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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.11.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-11-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188411016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18841101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18841101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-11
- Tag1884-11-01
- Monat1884-11
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.11.1884
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hetnt täglich ich «V.jchr- li>» und Lrvtdttchu Jo-«nmr«-asse 33. chkmkdkK -er Ke-artion Vormittaß« 10—12 Uhr. «achmittt-S 0—3 Uhr. R»L»»d, «»»ulcrwt« «» Rk»«cü«» »ich« »nvwdUch, twngcr »»«er 0«r für »ir uSchftsnlseo», »eftt«mte« Snkerate a« ta,e« »«« K Utzr Nachmitta»«. anT««»- »«» Aeft1a,en früh bis'/,» Utzr. 2» to FiNalen fiir Zns.-Ilnnahme: vtt« Me««» Uutverfitäisstraße 21, L»«i» Äsche, Katharincnstrabc 18, p. «r »t» '/,» Utzr. Anzeiger. Lrgan für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. ^ 3VK. Sonnabend dm 1. November 1884. Auflage L8,tttt« Tlionnrmriitsprrig vierteil- 4'/, Mk. incl. Brinaersoyn 5 Mk., durch die Post L.-.oge» 8 Mk. Jede rinjelne Nummer 20 Ps. Bclegexeuiklar Ul Li. Gebühren jür Erlrabeilagea (in Tage'.'latt - Hunnal phlie i-oüb-iördcrung nn Mk. Mtt Poslbesvrbernn; 48 Mk. Inserate 6 gespaltene Pctitzeile 20 Pf. Größere Dchrisien laul unterem PreiS- uer;e:chniß. labellarischer u. Ziss.-rnsatz nach HSderm Tarif. Nttlamrn unter nein Uedaciionsgrich die Spaüz.-ilc 50 Ps. Jnlerate sind sseis an die (ippctzitt«« zu senden. — Rat-all mir» -- :,i gegeben. Zahlung pnleuniuur.ru io o.-er Lurch Post- nacy'.myme. 78. Jahrgang. Irr sefillMN Veachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den 2. November Bormittags nur bis 1.S Uhr geöffnet. Lxpeältlon äss I,eisi/l?6r ^a^ebiattes. Amtlicher Theil. Beiianntmich««-, tzte Rüffzahluug der städtische» N»let-e vo« Jahre 18«8 betreffend. tdlter Bezugnahme aus unsere, die 4 V,"/» städtisch« An leihe vom Jahre 1869 betreffende Bekanntmachung dom 11. März 1869 (vgl. Nr. 73 deS Leipziger Tageblatt-« und Rr. 62 der Leipziger Zeitung vom Jahre 1869) kündigen wir hiermit unter Zustimmung der Stadtverordneten und mit Genehmigung der Königlichen Ministerien de« Innern und der Finanzen den noch nicht getilgten Betrag dieser Anleihe für de« SL« Deceurber 1884. Die Rückzahlung erfolgt nach dem Nennwert!» der Schuld« scheine gegen Rückgabe der letzteren, der dazu gehörigen ZinS- leisten und der noch nicht fälligen Zin-scheme der unserer Stadtcasse (RathhauS, I. Etage, Nr. S). Bon demselben Tage ab sinket eine weitere Berzinsung de« HauptstammeS nicht mehr statt. Gleichzeitig stellen wir denjenigen Inhabern von Schuld scheinen der vorstehend gekündigten Anleihe vom Jahre 1868, welche dieselben gegen Schuldscheine der neuen städtischen 4'/» Anleihe von 15 Millionen Mark (vgl. Bekanntmachung vom 15. Mai 1584, Leipziger Zeitung Nr. 116 und Leipziger Nachrichten Nr. 138) umzutanschcn wünschen, den entsprechen» den Betrag in AppointS der letztere» bis zu de« 81. De- ce«ber h. I. ul pun zur Verfügung. Der Umtausch wird ebenfalls bei unserer Stadtcasse be wirkt und kann bereits früher, und zwar vom 1. September d. I. an erfolgen. In diesem Falle haben die Inhaber der nmzutaus,-enden 1868er Anleihescheine den am 31 Decemker d. I. fälligen Zinscoupon ihrer Scheine ziirückziibehalten. dagegen die ein getauschten Scheine der 4°/» Anleihe von 1844 sämmt ZinS- leisten und Zinösibcincn. abzüglich deS ebenfalls am 3l. De- cember d. Fi fälligen Coupons in Empfang zu nehmen. Leipzig, den 14. Juni l884. Der Rath der Stadt Lei«ig. l>r. Georgi. Hentschel Mnlliltinliäillllg,- „die -trchcnvorftandSwnhl in der Matthäikirche" betreffend. Nach der Bekanntmachung deS Kirchcnvorskandes der Matlyäi- kirche vom I., 12. und 13. Octob r s. er. scheiden aus dem Kirchea- vorstande aus: die Herren Kaufmann und Consul Wilhelm Lotzel» Kauf mann Hermann Fritzsche, NcgierungSrath vr. für. vtto ttzrniiler, Stadtralh und Hausmann Moritz Potzlentz. Klemvaermeister E. Adolf Niidottzh, Sckloflermeister InlinS Lchwartze. Stadtrath und Maurermeister Friedrich Ullrich. Die Wiederwahl der aoSscheidendea Herren ist gesetzlich »ulisfia. Di- Wahl selbst soll Montag, den L. November ». er., vo» Morgen» 10 bis Rachintttag« 5 Utzr staltfinden 1) Ttimmberechtigt siud Diejenigen, deren Namen »ach ge schehener iä'risilicher oder mündlicher Anmeldung und nach patt- gehabter Prüfung in die Wählerliste eingetragen sind. 2) Die Wahl ist durch schriftliche, aber persSnlich« Ab- stimmung zu bewirken. 3) Jeder Wahlzettel hat 7 Namen von mindesten« 30 Jahre alten G.inenideglicdern zu enthalten, deren Tauf- und Familien name, Stand und Berus genau zu bezeichnen ist. Wir fordern hiermit alle stminiberechtigten Glieder der Mat- thäikirchenvarochie aus, sich an der statifiadenden Wahl am Montag, den 8. November » er., eisrigst zu betheiligen und ihre Wahl auf „Männer von guten, Rufe, bewährtem christlichen Sinne, kirchlicher Einsicht und Erfahrung" zu richten. Leipzig, am 1. November 1884. Der Wahlausschntz der Matttziiittrche. v. tkeol Evers. Erledigt hat sich unsere Bekanntmachung vom 18. dsS. Mt«., betr. den Berlust de« Dienstbuche« der Jda Marie Perttzel au« Pausa, durch Auf findung desselben. Leipzig, am 29. Oktober 1884. Las Polizeiamt «er Stadt Leitzzt,. Bretlchneider. W. Aufgebot. Der Enregistrements-Vcrifikawr Karl Zritler zu Saargemünd hat daS Ausgevot deS Rcichobankailiheiisscheiiies Nr. 38861, laut dessen dieser Reichsbankanihcil sür den Büreau-Assistent Karl Zeltler in Slraßdurg i/E. in die Stammbücher der Reichsbai k eingetragen ist. beantragt. Der Inhaber der Urkunde wird aus- geiordert, späiestens in dem aus den lL. Mai 1885. Mittags 12 Uhr aor dem Unterzeichneten Gerichte. Jüdcniirnßc 58, eine Treppe, Zimmer 21 anberaumten Ausgebotstcrinine seine Rechte anziimeldcn und die Urkunde vorzulegen, widrigenfalls die KraslloSerklärung der Urkunde erfolgen wird. Berlin, den 5. Avril 1884. Königliches Amtsgericht I. Steckbrief. Gegen de« unten beschriebene» Postqebilien Khristovh Otto Lurnzler au« Gerbitetzt, zuletzt in Loebejün, welcher flüchtig >s>, ist die Untersuchung«hasr wegen Unterschlagung und Urkundensäl- Ichunq verhängt. ES wird ersucht, denselben zu verhaften »nd in das Gerichts- Gesängnitz zu Halle o. S. abznliefern. (I. 3018744.) Halle a. S., den 30. Octot-er >884 Königliche r»aatSanmaltschaft. Beschreibung. Aster: 20 Iaiire; Gösse: mittelgrest: Statur: schlank: Haare: blond, hochgekämmt: Augenbraue»: hell; Auge»: blaa: Gesichi«farbe: gesund, aber etwas bläh Kleidung: Dienst- uniform, doch spricht die Bcrmuthuug dafür, daß er dieselbe mit Lwilkleidung vertauscht haben wird. Besondere Kennzeichen; fester und sicherer Gang und trägt mit Borliebe ein Pinceoez. Nichtamtlicher Theil. vor den Stichwahlen. * Man schreibt un« au« Berlin: Im großen Ganzen läßt sich heute schon ersehen, daß die „Fusion" der Fortschrittler und Scccssioiiislcn, daß die „Deutsch- freisinnige" Partei bei den Wahlen vom 28. Ockober schmäh lich FiaSco gemacht hat, und daß sie dosier — da» wir!' sogar wunderbarcrweile bereits von der Ccnlralleitung ein- acslanden — bedeutend schwächer als das vorige Mal im Reich«tage vertreten sein wird. Ebenso ist e« sicher, daß die Nationalliberalen unb die Conservativen eine beträchtliche Zahl Sitze gewonnen haben werden; gleichwohl ist eS un möglich, heute schon ein abschließende- Nrthcil über die Zu sammensetzung de» künftigen Reichstag- zu geben. Dazu ist eben erforderlich die Berücksichtigung der zahlreichen uns noch bevorstehenden Stichwablcn. In nicht wenigen Wahlkreisen ist der Ausfall der Stich wahlen von dem Verhalten der Ultramonlanen abhängig. Und da- ist unberechenbar: zudem darf nickt übersehen werden, daß bereits da- vorige Mal trotz aller Vertuschung-Versuche eine gewisse Uneinigkeit der CenlrumSwäblcr zu Tage getreten ist, und daß wir wohl auch diesmal die Erfahrung macken werden, daß die DiSciplin bei den Ultramontanen gegen früher etwa« gelockert ist und diese sich nickt durchweg als gehorsam dem Berliner Ccntralburcau gegenüber erweisen werden. Andererseits ist eS leider auch wahr, daß an manchen Orten, wie beispielsweise in Berlin in drei Wahtkrisen, die Socialdemokraten bei der Entscheidung bedeutend ins Gewicht fallen. Denn eS zeugt von ungewöhnlicher Ber- blcndung oder absichtlicher Selbsttäuschung, wenn die Fortschrittler der Meinung Ausdruck geben, daß, sie vielfach nur in Folge der Lässigkeit ihrer Parteigenossen nicht beim ersten Anlauf gesiegt haben. ES ist wirklich in der fortschrittlichen Agitalion bis zum letzten Augenblick HaS Menschenmögliche geleistet worden. Aber vielfach ist die Agitation der Fortschrittler den Socialdemo- kraten zu Gute gekommen, wie denn in der Derbheit der Sprache und der Heftigkeit der Bekämpfung der Regie» rung-ttiaßnahmen die Fortschrittler hinter dm Socialdemo kraten keineswegs Zurückbleiben. , Wir wissen, daß ein großer Theil der Fortschrjtttel».«.' verbesserlich ist. daß viele von ihnen schlechthin unzngä^Hz. sind jeder besseren Ucberzeugung. Aber wir fürchte» cai'8>h, von Allen. Sollte nicht einigen von ihnen nach den letzten Wahle» klar geworden sein, da sie mehr und mehr den Boden nn Volke verlieren, daß die Wabrsicit sich mebr und mehr Bahn bricht, der RadicaliSmuS sei die größte Gefahr für den Staat und da- aufstrebende Reich? Wir meinen, sic müssen auch zur Erkenniniß gelangen, daß sie der Social- demckratie mit ihrer Bcrharruugspolitik immer mehr die Wege ebnen, und die furchtbare Gefahr der socialdcmokratischen Umsiurzbcstrcbungcn gegenüber Ordnung und Gesetz muß doch schließlich auch dem enragirkesten Fortschrittler zum Be wußtsein gekommen sein. Es handelt sich um nicht mehr oder weniger, als um die Eriüenz von Staat und Gesellschaft, »nd es ist alS ei» Glück aüztischLii, daß die große Masse der Wähler sich darüber klar ist und vom Fortschritt abwcndet. Die Negierung will keine Ncaction. Aber die Fortschrittler sollten doch cinsehen. daß sie selbst und nur sie allein die Regierung zum Rückschritt treiben, ja zur Reaction zwingen, wenn sich für den ruhigen Weg der Mittelpartcien keine Möglichkeit bietet. Wenn der Fortschritt in seinen radikalen Forderungen verbleibt und so mit den Socialdemckraten gehl, muß er wie diese und mit diesen bekämpft werden. Wie gesagt, wir hoffen noch immer, daß die Einsicht auch bei den Fortschrittlern die Oberband gewinne. Besonders die Secefsionisten dürsten eiuschen, daß die Verbrüde rung mrt dem Fortschritt ein schwerer Fehler gewesen ist. Gar mancher von ikmcn beugt sich schweren Herzen« unter da« Joch deS Partcityranncn Eugen Richter, und nicht wenige sind von der absoluten Nothwcndigkeit des SocialistengcsetzeS ebenso durchdrungen, wie die gemäßigt liberalen und conservativen Parteien. Positive, bestimmte, klar vorgezeichnete Aufgaben stehen dem Reichstage bevor, Arbeiten, an denen die ganze Nation da- wärmste Interesse hat, deren Fortgang sie mit ihrem Herzen verfolgt. Sollten denn die „Freisinnigen", um nur Eines anzusühren, de» Zwiespalt, in dein sie sich in der Beurtheilung der DampscrsubventicnSvorlage mit der ganzen deutschen Nation befinden, nicht wahrgenommen, sollten sie daran- keine Lehre ziehen können, sollten sie nickt zu erkennen vermögen, welchen schlimmen politischen Fehler sie sich haben zu Schulden kommen lassen? Die große Kranksicit, an der unsere Zustände leiden, ist die furchtbare Zerklüftung in Parteien. Nickt, ob irgend ein Gesetz, ein Vorschlag, der von der Negierung au-geht, an sich gut ist, dem Lande und Volke zum Segen gereicht, wird zunächst gefragt, sondern wie verhält sich die Vorlage zu dem „Programm" der Partei. Mag da- Gemeinwesen verfalle», mag der Staat in Stücke geben, wenn nur die Partei bleibt, wenn nur deren Idealen nichts vergeben iit.wcn» nur vie Esire deS „Führer-" gerettet ist, wenn »nr die ParteidiSeiplin fick wohl bewäsirt hat. Und waS sehen wir? Am herrlichsten „diSciplinirt" sink die Parteien, welche am wenigsten als dentschnationale anzuerkenncn sind, die strainmcste Unterordnung unter die „Parole" der Führer finden wir bei den internationalen Socialdemokratou und bei den Ullra- »icntancn; jene» wie ksts-il steht nicht da- Reich »nd kesse» Wohlfahrt in erster Linie, diese wie jene einvsangen ihre Bcsible von jenseit der Berge oder von jenscit der M^i-fi Daser lo bcklageiiSwerlbcn Parlcidiscipti», welche die Ebro der Partei über das Wohl deS Vaterlandes setzt, er'reuen sich dcmnää >> in möglichster Vollkoniinenbeit die Fortschrittler oder „nreinnnigen". Sic müsse» aushörcn zn denken, z» er» a en, zu berücksichtigen, wo Er, wo Engen Richter besoblcii hak. Und daS ist iiii'cr Unglück. Soll ei anders werde», so muß sich eine Reihe der Männer, welche — sicher nur widerwcklig — unter dieser Turannei iciisze,,. von dem Jockw frei mache». N.ck't snr den Name», für die Sache allein ist ;u kämpfen Dann wird sich lcick't unk schließlich von selbst die naturgemäße Annäherung iiuler Denen vollsieben, welche n ch!S weiter 'ein wolle» als gute Biiea-r. wotck.- nick'!- woiter aiistr.heu als das Gedeihen unk d e V-olckiabrt lco Vaterlandes. Wir sieben vor de» Stichwablen, und die Liebe zm» ge meinsamen Vaterland? führt unS die Feder. Ve-gesien imr soviel als möglich den Partcihader, sehen wir aus drn gemein samen Feind und stellen wir unS jetzt wenigstens geschlossen und vereint den Sccialdemokraten und Ultramontanen ent gegen. DaS Vorhalten der Wähler wird günstig einwirkcn auf die Gewälilton, und die Mandatare deS Volkes werden in den gesetzgebenden Körper einziehen, nicht mit Haß gegen einander erfüllt, nicht alö gehorsame Puppen in der Hand eines Parteiführer-, sondern als Männer, welche erfüllt sind von dem ernstlichen Streben, die Regierung bei tr» schweren Ausgaben, welche in Aussicht genommen sind, zn unterstütze», welche eS sich angelegen sein lassen, mit ganzer Kraft da? Wobl der ganzen Nation zu fördern, ohne darnach zu frage», ob daS richtiger liberal oder conservativ genannt werken muß. Leipzig, 1. November 1884. * Tie „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt: „In „dcutschsreinnnigen" Kreisen wird eS al» rme besonders bemcrkenSwerlhe Thatsacke bezeichnet, daß der Reichskanzler und sei» Sohn sich an der letzten Reichs tag« wähl bclhciligt haben. AlS am Dienstag Abend Herr HermcS vor einer Versammlung der „deutschsreisinnigen" Wähler den Sieg Herrn Ludwig Löwe'S proclamirte, hat er, wie die fortschrittliche Presse berichtet, ausdrücklich hervor- gedobcii. „selbst der Reichskanzler habe mit seinem Sohne von seinem Wahlrecht Gebrauch gemacht". Wir können nichts Außergewöhnliches in dieser Mittheilunq finden. Fürst BiSmarck ist, so oft er an Wahltagen in Berlin anwesend war, ohne Rücksicht auf die Last seiner Geschäfte an der Wahlurne erschienen, um seinen staatsbürgerlichen Pflichten gerecht zu werken, und ein Gleiche« gilt von seinem Sohn. Es wäre nur zu wünschen, daß seiten- aller reich-treuen Wähler dirscm Beispiel Folge geleistet würde." * Die „Nationalliberale Corrcspondenz" schreibt zur Parteilage: Die „Frankfurter Zeitung" hat es sich oenrrdiags zur Ausgabe gemacht, den Nati onallibrrali«mo« zu einer a nti- semitischen Partei zu flemveln. Sie glaubt, an« dem Wahl kampfe Beweise für ihre Behauptung bcibringcn zu können. Die Thatsnchc» indcß, welche sie ansührt — eia paar Preßstimmcn aus einigen hessischen Wahlkreisen — kommen lediglich daraus hinaus, daß an den b trrffeaden Orte» die Juden so zu sagen in corpore der nationallibcralen Landidatur sich extgegengestellt haben; von t un Nachweis« eine« antisemitischen Boraohens der RatiouaUtberale» vermissen wir jede Spur. Auch daß r»i in Brachial erschemei-.deS Blättchen Herrn Svnnemann mit eineuckArlikel „Drr Löb kommt" begrüßt hat, wird außerdalb der Redacllou der ,.Frankfurter Zei tung" schwerlich al» durchschlagender Beweis bewachtet werden, „daß der NationalliberaUSinuS der Slöckerci und Rupvclei mir Erfolg obliegt". Und wenn die „Frankfurter Zeitung" fragt: „Ist e« nicht wahr, daß Herr Kiefer üch der Secession nicht angeschlosscn hat. weil zu viel Inden dabei waren?" — so kann man ihr gelassen daraus erwidern, daß dies allerdings nicht wahr ist. Herr Kiefer hat sich der Secession nicht augelchlossen, weil er sic für einen großen Fehler hielt; mit den Juden, welch« an der Secession bc- iheiligt waren, hat derselbe jederzeit aus dem besten Fuße gestanden. Da das Blatt des Herrn Sonnemann Andere- zur Erörterung seiner Debauvtunq nicht bcibrinaen kann, so liegt klar genug aus der Hand, d?.ß eS ihm lediglich aus ein Franksurter Wahlmanövcr an- gekommen ist. Von uns würde es abgeschmackt sein, wollten wir erst ausdrücklich versichern, daß die nationalliberale Partei eine Be- emträchliguug der Gleichberechtigung der Juden niemals gewollt hat und niemals wollen kann. Umsomehr aber müssen wir aus die im gegenwärtigen Wahlkampfe an den verschiedensten Stellen hervor- getretene Erscheinung ausmerlsam machen, daß die Juden in demon strativer Weise gegen den Nationalltberalismus Partei ergriffen, daß sie in bisher ganz nationalliberalen Wahlkreisen radicale Gegencandidaluren geradezu künstlich geschaffen und mit einer ebenso energischen wie wenig seriipulöscn Agitation znm Siege zu bringen gesucht haben. Nus diese Weise ist in Gegenden, in denen der tiistorisch überkommene Gegensatz zwischen den Juden und der übrigen Bevölkerung mehr und mehr verwischt war, geradezu ge- walisam die „Judcnfrage" hineingetragen worden. Ob die« von den Juden sehr weise gehandelt war, darüber werden dieselben noch oft genug Veranlassung haben, ein wenig nachzudenken. (In Sachsen sind derartige Erscheinungen erfreulicher weise nicht hervorgetreten. Die Redaction de» „Leipziger Tageblattes".) * Wie der Aufenthalt, welchen Anfang» September daö Panzergeichwader bei der Umschifsung von Jütland erfuhr, die militairischcn Bortheilc einer kurzen Schifffahrtslinie zwischen Kiel und Wilhelmshaven ins richtige Llcht stellt, so illiistrireii die Unfälle des „Gneisenau" und der „Undine" die Bedeutung deS Nord-OstscecanalS für die Sicherheit deS Verkehrs zwischen den beiden RelckSkricgShäsen. Nachdem inzwischen Herr Dahlsiröm gegen die Zusicherung eine? Kauf preises von 30,000 .4 für den Fall der Erbauung de« Canals sich damit einverstanden erklärt hatte, daß die von ihm vor gelegten generellen Vorarbeiten zur Unterlage für eine ent sprechende Ereditsorvcrung gemacht werden und damit daS allein noch fehlende Material sür die Begründung der letz teren nunmehr beschafft ist, darf der baldigen Vorlegung deS Planes an die gesetzgebenden Körperschaften de» Reich« ent gegen gesehen werden. * Sicherem Vernehmen nach wird jetzt von der kaiser lichen Admiralität der Bau eine« größeren TranS- portdampjerS zur Ablösung von Mannschaften und Er gänzung vo» Munition und Utensilien auf im AuSlandc siationirlen Schüfen der Marine beantragt. So lange die ostasialjsche Station die einzige war. auf welche Teulsche Kri'egSschisse geschickt wurden, stellte sich die Beförderung deS AbiöstingscoiumandoS auf Privakdampscrn bedeutend billiger; »achtem jedoch ebenfalls eine Flotlcnsiation in der Südscc geschaffen ist und die Westküste von Afrika nunmehr auch dauernd eine Station bilden wird, ist der Bau eines eigenen TranSporldampferS sür diese Zwecke vom ökonomischen Stand pnncte ans durchaus geboten. * Nur noch wenige Tage, und die westasrikaniscbe Eouscrenz wird ihre Beratbungen eröffnen. Tie fremden Di'.'lrmaten. welche anßer den Hierselbst beclaul igten ständigen Vertretern ihrer rrsp. Regierungen zur Tbcilnahmc an dem Eonserknzwerte berufen worden sind, haben ihre Rcise- dispositionen der Art geordnet, um in den ersten Tagen des »ä.vsten MonatS in Berlin einzulrcssen. T iS ArdeilSseld L:r Eonserenz ist nur in seinen allgemeinsten Umrincn abgegrenzt, aber immerhin ein so reickchaltigeS. um, auch wenn die Verhandlungen den denkbar glattesten Verlaus i-ehmen, den Tbeilnehinern am BeratlmngSwork genug zu s'.'a'se» zu machen. Wenn England in Aniebung de" Eonserenzprcjcclcs zuerst eine geirisse Zurückhaltung beobachtete, io ist an Stelle derselben doch gar bald ein desto größere- E.'iiprcss'-ment getreten, und hat in den letz'cn T - en daS Londoner Foreign Office eine Geschäftigkeit entwickelt, welche von den dortigen Zeitungen vornehmlich aus da« Evulo der westasrikanischen Couscrenz gesetzt wird. Jodensalls scl eint die bevorstehende diplomatische Actio» den überseeischen Be strebungen deS englischen Eabinets eine» neue» »nd mächliacn Jinpniö verliehen zu habe». ES werden Absichten Englanoo aus VaS Küstengebiet deS Rotben Meeres und m Betreff Süd afrikas bekannt, welche wahrnchmcn lasse», daß es i» jene:- Gegenden seine Suprematie so schleunig als möglich vor eventuellen späteren völkerrech'tticke'i Ansechlnng n sicher stellen will. Man könnte darnach fast vermutben. daß die englische Politik sich von der Berliner Eonserenz nicht cm so weit gehendes Eiztgrzzenkommen verspricht, alS ihre Wünsche sich erstrecken — eine Vermulhung, die zu dem bekaniilgegebenen Conscrcnzprogramm allerdings nur in losem Zusammen hang steht. » . » * Die beiden einflußreichsten Staatsmänner der öster reichisch-ungarischen Monarchie sind TiSza und Kainoky; und zwischen beiden sollen i» Folge der Ansprache deS Kaiser- an die Delegationen, sllr welche Kalnokh die Verantwortlichkeit trägt, Differenzen bestehe»? Nein, daS geht nicht, das ist inopportun. Schleunigst erhält der „Pester Lloyd" den Auftrag, den Beweis zu liefern, daß keine Diffe renzen bestehen, daß zwischen der Ansprache deS Kaisers einerseits uns der ungarischen Thronrede, den zu derselben gegebenen Erklärungen TiSza'S und dem Satze der ungarischen Adresse, der von der äußeren Palitik handelt, andererseits nicht der geringste Unterschied besteht. DaS wird nun folgendermaßen gemacht. Ter „Lloyd" hebt folgenden Satz der Ansprache hervor: „Unsere Beziehungen zu allen europäischen Mächte» und insbesondere zu "unseren Nach barstaaten sind die sreundschaftlichsien." DaS steht auch in der ungarischen Thronrede, wie in der ungarischen Adresse, und wenn nicht wörtlich, so ist eS doch implicito darin; und wer wollte sich nicht freuen, daß „unsere Beziehungen zu den Nachbarstaaten", also zu Deutschland, Rußland, Serbien, Rumänien und Italien, freundschaftlich sind? Daß in dem folgenden PassuS der Ansprache der Kaiser die sreundschastlichste» Gefühle sür daS russische Kaiser- bauS auSdrückt, die ungarische Thronrede aber wie die Adresse Rußland mit Stillschweigen übergebt; daß TiSza von dem „Bündniß zu Zweien", der Kaiser aber „von drr vollen U''hcrei"siimmui>g dzr drei M«narck>cn spricht, da« sind ja nur scheinbare Widersprüche. Denn, §o detzueirt Lee „Lloyds TiSza wollte nichts, alS etwaige B-norgmssc wegen der Be ständigkeit deS Friedens beruhigen, der Kaiser will ja auch VaS Vertrauen zum Frieden stärken; wie können sie da sich in Widersprüche verwickeln? Mebr Schwierigkeiten macht eS dem „Lloyd", die Behauptung TiSza'S, in Skernie- wice seien keine neue» sckrisllichcn Vereinbarungen gelroffen, mit dem Satze in Einklang zu bringen, in welchem ter Kaiser, nachdem er der Erneuerung seiner herzlichen Beziehungen zum russischen Kaiserbause gedacht batte, vei'i.bert, daß die FriedenSbnrgichast basirc ans der Währung ccr Verträge. Bei diesen Verträgen kann doch Niemnnd an andere Vertrage denken, alS diejenigen, welche zwischen den drei Monarchen bestehen. Aber keck entgegnet der „Pcücr Lloyd": Jene« Document. von dem der Kaiser gesprochen bal, ist der Berliner Vertrag vom Jahre 1878. Wenn die Einmüthigkeit Oesterreichs mit Rußland nur aus diei-m Vertrage be ruht. dann müßte ja zwischen Oesterreich und England z. B. ebenso viel Einmüthigkeit herrschen, da dieses den Vertrag mituntcrzeichnct bat und den ül--rnommcncn Ver pflichtungen koch nickt in geringerem Maße »ackkommt, wie Rußland. Der „Pester Lloyd" verschließt absichtlich die Augen dagegen, daß der Kaiser Rußland ein viel größeres Vertrauen zngewendct wissen will, als den übrigen Machte», Deutsch land natürlich ausgenommen. Diese Thalsache schassen aber ossiciöse Kunststücke nickt anS der Welt. UebrigenS ist mit de» Auslastungen deS „Pest. Lloyd" die Sacke nickt abgctha»; die Opposition im ungarische» Abgeordnetenhaus- wird Herrn von TiSza zn nölbigen wissen, noch einmal ns cic Zusammen kunft in Skicrnieivice zuriickznkomincii. „Pesti Naplo" giebt schon die Richtung der künftige» Interpellation a», wenn eS behauptet, die kaiserlichen Worte bereiten allen Vcrniullmnaen, die selbst »ach den Erklärungen TiSza'« gcbcgl weiden dursten und daraus hinauSgingen, daß daS Zwei Kaiser-Blindniß intact bestehe, energisch ei» Ende. In de, Mamseslirung dieser Auffassung wird sich die ungarische Opposition kaum durch daS „Journal de St. PelerSbourg" beirren lassen. In dem aulokratisch regierten Rußland mag man der Meinung sei», daß fortan Niemand ans de» beiten Usern der Leitha übersehen dürfe, in welcher Weile der Kaiser und seine Regierung die Enlrevne von Skierniewirze und deren Ergebniß auffaßt; in dem constiluliciielle» Ungarn wird sich schon Jemand bereit sinken, anznsragen, wodurch der veranl- wortlichc Leiter der öffentliche» Angeleg-nbeNen zu einer Aus lassung bekehrt ist, die er früher nicht getbeitt hat. * Da- ungarische Abgeordnetenhaus bat sich sür die Dauer der TclegationSsession vertagt und wirs seine Be- ratlmngen erst am 22. November wieder ausmhmen. Bis dahin wird der Finanzausschuß die Vorber>>l!m»grii über daS Budget becudet und der Aue-jckuß für die Rriorm deS Ober hauses die ihm überwiesene Vorlage beraihrn haben. DaS Oberbau- wird inzwischen nach dem G>.s.tzr livurs über die Trennung der Jndep-Enrial-Würde vom Präsidium des Oberste» GoricktbofeS erledigen. * Tie englische KriegSverwaltnng siebt sich genölbigt, daS Beispiel deS englischen Ot neralposlmeisterS Fawcclt. der einer keulscbkn Firma d,c Lieferung von Post karten übergeben hat, nacbzuabmcn. ES gebt kicS anS einem Briese hervor, welchen der Direktor der Abibeilniig deS .Kr-egSmin sseriiimS für Eontraclc. Ncvean. »nkerm 27 d M. aus geschehene Anfrage an die „iiwnssriellc Union" in Liverpool gerichtet hat. DaS Schreiben coi nalirl. daß diejenigen Pulvers orten, welche neuerdings al« die besten sür den englischen Militairdicn't angenommen wurden, deutschen Ursprungs sink. Die Zusammensetzung der alleruenesten dieser Pulversortcn ist G-'heimniß. TeulNen Fabrikanten ist jedoch gestattet, mit Engländern auch sür solche- Pulver, den.» Zusammensetzung bekannt ist. in W lkbeoerb zn trete»; au« erklärlichen Gründen aber, beißt e§ i» d m Schreiben, wirk rngli'cheu Fabrikanten der Vorzim geieycsobald sic die geforderte Onalilät liefern. Die engl: -0 ->--'-i. .rivaItu g siebt im B-gnff, Austräge sür da) oben er -bitte Pulver, dessen .Z»'a»nne„setz»ng Geheimniß ist, in, Au.-landc, d. b. a'so in D^utst-t-Iand zu geben.
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