baarzahluog öffentlich versteigett werden. Leipzig, den LS. October 1884. Singer, Gerichtsvollzieher. A»«rl-ung zur AirchcnvorSeher-Wahl in der Parochie St. Petri. Für die au« dem PcterSkirchenvorstande nach Ablauf der 6jährigen Wahiporlode auSscheidenden Herren: Hosbanmeistrr Otto Brückwnld, IkreiSsecretatr F. H. fframke, Schuldirector 0r. K. Rühr, LommissionSrath L. F. Rabat, Pianosortefabrik. N Wailckrt, Rechtsanwalt G. Weber and Ikonsmann A. V. Seile, dt« tasOes««»t wieder wählbar find» soll durch die gliche», gemeind« eine Neuwahl stattfinden. Stimmberechtigt zu dieser Wahl sind alle selbstständigen, in der P«terOttrchrn»ar«chjc wohudaflen Männer evangelisch-lutberischen oekenntuiffeS, welche das 25. Lebensjahr vollcnort haben, verheirathet »der nicht, „mit Ausnahme solcher, die durch Verachtung des Worte« Gatte« »der ««ehrbaren Lebenswandel öffentliche«, durch nachhaltige Besser»« nicht wieder gehobene« Aergermß gegeben baden oder von der Stimmderechtigung bei Wahlen der politischen Gemeind« oder endlich »ach dem Kirchengesetz« vom 1. Deck«der 1876 durch die Kirche»wspertivn infolge «ersüamniß der Dränung» Danse oder llonnrmatio, anSgeschloffen sind". Wer sein Stiminrechi bei der bevorstehenden Wahl au»übra will, hat «ich »nsolge gesetzlich.-r Borschrift zunächst «üadltch R»«r schrtftttch dazu anzumelüeu. Die «üatzltchea Anmeldungen werde« Oaantag, tzen S. November d. I. »,n 11 »t« 1 Ahr. Mtd »«atan, tz«, 1». Navemder tz. I. »«« » »«« S Ahr. in der Sakristei der PeterSkirche entgegengenommen. Vet schriftlichen Anmeldungen, welche während dieser Dag«. s»»te schon vorher auch in der Amtswohnung de« Paftar« konststortalrath Proseffor 0. Kricke (Alberistraße 38, I.) abgegeben wrrden können, muß genau angegeben werden: 1) Bor- und Znname; 2) Stand und Gewerbe; 3) Geburtstag »ad Jahr; 4) die Wohnung. Wir fordern die stimmberechtigten Glieder unserer Gemeinde herzlich und dringend aus, sich an der bevorstehenden Wahl zahlreich zu betheiligen und damit sie dies können, die Anmeltzung in der angegebene» Weise bi- spätestens Manko«, de« Ist. Navemder, Nachmittags 5 Uhr. bewerkstelligen zu wollen. Zur PeterSkirchenparochie gehören solgende Straße, nnd Plätze der Tlldvoestadt: 1) Alberistrabe. 2) Lrndtstraße. 3) vanhofstrabr. 4) Bayerischer Platz. 51 Bayerische Straße. 6) Branbvorwerkstraßr. 7) Branftrahe. 8) Brüderftraße. 9) Larolinenstraß«. 10) DSseurr Weg. 11) D»sourftraße. 12) Llisenftraße. 13> Emiitenstraße. >4) Fichtrftroße. lk) Fl^pl^. IS) Ariedrich-ftraße. 17) Färsteustraß«. 18) Glockenstraße. 19 «rassistraße. 20 Lade Straß«. Sl) Kaiser Wilhelm^traße. 22) Kmbstraße. N) Kahlen str» he. 24) Kärnrrstraße. 25) Kronprinzstroße. M Liebitzstrnße. 27) Aßncher Straß«. 28) Lätzawstraße. Leipzig, de» 80. October 1884. Der Kirchenvarftand M Gt. Petri, v. Aricke. 29) Lamvestraße. 30) Mahlmannstraße. 31 > Moltkestraße. 82) Nürnberger Straße (dom Bäuerischen Platz bis zur Roh- und Liudenstraße). 33) Schenkendorsstroßr. 34) Schletterplatz. 33) Schletterstraße. 36) Schlcußiger Weg. 37> Sredurgstrahe. 88) Sidonienstrahc. 39) Sophienstraße. 40) Sicinstraße. 41) Slephaustroße (von der See. bürg- bis zur Liebigstraße). 4L) Tüdplatz. 43) LüSstrnße. 44) Teichstcahe. 4ö) Dhatstrahe (von der Liebig. strahe di» zurUlrühSgaffe u. Seeburastroße). 4«) Webergosse. 47) Windmühlenstraße (V. Baue- röchen Platz bi« zur Durner- »no Lmilienstraß»), «st) Windmühlenweg. 48) Zeitzer Straße. Nichtamtlicher Thetl. Vas lvachsthum -er Socialdemokratte. Die Sociaidemokrateu haben zu den Wahlen vom 28. October einen sehr erheblichen Bruchlheil der Wähler geliefert, in Berlin beträgt derselbe 38,000 mehr al« bei den Wahlen von l88l. Man zieht auf freisinniger Seite daraus den Schluß, daß da» Sociaiisicngesctz nicht nur nicht» genllyk, sondern im Geqenlheil geschadet hat. Nicht» kann leichtfer tiger und thörichter sein aiS dieser Schluß. Wäre er richtig, dann würde daraus folgen, daß ohne die Geltung de- SocialisiengesetzeS seit dem 30. September 1878 die Social» demokratie sich vermindert oder doch in geringerem Maße sich vermehrt hätte. Ein Beweis dieser Behauptung läßt sich nicht erbringen, weil die Probe nicht gemacht worden ist. Aber die Unwahrscheinlichkeil eine» solchen EnkwickelunaS- vroceffe» ist so einleuchtend, daß sie kaum eine» Nachweises bedarf. Eine mit allen verfassungsmäßigen Mitteln be triebene Agitation der Socialdemokratie hat bi- zum Jahre 1878 in Deutschland bestanden. Dieser Partei war gleich allen übrigen Parteien Preßfreiheit und LercinSsreiheit zu- aestanden, sie konnte drucken kaffen, waS und so viel wie sie wollte, und ihrer Redefreiheit in Bersammlungen war keine andere Schranke gezogen, al» sie da« gemeine Ersetz enthält. WaS war die Folge? Die öffentliche Verachtung alle-Dessen, wa» anderen Parteien heilig oder ehrwürdig ist. brach sich in ganz erschreckendem Umfange Bahn. Die Reli gion wurde al» etwa« Lächerliches und Ueherfliisfige«- iw-tcu socialdemokratischen Blättern u»b Versammlungen der Veracb tung preisgegeben, die Sicherheit de» Besitze» wurde in Frage gestellt, die Heiligkeit der Ehe verspottet, die Würde des AlterS als überwundener Slandpunct bezeichnet. Unreise Burschen, die kaum die Stimme gewechselt hatten, traten mit der Anmaßung der Gleichberechtigung gegenüber erfahrenen Männern aus. die Gruudvcsien unsere- gesammlen staatlichen und gesellschaftlichen Zustandes wankten, und ernste und be sonnene Männer sagten voraus, daß die fernere Fortdauer dieses Zustande» den allgemeinen llmsturz kcS Bestehenden binnen zkur,em mil Sichenicil hcrbeisühren müsse. Bevor aber diese Anpassung sich allgemein Baku brach, mußten erst zwei Scbandihatcn geschehen, welche da» Leben unseres all- verebrten Kaisers bedrohten. Erst nach den beiden Mord- anschlägen deö JahrcS 1878 drang die Regierung mit ihrem Anträge durch, die Socialdemokratie von den verfassungs mäßigen Rechten theilweise und so lange auSzuschließe», biS sie durch ihr Verhalten Bürgschaft dafür leistete, daß sie die verfassungsmäßigen Freiheiten in Zukunft nicht zum Ver derben der Gcsammtheil mißbrauchen werde. Unter der Geltung kcS SocialisiengesetzeS kehrte allmälig der geordnete gesetzliche Zustand, wie er vor der wüsten social- demokratischen Agitation bestanden hatte, zurück, die iocial- demokratiscken Blätter verschwanden au» der OefsentliLkeil und die Agitation zog sich von der Straße in verborgene Schlupfwinkel zurück. TaS war ein großer und nicht zu unler- schätzcnkcr Gewinn, denn die socialdemokratischen Lebrcn, welche bis dabin mit dem Ansvruch aus ihre volle Berechtigung al» eine Art neuen Evangelium» überall ossenUich ver kündet worden waren, wurde» jetzt von Bielen, die sie mit Staunen vernommen hatten, ohne das »ölbige moralische Gegengewicht gegen dieselbe in sich selbst zu finden, al» schäd lich und gesetzwidrig erkannt, in der großen Menge keimte eine Ahnung aus von den Gefahren, welche diese Lehren der Ge- sammtbeit bringen mußten, wenn sie unangefochten ver breitet werden könnten, und die Sociatbemokraten selbst ge wöhnten sich an den Gedanken, daß eS Grenzen gebe, die auch von ihnen geachtet werden müßten. Der große un schätzbare Borthril, den da» Socialistengesetz gebracht hat. besteht darin, daß die Socialdemokratie dadurch selbst eine andere geworden ist. Die Mitglieder dieser Partei haben gelernt, ihre Ansprüche and Wüiischc dem Rahmen der be« stehenden Gesetze anzupassen, sie pochen nicht mehr ungestüm aus ihre angeblichen Rech e, sondern sie versuchen den socia- listischen Staat durch ihren Einfluß aus da» Parlament her beizuführen. Das ist denn doch etwa» ganz andere», al» was bi« zum Jahre 1878 geschehen ist. Heute leugnen die Socialreinokratrn ihren Zusammenhang mit dem Anarchis mus und verwahren sich gegen jede Gemeinschaft mit den Vertretern dieser neuen Lehre, und im Jahre 1878 hatte doch die ganze Socialbcmokralic einen so unzweifelhaft anarchistischen Charakter, daß die Socialdemokraten von heute ihre Gesinnungsgenossen auS dem Jahre t878, wenn sie leibhaftig vor ihnen erschienen, nicht wieder erkennen würden. Die Personen der Führer sind zum Thcil noch die selben wie damals, aber selbst diese Führer haben seitdem einen LäutcrungSproceß durchgcmacht, welcher ihnen ein wesentlich anderes Auftreten zur anderen Natur gemacht hat, al« sic vor dem Jahre >878 für nöthig hielten. Man er- innere sich nur noch der Reden, die Bebel und Liebknecht am Anfänge der siebziger Jahre im deutschen Reichstage gehalten haben und vergleiche ihre heutigen damit, dann wird man den Unterschied erkennen. Freilich ist die Socialdemokratie gewachsen feit dem Jahre 1878, aber nickt in Folge de-SocialisiengesetzeS. sondern trotz diese» Gesetze», aber da» Gesetz Kat sie gleichzeitig erzogen und ihnen ibr himmclstllrmendeS Wesen abgcwöbnt, und da» ist gewiß eine sehr heilsame und segen-rricke Wirkung des Gc'etzeS Das geworden wäre, wenn kein Gesetz ihrem Un gestüm Schranke» gezogen bätle, da» »vagen wir uns kaum vorzustellen. eS wäre sehr leicht möglich, daß dann eine deutsch- freisinnige Partei nicht mehr eristirte, oder wenn sic sich dennoch eine RückzugSlinie erkämpft hätte, daß sic kann so kleinlaut geworden wäre, daß man die Hauplschreier kaum noch lispeln hörte. Die Socialdemokraten werden vielleicht im nächsten Reichstag einige Sitze gewinnen, aber mögen sie auch 20 und noch mehr Köpfe stark im Reichstage erscheinen, so sind sie doch noch sehr weit davon entfernt, dann einen maßgebenden Einfluß zu gewinnen. Daß ihre Zabl noch immer verhälkmß- mäßig Nein ist. da» haben wir hauptsächlich dem Soclalisie». gesetz zu verdanken, und wenn die Socialdemokratie nicht in« Unaemesscne wachsen soll, so muß dieses Gesetz auch ferner ausrecht gehalten werden, bi» die Unzufriedenheit der Arbeiter keinen vernünsligen Grund mehr bat. bi« ihre berechtigten Forderungen erfüllt sind und sie Schutz gegen die Folgen der ArbeitSunsäbigkeit und de» Aller- finden. Da» ist der große Gedanke der Socialpolilik keS Reichskanzler», baß er die sociale Frage ans gesetzlichem Wege wenn nickt lösen, so doch ibrer Lösung näber bringen will, und die einsichtsvollen Leute unter- stützen den Kanzler in dieser Politik, wahrend die Reicksi'örgter, die alles besser wissen wollen, aber in Wahrheit nur stets im entscheidenden Augenblick ihre Unfähigkeit darlhun. da» Socialisicugesetz aushcben »vollen mil dem Nus an die Social- demckratic: „Helft euch selber!" WaS daraus enlstebt, wenn die Arbeiter zur Selbsthilfe scbreilcii, daran denke» die klugen Herren Freisinnigen nickt, ihnen genügt eS, die Aus nahmegesetze zu beseitigen und daS freie <Lpicl der Kräfte an Stelle der StaatShilse gesetzt zu haben. Die Arbeiter haben ja stet- das Recht gehabt, sich selbst zu helfe», wie haben sie eS denn benutzt? Sie haben sich selbst besteuert zu Gunsten von Führern oder vielmehr Versührern, die auf ihre Kosten in SauS und Brau» gelebt haben, sie haben ibre Sparpscnnige geopfert, um die Presse zu unterhalten, die ihnen daS Äisl de» Neides und des HasscS gegen die Besitzen den eingeträusell hat. Aber haben sie etwa der Noll» abgeholsen, die in ihren Kreisen herrscht? Mit Nickte»! DaS hat erst die StaatShilse gclban, deren segensreiche Wirk samkeit sich erst in ungeahntem Maße entfalten wird, wenn da» Unfallversicherung »gesetz sei.c Segnungen Uber die Ar beiter auSscküllen wird. Sckon jetzt ist die Erkenntniß der Nützlichkeit de» Gesetze» bei Vielen, die zuerst dagegen eiferten, zum Durckbruch gekommen, und das wird neck in ganz anderem Umfange geschehen, wenn sich erst die Wirkungen de- Gesetzes zeigen werben, wenn der durch eine Maschine beschädigte Arbeiter nicht erst den Rechtsweg bcsckreilen muß. um zu einer Entschädigung zu gelangen und sür seine Familie auch während der Zeit der ArbcitSunsahigkeit sorgen zu .'önii w wird. Dies» Sorgen wird ihm der Staat durch seine ge setzliche Hilse abnehmcn. Durch diese segensreichen Gesetze wird freilich der Unterschied zwischen Arm und Reich nicht ausgchobc», aber dieser Unterschied ist überhaupt durch keine staatliche Einrichtung zu beseitigen. DaS haben frühere zahl reiche Versuche zur Evidenz bewiese». Darum werden »vir auch serncr sür die Geltung des SocialistengesctzcS stimme», bis daS gegenwärtige UebergangSsladium überwunden sein wird und die Arbeiter zu der Einsicht gelangt sind, daß StaatShilse dock einer Selbsthilfe vorruziehen ist, durch welche wohl Zank und Streit, aber kein Bros und leine Hilsc in der Noth zu erreichen ist. * Leipzig, 31. October 1884. * Die Wahlergebnisse liegen bis zu dem Augenblick, wo wir abschließcn, erst in sehr unvollständiger Gestalt vor und werden noch mancherlei Berichtigungen erfahren. Wir können im Augenblick ei» auch nur einigermaßen vollständiges Urtbeil über den Gcsammlcharakler der Wahle» um so weniger geben, als eine ganz ungewöhnlich große Anzahl von Stich wahlen bevorstebt, deren Ergcbniß ganz unberechenbar ist. Eine schon jetzt sichere Tbatsache ist eine erhebliche Schwächung der deulschsrcisinnigcn Partei, die eine ganze Reihe von Mandaten lhcils an die Eonservativcn, thclls an die National- liberalen, lheil- an die Socialdemokralen verloren Hai; so ist z. B. ganz Ostpreußen mit Au-nahme von Königsberg an die Eonservativcn verloren gegangen, Alsfeld, Meiiiiiigen, Otterndors, Gieren an die Nationallibernlen, Berlin I V und Altona an die Socialdemokraten, der zahlreichen Stichwable» nicht zu gedenken. Wie hoch sich derkdeulschsceisiniiige Verlust belaufen wird, läßt sich noch nicht berechnen; er dürste aber auSreickrn, um der Partei eine wesenllich vcränderle Stellung anzuwcisen. WaS die nationalliberale Partei betrifft, so zählen »vir bis jetzt 24 sichere Mandate, wovon 14 auch iin letzten Reichstag der Partei gehörten, zehn, nämlich Vockni», Kreuznach, Frciberg in Sachlc», AiSseld, Meiningen, Eßlingen, Mitlwcida, Otterndors, Gieße», Ulm neu erobert sind. Stich wahlen, an denen Nalionalliberale belheiligt sind, zählen wir bi» jetzt einige zwanzig. Im Ganzen kann eS schon jetzt als sicher betrachtet werden, daß die nalionalliberale Fraclion eine Verstärkung erfahren »oird, über deren Umsang wir u»S der Schätzungen und Mulhmaßungen bi» aus Weiteres ent- halten »rollen. * Die „Nat.-Lib. Eorr." schreibt: „Da- starte An wachsen der socialvemokralisch--. Stimmenzahl scheint eines der hervorstechendsten Merkmale der jetzigen Wahl:» zu sein. Daß die Partei schließlich eine erhebliche Auzalü »euer Sitze gewinnen wird, darf man allerdings »och bezweifeln; bei den Stichwahlen, an welchen Socialdemokraten betheiligt sind, werden sie in den wenigsten Fällen burck- dringen. Daß aber die Gesammtzabl der abgegebenen social- demokratische» Stimmen stark zugcnommen hat, siebt schon jetzt fest. Dieser Erscheinung gegenüber ist die dculscbfrei- smiiige Presse gleich mit der Bemerkung bei der Hand, man sebc, daß weder da» Socialistengesetz. noch die socialrefvrma- tonschen Bestrebungen der socialdemokratischen Bewegung irgend welchen Abbruch zn thun vermocht hätten, llin die Wirkung de- SocialistengesetzeS gerecht und unbe fangen beurlheilen zu können, müßte man erst wieder einmal die praktische Probe darauf macken, welche Zn- stände entstehen wllrden, wenn der socialdemokratischen Agitation völlig freier Laus gelassen wäre. Wen» die Partei vielleicht auch neue große Massen von Anbängern nickt mehr gewinnen würde, nachdem sie den größten Tbeil der Arbeiter welt bereit» erobert hat, so würde doch obne allen Zvcifel die Agitation wieder eine weit wildere und gefährlichere Gestalt annebmeu, sic würde mit ihren äußerste» Zielen wieder offener an das Tageslicht treten und die rcvolutivnaire, anarchistische Ausbetzung mit voller Macht betreiben. E»>e offenkundige Wirkung de- SocialistengesetzeS ist e» dock, daß die socialdemckratische Agitation sich in letzter Zeit i>n Vergleich zn früher in weit maßvollere» Formen bewegte, daß sich von Ausschreitungen sernhiclt, daß sie ihre letzten Ziele verbarg, m. sich mit diScntirbaren Fragen des praktischen ArbeiterwohlS zu beschäftigen ansing. Hat sonach das Socialistengesetz die räumliche Ausbreitung der Socialdemokratie bisher viellcichl nicht zu l>i»deru ver mocht. so bat e« doch die Wirkung gehabt, der Partei eine» milderen Ckarakler und in ihrem äußeren Auftreten maß vollere Formen zu verleiben, und auch darin ist rin ent schiedener Gewinn zu erblicken. Was lvdan» aber die angeblich gänzlich verfehlte Wirkung der socialpolitischen Reformaes.tz- gebuna betrifft, so möchten »vir i» dieser Hinsicht dock sibr vor allzu vorschnellen Urtbeilen warnen. E-s ist eine Tbat- sacke, die kein unbefangener Beobachter leugnen kann, daß n den Arbeilerkreisen, auch den von der Sorialdeniokratie be herrschten, die Anerkennung der humanen arbeltersrenndlicheu Bestrebungen und Leistungen der neuesten Resormgeietzgebung in sieter Zunahme begriffen ist; eS ist in der Wabldewegung von soclaltenivkratischcr Seite ost genug angedeutel worden, daß man die Wobllhalen dieser Gesetzgebung uud ihre meiiickcn- sreundlichen Ziele begreife und würdige; eS ist den socialdcmo- kratischcn Flugblättern der deulschsreisinntgen Partei der schwerste Vorwurf darau» gemacht worden, daß sie den socialpoulischen Gesetzen widersprochen hat; eS ist ost genug angedeutel worden, daß die wahre» Arbeikerinteressen bei einein aus dem Boden der kaiserlichen Botschaft stehenden Resorinsreunb noch immer bester gewahrt seien als bei einem deutscbfrcisinnigcn Mancbcster- maii», und wir wollen abivartc»», wie sich in de» Stichwahlen die Socialdemokraten diesen beiden Richtungen gegenüber ver halten »verden. Es bat sich sogar an verschiedenen Orten innerhalb der bisher socialdemokratisch beherrschten Arbeiterschaft eine Bewegung erhoben, die aus eine vertrauensvolle und freudige Unterstützung der socialen Politik der Regierung binauSgeht. Und diesen Erscheinungen gegenüber wagt man schon )etzt, nachdem die neuen socialpolitischen Gesetze noch kaum in Kraft getreten sind, den Vorwurf zu erheben, daß sic gänzlich verfehlt seien. Mit einem Schlag, in ein paar Wochen oder Monaten kann diese Gesetzgebung ihre wohl- Ibätige Wirkung freilich nicht äußern. Man lasse ihr Zeit, sich praktisch zu bewähren und weiter auszubilden, und r» ist un» nickt zweifelhaft, daß sie die Arbeiterschaft doch nach haltig versöhnen und beruhigen wird." * Dem Reichskanzler ist folgende» Telegramm zuge gangen: HaderSleben, 29. Oktober »684. Wahlresultat der n-rdllchstcu deutschen Stadt, HaderSlebeu: 6S8 8e,eiche, 34k dänisch« Ttimmra. Wäger, Stadtverordneter. ' Die sieben Lvtheilnngen, in welche der preußische S>atSralh sich gliedert, sind genau den Geschäftszweigen der verschiedenen Ministerien nachgebildet. Die meisten Mit glieder gehören nur einer der sieben Abtheilungen an. In keiner, etwa diejenige silr auswärtige Angelegenheiten und Heerwesen abgerechnet, herrscht eine bestimmte politische Richtung vor. Drei Ablheilungen gehören nur die beiden Nalio»alliberalen, v. Bennigsen und I»r. Miquöl, an, dieser den Ablheilungen der Finanzen, sür Handel und sür Ver waltung. jener den Ablheilungen sür Justiz, für Handel und sür Verwaltung. In zwei Ablheilungen sitzen: I>r. v. Boja- »owSki, der »och immer leidende Dircetor im Auswärtigen Amt, l'r Gneist. Frhr. v. Miiinigerode, O. Kögel (für Justiz und sür EultuS und Unterricht), 1>r.Mcver(Götlinge»), Or. WebSky, GralArnim.BoitzcnburgunkB>scho>Krementz. WiedicPerband- liingen nicht öffentliche sind, so sollen auch die Schriftstücke geheim gebalten werden. Mitglieder der einen Ablheilung können in die anderen kclegirt werde». In gut insormirten Berliner Kreisen ist man überzeugt, daß der SlaatSrath eine sehr viel wichtigere Nolle zu '^.clen berufen sein werde, als vielfach, besonder» von l.nksliberalcr Seite, angenommen wurde. * lieber die Fried rickSrub er Unterredung de-Fürsten Bismarck niit Hamburger Kaufte Uten über W.stasrika bat am vorigen Sonntag Herr Wörmann in einer Wablcr- vcrsainmlung MiUheilnngcn gemacht, die gerade jetzt, wo die Dampsersnbvention wieder aus der Tagesordnung siebt, von besonderem Interesse sind. Herrn Wörmann war von gegne rischer Seile der Vorwurf gemacht, er sei nach Friekrichsruh gegangen, um sich dort eine Subvention sür seine west- afrikanische Tampserlinie zu erbitten. Diesen Vorwurf wie» »un Herr Wörmann zurück, indem er Folgendes über seinen Besuch in FricdrichSnih erzählte: „Der Fürst Bismarck hat »»ich zu sich berufen, weil er Aus- kunsl haben wollte über gewisse afrikanische V-rliöiiniise. lim diele gewünschle Auskunsl zu erliirilen, bm ich noch Fin.iiihsiuh gegangen, nicht aber, um eine Veilulse zu erbitten. Bn dieier Gelegen beit kam allerdings auch die Dainv'eriubvennon >nr Bc- fprechung und ich erlaubte mir daraus lnnzuiveifen, daß emr T nivür. Iinie »och dem lroviickien Westasrcka icl iver zu nrrbmden sei mit einer Linie nach Angra Peguena nnd nach dem llnp, da kn Leute in Angra Peqnena und am llop wenig Bvritn'I von en, r Berbindung haben würden, welche die Orte der iropii.be» Kaste WeslafrikaS in langsamer Fahrt anliese. Als der Fürs! nn:l> esr-al. welche Linie ich sur Veslafrika sür paffend ln,I:e. > nimvilele ich. einstweilen noch keine subveiilionirle Linie. ('lltleiiiger, leb> aitc! Bestall.) Meine Kollegen, die mit i» teuer Unierredniig cn>n waren, hoben mir in dieser Hinsicht völlig brigest mnil. Fa c» heutigen Heilungen, meine Herren. leie» Sie von einem inod f, crten Plane mr die Danivseriubventio». von einer Li le »ach ,,opi. scheu Westasrika ist aber »ichl darin die R,c>e Als man nneti iragle, wie cs komme, das» ein Brief von jene» Gegenden so erl rbtz b anger als nöthig »lnterwegs sci, erwiderte ich, ,o>»» inan verlang,, d H Briese a» bestimmte» Orlen nnd zu bestimmten ,'jenen abgrliistrt würden, so werde aus einen geüußcrlei» derurligcn Wunsch M ine Firma schon eine Offerte machen." * Mg» schreibt der .Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" au» Braunsckweiq: Scho» am Sonntag begannen Mittheilnnaei» über daS Testa ment des Herzogs in das Publicum zu dringen. Heute bin ich im Stande, J' ii n Folgendes darüber z» schreiben, und ich babe Grund, nieine Nachrichten, so seltsam sie klingen sür genau zu Hallen. Das ganze Tcstamrnt stedt, von der Hand Sr. Hobrst sei'st ge- schrieben und ohne irgend welche gerichtliche Beglaubigung, offenbar aiich ohne Rkchlsbeistand verlaßt, aus einem grwöhrilichen Ociav- briesboqen, Ter Wortlaut des Lchriststncks ist ungefähr folgender: Ich, W lhelin, Herzog von Braunicbweig »c„ vermache Sr. königl, Hoheit dem Herzoge von Cumberland meine Schlösser im Hcrzogthum Braunschwrig und zu Hietzing, sowie mein gesammles Baarvermögen; 2) Sr. Majestät dem König Albert von Sachsen meine Allodialqüter in Schlesien; 3) der Frau v. Hodenberg 50,000 Tdaler, dem Sobnc — hier ist die erst, Seite des Briefbogens zu Sude, die zwei!« Seile ist leer, dann ged» es aus der dritten Seite weit-r —; 4) dem zkaiumcrvräsideiitcn v. Hantelman» 20,000 Tdlr., 5) den beiden Kammerdieneni, Hanke und Boiturcl; jedem 10,000 Thlr.
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